Es war ein lauer Sommerabend wie er angenehmer kaum konnte sein, der Himmel bedeckt von einem seichten Wolkenflaum, welcher allzu große Hitze an diesem Tage von der Stadt hatte abgehalten, dazu ein leichter Windhauch aus westlicher Richtung, eine angenehme Brise vom fernen Meer heranwehend. Nach einer frühen, leichten Cena, welche Gracchus hatte alleine eingenommen - seine Gemahlin fühlte sich unpässlich ob der voranschreitenden Gravidität, sein Großneffe war noch in der Stadt unterwegs - stand ihm der Sinn nach der Schönheit des Sommers, welche im Rom sommerlicher, trockener Hitze nur wenig zu finden war. Eine Ausnahme hierzu stellten die öffentlichen Gärten dar, welche nur dann nicht mehr wurden bewässert wenn Rom kurz vor dem Notstand war. Die Gärten des Sallust zwischen der Aurelianischen und Servianischen Mauer gehörten Gracchus dabei zu den Liebsten, nicht nur aufgrund der Tatsache, dass seine Sänfte sich nicht durch Roms Zentrum musste schlängeln, um hierher zu gelangen, sondern auf dem Quirinal konnte bleiben, sondern auch da die Gärten derart weitläufig waren, dass es unzählige Schönheit und Anmut zu sehen gab. Manchen Tages bevorzugte der Flavier eines der kleinen Laubwäldchen, an anderen das Nymphäum, einen der Obelisken oder eine Statue, einen der beiden kleinen Tempel der Venus, den Ruhepavillon des Lucullus mit seinen Wasserspielen, die Labyrinthgärten oder die von Wasserkaskaden durchzogenen Terrassen. An diesem frühen Abend hatte Gracchus nach einem Spaziergang an der Aqua Sallustiana entlang eine steinerne Bank auserkoren, deren Blickfeld zwischen den Bäumen hindurch auf die Kollonaden des Cryptoporticus ging und deren Seiten gesäumt waren von prächtigen Oleanderbüschen. Genussvoll sog er den Blütenduft in die Nase und fragte sich, ob wohl Lucullus bisweilen in diesen Gärten nicht nur Speisen, sondern auch die Natur hatte verköstigt.
Offen für ein gemächliches Spiel in jedwede Richtung.