Audienz für Consular Claudius Menecrates und Claudius Marcellus

  • Der Kaiser hörte geduldig zu. Menecrates hatte sich offensichtlich einige Gedanken gemacht und war scheinbar sehr angetan von dem Tiberier. Aber es schimmerte auch Kritik an ihm selbst durch. Darauf nahm er zuerst Bezug: "Bezüglich deines Dilemma möchte ich folgendes bemerken: Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich ein Mann des Senats sein möchte. Ich weiß, dass diese Politik mühsam ist. Die Senatoren sind oft ein bisschen lethargisch und ängstlich. Deshalb habe ich auch nichts gegen deine recht ambitionierten Vorstöße. Es ging mir nur um einen bestimmten Teil, nämlich den meiner persönlichen Administration. Über die Scribae und Apparitores der Magistrate und so weiter darf der Senat gern entscheiden, obwohl ich auch hier nichts überstürzen würde. Aber ich lasse mir eben ungern vorschreiben, wer meine Korrespondenz erledigt. So wie es dich ja sicherlich auch empören würde, wenn der Senat ein Gesetz erlässt, wer dir beim Ankleiden helfen darf und wer nicht."


    Dann war aber doch die Auszeichnung an der Reihe: "Zu der Auszeichnung." Er machte eine kurze Pause, um seine Worte passend zurechtzulegen. "Die Mitarbeit an einer Kommission erscheint mir nicht wirklich mit einem Triumphzug vergleichbar, muss ich sagen. Eine Diploma erscheint mir da passender, gerade wegen des administrativen Kontexts. Viele Lehrer vergeben ja auch Diplomae für die besonders erfolgreiche Teilnahme an Kursen und Ausbildungen." Im Grunde war eine Diploma ja eine Art Empfehlungsschreiben. "Somit scheint mir die Diploma doch am ehesten angebracht." Auf das einzelne Lorbeerblatt ging er nicht genauer ein. Das erinnerte ihn zu sehr ans Kochen.

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  • Zu einer guten Kommunikation gehörten zwei höfliche Gesprächspartner, weswegen nun Menecrates seinerseits geduldig zuhörte, auch als der Kaiser das Gespräch in zwei Richtungen führte. Eine Zwischenantwort verbot sich von selbst. Als der Kaiser endete, entschloss sich der Claudier, zuerst auf den zweiten Teil einzugehen, weil der erste ihm geeignet schien, auf das Hauptthema umzuschwenken.
    "Ich wollte auf gar keinen Fall einen direkten Vergleich zu einem Triumphzug herstellen. Es würde die Verdienste ehemaliger Feldherren schmälern, daher möchte ich lieber ganz Abstand nehmen, bevor auch andere die Ehrung mittels einzelnem Lorbeerblatt falsch verstehen. Was allerdings EINE Diploma betrifft - ich habe selbst verschiedene Diplomae für mit Auszeichnung bestandene Kurse erhalten. Um ehrlich zu sein, habe ich mich dafür kurzfristig hingesetzt und mit Fleiß und Ehrgeiz Wissen erarbeitet. Tiberius hat aber über Monate, fast ein ganzes Jahr hervorragende Arbeit geleistet.
    Würdest du die Verleihung zweier Diplomae befürworten?"


    Er ließ die Frage kurz im Raum stehen, bevor er auf die erste Aussage des Kaisers einging.
    "Das Wort 'mühsam' beschreibt die Senatspolitik recht treffend." Er hätte nun ein Klagelied anstimmen können, aber zum einen glaubte er, es würde nichts ändern, und zum anderen wollte er sich auch nicht als hilflos jammernd darstellen. Er wollte etwas bewegen.
    Er verstand, dass der Kaiser seinen persönlichen Freiraum wünschte und nickte einsichtig.


    "Der Punkt ist, dass der Senat nichts entscheiden wird, denn Lethargie und Ängstlichkeit sitzen als Gremiummitglieder in den Reihen. Ich denke aber, dass Rom nach den Unruhen eine Zeichensetzung braucht. Bisher wurde außer den Hinrichtungen zu wenig unternommen, um Rom zur alten Stabilität zurückzuführen.
    Ich bin heute hier, um über den Inhalt meines Schreibens kurz vor dem Ende meiner Amtszeit mit dir zu sprechen. Wenn ich davon ausgehe, dass meine Ideale sich in Allgemeinen mit deinen Interessen der Rückkehr zur Mos Maiorum decken, dann müsste doch ein für alle Seiten tragbarer Kompromiss möglich sein. Nichts würde ein stärkeres Zeichen setzen, als der Schulterschluss zwischen Kaiser und Senat. Fast glaube ich, dass jedwedes Ergebnis nur über eine gemeinsame Debatte möglich ist."

  • "Du meinst eine von mir und eine von dir als Consul?" fragte der Kaiser zurück. Mehrere Diplomae gleichzeitig zu verleihen war einigermaßen aus der Mode gekommen. Die meisten waren zu der Einsicht gekommen, dass Diplomae nach ihrer Qualität statt nach ihrer Quantität zu bewerten. Und es war ja naheliegend, dass man eine Diploma des Consul höher bewertete als die eines dahergelaufenen Rhetorik-Lehrers.


    Dann kam Menecrates zum nächsten Thema. Oder genau genommen zum nächsten Teil dieses umfassenderen Themas. "Wie ich dir schon geschrieben hatte, ist es durchaus in meinem Interesse, dass wir uns absprechen, bevor der Senat über meine Verwaltung diskutiert. Insofern bin ich nicht unglücklich, dass der Senat in dieser Sache ein wenig zögerlich reagiert hat." Es hatte gezeigt, dass die Senatorenschaft ihn als Princeps respektierte.


    "Aber es ging mir vor allem um die Frage des 'wie' als des 'was'. Natürlich bin ich, wie jeder gute Römer, ein Freund der Mores Maiorum. Die Frage ist, wessen Mores wir als maßgeblich behandeln. Ich habe mich in meiner Regierung tendenziell an die Traditionen meiner Amtsvorgänger gehalten. In der Frage, welchen Beschäftigungen Frauen nachgehen können, konnte ich keine einheitliche Linie erkennen: Divus Iulianus gab in den frühen Zeiten seiner Regierung noch Legionen und Provinzen in die Hand von Frauen, Senatorinnen saßen in der Curia Iulia und niemand störte sich daran. Zuvor war das unüblich, in den späten Jahren von Iulianus wurden die Spielräume für Frauen in der Administration ebenfalls wieder eingeschränkt. Trotzdem sind sie von den letzten Kaisern regelmäßig in zivile Verwaltungsposten eingesetzt worden. Ich habe diese Tradition fortgesetzt, ohne das Gefühl zu haben, damit die Mores Maiorum mit Füßen zu treten." Er machte eine kurze Pause, um nachzudenken.
    "Aber wie ich dir ebenfalls schon geschrieben habe, bin ich durchaus gesprächsbereit. Ich denke, dass kein Gremium geeigneter ist zu beurteilen, wie wir die Mores Maiorum für unsere Zeiten auslegen, als der Senat." Schon seit Alters her war er immerhin der Hüter der Sitten und politischen Erfahrung. Man konnte sogar sagen, dass die Beratung der Magistrate in diesen Fragen seine ursprünglichste Aufgabe war. "Mir wäre insofern daran gelegen, dass du den Dialog mit ihm in dieser Frage weiterführst. Aber ich denke, dass man zuerst einmal ein Stimmungsbild einholen sollte, was die Senatoren für unsere Zeiten für sinnvoll halten, bevor wir darüber nachdenken, ob ein Gesetz, ein informeller Konsens oder eine andere Absprache sinnvoll wäre. Wie gesagt sehe ich es etwa nicht gern, wenn der Senat mir bei der Besetzung der kaiserlichen Verwaltung zu enge Vorschriften macht. Ich nehme seine Meinung stets ernst, keine Frage. Aber die Entscheidungsgewalt über meinen Stab möchte ich wie jeder Privatmann auch ungern aus der Hand geben." Das war in Kürze eine Wiederholung seines Briefes. Aber vielleicht konnte man so am einfachsten ins Gespräch einsteigen.

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  • Zuerst überraschte ihn die Nachfrage, ob sowohl der Kaiser als auch er selbst eine Diplomae verleihen sollte. Es brauchte einen Moment des Nachdenkens, ob diese Variante eine bessere darstellte als die Ursprungsidee. Da er sich auf die Schnelle nicht festlegen konnte, teilte er seine Gedanken mit.
    "Soweit mir bekannt ist, gibt es für manche Leistungen Diplomae im Doppel- oder Mehrfachpack. Ich bin bisher nicht davon ausgegangen, dass dies nur Personen mit außerordentlichen Beziehungen betrifft.“ Obwohl er sich dieser Annahme nicht gänzlich entziehen konnte. „Ich hatte jedenfalls nicht vor, dich in Bezug auf eine Auszeichnung zu nötigen. Dein Auszeichnungsverhalten geht mich rein gar nichts an."

    Von den Frauenbeschäftigungen konnte er dies allerdings nicht behaupten, denn er fühlte sich davon gestört und glaubte sogar, darin eine Gefahr für das Reich zu sehen. Entsprechend gespannt hörte er den weiteren Ausführungen zu. Ungläubigkeit war es, die seine Lippen öffnen ließ, als er des Kaisers Maßgabe in Bezug auf die Mos Maiorum hörte: das Handeln neuzeitlicher Kaiser. Er erwog, ob der höchste Mann im Reich ihn vielleicht nicht ernst nahm.


    Erst als der Kaiser geendet hatte, schloss er wieder den Mund. Er musste sich sammeln, bevor er reagieren konnte. Wie unter Schock stehend wiederholte er einzelne Worte.
    "Niemand störte sich daran?" Sein Blick irrte auf der Suche nach Halt in der Aula umher. Er schwankte zwischen Resignation und Aufbegehren, als er fortfuhr.
    "Die Chronisten haben jedenfalls nicht mich und meine Freunde befragt, als sie dieses Ammenmärchen für die Nachwelt festhielten. Viele sind gegangen und nicht zurückgekehrt wegen dieser Zustände." Menecrates kannte Iulianus und hielt ihn für keinen geeigneten Maßstab, um an ihm eine Regierungsführung auszurichten. Abgesehen davon wurzelten seine persönlichen Traditionen deutlich tiefer als nur bis zu diversen neuzeitlichen Kaisern.


    "Ich fürchte, wir meinen Verschiedenes, wenn wir von der Mos Maiorum sprechen." Bei diesem Satz überwog die Resignation, auch wenn Menecrates noch einmal durchdachte, was der Kaiser im Bezug auf den Senat und einen fortgeführten Dialog von ihm wünschte. Das klang nach einem Hoffnungsschimmer. Andererseits stand Menecrates gänzlich alleine und das Stimmungsbild der Senatoren kannte er bereits - glaube er zumindest. Er hatte weniger als wenig Lust, sich ein zweites Mal darauf einzulassen und seufzte hörbar. Ablehnen konnte er offensichtlich auch nicht.


    "Einverstanden, unter einer Bedingung: Ich stelle mich kein zweites Mal alleine vor die Senatorenschaft. Tiberius, der maßgeblich an den Schlussfolgerungen der Kommissionsarbeit beteiligt war, soll vor dem Senat aussagen. Außerdem möchte ich ihm MEINE Auszeichnung dort überreichen." Er machte eine Armbewegung, die ausdrückte, dass der Satz eine Fortführung haben könnte, je nachdem, ob der Kaiser nun seinerseits auszeichnete oder nicht. Menecrates musste zugeben, dass einer Auszeichnung des Kaisers in diesem Fall eine besondere Bedeutung zukommen würde.

  • "Die gleichzeitige Verleihung mehrerer Diplomae war früher in Gebrauch, in der Tat." bestätigte der Kaiser. Er verstand nicht so ganz, was der Claudier mit seiner Bemerkung zu den Beziehungen meinte. Deshalb erklärte er einfach seine Auszeichnungspraxis im Bezug auf Diplomae: "Allerdings habe ich mich auch in dieser Sache meinen unmittelbaren Amtsvorgängern angeschlossen und habe ebenfalls darauf verzichtet. Mir scheint es sinnvoller, Diplomae qualitativ nach ihren Ausstellern und dem Anlass zu beurteilen und nicht auf die reine Quantität zu achten. Denn wie du schon sagst, kann ja jeder Lehrer eine ausstellen. Sie gleichberechtigt neben die eines Consul oder gar eine Diploma auf Senatsbeschluss zu stellen, scheint mir doch inadäquat, selbst wenn letztere zwei oder drei auf einmal verleihen würden." Überhaupt war eine Diploma ja nichts als eine Tafel. Es lag auf der Hand, dass ihr Text zählte.


    Menecrates' Empörung über seine Ausführungen überraschte den Aquilier wiederum. "Und viele sind gegangen wegen der Änderung dieser Zustände in der späteren Regierungszeit von Iulianus." fügte er deshalb an. Das war das Problem von Tradition: Sie war so reich, dass man am Ende doch auswählen musste. Immerhin kam auch kein Senator seit Cato dem Jüngeren mehr auf die Idee, auf seine Tunica zu verzichten, weil die ersten Römer sie nicht gekannt hatten. "Es steht dir frei, in Fragen der Kommission Zeugen vorzuladen oder Tiberius Verus auszuzeichnen. Wenn er die Kommission so eifrig unterstützt hat, wäre es vielleicht sogar wirklich angemessen." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Allerdings bin ich nicht sicher, ob Zeugenaussagen allein den Senat überzeugen werden." Severus meinte das als gut gemeinten Rat. Die Arbeit als Consul hatte Menecrates nach seiner Beobachtung ein wenig resignativ werden lassen, sodass er ihm weitere Enttäuschungen ersparen wollte. Immerhin hatte der Claudier Großartiges geleistet! "Die Stellung der Frauen für den Aufstand verantwortlich zu machen, wird zwangsläufig eine Interpretation bleiben, die kaum durch Zeugen oder Fakten zu bestätigen sein wird. Aber auch unabhängig von dem Sklavenaufstand scheint es mir sinnvoll, darüber zu sprechen. Wie du schon sagst, ist die aktuelle Lage wohl manchem ein Dorn im Auge, sodass eine offene Diskussion im Senat sicherlich nicht falsch ist." Severus war in dieser Sache nicht leidenschaftlich. Er folgte schlicht aus Pragmatismus der Praxis seiner Vorgänger.

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  • "Ach, ich wusste noch gar nicht, dass die Mehrfachverleihung aus der Mode gekommen ist." Im Grunde fand er die neue Handhabung jedoch sinnvoll. Er nickte: "Ich kann der Argumentation folgen, sie macht Sinn. Ich lehne nicht alles ab, was neu ist." Sein Schmunzeln wirkte müde. Es gab bereits so vieles zu verarbeiten, sodass sein Kopf einen nennenswerten Spagat zwischen Abspeicherung, Beschlussfassung und weiterer Diskussionsführung machen musste.


    Zunächst hörte er aber zu und musste staunen. Ihm war bisher nie zu Ohren gekommen, dass viele wegen der nachträglichen Änderungen gegangen waren. Sein Lager bestand ausschließlich aus Konservativen. Da wurden die rückgängig gemachten Fehltritte gefeiert.
    "Der Senat ist so oder so nicht zu überzeugen." Menecrates merkte selbst, wie desillusioniert er wirkte, dabei betrachtete er die Situation nur realistisch und nicht pessimistisch. Seine Erfahrungen warfen kein anderes Ergebnis aus. Immerhin realisierte er, dass der Kaiser ein wahrhaftes Interesse an einer Bearbeitung des Themas besaß.
    "Ja, dann", er atmete noch einmal hörbar und etwas schwerfällig durch, "packen wir es also noch einmal an." Menecrates ging mit einem Minimum an Erwartungen in die geplante Senatsdebatte. Erfolge erwartete er nicht, wohl aber den Verlust weiterer Nervenzellen.


    "Soll ich dir eine Einladung zukommen lassen oder ist davon auszugehen, dass du ohnehin in naher Zukunft jedweder Senatssitzung beiwohnen wirst?"

  • Der Kaiser lächelte. Menecrates war wirklich ein bisschen amtsmüde, wie es schien. Aber noch schien nicht jeder Funke erloschen zu sein. "Ein Gremium wie der Senat lebt von der Debatte. Du solltest nicht zu pessimistisch sein. Selbst, wenn dein Vorschlag abgelehnt werden sollte, wird diese Debatte Rom gedient haben. Denn dann wissen wir wenigstens, was der Senat stattdessen für gut befindet." Das mochte dem Consular zwar keinen unsterblichen Ruhm als Gesetzesinitiator einbringen. Für den Kaiser war dieser Befund aber durchaus nützlich.


    "Ich muss sehen, wie ich in nächster Zeit in den Senat komme. Wenn ich deine Anhörung auf der Agenda lese, werde ich aber selbstverständlich erscheinen." Er lächelte dem Claudier noch einmal aufmunternd zu.

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  • Menecrates konnte der Sicht des Kaisers folgen und nickte, auch wenn ihm persönlich dieses Ergebnis nicht reichen würde. Aber er war auch nicht der Kaiser und musste auch kein Reich regieren. Er fungierte als Werkzeug des Herrschenden und es würde sich zeigen, wie sehr das Ergebnis dieser Tätigkeit auch ihn befriedigte.


    Auch die nachfolgende Aussage im Hinblick auf eine Einladung quittierte Menecrates mit einem Nicken. Es schien alles gesagt, sodass er glaubte, das Thema wechseln zu können.


    "Mein Kaiser, ich hätte zum Abschluss eine Bitte. Es handelt sich, wie eigentlich immer, um einen anderen, für den ich mich einsetze. Die Bitte allerdings ist sicherlich einmalig. Helvetius Faustus möchte gern aus dem Ordo Senatorius entlassen werden. Der Ordo hindert ihn daran, unbehelligt einen Teil seiner Betriebe weiterzuführen. Er fürchtet, durch das neue Marktgesetz gibt es schärfere Kontrollen, denn bisher hat es keinen Aedil geschert, dass er unerlaubter Weise Betriebe führte, die er nicht hätte führen dürfen."

  • Der Reaktion nach zu urteilen war der Consular zumindest ein wenig aufgebaut. Severus war zufrieden.


    Dann kam aber doch noch ein Anliegen. Eine Entlassung aus dem Ordo Senatorius? Das kam nicht häufig vor. "Es sollte zwar eigentlich eine Ehre sein, diesem Ordo anzugehören und seine Regeln einzuhalten. Wenn er aber nichts darauf gibt, werde ich ihn selbstverständlich umgehend entlassen." Er nickte seinem Privatsekretär zu. Es würde natürlich nicht mehr so einfach werden, wieder in diesen Ordo zurückzukehren. Aber das hatte dieser Helvetier ja sicherlich bedacht.

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  • Die Abwicklung verlief schnell und äußert unkompliziert. Wenn doch vieles andere ebenfalls so leicht von der Hand gehen würde, dachte Menecrates bei sich. Er bedauerte ein wenig die Entscheidung seines Sekretärs, aber er respektierte sie natürlich.


    "Vielen Dank! Ich überbringe die Nachricht." Er erwähnte lieber nicht, dass sich Faustus darüber freuen würde, denn wie sollte er das dem Kaiser erklären.
    "Ich für meinen Teil habe damit alle Anliegen abgeklärt." Er blickte erwartungsvoll zum Kaiser. Möglicherweise gab es von seiner Seite weiteren Gesprächsbedarf.

  • Der Kaiser nickte. Der Austritt aus dem Ordo war ein Leichtes. Der Gesetzesvorstoß war da schon schwieriger.


    Blieb noch eine weitere Sache, die der Kaiser mit dem frischgebackenen Consular besprechen wollte: "Ich wollte dich noch einmal befragen, wie du dir deine Zukunft vorstellst. Stehst du für ein Amt im Dienste des Staats zur Verfügung? Oder willst du dich vorerst von den Mühen deines letzten Amtes erholen?" Dass er sich nicht nach Baiae zurückzog, hatte er am Anfang des Gesprächs ja schon erwähnt.

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  • Menecrates war über die Frage überrascht, obwohl er sie hätte erwarten müssen, denn sie lag auf der Hand. Wahrscheinlich hatte er sie bisher erfolgreich verdrängt und sie traf ihn daher weitgehend unerwartet. Er ließ sich nichts anmerken, nahm sich aber gleichzeitig einige Momente Zeit. Zum einen fehlte es an einer gezielten Antwort, zum anderen wollte er bedacht auftreten. Hier ging es nicht um eine Anstellung als Tiro oder den Eintritt in eine Legion. Selbst die Amtsübernahme im Cursus Honorum erschien ihm dagegen vergleichsweise leicht zu entscheiden, weil sie unumstößlich zeitlich begrenzt war.


    "Ich habe bereits etwas Erholung erfahren und sehe, dass ich mich regeneriere. Es sind auch nicht die arbeitsreichen Verpflichtungen oder die Verantwortung gewesen, die mir zugesetzt haben. Ich habe seit meiner Praetur, seit ich die höchsten Ämter bekleidet habe, erfahren, dass immer mehr intrigante Gegenspieler auf den Plan treten, deren Gegenwind mich deutlich mehr Kraft gekostet hat als das jeweilige Amt. Es fällt mir nicht leicht, die Tatsache zu akzeptieren, dass massive Anfeindungen in führenden Ämtern zum Alltag gehören."
    Das allein beantwortete nicht die Frage des Kaisers, also schob Menecrates nach.


    "Eine andere Tatsache steht allerdings auch inzwischen fest: Ich brauche eine Aufgabe und suche die Herausforderung. Wenn es mich einmal nicht mehr danach verlangt, bin ich dem Styx nahe. Insofern - ja, ich stehe dem Staat zur Verfügung, wenngleich ich gerne noch die Ausläufer meiner Consulatsverpflichtungen zu einem Abschluss bringen möchte, bevor ich etwas Neues beginne."

  • Der Kaiser nickte verständnisvoll. "Wie dem auch sei: Zögere nicht, dich zu melden, wenn du deine Geschäfte zum Abschluss gebracht hast. Wir können Männer wie dich brauchen." Ein Amt angeboten bekam er so natürlich nicht. Immerhin gab es immer viele Interessenten für consulare Ämter. Aber wenn er fragen würde, würde man sicherlich etwas für den verdienten Claudier finden.


    "Ich danke dir nochmals für dein Engagement als Consul und wünsche dir alles Gute für die Abarbeitung deiner Altlasten." verabschiedete Severus den Besucher dann mit einem Lächeln. Sie hatten wohl alles besprochen, was Menecrates und er auf der Agenda gehabt hatten.

  • Menecrates nickte und fühlte sich gut nach der deutlichen Aufforderung, sich zu melden. "Das werde ich tun." Auch den Dank und die guten Wünsche nahm er mit einem Nicken entgegen. Gleichzeitig schoss ihm durch den Kopf, wie unterschiedlich gern er den verschiedenen Kaisern gedient hätte.
    Minuten vorher lag er noch im Zweifel, ob er sich überhaupt für Dienste anbieten sollte. Der Kaiser in Person sorgte für Klarheit. Der Rest an Unentschlossenheit verzog sich wie Schleierwolken am Himmel, während der Kaiser bereits Abschlussworte sprach.


    Menecrates hoffte ebenfalls auf gutes Gelingen und erwiderte:
    "Vielen Dank. Ich hoffe, es wird sich der eine oder andere Unterstützer finden, der die Senatsdebatte mit am Laufen hält. Ich vermute, die Aufarbeitung der Erkenntnisse aus der Kommissionsarbeit wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Es ist schwer zu schätzen, aber ich hoffe, es dauert nicht deutlich länger. Diese Zeit wird mir zur Regeneration reichen und es wäre unklug, parallel in ein neues Amt zu starten." Er hielt kurz inne. Nicht immer fügte sich im Leben alles wunschgemäß und er hatte es oft erlebt, dass Möglichkeiten in ungünstige Zeiträume hineinplatzten und sich in günstigen Zeiten keine Möglichkeiten ergaben.


    "Es sei denn, du erwägst oder bist gezwungen, innerhalb der nächsten Wochen, das Amt des Praefectus Urbi neu zu besetzen. In diesem Fall bitte ich, mich trotz meiner Aussage in den Kreis der möglichen Nachfolger aufzunehmen."

  • Der Kaiser nickte. Als Menecrates aber ein ganz konkretes Amt erwähnte, blitzte ein Lächeln in seinem Gesicht auf. "Darf ich das als Bewerbung für die Stadtpräfektur werten?" fragte er. Um direkt etwas dazu zu sagen: "Stertinius Quartus denkt zwar schon seit einiger Zeit ans Aufhören, aber ich denke, ein paar Wochen würde er schon noch durchhalten. Ich bin seit geraumer Zeit am Überlegen, wer ein geeigneter Nachfolger wäre."

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  • Ein letztes Mal prüfte Menecrates die Entscheidung. In der Theorie und von Seiten des Verstands gab es ohnehin nichts zu beanstanden, aber fühlte er sich auch wohl? Nur wenn für ihn dieses Amt das richtige war, dann war ER auch der richtige Präfekt für Rom.
    Schließlich stand sein Entschluss fest.


    "Ja, so war es gemeint", bestätigte er die Nachfrage. "Ich habe mir im Vorfeld lange Gedanken gemacht und mich hinterfragt. Schlüssig bin ich mir bis zuletzt nicht gewesen, weil es stets so ist, dass ich derjenige bin, der an mich die größten Erwartungen stellt. Den Ausschlag hast heute du gegeben, weil mir wieder bewusst geworden ist, wie gewinnbringend jede Unterredung ist, die wir führen, selbst wenn wir nicht einer Meinung sind. Ich bin sicher, dass Rom davon profitiert, also schließe ich guten Gewissens jede Prüfung bei mir ab und stelle mich zur Verfügung.
    Ein paar Wochen Durchhaltevermögen seitens Stertinius' wäre in meinem Fall sehr entgegenkommend."
    Hier lockerte sich Menecrates' ernster Gesichtsausdruck und ein Schmunzeln erschien. Er realisierte außerdem, dass die bisherige Suche nach einem Nachfolger offensichtlich nicht erfolgreich gewesen war, was seine Chancen erhöhte.

  • "Nun, ich bin auf der Suche." erwiderte der Kaiser. Auch wenn er sich natürlich freute, dass er den Consular so aufgebaut hatte. "Ich gehe nicht davon aus, dass ich in den nächsten Wochen einen neuen Kandidaten finden werde, aber mit Rücksicht auf Quarto werde ich die Stelle besetzen, sobald sich ein geeigneter und bereiter Kandidat findet." Das war immerhin eines der höchsten Ämter im Staat.


    Dann lächelte er wieder. "Prüfe dich also ruhig, aber nimm dir nicht zu viel Zeit!"

  • Ein Nicken zeigte wieder Zustimmung. "Ich prüfe und ich werde zu einer Einschätzung gelangen, wie sich die Aufarbeitung der Ermittlungsergebnisse gestaltet. Lässt sie sich gebündelt abwickeln und somit ein Ende gut abschätzen, melde ich mich bei dir. Das gleiche werde ich tun, wenn sich abzeichnet, dass sich die Aufarbeitung streckt und daher zwar in die Länge, aber weniger in die Breite zieht. Wie es auch immer verlaufen wird, du hörst von mir in ... drei Wochen."
    Menecrates grenzte den Zeitraum bewusst ein, denn das gab Klarheit für beide Seiten.


    "Ist das ein Zeitrahmen, der für dich in Ordnung geht?" Menecrates rechnete durchaus damit, dass der Kaiser den Rahmen verschob, worauf er sich einstellen würde.

  • "In Ordnung." bestätigte der Kaiser. Er würde zwar trotzdem weitersuchen. Aber in diesem Zeitraum hatte Menecrates doch noch gute Chancen. Wahrscheinlich zumindest.

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  • "Dann würde ich jetzt gern die Vorbereitungen für die Debatte im Senat treffen." Das klang nach deutlich mehr Elan als noch vorhin. Falls dies zur Taktik des Kaisers gehörte, dann war sie aufgegangen.
    "Wenn du gestattest, fange ich umgehend damit an."
    Er wartete auf die Entlassung aus der Audienz, während er gleichzeitig das Bedürfnis spürte, mit einem Vertrauten zu sprechen. Jemand, der ihn stets unterstützt und gut beraten hatte. Eine Beratung benötigte er sicherlich nicht, aber einen fruchtbaren Gedankenaustausch schätze er immer. Außerdem würde er eine assistierende Hand für das Vorhaben benötigen, die Ergebnisse der Kommission in Handlungen umzusetzen.

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