[NORDWIND] Einmal Segel setzen bitte ...

  • Lyciscus musste wieder mal etwas schmunzeln, als die hübsche Griechin von einem gähnen ins nächste wanderte. "Nun, ich habe leider kaum geschlafen, wenn überhaupt..." sprach der Thraker zu ihr, während er ihr ein freundliches Lächeln schenkte. Doch was meinte Mara damit, wo ihre langen Haare geblieben wären? Das wiederum verstand der Leibwächter nicht, und zog daher nur eine Augenbraue hoch, vermutlich war Mara noch nicht ganz aufgewacht. Natürlich bemerkte Lyciscus das die Kleidung von der Griechin nicht ganz dort saßen, wo sie es eigentlich sollten, dennoch ruhte sein Blick auf dem liebevollen Gesicht der Sklavin.


    Das Mara jedoch keine Rote Wangen aufwies, enttäuschte Lyciscus ein wenig, da hatte er doch tatsächlich gehofft, sie vielleicht ein wenig in Verlegenheit bringen zu können, wie es ihm schon mal im Atrium der Villa Flavia gelungen war. Stattdessen überraschte Mara ihn damit, das er den Raum nicht verlassen musste, und sie auch noch frech meinte, er solle seine Hände bei sich behalten. Das klang ja schon fast wie eine Herausforderung, so dachte zumindest Lyciscus. "Was soll ich denn schon großartig mit diesen Händen anstellen?" grinste der Thraker die Sklavin an, während er wieder seine Hände vor ihrem Gesicht herum schwang, denn diese waren ja trotzdem noch relativ gut verbunden.


    Nachdem Mara kurz hinter ihm verschwand, aber gleich wieder zurückkam, kniete sie sich gleich vor den Thraker hin. Dabei war doch das Bett genau vor ihm, da hätte sie sich doch genau so gut hinsetzen können, um sich um seine Hände zu kümmern. "Nein, schmerzen hatte ich keine mehr, eigentlich schon seit wir die Nordwind betreten hatten nicht mehr." erklärte Lyciscus knapp. In den Fingerspitzen hatte er definitiv Gefühl, denn schließlich streichelte er Mara's Handrücken, Wange, und auch ihre Nase damit. "Ähm... Also... Soweit fühle ich alles sehr gut damit, kein Taubheitsgefühl oder ähnliches." Dabei betrachtete Lyciscus wie die Griechin sich sehr fürsorglich um seine Hände kümmerte.


    "Liebste... ich habe Dich eigentlich noch nie gefragt, welchen eindruck Du von mir hast!? Denkst Du eigentlich... das ich meine Aufgabe als Leibwächter... nun ja... gut mache?" stellte Lyciscus der Griechin eine Frage, wobei sein Gesichtsausdruck wieder ernster wirkte. Außerdem wusste er auch nicht, ob Mara überhaupt etwas von seinen Diensten mitbekommen hatte, von daher könnte es leicht möglich sein, das sie keine Antwort auf die Frage hatte. Aber zumindest konnte sie ihm vielleicht beantworten, wie der Thraker auf die Griechin wirkte, schließlich kannte sie ihn ja doch ein wenig.

  • Wäre Mara in dem Moment hellwach gewesen, hätte die Bemerkung über ihren "schönen Körper" mit Sicherheit ein zartes Rot auf ihre Wangen gezaubert. So aber ging das Gesagte leider unter, oder eigentlich zum Glück, denn Komplimente war Mara überhaupt nicht gewohnt. Es war zwar nicht so, dass Mara keine Komplimente mochte, nur fühlte sich die junge Griechin dadurch jedes Mal in den Mittelpunkt gerückt und herausgerissen aus ihrem gewohnten unscheinbaren Sklavendasein, welches die meiste Zeit aus dienen, gehorchen und funktionieren bestand. Daran war Mara gewohnt und nach all den Jahren machte es ihr auch nichts mehr aus, dass sie nur als eine Sklavin (unter vielen) wahrgenommen wurde und nicht als Frau. Naja, nicht ganz. Manchmal war Mara schon sehr traurig darüber, aber sie hatte gelernt ihre Gefühle für sich zu behalten.


    So wie jetzt, da Mara mit dem Wechseln der Verbände beschäftigt war! Wieder erfüllte sie (nur) ihre Funktion, wobei sie das bei Lyciscus natürlich sehr gerne tat. Mara fand den Thraker sehr sympathisch und deshalb prüfte sie sehr gewissenhaft die Verletzungen, nachdem sie seine Hände von den Verbänden befreit hatte. Was er mit seinen Händen großartiges anstellen sollte? So ein Schelm! Als ob sie ihm das erklären müsste …


    Eine passende Antwort lag Mara bereits auf der Zunge, doch da überraschte Lyciscus sie mit einer Frage, mit der sie gar nicht gerechnet hatte. Welchen Eindruck sie von ihm hätte und ob er seine Aufgabe als Leibwächter gut mache? Hatte das etwas mit den gestrigen Ereignissen auf dem Landsitz zu tun? Verwirrt und fragend blickte Mara hoch zu Lyciscus. Da sie persönlich nicht mit dabei gewesen war, kannte Mara nur die Version der Seeleute (also nur das von dem Verwalter). Aber Mara hatte das Gefühl, dass da noch etwas anderes vorgefallen sein musste. Kurz vor ihrer Ankunft (auf der Terrasse) - aber danach hatte sie Lyciscus ja nicht fragen dürfen. Und nun?


    "Ehm, warum fragst du mich das ausgerechnet jetzt?", kam Mara nicht umhin diese Gegenfrage ihrer Antwort voran zustellen:"Ich …ich finde dich sehr nett und sehr hilfsbereit, Lyciscus. … Und ich denke schon, dass du deine Aufgabe als Leibwächter sehr gut machst … ", davon war Mara sogar überzeugt, denn:"denn die Herrin hatte - vor dir - immer mindestens 12 Leibwächter auf ihren Ausflügen mit dabei, von denen sie aber keinem so richtig vertraut hat. Das hat sie mir gegenüber öfters erwähnt … und hast du nicht gestern erst bewiesen, dass du unsere Herrin beschützen kannst, vor diesem Verrückten, der den ganzen Landsitz abfackeln wollte? Mit einem deutlichen Nicken bekräftigte Mara ihre Worte, während ihr Gesichtsausdruck immer noch leichte Verwirrung signalisierte.

  • Der Leibwächter sah Mara irgendwie gerne zu, wenn sie ihren Aufgaben nachging, nicht weil er sie gerne schuften sah, nein, es lag vielmehr daran, weil sie es immer sehr gewissenhaft machte. Vermutlich hatte die Aurelia sie gut unterrichtet, wenn man das so nennen kann. Während er dabei zusah, wie die Griechin sorgfältig den Verband wechselte, blickte er natürlich auch auf seine Hände, die scheinbar wirklich gut verheilt waren, Mara wusste definitiv was sie tat.


    "Warum ich das jetzt frage? Wann kommen wir denn schon großartig zum reden? Meistens nur wenn es der Zufall will, oder etwa nicht?" entgegnete der Thraker der Griechin auf ihre Frage. "Und wenn wir dann in Rom sind..." wer weiß ob wir uns dann jemals wieder sehen... fast hätte Lyciscus denn Satz zu Ende gesprochen, anstatt ihn zu Ende zu denken. Etwas traurig blickte der Sklave umher, doch die Traurigkeit verschwand auch wieder rasch aus seinem Gesicht, nachdem Mara ihm mit Positiven Worten belohnte. "Findest Du das wirklich? Das... Das ist sehr nett von Dir, Danke!" sprach Lyciscus weiter, während er Mara liebevoll zulächelte. Schon sprach die Griechin weiter, wobei sie auf den Vorfall in Antium auch einging, der ja auch noch immer in Lyciscus Magen lag. "Nun, ich würde das jetzt nicht unbedingt beschützen nennen, unsere Herrin befand sich doch ein Stück weit weg, das war ja auch so abgesprochen, schließlich wollte ich sie nicht unnötig in Gefahr bringen. Und was denn Verrückten Verwalter betrifft, so eine große Gefahr war dieser nun auch wieder nicht, er war einfach nur stark verwirrt, und ich habe rein instinktiv meine Stirn in sein Gesicht gerammt." Lyciscus seufzte, und blickte wieder auf seine Hände, die Mara gerade mit der Salbe sanft bearbeitete. "Der arme Kerl, denkst Du, das es ihm wieder gut geht?" ja irgendwie hatte der Leibwächter sogar ein schlechtes Gewissen, weil er den Verrückten mit voller Wucht vermutlich die Nase gebrochen hatte, aber es ging nicht anders, Azita rannte ja schließlich auch schon wie eine Irre auf ihn zu, also musste Lyciscus schnell handeln.


    "Außerdem... schienen an dem Tag ja alle etwas Verrückt geworden zu sein, Azita, die Sklavin die ich aus dem Haus befreit hatte, war auch gleich danach wie eine Irre auf den Verwalter los gegangen, gut wer kann es ihr andererseits verübeln, bei dem was der Verwalter mit ihr vor hatte." sprach Lyciscus weiter, während er etwas nachdenklich zu Mara blickte. "Und irgendwie... schien das ganze sich auf mich übertragen zu haben..." fügte der Thraker schlussendlich hinzu, während Mara wieder den frischen Verband anlegte. Mit einem demütigen und zugleich enttäuschten Blick erzählte Lyciscus weiter. "Ich... Ich habe unserer Herrin vorgeworfen... das sie... mich umbringen will... und das schlimmste daran ist, das ich absolut nicht weiß, wie ich auf so eine absurde Idee gekommen bin..." Lyciscus seufzte, und wieder war ihm die trauer tief ins Gesicht geschrieben, sein Handeln plagte ihn sehr, und er konnte sich nicht mal selbst verzeihen, also warum sollte er es von der Aurelia erwarten.


    "Du scheinst fertig zu sein... Ich Danke Dir, Liebste." Lyciscus blickte auf seine Hände, und versuchte gleich wieder seine Finger zu bewegen, da er prüfen wollte, wie weit er durch den Verband eingeschränkt war. Da alles passte, blickte er wieder zu Mara, packte sie sanft unter ihren Achseln, und hob sie auf das Bett, so das sie darauf zum sitzen kam. "Wenn Du es wünscht kann ich natürlich gehen, oder, wir nutzen die Zeit noch ein wenig zum Reden, es liegt ganz bei Dir!" grinste Lyciscus die Griechin an, während er geduldig auf ihre Antwort wartete.

  • Zeit zum reden hatten Sklaven wirklich nicht oft, da musste Mara Lyciscus recht geben: "Stimmt! … Wenn wir erst wieder in Rom sind, haben wir mit Sicherheit weniger Zeit wie hier auf dem Schiff. Hier können wir ja nicht viel tun, außer herum sitzen und warten", vollendete Mara seinen Satz in dem Glauben Lyciscus hatte damit die Zeit gemeint. Damit wich auch der fragende Blick aus Mara´s Gesicht und sie wandte sich wieder den beiden Händen des Trakers zu, die es noch zu verbinden galt. Nebenbei hörte sie aufmerksam zu, was Lyciscus von dem gestrigen Tag zu erzählen wusste, denn seiner Variante würde sie am meisten Vertrauen schenken. Die Seeleute hatten zwar ungefähr das Gleiche erzählt aber, dass die Sklavin auf den Verwalter losgehen wollte, war neu für Mara. Das hatten die Seeleute wohl nicht mitbekommen, da sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren und diese Azita hatte überhaupt nichts gesagt und war nur ganz geschäftig um den ohnmächtigen Verwalter herum geschwänzelt. Das war Mara aufgefallen und etwas seltsam vorgekommen, doch weiter hatte sie nicht darüber nachgedacht.


    "Naja, auch Verwirrte können gefährlich sein und du musstest schnell handeln. Schließlich ist es deine Aufgabe jede Gefahr von unserer Herrin abzuwenden. Da darfst du nicht zimperlich sein, auch wenn dein Gegner dabei ernsthaft verletzt wird. … Besser es trifft ihn als dich. Von wegen armer Kerl! ", verteidigte Mara die Vorgehensweise von Lyciscus und zuckte nur mit den Schultern, als dieser sich sorgen um den verrückten Verwalter machte. So wie Mara dies sagte und ihm dabei aufmunternd zu lächelte war ihr durchaus anzumerken, dass sie sich um Lyciscus sehr sorgte.


    Verrückt! Ja das schienen tatsächlich alle geworden zu sein. Mara stand die Verwunderung buchstäblich ins Gesicht geschrieben als sie weiter zu hörte: "Und diese Azita wollte tatsächlich den Verwalter angreifen? … Na die hat Nerven. Ich wäre wahrscheinlich nur dagestanden und hätte vor Angst gezittert", kommentierte Mara kopfschüttelnd die Aktion der Perserin, denn selbst würde sie nie so mutig handeln. Richtig groß wurden ihre rehbraunen Augen allerdings erst bei der abschließenden Beichte des Thrakers. "Du dachtest … sie wolle dich vergiften?", hauchte Mara nur und mehr fiel ihr dazu im ersten Moment nicht ein. Wie die Herrin darauf reagiert hat, konnte sich die junge Griechin gut vorstellen, schließlich hatte sie noch mitbekommen wie die Aurelia wütend zum Reisewagen marschiert ist. Oh weh! Durchaus verständlich, dass Lyciscus etwas verzweifelt war.


    Ehe Mara weiter darüber nachdenken konne, hatte Lyciscus sie schon hoch gehoben und zurück auf das Bett gesetzt. Irgendwie fand Mara das süß, dass Lyciscus das so selbstverständlich tat. Schon im atrium hatte er sie herum gehoben und immer wieder nannte er sie "Liebste" … Jetzt hatte es Lyciscus endlich geschafft, dass ihre Wangen eine leichte Färbung bekamen und wie so oft fuhr Mara mit der Hand durch ihr strubbeliges Haar, auf der vergeblichen Suche nach einer Strähne, die sie zur Seite wischen könnte.


    "Nein …bleib, bitte! Und lass uns reden. …Wir müssen uns etwas überlegen, damit unsere Herrin nicht mehr sauer auf dich ist", wisperte Mara und schnell lenkte sie ihre Gedanken ab, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Was konnten sie also tun und vor allem: Wie könnte sie Lyciscus helfen?! Mara wollte helfen und sie tat es gerne, denn sie mochte den Thraker. Er war viel netter als die Leibwächter vor ihm und in seiner Nähe fühlte auch sie sich beschützt. "Ich weiß was! Ich werde nachher mit unserer Herrin reden, wenn ich ihr beim ankleiden und frisieren helfe. Ich werde ihr erklären, dass es nach so einem seltsamen Ereignis wie mit dem Verrückten schonmal vorkommen kann, dass man für kurze Zeit selbst wirre Dinge zu sehen glaubt. Vertrau mir! Sie wird mir bestimmt glauben." Mara war fest davon überzeugt, denn sie kannte die Aurelia nun schon eine geraume Zeit und sie wusste, dass unter der harten Schale der Herrin eigentlich ein weicher Kern saß.

  • Seine Gedanken plagten ihn wirklich sehr, es waren so viele Punkte, die den Thraker einfach nur in die Verzweiflung trieben, so sehr, das er als einzige Möglichkeit nur ein Verschwinden seinerseits als Lösung sah. Und das obwohl er genau wusste, das es ihm viel mehr schaden würde, sowie auch zu tiefst verletzte. Und die Aurelia? Sie würde bestimmt auch Verletzt sein, aber wie hoch der Grad der Verletzung wäre, konnte er nicht sagen, jedoch wäre ihre Enttäuschung über den Thraker enorm, das wusste er mit Sicherheit. Aber welche Optionen hatte der Leibwächter noch? Das er seiner Herrin voll und ganz vertraute, das wusste er ja, aber seine Gefühle ihr gegenüber, konnten zu einem großen Problem werden, auch wenn er sich eigentlich immer sehr gut unter Kontrolle hatte, was aber auf seine Fantasie nicht ganz zu traf.


    Im Gegensatz zum Thraker, sah Mara sein Handeln als scheinbar völlig richtig, und bestätigte dies auch, indem sie meinte, das es besser einen anderen treffen sollte, als Lyciscus selbst. Die Griechin war scheinbar eine wirklich gute Seele, und irgendwie ärgerte sich der Leibwächter innerlich, das sein Herz sich nicht an Mara klammerte, anstatt an die Aurelia, es hätte alles soviel einfacher gemacht. Aber das konnte man sich nun mal nicht aussuchen, es passierte von ganz alleine, und war einfach nicht steuerbar. Seufzend bestätigte Lyciscus die Aussage von Mara. "Wahrscheinlich hast Du recht, es blieb mir wirklich nichts anderes übrig, also so zu Handeln, wie ich es getan habe."


    "Ja, Azita lief schreiend, oder besser gesagt, mit einem Gejaule, auf den Verwalter zu, man konnte richtig die Wut in ihren Augen sehen, aber wie gesagt, es war auch kein Wunder nachdem der Verwalter versuchte sie zu verbrennen. Außerdem hatte sie sich danach scheinbar beruhigt, nachdem ich sie zu unserer Herrin gebracht hatte, war sie zahm wie ein Kätzchen." erklärte Lyciscus nochmals kurz den Vorfall mit der Sklavin. Mit einem weiteren demütigen Blick bestätigte der Leibwächter nochmals sein Handeln. "Ja... aber wie gesagt, ich weiß absolut nicht wieso ich mir das eingebildet habe..." Seufzend legte Lyciscus kurz seinen Kopf in den Nacken.


    Nun, ein leichtes Grinsen konnte er sich dann doch nicht verkneifen, nachdem Mara scheinbar etwas Verlegenheit ausstrahlte, er wusste zwar nicht genau, warum es ihm so gefiel, die Griechin in diesem zustand zu sehen, aber vermutlich lag es daran, das er ihr ja doch auf irgendeine Art und Weise, Freude bereitete.


    "Ich überlege schon seit wir aus dem Anwesen in Antium gegangen sind, aber mir fällt nichts ein. Außerdem habe ich vollstes Verständnis für unsere Herrin, wer weiß wie andere Herrschaften darauf reagiert hätten... Vermutlich würde ich meinen Kopf nicht mehr tragen, sie schickt mich stattdessen fort, und gibt mir eine Bedenkzeit." was für Lyciscus aber eine weitaus größere Strafe war, als wenn sie ihm einfach hätte auspeitschen lassen, für so ein absurdes verhalten. Aufmerksam hörte der Leibwächter zu, als die Griechin ihren Plan offenbarte, der die Aurelia vielleicht umstimmen könnte. Mit großen Augen, rutschte nun Lyciscus auf seine Knie, und ergriff gleichzeitig zärtlich eine Hand von Mara, dabei blickte er tief in ihre Rehbraunen Augen. "Das würdest Du für mich tun? ... also ... also wenn das klappen sollte, stehe ich für ewig in Deiner Schuld, Liebste..." Ein sanfter Kuss folgte auf den Handrücken der Griechin, um sie danach liebevoll anzulächeln. "Danke, Liebste, Danke für alles!" fügte der Thraker hinzu, während er seine Hand zärtlich von ihrer löste, und wieder auf dem Stuhl ihr gegenüber platz nahm.

  • Die Herrin wollte Lyciscus also wegschicken, ihn gehen lassen, damit er seine Entscheidung treffen konnte. Zum zweiten Mal! Wann bekam ein Sklave schon eine solche Chance selbst zu enscheiden: Freiheit oder Sklaverei? Eigentlich wäre es DIE Gelegenheit, also was gäbe es da lange zu überlegen? Tja, so einfach war das wohl auch nicht, oder? Mara glaubte durchaus nachvollziehen zu können, weshalb Lyciscus deswegen so verzweifelt erschien. Wäre sie an seiner Stelle und die Herrin würde sie einfach wegschicken, dann wäre Mara - ehrlich gesagt - mehr als verzweifelt! Wohin sollte sie auch gehen und welchen Zweck hätte ihr Leben noch? Wer würde sie beschützen? Wahrscheinlich würde sie irgendwo in der Gosse landen oder an noch schlimmeren Orten, an die Mara gar nicht denken wollte. Im Gegensatz dazu erschien ihr das Leben als Sklavin weitaus weniger schrecklich. Sie bekam saubere und gute Kleidung, täglich zu essen und sie lebte in einem beschützten Haus! Sich dafür täglich den Launen der Herrin unterwerfen zu müssen war für Mara jedenfalls das weitaus kleinere Übel. Und die Strafen? Nun, in dieser Beziehung hatte Mara noch nie ernsthaft fürchten müssen, geschlagen oder gar ausgepeitscht zu werden. Ab und an warf die Aurelia mal einen Gegenstand nach ihr, aber das kam selten vor und das war´s auch schon.

    Nun konnte Mara ihr Leben natürlich nicht mit dem von Lyciscus vergleichen. Er war ein in Freiheit geborener Mann, der stark war und der sich mit Sicherheit besser zu helfen wusste, als sie. Oder etwa nicht? Irgendwie hatte Mara aber den Eindruck, dass auch Lyciscus das Leben als Sklave dem Leben in Freiheit vorzog, vielleicht aus dem einen Grund, dass nichts und niemand mehr dort draußen auf ihn wartete. Spätestens als Mara aber sah, wie Lyciscus vor ihr auf die Knie ging und er ihr mit einem Handkuss für ihre Hilfe danke, war sie sich sicher, dass er nicht gehen wollte. Gleichzeitig spürte die junge Griechin ihre Wangen nun richtig glühen während sie die Stelle auf ihrem Handrücken einen Moment lang versonnen betrachtete.


    "Es wird bestimmt klappen … und ich mach das gerne für dich, Lyciscus", lächelte Mara dem Thraker immer noch leicht verlegen zu, wobei ihre Augen zuversichtlich strahlten: "Ich werde am besten gleich zur Herrin gehen. Wenn ich sie frisiere ist immer ein günstiger Zeitpunkt. Da muss sie still halten und ist meistens in Plauderlaune. … Und auf der Fahrt von Ostia nach Rom wird ebenfalls genügend Zeit zum Reden sein. … Du hältst dich am besten im Hintergrund und wartest, bis sie dich rufen lässt. Es wird vielleicht ein, zwei Tage dauern, aber du darfst nicht ungeduldig werden, ja? …Vertrau mir!", verriet Mara ihren Plan und wie sie vorgehen wollte. Es war sicher viel verlangt, dass er ihr vertrauen sollte aber Mara kannte die Herrin und sie wusste, dass die Aurelia spätestens bis zur Ankunft in Rom umgestimmt wäre. Nur würde sie natürlich nicht sofort auf Lyciscus zugehen, sondern ihn bei einer passenderen Gelegenheit rufen lassen und das könnte durchaus noch ein bisschen dauern.


    Mit diesen Worten erhob sich Mara und sie blickte Lyciscus noch einmal lächelnd und aufmunternd an. Sollte Lyciscus die Chance auf seine Freiheit in letzter Sekunde doch dem Dasein als Sklave vorziehen wollen, so hätte er jetzt die Gelegenheit sie noch aufzuhalten. Ansonsten würde Mara tun was sie versprochen hatte und das Schicksal nähme seinen Lauf … so oder so …

  • Natürlich war es Lyciscus aufgefallen, das Mara nach seinem Kuss auf ihren Handrücken, etwas mehr Farbe auf ihren Wangen bekam, obwohl dies in dem Fall nicht seine Absicht war, denn er wollte sich wirklich nur bedanken, auch wenn er das sehr liebevoll getan hatte. Dennoch konnte der Thraker nicht behaupten, das es ihm nicht gefiel wenn die Griechin so reagierte, letztendlich genoss er es auch, Mara ein wenig Zuneigung zu schenken.


    Aufmerksam hörte der Leibwächter zu, während Mara sehr zuversichtlich ihren Plan noch weitere Details hinzufügte. Lyciscus vertraute der Griechin schon soweit, das sie definitiv ihren Plan in die tat umsetzen würde, ob dieser nun auch Früchte tragen würde, war eine andere Sache. Jedoch wäre der Thraker auf gar keinen Fall Böse auf Mara, oder gar Enttäuscht von ihr, sollte sich die Aurelia nicht umstimmen lassen, allein das die Sklavin nur den versuch für ihn wagte, füllte Lyciscus Herz mit Freude. "Ich werde natürlich geduldig sein, keine Sorge, außerdem Vertraue ich Dir voll und ganz, Du kennst sie schließlich lang genug, um zu wissen was Du tust." entgegnete der Thraker Mara mit einem sanften Lächeln.


    Als sich Mara dann erhob, um zur Aurelia zu eilen, erhob sich auch Lyciscus vom Stuhl. Sanft packte er die Griechin an ihren beiden Schultern, und sah ihr nochmal tief in die Augen. "Ich Danke Dir, wie bereits gesagt, stehe ich tief in Deiner Schuld, Liebste..." Schon wanderte eine Hand des Thrakers auf Mara's Rücken, mit der er sie sanft aus dem Raum geleitete, um danach selbst ein Plätzchen zu suchen, wo er wieder seinen Blick auf das Meer richtete. Lyciscus hoffte das Mara's Plan funktionieren würde, denn er wollte tatsächlich weiterhin für die Aurelia da sein. Es plagte ihn jedesmal wenn seine Domina Böse auf in war, oder eben Enttäuscht, und so ließ er in seinen Gedanken nochmal die Szene am Strand abspielen, wo die Aurelia ihm zwei mal entgegen lächelte, wie er es gerne öfters sehen würde.

  • Ja, Mara kannte die Herrin lange und gut genug, um zu wissen was sie tat. Deshalb blickte die junge Griechin zuversichtlich in Lyciscus´ Augen als dieser ihr nochmals für ihre Hilfe dankte. Anschließend begab sie sich zu ihrer Herrin und ab diesem Zeitpunkt bekamen weder Lyciscus noch die übrigen Seeleute die beiden Frauen mehr zu Gesicht. Lediglich nach der Ankunft in Ostia sah man die beiden kurz, wie sie das Schiff verliesen und in einen bereitstehenden Reisewagen umstiegen, um darin das letzte Stück bis Rom zu fahren. Vom Stadttor aus ging es dann in der Sänfte weiter bis vor die Haustüre und schließlich verschwand die Aurelia, gemeinsam mit Mara, in ihrem cubiculum. Dort blieb die junge Griechin die ganze Nacht und auch den folgenden Tag über wich Mara kaum von der Seite der Aurelia. Was die beiden Frauen die ganze Zeit über mit einander besprachen oder sonst taten, bliebe wohl für immer ein Geheimnis. Niemand bekam die Aurelia so recht zu Gesicht. Weder Lyciscus, noch die anderen Hausbewohner (selbst diese Azita ließ die Herrin nicht rufen und das, obwohl die Sklavin ja mit einem Auftrag hierher nach Rom gekommen war).


    Am Morgen des zweiten Tages war es dann soweit. Ein kleiner Sklavenjunge rannte durchs Haus, auf der Suche nach Lyciscus um ihm zu sagen, dass seine Herrin im Garten auf ihn wartete. War es Zufall oder Absicht, dass es genau die selbe Stelle war wie damals?


    Mara hätte es vielleicht sagen können, doch an diesem Morgen war die junge Griechin nirgendwo zu finden. Angeblich hatte die Herrin sie zum Markt geschickt, doch so genau wusste das niemand von den Sklaven. Ebenfalls Zufall, oder Absicht?


    In jedem Fall würde Lyciscus die Aurelia an besagter Stelle vor finden. Auf einer Kline liegend, mit geschlossenen Augen und dem Anschein nach schlafend. Neben der Kline stand ein Korbsessel und daneben wiederum ein kleiner Tisch, auf dem eine Obstschale, ein Krug mit Wasser und zwei Becher drapiert worden waren. Aber noch ein weiterer Gegenstand lag auf dem Tisch bereit. Auf den ersten Blick mochte es wie ein simpler Dekorationsgegenstand wirken, doch bei näherer Betrachtung würde es sich als ein (fertig geflochtener) Lorbeerkranz herausstellen …

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