Wie jeden Abend (auch schon vor meiner Zeit im Merkur-Tempel) schlug ich den Weg am Tiber entlang ein. Das war nicht der kürzeste Weg nach Hause. Ich hatte noch was zu erledigen. Hinter der Stadtmauer hockten sie wie jeden Abend: Alte, Obdachlose und Invaliden. In meinen Gedanken nannte ich sie "die Vergessenen". Denn das waren sie. Männer und Frauen ohne Familie, ohne Halt und ohne Zukunft. Männer und Frauen die für Rom nicht existierten. Und um die sich niemand kümmerte und an die nie jemand dachte. Auch nicht ihre Götter, denen die meisten immmer noch vertrauten.
Aila hielt schon nach mir Ausschau und lachte ihr zahnloses Lachen als sie mich erkannte. Was ziemlich spät geschah weil sie auch kaum noch sehen konnte.
Ich gab ihr ein Stück von einem besonders weichen Opferkuchen. "Hier, Aila, lass es dir schmecken. Und denk dran, die hier das Leid erdulden wird der Herr um so reicher beschenken im Paradies! Wenn du möchtest komm heute Abend, übliche Uhrzeit."
"Jaja, guter Junge ..." schmatzte sie zwischen zwei Bissen mit denen sie den Kuchen gierig verschlang. Ich wusste sie würde nicht kommen. Aber das machte nichts. Ich gab ihr noch ein Stück bevor ich mich wieder von ihr verabschiedete.