Ausbildungsturma Ala II Numidia

  • Verblüfft starrte den Scriba an. "Wirklich?" Irgendwie konnte der Octavier es nicht so recht glauben. Dann spurtete er los bis zur Türe und riss dem Scriba den Marschbefehl fast aus seiner Hand. "Lass sehen", rief er aufgeregt. "Ich kann wirklich nach Rom zurück? Sag wo ist Andriscus? Ich muss mich bei ihm bedanken."
    Immer und immer wieder starrte er auf das Schreiben. Es geht nach Rom, dachte er voller Erleichterung.

  • Mit einem zufriedenen Lächeln ließ sich der Scriba das Schreiben aus den Fingern reissen. " Da steht es Schwarz auf Weiß. Das ist der Befehl für dich nach Rom zurück zu kehren."


    " Duplicarius Andriscus ist momentan nicht abkömmlich. Aber ich werde ihm Grüssen lassen und deinen Dank überbringen. Und jetzt solltest du deine Sachen packen. Geh ins Magazin und hol dir Verpflegung für den Weg."


    Der Scriba streckte Octavius den Arm entgegen:" Eine gute Reise wünsche ich dir. Mögen die Götter dich beschützen."

  • Enttäuscht war Tisander mit seinem schmalen Erwerb in seine Turma gegangen. Das mindeste was er tun konnte, war die Sachen in in seine Truhe unterbringen.
    Jetzt saß er enttäuscht aber noch mehr sorgenvoll auf seiner Liege. Wo bekam er all das notwendige her?
    Noch wichtiger war es aber zu erfahren ob er nun Ärger bekam weil er den Unterrichtsraum einfach verlassen hatte. "Wenn ich geblieben wäre hätte ich ihn und sein selbstzufriedenes Gesicht übel zugerichtet. Ich muss einfach lernen mich mehr im Griff zu haben, sonst endet es eines Tages böse", so hielt er leise Zwiesprache.

  • Zufriedenheit hatte sich in Tisander ausgebreitet, als der Zwerg auf sich warten ließ. Die Dämmerung war voran geschritten, der Abend war angebrochen und allmählich hatten sich alle in der Turma auf ihr Lager zurückgezogen, doch von Fango keine Spur. Gut so hatte er gedacht dann habe ich Ruhe vor dem Angeber und Streber. Doch etwas in ihm flüsterte ihm zu, da stimmt etwas nicht. Nichts desto Trotz schlief der Apuaner ein.
    Am nächsten Morgen schrak er hoch, verflucht nach einem irren Blick hatte er festgestellt der Wicht war immer noch nicht da. War der verlegt worden? Nein das konnte nicht sein, der ganze Kram von dem war ja noch da. So schnell hatte Tisander selten seine Morgentoilette und den Latrinengang noch nie hinter sich gebracht.
    Außerdem war es Zeit er musste zur Scola. Was sollte er machen wenn der Kleine auch dort nicht war. Ich muss es melden hatte er gedacht und eilte zu dem Unterichtsraum.

  • Am folgenden Abend gab es Geschrei von Alwin. Fango, erfreut darüber, dass Tisander ihn beschützt hatte, war entschlossen, die Schlafordnung zu ändern. Alwins Hab und Gut war unten neben dem von Zisimos gelandet und Tisanders Bettzeug lag nun fein säuberlich, mit einladend aufgeschütteltem Kissen, oben neben Fangos Bett.


    "Du kannst mich nicht zwingen, neben diesem Flohsack zu schlafen", ereiferte der Kaufmannssohn sich. Wie die meisten anderen fürchtete er sich vor dem Griechen, der mit seinen Muskeln, der Mähne und dem Bart wie ein schwarzhaariger Übergermane aussah.


    Die Faktenlage schätzte Fango anders ein, der mit seinem dürren Körper den Weg in die obere Etage versperrte. "Sei froh, dass Zisis das nicht gehört hat. Aber vielleicht hört er es ja nachträglich ..." Fango ließ die Worte bedeutungsschwer verhallen. Mit Zisimos zu drohen, der arglos in den Thermen abgammelte und von nichts wusste, machte Spaß.


    "TISANDER schläft unten!", rief Alwin, der die ganzen Spitznamen unmöglich fand. "Du hast kein Recht, die Schlafordnung zu ändern."


    "Dann geh dich doch bei Andriscus über mich beschweren", schlug Fango freundlich vor. "Oder bei Ocella - wenn du dich traust." Der kleine Mann, so harmlos er wirkte, konnte ätzend sein. Und heute ätzte er, was das Zeug hielt, um seinen Willen zu bekommen, bis endlich Tisander in die Stube kam. "Tissi", rief Fango freudig und rutschte zur Seite, damit Tisander ins Bett klettern konnte. "Alwin hat sich bereit erklärt, mit dir die Betten zu tauschen."


    Er schlug einladend einen Zipfel der Bettdecke auf.

  • „Das nenne ich mal einen Empfang“ grinste Tisander jetzt schon besser gelaunt. Er vergebens durch das Lager gestreift, auf der Suche nach einem der Ausgang hatte und diesen für einen besuch in die Stadt nutzen wollte.

    So nahm er dankbar das Angebot an und saß im Handumdrehen auf dem oberen Bett. „Das ist die beste Nachricht des Tages, damit hast du mir einen großen Gefallen getan. Und weiß du was? Dafür hau ich dir auch mal ein blaues Auge.“ Er grinste seine Stubenkameraden an und war gespannt auf ihr Reaktion, zu seinem letzten Spruch.

  • Fango feixte leise und warf sich rücklings in sein Bett. Er zerrte die Decke unter sich hervor und wickelte sich bis zum Hals darin ein.


    "Wenn du mir ein blaues Auge haust, tausche ich mit Zisis das Bett."


  • „So so“, grinste Tisander, "warum hast du dir dann erst die Mühe mit meinem Umzug gemacht?“ Prüfend schaute er Fango an ehe sein Blick zu Alwin wanderte. „Was meinst du Alwin, ob ich mir das Würstchen, über die Schulter werfen kann um zu Zisis zu bringen. Schließlich möchtest du seine Meinung hören.“ Jetzt wandte der Apuaner sich dem Kleinen zu „Entschuldige Fango aber so wie du dich gerade eingewickelt hast, schaust du wie ein Würstchen aus.“

    Fehlt nur noch das der Zisimos aufkreuzt. Ach Quatsch überlegte er sich, es sollte ein für allemal geklärt werden und so wie der Kleine sich das überlegt hat gefällt es mir.

  • Alwin warf die gepflegten Hände in die Luft, deren winzige Trainingswunden er im Valetudinarium hatte behandeln lassen, weshalb er schmale Verbandsstreifen um zwei Finger trug.


    "Macht doch was ihr wollt!", rief er mit einer Stimme, die besagte, dass er das Gegenteil meinte und ihr Gebaren furchtbar fand. Dann konnte er sich nicht verkneifen, doch ein wenig mitzumachen. "Aber wenn du uuunbedingt Fango zu Zismos tragen willst ..." Alwin hielt die Tür auf und wackelte verschwörerisch mit den schmal gezupften Brauen. Er war sichtlich gespannt, ob Tisander vorhatte, das durchzuziehen.


    Fango rollte sich fester ein und grinste noch breiter. Die Kameraden blödelten herum, da durfte es ruhig auch ein wenig derber zugehen. Fango musste niemand mit Samthandschuhen anfassen, er war mit zwei älteren Brüdern durch eine harte Schule gegangen.


    "Eigentlich wollte ich mich gerade verpuppen", erklärte er.

  • „Verpuppen?“Prustete Tisander los. „Dann nehme ich an du warst bis jetzt eine Raupe und bist bald ein Schmetterling. Fliegen kannst du dann auch?“ Interessiert betrachtete er den eingewickelten Kleinen. „Komm Alwin wir geben ihm Starthilfe. Ich oben und du unten.“ An Fango

    gewandt: „Eine Vorstellung oder ein Wunsch wohin du fliegen möchtest?“

  • "Vermutlich wird´s ein Nachtfalter", meinte Alwin und schnappte sich Fangos Fußknöchel.


    Fango machte sich steif, so dass man ihn gut tragen konnte. "Nein, nein, ich werde was Hübsches. Wobei, manche Nachtfalter sehen genau so schön aus wie Tagschmetterlinge, zum Beispiel der Wolfsmilchschwärmer. Tragt mich irgendwo hin, wo es etwas zu Essen gibt", kommandierte er vergnügt.


    "Fliegenmaden verpuppen sich übrigens auch", ergänzte Alwin.

  • Der Apuaner hielt mitten in der Bewegung inne. Seinem Gesicht konnte man ansehen wie es in seinem Gehirn arbeitete. Wollte der Kleine sie verscheißern? Aufgebracht fuhr er in an. „Du denkst wohl weil du mehr Bücher gelesen hast, während sich unsereins durch seine Hände Arbeit durchs Leben brachte, kannst du uns veralbern. WOLFSMILCHSCHWÄRMER ! Du denkst wohl du kannst uns veralbern und jeden Mist erzählen.“

    Wütend ließ er das obere Ende von Fango einfach los. Da dachte er sie hätten sich endlich zusammengerauft und der Gnom machte alles zunichte.

    Zuerst wollte er sein Zeugs wieder zurückräumen, ließ es dann aber bleiben. Der würde noch spüren was er sich damit eingebrockt hatte.

  • Fango lag mit dem Kopf auf dem Boden, während Alwin mit bestürztem Blick seine Füße umso fester hielt. Fango kniff die Lider etwas zusammen, während er vom Boden zum Wüterich namens Tissi hinaufblickte. "Wolfsmilchschwärmer gibt es! Oder willst du behaupten, in Apulien habt ihr keine Nachtfalter?" Vielleicht war das ja wirklich so. "Im Übrigen hat die meisten Bücher mein Sklave Cassivellaunus für mich vorgelesen. Die musste ich nicht selbst lesen, außer in der Schule. Und wenn der es nicht war, dann der alte Terpander von meinem Bruder oder ein beliebiger anderer Haussklave."

  • „Natürlich gibt es bei uns auch Nachtfalter. Was für eine blöde Frage. Aber das ist mal wieder typisch noch nicht einmal selber lesen. Hast du denn überhaupt etwas selber gemacht?“ Dies alles kam noch immer in Rage von Tisander.

    Als er dann jedoch das seltsame Bild, Fango mit dem Kopf auf dem Boden, während Alwin mit bestürztem Blick dessen Füße fest hielt sah, wechselte sein Gesichtsausdruck von wütend zu erschrocken, ehe sich gleich darauf ein grinsen zeigte. Es sah wirklich zu komisch aus.

    "Alwin lass ihn los jetzt fliegt er nicht mehr, er muss selber gehen.“
    Dabei reichte er Fango die Hand um ihm auf zu helfen. „Und der heißt wirklich Wolfsmilchschwärmer?“ Dies konnte er sich nicht verkneifen, er musste es einfach fragen.

  • Fango überlegte, während er mit Kopf und Oberkörper auf dem Boden lag.


    "Ob ich irgendwas selber gemacht habe? Wenn ich es mir recht überlege - nö. Trotzdem ist das alles nicht so einfach, ich musste für die Schule lernen und die Aufgaben der Sklaven mussten ja auch koordiniert werden! Wenn mir einer die Haare machen soll, kann nicht zeitgleich der andere mit mir für die Schule üben oder mit mir Ball spielen."


    Er griff nach Tisanders Hand, während Alwin seine Füße losließ, und ließ sich aufhelfen.


    "Jetzt würde normalerweise sofort mein Sklave herbeieilen, mich bedauern und meine Kleider säubern", jammerte er ein wenig. "Ja, der Falter heißt Wolfsmilchschwärmer. Die übliche Futterpflanze seiner Raupen ist die Zypressen-Wolfsmilch, eine ekelhafte Giftpflanze. Wenn man den Wolfsmilchschwärmer nachts um die Öllampen flattern sieht, sollte man also schauen, ob auf der Weide diese Pflanzen wachsen, um sie roden lassen zu können, damit sie nicht ins Heu geraten."

  • Tisander hörte sich an was Fango von seinen bisherigen Beschäftigungen erzählte. Er schüttelte mit dem Kopf. „Kannst du mir erklären wie du auf die glorreiche Idee gekommen bist zum Militär zu gehen? Gut hier bei der Ala muss du nicht ständig zum Schippen, beim Straßenbau und sonstigen Bauarbeiten antreten, wie bei der Legio, aber glaube mir hier wird es auch kein Honigschlecken. Vor allen Dingen gibt es keine Sklaven die für den Herrn einspringen. Die ganze Stallarbeit, also alles was zu der Arbeit mit Pferden gehört, wirst du schon selber erledigen müssen. Es ist wichtig, dass Pferd und Reiter zu einer Einheit zusammen wachsen.“

    Der Kleine konnte nicht genug davon bekommen ihnen sein ganzes Wissen von dem Wolfsmilchschwärmer zu vermitteln. „Himmel noch mal hör auf mich mit dem Zeugs von dem Nachtfalter zu zu labern. Hast du mir zugehört? Hier geht es nicht um die Probleme irgendwelcher Bauern, hier geht es um uns. Um dein Leben und damit verbunden ebenso um unseres. Ein Fehler von dir kann sich zu unserem Unheil auswirken.“

    Tisander merkte wie wieder Zorn in ihm hoch kochte, deshalb verließ er schnell ihre Baracke.

  • Gerade als Fango anhub, zu erklären, stürmte Tisander aus der Baracke. Gerade, als er Luft geholt hatte! Nun wurde schwoll auch Fango der Kamm. Er riss die zugeschlagene Tür wieder auf und schrie ihm nach:


    "Wenn du es nicht wissen willst, dann frag halt nicht! Und auch der Wolfsmilchschwärmer hat seine Daseinsberechtigung in der Natur! Eines Tages wirst du dir wünschen, dass du anders mit mir umgegangen wärst!" Damit knallte er die Tür wieder zu. "Was gibt`s zu glotzen?!", keifte er Alwin an, der verdattert dastand und den plötzlichen Stimmungswechsel nicht verstand.


    Ohne auf eine Antwort zu warten kletterte Fango hoch auf sein Bett.


    Wenn Tisander später wiederkäme, würde er feststellen, dass Zisimos, Alwin und er sich nun zu dritt das untere Doppelbett teilen mussten, während Fango allein quer auf dem oberen lag, das Gesicht tief im Kissen vergraben und die Decke über den Kopf gezogen.

  • Tisander war eine ganze Weile umher gerannt, wütend auf den Kleinen. Diese Wut richtete sich dann aber langsam gegen sich selber. Wieso hatte er wieder einmal die Beherrschung verloren? Er verstand sich selber nicht mehr.

    An ihrer Turma angekommen öffnete er leise die Türe, schaute sich um, denn zu gerne hätte er mit Fango alleine und in Ruhe gesprochen.

    Zuerst sah er ihn nicht, dann jedoch dann entdeckte er das Häufchen Elend oben. Nach kurzem Überlegen schwang er sich hoch, schob Fango zur Seite und meinte: „So mein Freund entweder gibst du mir jetzt meine Decke oder ich krieche bei dir unter. Aber denk dran, ich bin keiner
    deiner Sklaven und lasse mich nicht befummeln.“
    Kaum den letzten Satz ausgesprochen hätte er sich selber Ohrfeigen können. Das war bestimmt wieder falsch dachte er.

  • "Dich befummeln?", prustete Fango, während er zur Seite befördert wurde, was Tisander nicht schwer fallen sollte, da er kaum etwas wog. "Wüsste nicht, womit du dir eine Belohnung verdient hättest."


    Aber er legte Tisander großmütig ein Viertel der Decke über die Beine.

  • << RE: Officium der Verwaltung


    Fango platzte so unvermittelt in die Stube, dass Alwin zusammenzuckte. "Tissi", krähte Fango und wedelte mit seinem Brief. "Kannst du mit mir reiten üben? Ich muss in ein paar Tagen sattelfest sein!"


    Alwin stöhnte verärgert. Er saß am Tisch und hatte einen Brief an seine Familie schreiben wollen, nun war ihm die Feder abgebrochen und hatte einen schwarzen Klecks auf dem Papyrus fabriziert. Mit einem Lappen versuchte er, den Schaden zu begrenzen.

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