[Isis et Serapis] Casa Sorani

  • Zitat

    Commodus lächelte zurück. "Ja das stimmt aber du wirst sicherlich sehr viel zu tun gehabt haben. Als Leibmedica des Kaisers ist mir klar das der gemeinsame Besuch des Tempels zurückstecken mussen. Ich würde mich dennoch freuen wenn wir einen Termin finden um dies zu tun." Commodus überlegte kurz ob er sie noch auf den Heilungsverlauf von Varus ansprechen sollte entschied sich dann aber dagegen. Er wollte die Medica nicht unter Druck setzen und wusste ja wie wenig freie Zeit sie hatte.


    Die Medica nickte.
    "Du hast recht. Zeitmangel ist tatsächlich das größte Problem, das ich im Augenblick habe. Wie geht es denn meinem Unfallopfer, deinem Verwandten Varus? Ich wollte ihm längst einen weiteren Besuch abstatten. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit einen guten Magister gymnasii für ihn zu finden. Aber das könnte sich heute gleich ändern."


    Sie wandte sich an ihre Gastgeber.
    "Soranus? Hierophilus? Kennt ihr einen guten Magister gymnasii hier im Umkreis? Der Verwandte unseres Freundes Helvetius Commodus, Helvetius Varus benötigt Unterstützung bei der Wiedererlangung seiner physischen Stärke. Besonders gut geeignet wäre jemand, der sowohl über ein gutes Übungsspektrum verfügt als auch ein gewisses Einfühlungsvermögen für einen Genesenden. Gibt es hier so jemanden?"

  • Das Gespräch schien ja bereits gut im Gange gewesen sein. Zum Glück war die Stimmung auch schon ganz gut und Tiberius wurde direkt dazu gebeten.


    "Vielen Dank, Hierophilos. Freut mich, euch kennen zu lernen. Als ich gehört hab, dass hier ein paar Leute eine nette, gebildete Konversation haben wollen, war ich Feuer und Flamme. Seit ich aus Griechenland wieder nach Rom gekommen bin, war mein Leben arg... prosaisch.
    Ah...Was mache ich von Beruf? Ich bin Anwalt und berate auch gelegentlich jene in gesetzgeberischen Dingen, die sich dem Dienst am Gemeinwesen im Senat verschrieben haben, ja ich denke so könnte man das nennen."


    Dankbar nahm er sich einen Becher und eins der Häppchen - Hierophilus hatte an nichts gespart.
    Auf Plinias Frage antwortend meinte er, um nicht überheblich rüber zu kommen, mit einem selbstironischen Grinsen:


    "Wenn ihr also schon einmal Probleme mit der neuen Lex Mercatus hattet, müsst ihr mir einen kleinen Teil der Schuld geben."


    Er kannte die anderen nicht. Chrysogona schien wohl eine Medica oder etwas in der Art zu sein und Helvetius Commodus ein Architectus. Wie interessant. Leider wusste er auch keinen Magister gymnasii für Plinia.

  • Zitat

    Original Valerius Flaccus: "Wenn ihr also schon einmal Probleme mit der neuen Lex Mercatus hattet, müsst ihr mir einen kleinen Teil der Schuld geben."


    Hierophilus hörte Flaccus interessiert zu.
    "So, na dann habe ich aber Glück, dass ich als Medicus mit der Le Mercatus nicht viel zu tun habe. Oder muss ich mir da Gedanken machen?"


    Der Grieche überlegte kurz, dann fragte er den Valerier nach seinen weiteren Interessen.
    "Gibt es Themen, die dir besonders am Herzen liegen? Wir haben nicht viel vorbereitet heute, weil wir ja nicht so genau wussten, wer kommen würde. Aber mein Kollege Soranus hat etwas interessantes aus dem Bereich der Medizin gepaart mit Philosophie ausgesucht. Als Einstieg quasi in die Diskussion."


    Zitat

    Original Plinia Chrysogona: Sie wandte sich an ihre Gastgeber. "Soranus? Hierophilus? Kennt ihr einen guten Magister gymnasii hier im Umkreis? Der Verwandte unseres Freundes Helvetius Commodus, Helvetius Varus benötigt Unterstützung bei der Wiedererlangung seiner physischen Stärke. Besonders gut geeignet wäre jemand, der sowohl über ein gutes Übungsspektrum verfügt als auch ein gewisses Einfühlungsvermögen für einen Genesenden. Gibt es hier so jemanden?"


    Dieses Mal war es Soranus, der gleich antwortete.
    "In der Titus Therme gibt es einen Magister palaestrae, der sich sehr gut auf gymnastische Übungen und die Anleitung der Menschen versteht, die gesundheitliche Probleme haben. Sein Name ist Cassio. Ich werde ihn fragen, ob er das übernhemen kann. Ist ein Hausbesuch notwendig?"


    Soranus sah die Plinia aber ebenso den Helvetier fragend an.

  • Zitat

    Original von Plinia Chrysogona
    Die Medica nickte.
    "Du hast recht. Zeitmangel ist tatsächlich das größte Problem, das ich im Augenblick habe. Wie geht es denn meinem Unfallopfer, deinem Verwandten Varus? Ich wollte ihm längst einen weiteren Besuch abstatten. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit einen guten Magister gymnasii für ihn zu finden. Aber das könnte sich heute gleich ändern."


    Commodus kam ein Stück näher so dass das nächste eigentlich nur Chrysogona hören konnte.
    "Ist der Kaiser denn krank oder warum musst du gerade soviel arbeiten?"



    Nach diesen Worten und der Antwort nahm er wieder etwas Abstand so wie es sittsamer war.
    "Varus...ist Varus...er will unbedingt zurück in seine Weinberge und die Heilung geht ihm nicht schnell genug. Es wäre wirklich gut wenn ein Magister ihm bald helfen würde. Ich habe ihn schon mit in mein Straßenbauprojekt eingebunden damit er beschäftigt ist und nicht den ganzen Tag darüber nachgrübelt wie es ihm geht."


  • Commodus viel auf das er den neuen Gast noch gar nicht begrüßt hatte.


    Schnell nach den ersten Worten der Gastgeber schob er ein
    "Salve Valerius, freut mich einen weiteren Griechen hier zu sehen"

  • Zitat

    Original von Hierophilus


    Dieses Mal war es Soranus, der gleich antwortete.
    "In der Titus Therme gibt es einen Magister palaestrae, der sich sehr gut auf gymnastische Übungen und die Anleitung der Menschen versteht, die gesundheitliche Probleme haben. Sein Name ist Cassio. Ich werde ihn fragen, ob er das übernhemen kann. Ist ein Hausbesuch notwendig?"


    Soranus sah die Plinia aber ebenso den Helvetier fragend an.


    Commodus wollte Chrysogona nicht vorgreifen.


    "Ich glaube schon aber das entscheidende Wort hat Plinia Chrsyogona dabei."

  • Zitat

    Original von Helvetius Commodus: Commodus kam ein Stück näher so dass das nächste eigentlich nur Chrysogona hören konnte. "Ist der Kaiser denn krank oder warum musst du gerade soviel arbeiten?"


    Chrysogona hob abwehrend die Hände.
    "Nein, nein! Der Kaiser erfreut sich bester Gesundheit, doch ich bin ja auch in der freiwilligen medizinischen Versorgung am Tempel des Aesculapius beteiligt und bemühe mich um den Aufbau des Heiligtums außerhalb der Stadt. Das alles kostet Zeit."


    Zitat

    "Varus...ist Varus...er will unbedingt zurück in seine Weinberge und die Heilung geht ihm nicht schnell genug. Es wäre wirklich gut wenn ein Magister ihm bald helfen würde. Ich habe ihn schon mit in mein Straßenbauprojekt eingebunden damit er beschäftigt ist und nicht den ganzen Tag darüber nachgrübelt wie es ihm geht."


    Commodus wollte Chrysogona nicht vorgreifen.
    "Ich glaube schon aber das entscheidende Wort hat Plinia Chrsyogona dabei."


    Commodus überließ ihr die Antwort. Doch wie sollte sie das sagen. Sie hatte Varus länger nicht gesehen, wusste also nicht ob er schon in der Lage war, das Haus zu verlassen.
    "Nun, sobald er in der Lage ist, alleine das Haus zu verlassen, wäre es kein Problem in die Titustherme zu gehen. Es ist ja nicht weit. Aber so lange das nicht der Fall ist, sollte der Magister zu ihm kommen. Ich denke, ich versuche bei der ersten Übungseinheit dabei zu sein. Was meinst du?"

  • Tiberus verfolgte das Gespräch über die Medizin interessiert. Die heilende Kunst war bisher nicht m Fokus seiner Interessen gewesen. Schließlich erfreute er sich ob seiner Jugend exzellenter Gesundheit seit er sich von der Seekrankheit, die ihn auf der Überfahrt von Griechenland befallen hatte, erholen konnte.
    Das hieß natürlich nicht, dass die Medizin kein faszinierendes Fach wäre, ganz im Gegenteil. Anscheinend litt der Verwandte von Helvetius unter einer Krankheit, die beträchtliche Rehabilitation erforderte. Tiberius war natürlich nicht so indiskret zu fragen, um was es sich dabei handelte. Deshalb wartete auch er, was Commodus auf die Frage Plinias antworten würde.

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  • Commodus dachte kurz nach.
    "Ich denke es ist besser wenn er zumindestens für die ersten Male zu mir ins Haus kommt. Varus kann sich im Haus schon wieder einigermaßen bewegen. Aber es dauert ewig und strengt offensichtlich sehr an. "




    Commodus Begleiter Burdo lehnte sich leicht zu Valerius Flaccus rüber


    "Es ist wirklich ein Jammer zu sehen. Du musst wissen Varus war, rein körperlich gesehen, bis vor kurzem das Idealbild eines römischen Mannes. Vielleicht nicht definiert wie ein Athlet aber ich kenne außerhalb der Legion niemanden der so ausdauernd arbeiten konnte. Mit eigenen Augen hab ich gesehen wie er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fast ohne jede Pause im Weinberg gearbeitet hat....
    Und jetzt...schleppt sich einem Trauerspiel gleich wie ein Greis durchs Haus.
    Wobei man natürlich den Göttern danken muss...und natürlich auch der Medica...nicht viele hätten so einen schweren Unfall und Eingriff wohl überlebt..."

  • Hierophilus wartete eine Weile ab, bis die Teilnehmer am Symposion sich bekannt gemacht hatten und die Privatgespräche etwas abebbten. Dann kam er mit dem Thema des Abends heraus.
    "Amici, es wird Zeit, dass wir uns der gelehrten Diskussion widmen. Thula, schenk Wein nach!"


    Die Sklavin brachte einen neuen Mischkrug und Soranus überprüfte, dass das Mischungsverhältnis dieses Mal etwas mehr Wein enthielt. Das löste bekanntlich die Zungen.


    Dann erhob der Hausherr die Stimme.
    "Verehrte Gäste, werte Freunde. Da wir nicht wussten, welche Interessengebiete ihr präferiert, haben wir uns einem Thema genähert, das zwar unseren Fachbereich berührt, aber dennoch weit darüber hinaus geht. Ich habe einen Text in die Finger bekommen, in dem ein Gelehrter einen medizinischen Text aus dem akkadischen übersetzt hat und dabei auf ungeahnte Schwierigkeiten stieß. So haben die Sumerer Begriffe aus der Körpersprache für übergeordnete Themen benutzt. EME bespielsweise steht für die Zunge aber zugleich auf für die Stimme. Diese wiederum kann auch Hals bedeuten. Das Ohr steht für den Begriff "weise sein". Jemand der gut zuhört, wird offensichtlich für weise gehalten. Dass Lunge und Atmung synonym sind, kann man ja gut verstehen. Interessant wird es allerdings wenn die Sumerer auf den Kopf und das Herz zu sprechen kommen. Das akkadische Wort für Kopf, Schädel und Gehirn bezeichnet nicht ein Denkorgan. Man betrachtet dort das Herz als den Sitz des Verstandes und glaubt, dasss der Mensch mit dem Herzen denkt. Zudem gibt es auch Hinweise darauf, dass man manchmal sogar glaubte, es werde mit dem Magen oder den Innereien gedacht. Wie seht ihr das, meine Freunde? Wo denken wir? Denken wir mit dem Herzen, mit dem Kopf respektive dem Gehirn oder mit den inneren Organgen?"

  • Bestürzt hatte er Burdo angesehen und gefragt, ob man denn den Täter bereits gefasst und vor Gericht gestellt habe.


    Sodann stellte Hierophilus die erste philosophische Frage des Abends
    Und es war tatsächlich eine höchst interessante Frage. Aber Tiberius hatte eine Idee.


    "Ich bin natürlich kein Arzt, wie andere der geschätzten Anwesenden, die das mit Sicherheit gelehrter beurteilen können. Aber wenn ich mir den menschlichen Körper einmal unbefangen ansehe, komme ich nicht umhin, den Kopf oder das Gehirn eher, als Sitz des Verstandes zu sehen. Denn ein Körper ohne Kopf ist jedenfalls tot, auch wenn das Herz und die inneren Organe noch intakt sind. Ohne Kopf ist kein Leben möglich. Ihr werdet sagen, auch wenn das Herz und die Innereien beschädigt sind, stirbt ein Mensch. Den würde ich aber das antworten, was mir ein Soldat in der Basilica einmal berichtet hat: Ein Mann, dessen Innereien oder selbst dessen Herz verletzt wurde, mag zwar fast sicher sterben, aber selbst jemand dem man einen Stich ins Herz versetzt hatte, würde noch eine gewisse, kurze Zeit leben, bevor er ausblutet und dann stirbt.


    Umgekehrt werdet ihr sagen, dass ein Mensch auch Verletzungen des Hirns in seltenen Fällen überleben kann. Aber, so hat mir der Soldat gesagt, dass Kameraden, adie am Kopf verletzt wurden und überleben, allzu oft ihrem Geist teilweise oder sogar ganz verlieren und nur noch eine kurze Zeit dahin vegetieren, bis das der Tod ihrem geistlosen Körper Erlösung verschafft.


    Was ich aber nicht sagen kann, und was unsere medizinischen Kollegen hier vielleicht wissen ist, ob der Kopf der einzige Sitz des Verstandes ist, oder ob das Herz oder die Innereien, vielleicht mindestens Nebensitze des des Geistes sind. Gibt es gar vielleicht mehrere "Verstande" oder "Geister" mit verschiedenen Sitzen?"


    Dies zum Schluss warf natürlich die Frage auf, was mit diesen hypothetischen anderen Geistern nach dem Tode passierte, aber das war wohl eher die Frage für einen Priester, nicht für einen Mediziner.

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  • Burdo hatte den Kopf geschüttelt und wollte gerade ansetzten näheres darüber zu berichten als der Gastgeber das Wort ergriff.


    ***


    Commodus hörte aufmerksam den Worten des Hausherren zu als auch den Ausführungen des Valerius.


    Das Thema fand er sehr interessant und er liebte es sehr darüber nachzusinnen wie etwas gemeint war oder über ein was wäre wenn nachzudenken.


    Die Worte des Valerius waren dann viel...greifbarer. Commodus konnte sich sofort die Szenen vorstellen die die Soldaten dem Valerius erzählt hatten. Auch er hatte sehr oft von Soldaten Geschichten gehört. Von Klein auf an, waren viele Veteranen die sein Vater im Umland angesiedelt hatte seine "Spielkameraden" gewesen. Die waren natürlich nicht zimperlich und hatten ihm schon früh Soldatengeschichten erzählt.
    Commodus fand allerdings das der Ansatz vom Valerius teilweise etwas an der Frage vom Hausherren vorbeiging. Dieser hatte ja gefragt womit man dachte also nach dem Verstand gefragt. Der Valerius sich seiner Meinung nach aber mehr auf den Geist...also das Wesen des Menschen bezogen. Für Commodus war es immer so gewesen das der Verstand für die rationalen Dinge da war...sowas wie Mathematik. Der Geist war für ihn eher das Fühlen...die Liebe, der Hass, Freude, Trauer usw.
    Dazu die Dinge die ihn zu dem machten der er war. Mathematik konnte jeder erlernen. Aber was man liebte und was man hasste...das war bei jedem Menschen verschieden.
    Bevor er sich aber endgültig in seinen Gedanken verfing kam er zur Besinnung. Heute war er nicht wie so oft mit seinen Gedanken alleine sondern konnte sie aussprechen und würde Antworten erhalten.


    "Die Dinge die man von anderen hört sind zweifellos unverzichtbar wichtig. Ohne die Erzählungen kann man nie Grundlagen schaffen. Ohne die Aufsicht von alten Erfahrenen, kann man nicht wirklich selber zu einem alten Erfahrenen werden.
    Was es aber auch noch gibt und was meiner Meinung nach sehr wichtig ist sind die Sachen die man selber fühlt und erlebt und durch die man lernt.
    Auf das Thema bezogen...ich kenne natürlich die langläufige Meinungen und Ansätze bezüglich dessen was das wahre Denkorgan ist und in welchem Teil der Geist ist.
    Ich persönlich hänge zumindestens bei dem "Denkorgan" einer anderen Meinung an.
    Ich glaube das das mit dem man denke eine Art Nebel...oder Flüssigkeit sein muss. Etwas was sich durch den Körper bewegen kann...jeden Winkel erreichen kann. Das bringt mich zu den eigenen Erfahrungen und empfinden.
    Ist es nicht so das man manchmal total verkopft ist...kaum in der Lage aufzustehen? In solchen Moment bin ich mir sicher denkt und führt der Kopf.
    In den Momenten wo man frisch verliebt ist...oder gerade verlassen wurde...da konzentriert sich alles auf das Herz. Es will vor Freude zerspringen oder vor Trauer zerbrechen.
    Hat man Tage...oder noch länger nichts gegessen und getrunken...dann übernimmt der Bauch das Denken. Jeder Gedanke kreist nur noch darum wo man etwas bekommt um seinen Hunger oder Durst zu stillen.


    Mir fallen noch etliche weitere Beispiele ein...daher bin ich fest überzeug das das Denkorgan eine Flüssigkeit sein muss um seinen Sitz verlagern zu können. Genau an den Punkt wo gerade der Fokus liegt."



    Commodus war sehr gespannt was sie zu seiner Sicht sagen würden.

  • Es wurde spannend. Die Diskussion kam in Gang.
    Hierophilus hörte zunächst Valerius Flaccus zu, dann dem Helvetier. Zunächst wandte er sich an den Valerier.
    "Dass wir unser Gehirn zum Denken brauchen, das steht außer Frage. Denn wir sehen wie wichtig es dafür ist, wenn es verletzt wurde. Da werden mir meine beiden Kollegen sicher beipflichten. Aber wie steht es dann mit diesen Wahrnehmungen in den Organen? Warum schmerzt uns das Herz bei Liebeskummer oder wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben? Und warum kribbelt es wie Schmetterlinge im Bauch wenn wir uns verlieben? Insofern ist deine Frage mehr als berechtigt, Valerius Flaccus. Gibt es womöglich Nebenstelllen für den Geist? Was ist der Geist, was Verstand? Da bringst du uns wirklich auf ein interessantes Thema, Helvetius Commodus!"


    Auch sein Kollege Soranus meldete sich zu Wort.
    "Ich finde Commodus Idee mit dem Nebel oder der Flüssigkeit, die sich durch den Körper bewegt und so alle Teile des Körpers erreichen kann. Es gibt eine Gruppe Mediziner, die etwas ähnliches postulieren. Man nennt sie "Pneumatiker". Sie glauben, dass die Luft = Pneuma durch die Lungen eingeatmet wird um das heiße Herz zu kühlen. Vom Herzen aus strömt das Pneuma mit dem in der Leber gebildeten Blut durch den Körper und ernährt alle Organe. Fließt dieser Lebenshauch nicht mehr, entstehen Krankheiten, so sagen Athenaios von Attaleia und seine Mitstreiter. Das würde doch deiner These entsprechen, nicht wahr Commodus? Wir wissen mit Sicherheit, dass die Organe über Adern und Nerven miteinander kommunizieren, doch womit kommunizieren sie? Und ist dieses "Pneuma" oder was auch immer der Stoff ist, der dort fließt, zum Denken und Fühlen notwendig?"

  • Beigeistert beteiligte sich Chrysogona an der spannenden Diskussion.
    "Ich finde es sehr spannend, wenn man die verschiedenen Vorstellungen von Geist und Verstand und auch die Bedeutung von "pneuma" und "nous" oder "logos" ansieht. Ist der Begriff "Geist" nur anzuwenden für die kognitiven Fähigkeiten wie Erkennen, Überlegen, Entscheiden, Planen, Bewerten und Kontrollieren oder auch für das was gemeinhin als "die Seele" des Menschen angesehen wird? Sagen die Pneumatiker nicht, dass der Atem auch der Hauch des Lebens ist? Ein materieller Bestandteil dessen was das Lebendige an sich ausmacht? Ist das Pneuma nicht auch Träger des Verstandes?"

  • Tiberius fand die Idee mit dem Pneuma, die der Helvetius vorgeschlagen hatte durchaus interessant. In dre Tat hatten verschiedene Richtungen der griechischen Philosophie da schon Vorarbeit geleistet.


    "Verzeiht, wenn ich vorhin nicht exakt genug war und Geist und Verstand synonym einfach nebeneinander verwendet habe. Allerdings hat unser Hierophilos ja zu Beginn weniger nach dem Geist, oder der Seele gefragt, sondern nach dem Verstand. Der Logos eher. Womit verstehen wir - oder glauben zumindest etwas zu verstehen - auf der Ebene, die wir betrachten und durch die Ratio, welche uns von den anderen Lebewesen unterscheidet, erfahren und bewerten können. Ich wüsste hier nicht so recht, wie die ansonsten durchaus überzeugende Idee des Pneuma als durch den Körper mal hier, mal da hin fließender Nebel Hauch, Lebenshauch uns konkret beim vernünftigen Erfahren unserer Umgebung behilflich sein kann.Vielleicht kannst du deine Idee ein bisschen genauer erläutern, Helvetius?"

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  • Commodus hatte der Plinia bei ihren Ausführungen tief in die Augen gesehen und war dann ob ihrer und der nachfolgenden Worte in Gedanken abgedriftet. Erst die direkte Ansprache holte ihn jetzt wieder zurück.


    Es folgte zunächst ein


    "Verzeihung ... ich war ganz in Gedanken gefangen...", während Burdo ihm die wichtigsten Eckpfeiler der Frage zuflüsterte.


    "Nun...ich will es versuchen. Ich halte es für durchaus möglich...ja nach meinen persönlichen Erfahrungen die zweifellos das medizinische Wissen der meisten hier Anwesenden nicht anzweifeln will und daher keinen Anspruch auf Wahrheit erhebt...aber nach meinen eigenen Erfahrungen halte ich es sogar für wahrscheinlich.
    Eben das grundsätzlich der Körper jedes Menschen, natürlich nach Geschlechtern unterschieden, gleich beginnt. Mit den gleichen Organen, zwei Armen, zwei Beinen usw.
    Er ist quasi wie eine Vorlage die immer wieder benutzt wird und nur in geringen Dingen...mehr oder weniger zufällig z.B. bei der Farbe der Haare variert.
    Jeder dieser Körper hat dann die gleichen grundsätzlichen Möglichkeiten.
    Ich bin mir nicht sicher ob es wirklich schon bei der Zeugung passiert oder erst bei der Geburt...da bei der Geburt nicht immer auch die wirklichen Eltern anwesend sind...zumindestens die männliche Seite...denke ich aber eher bei der Zeugung. Jedenfalls dabei geht ein Teil der Pneuma von beiden Eltern ab, vermischt sich mit der anderen...Teipneuma und wird die Pneuma des neuen Menschen.
    Sie besiedelt dann den Körper...am Anfang ist sie noch ganz schwach und...vernebelt. Sie braucht Jahre um zu lernen wie man wo hinfließen muss um den Körper funktionieren zu lassen...angefangen bei den ganz einfachen Dingen...soweit ich weiß muss man manche Neugeborene schlagen damit sie das atmen anfangen...und dann immer komplexer.
    Nun kommen die Einflüsse sei es durch Stand, Lebenswandel, Erziehung...Umstände, Unfälle usw. dazu das diese Pneuma den eigentlichen Menschen...die Person machen.
    Will sagen das ich heute hier so vor euch stehe und z.B. Asparagus hasse und förmlich nicht durch den Hals kriege ich die Pneuma die Marcus Helvetius Commodus ist. Während der Körper hier ohne weiteres Asparagus essen könnte ohne daran zu Grunde zu gehen wenn er z.B. das Haus der Pneuma von Tiberius Valerius Flaccus wäre."

  • Soranus neigte sich vor. Er lächelte verschmitzt als er Commodus Antwort hörte.


    "Nun, ich glaube so wirklich weiß niemand, wann das Pneuma sich bildet und woraus. Oder aber ob überhaupt. Doch mit der Idee des Pneuma haben wir immer noch nicht geklärt wo im Körper wir denken? Oder doch? Können wir also überall denken? Überall wo die Kanäle des Körpers das Pneuma hinführen oder wo das Pneuma durch die Poren eindringen kann? Oder gibt es spezielle Orte oder Organe wo wir denken? Oder sind gar unterschiedliche Orte und Organe für verschiedene Aufgaben zuständig. Sagen wir der Magen oder der Darm denkt daran, was wir essen sollen, das Herz wem wir unsere Liebe schenken oder ... ähm... jetzt musst du gerade mal weghören, werte Chrysogona, ein bestimmtes männliches Körperteil mit wem wir uns fortpflanzen? Und was ist mit den Gleichungen und philosophischen Disputen der Phythagoräer? Mit welchem Organ werden sie bearbeitet? Oder müssen sich gar alle zusammentun, wenn es um so komplexe Aufgaben geht? Was meint ihr? Flaccus? Commodus? Chysogona? Oder ihr anderen?"


    Er blickte in die Runde.

  • Die Runde schien erst einmal ihren Gedanken nachzuhängen. Jedenfalls kam erst einmal keine weitere Wortmeldung.


    Weder zu Commodus eigener Theorie noch zur Replik von Hierophilus.


    Daher ergriff Commodus wieder das Wort


    "Du hast Recht...oder ich würde eher sagen fast Recht. Denn ob es wirklich niemand weiß kann ich nicht sagen. Was ich aber sagen kann das ich ganz sicher nicht sagen kann wo sie sich genau bildet und woraus. Meine Worte sind daher pure Theorie und der Versuch einer logischen Erklärung.
    Was ich aber finde das wenn man das Konzept der Pneuma die sich durch den Körper bewegt eben doch die Frage geklärt ist wo im Körper man denkt. Ich glaube fast überall....die Pneuma fließt...oder strömt...oder schwebt zum jeweiligen Ort oder Organ.
    In den Magen wenn wir hungrig sind.
    In das Herz wenn wir Lieben oder leiden
    In den Phallus oder das weibliche Gegenstück wenn wir uns lieben wollen",


    Commodus war aufgeklärt und offen aufgezogen worden. Er fand auch das man in dieser Runde intelligenter Leute nicht das Feigenblatt nutzen musste das zwei Menschen sich nur zur Fortpflanzung zueinander legten. Trotzdem war es ihm in Chrysogonas Gegenwart etwas peinlich so direkt das Thema Sex anzusprechen. Deshalb fuhr er schnell fort.


    "und schließlich in den Kopf wenn wir einen Disput mit einem Phythagoräer austragen."


    Commodus dachte noch einen Moment nach und führte dann fort.


    "Dabei muss es aber eine Art Grundlage geben...bei den meisten Dingen. Das Luft holen als Beispiel. Ich kann es mit meiner Pneuma, wenn wir meiner Theorie folgen, steuern und anhalten. Es verlangsamen oder beschleunigen. Mein Körper holt aber auch ohne den Einsatz meiner Pneuma Luft. Zum Beispiel wenn ich schlafe.
    Ebenso ist es gerade beim Luft holen ja so das irgendwann die Pneuma unterliegt. Ich kann nicht unendlich lange die Luft anhalten. Irgendwann wird meine Pneuma überstimmt. Wenn sie es aber nicht ist die das letzte Wort hat. Wer gibt dann das Kommando?"

  • Chrysogona hörte gebannt zu. Es wurde sehr spannend als sich Hierophilus und Commodus darüber unterhielten ob das Pneuma tatsächlich für alle Zustände wie Liebe, Hunger und... naja, auch andere wichtige körperliche Bedürfnisse zuständig war. Es war sehr einleuchtend zu hören, dass diese Theorie für alle eine Basis lieferte. Dann aber kam die entscheidende Frage: Commodus stellte sie. Wer gibt für all das das Kommando?


    Sie blickte fasziniert von einem zum anderen?


    "Ja, wer gibt das Kommando? Kann das Pneuma, das den Geist antreibt die anderen überstimmen? Soviel ich weiß, kann es zumindest nicht machen, dass ich nicht mehr atme. Ich kann mir nicht selbst befehlen, mit dem Atmen aufzuhören oder mein Herz zum Stillstand zu bringen. Also? Wer gibt das Kommando, wer dirigiert das Pneuma dahin, wo es gebraucht wird? Flaccus? Weißt du eine Antwort? Oder du, Commodus?"

  • Chrysogona und Commodus hattne die präzise und entscheidende Frage gestellt. Und Tiberius war sich nicht sicher, dass er eine Antwort hatte.
    "Nun. Vielleicht würde eine Priester sagen, dass letztlich die Kräfte des Übernatürlichen das Kommando haben. Hat man nicht von nationes der Barbaren gehört, die den Verstand von Menschen mithilfe von Naturgeistern und ähnlichem zu beeinflussen? Ich denke, dass dies zumindest manchmal der Fall ist, dass sich das Übernatürliche unserer bemächtigt. Aber nicht immer. Wer hat also ansonsten das Sagen über das Pneuma, den Körper?


    Ich bleibe da bei meiner Ansicht, dass das Hirn letztlich über die Fahrniss des Körpers befindet. Mir ist da auch ein Beispiel aus der Medizin eingefallen und die Ärzte unter uns mögen mich korrigieren: Ist es nicht so, dass es vorkommt, dass ein Mann, der einen Schlag auf den Kopf erlitten hat, bei dem das Hirn in Mitleidenschaft gezogen wurde , manchmal Teile etwa des Gesichtes nicht mehr nutzen kann, die dann Schlaff bleiben. Ich hörte von einem, der die Treppe in der Subura runter fiel, sich den Kopf anhaute, fast starb und fortan nicht mehr zu sprechen in der Lage war. Dies führt mich dazu, dass der Kommandeur des Pneumas und damit der Glieder im Kopf sitzen muss.


    Nun werdet ihr vielleicht sagen: Auch ohne Herzfunktion hört ein Mensch auf zu leben. Aber wissen wir nicht von vielen Organen was seine Aufgabe ist? Ich hörte, das Herz sei in irgendeiner Weise für das Blut zuständig. Die großen Ader führen alle zum Herzen, nicht? Die Blase ist für den Urin zuständig und so weiter. Aber was ist der Saft, den das Gehirn... betreut? Was ist also wenn das Pneuma der "Saft" des Gehirns ist?"

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