für festliche Anlässe und Empfänge, Raum IV im EG

  • Das Speisezimmer für Festtage, besondere Anlässe und Empfänge in der Villa war ein länglicher und rechteckiger Raum. Er wurde in der Mitte dominiert von zwei Triclinia. Also zwei Gruppen von drei Klinen um einen Speisetisch. Sowohl die Klinen als auch die Tische waren eher filigrane Modelle aber dennoch von ordentlicher Größe. So das bequem 3 Personen auf jeder Kline Platz fanden. Solle Chrysogona sich irgendwann mal mit den Werken des Marcus Vitruvius Pollio befasst haben würde ihr langsam der Eindruck kommen das Commodus nicht nur seinem Wirken nachfolgte und beachtete. Nein er schien auch Anhänger vom Korinthischen Genus dieses berühmten Architekten zu sein. Auch wenn die Tischbeine hier natürlich keine Säulen waren.
    Der Boden war in recht dunklem Gelb gefliest mit Quadraten mit dunkelbraunen Fliesen. An den Wänden waren bis auf Hüfthöhe Fliesen in einem hellen Orange die dann von einer weißen Bordüre abgeschlossen waren. Darüber dann ein Blau das nach oben immer heller wurde.
    An der Längsseite zum Hortus&Peristyl waren in Überkopfhöhe insgesamt 4 quadratische Fenster eingelassen. An der schmalen Außenwand zum Seitengasse hin, gab es zwei weitere rechteckige Fenster die aber Deckenhoch waren.
    Neben dem Licht durch die Fenster und die Tür in den Raum fiel gab es die Möglichkeit durch insgesamt 4 Ständer mit jeweils 3 Öllampen den Raum zu erhellen. Diese konnten, sollte es wirklich einmal so kalt werden zusätzlich in der Mitte zwischen den Lampen eine Feuerschale aufnehmen.
    An den Wänden verteilt waren mehrere Anrichten.


    Der Höhepunkt des Raumes waren aber die im Raum verteilten Skulpturen.
    Trat man in den Raum stand links in der Ecke eine Statur der Hygieia.
    Ihr gegenüber in der Ecke stand eine die Bacchus zeigte.


    Zwischen den beiden war ein sehr aufwendiges Mosaik an der Wand welches den Vitruvianischen Menschen zeigte.


    Am anderen Ende des Raumes stand einmal links eine Nachbildung des Ruhenden Satyrs.
    Rechts eine Nachbildung der Aphrodite von Knidos


    Dazwischen, also Skulptur, Fenster, Skulptur, Fenster Skulptur, stand dann mittig eine Nachbildung der Nike von Samothrake. Wobei die Skulptur der Nike sicherlich nur ein Drittel der Größe des sehr großen Originals hatte.


    Alle drei waren Nachbildungen der Originale vom großen Bildhauer Praxiteles.

  • Commodus ließ Chrysogona erst einmal einen Moment um sich in dem Zimmer umzusehen.


    Er war schon stolz auf die Einrichtung. Er wollte damit aber nicht (nur) beeindrucken. Nein besonders von Marcus Vitruvius Pollio und Praxiteles war er großer Bewunderer. Gerne hätte er irgendwann mal ein Original von Praxiteles.


    Nach einer ganzen Weile sagte er:


    "Gefällt es dir oder eher zu protzig?"

  • Beeindruck bestaunte Chrysogona das Triclinium. Es war groß genug eine ganze Festgesellschaft aufzunehmen. Der Boden war sehr schön und auch mehrere Fenster öffneten sich zum Hortus und dem Peristyl hin. Die Medica liebte es wenn viel Licht in die Räume flutete.


    Lächelnd zeigte Chrysogona auf Hygieia. "Die gefällt mir besonders gut. Ich habe mich ihr immer nah gefühlt. Sie ist die Tochter des Asklepios und da auch mein Vater Medicus war, fühle ich mich zu ihr besonders hingezogen. Eine Heilgöttin als Tochter des größten Heilgottes. Was für ein schöner allegorischer Bezug!"


    Bacchus war auch zugegen, kein Wunder, da die Familie wohl einige Weinberge besaß. Die Skulpturen waren schön verteilt zwischen den Fenstern und den Wandgemälden. Der Ruhende Satyr entlockte Chrysogona ein leichtes Erröten. Schließlich präsentierte sich der Satyr in nackter Schönheit allen, die ihn bewundern wollten. Nach und nach wanderte die Griechin an der Aphrodite von Knidos und auch der verkleinerten Abbildung der berühmten Nike von Samothrake vorbei.


    "Du hast Geschmack, Commodus!" bekrägtigte sie. Ohne es auszusprechen dachte sie dabei und Geld! Denn sonst könnte er sich solche Kunstschätze nicht leisten.
    "Das alles gefällt mir sehr gut. Protzig ist solch hohe Kunst eigentlich nie. Man muss nur sehen, dass ein Raum nicht überladen wirkt, finde ich. Aber das alles hier gefällt mir ausnehmend gut."

  • Commodus war erleichtert bei dem Urteil. Als er vor einigen Wochen das Haus übernommen hatte, konnte er endlich seinen Stil und Geschmack in dem Haus verwirklichen. Varus dem das Haus ja bis vor kurzem gehört hatte und bei dem er als Gast gelebt hatte bei seinem ersten Aufenthalt, hatte einen ganz anderen Geschmack. Viel weniger Dekoration und alles viel...rustikaler.
    Er war sich halt nur nicht sicher gewesen ob er die richtigen Dinge gewählt hat.


    "Du hast Recht...die Hygieia ist dir vom Schicksal....bisher... ziemlich ähnlich. Wer weiß der ein oder andere hat dich vielleicht auch schon für eine Göttin gehalten."



    Er ging mit in den Raum und sah ihr zu wie sie alle Statuen begutachtete. Das leichte Erröten erahnte er mehr, als das er es sah.


    "Ich danke dir und es freut mich das es dir und dann auch vielleicht anderen Gästen gefällt. Ich bin ehrlich die meisten Statuen habe ich Primär wegen ihres Aussehen oder des naheliegenden,"
    er sah kurz zu Bacchus hinüber
    "Zusammenhanges wegen."


    Nun stellte er sich vor das Mosaik.


    "Den Mann der dieses Kunstwerk im Original erschaffen hat, als auch im etwas geringeren Maß den Mosaikleger der er hier angefertigt hat, verehre ich sehr!"

  • Commodus war ein Charmeur! Chrysogona errötete nun endgültig als er sie mit einer Göttin verglich.
    "Das hat wirklich noch niemand zu mir gesagt. Du bist ein Schmeichler, Helvetius Commodus!"
    Er schwärmte vom Werk der Künstler. Praxiteles war ein Meister gewesn, fraglos. Und auch die anderen Statuen waren ausgesprochen schöne Beispiele der alten griechischen Kunst.


    Das Mosaik war ebenfalls äußerst beachtenswert.
    "Du verehrst Vitruvius sehr, nicht wahr? Ich kann das verstehen, wenn ich auch zugeben muss, dass ich sein zehnbändiges Werk nur "angelesen" habe. Ich bin allerdings sicher, dass er ein Kenner der Materie ist und wohl kaum einer seinem Wissen über Architektur auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Seine Kenntnisse um die Proportionen zeigen welch gute Beobachtungsgabe er hatte. Allerdings musst du zugeben, dass kaum ein Mensch dem Ideal entspricht, welches er uns hier darstellt. Es gibt kaum ein Wesen, das die Natur perfekt symmetrisch geformt hat: eine schiefe Nase, ein kleineres Auge, eine hochstehende Schuler, eine verkrümmte Wirbelsäule oder O-Beine. Fast jeder hat einen kleinen Makel und vielleicht ist es gerade das, was uns so besonders macht? Stell dir einmal vor, wir alle wären perfekt? Würde das nicht langweilig sein? Wahrscheinlich würden wir uns dann gar nicht so lang und ausgiebig gegenseitig mustern. Schließlich sähe das Gegenüber ohnehin immer perfekt aus. Wie langweilig, oder nicht?"

  • "Na dann wurde es aber höchste Zeit und ich bin mir sicher gedacht hat es schon öfter jemand." fuhr er fort ihr Komplimente zu machen.


    Chrysogona ging weiter und blieb vor dem Werk von Vitruvius stehen. Sie philosophierte drauflos und das sie das tat und was sie dabei sagte gefiel Commodus sehr.


    "Ich hab es verschlungen mehrfach...in jedem meiner Häuser habe ich eine Abschrift davon. Hier im Haus sogar zwei von allen Zehn Bänden. Einmal eine Schmuckausgabe gleich drüben im repräsentativen Tablinum und eine oben im richten Arbeitszimmer.
    Ich stimmte dir vollkommen zu und das jeder Mensch so sein Makel hast brauchst du mir nicht sagen",
    sagte er lächelnd und tippte auf seine Narbe
    "Bei Menschen finde ich das auch vollkommen richtig. Bei der Architektur bin ich da etwas zwiegespalten. Sagen wir so die wirklich entscheidenden Teile eines Gebäudes oder Bauwerkes die dürfen keine Fehler haben. Die müssen Makellos ineinander passen. Aber bei kleineren Dingen, die mehr der Dekoration dienen...da finde ich reizvoll wenn es auch nicht ganz perfekt. Während meiner Lehrzeit bei verschiedenen Architekten in Corinthus haben sie mir alle erzählt das es eine Tradition unter ihnen ist das sie irgendwo in jedem ihrer Bauwerke ein Zeichen anbringt. Vielleicht eines was nur ein anderer Architekt erkennt aber an dem man dann sehen kann wer das Gebäude wirklich gebaut hat."


    Commodus sah dann anschließend recht lange, fast schon unanständig lange Chrsogona an:
    "Tja...wenn du mir diese Vertraulichkeit erlaubst...wo ist denn nur dein Makel...?"

  • Commodus zog alle Register. Er war charmant, sehr sogar. Chrysogona spürte ihre Mundwinkel zucken, natürlich fühlte sie sich geschmeichelt.
    "Wo mein Makel ist? Oh, ich habe jede Menge Makel!" widersprach sie dem Helveiter. "Ich werde dir allerdings nicht jeden auf die Nase binden, Commodus. Du wirst sie über kurz oder lang kennenlernen, zumindest was meine charakterlichen Mängel angeht. Vorausgesetzt wir sehen uns nun häufiger."


    Ein kecker Augenaufschlag folgte. Dann bemühte sich Chrysogona wieder um Neutralität.
    "Sag´, kann ich auch einen Fuß in den Hortus und das Peristylium setzen?"

  • Commodus gefiel das Spiel mit Komplimenten und dem Flirten auch sehr gut. Wer wusste wohin sich das entwickeln würde. Das war für den Moment aber auch gar nicht wichtig. Für den Moment zählte es nur das beide es genossen.


    "Nun gut ich werde Ausschau halten, sollte es welche geben finde ich sie vielleicht irgendwann heraus. Ich kann allerdings jetzt schon sagen wenn vorhanden dann sind sie entweder sehr gut verborgen oder sehr marginal ausgeprägt."



    "Natürlich gehören auch Hortus und Peristylium zur Führung. Ich wollte eigentlich jetzt den Rest vom Erdgeschoss des Hauses machen. Anschließend, sozusagen als Höhepunkt und Abschluss dann Peristyl und Hortus. Wenn du einverstanden bist in vielleicht mit einem Essen und guten Getränk?"

  • Chrysogona lächelte feinsinnig.
    "Gerne sehe ich erst den Rest des Hauses. Ich wollte nur auf Nummer Sicher gehen, dass du mir nichts vorenthältst. Und ich wäre beleidigt, wenn du mir ausgerechnet den Hortus und das Peristylium vorenthältst, zumal bei dem schönen Wetter! Zu einem Ausklang mit einer Cena und einem netten Getränk würde ich nicht nein sagen, Commodus."


    Mit einem fragenden Gesichtsausdruck drehte sich die Medica um. "Wo geht es lang?"

  • Commodus hielt Chrysogona wieder den Arm hin.


    "Folge mir", gemeinsam gingen sie zunächst ins Atrium.


    Nach dem Balneum folgte das klassische Tablinum.
    Wobei streng genommen war es nicht klassisch da es mit der Rückseite an einer Außenwand lag und nicht durchgängig zum Peristyl führte.
    Commodus ließ Chrysogona sich kurz umschauen. Man merkte aber das er diesen Raum mehr als Pflichtprogramm das zu einer vollständigen Führung gehörte "abarbeitete".


    Nach dem Tablinum folgte eine kleine Tür die Commodus aber sofort ausließ und nur ganz kurz Abort erwähnte.


    Der nächste Raum würde Chrysogona wahrscheinlich wieder überraschen. Es war der Aufenthaltsraum für die Sklaven in dem sie die meiste Zeit waren wenn sie nicht arbeiteten oder schliefen.
    Er hatte eine große Tafel in der Mitte mit einigen bequemen Sitzgelegenheiten darum. Etliche verschiedene Dekorationsstücke aus allen Ecken des Reiches waren vorhanden. An einer Wand war eine Karte des ganzen Reiches gemalt, mit einem "leicht vergrößertem" Paxos. Auf dieser waren mit Kreide die Heimatorte der Sklaven, jedenfalls ging Chrysogona wahrscheinlich davon aus, markiert.
    An der Rückwand standen drei verschiedene Schreine von denen einer definitiv einer des jüdischen Gottes war.


    Commodus wartete einen Moment und ließ Chrysogona Zeit sich den Raum anzusehen. Anwesend war gerade kein Sklave.

  • Ein Aufenthaltsraum für die Sklaven. Chrysogona staunte tatsächlich. Es war nett dort. Man konnte sehen, dass der Helvetier wollte, dass sich die Sklaven wohl fühlten. Erinnerungsstücke aus ihrer Heimat. Dazu eine Landkarte, die die Heimatregionen und Orte der Diener zeigte. Neugierig betrachtete sie das Wandgemälde näher.
    "Du möchtest, dass deine Sklaven sich wohl fühlen, nicht wahr? Das ist ein schöner Zug von dir. Auch ich glaube, dass man weniger Scherereien hat, wenn man sie gut behandelt. Das Schicksal hat sie zu dem gemacht was sie sind. Man darf das nicht vergessen! Umso erstaunlicher dass eine deiner Sklavinnen einen Aufstand angeführt haben soll. Wie kam das? Was war sie für eine Frau?"

  • Commodus nickte mehrfach zustimmend.


    "Ja das möchte ich! Ich bin da ganz deiner Meinung. Sie sind zwar mein Besitz aber ein sehr wertvoller. Wenn man nicht gerade Krösus ist sollte man schon alleine aus dem Grund der Wertschätzung und Werterhaltung pfleglich umgehen. Außerdem glaube ich das sie, wo sie schon dieses Schicksal ereilt hat, es ihnen trotzdem gut gehen sollte damit sie dieses, was sicherlich kein leichtes ist, nicht nur ertragen sondern auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut leben können.
    Hier bei mir kommt noch dazu das ja auch einige Angestellte und Gefolgsleute im Haus leben die keine Sklaven sind!"


    Chrysogona sprach Varia an und Commodus verzog kurz das Gesicht.


    "Ich weiß es nicht.....Varus hatte sie mir vor etlichen Jahren geschenkt. Als ich noch jünger war, inzwischen habe ich diesen Spleen halbwegs abgelegt oder wenigstens unter Kontrolle",
    Commodus dachte kurz an Miyagenus
    "Jedenfalls hatte ich damals einen starken Hang zur Exotik. Varus wollte mir eine Freude machen und kaufte eine Amazone die Sklavin wurde. Durch einen ...besonderen Umstand war sie mir treu ergeben. Ich will nicht prahlen und bin mir nicht sicher ob die Bilanz bei sagen wie 10 weiteren Kämpfen gegeneinander für mich positiv aussehen würde. Aber ich habe sie im Kampf besiegt. Jedenfalls war sie mir danach absolut gehorsam. Eine Zeitlang war das eine sehr nette Sache und ich hatte dein Eindruck auch langsam hinter der Fassade der starken Kriegerin eine verletzte junge Frau zu finden. Doch dann schlug das Schicksal zu. Das Erdbeben auf Paxos und ich verließ Rom. Vielleicht hätte ich sie mitnehmen sollen aber ich hatte keine Verwendung für einen Leibwächter in meiner Heimat. Zumal ich umgeben war von Prätorianerveteranen und ihren Kindern. Ich ließ sie hier in Varus Obhut. Der zog sich auf sein Weingut zurück nach einem...persönlichen Schicksalsschlag. Danach wird es ominös. Er, also Varus sorgte dafür das dieses Haus hier eine Rumpfbesatzung behielt und die Sklaven hier immer genug zum Leben und Erhalt des Hauses hatten. Also eigentlich die perfekte Option für Sklaven und etwas was sie kaum besser treffen konnten. Atermas, Esther und Hannah genossen es auch. Ohne dabei ihre Pflichten zu vernachlässigen was mir wiederum zeigt das es richtig ist seine Sklaven gut zu behandeln. Jedenfalls muss Varia irgendwann langweilig geworden sein oder vielleicht war sie auch von Anfang an Verrückt und trug nur eine Maske. Ein anderer Helvetier kam irgendwann in die Stadt und da ich nicht da war und Varus....abwesend, nahm er Varia mit in ein anderes Haus. Das war wohl der letzte Tropfen um sie endgültig Wahnsinnig werden zu lassen und diesen Aufstand anzuzetteln.
    Wobei ich persönlich und unter uns gesagt....ich halte es für vollkommen unmöglich das eine einzelne Sklavin...eine ausgebildete Kämpferin zwar aber auch eine junge Frau...Das die es schafft die ganze Subura, die nur so von Totschlägern und Ungeheuern in Menschengestalt wimmelt...das die es schafft sie sich Untertan zu machen. Wenn sie Varia zur Lupa gemacht hätten das hätte ich sofort geglaubt. Deshalb versuche ich weiterhin rauszufinden wer den Aufstand wirklich angezettelt hat und dann am Ende nur Varia als Sündenbock genommen hat als er fehlschlug. Ich halte die Christianer für die möglichen wahren Urheber. Wobei es merkwürdig ist das diese, bei denen die Frauen ja noch weniger zu sagen haben als es bei den Juden ist, sich ausgerechnet das Feigenblatt einer Frau als Anführerin des Aufstandes suchen. Aber vielleicht auch gerade deswegen...sozusagen als perfektes Alibi.
    Was meinst du?"

  • Chrysogona lauschte Commodus. Die Geschichte der Amazone Varia klang sehr interessant und mehrmals schüttelte die Medica ungläubig den Kopf. Als Commodus schließlich die Vermutung äußerte, dass die Christianer hinter den Aufständen steckten, hob sie die Augenbrauen.
    "Nun, in Alexandria gibt es eine christliche Gemeinde, um die Nachfolger des Anianus, des ersten Bischofs dort. Noch sind sie nicht wirklich eine poltische oder gesellschaftliche Macht, aber ihr Einfluss wächst. Mein Vater verwickelte so manchen in lange und ausdauernde Diskussionen über die wissenschaftlichen Grundlagen ihres Glaubens. Er liebte ihre Postulate im Sinne der Wissenschaft zu widerlegen und der Gelehrtenzirkel in dem er sich bewegte, nahm sie regelmäßig in philosphischen Streitgesprächen auseinander. Die Stellung der Frau ist auch im Griechenland meiner Vorfahren sehr unterdrückt worden. In Alexandria ist das nur dann besser, wenn du, wie ich, die Tochter eines berühmten Gelehrten oder reichen und einflussreichen Mannes bist. Das war sicherlich auf Praxos auch nicht anders, oder? Die Römer sehen das zum Glück viel entspannter. Was sie allerdings den Etruskern verdanken, wenn sie ehrlich wären. Traust du diesen Typen aus der Wüste Judäas wirklich zu, dass sie einen Aufstand anzetteln? Und warum sollten sie das tun?"

  • Commodus wurde etwas ernster.


    "Ich halte sie wie alle Monotheisten für sehr gefährlich. Unter uns gesagt hab ich speziell bei den Christianern ein sehr sehr schlimmes Gefühl. Schon mehrfach hatte ich Träume....Visionen so weit will ich nicht gehen.... jedenfalls Träume von einer Welt in der sie die Herrschaft übernommen haben. Es waren sehr dunkle Zeiten! So viel war verloren gegangen und die Menschen lebten fast schlechter als die Barbaren in Germanien und dahinter heute. Ich bin fest überzeugt sollte diese Sekte irgendwann mächtig werden und gar die vorherrschende Religion im Reich werden...das Reich würde untergehen und es würde 1000 Jahre und mehr dauern bis langsam wieder das Licht der Erkenntnis einkehrt.
    Wie gesagt ich glaube das alle Monotheisten gefährlich sind. Du weißt wie die Götter sind! Wie schwer es ist den Frieden mit Ihnen zu halten und sie gewogen zu stimmen. Niemand schafft es ständig alle Gebote und Verbote der einzelnen Götter einzuhalten. Doch ist das ja gerade der Vorteil der Religion wie wir sie pflegen. Mal rein hypothetisch gesprochen. Wenn ich Mars nicht wirklich viel Verehrung schenke wird es solange ich keinen Krieg führen oder an einem teilnehme kein großes Problem. Gibt es aber nur einen einzigen Gott...der für alles zuständig ist...der alles weiß...und man hat diesen dann erzürnt...
    Wenn ich, wie du ja auch schon angedeutet hast, dann an das Verhalten und die Substanz einiger Christianer denke, bin ich überzeugt der Gott der Christen ist, im Götterverhältnis natürlich, ein kleines bockiges Kind.
    Halte ich sie für in der Lage und mächtig genug einen großen Aufstand anzuzetteln. Nein scheinbar nicht denn der an dem Varia teilgenommen hat, war ja, bei allem Leid, doch relativ begrenzt. Halte ich sie aber für Willens so etwas zu tun. Dann ein ganz deutlisches Ja. Sind solange ungefährlich so lange sie eine kleine Randgruppe bleiben. Steigt ihr Zahl, ihre Macht und ihr Einfluss dann würden sie meiner Meinung nach zu existenzieller Gefahr werden!"


    Commodus sah Chrysogona forschend an. Er merkte wie in ihm der Wunsch....ja und auch ein kleines bisschen ängstliche Hoffnung anschwoll das sie keine Christin war.


    "Wie stehst du zu der Fischersekte aus Judäa?"
    "

  • Ernst lauschte Chrysogona den Ausführungen des Helvetiers über die Chritianersekte und monotheistische Religionen.
    "Ich komme aus einer polytheistisch geprägten Kultur wie du weißt. Das griechische und das ägyptische Pantheon sind mir vertraut und ich finde es nur allzu passend, dass ich für alle Belange eine Gottheit habe, zu der ich beten und die ich um ihre Hilfe bitten kann. In Alexandria sind die jüdischen Sekten sehr zerstritten, es gibt diverse Spinner und Eiferer, die meist nur wenige Anhänger um sich scharen. Eine große Gefahr geht, so wie ich das erlebt habe, zumindest in Ägyptus momentan nicht von ihnen aus. Aber ich habe keinen Einblick wie es hier in Rom ist. Kannst du mir näheres darüber berichten?"

  • "So sollte es sein!", kommentierte Commodus recht knapp Chrysogonas Ausführungen über ein Pantheon.


    "Selbst ein Gott kann sich nicht gleichzeitig um alles kümmern...", er hörte anschließend weiter zu und dachte dann kurz über ihre Frage nach.


    "Noch nicht...ich denke solange sie kleine, zerstrittene Sekten sind geht es noch. Ich habe aber das Gefühl das sie sehr große Anziehungskraft auf die unteren Schichten ausüben. Warum auch immer...
    Wie du weißt ist deren Zahl immens...ich habe es einmal in Griechenland gesehen wo in einem kleinen Ort die Christen die Mehrheit stellten nachdem sich dort einer ihrer Heiligen … Paulixos oder so, aufgehalten hat.
    Die waren wie von Sinnen und erwarteten von jedem Gehorsam und Einhaltung ihrer Sitten und Gebote.
    Das ist einer der Hauptpunkte es ist gute, richtige und vor allem traditionelle Haltung das wir im Reich recht frei sind. Ich kann...sagen wir mal Mithras anbeten und du Askleipios. Keiner von uns beiden würde den anderen dafür verdammen. Ihn Ketzer nennen und dergleichen. Die Christen tun dies.
    Ich verstehe auch nicht wie so viele Reiz an ihrem Glauben finden...besonders Frauen nicht...kannst du dir das erklären?"

  • Die Medica hörte erneut interessiert zu was Commodus über die Christen erzählte. Ja, sie hatte von einem Paulos gehört.
    "Ich hörte von einem Paulos. Allerdings was das in Ephesos. Meinst du das? Dort hatte dieser Christianer versucht den Bürgern der sehr frommen Stadt, die der Artemis huldigten und ihr einen phantastischen Tempel, das Artemision gebaut hatten, ihren Glauben auszutreiben. Was in einem wilden Tumult und der Flucht des Mannes geendet hatte. Sprichst du darauf an?"


    Chrysogona grübelte auch über seine nächste frage nach. "Ich habe in Alexandria nur gehört, dass jeder Mitglied der Christiandersekte werden kann, gleich welcher Herkunft. Ähnlich wie im Kybelekult. Vielleicht ist es das? Außerdem kümmern sich die Menschen wohl sehr um die Armen und Ausgestoßenen. Das ist eine sehr weibliche Tugend. Vermutlich sind die Christianer deshalb bei Frauen so beliebt. Hast du eine andere These?"

  • "Ja ich glaube der war es....Oder viel mehr es war glaube ich nach der Flucht aus Ephesos...da hat er in einer kleineren Stadt an deren Namen ich mich gerade nicht erinnere es noch einmal versucht. Genau das ist es was ich meine. Wenn er in Ephesos einfach einen Tempel für seinen Gott errichtet hätte...das wäre in Ordnung gewesen. Aber das hat er ja nicht sondern eben versucht den anderen Gläubigen ihren Glauben auszutreiben!"


    Commodus sprach das Wort aus und betonte es, ganz so als wenn man über eine gänzlich schändliche Tat sprach. Als wenn es um Mord und Totschlag ging.


    "Ich glaube sie sind wie Rattenfänger...jeder ist Ihnen Recht um ihre Macht zu stärken. Dabei weiß ich nicht ob es die hohen Mitglieder dieser Religion ist der der Kopf hinter dieser Herangehensweise ist. Oder der Gott selbst...
    Ich habe mir einmal ein paar ihrer Schriften zu Gemüte geführt und einmal einen ihrer Wanderprediger zugehört...danach bin ich zu der Erkenntnis gekommen das viele die sich dieser Sekte, so wie es bei vielen Sekten ist, erst zu spät...wenn sie zu tief drinn stecken merken was für eine verdorbene, innerlich verfaulte Bande das ist."

  • Chrysogona schüttelte missbilligend den Kopf. Sie hatte nicht viel übrig für religiöse Eiferer.
    Commodus hatte in den Schriften der Christianer gelesen. Chrysogona hatte sich nicht tiefer damit beschäftigt. Wobei sie in den gelehrten Disputen ihres Vaters mit den Philosophen und Lehrmeistern des Museions sehr wohl Ausschnitte daraus gehört hatte.
    Sie nickte auf seine Ausführungen hin.
    "Ich hoffe nicht, dass sich diese Intoleranz ausweitet. Man erkennt momentan allgemein eine Hinwendung zu Monotheismus, Mysterienkulten und orientalischen Sekten. Das ist sehr befremdlich, findest du nicht?"

  • Commodus Züge wurden wieder etwas sanfter
    "Das hoffe ich auch und noch ist es ja auch nicht zu spät sich dagegen zu stellen.
    Doch ich denke man sollte heute anfangen dagegen zu handeln. Darauf zu achten das es sich nicht ausbreitet.
    Ich bin nicht einmal ansatzweise medizinisch gebildet wie du aber auch dort wird es ja sicherlich so sein wie bei einigen Olivenbäumen, na gut es waren wohl gut drei Dutzend, die unter einer Krankheit litten. Es war schon ein Verlust diese noch gut tragenden, alten Bäume mitten aus der Mitte der Haine rauszuschneiden. Es blieb definitiv eine Lücke. Aber nicht erst der Rat meines Hortulanus vor Ort bestätigte mich. Entfernte man diese Krankheit nicht in diesem, geringen, Zustand könnte sie sich auf den gesamten Bestand ausdehnen...",


    Commodus ging zum Mosaik und betrachtete es kurz


    "Ob es wohl einfacher wäre wenn alle so wären?"

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