Besprechung mit Iunius Silanus

  • Wie ihm von der Administratio gemeinsam mit der Ernennungsurkunde mitgeteilt wurde, wollte der Kaiser seinen neu ernannten Tribun Iunius Silanus noch einmal persönlich sprechen. Zu diesem Zweck suchte Silanus an seinem ersten Arbeitstag zuerst den Palast auf, um dieser Anordnung möglichst rasch nachzukommen und weil er dem Domus Iunia näher am Palatin lag, ehe er sich zur Castra Praetoria begeben wollte, um den Präfekten seine erste Aufwartung zu machen. Die diensthabenden Wachen, die immer ganz genau wussten wo sich der Imperator aufhielt, teilten dem neuen Tribunen mit, dass er den Kaiser in seinem Officium finden sollte, wie meistens um diese Tageszeit. Als der Iunier dort ankam klopfte er an und betrat den kaiserlichen Arbeitsraum.


    "Ave mein Kaiser! Die Administratio teilte mir mit, dass du mich sprechen möchtest. Komme ich ungelegen oder würde es dir jetzt passen? Sonst mache ich mich jetzt auf den Weg zur Castra Praetoria, um mich beim Praefectus zu melden."

  • Der Kaiser saß meist den ganzen Vormittag in seinem Officium und empfing Mitarbeiter oder bearbeitete Korrespondenz. Silanus hatte einen Termin, also war der Raum gerade frei, als er eintrat.
    "Komm rein, Iunius." Er deutete auf eine Gästekline (er selbst lag auf seiner, sein Sekretär stand am Schreibpult daneben). "Da bist du ja schneller gekommen als erwartet! Ich wollte dich eigentlich befragen, ob du dein Amt bereits gut angetreten hast." Wenn er sich noch nicht einmal beim Präfekten gemeldet hatte, musste der Aquilier aber wohl etwas umdisponieren.

    Sim-Off:

    Entschuldigung, Thread übersehen.

  • Der Iunier war zuerst etwas irritiert über die Aussage des Kaisers. Er hatte die Einbestellung zu diesem Gespräch gemeinsam mit seiner Ernennungsurkunde erhalten und war davon ausgegangen, dass der Kaiser bereits vor seinem Amtsantritt etwas mit ihm zu besprechen hatte. Vermutlich hatte der Procurator den Kaiser da missverstanden. Dennoch war er jetzt schon einmal hier und so hieß es das Beste aus der Situation zu machen. Er folgte der Einladung des Kaisers und nahm auf der Liege platz.


    "Darüber kann dir leider noch nicht berichten, aber da ich nun ja des Öfteren im Palast sein werde um die Wachmannschaften zu kontrollieren, wird sich bestimmt bald wieder eine Gelegenheit ergeben bei dir vorbei zu kommen, wenn es deine Zeit erlaubt. Hast du vielleicht schon vorab irgendwelche Wünsche oder Aufgaben, die ich im speziellen für dich übernehmen kann oder die ich dem Präfekten in deinem Namen übermitteln soll?"

  • "Nun, ein paar Dinge kann ich dir sicherlich auf den Weg geben." antwortete der Kaiser, als Silanus sich seinerseits irritiert gab.


    Er rückte sich auf seiner Kline zurecht. "Als erfahrener Beamter der Kanzlei ist dir sicherlich bekannt, welche Aufgaben die Cohortes Praetoriae haben und wie wichtig mir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist." Er strich sich rasch durch den Bart und hob dann den Zeigefinger. "Zuletzt gab es ein paar Missverständnisse, wie mir scheint. Es gab wohl einen Zwischenfall in den Archiven hier: Einige deiner neuen Männer haben vor den Augen des A Memoria Akten verschwinden lassen und sich dabei hochgradig ungebührlich verhalten. Ich habe den Präfekten bereits aufgefordert, die Verantwortlichen vorzuladen. Bisher ist aber nichts geschehen."


    Der Kaiser sah seinen Tribun eindringlich an. "Dieser Zwischenfall hat mich doch ein bisschen irritiert, wie du dir denken kannst. Die Konfiskation von Akten aus meinen eigenen Archiven ohne meine ausdrückliche Erlaubnis ist doch ein bedenklicher Akt." Da Severus noch nicht wusste, von wem diese Aktion ausging, konnte er auch nicht sagen, wie er sie einordnen sollte. "Umso glücklicher bin ich, mit dir einen Mann zu haben, dem ich vertrauen kann und der beide Seiten kennt. Es wäre mir lieb, wenn du in dieser Richtung etwas herausfinden könntest. Und mir dann Bericht erstattest."

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  • Der Iunier nickte wissen, als der Kaiser die Aufgaben und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Prätorinerkohorten ansprach. Jahrelang war er auf der anderen Seite gestanden und gerade als Procurator al libellis so manche Diskussion mit den Tribunii über die Abläufe und die Sicherheit am Palatin geführt. Er war daher bereits schon selbst darauf gespannt wie es sich nun auf der anderen Seite anfühlte und ob man tatsächlich alles so einfach umsetzten konnte, wie er es sich immer als Außenstehender vorgestellt hatte. Als der Kaiser jedoch mahnend den Finger hob und Missverständnisse ansprach wurde er hellhörig.


    "Das werde ich mein Kaiser. Ich danke dir für das Vertrauen, dass du mir entgegen bringst. Ich werde es gewiss nicht enttäuschen. Mich irritiert dies Geschichte genau so wie dich. Vor dem a Memoria sagtest du? Ich kenne den Fabier und werde ihm einen Besuch abstatten. Vielleicht hat er ja weitere Hinweise oder kennt sogar die Namen der Miles. Ein normaler Wachsoldat würde sich jedoch kaum für Akten interessieren. Es werden wohl eher Speculatores gewesen sein. Wenn sie nicht in deinen Auftrag gehandelt haben, dann vielleicht im Auftrag eines Präfekten. Wie dem auch sei. Ein ungebührliches Verhalten rechtfertigt weder das noch das. Ich werde der Sache nachgehen."

  • "Ich bin sicher, dass du den Verantwortlichen finden wirst." erwiderte der Kaiser. Dann seufzte er tief. Es gefiel ihm nicht, Misstrauen gegen seine eigene Leibwache zeigen zu müssen.


    Nach einer kurzen Denkpause fragte er schließlich: "Gibt es sonst etwas, was du bezüglich deiner neuen Aufgabe wissen möchtest?"

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  • Bei ihrem letzten Aufeinandertreffen war der Procurator a libellis anwesend gewesen und Silanus hatte sich mit seinen Fragen an den Kaiser daher sehr zurück gehalten. Der Kaiser war zwar auch heute nicht allein, aber der Sekretär stand dem Imperator wesentlich näher und war deutlich vom Wohlwollen seines Herren abhängiger, als ein ritterlicher Procurator, der natürlich auch auf seinen eignen Vorteil bedacht nahm. Und aus seiner eigenen Zeit am Kaiserhof wusste der Iunier nur zu gut, dass auch selbst ein Kaiser seine Worte oft mit Bedacht in dieser Schlangengrube wählen musste, da sie mitunter schnell die Runde machten.


    "Nun wenn ich schon die Gelegenheit habe mit dir so vertraulich zu sprechen bevor ich meinen neuen Posten antrete und bei den Präfekten vorstellig werde, würde mich natürlich die Frage interessieren, wie du zur Garde und zu den amtierenden Präfekten stehst. Gibt es abgesehen von diesem Vorfall im Archiv irgendwelche Vorbehalte gegen bestimmte Personen innerhalb der Cohortes oder wünscht du, dass ich besonders Achtsam bei dem Einen oder Anderen sein und dir Bericht erstatten soll? Oder hat die Garde und ihre Präfekten dein vollstes Vertrauen?"

  • Digitus Minor war die rechte Hand des Kaisers. Alle Schreiben gingen durch seine Hand, er begleitete ihn überall hin. Niemand, nicht einmal die Augusta, wussten genauer darüber Bescheid, was Severus dachte oder plante. Der Iunier schätzte die Situation also durchaus richtig ein.


    Auf die Frage musste er trotzdem einen Moment nachdenken. Die Praefecti Praetorio waren schon eine Weile im Dienst, aber wie immer hatte der Aquilier sie aus den vertrauenswürdigsten und besten Equites ausgewählt. Marcus Statorius Icilianus Propinquus und Caius Heius Vibulanus waren vielleicht nicht die emsigsten Offiziere und delegierten viel an ihre direkten Untergebenen, aber machten bisher immer solide Arbeit. "Die Präfekten genießen mein volles Vertrauen." Er strich sich durch den Bart. "Der Trecenarius, dieser Tiberius Verus, ist neu." Der Mann hatte sich beängstigend schnell in seine neue Aufgabe eingearbeitet. "Es ist nicht so, dass ich ihm nicht vertraue, aber du könntest durchaus ein Auge auf ihn haben. Die Speculatores sind ja eine recht sensible Einheit und ich musste ihn ein wenig belehren, dass wir hier in Rom nicht ganz so viel Willkür walten lassen können wie mit den Provinzialen. Besonders, was Senatoren und Equites betrifft. Ich denke, er hat das verstanden, aber falls es diesbezüglich zu Problemen kommt, wäre es mir lieb, wenn du einschreitest." Als ehemaliger Chef der Kanzlei wusste er ja, wer die wichtigen Köpfe waren, die nicht einmal ein Kaiser ohne Risiko provozieren durfte.

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  • "Natürlich Augustus."


    Der Iunier nickte verstehend, war er doch schon selbst in einer recht unglücklichen Situation auf den Tiberier getroffen. Er hatte ihn vor einiger Zeit bei seinem Patron Decimus Livianus kennen gelernt. Dies hier war jedoch eine gute Gelegenheit die Kompetenzen des Trecenarius und seiner besonderen Einheit zu klären.


    "Aus meiner Amtszeit als Procurator weiß ich noch, dass deine Vorgänger fast immer einen engen Kontakt zu den Speculatores und ihrem Trecenarius pflegten. Manch ein Trecenarius war auch nur dem Kaiser zur Rechenschaft verpflichtet. Wie handhabt ihr das? Sind die Speculatores in die übliche Ranghierarchie eingebunden oder nehmen sie nur direkte Befehle von dir oder den Praefecti entgegen? Denn dies beeinflusst natürlich auch sehr stark meine Möglichkeiten als Tribun einzuschreiten, wenn es um die Speculatores geht."

  • "Der Trecenarius erstattet mir direkt Bericht." erklärte der Kaiser. "Aber er untersteht ebenso den Hierarchien der Prätorianer und vor allem den Präfekten. Sie sind immerhin letztverantwortlich für das Handeln aller Prätorianer. Und auch der Speculatores." Was der Trecenarius im Detail nur dem Kaiser mitteilte und was auch den Präfekten, wusste Severus ehrlichgesagt gar nicht. Aber er nahm an, dass der Tiberier wahrheitsgemäß Auskunft gab, wenn er gefragt wurde. So hatte der Kaiser das zumindest bisher immer wahrgenommen. "Bisher kam es meines Wissens nie zu Konflikten. Sollte es dazu kommen, werden die Präfekten oder ich selbst aber sicherlich eine praktikable Lösung für alle finden."

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  • "Ich verstehe mein Kaiser. Wenn du sonst nichts mehr hast, dass du mit mir besprechen möchtest, dann werde ich nun meinen Dienst in der Castra antreten. Ich denke wir werden uns nun ja ohnehin wieder öfter sehen. Sobald ich etwas über die Vorgänge in den Archiven herausgefunden habe, werde ich dir natürlich schnellstmöglich Bericht erstatten."


    Von Seiten des Iunius gab es vorerst keine Fragen mehr. Ohnehin hatte er von Anfang an das Gefühl, dass hier irgendetwas in der Administratio falsch gelaufen war und der Kaiser einfach nicht unhöflich zu seinem früheren Procurator sein wollte und den Termin daher nicht abgesagt hatte. Er richtete sich auf seiner Liege auf und wartete darauf, dass ihn der Kaiser entließ.

  • "Von meiner Seite wäre das vorerst alles, ja." antwortete der Kaiser und lächelte dann. "Richte den Präfekten meine Grüße aus!"

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  • "Das werde ich gern Augustus. Vale!"


    Der Iunier erhob sich von seiner Liege, nickte dem Kaiser noch einmal verabschiedend zu und machte sich dann auf den Weg zu seinem Dienstantritt bei den Präfekten der Cohortes Praetoriae.

  • Eine eher unangenehme Neuigkeit führte den Iunier heute in das Officium des Kaisers. Er ließ sich anmelden und betrat dann, nachdem er dazu aufgerufen worden war, das kaiserliche Büro, um seinen Bericht abzuliefern.


    "Ave Augustus! Lieder komme ich heute mit schlechten Nachrichten. Trecenarius Tiberius Verus wurde vor seinem Haus angegriffen und verwundet. Er war nicht mehr ansprechbar als ich am Tatort eintraf und man hat ihn schwer verletzt auf ein Landgut nahe Roms gebracht. Offenbar wurde er von einem unbekannten Angreifer mit einer Giftklinge verletzt und ringt nun mit dem Tod. Leider konnte der Angreifer in dem ganzen Durcheinander fliehen. Wir haben eine Untersuchung eingeleitet, welche vom Princeps Praetorii höchst persönlich geleitet wird."

  • Der Kaiser hatte gerade einen Brief nach Asia diktiert, als Silanus eintraf. Die Nachricht, die er mitbrachte, erschreckte ihn. Der Trecenarius! Ausgerechnet der Herr über seinen Geheimdienst!
    "Der Trecenarius? Eine Giftklinge?" Der Kaiser sah ratlos zu dem Tribun. "Wo ist das geschehen? Gibt es irgendwelche Hinweise auf den Täter?"

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  • Der Augustus war wohl Aufgrund der Tatsache, dass ihn der Tribun aus seiner Arbeit riss und noch dazu mit derart schlechten Neuigkeiten konfrontiere sichtlich erschüttert und wirkte im ersten Moment ein wenig gedankenverloren.


    "Der Angriff passierte wie gesagt direkt vor seinem Haus. Er war zwar in Begleitung seiner Leibwächter, doch es passierte offenbar alles so schnell, dass diese nicht mehr rechtzeitig zum Schutz des Trecenarius eingreifen konnten. Leider haben sie den Täter nicht verfolgt. Der eine ist beim Verletzten Tiberius geblieben, während der andere die Castra informiert hat. Es gibt daher noch keine direkten Hinweise auf den Täter. Wir werden nun eruieren müssen, mit welchen Ermittlungen und Aufträgen der Trecenarious in letzter Zeit betraut war und hoffen, dass wir so auf einen möglichen Täterkreis stoßen.


    Soweit mir bekannt, war er in letzter Zeit sehr stark in die Ermittlungen zur Christensekte eingebunden. Aber ich kenne dazu keine Details, da er vorrangig dir und den beiden Präfekten berichtet. Gibt es vielleicht andere Geheimaufträge, die er derzeit für dich ausgeführt hat und die jemand womöglich so verhindern möchte?"

  • Der Kaiser fuhr sich nervös durch den Bart. Das mit dem Haus hatte er wohl im Schreck überhört. "Es ist sehr bedauerlich, dass keiner der Leibwächter den Täter verfolgt hat. Wenn es vor der Villa Tiberia stattfand, hätte ja auch ein Sklave von dort Alarm schlagen können." Ein Speculator war ja dafür trainiert, Verdächtige zu verfolgen.


    "Ich habe momentan keine besonderen Geheimaufträge." Zumindest keine, die damit etwas zu tun haben konnten. Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Tiberius war zuletzt ein erklärter Feind der Christensekte. Er hatte sie mir nach dem Sklavenaufstand als Sündenböcke vorgeschlagen und hat diese Erklärung trotz meinem Zögern vorangetrieben. Zuletzt berichtete er mir, dass er Beweise habe, dass die Christen eine kriminelle Vereinigung seien und Menschenopfer durchführen." Noch waren diese Beweise nicht vorgelegt. Severus hoffte, dass dies kein privater "Kreuzzug" des Trecenarius war. Aber diese Feindschaft war möglicherweise wirklich ein Motiv für einen Mord. "Außerdem ermittelt er wegen des Senatorenmordes vor der Curia Iulia." fiel ihm dann noch ein.

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  • In der Tat war dies mehr als bedauerlich und die beiden Leibwächter mussten nun mit den Konsequenzen für ihr Fehlverhalten leben. Doch dies war eine Sache, die der Tribun Einheitsintern regeln wollte. Dem Kaiser würde auch wohl kaum interessieren, mit welchen Strafmaßnahmen die beiden zu rechnen hatten. Statt darauf einzugehen, hörte er aufmerksam zu, was das Kaiser ihm offenbarte.


    "Von der Ermittlung wegen des Senatorenmordes wusste ich, aber Menschenopfer bei den Christen? Davon hätte ich noch nie gehört. Und du sagst er wollte auch Beweise dafür vorbringen?"


    Der Iunier atmete hörbar durch und ließ sich diesen Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen. Natürlich hatte er auch nicht überhört, dass der Augustus sagte, dass ihm der Tiberier die Christen als Sündenböcke vorgeschlagen hatte. Eine Vermutung die schon längere Zeit in Silanus keimte, für die er aber nun eine endgültige Bestätigung erhalten hatte. Er wollte es jedoch nicht beurteilen, sondern nur feststellen, dass er in diese Angelegenheit nicht eingebunden war und der Geheimdienstchef des Kaisers eigenständig agierte.


    "Der Trecenarius nimmt es sehr ernst mit der Geheimhaltung seiner Aufträge - auch innerhalb der Prätorianer. Die Präfekten lassen ihm da auch ziemlich freie Hand und ich selbst werde als Kommandeur der ersten Kohorte in die Arbeiten der eigenständigen Spekulatores nur wenig, wenn überhaupt eingebunden."


    Dem Iunier fehlte einfach das Befehls- und Durchgriffsrecht. Die Speuklatores waren eine eigenständige Truppe im Hierarchiegeflecht der Prätorianer, welche wie auch die Equites singuläres aus dem Kohortenverband herausgelöst agierten, ihre eigenen Offiziere hatten und direkt den Präfekten unterstanden. Doch das alles war unnötig dem Kaiser gegenüber zu erwähnen, der als ehemaliger Militär bestens über die Strukturen der Einheiten bescheid wusste. Dennoch konnte es nicht schaden, diese Tatsache dem Augustus noch einmal in Erinnerung zu rufen, was der Iunier nun auch getan hatte.


    "Wenn er tatsächlich Beweise gegen die Christen gesammelt hat, dann wäre das ein mehr als gutes Motiv für einen derartigen Anschlag. Ich werde diese Informationen an die Ermittler weiterleiten. Sobald es Neuigkeiten dazu gut, wirst du umgehend informiert werden Augustus."

  • "So ist es." bestätigte der Kaiser die Nachfrage. "Ist dir sonst etwas über die Christen bekannt? Ich muss sagen, dass ich sie bisher für eine harmlose Sekte gehalten habe, nicht gefährlicher als die Pythagoreer. In letzter Zeit häufen sich aber die Zeichen, dass dieses Völkchen vielleicht doch nicht so harmlos ist, wie ich dachte." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. Auch ihm war natürlich der Gedanke gekommen, dass das ganze auch nur eine fixe Idee des Trecenarius sein konnte.


    Aber vielleicht war der Anschlag auf ihn eine Gelegenheit, diese Frage zu klären: "In Anbetracht der Umstände ist es notwendig, dass derjenige, der in dieser Anschlagssache ermittelt, auch weiß, woran Tiberius arbeitete." Iunius Silanus war ein vertrauenswürdiger und loyaler Mitarbeiter. Deshalb hatte Severus ihn ja zu den Prätorianern gesetzt. "Ich denke, dass du dieser Mann sein solltest. Dieser Fall sollte von einem hohen Offizier geleitet werden und die Präfekten sind anderweitig eingespannt. Ich kann dir also gern eine Bestätigung ausstellen, die dir Zugriffsrecht auf alle Akten und Informationen der Speculatores bietet." Angesichts der weiteren Pläne, die der Kaiser mit dem Iunier hatte, war diese Ermittlung vielleicht sogar ein guter Test.

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  • "Ich persönlich habe weder negative Erfahrungen mit den Christen gemacht, noch sind mir besondere Auffälligkeiten zu Ohren gekommen. Die einzigen Meldungen diesbezüglich stammen aus den Reihen der Speculatores, was natürlich nicht verwunderlich ist, wenn es sich um Begebenheiten abseits der öffentlichen Wahrnehmung handelt. Ansonsten tritt diese Sekte kaum in Erscheinung oder kommt in Berichten vor, die mir vorgelegt werden. Meine Einschätzung wäre daher auch eher einer bisher harmlose gewesen."


    Der Iunier konnte dem Kaiser seine Bedenken diesbezüglich ansehen, konnte jedoch auch keine Informationen beitragen, die für die eine oder andere Tatsache sprachen.


    "Wie eingangs gesagt werden die Ermittlungen derzeit vom Princeps Praetorii geführt, da er aufgrund seines erst vor kurzem stattgefundenen Dienstantritts noch sehr unvoreingenommen an die Sache herangehen kann. Zudem halte ich ihn für einen sehr fähigen Offizier, der unsere Reihen zukünftig sehr bereichern wird. Er ist auch weitestgehend informiert. Aber wenn du es explizit wünscht, kann auch ich persönlich die Ermittlungen leiten."

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