Kandidatur zum Cursus Honorum [03/18] Caius Duccius Callistus

  • Die Listen aller Kandidaten für die neue Legislaturperiode lagen vor, als die beiden Consuln über die Tage berieten, an denen sich die einzelnen Bewerber für die verschiedenen Ämter dem Senat präsentieren durften. Ihre Reihenfolge wurde ausgelost.
    Am für die Vigintiviri angesetzten Tag kündigte Menecrates einen Kandidaten nach dem anderen an.


    "Werte Senatoren, als nächstes stellt sich Caius Duccius Callistus vor."

  • In die Toga Candida gekleidet wartete Caius mit den anderen Kandidaten für das Amt des Vigintivir, bis er zwecks seiner Rede aufgerufen wurde. Er war nervös. Nervöser noch als vor seiner Rede auf dem Forum. Am liebsten wäre er weit weg, fort von diesem ganzen Wahlkampftrubel. Doch auch heute galt: Es half alles nichts, er musste vor den Senat treten und seine Kandidaturrede halten, wenn er denn gewählt werden wollte.


    Und so folgte er dem Aufruf des claudischen Consuls, betrat den Sitzungssaal des Senates und fühlte sich sogleich erschlagen von der Aura dieser geschichtsträchtigen Halle. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und Caius fühlte sich plötzlich unsäglich klein. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Da stand er nun und der Senat erwartete seine Worte. Ihr Götter, steht mir bei.
    "Patres conscräächz..." Uff, da blockierte ein dicker Kloß im Hals seine Worte. Caius musste sich räuspern, suchte seinen Patron unter den Senatoren und setzte dann nochmal zur Rede an: "Patres Conscripti, manch einer unter euch kennt mich bereits als Sodalis der Germanitas Quadrivii, manch anderer als Sodalis der Factio Veneta. Die mich noch nicht kennen, mögen sich nun von mir ein Bild machen und entscheiden, ob sich mich für würdig erachten, das Einstiegsamt des Cursus Honorum zu bekleiden."


    Erster Teil geschafft. Durchatmen. Weiter geht's:
    "So wie schon zahllose Staatsmänner vor mir möchte ich, Caius Duccius Callistus, mich in den Dienst der Res Publica stellen und meinen Beitrag leisten, um ...äh... in diesen bisweilen unruhigen Zeiten zur Stabilität des Reiches beizutragen. Die Durchsetzung von Recht und Ordnung haben in diesen Tagen wieder an Bedeutung gewonnen, ebenso wie eine gut funktionierende Verwaltung. Mein Vater, der Eques Imperii Numerius Duccius Marsus, stellte mir das nötige Rüstzeug zur Verfügung, um dem Imperium nützlich zu sein: Eine rhetorische Ausbildung, juristische Kenntnisse, die Ehrfurcht vor den Göttern und das stete Beharren auf Fleiß und Ausdauer."


    Zweiter Teil geschafft. Caius merkte, dass er schwitzte. Alle starrten ihn an. Er achtete darauf, verschiedene Punkte knapp über den Köpfen der Senatoren zu fixieren, um den Eindruck zu erwecken er halte ständigen Blickkontakt.
    "Als Vigintivir gibt es, äh... - wie ihr alle wisst - freilich zahlreiche Aufgaben, die man zum Wohle Roms übernehmen kann. Münzprägung und Straßenreiningung sind zwei Bereiche, die besondere Fähigkeiten organisatorischer Art erfordern. Schon in jungen Jahren trug mir mein Vater die Leitung verschiedener Betriebe auf, so dass ich die Herausforderungen besagter Ämter zu meistern bereit bin. Als Tresvir aere argento auro flando feriundo oder Tresvir viis in urbe purgandis würde ich mich nach bestem Wissen und Gewissen in den Dienst der Res Publica stellen."


    Gut, jetzt nur noch der Schlussteil. Caius schluckte und fuhr fort:
    "Die Vigintiviri sind aber auch für Recht und Ordnung in Rom zuständig. Ich will mich dafür einsetzen, dass rechtstreue Römer wieder gut und gerne in der Urbs Aeterna leben können. Sei es als Decemvir Stlitibus Iudicandis oder als Tresvir Capitalis: Die Menschen müssen wieder das Gefühl haben, dass die Amtsträger sich um ihre Probleme sorgen. Lange Verfahrenszeiten in Erbschaftsangelegenheiten darf es nicht geben. Diebe, Betrüger und Gewalttäter müssen verfolgt und bestraft werden."


    Noch eine letzte Atempause, dann schloss der junge Kandidat:
    "Patres Conscripti, mit Fleiß, Demut und Ausdauer möchte ich mich in Roms Dienste stellen und dazu beitragen, dass stabile Verhältnisse in Rom herrschen. Darum bitte ich euch um eure Stimme.
    Danke für eure Aufmerksamkeit. So ihr Fragen habt, möchte ich diese nun gerne beantworten."

    Puh, das war geschafft. Den einfachen Teil hatte Caius überstanden. Manche Abschnitte seiner Rede hatte er bereits in ähnlicher Form auf dem Forum benutzt, aber hier im Senat hatte er sich natürlich entsprechend dem Publikum anders ausgedrückt. Jetzt kam der schwierige Teil mit Nachfragen. Er hoffte auf wohlwollende Worte seiner Förderer. Andererseits hoffte er, dass keiner der anderen Senatoren eine Frage stellte, auf die er überhaupt nicht vorbereitet war. Man wusste ja nie.

  • Scato hörte sich die Rede seines Schützlings gelassen an, auch wenn ihn das Stottern und die Unsicherheiten seines Klienten etwas störten, so waren dies die Dinge die man letztlich üben und somit ändern könnte.
    Nachdem die Rede abgeschlossen war, wartete Scato noch einige Momente um zu schauen, ob es Fragen gab. Er selbst wusste um die Qualitäten seines Schützlings, weshalb die Unterstützung von ihm Formsache war.
    Auch seine Verwandten hatten natürlich schon am Rande von ihm erfahren, weshalb Scato auch hier recht zuversichtlich war.
    Doch erst einmal müsste er sich den Fragen der Senatoren stellen.

  • Der iulische Senator bemerkte durchaus, wie er ungewollt ein wenig aufgeregter wurde, als der claudische Consul den attraktiven Callistus aufrief, seine Kandidaturrede vor dem stadtrömischen Ältestenrat zu halten. Denn wie Dives bereits auf der Rostra des Forum Romanum mehrfach ausgesagt hatte, kannte er diesen Mann. Er kannte Caius Duccius Callistus. Und er schwärmte wohl seit ihrer ersten Begegnung am Rande eines Trainingsrennens der Factio Veneta für ihn. In a Heartbeat, würde der Grieche sagen, so hatte es den Iulier dereinst erwischt, wenngleich er sich nahezu sicher war, dass dieses Gefühl nicht ganz auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch was sollte er machen? Wie sollte er sich gegen den wunderbaren Anblick dieses in seiner Toga Candida so hinreißend strahlenden Mannes zur Wehr setzen?


    Bemüht darum, nicht nur verträumt diesen schönen Anblick zu genießen, verfolgte der iulische Senator die Rede des Candidatus und war mit einem Lächeln im Gesicht zunächst überaus zufrieden mit dessen Auftreten - bis er sich bei seinem Auditorium für die Aufmerksamkeit bedankte. Mit leicht verstörter Miene nahm sich Dives vor, dem Duccier bei Gelegenheit mitzugeben, dass wohl schon der große Cicero einst mahnte, sich nur dann bei seinem Auditorium für die Aufmerksamkeit zu bedanken, wenn man der Meinung war, ihm mit dem eigenen Vortrag lediglich die Zeit gestohlen zu haben. Ein Dank konnte angebracht sein ob der eingeräumten Möglichkeit, hier sprechen zu dürfen. Das war durchaus legitim. Doch im Rahmen der eigentlichen Rede war dennoch stets der Zuhörer zum Dank für den Vortrag verpflichtet, niemals der Vortragende zum Dank für die Aufmerksamkeit des Zuhörers - es sei denn selbstredend, man stahl dem Zuhörer tatsächlich nur die Zeit. Doch diesen Fall schloss der Iulier - im Übrigen ganz allgemein im Rahmen aller Kandidaturreden - kategorisch aus.


    "Candidatus Duccius.", hatte Dives sich eigentlich vorgenommen, dem Patron des schönen Callistus dessen Vorrecht auf die erste Wortmeldung nach der Rede seines Schützlings nicht streitig zu machen. Da jedoch eine gewisse Stille aufkam, die wohl nahelegte, dass der Patron an dieser Stelle erst einmal nichts zu sagen wünschte, hatte sich letztlich doch der Iulier ein Herz genommen, der erste zu sein. "Wir kennen einander durch unsere Mitgliedschaft in der Factio Veneta, in welcher du mich während meiner jüngst geschäftlich bedingten Absenz auf das zuverlässigste und engagierteste vertreten hast. Entsprechend besteht für mich auch nicht der geringste Zweifel daran, dass du ein überaus geeigneter Kandidat für das Vigintivirat bist.", richtete Dives seine Worte zwar formal an den Duccier, adressierte indirekt jedoch auch die übrigen Senatoren im Saal.


    "Daher habe ich bereits im Rahmen deiner Rede auf dem Forum Romanum angekündigt, deine Kandidatur zu unterstützen. Und meinem Wort folgend unterstütze ich auch hier und heute in aller Ausdrücklichkeit deine Kandidatur.", betonte Dives und nickte einmal, während er diese Aussage durch eine kleine Zäsur unterstrich. "Als organisierten Mann halte ich dich dabei für durchaus fähig, Roma im Amt eines Triumvir aere argento auro flando feriundo oder Quattuorvir viis in urbe purgandis gute Dienste zu leisten, wie ich aufgrund deiner iuristischen Kenntnisse der Auffassung bin, dass du gewiss auch das Amt eines Decemvir stlitibus iudicandis oder Triumvir Capitalis hervorragend auszufüllen im Stande bist. Diese Worte gesagt wirst du jedoch verstehen, dass es mir - und gewiss auch einigen weiteren Senatoren hier - durchaus schwer fallen dürfte, im Falle deiner Wahl zu entscheiden, in welchem dieser vier Kollegien du letztlich den größten Wert für Roma hättest.", leitete er seine Nachfrage ein. "Ich möchte dich folglich fragen, welches sind deine Gedanken hierzu?", erlaubte sich der Iulier an dieser Stelle ein kleines Lächeln in Richtung des Candidatus.


    "Ferner, da ich gerade das Wort habe, möchte ich auch gleich noch eine zweite Frage an dich richten.", kündigte er sodann an. "Du erzähltest uns bereits von dem Rüstzeug, welches dein Vater als Eques Imperii dir mit auf den Weg gegeben hat. Ich meinerseits meine mich jedoch zu erinnern, dass er keineswegs der einzige war, der dir das Rüstzeug insbesondere für den _senatorischen_ Cursus Honorum gab, nicht wahr?", deutete er mit einer Geste seiner Hand an, dass er damit nun das Wort abgab. Dabei hoffte er, dass der attraktive Beau in der Toga Candida verstand, worauf Dives hinaus wollte. Denn über den amtierenden Statthalter von Germania Superior, der gleich Dives ein Klient des Consulars Vinicius war, ließe sich vermutlich eine schöne Brücke schlagen hin zu einer noch einmal bekräftigenden Aussage des Iuliers, diese Kandidatur zu unterstützen. Das zumindest war erst einmal die Idee, welche Dives mit seiner Frage verband.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Einen unerträglichen Moment lang blieb es still. Caius' Blick suchte seinen Patron. Der aber rührte sich zunächst nicht. Bei Wodan, hatte er etwas falsch gemacht? Wohl nicht, denn Senator Iulius erhob sich letztlich und richtete das Wort an ihn. Oder besser gesagt: Er richtete zunächst das Wort an die Senatorenschaft. Wie schon auf dem Forum fand Dives zahlreiche unterstützende Worte. Caius lächelte nervös. Er wusste nicht wohin mit seinen Händen, also schloss er einfach die Linke zur Faust und legte sie auf seine Brust, während die Rechte schlicht herabhing. Er hoffte, eine halbwegs würdevolle Pose eingenommen zu haben.


    "Senator Iulius, meine Gedanken zu deiner Frage sind die folgenden: Meine juristischen Kenntnisse bedingen ein gewisses Interesse am Amt der Tresviri sowie der Decemviri. Das kann und möchte ich nicht leugnen. Insofern wäre es mir eine Freude, wenn der Senat mich mit einer der beiden Aufgaben betraute. Jedoch möchte ich noch einmal hervorheben, dass ich freilich auch jede andere Amtszuweisung akzeptieren würde und mit Inbrust erfüllen möchte."


    Und zur zweiten Frage äußerte er: "Was deine zweite Frage angeht, so liegst du richtig. Es hätte wohl näher gelegen, wenn ich meinem Vater in den ritterlichen Cursus Honorum gefolgt wäre, wie es häufig vorkommt. Jedoch hat es mich zutiefst inspiriert, dass einer meiner Verwandten selbst als Homo Novus den Aufstieg zum Senator erreichte. Dessen Vater, Flavius Duccius Germanicus, hatte es bereits zum Quaestor Principis gebracht. Sein Sohn, Titus Duccius Vala, verwaltet in diesen Tagen die Provinz Germania Superior als Statthalter im Namen des Augustus. Sein Weg hat mich inspiriert und mir vor Augen geführt, welch wichtige Rolle der Senat in unserem Reich inne hat."
    Die Anspielung des Iuliers hatte Caius selbstredend gleich verstanden. Er hoffte allerdings, dass die Erwähnung Valas keine allzu negativen Schwingungen in die Debatte um seine Kandidatur bringen würde. Er wusste ja, dass sein Vetter einst mit einigen wichtigen Senatoren aneinander geraten war. Caius hoffte, dass sie ihn nicht für die Taten seines Verwandten in Sippenhaft nahmen.

  • "Ich danke dir für deine informativen Antworten, Candidatus Duccius.", begann Dives, nachdem er sich neuerlich das Wort zum Zwecke einer direkten Respons erbeten hatte. "Sie bestärken mich noch einmal in meinem Entschluss, dich zu unterstützen und dir hier und heute meine Stimme zu geben - nicht nur, weil ich dich als engagierten Römer aus der Factio Veneta kenne, und nicht nur, weil sich der Mann, dessen Weg dich inspiriert hat und bei dem du dein Tirocinium Fori absolviertest, den gleichen Patron mit mir teilt.", hatte der attraktive Callistus zwar nicht ganz das gesagt und die erzrömische Art seiner Ausbildung durch ein Tirocinium Fori herausgestrichen. Doch das hinderte den Iulier selbstredend nicht, dem Duccier diese Worte kurzerhand nachträglich in den Mund zu legen. "Nein, ich unterstütze dich auch und gebe dir hier und heute meine Stimme, da ich der Meinung bin, dass auch mein Patron selbst - als die Koryphäe auf iuristschem Gebiet, als die sicherlich jeder hier im Saal den Consular Vinicius Hungaricus kennt - zweifellos überaus erfreut wäre, hier einen Kandidaten mit diesem offenkundigen Interesse an der Iuristik sowie dem festen Willen, sich in den Dienst der Res Publica zu stellen, zu sehen.", machte Dives eine kleine Zäsur. "In diesem Sinne möchte ich meine Wortmeldung schließen mit einem Appell insbesondere auch an alle Freunde und Weggefährten meines Patrons Vinicius, diesen Candidatus, Caius Duccius Callistus, mit eurer Stimme zu unterstützen.", blickte er bei diesen Worten einmal von links nach rechts durch die Reihen der anwesenden Senatoren. "Danke.", nickte er schlussendlich zum Dank für die Gelegenheit, sprechen zu dürfen. Dann setzte er sich wieder.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Zufrieden nickte Scato, hatte der Iulier seinem Schützling doch gerade seine Unterstützung zugesichert.
    "Hört hört." rief er und ergriff zugleich das Wort, schließlich war Callistus ja auch irgendwie sein Projekt.
    "Ich denke deine Ambitionen und dein Ehrgeiz dem Volk von Rom zu dienen ist mehr als deutlich geworden. Auch deine Fähigkeiten diesen Erwartungen an dich selbst gerecht zu werden habe ich bereits erleben dürfen, weshalb ich mir keine Sorgen um deinen Weg mache Duccius." auf seinen Verwandten Duccius Vala ging er hier nicht weiter ein. Ihre wenigen Begegnungen waren eher von unterkühlter Natur gewesen.
    "Als Patron von Duccius Callistus sollte es niemanden überraschen, dass auch ich ihm mit Freude meine Stimme geben werde. Und ich empfehle jedem, der sich eine fähige und engagierte neue Generation an jungen Politikern wünscht, es Senator Iulius und meiner Wenigkeit gleich zutun."

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