Diese beschissenen Saturnalien! Gut und gerne hatte ich auf das heuchlerische Getue des Germanicers verzichtet und hatte mich noch vor der Saturnalienfeier abgesondert. Das war das einzig Gute an diesem scheiß Fest, dass ich niemand Rechenschaft schuldig war. Ich hatte ein Bad genommen, eine gute Tunika angezogen und mich am Duftwasser des Germanicers bedient. Über die Tunika hatte ich noch eine Paenula gezogen. Mein gefüllter Geldbeutel hielt ich unter meiner Tunika verborgen. Man konnte ja nie wissen, welchen kaputten Typen man in der Subura über den Weg lief. Zur Sicherheit hatte ich auch ein Messer dabei, welches ich ebenfalls unter meiner Kleidung trug. Natürlich wusste ich, dass das Tragen von Messern verboten war, erst recht für Sklaven. Aber wo kein Richter, da kein Henker, wie man so schön sagte. Ich hoffte auf einen amüsanten Abend mit viel Wein, Cervisia und einer hübschen Lupa oder auch zwei. Dabei hoffte ich, dass mich die Erinnerungen an Morrigan nicht wieder heimsuchten. Morrigan, mein Rabenmädchen, dass ich vor so vielen Jahren an den Saturnalien kennengelernt hatte. Aber Morrigan war unendlich weit weg.
Wie damals führte mich mein Weg direkt in die Eingeweide dieses Mollochs. Dorthin, wo man für einige Stunden Ablenkung finden konnte, wenn man dafür bezahlte. Auch diesmal begegneten mir gutgelaunte Menschen, die lachten und sangen. Wie damals drang aus den überfüllten Tavernen ein Gemisch aus Gegröle und Gelächter an meine Ohren. Selbst auf den Straßen fanden sich Leute zusammen, die gemeinsam tranken und feierten. Mir war so, als hätte ich ein verdammtes Déjà-vu. Das konnte ja heiter werden! Also steuerte ich die nächst beste Taverne an, um meine aufkeimenden Erinnerung mit Alkohol zu betäuben.
Nun ja, es war nicht der beste Laden, aber auch nicht der Schlechteste. Es gab sogar noch einige freie Plätze. "Eine Cervisia!", rief ich der hübschen Kellnerin zu, als sich mich an einen der wenigen freien Tische setzte.