[Mons Palatinus] Lupercal


  • LUPERCAL




    Am Fuße des Palatin liegt jene heilige Grotte, in der Romulus und Remus der Legende nach von der römischen Wölfin gesäugt wurden. In ihr befindet sich heute das Lupercal, das Heiligtum des Hirten- und Fruchtbarkeitsgottes Faunus. Ein weiterer Beiname der Gottheit ist Lupercus, "Wolfsabwehrer"


    Der Kult des Faunus wird vom Priesterkollegium der Luperci ausgebübt, welche alljährlich im Februarius sein Fest, die Lupercalia in Rom ausrichten. Die Priesterschaft hat ihren Sitz in der nahe gelegenen Casa Lupae.

  • Die Lupercalia fanden wieder einmal statt und bei seinem Weg durch die Stadt hatte Caesoninus schon viel Volk auf dem Forum Romanum gesehen, als er dort vom Esquilin aus durchgekommen war auf seinem Weg zum Lupercal.
    Er hatte letztes Jahr schon seine Feuertaufe als Lupercus gehabt, aber dieses Mal war er trotzdem aufgeregt, denn Caesoninus sollte heuer die Opferung der zwei Ziegenböcke und des Rüden übernehmen, auch die Darbringung der kleinen Salzkuchen an die gesichtslosen Schutzgötter Roms. Eine wichtige Aufgabe, der er unbedingt gerecht werden wollte!


    Beim Lupercal angekommen, entledigte er sich seiner Kleider, da die Luperci nackt erscheinen sollten, und gab sie einem mitgebrachten Sklaven, der sie zum Forum Romanum bringen sollte, wo der Lauf der Luperci später bei der Regia enden sollte. Auch wenn er eine sehr extrovertierte Seele war, so fühlte es sich trotzdem höchst seltsam an, so vollkommen nackt in der regen Öffentlichkeit mitten in der Stadt zu stehen. Man merkte eine leichte Kühle um sich herum, kein Wunder, es war ja noch immer Februar. Es waren schon einige andere Luperci vor dem Höhlenheiligtum versammelt, auch die Opfertiere waren schon anwesend ("noch").


    Die Leute, die hier schon zusehen wollten, drängten sich auf der Scalae Caci und auf den Dächern von Tempeln und Schreinen und den benachbarten Häusern, aber allzuviele konnten dem Anfang dieses Festes beim Lupercal nicht beiwohnen, weil die Gegend einfach schon zu dicht bebaut war.
    Aber zum Glück würde Caesoninus dann zumindest seine Blöße bedeckt haben können mit den blutigen Fellen, wenn ihn später mehr Leute zu Gesicht bekommen würden während des Laufs.
    So also ging er zu seinen Kameraden und wartete gemeinsam mit ihnen auf die noch fehlenden Luperci.

  • Wie immer, seit sie sich vor dem Tor der Castra Praetoria kennengelernt hatten, trafen Lurco und Scato zu zweit beim Lupercal ein. Sie waren Kameraden sowohl an der Waffe als auch im Glauben. Offenbar war ihnen beschieden, ihrem Schicksalspfad Seite an Seite zu folgen. Gleich nach der Ankunft begann Scato, sich zu entkleiden. Kleider und Caligae deponierte er unauffällig am Grotteneingang, wo sie nicht stören würden. Er wartete auf Lurco, dann trat er ein. Dabei rempelte er mit der Schulter leicht gegen ihn, eine freundschaftliche Geste, ehe seine Aufmerksamkeit sich ganz auf den Kult richtete.


    "Salvete, Luperci", grüßte Scato in die Runde der Anwesenden. Im Gegensatz zu sonst war seine Stimme gedämpft, um der Würde des Ortes gerecht zu werden. Seine nackten Füße klatschten leise auf dem Boden der Grotte. Ein leichter Wind fuhr über seine Haut, so dass sich seine Armhaare aufstellten, doch spätestens beim Lauf würde jedes Kältegefühl verstreichen. Die Luft im Inneren roch schwer und feucht. Das Feuer der Beleuchtung und das wenige einfallende Tageslicht wurden von der Quelle reflektiert und bildeten tanzende Lichtspiele an der Höhlendecke, als Scato in die Gruppe der wartenden Männer trat. Seine Aufgaben hatte Caesoninus ihm im Groben schon mitgeteilt.


    Scato war bester Dinge. Nach einem Gebet an Faunus war ihm Nachts ein fester und traumloser Schlaf beschieden gewesen. Heute war er entsprechend ausgeruht und freute sich darauf, das erste Mal als Lupercus den Segen des Faunus unter das Volk zu bringen. Für ihn war Faunus nicht nur ein Gott unter vielen, sondern er war sein Gott. Bessere Voraussetzungen konnte es nicht geben.

  • Gemeinsam mit seinem Kumpel Scato traf Lurco beim Lupercal ein. Die Stadt hatte sich bereits gefüllt, während sie sich auf dem Weg zum Fest und einem höheren Ziel durch die Straßen zum Lupercal gemacht hatten.


    Hier waren sie nun. In aller Ruhe schaute sich Lurco um, denn dies war ein ganz besonderer Moment. Es gab schon eine ganze Schar Schaulustiger, heute würden sie das erste Mal aktiv am Fest teilnehmen und den Segen unter das Volk bringen dürfen.


    Es war Frühling, der Beginn des Lebens in der Natur, gab es einen besseren Zeitpunkt jene mit Fruchtbarkeit zu segnen die sich ein Kind wünschten? Wohl kaum. Was die Natur scheinbar so freigiebig präsentierte, wo überall das Leben neu hervorbrach ja geradezu explodierte, blieb manchen genau jenes Glück versagt. Weshalb, dass wussten die Götter allein.


    Heute würden sie jedoch zu einem Lauf antreten, der den göttlichen Segen des Faunus unter die wartende Bevölkerung Roms brachte und somit auch den Segen des Lebens. Sie waren die persönlichen Handlanger, jene die den Segen auf die Körper der Bittsteller niedergehen ließen.


    Caesoninus hatte sie vorher instruiert, ihnen war klar welche Aufgabe vor ihnen lag. Lurco hatte die große Ehre, die Opfertiere häuten und die Lendenschurze zuschneiden zu dürfen. Nicht zu lang, damit die Zuschauer auch etwas geboten bekamen. Dafür sollte die Rute ausreichend lang sein, damit die Segnung auch garantiert traf. Bei dem Gedanken daran, musste Lurco schmunzeln. In all dem Ernst dieser Feierlichkeit, lag genauso viel Freude.


    Auch er entkleidete sich, wie stets in aller Ruhe und legte seine Sachen ordentlich neben denen von Sacto ab. Bewusst bummelte er einen Moment, um Scato ein kleines Geschenk in seine Kleidung unterzuschmuggeln. Er hatte ihm einen Glücksbringer organisiert und heute zur Lupercalia war der passende Zeitpunkt es ihm zu überreichen. Scato würde es nach dem Lauf vorfinden und sich hoffentlich darüber freuen.


    Glücksbringer
    Link:
    https://www.kalkriese-varussch…sanhaenger_130175ce0b.jpg


    Nachdem Lurco ebenfalls nackt war und die kleine Nettigkeit verstaut hatte, betrat er gemeinsam mit Scato die Grotte. Andächtig und still hatten sie diesen heiligen Ort betreten. Etwas anderes ließ sein Gefühl auch gar nicht zu.


    Die flackernde Beleuchtung der Feuer warf tanzende Schatten an die Wände, ganz so, als hätten die Flammen schon mit dem Fest- und Freudentanz begonnen. Lurco gesellte sich zu den anderen wartenden Männern.


    "Salvete Luperci", sagte er mit leiser, heiserer Stimme und nickte knapp zur Begrüßung.


    Sein Blick fiel kurz und wohlwollend auf seinen Kumpel Scato, er hatte ihm den Kult näher gebracht und Dank ihm waren sie beide hier. Lurco hoffte dass der Lauf auch etwas Scatos Selbstbewusstsein aufpolieren würde. Bei allen Selbstzweifeln von denen Scato sonst scheinbar geplagt wurde, heute würde davon nichts mehr übrig bleiben. Die Leute würden sich nach seiner Segnung sehen, das Fest in den Straßen würde wild, verrückt und spaßig werden und Lurco freute sich darauf.

  • Am Ende der Lupercalia kehrten Lurco und Scato in das Heiligtum zurück.


    "Ich zeig dir eine schöne Therme", plauderte Scato vor sich hin, während er seine zusammengefaltete Tunica versuchte, so anzuheben, dass er möglichst keine Blutflecken darauf machte, was ein Ding der Unmöglichkeit war, denn er war von Kopf bis Fuß rot getränkt. "Erst baden wir und dann entspannen wir. Weißt du, Lurco, das war ein schöner Lauf, das hat Spaß gemacht. Alles hat sich richtig angefühlt, ich denke, Faunus fand es auch klasse. Die Segen werden gut wirken. Hoppla!"


    Aus dem Bündel war etwas kleines Goldenes gepurzelt und klimperte beim Aufprall auf den Grottenboden. Scato legte die Kleider ab, um das unzüchtige Schmuckstück zu betrachten. "Oh, was ist denn das?" Er schaute Lurco grinsend an. "Ist das von dir?"

  • Lurco lachte leise, nahm Scato den Anhänger ab und hing ihm das Schmuckstück um den Hals.


    "Von mir? Wie kommst Du denn auf so eine Idee? Das ist ein Geschenk von Faunus. Trage ihn und halte ihn in Ehren. Auf in die Therme mein Freund. Ja der Lauf war wirklich etwas Besonderes, wir haben den Segen unseres Gottes verteilt und ich hoffe wir haben damit einige Römer glücklich gemacht. Jedenfalls haben wir unser Bestes gegeben Scato. Und jetzt ab ins warme Wasser mit uns!", grinste Lurco zufrieden.

  • "Von Faunus? Was für eine nette Geste, er verteilt Schmuckstücke für seine Jünger! Ein Jammer, dass er dich vergessen zu haben scheint."


    Scato blinzelte und schloss die Finger um den Anhänger, der nun auf seiner Brust ruhte. Er hing recht weit oben, fast am Hals. So baumelte die Kette nicht nervig herum. Lurco hatte genau die richtige Länge gewählt. Scato freute sich über die kleine Aufmerksamkeit, auch wenn er keine Ahnung hatte, was das Amulett symbolisieren sollte. Da gleich zwei Phalli abgebildet waren, ein schlapper und ein tatkräftiger und dazu eine Feigenhand, vermutlich Fruchtbarkeit, eine Erinnerung an ihren ersten Luperci-Lauf.


    "Bitte richte Faunus meinen dankbaren Gruß aus! Weißt du was? Wir verschieben die Therme. Wir bleiben exakt so schmuddelig, wie wir gerade sind und schauen uns mal die Taverne gegenüber der neuen Urbanerstation an, bevor es zurück in die Castra geht. Ich lade dich ein. So ein Tag muss doch gefeiert werden."


    Taverne zum Blinden Esel >>

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