Sklavenunterkunft | Morris kleines Reich

  • Nachdem sie das Arbeitszimmer verlassen hatte, ging sie auf direktem Weg in die Sklavenunterkunft und räumte ihre paar privaten Sachen zusammen um sie nur wenig später in ihrem eigenen kleinen Zimmer unterzubringen. Hier gab es zwar auch nicht viel, außer einem Bett und einer Truhe, in der nun ihre Sachen verstaut wurden.
    Eine Weile saß sie auf dem Bett und genoss die Stille. Ihr eigenes kleines Reich. Ihren Rückzugsbereich. Sie erhob sie seufzend und suchte wie gewünscht Alexandros auf, damit er ihr eine Heilsalbe geben konnte. Und dann waren ja auch noch einige Arbeiten zu erledigen. Auch wenn sie nun eine neue Aufgabe hatte – die galt aber erst ab morgen, wenn sie dem Claudier ihre Entscheidung mitteilen würde. Heute würde sie ihre normalen Aufgaben noch erledigen.



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    Am nächsten Morgen stand sie in aller Frühe auf. Sie war wie immer die Erste die wach war. In den letzten Wochen, hatte sie sich so an den wenigen Schlaf gewöhnt, dass sie einfach gar nicht länger schlafen konnte. So zog sie sich eine frische Tunika an und begab sich nach der morgentlichen Wäsche ins Atrium.

  • Magrus holte das Kleiderbündel, das er in einem Winkel des Sklavenquartiers versteckt hatte und ging dann mit Morrigan in ihren Raum, wo er ihr das Bündel überreichte.


    „Hier, Morrigan, da hast du deine Lieblingskleider, die du sicher vermisst hast. Ich weiß ja nicht, ob du in deiner neuen Funktion diese Kleider tragen kannst, wenn nicht, bin ich sicher, dass du sie trotzdem gerne bei dir hast. Ich bin auch sicher, dass du in Zukunft wieder Gelegenheit haben wirst, sie zu tragen. Ich habe nur eine Bitte. Ich möchte dich in einem solch schönen Kleid sehen. Könntest du mir diesen Gefallen erweisen?“

  • Morrigan besah sich die Kleider. Sie waren teilweise aus reinster Seide aufwendig gefertigt. Morrigan hatte ja nie die typische knallbunte Lupa Kleidung getragen. Nein sie hatte stets auf Eleganz geachtet. Sie zog das Kleid hervor, dass an 1001 Nacht erinnerte. Ja dieses hatte sie immer besonders gemocht. Sie strich sanft darüber, bevor sie es in ihrer Truhe verstaute. „Ich denke, das sich sie in nächster Zeit nicht brauchen werde.Aber wenn die Gelegenheit da ist, dann wirst du mich in dem Kleid sehen. Versprochen.“ Sagte sie mit einem Lächeln und schloss die Truhe. „Magrus ich muss in die Küche. Wenn an der Porta nicht so viel los ist, gesell dich doch zu uns. Aber Ich muss mit Salome absprechen was sie zum Abend zubereiten will. Und wir müssen schauen ob alle Zutaten vorhanden sind.“ Sagte sie fast schon entschuldigend zu Magrus. Ja ihren Aufgaben waren nun anders aber nicht wirklich weniger als vorher.

  • „Ja, geh nur, ich muss ohnehin schauen, was an der Porta los ist. Wenn ich Zeit habe, besuche ich euch in der Küche. Aber eine Bitte: überanstrenge dich nicht, du musst nicht alles selbst machen. So 100 %ig fit bist du noch nicht.“

  • Morrigan lächelte tatsächlich als sie nun gemeinsam mit Magrus ihr kleines Reich verließ. „Keine Sorge. Ich muss jetzt ja eigentlich nur meine Kopf anstrengen.“ Sagte sie und entschwand dann auch schon in Richtung Culina.

  • Die Frauen waren vom Einkauf zurück und rechneten bei Morrigan die Kosten ab. Diese notierte sich diese penibel, damit sie am Ende des Monats eine korrekte Abrechnung abliefern konnte.


  • Zum Glück beherrschte Morrigan immer noch die Zahlen ihrer Heimat. Buchführung mit römischen zahlen hätte sie wohl überfordert, aber so musste sie einfach nur die Zahlen ihrer Heime in die verrückten römischen übertragen.
    Somit legte sei nun ihre erste von wohl vielen weiteren Monatsreichungen ab.



  • Nachdem alles für die Kämpfe geklärt war, hatte Morrigan Angus gebeten, ihr zu folgen. Die beiden hatten wohl einiges zu besprechen. Sie hatte ihn so lange nicht mehr gesehen und sein Erscheinen hier hatte ihr fast den Boden unter den Füßen weggezogen. So war sie auf dem Weg in ihr Zimmer recht schweigsam gewesen. Jetzt da die Tür hinter ihnen geschlossen war, drehte sie sich langsam zu ihm um. Die Morrigan von früher hätte ihm wohl die Hölle heiß gemacht. Die Morrigan von heute, schaute ihn nur traurig und fast misstrauisch, da sie hinter seinem Erscheinen einen üblen Trick der Prätorianer vermutet, an. „Was willst du hier? Nach so langer Zeit? Was willst du?“

  • Wie in Trance folgte ich ihr, dem lieblichen Geschöpf meiner schlaflosen Nächte von einst. Unser letztes Zusammentreffen, dass nun schon eine Ewigkeit zurückreichen musste, hatte mir damals beinahe das Herz herausgerissen. Unweigerlich kam nun auch alles auf einmal hoch, was mit Aislin, meiner geliebten Frau damals geschehen war. Einmal mehr in meinem Leben befand ich mich wieder direkt am Abgrund. Nur noch ein klitzekleiner Schritt fehlte. Diese Begegnung mit ihr riss wieder verheilt geglaubte Wunden auf. Wieder fühlte ich mich wie damals. Mein starker Panzer aus Selbstaufgabe, Gehorsam und Unterwerfung, der mich zu einem willenlosen Instrument meines Herrn und seiner Frau gemacht hatte und der mich weder Scham noch Reue empfinden ließ, was ich anderen antat, bekam nun allmählich Risse. Hindurch konnte man einen schwachen und hilflosen Angus erkennen, der sich vor Angst und Gram gleich ins Hemd machte.


    Irgendetwas furchtbares musste mit ihr geschehen sein. Als sie mich endlich eines Blickes würdigte, sah ich nicht mehr die Morrigan, die ich einst kannte und geliebt hatte. Dieses tieftraurige Wesen sah nur aus, wie jemand, den ich vor langer Zeit gekannt hatte.
    "Ich... ich bin wegen dieses Aufrufs hier... und weil ich mir etwas Geld verdienen wollte. Ich konnte ja nicht ahnen... Aber... was machst du hier... mein Herz?" Mein Herz, so hatte ich sie immer genannt. Damals, vor tausend Jahren, als wir uns an einem Saturnalienabend kennengelernt hatten. Mein Herz - wie schwer ging mir das nun über die Lippen.

  • Da stand er nun jener Mann, dem sie einst ihr Herz geschenkt hatte. Jener Mann mit dem sie gemeinsam hatte die Freiheit erlangen wollen. Jener Mann... der sie dann im Stich gelassen hatte. Jener Mann dem sie dann selbst noch angeboten hatte immer für ihn da zu sein. Und wieder war er gegangen. Alte Wunden die längst nicht verheilt waren. Alten Wunden die immer mal wieder hervorbrachen. Genau wie jetzt. „Ich wurde per Gesetzt, durch die Prätorianer, öffentlich versklavt. Nachdem ich Wochen bei ihnen gefangen war.“ Sagte sie. Sie musste wohl nicht erklären, was das bedeutete und was alles dazugehörte. Jeder der lang genug in Rom lebte hatte eine derartige Versklavung schon einmal gesehen oder zumindest davon gehört. „Ich hatte nur das Glück, das der alte Claudier mich aufgenommen hat. Ich verwalte für ihn den Haushalt.“ Sagte sie und versuchte sich hinter der eine sachlichen Betrachtung ihrer Situation zu verstecken. Unweigerlich griff ihre Hand nach dem erst kürzlich gesetzt Brandmal. Mein Herz... lange sah sie ihn an. Vorwürfe? Ja er hätte sie verdient, doch sie konnte und wollte nicht. Wer weiß, was ihm in der Zeit geschehen war. Vielleicht hatte er sie aber einfach vergessen. Es gab so viele die er haben konnte... Und doch lang nun einen unendliche Traurigkeit in ihrem Blick. „Wo warst du all die Jahre? Wo warst du? Ich hätte dich gebraucht.“ Ja das hätte sie. Sie hätte öfter jemanden gebraucht, der sie einfach nur mal in den Arm nimmt. Sie hätte jemanden gebraucht, der ihr Freund und Geliebter war. Sie hätte ihn gebraucht gerade in den vergangenen Monaten. Dann hätte sie vielleicht sogar der Behandlung der Prätorianer getrotzt. Sie hätte etwas gehabt für das es sich gelohnt hätte zu kämpfen. So war es den Männern in Schwarz aber gelungen sie zu brechen und sie zu einem ihrer Werkzeuge zu machen.
    Ja sie hatten es geschafft, das Morrigan eine Sklavin war, die sich unterordnete und Anweisungen klag und widerspruchslos ausführte. Auch wenn der Claudier ihr Verantwortung übertragen hatte,gabte sie nicht, dass sie etwas anderes als eine ganz normale Sklavin war, die zu funktionieren hatte. Sie funktionierte so wie es die Prätorianer ihr eingeimpft hatte. Nur wer sie von früher kannte, wusste das Morrigan eigentlich ganz anders war. Eine lebensfrohe, dickköpfige Frau die sich ganz und gar nicht unterordnete, die ihren Weg gegangen war immer mit dem Kopf durch die Wand. Aber jetzt? Jetzt war sie eine Sklavin, die nicht mal ihren eigenen Namen nennen konnte ohne furchtbare Ängste zu verspüren. Sie war froh, wenn man sie nicht danach fragte, denn zumeist antwortete sie immer noch Serva. Es war immer innerer Kampf, wenn sie ihn nennen musste.
    Jene Ängste, jenes Leid konnte man nun deutlich in ihren Augen sehen. „Wo warst du...fragte sie leise, als sich nun Tränen aus ihren Augen löste und wie eine stumme Anklage an Angus über ihre Wangen liefen.

  • Was ich nun zu hören bekam, klang wie Hohn! Man hatte sie öffentlich versklavt, gedemütigt und, was wohl am schlimmsten war, man hatte sie wie ein Stück Vieh gebrandmarkt. Nun war sie wieder Sklavin, hier in diesem Haus, mit der Aussicht auf ein Leben als Sklavin bis zu ihrem Ende. Wieder echoten die Erinnerungen in meinem Kopf, von unserem letzten Abend. Jenem Abend als ich so voller Hoffnung gewesen war und zu ihr gegangen war, damit wir für immer zusammenbleiben konnten. Damals hatte sie mich mit der Tatsache konfrontiert, dass sie nun frei sei und sie nicht für die „Flavische Zucht“ zur Verfügung stehen würde. Damals hatte sie mich tief getroffen. Danach wollte ich nur noch sterben. Doch selbst das hatte ich nicht hinbekommen!
    Sollte ich jetzt Mitleid mit ihr haben? Ich hatte keine Ahnung, weswegen ihr ein solches Schicksal zuteil geworden war. Normalerweise musste man schon ziemlich üble Sachen gedreht haben, um auf diese Weise bestraft zu werden. Morrigan, die Libertina war zu hoch geflogen und hatte sich ihre Flügel an der Sonne verbrannt, nun war sie tief, sehr tief gefallen. Langsam begann sich mein schützender Panzer wieder vor mir aufzubauen. Sie würde heute aus mir nicht noch einmal einen Idioten machen! Sollte sie doch als Sklavin verrotten! Doch dann war dieser Blick, der mir mein Herz zuschnürte und mich doch wieder ins Wanken brachte. Schließlich konnte ich mich nicht mehr zurückhalten, als ausgerechnet sie mich fragte, wo ich denn gewesen sei!„Wo ich war? Du willst wissen, wo ich war, nachdem du mich damals fortgeschickt hattest? Ich bin damals durch den Tartarus gegangen, nachdem du mir den Laufpass… ja, richtig den Laufpass gegeben hast! Ich wollte mein Leben wegwerfen, denn es hatte für mich keinen Wert mehr, weil du… Du warst frei und ich war… ich bin ein Sklave. Als ich dich damals bat, mit mir zu leben, da hast du das verächtlich als flavische Zucht bezeichnet! Ich habe deine Worte nicht vergessen, Morrigan.“
    Verdammt, jetzt wollte mir auch noch die Stimme versagen! Ein Königreich für einen Becher Wein!„Da es mir nicht gelang, mich selbst zu töten, tötete ich alles in mir ab, was einst wichtig für mich war. Ich wurde zu dem, was ich heute bin, ein gehorsamer Sklave der jeden Wunsch seines Herrn umsetzt und dafür sein Wohlwollen erntet. Aus diesem Grund kann ich heute hier sein!“, antwortete ich ihr und ich erschrak fast selbst über meiner Gefühlskälte, die ich ihr gegenüber an den Tag legte. Mein Rabenmädchen, was hast du mir nur angetan! Was haben sie aus mir gemacht? Ein Mostrum, das kleine Sklavenmädchen vergewaltigte, weil man es ihm befohlen hatte! Wie widerlich war das denn?! Und was tat ich jetzt? Meiner großen Liebe von einst das letzte Stück Herz herausschneiden!
    Ihr eindringlicher Blick, in dem ich nur noch Angst sah und dann ihre Tränen, brachten mich endgültig aus der Fasson. Er verzehrte mich. Ich konnte nicht mehr! Mein Schutzpanzer zerbarst in tausend Stücke. Ich ging auf sie zu, legte tröstend meine Arme um sie und küsste sie behutsam auf die Stirn. „Ich bin hier, mein Herz, ganz nah bei dir!“

  • Hätte sie es richtig stellen sollen? Die alte Morrigan hätte jetzt wohl einen Riesenstreit vom Zaun gebrochen. Hätte es richtig gestellt. Hätte Angus gesagt, das er es doch war, der sie immer wieder den Abgrund hinabgestürzt hatte. Sie hatte ihm alles geboten. Liebe, Freundschaft, Halt. Er hatte es zurückgewiesen. Sie hatte ihn sogar freikaufen wollen. Sie hatte halt nur nicht mit ihm als Sklavin leben wollen. War das wirklich so verwerflich gewesen? Vielleicht. Aber inzwischen war das wohl auch schon egal. Es war viel passiert, zu viel. Und sie hatte sich verändert. Darum senkte sie bei seinen harten Worten auch nur den Kopf und blickte zu Boden. „Es war mir egal das du ein Sklave warst. Ich hätte auch weiter eine Beziehung mit dir geführt. Und du kennst das Gesetzt, dein Dominus hätte mich allein deswegen schon zu seiner Sklavin erklären können. Es war mir egal.“ Sagte sie leise. „Aber das ist Vergangenheit...es gibt eh keine Hoffnung mehr für mich.“ Morrigan legte den Kopf an seine Schulter und gönnte sich diesen kurzen Moment der Geborgenheit.

  • Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden. Wenn es nach mir gegangen wäre, hatte ich sie niemals mehr losgelassen. So wie früher, kam mir in den Sinn. Ja, so wie früher. Wie sie in meinen Armen lag, so zart, so zerbrechlich. Ich liebte sie noch immer und je länger sie mir nah war, wuchs auch mein Verlangen nach ihr. Ich wollte sie nicht mehr hergeben. Sie sagte, es gäbe keine Hoffnung mehr für sie… das konnte ich nicht akzeptieren. Nein, es gab immer Hoffnung, so lange man lebte. Auch wenn unser Leben noch so trostlos war. „Mein Rabenmädchen, ich werde dich nicht mehr loslassen. Komm mit mir mit! Wir fliehen von hier! Lass uns irgendwo leben… zusammen. Dort wo uns niemand suchen oder gar finden wird. Du und ich, meine Rosenlippenmädchen, du und ich! Ich liebe dich so sehr!“
    Ich vergrub mein Gesicht in ihre Schulter, um meine Tränen, die mir in diesem Moment in die Augen sprangen, zu verbergen. Ich wusste, sie würde nicht mit mir mitkommen wollen. Und wir würden auch nicht fliehen. Dafür war alles zu kompliziert.


    Schließlich ließ ich von ihr ab und mein schmerzerfülltes Gesicht sah sie noch einmal an. Mein Rabenmädchen… Es war weg, verschwunden... fort von dieser Welt. "Leb wohl, mein Herz!" , sagte ich zu ihr und küsste sie ein letztes Mal. Dann wandte ich mich um und wollte gehen.

  • Ein Traum es konnte nur ein Traum sein. Und wie es so war mit Träumen, sie endeten immer und ihre endeten immer tragisch. So wie auch dieser hier. Er sagte, dass er sie liebte und sagte ihr doch leb wohl. Wieder wollte er sie verlassen, wieder wollte er gehen. Sie sah auf und blickte in sein trauriges Gesicht. Als er sich zum gehen wandte hielt sie ihn an der Hand fest. „Bleib.“ Sagte sie. „Wir können nicht davon laufen. Wir hätten es gekonnt vor langer Zeit. Aber jetzt können wir es nicht mehr. Du bist gebunden und ich noch mehr denn je.“ Sagte sie und deutete ihm an, dass er sich setzen sollte. Sie konnte ihm nur einen Schluck Wasser anbieten. Wein hatte sie nicht hier. Sie trank keinen Wein, das Zeug vertrug sie einfach nicht. „Angus. Ich habe dich immer geliebt. Ich habe nie damit aufgehört. So sehr ich es auch versucht habe.“ Sagte sie als sie ihm nun einen Becher mit Wasser reicht. „Ich wäre mit dir ans Ende der Welt gegangen und ich würde es wohl auch jetzt noch tun wenn ich könnte. Aber ich kann nicht.“ Sagte sie und setzte sich zu ihm. „Ich habe viel getan auf das ich nicht stolz bin. Ich habe Konkurrenten aus dem Weg geräumt und räumen lassen. Und noch so einiges mehr. Man kann in der Subura nur überleben, wenn man zu einem gewissen Teil skrupellos ist.“ Sagte sie und trank nun ihrerseits einen Schluck Wasser. „Aber dafür wurde ich nicht verurteilt. Sie haben mir eine Beteiligung an den Sklavenaufstand angehängt.“ Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen. „Sie haben mich öffentlich versklavt um eine Zeichen zu setzen. Es gab kein Urteil. Sie beriefen sich auf das Kriegsrecht. Ich konnte mich nicht mal verteidigen. Selbst wenn es ein Verfahren gegeben hätte, hätte ich nicht die Wahrheit sagen können. Sie bedrohen jeden den ich liebe. Sie drohen mir jeden zu töten, den ich auch nur gekannt habe.“ Nun blickte sie ihn sorgenvoll an. „Angus sie dürfen niemals von uns erfahren. Sie dürfen nicht wissen... ich möchte dich nicht in Gefahr wissen.“ Sagte sie und drückte seien Hand. „Sie sind hier im Haus. So lange wie die Kommission tagt sind sie jeden verdammten Tag hier.Sie haben dich kommen sehen. Also nimm an den Kämpfen teil, so wie du es geplant hast. Bitte. Ich möchte nicht, dass sie auf falsche Gedanken kommen. Ich möchte dich in Sicherheit wissen. Ich möchte, dass du Hoffnung hast. Habe sie für uns Beide.“ Sagte sie und blickte ihre große Liebe an.

  • Insgeheim hatte ich mir gewünscht, dass sie das sagte, um mich vom Gehen abzuhalten. Deshalb blieb ich kurz vor der Tür stehen und blickte mich zu ihr um. Jedoch hatte ich sie wie erwartet nicht umstimmen können. Es wäre auch naiv zu glauben gewesen, dass uns eine gemeinsame Flucht geglückt wäre. Sie und ich waren nun schon lange genug in Rom, um dies zu wissen.


    Sie deutete auf einen der Stühle. Ich war mir nicht sicher, ob es klug war, noch länger hier zu verweilen, denn eigentlich war alles bereits gesagt und dennoch war es wohl die Hoffnung, die mich dazu trieb, noch länger zu bleiben. Also setzte ich mich und hörte mir an, was Morrigan mir noch mitzuteilen hatte. Sie reichte mir einen Becher Wasser, während sie mir sagte, dass sie mich immer geliebte habe und es wohl auch noch jetzt tat. Mein Gesicht erhellte sich ein wenig, doch ich hätte wissen müssen, dass das hier definitiv nicht gut ausgehen konnte.


    Ich führte schließlich den Becher zum Mund, um einen Schluck davon zu trinken, als sie weitererzählte. Doch als sie mir dann verriet, weshalb man sie eigentlich beschuldigt hatte, war ich doch dann sehr überrascht. „Beteiligt am Sklavenaufstand?“ echote ich ungläubig. Nun, der Sklavenaufstand war mehr oder weniger an mir und wohl auch an den meisten anderen flavischen Sklaven abgeperlt. Dafür hatte ich mich zu dieser Zeit bereits zu tief in mein Sklavendasein hineingesteigert.


    Sie sprach weiter, über das was dann mit ihr geschah. Offenbar war sie da in etwas hineingeraten, was sie ganz und gar verschlungen hatte und aus dem sie sich selbst nicht befreien konnte. Und wie es schien, konnte das aber auch kein anderer, da „sie“ immer am längeren Hebel saßen.


    Schließlich blickte sie mich mit ihrem sorgenvollen Gesicht an und sprach sehr eindringlich auf mich ein. Dabei ergriff sie meine Hand. Nur ein Idiot hätte in diesem Moment nicht gespürt, wie ernst ihre Worte gemeint waren. Jedoch fürchtete ich mich vor ihnen, wer immer das auch sein sollte. Sie bat mich weiter, zu bleiben und zu kämpfen - der Grund, weswegen ich eigentlich gekommen war. Doch dies sollte ich zu meinem Schutz tun, weil ihr noch immer etwas an mir lag. Ich erhob mich und ging vor ihr in die Hocke. Meine Finger strichen ihr sanft über die Wange. „Ich werde allein für dich kämpfen, mein Rabenmädchen. Nur für dich!“ Dann küsste ich sie, so wie ich es früher immer getan hatte.

  • Unsicher zupfte sie an ihren langsam nachwachsenden schwarzen Haaren, die gerade mal wieder über den Nacken reichten. Ja auch ihre lange Haare hatte ihr die schwarzen Männer genommen. Aber diese wuchsen nach, schnell. Wenn doch auch nur ihre Ängste so schnell verschwinden würden. Aber die saßen tief...unglaublich tief. Sie hatte sich in ihre Seele gefressen. Wieder rollten Tränen über ihre Wange, als er sie nun streichelte. Und doch schaute sie ihm in die Augen und brachte sogar ein Lächeln zustanden. „Danke.“ Hauchste sie leise, bevor sich ihre Lippen vereinigten und die Zeit sich zurückdrehte. Ja für einen Moment war es tatsächlich wie früher. Wo sie Beide noch jung und voller Träume und Hoffnung waren. Morrigan ließ für einen Augenblick ihre Ängste fallen und umschlang seien Hals mit ihren Armen. „Ich habe dich so sehr vermisst.“ hauchte sie leise.

  • Ja, es fühlte sich an, wie früher. Sie ließ sich auf meine Küsse ein und schlang ihre Arme um mich. Bei Lug, ich liebte und begehrte diese Frau noch immer! Und sie ermutigte mich dazu, fordernder zu werden.
    „Und ich erst!“, keuchte ich und liebkoste ihren Hals, dann zog ich sie zu mir und hielt sie fest in meinen Armen. Jedoch vermied ich es, sie zu irgendetwas zu zwingen. Sie hatte so viele schreckliche Dinge erlebt. Nur die Götter wussten, was sie noch alles mit ihr angestellt hatten. Mir war es egal, wie man sie zugerichtet hatte, sie hatten ihr ihre Schönheit nicht rauben können. Sie war noch immer für mich die eine, die in die ich mich damals verliebt hatte. Mein Rabenmädchen! Wieder war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich alles für sie tun wollte. Alles. Doch zunächst wollte ich ihr wieder Leben einhauchen, vorausgesetzt, sie ließ es zu.

  • Sie wollte so gern. Sie wollte sich so gern fallen lassen. Wie gern würde sie die Zeit zurückdrehen und sich wie damals einfach fallen lassen ohne Bedenken. Einen Moment gestattete es sie sich noch. Einen Moment, den sie am liebste für die Ewigkeit festhalten würde. 'Du gehörst Rom, Serva! Du gehörst uns!' Schoss es ihr durch den Kopf und sie fing an zu zitter. Als sie sich nun halb von Angus löste und ihm in die Augen blickte, waren die wieder unruhig und voller Angst. „Ich... ich... ich kann nicht.“ Sagte sie leise stocken. „Ich ….Serva....“ Sie brach fast zusammen. Man konnte deutlich sehen, dass sie mit sich kämpfen musste um überhaupt noch ein Wort sprechen zu könne. „Serva... ich bin nur eine Serva. Ein Ding ohne Willen.“ Ihre Worte fielen nur stockend aus ihrem Mund. „Ich kann nicht Angus. Egal wie sehr ich es möchte. Ich habe keinen Namen und keinen eigenen Willen. Was ich möchte zählt nicht.“ Man konnte deutlich sehen, wie unruhig und ängstlich sie war. Die Wochen im Kerken hatten ihr deutlich zugesetzt und die Behandlung durch die Prätorianer war nachhaltig. Angus der sie kannte würde wohl merken, dass es nicht ihre Worte waren, die sie gerade sprach. Er würde merken das es Worte waren, die man ihr eingeimpft hat. „Ich bin eine Sklavin Roms. Ich habe Namen, ich bin keine Person, ich finde Liebe und Sicherheit in ihnen und in Rom.“ Immer wieder betete sie nun diese Worte wie ein Mantra herunter.
    Der Blick der nun Angus traf schrie förmlich 'Hilf mir.'

  • Ich war mir sicher gewesen, wir hätten noch einmal an unsere beste Zeit anknüpfen können. Als sie wieder in meinen Armen lag, war dies ein so vertrautes Gefühl gewesen. Als sie jedoch zu zittern begann und sich schlussendlich von mir löste, konnte ich die Furcht in ihren Augen erkennen. Nun wurde auch ich wieder zurück katapultiert. Nein, sie konnte nicht. Das sah ich und nie im Leben hätte ich sie dazu gezwungen. Was jedoch dann geschah, konnte ich mir zunächst nicht erklären. Die Angst hatte sie übermannt und noch immer voll im Griff. Fürchtete sie sich vor mir? Ich verstand nicht. „Was? Was sagst du?“ Das was sie nun stammelte waren nicht ihre Worte. Es schien, als sei etwas Fremdes, etwas Gefährliches in sie gefahren, was sie nun vollkommen beherrschte.

    Mit festem Griff packte ich sie an den Armen und zog sie zu Boden, so dass ich mich über sie beugen konnte. Dabei drückte ich sie weiterhin zu Boden, so dass dieser böse Geist, der in sie gefahren war, nicht noch schlimmeres anstellen konnte. „Schweig! Du bist Morrigan! Hörst du? Morrigan! Und du gehörst nur mir! Nur mir! Du bist Morrigan und du gehörst mir!“ Ich weiß nicht, wie oft ich ihr das immer und immer wieder gesagt hatte. Mein Druck auf ihre Arme wurde jedoch immer stärker. Sie konnte mir jetzt nicht mehr entkommen! Um sie endlich zum Schweigen zu bringen, begann ich sie voller Begierde zu küssen. Etwas regte sich in mir. Ich wollte mehr. Jetzt! Sofort! Mit meinem Körper drückte ich sie nun nach unten, damit ich eine freie Hand hatte, um ihr die Tunika nach oben zu schieben. Gleich Angus, gleich! Ich keuchte vor Verlangen und hielt es kaum noch aus. Da lag sie mein… Nein! Das war nicht mein Rabenmädchen! Iduna, die kleine rothaarige Sklavin lag plötzlich vor mir mit angstverzerrtem Gesicht, sie sich meiner Übermacht nicht erwehren konnte. Welcher Dämon spielte so ein böses Spiel mit mir? Wer narrte nur so meine Sinne?
    Abrupt ließ ich von ihr ab, ließ mich nach hinten fallen und war über das, was ich gerade tun wollte nur noch schockiert.

  • Morrigan hatte nicht mehr genug Selbsterhaltungstrieb um sich dagegen zu wehren. Sie hörte zwar den Namen, den er ihr entgegen brüllte doch dieser Name war nur Schall und Rauch. Sie verband nur Schmerz und leid mit ihm Sie konnte ihn ja nicht einmal aussprechen ohne eine Angstattacke zu bekommen. Sie lag also unter ihm und regte sich nicht mal, als er ihr die Tunika hochschob. Sie hätte es geschehen lassen ohne auch nur eine Regung zu zeigen. Ertragen, darauf hatte man sie konditioniert. Ertragen. So blieb sie auch einfach mit der hochgeschobenen Tunika am Boden liegen, als er so plötzlich wie er über ihr gewesen war von ihr abließ. Morrigan starrte einfach mit leeren Augen an die Decke, bis ... ja bis sich etwas in ihr regte. So setzt sie sich auf. Und blickte Angus an. „Was haben sie uns nur angetan?“ fragte sie und rutschte zu ihrer großen Lieben hin. Vorsichtig streichelte sie seine Wange. „Angus? Angus? Bist du noch da?“ Er würde sicherlich wissen was sie meinte, ihm ging es wohl nicht anders als ihr. Nur das er über Jahre hatte ertragen müssen. Man hatte ihn über die Jahre geformt. Ebenso wie man Morrigan geformt hatte. Nur das es bei ihr im Zeitraffer geschehen war. „Angus. Ich würde so gern.. ich kann nicht nicht ohne die Erlaubnis meines Herren.“ Sagte sie, denn Angus würde wohl wissen, was es bedeutete wenn man herausfinden würde. Wenn sie gar schwanger werden würde. Im Lupanar hatte sie es immer erfolgreich verhindern können, oder sie hatte es rechtzeitig gemerkt um was dagegen zu unternehmen. Aber hier konnte sie sich nicht mal eben ein paar Tage vor der Arbeit drücken um eine Kind loszuwerden. Sie hauchte ihm eine Kuss auf die Stirn. „Die Götter haben sich anscheinend gegen uns verschworen.“ Sagte sie. Die nächste Aussage klang nun wohl zynisch und genau so war sie gemeint. „Wir sind wohl dazu verurteilt von Saturnalien zu Saturnalien zu leben.“

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