Raum LI. (Hörsaal zur Theorie)

  • Andriscus betrat den Hörsaal und stellte erfreut fest dass alle vollzählig, bis auf jene die auf der Krankenstation rumlagen, anwesend waren.

    Er legte mehrere Tabulae auf den Tisch und grüsste freundlich.

    " Salve Tirones. Der Test sieht folgender Maßen aus. Eine Stunde Zeit um die Fragen zu beantworten. Wer weniger als 60 % der Fragen falsch oder gar nicht beantortet hat ist raus. Fragen?"


    Es war immer wieder interessant anzusehen wer hier versagt und wer sich im theoretischen Bereich hervortat. Und auch andersrum was die Praxis anging. Wobei es hier am seltensten vorkam dass jemand versagt. Schliesslich war das Leben vom Training in der Praxis bestimmt.


    " Also. Fragen?"

  • Tisander schüttelte den Kopf. Ob er Frage hätte würde sich gleich herausstellen. Von ihm aus konnte es los gehen, vorbereitet war er nicht, er hieß ja nicht Fango. Bei dieser Feststellung linste er zu ihm hin, denn der hatte bestimmt wieder alles in vorbildlicher Ordnung auf seinem Platz ausgebreitet.

    Komme es wie es mag, wenn das hier nicht hin haut muss ich mir etwas neues überlegen. Andriscus fang schon an.

  • << RE: Ausbildungsturma Ala II Numidia


    Fango linste zurück und schmunzelte, um Tisander aufzumuntern. Er fragte sich, wo Tisander so alles seine Spickzettel versteckt hatte. Da er nicht gelernt hatte, musste er welche haben - Zisimos hatte ebenfalls welche, nur wo? Fango als Moralprediger ihrer Turma untersagte sich so jegliche Versuche, das Ergebnis zu manipulieren.


    Fango schien einer der Wenigen zu sein, die sich auf die Theorieprüfung freuten. Nicht erst seit gestern hatte er gelernt, sondern seit er hier bei der Ala angefangen hatte lernte er durchgehend. Wenn andere die Post aus der Heimat lasen, las Fango seine eigenen Niederschriften und wiederholte sie im Kopf.


    Für ihn war das wichtig, weil er körperlich einer derjenigen war, welche die meisten Probleme hatten, was an seiner geringen Körpergröße lag. Für ihn war schlichtweg alles zu groß, jedes Übungsgerät, jede Waffe, sogar die Pferde und Trainingspartner. Beim Laufen musste er viel mehr Schritte rennen als andere, was ihn langsamer machte, beim Marschieren das Gleiche. So hoffte er, seine Mängel durch besonders gute theoretische Kenntnisse auszugleichen.


    Hochkonzentriert starte er nun nach vorn, sein Schreibzeug perfekt an den Tischkanten ausgerichtet vor sich liegend.

  • Abschlussprüfung zur theoretischen Ausbildung


    1. Wie setzt sich eine ALA, wie unsere zusammen, wie viele Soldaten hat sie insgesamt und welche Dienstränge gibt es?


    2. Benenne die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände eines Equites. (Kleidung, Waffen, Schutzausrüstung


    3. Welche Feldzeichen haben wir bei der ALA und wo sind sie untergebracht?


    4. Wozu dienen diese Feldzeichen?


    5. Über wie viele Pferde verfügt eine ALA circa und wo werden sie untergebracht?


    6. Wie werden die Pferde gelenkt?


    7. Benenne die Ausrüstung der Pferde.


    8. Auf welche Eigenschaften muss ein Pferd der ALA ausgebildet werden?


    9. Welche operativen und taktischen Aufgaben hat die ALA?


    10. Welche Angriffsarten gibt es?


    11. Wie sieht die übliche Formation (Aufstellung) einer Turma aus? Und welche anderen Formationen gibt es?




  • Mit grimmigen Blicke bedachte Tisander Prüfungsfragen und Duplicarius. Bisher hatte er diesen für einen recht annehmbaren Vorgesetzten gehalten, doch nun war er wirklich enttäuscht von diesem. Wie konnte man nur so böswillig sein und einem alles versauen? Wie würde er denn nun als Versager da stehen? Eine Stunde, dafür würde der Rest seines Lebens nicht ausreichen.

  • Der Trick lag darin, die Verben richtig zu deuten. "Benenne" hieß, eine Stichpunktliste war vollkommen ausreichend. Ausführliche Darlegungen, wie sie die Formulierungen "erörtere", "erläutere" oder "erkläre" erfordert hätten, waren in keiner Aufgabenstellung verlangt.


    Fango war darüber ausgesprochen entzückt, hob den Griffel und legte los. Er beantwortete die Aufgaben knapp und ohne Sätze auszuformulieren, was ihm viel Zeit sparte. Er fand den Test sehr fair.


    Der arme Tisander hingegen kritzelte eine Tabula nach der anderen voll und sie stapelten sich bereits auf der Ecke seines Tischs, wie Fango aus den Augenwinkeln bemerkte.* Die Wachsspäne stoben nur so und dass Fango seine knapp formulierte Tabulae extra deutlich vor sich schob, nachdem er geendet hatte, schien nichts dazu beizutragen, Tisander von seinem Schreibmarathon abzubringen. Na ja, vielleicht bekam Tissi dafür ja ein paar Pluspunkte vom Ausbilder, falls er auf Kippe stand.


    Sim-Off:

    * ;)

    Sim-Off:

    Antworten sind raus.

  • Ein letztes blinzeln zum Kleinen, ein Augenrollen, mehr nicht, denn Tisander wollte nicht in verdacht geraten vom Streber abzuschreiben, dann legte er los.

    Mit jedem Wort das er las und schrieb, flossen immer mehr Gedanken in seine Griffel.

    Irgendwann befürchtet er Griffel und Taffeln würden ihm ausgehen. Hals und Nacken versteiften sich. Er hätte niemals gedacht, dass er einmal in seinem Leben gezwungen werden könnte so viel zu schreiben.

    Jetzt fingen auch noch Finger und Handgelenk an zu schmerzen,oje der Unterarm auch.

    Hoffentlich reichte die Zeit es gab ja so viel zu schreiben.

    Was war mit dem Knirps? So am rande bekam er mit der machte schon Schluss.

    Beiden Göttern, wenn das mal gut ging. Ein vorsichtiger Blick zum Duplicarius, nein der saß noch in aller Ruhe da.

  • Andriscus pochte auf den Tidch und rief laut genug, für alle hörbar:" Ende im Gelände."

    Dabei drehte er die Sanduhr, die als Instrument zur Zeitmessung galt, um.

    " Herzluchen Glückwunsch" meinte er freundlich während er die Wachstafeln einsammeln. " Anscheinend haben alle zumindest alle Fragen beantwortet."

    Bei Tisander hielt er kurz innen und hob eine Braue. Auf dessen Tidch sah es aus wie in der Schreibstube des Griffelschwingers im Vorzimmer des Praefecten.

    " Fas sind wohl einige Pferde mit dir durchgegangen" feixte er und klemmte sich nun einige Tabulae unter den Arm.

    " Wwr nicht zum Dienst eingeteilt ist macht was er darf. Nicht was er will ^^. Der Rest weiß Bescheid. Abite."

  • Mit missbilligendem Blick beobachtete Fango nun, wie einige der Kameraden hektisch ihren Kram zusammenpackten, ohrenbetäubenden Lärm mit den herum rutschenden Stühlen veranstalteten und ohne Rücksicht auf Verluste durch die Tür nach draußen in die Freiheit drängten. Das mussten Nachwirkungen aus dem Schulalltag der Kindheit sein. Fango schüttelte den Kopf, um seiner Missbilligung Ausdruck zu verleihen und ließ sich betont Zeit, damit alle sahen, wie man es richtig machte. Er packte in aller Ruhe seine Habseligkeiten zusammen und schob am Ende noch ein paar schief stehende Stühle ordentlich zurecht, während der Pulk an der Tür rappelte und dann entfesselt im Gang verschwand. Die Geräuschkulisse entfernte sich, Stille senkte sich auf den Unterrichtsraum.


    "Einen schönen Feierabend", verabschiedete sich Fango höflich vom Ausbilder und verließ erhobenen Hauptes in gesittetem Tempo als einer der letzten den Raum.

  • Die Prüfungsfragen beinhalteten grundsätzliche Themen. Jeder der Tirones sollte diese Fragen im Schlaf beantworten können.

    Andriscus wartete bis alle den Saal verlassen hatten und machte sich daran die abgegebenen Ergebnisse zu überprüfen.

    " Vale, Iunianus. Vale" grüsste der Italiker schon geistesabwesend.

  • Zögernd steckte Tisander den Kopf zur Türe hinein. "Was denkst du, wann erfahre ich, dass ich meine sachen packen muss?" Er brauchte jetzt eine Antwort sonst drehte er noch durch.

  • Tisander war nicht der einzige, der vor Sorge am durchdrehen war. Fango schob nun auch noch seinen Kopf unter dem von Tisander durch die Tür, wofür er sich aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht kleinmachen musste.


    "Habe ich die volle Punktzahl?", fragte Fango zittrig. Der Ausbilder wurde von zwei nervösen Tirones angestarrt.

  • Ocella riss die Türe des Schulungsraums auf und nickte dem Deplicarius zu.

    Offenbar hatte dieser die Ergebnisse noch nicht verkündet, war aber für ein paar dieser Saftgurken ohnehin nicht von Belang - Feldbeförderung hieß das Mittel der Stunde.

    Ocella setzte sein finsterstes Gesicht auf und starrte in den Raum. Was für ein Haufen! Die sollten die Grenze verteidigen? Die sollten ihn ,...Varro irgendwann ersetzen?

    Und nachdem der Sesterz dann endlich gefallen war und die Mistkäfer umgesetzt hatten, daß ein Vorgesetzter den Raum betreten hatte, begann der erste in die Vertikale zu gehen und Haltung anzunehmen. Ocella atmete hörbar ein und wartete bis die ganze Klasse sich bequemt hatte.

    Setzen! schnautze er die Klasse an. Dann stellte er sich neben den Duplicarius ANTE DIEM IV KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (29.8.2021/118 n.Chr.) findet auf dem Exerzierplatz ein Appell statt!

    Diejenigen unter euch, die ihre Abschlußprüfung bestanden haben, finden sich zu gegebener Zeit dort ein, Paraderüstung für Mann und Pferd!

    Nach den Ernennungen zum Eques werden diejenigen unter euch, die an der kleinen Auseinandersetzung teilgenommen haben von Caesar mit einer Auszeichnung geehrt... Er sah Fango und Tisander dabei kurz an, ebenso Andriscus. Danach kehrt ihr hierher zurück und werdet auf die Turmae verteilt.

    Er grinste wölfisch. ...und dann ist es vorbei mit dem Lotterleben!

    Ein kurzes Nicken für den Andriscus und Ocella verließ den Raum wieder. Fango in der Prima...was hatte sich Varro nur dabei gedacht? Der würde seinen Gaul mit Blumengirlanden schmücken!

  • Fango schnellte als erster in die Höhe und stand kerzengerade da. Einen Augenblick später schnippte er wie ein Klappspaten zusammen. Im Gleichtakt rückten die Stühle. Fango saß in perfekter Haltung mit auf dem Tisch liegenden Händen und rechtwinkligen Ellbogen, als das Donnerwetter über sie hinwegrollte. Irgendwie tat ihm Ocella leid, weil er sich fragte, was diesen jeden Tag aufs Neue in so finstere Stimmung stürzte. Dabei malte Fango sich die traurigsten Szenarien aus, während der Vexiallarius vor ihnen tobte, eine im Sterben liegende Mutter und eine durch Germanenhand verlorene Familie. Dass es schlichtweg der Anblick der Tirones sein könnte, der den Mann an den Rand der Verzweiflung trieb, kam Fango nicht in den Sinn.


    Nach "Lotterleben" kreischte dem Offizier ein engagiertes "Jawohl, Vexillarius" entgegen, ehe Ocella aus dem Raum stapfte.


    Fango drehte den Kopf und lächelte Tisander breit an. Sie hatten es fast geschafft.

  • Herje was kommt denn nun über uns, ein Unwetter? Das waren Tisanders Gedanken als Ocella wie Pluto der Herrscher der Unterwelt vor ihnen stand. Innerlich zuckte er mit den Schultern, wenn er meint er muss den Befehl uns so übermitteln und es ihm Freude macht. Er ist auch nur ein Befehlsempfänger, nur mit mehr Macht als unser eins. "Jawohl, Vexillarius", stimmte er mit ein, leise kam noch, "ganz wie du wünschst."

  • " Falls es jemanden entgsngen sein sollte, aus welchen Grunden auch immer......mein Name ist Andriscus, Rang Duplicarius.

    Wo wir auch schon beim ersten theoretischen wissenswertem wären."

    Kurz hielt er inne, beobachtete die Anwesenden und fuhr dann fort.

    " Jemand Ahnung welche Ränge es in der Auxiliarreiterei gibt? Frei heraus."

  • Tariq saß im Unterrichtsraum und rutschte so lange auf seinem Stuhl herum, bis der Duplicarius eintrat. Dieses Sitzen auf Stühlen machte ihn seltsam nervös. Es hätte ihn weniger gestört, irgendwo draußen in der freien Natur auf einer Mauer oder seinetwegen auch auf einem der zahlreichen Bäume auf Beobachtungsposten zu sitzen und seine Umgebung zu beobachten. Aber hier drin fühlte es sich sinnlos an und löste eine innere Unruhe aus, die er nur schwer ablegen konnte.


    Meidias, der Grieche, der ebenfalls aus dem Süden kam und mit dem Tariq sich allein aus diesem Grund ein wenig angefreundet hatte, hatte ihm irgendwann einen Rippenstoß verpasst, welcher Tariq dazu bewegt hatte, mit dem Hin- und Herrutschen aufzuhören. So saß er zumindest aufrecht, als Andriscus mit seiner Unterrichtseinheit begann. Tariq dachte über die Frage nach. Die Ränge hier hatte er sich gemerkt, auch, weil er Cimber auf dem Weg nach Germanien danach gefragt hatte. „Tiro, Eques, Duplicarius, … ähm ...“ Was kam dann noch gleich? „Cornicularius!“ sprang Dasius ein, ein Italiker, der sich in Schweigen über die Gründe hüllte, warum er eigentlich hier in Germanien war. Tariq warf ihm einen Seitenblick zu. Da wäre er sicher auch selbst noch drauf gekommen! „Decurio, Vexillarius, Subpraefectus und Praefectus Alae“, endete er schnell, ehe noch jemand dazwischenreden konnte.

  • Als Sabaco den Raum betrat, wirkte es verdächtig ruhig. Das war doch nicht normal. Wo war das Gequatsche von Andriscus? Wahrscheinlich war der Ausbilder gerade Material holen - oder er war krank und hing auf der Latrine fest. Bei den kalten Eiern des gehörnten Rhenus, alles ging den Bach runter. Sabaco nahm die Respektsbekundungen entgegen, während er sich im Raum umsah, ob alles seine Ordnung hatte.

  • Im Schlepptau des Decurios kam ein sehr nervöser Fango in den Raum. Gegen die menschliche Schrankwand vor ihm wirkte er mit seinem zierlichen Körper und dem zarten Gesicht knabenhaft. Die tiefen Falten und dunklen Schatten um seine Augen, der harte Zug um seinen Mund verrieten jedoch, dass er mittlerweile keineswegs zu den Jüngsten der Ala zählte und mehr gesehen hatte, als gut für ihn war. Während Sabaco sich umsah wie eine männliche Medusa, vor deren Blick die meisten zu Stein erstarrten, machte Fango es sich schon mal stehend vor der Schiefertafel gemütlich. Wie es aussah, würde er Andriscus vertreten. Als er Tariq in den Reihen der Rekruten entdeckte, lächelte er kurz.

  • Sabaco hatte keine Ahnung, wo Andriscus sich herumdrückte, aber das würde sich klären lassen.


    "Eques Iunianus, übernehmen", bellte er und stampfte aus dem Raum.

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