• Lurco löffelte gut gelaunt den süßen Frühstückspuls, als Scato verkündete sie mussten früh los und ihm zwei Wachstafel herüber schob. Neugierig öffnete Lurco die Tafeln und las. Urlaub! Ein breites Grinsen teilte sein Gesicht.


    "Genial Scato, hast Du Dir schon was überlegt? Wobei natürlich hast Du das, Du hast ja auch das hier geplant", freute sich Lurco und wedelte mit den Wachstafeln.
    "Was steht den dort Geheimes drin?", wollte Pullis direkt wissen.


    "Tja wenn ich es jedem sage, ist es nicht mehr geheim", lachte Luro und Pullus zog gespielt eine Flunsch.
    "Du hast kein Vertrauen zu mir Luro", klagte Pullus seinen Barackenbruder an.
    "Das kommt Dir nur so vor", gab Lurco unbekümmert zurück und musterte die Sonnenuhr um Scatos Hals.


    Zweifellos hatte sie ihm schon am Verkaufsstand gefallen aber so schön wie jetzt hatte Lurco sie nicht in Erinnerung. Vermutlich da sie jetzt um Scatos Hals hing, hatte sie eine ganz andere Wirkung. Er hatte das Versöhnungsgeschenk angenommen. Lurco schaute lieber etwas tiefer in den Puls und aß den Rest geschwind auf, um sich dann anzuziehen. Tunika, Sandalen und Bewaffnung. Die durften sie schließlich immer tragen. Danach kämmte er sich und packte gut gelaunt zwei Verpflegungsnetze für unterwegs.


    Die Urlaubstafeln steckte er zu ihrem Proviant und hockte sich abmarschbereit zurück an den Tisch.


    "Wann immer Du soweit bist Scato", sagte Lurco und wartete auf seinen Kumpel, bis dieser sein Frühstück verdrückt hatte. Dabei saß er wie auf glühenden Kohlen vor Neugier und Freude.

  • Scato vertilgte die süße Puls heute ebenfalls sehr schnell. Einige Kameraden machten neidische Gesichter, weil sie ein paar Tage Urlaub abgestaubt hatten und nicht nur Lurco fragte, wohin es denn gehen sollte, doch dazu schwieg Scato sich noch aus. Es sollte eine Überraschung bleiben. Lange hielt er sich nicht auf beim Frühstück, da er jeden einzelnen Tag nutzen wollte, auch den der Abreise.


    "So, wir können los", verkündete er. "Leute, wir sehen uns in drei Tagen!" Jeder bekam von ihm zum Abschied die Hand gedrückt.
    Im Vorraum standen schon zwei Reisesäcke an einem Stab bereit. Das Proviantnetz band Scato dazu. "Auf geht`s!"


    Ohne noch einmal zurückzublicken verließ er mit Lurco die Baracke. Wenn man über Monate so dicht aufeinander hockte, machte das beim Abschied doch etwas sentimental.


    Zwei Urbaner in Urlaubsstimmung >>

  • Als Ramnus von der Latrine wiederkam, war der Abendbrottisch leer, der goldene Topf vom Herd verschwunden und alles ordentlich. Die Kameraden machten sich gerade bettfertig. "Wer hat meinen Teller abgeräumt?", fragte Ramnus schockiert.


    "Ich", verkündete Scato. "Du bist fett genug."


    Ramnus schnappte nach Luft. Das hatte zuletzt Tarpa gewagt. Erst das Garumverbot und nun wurde ihm auch noch jeder Bissen in den Rachen gezählt."Wir treffen uns nach dem Hornsignal draußen vor dem Tor", verkündete Ramnus unheilvoll. Diesmal würde kein Optio dazwischenfunken, sie klärten das außerhalb der Anlage. "Nur wir beide. Keine Waffen."


    "Nö", sagte Scato, ohne sich zu ihm umzudrehen. Er kletterte stattdessen hoch auf sein Bett und schüttelte sich die strohgefüllte Matratze zurecht.


    "Du kannst nicht ablehnen!", schnauzte Ramnus die Rückseite des Lauchs an. "Du giltst fortan als Feigling! Keiner wird dich mehr ernst nehmen, du verlierst dein gesamtes Ansehen!"


    "Mach dich nicht lächerlich", motzte Scato. "Du bist wirklich fett. Frag Tarpa." Damit kuschelte er sich in sein Bett.

  • Lurco stand auf, kämmte sich kurz die Haare mit den Fingern durch und zog in aller Ruhe seine Tunika und Sandalen an.


    "Wir beide gehen jetzt vor das Tor, dass bleibt so nicht stehen. Nur Du und ich Rammy, die Sache klären wir Auge in Auge", forderte Lurco ihn auf und deutete auf die Barackentür.


    "Los, Abmarsch", forderte Lurco ernst.

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    Ramnus blickte genau so ernst auf Lurco herab. Scato sollte sich was schämen, seinen besten Kumpel als Stellvertreter Prügel beziehen zu lassen. Der Lauch indes hatte sich in seinem Bett zu ihnen umgedreht, machte die Augen schmal, legte dann aber den Kopf auf sein Kissen und sagte nichts. Feigling. So war es also entschieden, Lurco würde an seiner Stelle Haue kriegen. Ramnus grunzte, warf Scato einen letzten bösen Blick zu und trollte sich dann nach draußen. Schweigend führte er Lurco durch das Tor. Sein Ziel war der Campus neben der Castra, wo gerade niemand war. Es würde aussehen wie ein Übungskampf.


    "Ich werde dich nicht schonen", verkündete Ramnus mit einer Stimme wie ein heranrollendes Gewitter. "Es ist nichts Persönliches, aber was sein muss, das muss sein." Er knackte demonstrativ mit seinen Faustknöcheln, während er über den Sand schritt. In dem Moment, als er sich daran erinnerte, wie er Tarpa in sein Brustfleisch gebissen hatte, knurrte ihm laut der Magen.

  • Lurco blieb ebenfalls im Sand stehen, verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust und schaute sich verächtlich um.


    "Wie alt bist Du Rammy? Ich dachte Du hättest eine Herausforderung ausgesprochen, stattdessen willst Du im Sand spielen? Wenn schon eine Herausforderung dann richtig auf hartem Stein und heißem Pflaster und nicht auf Sand wie Memmen. Mir nach, wenn Du Eier in der Hose hast", verlangte Lurco, stieß Ramnus an und gab nun seinerseits den Weg vor.


    "Im Sand kabbeln, ich fasse es nicht", hörte Rammy Lurco vor sich murmeln.


    Lurco führte seinen Kontrahenten schnurstracks zum Tor, sogar weiter noch vom gesamten Gelände der Castra. Ramnus musste sich schon fragen, wohin Lurco ihn überhaupt führte, als ein verführerischer Duft in seine Nase stieg. Vor dem Bratwurststand machte Lurco halt und starrte Ramnus hart in die Auge. Dabei gab er die Bestellung auf, ohne Rammy aus den Augen zu lassen.


    "Für jeden fünf Bratwürste zeitgleich! Wer zuerst alle aufgefressen hat, hat das Duell gewonnen. Wer nicht aufschafft hat verloren. Der Verlierer zahlt die Würste!", bestimmte Lurco die Duellregeln.


    Der Mann am Stand briet Bratwürste was das Zeug hielt und legte ihnen dann jeder fünf der Würste in Reih und Glied auf den Tisch.


    "Möge der bessere Mann gewinnen. Los!", befahl Lurco und schlang die erste heiße Wurst in sich hinein.

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    Ramnus fühlte sich provoziert, als Lurco meinte, er wolle im Sand spielen. Hatte es ihm gerade noch leid getan, seinen Würstchenspender zu verhauen? Jetzt nicht mehr! "Du wirst leiden", grollte Ramnus in Lurcos Genick, als er diesem hinterher stapfte. "Der Stein, auf dem wir jetzt gehen, wird deine Knochen zerschmettern, deine Haut aufplatzen lassen und ..."


    Da roch Ramnus die Bratwürste. Ungläubig starrte er Lurco an, der zwei mal fünf bestellte. Das waren anderthalb Meter gebratene Lukanerwurst, die jeder vertilgen sollte. Lurco schaute ihn noch immer streng an, doch Ramnus' zornige Stimmung war verflogen. Ungeduldig tappelte er herum, bis die Würste endlich bereit lagen.


    "Dazu zwei Cervisia", bestellte er, damit die Bratwürste besser flutschten. Und dann konnte es losgehen. Ramnus griff mit jeder Hand eine Lukanerwurst, ungeachtet dessen, dass er sich dabei die Pfoten verbrannte, und schnurpste sie gleichzeitig in sich hinein. Es sah aus, als würde er auf einem Aulos spielen.

  • Hatte man Töne, Rammy der Mann von Mut und Ehre betrog! Na das konnte er auch, da stand er seinem bulligen Kumpel in Nichts nach. Lurco griff sich zwei weitere Würste und presste die drei zu einer dicken zusammen und mampfte so, was das Zeug hielt. Zwar verbrannten sie sich die Pfoten, Zungen und Münder, aber hier ging es um die Ehre! Da musste man Opfer bringen.


    Herausfordernd starrte Lurco Rammy über sein Wurst-Triangel an, während ihm das Fett die Mundwinkel herablief. Er hätte gerne etwas Herausforderndes gesagt, aber dafür hatte er keine Zeit, er musste beißen, kauen und schlucken. Für Worte blieb da keine Zeit.

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    Ramnus schaute nicht schlecht, als Lurco sich sogar mit drei Würsten abplagte. Er schob sich derweil schnurpsend seine Beiden immer tiefer in den Rachen, während er gleichzeitig die abgebissenen Stücken unzerkaut runterwürgte. Da er nach diesen beiden Würsten fast erstickt wäre, griff er rasch nach der Cervisia und spülte nach. Dann folgten wieder zwei Würste. Um sie herum hatte sich eine kleine Truppe Zuschauer versammelt, die sie anfeuerten und auch der Bratwurstmensch schaute gespannt, wer gewinnen würde. Nebenbei freute er sich über die Werbung. Zwischen den zwei halb aufgezehrten Würsten, die in seinen Backentaschen klemmten, schob Ramnus die Zunge heraus und schielte, um Lurco zum Lachen zu bringen, damit er sich verschluckte.

  • Die Menschentraube die sich um sie herum gebildet hatte, feuerte sie an. Das war doch mal was anderes als die langweiligen Duelle wo einem danach die Knochen schmerzten oder man sich im Valetudinarium die Knochen richten lassen musste.


    Das Rammy erneut zu schummeln versuchte war klar. Lurco biss beim Kauen noch fester die Zähne aufeinander um nicht loszuprusten. Aber was sein stabiler Freund konnte, dass konnte er schon lange. Mit einer Pranke ergriff er die drei Würste und kitzelte nun mit den freien Fettfingern Rammy. Da sie nur die Tunika trugen, war das kein Problem und Rache musste sein.


    Vermutlich würden sie beide bei der nächsten Übung nicht versagen weil sturzbetrunken waren, sondern weil sie sich überfressen hatten. Aber es ging um die Ehre des besten Bratwurstessers. Da blieb für solche Kleinigkeiten keine Zeit und Rammy hatte die Herausforderung ausgesprochen. Nun musste er sich auch überstehen, so oder so.


    Lurco schielte zu dem Getränk und hätte es Ramnus am liebsten abgenommen, aber sein Mund war derart voller Wurst, dass es ihm vorkam, als wäre das ehr sich ausbreitende Spachtelmasse vom Bau, anstatt Bratwurst. Je mehr er kaute, je mehr Wurst bildete sich in seinem Mund. Ob man an Bratwurst ersticken konnte? Vermutlich nicht, sonst hätte der Kaiser Bratwürste längst verboten.


    Tapfer um Scatos Namen reinzuwaschen kaute er weiter und biss sich im wahrsten Sinne des Wortes durch, auch wenn ihm schon der Schweiß am Hintern langlief.

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    Als Lurco ihn mit drei Würsten in der Visage ansah und dann auch noch kitzelte, prustete Ramnus. Eine der angefressenen Würste zischte in einem Sprühregen als Geschoss davon. Entsetzt fraß er die andere und hechtete noch beim Kauen dem Ausreißer hinterher. Dass die Wurst im Dreck gelegen hatte, störte Ramnus nicht im Mindesten, er leckte sie einfach schön sauber, während er Scato gedanklich aufkreischen hörte. Vergnügt grinste er Lurco an. Mit der Vorstellung von Scatos Entsetzen im Hinterkopf schmeckte die Mahlzeit doppelt so gut und Ramnus fraß auch diese Wurst. Langsam fühlte er sich satt. Aber eine verdammte Wurst blieb noch übrig. Schnell noch ein Schluck Cervisia und dann ging es weiter. Sehr langsam und nicht mehr ganz so freudig begann er sie zu essen.

  • Lurco schlang seine drei Würste herunter und nahm die vierte zur Hand. Aber irgendwie konnte er sich nicht durchringen sie zu essen. Er nahm einige Bissen, aber er war voll. Randvoll. Unterkante Oberlippe, es ging kein Bissen Wurst mehr in ihn hinein. Bedächtig legte er die Wurst zur Seite und nickte Ramnus anerkennend zu.


    "Ich kann nicht mehr und muss die Würste strecken. Du hast gewonnen", stöhnte Lurco und rieb sich den überfressenen Bauch.

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    "Du überlässt mir deine letzten beiden Würste? Dass muss Liebe sein!"


    Ramnus war begeistert. Nun, da er nicht mehr schlingen musste, verzehrte er genüsslich eine Lukanerwurst nach der anderen, ganz gleich, wie lange er dafür brauchen würde. Zwischendurch spülte er sie mit der Cervisia runter. Lurco schien seine Cervisia noch nicht entdeckt zu haben, so schob Ramnus ihm seine rüber. Mit jeder Wurst und jedem Schluck wurde Ramnus träger, bis er sich randvoll fühlte und schläfrig. Sein Wanst spannte, aber er hatte alle ihm anvertrauten Würste vom Antlitz des Imperiums getilgt.


    "Jetzt will ich schlafen", meinte er zufrieden.

  • Lurco schnappte sich seine Cervisia und trank sie in ganz kleinen Schlucken. Irgendwie hatte er das Gefühl, bei nur einem zu großen Schluck würde ihm alles hochkommen. Er prostete Rammy zu, denn er war der verdiente Sieger. Lurco bezahlte die Würste und Getränke und hockte sich vor dem Stand auf den Boden um einen Moment zu verschnaufen.


    "Bratwurst-Bruder-Liebe Rammy. Ich überlasse Dir meine Würste und falls Du noch Nachschlag möchtest, ordere Dir was Du willst. Geht auf meine Rechnung. Du hast verdient gewonnen Rammy", antwortete Lurco und rieb sich seinen spannenden Bauch.


    "Dann lass uns zurück in die Baracke gehen und uns hinlegen", stimmte Lurco zu und hielt Rammy die Hand hin, damit er ihn auf die Füße zog.

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    Ramnus griff zu und zog Lurco auf die Füße. Dann trank er noch die Reste der beiden Cervisia aus (kam nicht infrage, dass er bezahlte Lebensmittel stehen ließ). Er ließ einen mächtigen Rülps erschallen, der von den Wänden der Insulae wiederhallte und schickte noch einen Furz hinterher, denn es hatte ihm wirklich gut geschmeckt, ehe er sich zum Gehen wandte.


    "Ab nach Hause mit uns."


    Gemeinsam kehrten die beiden vollgefressenen Urbaner zurück zur Castra Praetoria. Der Streit war in aller Friedlichkeit beigelegt worden und Scato hatte keine Wurst abbekommen, was die gerechte Strafe war. Zufrieden kroch Ramnus in sein Bett, schnaufte, rückte sich zurecht, schnaufte noch einmal und schloss die Augen.

  • Einige Tage nach dem kleinen Malheur, es hatte ihn in die Krankenstation verschlagen und würde dort aufs schlimmste Misshandelt, trat Appius in die Barracke und lauschte der Stille. Jene Stille die eintrat wenn ein Vorgesetzter den Raum betrat. Wohltuend, beruhigend und befriedigend.
    Appius wusste dass er ab und an Mal etwas zu streng war, oder auch nicht, was für ihn reine Zweckmäßigkeit hatte.



    " Sandalen geschnürt, Schwerter gewätzt. Und macht euch die Haare. Wir gehen aus." Was sich der eine oder andere nun darunter vorstellte entlockte dem Furier ein verhaltenes Lächeln.

  • Alle Blicke richteten sich auf den Optio.


    Tarpas Bett war strategisch günstig so gelegen, dass jeder, der eintrat, unweigerlich zuerst einen Blick auf die stets saubere und aufgeräumte Bettstatt warf. Tarpa lag gerade rücklings darauf und las einen Brief von seinen Eltern. Nun setzte er sich auf. Sogar der ganze Mensch war stets ein Vorbild der Gepflegtheit und Ordnung (außer damals, als er frisch aus dem Carcer kam). Cerretanus würde ihn bedenkenlos mitnehmen können.


    Asper, der mehr noch als Scato zum Chaos neigte, hatte sich beim Eintreten des Optios so hingestellt, dass er den Blick auf den Haufen Krempel auf seinem Kopfkissen versperrte. Ordnung war keine seiner Stärken und jedes Mal, wenn er etwas suchte, kippte er alles aus oder riss es aus dem Regal. Seine selbst geschnittenen, in alle Richtungen stehenden Haare komplettierten das Bild.


    Der dicke Ramnus war nicht da - er konnte jedoch nicht weit sein, da sein Essgeschirr samt abgefressenem Hühnergerippe noch auf dem Tisch stand. An einer zweiten Schüssel saß Stilo und nagte an seinem letzten Flügel. In seinem Becher glitzerte goldgelbe und vor allem alkoholfreie Posca.


    Scato, der den Anblick toter Vögel wenig erbaulich fand, hatte im Vorraum das Regal aufgeräumt, war aber hinter dem Optio nun ebenfalls eingetreten um zu hören, was Cerretanus ihnen diesmal aufbrummte. Der Blick auf dessen Hinterteil diente der Analyse seiner Gangart, entging aber Asper nicht, der sich händreibend vornahm, Scato heute mit entsprechenden Bemerkungen zu quälen. Scato glotzte arglos. Scheinbar war die Behandlung erfolgreich verlaufen, Cerretanus lief vorbildlich gleichmäßig.


    "Die Haare", wunderte Scato sich. "Müssen wir gut aussehen? Das kriegt nicht jeder hier hin."


    Er nickte in Richtung Asper.

  • Lurco hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht und sortierte seine Notizen, kurzum er reihte seine Wachstafeln chronologisch aneinander als ihr Optio die Baracke betrat. Cerretanus schien gute Laune zu haben und gesundheitlich schien er wieder ganz der Alte zu sein.


    Scato stand hinter ihrem Optio und wohin sein Blick wanderte war schon etwas befremdlich. Lurcos Augen wanderten wissend zu Asper und er verkniff sich ein breites Grinsen. Langsam schwang er sich aus dem Bett um die Ordnung seiner Wachstafel nicht durcheinander zu bringen.


    Mit den Fingern kämmte Lurco seine Haare nach vorne, schlüpfte in seine Tunika und in die Sandalen, ehe er sein Schwert anlegte.


    Kaum dass er fertig war, beklagte Scato die Haarpracht von Asper.


    "Die Haare von Asper sind eben ihrer Zeit voraus. Ihr wisst doch, was heute noch seltsam anmutet ist morgen schon Mode", schmunzelte Lurco.

  • << Posteingang der Cohortes Urbanae


    Scato kletterte angezogen und sogar mit Schuhen hinauf in sein Bett, wo er sich einrollte und den anderen seinen Rücken zudrehte.


    "Was hast du da?", wollte Ramnus wissen.


    "Ich weiß es gar nicht ... ich muss reinschauen."


    Vorher aber wendete er das liebevoll verschnürte Paket in seinen Händen, strich mit den Fingern darüber und schaute sich das Schriftbild an. Gepflegte schmale Hände waren hier am Werk gewesen, die sich weich und kühl anfühlten. Scato erinnerte sich an ihren gemeinsamen Nachmittag, als Tiberios in seinen Armen gelegen hatte - wie man das eben mit hübschen Sklavenknaben so tat, ergänzte Scato gedanklich, doch er wusste, dass es Unfug war. Dieser Sklave gehörte ihm nicht. Dass er sich danach samt Lurco in den Urlaub verdrückt hatte, ohne einen Ton zu sagen, ließ ihn nicht anständiger wirken. Scato rief sich gedanklich zur Ordnung. Er hatte alles richtig gemacht und was konnte er dafür, wenn Tiberios sich lüstern mit nacktem Fleisch an ihm rieb? Es war ein freundliches Entgegenkommen von Scato gewesen, seiner Bitte nachzukommen und seinen eigenen guten Ruf zu gefährden. Nein, ihn traf überhaupt keine Schuld, er hatte sich nichts vorzuwerfen. Tiberios war es, der sich schämen sollte, falls er Scato Vorwürfe deswegen machte.


    "Und?", nervte Ramnus.


    "Es ist nichts zu Essen", zickte Scato, ohne sich umzudrehen.


    Nun hängte auch noch Asper sich rein. "Sag wenigstens, von wem das ist."


    "Ich glaube, ich mache es erst morgen auf. Oder übermorgen."


    Scato drehte den Kopf ein wenig nach hinten und ließ ein Auge in Aspers Richtung blitzen. Der hob entwaffnend die Hände und widmete sich wieder der Reparatur seiner Sandalen. Endlich Ruhe. Jetzt zog Scato vorsichtig die Schleife auf, bis der Strick sich löste. Heraus kamen drei bronzene Schröpfköpfe, verziert mit silbernen Aeskulapnattern. Ein Stich fuhr durch sein Herz. Dieses Geschenk war mitnichten nur das Anbiedern eines lüsternen Sklaven, um sich bei einem Herrn beliebt zu machen. Sie waren, wie schon die Schriftrollen, das Werk eines feinen Geistes, der gut nachgedacht hatte, wie er jemandem eine Freude bereiten konnte.


    Scato ließ den Kopf in sein Kissen sinken, betrachtete sie und spielte leise damit, während er darum kämpfte, nicht in Trübsal zu versinken, weil er sich selber quälte und auch, weil er in einer Umgebung wie dieser keinen Trost erwarten konnte, sich aber diesen gerade wünschte. Trost und Rat. Da nichts von beiden zu erhoffen war, zerrte er die Decke vollständig über sich und die cucurbitula. Dann fuhr seine Hand zwischen seine Beine, wo er schmerzhaft fest zupackte, während er die Augen schloss.

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