Trans Tiberim, auf dem Ianiculum – Villa Eutopia

  • Der Hymnus war nicht gerade kurz, und meine Aufmerksamkeit sowieso gerade nicht so ganz bei der Poesie. Manius hingegen schien den Vortrag wirklich zu genießen, erschien entrückt, als wäre er in einer anderen Sphäre... Ich freute mich, ihm diese Freude gemacht zu haben. Auf die plötzliche Zärtlichkeit seiner Geste war ich nicht gefasst, ich sah ihn fast erstaunt an, als seine Lippen meine Finger berührten. Wie ein klammer Morgennebel unter den wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne, so löste sich dabei auch der letzte Rest meines Ärgers ins Nichts auf. Ich verschränkte meine Finger mit den seinen und strich langsam mit dem Daumen über seinen Handrücken. Diese Zeit war so kostbar, so kostbar.
    Die Liberti hatten sich dezent zurückgezogen. Ich seufzte, auf Manius' Frage hin und begann ihm mein Herz auszuschütten.
    "Ach Manius. Ich habe doch ständig an dich gedacht.... in den Jahren. Ich habe nur immerzu gedacht, was für ein Imbecilus ich war, nicht mit dir durchzubrennen, und statt dessen schon wieder Kopf und Kragen für die Patria einzusetzen... und das noch dazu vergebens! Meine Mission ist ... naja, 'komplett gescheitert' wäre übertrieben, aber 'erfolgreich' wäre gelogen. Ich habe Soldaten verloren, bin selbst in der Fremde gestrandet..." Überlebt hatte ich den Hinterhalt, und nur leichtverletzt, weil die Dreckschweine, die meine Soldaten abgeschossen hatten, versucht hatten, mich lebend zu erwischen, sonst hätte ich ihnen niemals entkommen können. Wie schon so oft... Kameraden gingen über den Styx, und ich fragte mich, womit ich es eigentlich verdient hatte, dass ausgerechnet ich derjenige war, der weiterlebte. Aber das war... nichts, mit dem ich Manius hätte belasten wollen. Ich setzte eine verwegene Miene auf und erzählte leichthin, ein wenig ironisch, und auch etwas malerischer, als es wirklich gewesen war, eben wie ein schneidiger Orient-Abenteuer:
    "Ja, und da habe ich mich dann so durchgeschlagen. Meine Rettung war – zumindest glaubte ich in dem Augenblick es sei meine Rettung! - als ich, so ziemlich am Ende, die Geier kreisten schon, im entlegensten Winkel dieser götterverlassenen Einöde auf ein Heiligtum stieß. Nur ein Felsen, ein grober roter Steinblock ist dort ihr Gott, und eine Schar von Jungfern tanzt täglich um ihn rum, sie salben und füttern und schmücken ihn mit bunten Bändern... Seltsame Bräuche. Jedenfalls nahmen diese Grazien sich meiner an und päppelten mich wieder auf, aber als ich dann irgendwann freundlich Danke und Valete sagen wollte, da verwandelten sie sich in Medusen und wollten mich dortbehalten, für immer wenn ich sie recht verstanden habe. Als Diener ihres Steins. Da ich davon nicht so begeistert war, erwogen sie dann stattdessen mich zu..." Unwillkürlich dämpfte ich die Stimme, es war zu peinlich. "...verkaufen. Stell dir das nur vor, um ein Haar wäre ich selbst in... die Sklaverei geraten. Man denkt immer, so etwas kann einem selbst doch nie passieren, so etwas passiert nur bedauernswerten Barbaren und Peregrinen, aber..." Lebhaft gestikulierend unterstrich ich meine Worte, hielt Daumen und Zeigefinger der rechten Hand dicht aneinander. "...es fehlte nur so viel dazu. Fortuna sei Dank... und eines gerissenen Weihrauchhändlers sei Dank... bin ich noch mal davongekommen. Aber dann stand ich wiederum in seiner Schuld. Es ist eine lange Geschichte."
    Und ich würde noch alles ausplaudern, wenn ich nicht aufpasste.
    "Ich bin in die Haut eines anderen geschlüpft, um dort unerkannt zu überleben und... das notwendige Wissen für uns zu sammeln. Ich habe kolossale Wunder und übelste Verworfenheit gesehen... Und einen Freund gewonnen habe ich dort, den ich... belogen und verraten habe, um hierher zurückkehren zu können."
    Bedrückt sah ich durch das Rankwerk der Laube zum Himmel über Rom, wo sich die ersten Sterne abzeichneten.
    "Jetzt bin ich wieder hier und die Zeit dort erscheint wie ein verblassender Traum. Der Imperator war zum Glück wohlgesonnen, hat mir wieder ein Tribunat versprochen. Weißt du, ich bin damit zufrieden. Tribune leben länger. Ich habe... - unter uns, alles nur unter uns, Manius! - ich... bin es leid, immerzu meine Haut zu Markte zu tragen! Ich habe so oft schon im Auge des Sturms einfach nur unverschämtes, unverdientes Glück gehabt, es kann nicht ewig währen. Und Rom... Rom ist groß, größer als wir alle, Rom wird weiter bestehen auch wenn wir alle längst zu Staub zerfallen sind. Können, dürfen wir da nicht... auch mal an uns denken?! Findest du nicht auch?! Nur an uns?!"
    Rasch streckte ich mich neben ihm aus, ganz dicht an ihm, fühlte warme Haut an Haut, ich umfing ihn mit meinen Armen, verschlang ein Bein mit den seinen, und halb über ihm aufgestützt küsste ich heiß und innig seine Lippen.

  • Ein Strahlen des zufriedenen Glückes schimmerte auf in Gracchus' Augen - nicht ob der Tatsache wegen, dass Serapio sich hatte gegrämt ob der vergangenen Entscheidung ihn zu verlassen, sondern dass er an ihn hatte gedacht und dass das Leben sie nun wohlbehalten wieder hatte zusammengeführt. Womöglich war es das starke Sehnen gewesen - das nach dem Geliebten in der fernen Heimat und das nach dem totgeglaubten Geliebten - welches ihre Leben hatte bewahrt und sie unweigerlich wieder zueinander hatte gebracht durch alle Widrigkeiten hindurch. Wie zuvor an den Lippen des Libertinus hing Gracchus nun an denen seines Freundes als Faustus von seiner Odyssee berichtete. Es klang nach einem Märchen aus tausend und einer Nacht - die salbenden Jungfrauen, die arglistigen Medusen, der steinerne Gott, die drohende Sklaverei und die fremde Identität. Für einen Außenstehenden hätte dies allfällig nach Aufschneiderei und Übertreibung geklungen, doch Gracchus war sich gewiss, dass Faustus eher die Gefahren untertrieb, um seine Mission zu schützen. Wie gewaltig mussten seine wahren Entbehrungen und Abenteuer gewesen sein!
    "Dies klingt nach großen Gefahren, aber auch ein wenig nach berückender Erfahrung in der Fremde. Allfällig kannst du irgendwann einmal, wenn all die geheimen Informationen ver..altet sind, mir noch mehr davon berichten."
    Für einen Augenblicke sah er sie beide alt und grau um ein Feuer sitzen und Faustus seine Abenteuer zum besten geben. Der Flavier liebte die Erzählungen der Fremde, um so mehr da er selbst so ungern sein sicheres Heim verließ und reiste, doch aus dem Munde Faustus' waren sie noch fulminanter als jede Darbietung weitgereister Dramaturgen. Mehr noch als in Serapios Worten konnte er sich nur noch verlieren in seinen Berührungen, in seinen Küssen.
    "Der Augustus ... tut gut daran, ... dein Leben zu schützen"
    , murmelte er zwischen den Liebkosungen ehe er sich ein wenig daraus wand.
    "Du hast lange schon für Rom gestritten und gelitten. Ein Peregrinus kann nach Jahren sub aquila sein Leben einfordern. Auch dir sollte dieses Anre'ht gegeben sein, auch du solltest dein Leben zurückerhalten - für dich! Denn dein Leben ist viel zu kostbar als dass irgendwer es aufs Spiel setzen dürfte."
    Zu gut konnte Gracchus den Wunsch verstehen, die Pflichten - selbst die gerne erfüllten - Pflichten sein zu lassen, und ein wenig von seinen eigenen Leben einzufordern. Rasch ließ er sich wieder in Küsse und Berührungen abgleiten, gab sich diesem wertvollen Leben hin.
    "Rom ... wird immer ... fortbestehen. Auch ...ohne... uns.... Aber wir ... wir haben nur jetzt... "

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  • Ja, das würde mir gefallen, einfach mal unbefangen erzählen zu können. Ich hatte wirklich die verrücktesten Dinge erlebt, auch auf den Karawanenreisen durchs wilde Nabataea, und dann bei meiner Flucht erst, und es fiel mir nicht leicht, den Mantel des Schweigens darüber zu breiten. Aber vielleicht war es auch besser so, nicht dass Manius mich noch für einen Aufschneider hielt.
    Mein Leben zurückerhalten, so hatte ich es noch nie betrachtet. Ich stutzte, gerührt von Manius stürmischer Zustimmung. Denn eigentlich war es doch etwas sehr Ungehöriges, dies auch nur zu denken. In der Garde zu dienen, war schließlich die größte Ehre, die man sich nur vorstellen konnte. Vor dieser Mission, da hätte ich wohl gesagt, 'aber die Garde ist mein Leben', nun blinzelte ich nur verwirrt.
    "Naja... aber ich wüßte gar nicht, was ich sonst machen sollte..." protestierte ich dann wieder, nach dem nächsten Kuss, selbst gegen meine eigenen Worte. Wie auch, ich war seit meiner Jugend Soldat... Ein Dasein als Serapis-Myste hatte schon mal nicht geklappt, sie nahmen es mit dem sich reinhalten einfach zu genau. Als Erzähler wilder Orientgeschichten, privater Ermittler, Theater-Mäzen oder Amateur-Bigafahrer und Fiesta-Feierer hätte ich sicherlich viel Freude, aber ich war meiner Gens schließlich auch was schuldig. In einem zivilen Ritteramt würde ich mich wohl zu Tode langweilen, und eine Adlectio würde bedeuten, von einem der hochrangigsten Equites zu einem von 600 Senatoren zu werden, die den lieben langen Tag nur rumsaßen und quatschten, dafür war ich noch lange nicht alt und klapprig genug.
    "Ich kann ja schlecht den ganzen Tag in deinem Bett auf einem Seidenlaken mich räkeln – ... oder vielleicht doch?" neckte ich ihn.
    "Wie gesagt, als Tribun bin ich nicht mehr in vorderster Front, bei Weitem nicht, außerdem haben wir Friedenszeiten." (Wie feige sich diese meine Worte in meinen Ohren anhörten.)
    Es war wohl nicht der richtige Moment zu erwähnen, dass ich in Sachen Nabataea nochmal würde aufbrechen müssen.


    Wir haben nur jetzt."Jetzt... und... uns..." murmelte ich dicht an seinen Lippen, Zärtlichkeiten austauschend, voll weher Sehnsucht ganz mit ihm zu verschmelzen. Wie herrlich war es, und wie ungewohnt, uns hier einfach in Ruhe unserer Leidenschaft hingeben zu können, auf einer weichen Kline, in den Mauern meines Anwesens, ohne Hast und ohne die Furcht, dass in nächsten Moment irgendjemand eine Tür zu uns aufreißen würde.
    "Sag mal... du hast vorhin... bei einem wirklich interessanten Thema... so geschickt abgelenkt..." Breit grinsend schwang ich mich auf ihn und umfasste seine Hände, ihn spielerisch festhaltend und mit meinem entflammten Körper auf die Kline herunterdrückend. "Aber jetzt hab ich dich wohl... gefangen, wie es aussieht..." Zwischen heißen Küssen und laszivem Spiel der Zungen flüsterte ich, dicht an seinem Ohr. "Erzähl mir doch mal ein bisschen... von deinen Jugendsünden... was war deine... pikanteste...?"

  • "Nun, ich hätte nichts einzuwenden sofern du dich den ganzen Tag in meinem Bette räkelst"
    , griff Gracchus den Scherz mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen auf.
    "Doch allen Ernstes, wie wäre es mit der Politik?"
    Serapio war immerhin selten um Worte verlegen, raffiniert und in Taktiken geübt.
    "Oder allfällig ein kultisches Amt? Bei den Septemviri?"
    Gleichwohl konnte Gracchus sich seinen Freund nur schlecht als Organisator des Iovis epulum oder anderer Riten vorstellen.
    "Andererseits verleiht auch der Tribun dir einen Hauch von Ver..wegenheit, der dir überaus gut zu Gesichte steht"
    , lächelte er und ergab sich in Faustus' Liebkosungen, bis dass jener die traute Innigkeit jählings zerstörte. Jugendsünden. Gracchus Leib erschlaffte ein wenig.
    "Pikant?"
    Er versuchte sich unter Serapios Leib hervorzuwinden, war jedoch gegen dessen starken Griff machtlos. Schlussendlich gab er den Widerstand auf.
    "Ich war mit meinen Vettern in einem Lupanar in Athenae. Wäre dies ausreichend pikant?"
    Für die meisten jungen Männer galt dies wohl eher als Teil des Erwachsenwerden, denn als Jugendsünde, und schon als er es aussprach wusste Gracchus, dass Serapio ihn damit nicht würde davonkommen lassen.
    "Ich habe mich mit meinen Vater überworfen und ein kleines ... nicht unbeträ'htliches Vermögen verprasst - dies war allerdings nicht pikant, sondern jugendliche Unvernunft und Verantwortungslosigkeit und darob wohl lediglich blamabel."
    Und noch immer schämte er sich dafür, nicht nur da dies seinen ersten Sciurus das Leben hatte gekostet.
    "Darüberhinaus berichten böswillige, familiäre Zungen, ich hätte mit meiner Base Leontia das Bett geteilt."
    Einen Augenblick ließ er verrinnen, um die Reaktion des Geliebten zu studieren.
    "Doch gleichwohl ich gestehen muss, dass wir tatsächlich ein Bett teilten, so hegte ich schon damals kein Interesse am anderen Geschlecht - es war schlichtweg ein eiskalter Wintertag und wir hatten uns klandestin aus dem beheizten Atrium, in welchem eine Familienfeierli'hkeit stattfand, zurückgezogen, um dem belanglosen Geplauder zu entkommen und in Ruhe einen Epos zu ergründen, und waren ob dessen unter der Decke auch voll bekleidet. Weder dieser Umstand, noch das Pergament, noch unsere Beteuerungen indes konnten unsere Ehre retten und unsere Väter achteten auf vielen familiären Festivitäten noch Jahre danach darauf, dass wir voneinander Abstand hielten."
    Er seufzte tief.
    "Was überaus deplorablel war, denn sie war feinsinnig, belesen und verständig wie sonst kaum jemand in der Familie, und ver..starb zudem viel zu früh, so dass wir später in Rom viel zu wenig Zeit hatten, um noch alle Epen der Welt zu studieren und alle Rätsel des Daseins zu ergründen."
    Mit einem Kopfschütteln, das auf der Kline mehr einem Rollen glich, beendete er seine Erinnerungen, denn würde er sie weiter verfolgen würde dies nur in Gram enden über seine eigene Beteiligung an diesem Tode.
    "Ich fürchte, pikanter wird es nicht."
    Nun erst zog sich wieder ein Lächeln über Gracchus' Lippen.
    "Mein pikantes Leben hat erst später begonnen, und gerade in diesem Augenblicke er..lebt es einen seiner Höhepunkte."
    Seine Hände begannen Faustus' Leib zu erkunden und zu liebkosen - denn würde ihn Kraft nicht aus Serapios Griff befreien, musste er zu subtileren Mitteln greifen.

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  • "Vielleicht später mal." meinte ich mit einem unverbindlichen Schulterzucken zur Politik und zu den Septemviri. Dass er mich verwegen fand, das hörte ich natürlich gern.


    Dann kam leider schon wieder so ein Augenblick, wo wir überhaupt nicht die gleiche Sprache sprachen. Obschon anregend gemeint, schien meine Frage ihn eher betroffen zu machen... Merke Faustus: Frivolität zügeln, den Liebsten nicht vor den Kopf stoßen.
    Trotzdem hörte ich gebannt zu, als er mir einen kleinen Einblick in seine Geheimnisse gab. Auch wenn wir uns schon ewig liebten, hatte ich immer den Eindruck, nur einen kleinen Teil von ihm zu kennen, oder erkannt zu haben, den Aton-Teil, den Affären-Teil. Aber ich wollte eben mehr, ich wollte ihn richtig kennenlernen.
    Ein Lupanarbesuch? Oh wie überaus schockierend. Ich schüttelte stumm den Kopf, reichte bei Weitem nicht. Ein Vermögen verprasst? Das hätte ich gar nicht erwartet, aber bei Manius' exquisitem Geschmack, wenn man immer nur das Beste kaufte, konnte das bestimmt schnell mal passieren. Wobei ich mich fragte, was für so einen Patrizier 'ein Vermögen' war...?
    Mit der Base das Bett geteilt? Damit hatte er mich nun tatsächlich komplett überrascht. "Wirklich...?" staunte ich. "Du? Schockschwerenot!"
    Und erleichtert hörte ich die in ihrer Harmlosigkeit so liebenswerte Erklärung. Die Epen der Welt studieren, die Rätsel des Daseins zu ergründen... Ein großes und romantisches Unterfangen. Manchmal war er so schroff und dann wieder, wie jetzt, wirkte er fast... unschuldig.
    Auch, noch einmal ganz klar zu hören, dass Frauen ihn kalt ließen, tat mir gut. Es war mir zu oft passiert, viel zu oft, dass wankelmütige Liebhaber mich sitzen ließen, weil irgend ein weibliches Wesen ihnen auf einmal unverständlicherweise doch den Kopf verdreht hatte. Die Pest über alle Chrysanthas, alle Wüstenblumen und Femme fatales. Das zumindest konnte uns nicht passieren.


    Pikanter würde es nicht? Jedenfalls nicht im Wort. Liebevoll erwiderte ich sein Lächeln, und ließ ihn natürlich sich meinem Griff entwinden, lachte leise bei seiner letzten Bemerkung, die mir eine willkommene Aufforderung war.
    "Mhm, du sagst es..." Mit einem hingerissenen Seufzen ergab ich mich seinen Berührungen. Einträchtig vertieften wir uns wiederum in unser Liebesspiel. Herrliche Stunden waren, es die wir an diesem Abend in der Villa Eutopia noch miteinander verbrachten, leidenschaftlich und vertraut und glückselig, bis die unerbittlich voranschreitende Zeit uns doch wieder dazu zwang, uns voneinander zu lösen.
    Aber wie wir es uns versprochen hatten, gingen wir nicht auseinander, ohne die Gewissheit, uns schon bald wiederzusehen.

  • >>


    “Wie war dein Tag?“ hatte ich ihn gefragt, als er erschienen war, und ich ihn überschwänglich begrüßt und sogleich auf meine herrliche Dachterasse im ägyptischen Stil entführt hatte, wo alles für unser diskretes Stelldichein vorbereitet war, der Wein dekantiert, die Speisen (wie immer aus dem Deversorium Delectationum geholt) köstlich, Icarion unaufdringlich für alle Wünsche bereitstehend, die Seidenkissen dazu einladend, darin zu versinken. Er hatte mir ein wenig von den ermüdend inhaltsleeren Debatten und Intrigen im Senat erzählt, und ich ihm von der letzten Christianerrazzia, Speculatores-Sorgen (nichts geheimes) und dass ich mich manchmal fragte, ob dieses aquilianische Zeitalter des Friedens wirklich so gut war, oder ob es uns nicht allesamt zu sehr verweichlichte...
    Aber wie immer kamen wir rasch überein, dem schnöden Alltagsgeschehen in unseren kostbaren gemeinsamen Stunden nicht zu viel Raum zu geben. Wir speisten (unter anderem ein Gericht von Kranichleber, ganz interessant mit süßsauren Marillen gespickt), plauderten über das Stück, das wir neulich im Marcellustheater zusammen gesehen hatten ('Dido und Aeneas' war ein modernes Werk, und ich hatte die einfallsreiche Inszenierung sehr genossen, aber Manius hatte sie leider nur 'medioker' gefunden).
    Nach seiner Familie fragte ich nicht, und er auch nicht nach dem Stand meiner Brautschau.
    Ein lauer Abendwind fächelte durch die Blätter der Palmen, die in bunten Kübeln die Ränder der Terrasse säumten, ließ die Oscillae leise klimpern. Über der Stadt hing der letzte Rest eines purpurroten Sonnenunterganges, als wir uns in die Arme sanken und vertraut in Leidenschaft verschmolzen. Nur ein wenig lagen wir dann noch beieinander, schläfrig Haut und Haut, und sponnen flüsternd den Traum weiter, wie es wohl wäre, wenn wir in einem gewissen Moment unserer schillernden Vergangenheit tollkühn zusammen nach Achaia durchgebrannt wären.
    Dann musste er leider schon wieder los, weil er morgen früh eine kultische Sitzung hatte, und ich eine Stabsbesprechung. Von der Balustrade aus sah ich hinab auf die Straße und blickte seiner geschlossenen Sänfte hinterher, wie sie den Hang des Ianiculums hinab entschwand.
    Auf der zerwühlten Kline, an der ich noch seinen feinen Duft nach Narde und Manius erschnuppern konnte, trank ich melancholisch einen letzten Schluck Wein und suchte nach Worten. Denn ich wollte ihm gerne ein Gedicht schreiben, um es ihm in der Woche des Wartens bis zu unserem nächsten Treffen heimlich zuzuspielen. Aber alles was mir einfiel, waren immer nur fremde Worte, aus dem großen Atonshymnus, von der Sonne des Tages, gewaltig an Hoheit.


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    simoff: Der Gastauftritt der MFG ist mit diesem abgesprochen ;)

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