Res Gestae des Consuls Herius Claudius Menecrates

  • Nun war es der scheidende Consul, der sich auf die heutige Rednerliste hatte setzen lassen, war Herius Claudius Menecrates. Als bald ehemaliger Consul hatte er einen hohen Rang und bekam daher einen günstigen Redetermin. "Wir hören nun den Tatenbericht des Kollegen Claudius Menecrates für seine Amtszeit als Consul."

  • Die Senatsdebatten des vergangenen Amtsjahres ließen bei Menecrates eine gewisse Gewöhnung eintreten, sodass er sich heute weitgehend routiniert fühlte, als er sich zu seinem Abschlussbericht erhob.
    "Werte Senatoren, wie immer am Ende eines Amtsjahres erfolgt ein Bericht über die Vorkommnisse und das Wirken innerhalb der Amtszeit. So auch von mir über mein Consulat.


    Zu Beginn meiner Amtszeit hatte ich die Umsetzung folgender Vorhaben in Aussicht gestellt:
    Ich wollte mich mit der Ursachenforschung zum Sklavenaufstand befassen und die Ergebnisse dem Senat und dem Kaiser vorstellen.
    Losgelöst vom Ergebnis wollte ich die Zufriedenheit der unteren Bevölkerungsgruppen durch ein erhöhtes Angebot an Zerstreuung anheben.
    Darüber hinaus wollte ich nach Lösungen suchen, um den ärmsten Schichten einen regelmäßigen Zugang zu den Grundnahrungsmitteln zu verschaffen.
    Desweiteren hatte ich mich verpflichtet, eine möglichst lückenlose Abfolge der kultischen Verpflichtungen zu garantieren."

    Er räusperte sich einmal, aber nicht aus Verlegenheit, sondern eher im Zuge des Luftholens für die Antworten.


    "Die Ursachenforschung zum Sklavenaufstand habe ich bereits in einer separaten Senatssitzung zum Thema gemacht, damit sie hier nicht am Rande abgehandelt wird. Sofern jemand nicht damit einverstanden ist, dass ich hier nur kurz resümiere, dass wir zu einem Ergebnis gekommen sind, möge er sich gerne melden. Ich rechne damit, dass es weitere Debatten zu den Ermittlungsergebnissen geben wird - gerade im Hinblick auf das Abstellen der Ursache, das Installieren von Hilfen usw."


    Menecrates sah in die Runde und suchte nach Anhaltspunkten, wie die Senatorenschaft den Umgang mit dem einstigen Hauptziel des Consulars sah. Dann fuhr er fort.


    "Das Zerstreuungsangebot für Roms Bevölkerung habe ich in verschiedener Form in Angriff genommen. Die großen Ludi Palatini boten ein reichhaltiges Programm: angefangen mit der Opferung für Concordia und dem anschließenden Festumzug sowie der Volksspeisung, über die Opferung für Felicitas und den anschließenden Festlichkeiten auf dem Marsfeld sowie der darauffolgenden Opferung an Iuno mit den Auftritten der Mädchenchöre bis hin zu den mehrtägigen Wagenrennen, die im Wechsel mit den verschiedensten Hinrichtungen stattfanden. Den Abschluss bildeten die Theatertage.
    Weitere Zerstreuung boten die beiden Equirria, wobei die letztere zu einem Großteil vom Quaestor Consulum organisiert wurde.
    Ich habe es als meine Aufgabe angesehen, über die Amtszeit hinweg immer wieder Spenden zu verteilen, um den ärmeren Schichten nicht nur Zerstreuung, sondern auch einen begrenzten Zugang zu den Grundnahrungsmitteln zu verschaffen. Ein Spender ist aber zu wenig und so habe ich weniger abdecken können als erhofft. Ich hätte gerne, und möchte das immer noch, öffentliche Küchen ins Leben rufen. Vielleicht findet der Senat in Abstimmung mit den kaiserlichen Plänen diesbezüglich zu Lösungen. Die Unterversorgung der Bevölkerung der Subura hat sich ja als eine der Ursachen für den Sklavenaufstand herausgestellt und wird an anderer Stelle noch erörtert werden. Das hoffe ich zumindest.
    Ein weiterer Punkt ist eine verbesserte Sicherheit, deren Umsetzung ich ebenfalls nicht mehr im Amt geschafft habe, deren Notwendigkeit ich aber anhand der Ermittlungsergebisse sehe."


    Er schlug den Bogen zurück zum nächsten Punkt seiner Wahlversprechen.
    "Die kultischen Verpflichtungen habe ich - soweit ich konnte - wahrgenommen. Manches Mal in Form von Opfertierspenden, andere Male habe ich mich rückversichert, wie und ob die zuständigen Priester Unterstützung bräuchten, etliche Festtage habe ich selbst gestaltet und einige delegiert. Inwiefern ich lückenlos gearbeitet habe, können andere besser einschätzen."


    Er war auf alle seine Vorhaben eingegangen, aber trotzdem nicht am Ende seiner Rede angelangt.
    "Gesetzentwürfe standen zu Beginn meiner Amtszeit nicht auf meinem Plan. Sie haben sich durch meine Tätigkeit ergeben bzw. habe ich die Notwendigkeit gesehen, Gesetzeslücken zu schließen. Da wäre zum einen mein Gesetzentwurf zu den Wagenrennen zu nennen. Ich habe bei den Ludi eine erhebliche Unsicherheit durch ein fehlendes Regelwerk wahrgenommen und bin sehr erfreut, dass zukünftig ein haltgebender Rahmen diesbezüglich vorliegt.
    Meinen zweiten Gesetzentwurf, die Rückkehr zu den alten Sitten und Gebräuchen, halte ich nach wie vor für unumgänglich, aber es hat sich herausgestellt, dass ich für einen Konsens deutliche Kompromisse eingehen müsste, wozu ich letztlich auch bereit bin. Ob es aber tatsächlich einmal zu einer mehrheitlich angenommenen Neuausrichtung der Politik kommt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht voraussehen. Ich würde mir das aber wünschen.


    An dieser Stelle schließt sich der Kreis zu dem ersten von mir genannten Punkt, den Ergebnissen zum Sklavenausstand. Beides steht in Zusammenhang und ich stehe selbstverständlich für die weitere Bearbeitung der Thematik zur Verfügung.


    Ich danke für eure Aufmerksamkeit!"

  • Die Res Gestae des Consul waren klar und analytisch. Das gefiel dem Kaiser. Auch wenn er sich natürlich vorbereitet hatte. Die Kommission schien ein bisschen schief gegangen zu sein. Aber allein das Engagement des Claudiers bei den Feiertagen war erstaunlich gewesen. Und die Spiele natürlich auch recht ordentlich.


    Als der scheidende Consul geendet hatte, fragte Severus schließlich als erster: "Verstehe ich es richtig, dass du die Arbeit der Kommission damit als erledigt betrachtest?"

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  • Menecrates wiegte den Kopf, weil er die Frage weder mit ja noch mit nein beantworten konnte.
    "Das kommt darauf an, was der einzelne unter 'erledigt' versteht", erwiderte er. "Wer die herausgearbeiteten Ursachen als Zielsetzung ansieht, der kann die Arbeit der Kommission als erledigt ansehen. Wer Ableitungen wünscht oder Interpretationen, der sieht sich immer noch mittendrin in der Arbeit. Diese Auswertung sehe ich allerdings als Aufgabe des Senats ohne Beteiligung der Stadteinheiten. Demzufolge ist aus meiner Sicht die Arbeit der Kommission tatsächlich als erledigt zu betrachten."


    Er sann kurz nach, denn er selbst sah in Bezug auf die Aufarbeitung des Sklavenaufstandes noch kein Licht am Horizont.
    "Wir stehen, was die Ableitungen betrifft, nicht nur am Anfang, sondern sind uns auch weitgehend uneins. Da im Senat mehrheitlich das kaiserliche Urteil abgewartet wird, bevor Meinungen geäußert werden, du mir wiederum geschrieben hast, dass du dir gern den Rat des Senats anhören wollen würdest, drehen wir uns entweder im Kreis oder befinden uns im Stillstand. Beides bringt uns nicht voran."
    Er hob die Hände in einer bedauernden Geste.


    "Ich würde dich diesbezüglich nach meiner Amtszeit gerne um eine Audienz bitten. *
    Ziel aller Anstrengung soll es sein, Schlüsse und Konsequenzen aus allem zu ziehen. Hier haben wir noch nicht einmal angefangen."


    Sim-Off:

    * Diese Zeitebene liegt nach der Res Gestae und es wird wohl dauern, bis wir bei der Kommissionsarbeit abgekommen sind.

  • Der Kaiser nickte. Als Menecrates seinen Brief erwähnte, hielt Severus es für angebracht, kurz seinen Inhalt zu erwähnen. Die anderen Senatoren wussten ja noch nichts darüber. "Um alle in Kenntnis zu setzen: Ich schrieb Claudius, dass ich mir nach wie vor das Recht vorbehalte, meine Güterverwaltung und meine Kanzlei prinzipiell mit denen zu besetzen, die ich für geeignet halte. Da der Senat auch keinem anderen Senator vorschreibt, wen er als Vilicus oder Scriba einsetzt, beanspruche ich dieses Recht auch für mich. Ein Gesetz, das ohne meine Zustimmung die Besetzung von Posten in der kaiserlichen Verwaltung reguliert, fände ich daher etwas irritierend." So weit zur ritterlichen Verwaltung. "Wie Claudius erwähnte, bin ich aber durchaus bereit, dabei den Rat des Senats auch dazu zu hören. Früher waren es immerhin die kaiserlichen Libertini, die diese Ämter ausübten. Heute sind es Equites. Wenn der Senat mir also rät, zukünftig anders bei der Ämtervergabe vorzugehen, werde ich dies ernstlich in Betracht ziehen." So viel dazu.


    Um nicht hier eine inhaltliche Debatte loszutreten, machte Severus aber eine abwehrende Handbewegung. "Es würde mich freuen, wenn wir diesbezüglich weiter im Gespräch bleiben. Und es würde mich freuen, wenn du, Claudius, die Debatte weiterführen würdest." Der Kaiser wusste von einer gewissen Ermüdung des Claudiers. Aber Menecrates war der, der sich wohl am intensivsten mit der Thematik befasst hatte.

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  • Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    "Es würde mich freuen, wenn wir diesbezüglich weiter im Gespräch bleiben. Und es würde mich freuen, wenn du, Claudius, die Debatte weiterführen würdest." Der Kaiser wusste von einer gewissen Ermüdung des Claudiers. Aber Menecrates war der, der sich wohl am intensivsten mit der Thematik befasst hatte.


    Vor der eigentlichen Antwort erfolgte ein zweimaliges Nicken, währenddessen sich Menecrates schlüssig werden musste, was er selbst beabsichtigte. Es lief alles auf eine Fortführung der Aufarbeitung des Sklavenaufstandes hinaus, ob er nun wollte oder nicht. Er hatte sich die Pflicht auferlegt und konnte sie nicht mit dem Ende der Amtszeit abstreifen und weiterreichen.
    "Ich werde das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Diese Zusage möchte ich heute geben."


    Die Aussage kam einer erneuten Verpflichtung gleich, aber Menecrates wäre nicht er selbst, wenn er auf halbem Wege stehenbleiben würde. Das Gespräch mit dem Kaiser stand an und danach würde eine erneute Senatsdebatte folgen.

  • "Das wäre auf jeden Fall wichtig." bestätigte der Kaiser und blickte in die Runde. Er war beeindruckt gewesen vom Tatendrang des Claudiers. "Gibt es weitere Fragen? Oder möchte jemand Claudius Menecrates eventuell für eine Auszeichnung für die geleistete Arbeit vorschlagen?" fragte er deshalb ganz offensiv in die Runde. Als Kaiser konnte er solche Abstimmungen kaum selbst einleiten. Dann würden sich wieder alle gezwungen fühlen zuzustimmen. Das Problem des mächtigsten Mannes der Welt, der seinem Senat eigentlich echtes Mitspracherecht einräumen wollte.

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