Bei Nacht: die Schatten kommen

  • Vernunft war eine böse Waffe. Diese berechnende Ratio der Prätorianer, der in der alten Zeit schon viele zum Opfer gefallen waren. Nero hatte sie benutzt, auch schon Caligula und jeder Kaiser danach. Die Prätorianer waren besessen von Macht aber gleichsam triumphierend kalt. Sie führten aus, was man ihnen auftrug aber führten auch ihre eigenen Interessen aus, um ihr Bild von Rom zu schützen. Sie schützten das, was sie für Rom hielten und verteidigten jene Staatsmacht nicht nur mit Blut, sondern auch mit Verstand und Furcht. Durch diesen Terror waren sie verdorben und unersetzlich. Jeder Kaiser brauchte sie, denn sie waren die tapferen Henker und Handlanger einer alten Idee. Sie scherten sich nicht um Anstand, um ständische Geschehen oder Geschichte, sondern taten das, was notwendig war. Nur der Zweck schien ihre Mittel zu begrenzen. Leider war ihr Ansehen dadurch beschmutzt, denn jeder wusste, was sie tun konnten und auch würden, wenn der Kaiser es befahl oder sie es für notwendig erachteten. Der Dienst forderte seinen persönlichen Tribut von allen Prätorianern. Sold konnte nicht jede Wunde heilen. So auch in dieser Nacht. Die Prätorianer waren zur Erkenntnis gekommen, dass ein Mann sich am Umstand des Aufstandes bereicherte. Er zog Gewinne aus zerstörten Grundstücken, bereicherte sich an leidenden Familien und entzog dem Markt Gelder. Ein Mann, der wie viele Gewinnler am Leid profitierte. Doch dieser Mann war nicht bereit zurückzustecken, für einen Moment auf seine Gier zu verzichten und dem Kaiser zu geben, was dem Kaiser war. Ein instabiler Markt, verarmte Bürger in großem Umfang und wenige Reiche, die sich die zerstörten Grundstücke unter den Nagel rissen, konnten einen erneuten Aufstand beschwören. Es galt dies zu verhindern. Verus persönlich wollte diesen Bürger beseitigt sehen, da dieser Mann nicht nur durch deutlich unmoralische Geschäfte aufgefallen war, sondern auch weil er den Prätorianern entsprechende Anteile verweigerte. Er ließ sich nicht begrenzen, forderte mehr ein und ertrank in seinem Gold. Die Berichte sprachen eine deutliche Sprache, dass dieser Mann einen neuen Aufstand billigend inkaufnahm. So ritten die handverlesenen Speculatores aus. Ihre brennenden Öllichter an den kurzen Stangen wiesen ihnen einen Weg.


    Bereits im Vorfeld waren sie nach Ostia gekommen, hatten diesen Einsatz geplant und waren bereit das Problem mit diesem Bürger endgültig zu lösen. Das Landgut des paranoiden Bürgers lag außerhalb der Stadt. Dennoch gut erreichbar. Der Mann bezahlte Schläger, die ihn schützten, darunter auch einige Veteranen. Doch Verus kannte die alten Tricks. Sie waren längst bestochen und öffneten das beschlagene Tor der Anlage und ließen die Prätorianer, die keine Rüstungen trugen, ein. Man löschte die Fackeln, während man sich dem großen Haus näherte. Die Schläger und Veteranen hatten sich bereits zurückgezogen, da sie an dem weiteren Geschehen nicht beteiligt sein wollten.


    Statuen, gepflegte Parklandschaften zeigten sich und ebenso viel Marmor. Der Mann war überaus reich. Verus kümmerte dies nicht. Der Auftrag war klar. Man öffnete leise das Hauptportal, um in die Villa einzudringen. Schnell fand man die große Treppe, welche nur sperrlich beleuchtet war.


    Mit Mühe konnte man sich herauftasten, bis man im zweiten Stock war. Die Prätorianer erreichten das Schlafgemacht, wo der Hausherr mit seiner Geliebten nächtigte. Seine Frau war ohnehin in Rom verblieben, mitsamt der Familie. Dies war das geheime Liebesnest des schmarotzigen Römers. "Publius Ofillius Crepereianus Classicus," sagte Verus bewusst laut aber nicht zu laut und ließ seine Männer weiträumig den Saal absperren. Zwei Männer bezogen Position an der Tür. Der beleibte Römer riss erschreckt die Augen auf, mit ihm auch seine Geliebte, welche bildschön war. Die Frau wollte kreischen, doch ein Soldat schnitt er mit einem geübten Schnitt die Kehle durch, so dass Blut in die Seidentücher des Bettes lief. Sie konnte nicht mehr schreien, sondern nur noch gurgeln, bis sie schließlich mit aufgerissenen Augen ihr Leben aushauchte. Ofilius war vor Angst erstarrt. Verus nickte dem Mann, der die Frau zum Schweigen gebracht hatte, kalt dankend zu. Nicht immer musste man Befehle klar aussprechen.


    Diese Einheit wusste, was sie tat und hatte dies auch schon öfter getan. Rom war nicht groß geworden, weil es nett oder rücksichtsvoll war. "Ofilius, mit Schrecken mussten wir erfahren, dass du deine Geliebte im Schlaf ermordet hast, um schließlich in Schmach und Schande im Opiumrausch vom Balkon in den Tod zu stürzen," erklärte Verus nüchtern und blickte ohne Emotionen in das Gesicht des Goldbarons. "Ich...Ich," versuchte er Worte zu finden, bis er realisierte, was geschehen war. "Sie hatte damit nichts zu tun!" - schimpfte er mit unterdrückter Wut und Angst. "Jeder zahlt seinen Preis, Ofilius," mahnte der Trecenarius. "Nun auch du. Deine Familie wird es dir danken," meinte Verus.


    "Entweder du trinkst nun das Opium in flüssiger Form und wir gehen dann gemeinsam zum Balkon, wo du dich herunter stürzen wirst oder wir helfen nach," ordnete der Prätorianer an. Ofilius verfiel in eine tote Angststarre, da ihm nun klar wurde, dass er nicht entkommen konnte. Doch in Panik versuchte er einige Atemzüge später, einen Fluchtversuch, welcher durch Verus mit einer kräftigen Armdrehung verhindert wurde. In diesem festem Griff konnte der Delinquent nicht mehr fliehen und wurde mit der anderen Hand von Verus an der Nase in Position gehalten. "Los," befahl Verus und ein Soldat trat heran, um dem armen Mann jenes Opium, welches durch diverse Stoffe verdünnt war, über den Mund zu kippen. Man sollte es nur riechen, sofern man ihn fand. Zwei Haussklaven, welche nicht in den bereits verschloßenen Quartieren nächtigten, trauten sich herauf, die durch das Getöse geweckt worden waren. Doch an der Treppe erkannten sie jene Vorgänge und zogen es vor, durch den Eingang zu verschwinden, doch Prätorianer stellten sie und machten den Wissenden einen schnellen Prozess. Man verbrachte die Getöteten an den Treppen aufgang, so dass es so erscheinen musste, dass auch diese von Ofilius getötet wurden; in seinem Rausch und Wahn. Ofilius wehrte sich müde, konnte aber nicht entkommen, da Verus seinen Griff verfestigte. Das Opium floss über den Mund, gab seinen Nebel frei aber wirkte nicht, da sich der Mann verweigerte den Mund zu öffnen.


    "Unterstützung," donnerte Verus leise. Der zweite Mann ihm gegenüber, der noch immer die Klinge hielt, legte diese auf dem Bett ab, um Verus mit seinen blutigen Händen zu helfen. Er packte die Schultern des Mannes und gemeinsam tänzelten sie in Richtung des Balkons, welcher offen stand. Ofilius wehrte sich heftig, so dass seine Nase leicht einbrach und seine Schulter auskugelte aber er konnte nicht verhindern, dass die beiden Prätorianer den Mann über die Brüstung warfen. Zu seinem Glück kam er günstig auf, so dass er sofort tot war. Das Geräusch weckte die anderen Sklaven und Bediensteten, die jedoch am Herausstürmen gehindert wurden, da ihre Quartiere durch die Prätorianer blockiert waren. Sie würden einige Momente brauchen, um die einfachen Schlösser aufzubrechen, die mit Ofilius Schlüssel verschlossen worden waren.


    "Abrücken," befahl Verus, der sich seine blutigen Hände am Bettuch abwischte, auf welchem immer noch tote Geliebte lag. Man trat eiligst die Treppen hinab, eilte zu den Pferden und entschwand in der Nacht. Ofilius war nun wieder nur ein Bericht, welcher abgeschlossen werden konnte. Durch seine Gier sollten keine weiteren Unruhen entstehen können.

  • Es hatte nicht lang gedauert, da hatte es auch jemand geschafft die Urbaner zu alamieren. Bin diese allerdings draußen in Ostia ankamen dauerte es etwas. Insgesamt lagen die Toten wohl einen halben Tag in der Villa herum, bis sie ihn zum ersten Mal begutachten konnten.


    Jedenfalls war Optio Maro heilfroh, mal wieder aus der Stadt zu kommen. Der Ort des Hergangs war im Vergleich zu den Orten, die sie sonst so abzugrasen hatten, geradezu exklusiv. Eine Villa in Ostia war eine elysische Umgebung verglichen mit der Subura, wo man immer aufpassen musste nicht zu kotzen während man Leute befragte. Wenn denn jemand zum befragen da war. Meistens lagen die Leichen einfach am Morgen da, als wären sie vom Himmel gefallen. Und keiner kannte sie. Täter aufspüren unmöglich.


    Doch hier war das anders. Sie kannten schon mal den Namen eines der Opfer. Der arme Sklave, der die Urbaner alamiert hatte war völlig außer sich gewesen und hatte wirres Zeug gefaselt. Balkon. Frau. Kraut. Es versprach ein interessanter Fall zu werden.


    Sie kamen gegen Mittag an und fanden den Toten natürlich ohne große Umstände.


    Verquer und zerschlagen lag er auf dem Pflaster. Glieder gebrochen.


    Aus der Kommission hatte Maro gelernt sich nun jedes einzelne Detail aufzuschreiben um über jeden Piep, der bei der Untersuchung auftauchen würde späterRechenschaft ablegen zu können. Er glaubte zwar nicht, dass ihm später in diesem Fall die Prätorianer aüber den weg laufen würden - der erste Augenschein der heruntergefallenen Leiche schrie förmlich Selbstmord - aber man konnte nie wissen, wer später mal in der Angelegenheit herum wühlen würde.


    Er beugte sich zu dem Toten herunter und begutachtete die Leiche genauer




    Toter I:
    Publius Ofillius Crepereianus Classicus, römischer Bürger


    Status:
    Tot seit der vorherigen Nacht.
    Vorgefunden mit diversen Knochenbrüchen und ausgekugelter Schulter nach Sturz vom Balkon.








    Er wandte sich zu seinen Miturbanern um. Mal sehen was sie so zu der Sache zu sagen hatten.


    Sim-Off:

    Endlich Zeit hierfür :D

  • Ostia. Scaeva war sich nicht sicher, ob er glücklich darüber sein sollte, wieder in die Nähe seiner alten Heimat zu gelangen oder ob er es bedauern sollte, dass es einen weiteren Toten gab, dessen Abschied aus dem Leben von näheren Untersuchungen begleitet werden sollte. In einer schmucken Villa fern von Rom war es doch gleich etwas anderes. Man hatte dabei nicht das Gefühl in den Niederungen herum zu wühlen, auch wenn es sich hier ebenfalls und eine delikate Sache handelte.
    Gemeinsam mit den anderen beschaute sich der Helvetier nun die Leiche, die zerschmettert wie sie war keinen sonderlich schönen Anblick bot. Ihre Glieder waren gebrochen und verdreht, das starre Gesicht verzerrt und der Mund war noch immer geöffnet, wie bei einem stummen Schrei. Flüchtig rümpfte er die Nase und blickte dann zum Balkon empor, der wohl Ausgangspunkt des tiefen Falls gewesen war. Dieses Mal sollte ihm nicht so viel entgehen. Das hatte er sich vorgenommen. Auch Optio Maro war sogleich dabei, sich die ersten Notizen zu machen, nachdem er sich über den leblosen Leib gebeugt hatte. Als der Octavier sich nun herum drehte und erwartungsvoll drein schaute runzelte Scaeva die Stirn und blickte zu den anderen Männern, welche mehr oder weniger herum standen und ebenso wie er selbst, Corpus und Balkon beäugten. Eigentlich könnte man davon ausgesehen, dass der Ofilier entweder mit purer Absicht oder aber durch einen misslichen Unfall vom Leben in den Tod gestürzt war. Doch wie wäre wohl ein Unfall zustande gekommen?
    “Riecht er nach Wein, Optio?“, wagte es Scaeva zu fragen und trat nun seinerseits näher an den Toten heran. Immerhin konnte es sein, dass er in einer Art Rauschzustand die Brüstung gemeistert hatte. “Und gibt es noch mehr Tote?“ Er hatte mitbekommen, dass der Sklave, der sie gerufen hatte wohl recht außer sich gewesen war. Würde es sich um einen eben so tragischen wie simplen Unfall handeln, dann wären sie jetzt gewiss nicht hier, sondern noch immer Rom bei ihrer täglichen Routine.

  • "Wein?" Der Optio beugte sich erneut zu dem Toten runter. "Mhm. Nein. Das hier riecht zu bitter. Und zu scharf. Riech mal. Opium. Aus den Kapseln der Papaver. Dreckszeug."


    Er stand wieder auf und sah sich um.


    "Wir haben hier einen Genießer, würde ich sagen. Es ist ein echter Wahnsinn. Sobald einer ein bisschen Geld hat, dröhnt er sich mit dem Zeug zu. Kein Wunder, dass so einer von der Ballustrade knallt. Scheint mit dem Kopf aufgeschlagen zu sein. Wahrscheinlich am gebrochenen Hals ohne viel Aufhebens drauf gegangen. Besser so."


    Vorsichtig tastete Maro den Toten noch einmal ab. Gebrochener Hals, kaputter Schädel, gebrochene Rippen. Soweit nichts ungewöhnliches.


    "Aber eine ausgekugelte Schulter ist bei einem Sturz dieser Art doch seltsam. Wenn einer derart aufknallt, trümmert und reißt es normalerweise bloß was das Zeug hält. Für so einer Schulter muss eine Verdrehung da gewesen sein. Dafür müsste er eigentlich eher nach hinten gefallen sein. Mhm. Schulter könnte also auch vorher passiert sein. Aber ich bin ja kein Medicus. Wir werden sehen."


    Um Scaevas Frage zu beantworten, fuhr er fort:


    "Soweit ich weiß, hat der Sklave was von mehreren Personen gesagt. Ich würde sagen, wir gehen mal rein. Ihr anderen bleibt in der Nähe und passt auf, dass kein Sklave oder sonst wer abhaut. Wenn von außerhalb des Grundstücks einer Anstalten macht hier her zu kommen, sammelt ihr den ein. Aber lasst sie außer Sichtweite der Leiche.


    Verschaffen wir uns einen Überblick."


    Der Optio winkte Scaeva ihm zu folgen und betrat das Haus. Er brauchte nicht lange, um auch auf die toten Sklaven zu stoßen.

  • Auch Scaeva hatte sich zu dem Toten hinunter geneigt, um einen eventuellen Weingeruch ausmachen zu können. Es war aber kein solcher vorhanden, so wie es der Optio schon sagte. Stattdessen war es wirklich ein Hauch Opiumgeruch, der von dem Leichnahm ausging. Nachdem er diesen ausgemacht hatte, richtete sich der Miles wieder auf und vorzog angewidert das Gesicht und sah noch einmal zu der Ballustrade empor, während der Octavier die unansehliche Leiche noch einmal abtastete. Offenbar hatte das Opfer eine ausgekugelte Schulter, was wirklich sonderbar war.
    Aber noch hatten sie nicht alles gesehen und er wollte sich davor bewahren, voreilige Schlüsse zu ziehen. Sie würden vielleicht wirklich einen Medicus befragen müssen, auch wenn Scaeva von diesem Berufsstand nicht viel hielt. Seit dem Tod seiner Brüder hatte er das Vertrauen in das medizinische Handwerk verloren, aber vielleicht gab es ja wirklich auch ein weißes Schaf unter den vielen Schwarzen. Also nickte er und lauschte den Worten des Optios, der den Sklaven erwähnte, der sie alarmiert hatte und dann den anderen Urbanern befahl, an Ort und Stelle zu bleiben und den Ort des Geschehens zu sichern. Scaeva folgte Maro in die feine Villa, die offenbar mit den Zeugnissen des Reichtums vollgestopft war. Nein, der Ofilius war gewiss kein armer Mann gewesen. Seine Blicke glitten über jede Menge Marmor und einige Büsten, die säuberlich aufgereiht bis zum Treppenaufgang reichten, auf dem zwei weitere Tote auf sie warteten. Der Kleidung nach zu urteilen handelte es sich um gewöhnliche Sklaven, die beide beileibe nicht so wirkten, als wären sie vollkommen natürlich aus dem Leben geschieden. Auf ihren Tuniken befand sich jede Menge inzwischen getrocknetes Blut. Scaeva betrachtete sich beide eingehend. Einer war noch recht jung gewesen, der andere etwas älter, vielleicht Ende Zwanzig.


    “Saubere Stiche ins Herz,“ stellte er fest und deutete auf die Brust des älteren der Sklaven. “Wahrscheinlich haben sie nicht einmal mehr geschrien.“ Er wusste aus eigener Erfahrung wie es war, ein Gladius tief in den Brustkorb eines Menschen zu rammen, denn er hatte es selbst während des Aufstandes getan. Man selbst spürte nur den heftigen Widerstand des Brustkorbs, auf den die Klinge traf, während es dem Opfer die Luft aus den Lungen nahm, ehe es nur noch röcheln und zusammenfallen konnte. Meistens waren die Getroffenen schon tot, wenn sie auf dem Boden aufkamen. Eine hässliche Sache und der Miles erinnerte sich nicht gerne daran. Die ersten, die seiner eigenen Klinge zum Opfer geworden waren hatten schwer an seinem Gewissen genagt und bis heute war es ihm bewusst, dass an seinem eigenen Schwert und somit auch an seinen Händen Blut klebte. Eine schreckliche Tatsache in seinem Berufsstand, mit welcher er bisweilen, wenn ihn seine Lemuren heimsuchten, nicht unbedingt zurande kommen wollte. Doch das war nicht das Einzige was ihn in letzter Zeit quälte. Seit er sich entschlossen hatte die verhängnisvolle Tabula der Untersuchungen in der Subura den Prätorianern zu übergeben, fühlte er sich eines Großteils seines Seelenfriedens beraubt, denn wenn es nach dem Tiberier ging, so sollte er diesem von etwaigen Unzulänglichkeiten berichten, die bei den Urbanern auftauchen mochten. Bisher jedoch war ihm nichts dergleichen aufgefallen, worüber er sehr froh war, doch diese Untersuchung hier in Ostia, an der er selbst beteiligt war, brachte ihm einiges an innerer Anspannung. Alles hier musste einfach so reibungslos und ergiebig wie möglich ablaufen, damit die Gewissenslast nicht noch weiter an Gewicht zunehmen musste.


    Er ließ noch einmal seine Blicke schweifen und schaute dann die Treppe empor, die wohl zu den privaten Räumlichkeiten des Hausherren führte. Dann fiel ihm etwas auf. “Ist das Blut dort auf den Stufen?“ fragte er und deutete an den Ort seiner Entdeckung, an dem es vereinzelte dunkle Flecke auf dem hellen Boden zu sehen gab. Danach sah er seinem Optio entgegen.

  • Der Optio begutachtete zunächst die beiden Opfer genauer.


    "Wer immer das getan hat, wusste was er tut. Das würde man in der Tat saubere Arbeit nennen. Zack, zack abgestochen."
    Von einem professionellen Blickwinkel war diese "Arbeit" auf perverse Weise beeindruckend. Das hier wurde immer seltsamer. An Ofillius hatte Maro keine Stichwunde gefunden. Ob der also seine Sklaven auf dem Gewissen hatte? Möglich. Maro wusste nicht viel über Ofillius. Vielleicht war der ja ein ehemaliger Soldat und konnte mit einer Klinge umgehen.
    Dann blickte Maro zu der Stelle wo Scaeva hinzeigte.
    "Sieht tatsächlich nach Blut aus. Wenn das hier in eine größere Messerstecherei ausgeartete sein sollte, könnten wie noch viele Flecken hier finden. Schau dich ruhig um, ob du noch welche findest"
    Vorsichtig um die Körper nicht weiter in Mitleidenschaft zu ziehen stieg er die Treppe hoch in den Raum mit dem Balkon und entdeckte die Frau.


    "Hier ist noch eine. Kehle durchgeschnitten. Liegt hier rum. Was immer hier passiert ist, muss der helle Wahnsinn gewesen sein."

  • Zack, zack abgesrochen,“ hallten die Worte des Optios in ihm nach. Es musste wirklich schnell gegangen sein und er überlegte einen Moment, ob bei den Sklaven zu einer großen Gegenwehr gekommen war. Ihre bleichen Gesichter spielten noch so etwas wie Entsetzen wieder. Es muss ein Tod gewesen sein, der recht rasch über sie gekommen war. Das Ganze auf dem Treppenabsatz, ganz so, als ob sie sich jemandem entgegen gestellt hätten. Oder waren sie wirklich überrascht worden? Von ihrem verrückt gewordenen Herrn? Scaeva wollte sich keinen Spekulationen hingeben, weshalb er seine Gedanken nicht äußerte, sonder dem Octavier die Stufen hinaus folgte. In der Tat sah es aus, als würde sich noch mehr Blut darauf befinden, doch es waren keine Tropfen oder Spritzer. Er waren regelrechte, längliche Flecken. Oben angekommen schaute er noch einmal zurück auf die zwei Leichen, ehe er vernahm, dass es wohl einen Toten gab. In dem Raum, der wohl das Schlafgemach darstellte. Der Miles trat ein und seine Blicke fielen auf die Leiche einer blassen Frau, die im Bett lag und die Augen weit aufgerissen hatte. Eine Menge Blut hatte die Laken und Kissen des Bettes besudelt.
    “Ja, ein sauberer Schnitt durch die Kehle,“ bestätigte er die Worte Maros und trat noch ein wenig näher, um den Tatort noch genauer in Augenschein zu nehmen.


    Was hier stattgefunden hatte musste wohl wirklich an Wahnsinn gegrenzt haben. Konnte ein Mann derartig im Rausch gewesen sein, dass er am Treppenabsatz zwei Sklaven niedergestochen hatte, nur um dann dieser Frau das Leben zu nehmen? “Ist das die Gattin des Ofilius?“, fragte er dann seinen Optio und deutete auf die Tote. Sie sah sehr jung aus und sie musste eine wahre Schönheit gewesen sein. Doch dieser Umstand schien ihr nicht zum Positiven gereicht haben, denn immerhin weilte sie nun nicht mehr unter den Lebenden. Ohne eine Antwort abzuwarten wendete sich Scaeva dann ab und schritt zum Balkon hinüber, um über dessen Brüstung zu spähen. Unten lag noch immer Ofilius und die dort verbliebenen Urbaner sprachen mit einigen Leuten, welche ähnliche Tuniken trugen, wie die ermordeten Sklaven. “Der Sklave, der uns gerufen hat,“ begann er dann, “...ist der ein Zeuge gewesen?“ Seine Blicke schwenkten wieder hinüber zum Optio. In einem derartig reichen Hause befanden sich viele Menschen, selbst wenn es nur Sklaven waren. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass gerade jene ihre Herren besser kannten, als diese sich selbst. Meistens entging ihnen nichts.

  • "Ich nehme es an, Scaeva, aber das genau werden wir jetzt rausfinden. Kommst du mit? Wir werden einiges zu erfragen haben."


    Der Optio sah sich noch kurz im Zimmer um. Die Kampfspuren waren unverkennbar. Aber er mutmaßte nicht weiter herum. Es gab eine Menge Möglichkeiten, was sich abgespielt haben konnte. Dann ging er wieder raus zu dem Sklaven, der sie hier her geführt hatte und ließ sich von dem zu den restlichen Bediensteten des Anwesens führen.


    Dort angekommen stellte er sich der versammelten Mannschaft vor. "Ich bin Optio Marcus Octavius Maro von den Cohortes Urbanae aus Rom und werde euch jetzt zum Tod Eures Herrn befragen. Es ist Eure Pflicht dabei die Wahrheit zu sagen und nichts zu verschweigen. Dabei habt ihr nichts zu befürchten, wenn ihr nicht in die Sache selbst verwickelt seid. Was mit euch darüber hinaus geschieht wird man sehen, aber zuerst ist für uns wichtig zu erfahren was hier genau passiert ist."


    Er sah zu, dass sie in einem Raum blieben und ihnen so ständig zur Befragung zur Verfügung stehen würden.


    "Du."


    Er deutete auf den Sklaven, der sie hergebracht hatte und nahm ihn wieder mit nach draußen.


    "Fang an und berichte. Deinen Namen, was du über deinen Herrn weißt und was hier passiert ist, schön langsam, volllständig und der Reihe nach."

  • Als Maro sagte “Ich nehme es an, Scaeva,“ wusste nicht der Miles nicht genau, auf welche seiner Fragen sich diese Antwort bezog. Doch wie auch immer es war. Es war vielleicht anzunehmen, dass die tote Frau die Gattin war und es war vielleicht auch anzunehmen, dass der Sklave ein Zeuge gewesen war. Wie immer aber blieben für sie nun die meisten Fragen offen. Scaeva trat vom Balkon weg, sah sich ebenfalls noch einmal im Raum um und folge dann seinem Optio zurück hinaus, wo die Sklaven des Hauses nun schon warteten. Während der Octavier sich vorstellte, betrachtete sich der Miles die Gesichter der Anwesenden, als würde er sie sich einprägen wollen. Dieses Mal würde er sicher gehen, dass alles notiert wurde, dass einem jeden Hinweis nachgegangen wurde, denn dies sollte nicht die nächste Ermittlung werden, die in einem Aufruhr endete. Darüber hinaus war sich Scaeva auch durchaus bewusst, dass es jederzeit sein konnte, dass die Prätorianer Auskünfte von ihm haben wollten, was ihn in eine Doppelrolle drängte, die er eigentlich so nicht haben wollte. Seine Aufmerksamkeit schwenkte dann zu dem Sklaven, den Maro nun angesprochen hatte. Ob er wirklich etwas Sinnvolles auszusagen hatte, würde sich ja nun zeigen.

  • Der angewiesene Sklave trat vor und wirkte unsicher. Seine Augen waren unruhig und er schwitzte. Seine Finger zitterten. "Ich bin Lucius," antwortete der Sklave mit sehr leiser Stimme, die brüchig war. Er war hager, recht dünn aber wirkte nicht krank. Der Sklave war noch recht jung aber bereits erwachsen. Sein Gesicht zeigte nur dezente Altersspuren. Die Sandalen, die er trug, waren abgelaufen. "Mein Herr war scheiße reich. Er hat sich bereichert an allem, was er kriegen konnte. Ob es Mietshäuser waren oder Minen. Wir Sklaven waren ihm scheiß-egal," wurde er nun deutlicher aber seine Stimme wollte immer noch nicht so ganz. Diese ganze Sache machte ihm Angst. Er war auch eher einfaches Gemütes. "Ich war Feldsklave und mit den anderen Schlafsaal, Herr," setzte er fort und blickte dann zu Boden, um den Blicken des Soldaten auszuweichen. "Wir waren engesperrt und als wir laute Geräusche hörten, wollten wir das Tor aufbrechen, welches verschlossen war. Niemand schließt es sonst ab aber es war abgeschlossen. Wir hörten laute Schritte, viele Schritte," sagte er und blickte dann wieder auf. "Aber unser Herr war fett und ging, wie ein fettes Tier, so dass man ihn immer hörte...," fügte er an und blickte den Optio mit engen Augen an.

  • Der Sklave schien seinen ehemaligen Herrn nicht sonderlich zu mögen. Feldsklaven hatten oft ein beschissenes Leben. Aber die Impertinenz des Sklaven war für Maro von nachrangigem Interesse.


    "Ein fettes Tier. Soso. Und laute Geräusche. Und Schritte. Viele Schritte sogar."


    Der Optio notierte sich das.


    "Diese vielen, schweren Schritte. Hattest du den Eindruck, dass die nur von deinem Herrn kamen, oder war außer der Frau da oben noch jemand bei ihm? Hatte er vielleicht Gäste empfangen?"

  • Der Sklave stutzte. "Weiß' ich doch nicht! Der fette Sack hat uns doch nicht informiert!" Der einfältige Feldarbeiter verkniff beide Augen. "Mein Herr bewegte sich, wie ein rollender Fels... Aber einige der Schritte waren zu geordnet. Vielleicht hatte er Gäste?" Er zog erneut die Schultern hoch.

  • Na gut. Viel war mit dem Mann ja nicht los. Wenn die alle so waren, stand ihnen in diesen Ermittlungen eine Schlacht bergan bevor.


    "Benimm dich. Ist dir sonst noch irgendwas komisch vorgekommen? Irgendetwas ungewöhnliches? Gestern oder auch die letzte Zeit generell?"

  • Der Sklave gab ein grunzendes Geräusch von sich, während ihm ein wenig Nasenschleim aus der Nase lief. Er rotzte frech auf den Boden. Dann wischte er sich die Nase mit einem Stück seiner Tunika ab, um diese dann geräuschvoll hochzuziehen. "Er hatte komische Besucher halt... So Typen...," erklärte der Sklave unwissend. "Er wollte noch reicher werden. Er sprach viel von Geld, noch mehr Geld... Geld halt," erweiterte der Zeuge seine Aussage nicht wirklich klug. "Gestern waren die Wachen, die er bezahlte, plötzlich weg. Aber er bemerkte es nicht, weil er seine Affäre knallen wollte," sagte der Sklave und rotzte erneut auf den Boden.

  • Mittaga errichten sie die Villa von der aus ein Hilferuf gemeldet wurde und als man das Anwesen erreichte war eindeutig klar....eine Menge Arbeit würde dies bedeuten.


    Optio Octavius und einige Milites betraten, nschdem sich Maro im Aussenbereich ein Bild gemacht hatte, das Gebäude um im Inneren die Untersuchung weiterzuführen.
    Appius hatte, mit mehreren Kollegen, im Aussenbereich vor der Villa Position bezogen und erkundeten im nahen Umfeld das Gelände.
    Nach Minuten versammelten sich die Mliites wieder am Gebäude und schüttelten nacheinander die Köpfe, ein Zeichen dass nichts aussergewöhnliches gefunden wurde. Bei Ankunft war das grosse Tor unten an der Strasse offen, was aber verutlich durch den Sklaven oder die Wachen geöffnet wurde.


    Mit Ekel blickte Cerretanus auf den Toten, der, verdreht und krumm, unter dem Balkon lag.
    Langsam stieg in dem jungen Milites Unwohlsein auf. Das selbe unangenehme, flaue, Gefühl im Gedärm wie er es bei den Aufständen in Rom erlebt hatte. Die Szenerie erinnerte ihn an den Augeblick als sie vor einer der Mietskasernen Stellung bezogen hatten und ein Mann aus dem oberen Stockwerken auf die Strasse krachte. Appius Mund fühlte sich nit Speichel, sein Magen zog sich zusammen und leichter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er mussze sich von dem Toten abwenden um sein Gemüt wieder unter Kontrolle zu bringen.


    Mehrmals atmete er tief ein und aus.....


    “ So eine Scheisse. Ich werd mich wohl nie daran gewöhnen.“ meinte er halblaut zu den anderen Milites von denen vereinzelnd “Ich kenn das. und “Ich weiß was du meinst entgegnet wurde.


    Appius fiel auf dass der Tote keinerlei Blut an der Kleidung hatte ausser seitllich des Gewandes und an den Schultern. Und die Blutflecken an den Schultern glichen verdammt ähnlich wie Handabdrücke. Leicht verwirrt meldete er dies dem älteren Miles der die Aufsicht draussen hatte.
    Anscheinend ließ dem aber gerade dervArbeitseifer im Stich und schickte den Furier in die Villa um die Entdeckung zu melden.

  • In der Villa selbst war es nicht weniger....tödlich zugegangen, stellte der Furier fest. Rasch blickte er sich um und fand den Optio der sein Ziel war.
    Augenscheinlich wurde gerade einer der Sklaven verhört und em Gesichtsausdruck nsch zu urteilen hatte der Optio keine sonderlich grosse Freude damit.


    Appius registriete die Sklaven an der Treppe die reglos, in blutiger Tunika, auf der Treppe lagen. Eigenartigerweise lagen diese nicht spontan da, was nach einem Angriff wohl der Fall gewsen wäre, sondern schienen wie platziert worden zu sein. Bei genauerem Hinsehen, er rief sich die blutigen Handabdrücke an der Leiche des Besitzers ins Gedächnis, bemerkte Appius dass die Hande der Sklaven sauber waren.


    Abwartend nahm er neben Helvetius den Platz ein und verfolgte das Verhör des Sklaven. Hier würde jedenfalls niemand davon laufen was die Nötigkeit zur Unterbrechung des Verhörs nicht dringend machte.

  • Na immerhin etwas. An Sklaven gewandt fuhr er fort:


    "Danke. Du kannst zurück ins Haus gehen und mir den nächsten schicken."


    Das könnte eine echt zähe Angelegenheit werden. Obwohl die letzte Information war ja durchaus aufschlussreich gewesen: Viel Geld. Affäre.
    Dann war die Frau da oben also tatsächlich nur die Geliebte des alten. Wie unschicklich.


    Der Optio sah sich um.


    "Cerretanus. Irgendwas ungewöhnliches aufgefallen bei euch da draußen?"

  • " Höhstwahrscheinlich, Optio." Crretanus nickte und blickte dem Sklaven nach, der das Weite suchte als sei der Teufel hinter ihm her.


    " Ich habe die Leiche des Besitzers nochmals in Augenschein genommen und stellte fest dass, neben den Verletzungen durch den Sturz, Blut an dessen Kleidung zu finden ist. Merkwürdigerweise aber nicht da wo man es vermuten würde. An der einen Körperseite ist das Gewand mit Blut durchtränkt. Und an den Schultern sind undeutlich blutige Handabdrücke zu finden.
    Was ebenfalls merkwürdig ist denn keiner der Sklaven weist Blut an den Händen auf." erklärte der Furier.

  • "An den Schultern sind undeutlich blutige Handabdrücke zu finden. Soso. Interessant. Gut Cerretanus. Alles was dir auffällt: Sofort auf eine der Wachstafelnschreiben."
    Er reichte dem Miles so ein Teil.


    "Wir sehen gleich mal, was wir zusammenfassen können, wenn wir mit der Befragung durch sind. Ansonsten: Inspizierung dieser Hütte fortsetzen."


    Sim-Off:

    Canus wird auch bald beitreten wenn er zeit findet :D

  • Ohne viel Aufsehen nahm Cerretanus die Tafel und kritzelte drauf los. Seine Wahrnehmungen und die bisherigen Erkenntnisse des Optios.


    Furiuis wendete sich an die Leichen die fein säuberlich an der Treppe lagen und meinte dann, wie er eben die Lage betrachtete da er ja nicht anwesend war.


    “ Also wenn ich das richtig sehe hat der Mann zuerst die beiden hier zum Schweigen gebracht und ist dann nach oben?“
    “ Darf ich kurz oben weiter Bericht führen oder benötigst du mich beim Verhör der Sklaven ?“

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