Grundausbildung - Lurco und Scato


  • Hier absolvieren die


    Tirones
    Manius Purgitius Lurco
    und
    Sisenna Iunius Scato


    unter Anleitung von


    Centurio
    Marcus Octavius Maro


    ihre Grundausbildung.





    Ausbildungsplan:


    Grundausbildung
    I. Einführung / erste Exerzierübungen
    II. Theorie
    III. Kampf- und Waffenübungen - Ringen - Scutum- Gladius - Hasta - Schleuder
    IV. Formationen
    V. Schwimmübungen
    VI. Häuserkampf



    Sim-Off:

    Bitte einmal hier auftauchen :D

  • Es war abnorm zeitig, als die Tirones auf dem Exerzierplatz auftauchen sollten, zumindest nach dem Dafürhalten von Scato. In der Castra Praetoria liefen die Sonnenuhren allerdings ein wenig anders als außerhalb ihrer Mauern. Es herrschte schon rege Betriebsamkeit, während sich in Roma die meisten wohl noch einmal im Bett herumdrehten. Komplett still schien es hier nie zu werden, irgendjemand hatte immer Dienst. Scato gefiel das, bisher fühlte er sich hier rundum wohl und dass er mit Lurco gleich noch einen Kumpel gefunden hatte, mit dem er seine Freude teilen konnte, machte das Ganze perfekt.


    So lange der Ausbilder noch nicht in Sicht war, schlenderte Scato ein wenig über den Exerzierplatz und hauchte in seine kalten Hände. Lange würde ihm sicher nicht mehr kalt sein. Wie alle war er gespannt darauf, wer sie ausbilden würde und hoffte entweder auf den Centurio Octavius Maro, der sie an der Porta Praetoria in Empfang genommen hatte und recht nett zu sein schien, oder auf Optio Lepta, wobei Scato bei Letzterem vermutlich der Einzige war, der auf ihn hoffte. Einige seiner Kameraden hatten vor dem kauzigen Optio regelrecht Schiss. Die Tirones hatten heute in ihrer Alltagskleidung auftauchen müssen, da sie ihre Ausrüstung noch nicht erhalten hatten. Seine Tunika hatte Scato extra frisch gewaschen, genau wie sich selbst und Lurco darum gebeten, ihn zu rasieren, damit es ordentlich wurde. Auch sein Haar lag ordentlich nach vorne gekämmt auf seinem Kopf und seine Nägel an Händen und Füßen waren gestutzt. Einzig seine Sandalen sahen so abgelatscht aus, wie man das nach dem mehrere hundert Kilometer langen Marsch von Mantua auch erwarten würde, da war nichts mehr zu retten.


    Als er Schritte vernahm, hörte er auf, seine Hände zu wärmen. Er ließ sie sinken und sah sich nach ihrem Quell um.

  • Lurco war nicht weniger neugierig als Sacto. Sie beide waren sauber, ordentlich auf dem Exerzierplatz erschienen. Die Ausrüstung würden sie entweder hier erhalten, oder Ihr heutiger Ausbilder würde ihnen mitteilen, wo sie diese abholen konnten.


    So früh am Morgen, war es noch frisch. Lurco musterte Scato der sich die kalten Hände rieb. Er selbst tat es ihm gleich und schaute sich dabei neugierig um. Sie waren die einzigen Rektruten. Jedenfalls waren sie als Einzige anwesend.


    "Ich würde meine Hände gerne an einem warmen Getränk wärmen, aber darauf müssen wir vorerst verzichten. Was hältst Du von ein paar Aufwärmübungen? Nur leichte, damit wir nicht verschwitzt vor unserem Ausbilder stehen.


    So ein Lager schläft nie, nicht wahr? Der Trubel hat auch etwas beruhigendes, genau wie die Baracke. Es ist immer jemand anwesend und wachsam. Und mit unserer Baracke haben wir es sehr gut getroffen Scato", sagte Lurco und streckte sich, als er ebenfalls Schritte hörte und sich nach der Ursache umdrehte.

  • Ein neuer Tag, ein neuer Haufen Zivilisten zum Schleifen. Heute hatte er das Ganze mal etwas anders angegangen. Ihm folgte ein Haufen Legionäre, die zu ihrer eigenen Ausrüstung noch einmal in einem Bündel verstaut deinen Satz Ausrüstung mit sich schleppten. Maro wieß sie an, vor jedem Rekruten ein Bündel abzulegen und dann zu verschwinden.
    Anschließend wandte er sich den Rekruten zu.


    "Ich bin Centurio Marcus Octavius Maro und zuständig für eure Grundausbildung. Mein Wort hier auf dem Exerzierplatz ist für euch Gesetz dem ihr zu folgen habt. Ihr werdet nur reden wenn ihr angesprochen werdet. Wenn ihr angesprochen werdet, haltet eure Antworten kurz und präzise. Ihr werdet euch nur bewegen wenn ihr dazu aufgefordert werdet. Es wird nicht gelacht und es wird nicht geheult. Ich habe keine Zeit für Schwätzer, Schwächlinge oder Penner."


    Er wartete nicht auf eine Antwort, was er gesagt hatte, war klar genug gewesen. Maro deutete stattdessen hauf die ausrüstungsbündel vor den Rekruten.


    "Das hier ist eure Ausrüstung. Dabei findet ihr eine Liste mit den Gegenständen dieser Ausrüstung. Die wird jeder unterschreiben und heute nach der Ausbildung in das Officium vom Waffendepot schaffen. Die Milites, die euch die Ausrüstung heute hergeschafft haben, tun dies übrigens als Bestrafung. Diese Milites sind diejenigen die nicht pfleglich mit der ihnen zugeteilten Ausrüstung umgegangen sind. Diese Milites müssen nicht nur im Dienst Scheiße schippen. Sie müssen dies in voller Rüstung und Gepäck tun. Sie müssen nicht nur in voller Rüstung Scheiße schippen, sie müssen die Rüstung hinterher auch inspektionsfertig säubern. Erst dann dürfen sie pennen gehen. In voller Rüstung. Und zwar weil jeder Teil der Rüstung Eigentum der Cohortes Urbanae und damit des Kaisers ist.


    Genau wie eurer Arsch jetzt übrigens auch. Und meine Aufgabe ist es euch in eine Form zu schmieden, von der der Augustus sich nicht zurecht angeekelt abwenden würde. Und wenn ich mir das so anschaue, hab ich da ein ganzes Stück Arbeit vor mir."


    Er ließ den Rekruten einen Moment Zeit um seine Worte zu verarbeiten.


    "Dieser Schmiedeprozess beginnt genau jetzt. Wir fangen an mit Rennen. XX mal um den Exerzierplatz. Dann Liegestütze, L Mal. Dann sehen wir weiter. Ach ja, wer anfängt zu kotzen, fängt von vorn an. Wer auf seinen Vordermann kotzt, wird den Kollegen beim Scheiße schippen Gesellschaft leisten. Auf geht's und ein bisschen Tempo jetzt."

  • Lurco hörte dem Centurio aufmerksam zu. Es war selbstverständlich und Ehrensache, dass man mit der bereitgestellten Ausrüstung pfleglich umging. Jedenfalls für ihn, auch schon im Eigeninteresse. Denn nur eine gut gepflegte Ausrüstung tat das, wozu sie geschaffen worden war. Zudem war sie das Aushängeschild der Person die sie trug. Ein schlampiges Äußeres, zeugte von einem schlampigen Geist. Für den ersten Eindruck gab es keine zweite Chance und als späterer Cohortes reprästentierten sie Rom in Person. Wenn sie als personifizierter Staat in Erscheinung traten, sollte das auch im würdigen Ehrenkleid dessen geschehen.


    Lurco hätte den Kameraden für das Überbringen beinahe gerade dankend zugenickt, aber da befahl Centurio Maro schon, dass unerlaubtes Bewegen genauso verboten war, wie unaufgefordertes Sprechen. Scheinbar waren die schleppenden Kameraden zu einer Strafarbeit verurteilt worden.


    Sogar wie er den Worten ihres Ausbilders entnahm zu Latrinendienst. Lurco fragte sich, weshalb dass eigentlich für die meisten eine Strafarbeit war. Weil sie Scheiße wegschaufeln mussten? War es nicht im Interesse aller, wenn sie eine saubere und der Gesundheit förderliche Latrine hatten? War es damit nicht auch im Interesse aller, dass jeder selbst auf die Einhaltung der Sauberkeit achtete, für sich un die anderen? Manches was selbstverständlich sein sollte, war es leider nicht.


    Lurco merkte sich, dass er für die ausgehändigte Ausrüstung die unterschriebene Quittung nach dem ersten Lehrtag im Officium des Waffendepotes abzugeben hatte. Das war wichtig, denn alles musste seinen geregelten Gang nehmen. Genauso mussten sie die Ausrüstung überprüfen, denn für vorherige Schäden wollten sie ja nicht bestraft werden. Er würde nachher das Lexicon in Barracke VII fragen, wie sie das genau angestellt hatten.


    Gerade als er noch darüber nachdachte, ob er überhaupt wusste, wo das Officium war, befahl der Centurio auch schon die ersten Aufgaben. 20 Runden um den Exerzierplatz, danach 50 Liegestütze.


    Lurco rannte los, der erste Schritt der 20 Runden und der Ausbildung bei den Cohortes war gemacht.

  • Hatte Scato gerade noch gedacht, dieser Centurio wäre nett? Der hatte sich getarnt, so lange sie noch nicht den Eid geschworen hatten! Dagegen war Lepta ja die Freundlichkeit in Person, was für eine Ansprache! Maro hielt eine Rede, dass den Tirones Hören und Sehen verging und manch einer um mehrere Zentimeter schrumpfte. Zum Glück waren die letzten Nasen, die noch gefehlt hatten, kurz vor dem Centurio rechtzeitig auf den Platz geschlüpft. Wer wusste schon, was er mit denen gemacht hätte. Wahrscheinlich auf die Sonnenuhr genagelt, zur Abschreckung für alle anderen.


    Keine Schwätzer, keine Schwächlinge ...


    Scato hatte das Gefühl, dass jeder dieser Titel für ihn maßgeschneidert worden war. Er straffte ein wenig seine Haltung, um sich zu motivieren. Er musste ja weder ein Schwätzer noch ein Schwächling bleiben und immerhin war er schon mal kein Penner. Den in einem Bündel verstauten Ausrüstungsberg beäugte er dann äußerst neugierig, wobei er nur die Augen in dessen Richtung drehte, um sich nicht zu viel zu bewegen. Die Lorica Segmentata würde Scato vermutlich noch hassen lernen, aber im Moment konnte er es nicht erwarten, den Schienenpanzer das erste Mal anzuprobieren.


    Als Lurco den Lauf startete, folgte ihm Scato auf dem Fuße. Diesmal überholte er ihn nicht so voreilig, wie er es beim Lauf der Luperci getan hatte, sondern hielt sich hinter ihm. Der Tag würde noch lang werden. Das Laufen bereitete Scato keine Probleme, seine Erschöpfung nach den zwanzig Runden war zwar spürbar, aber seiner Meinung nach im akzeptablen Rahmen, wenn er sich den Durchschnitt der Rekruten so ansah. Aber dann folgte sein alter Feind - der Liegestütz.


    Fünfzig. Fünfzig!


    Im Valetudinarium hatten ihn zwanzig an seine Grenzen gebracht! Es nützte nichts, er musste so viele ausführen, wie er konnte. Insgeheim hoffte er, dass es irgendwen gab, der in dieser Disziplin noch schlechter war als er. Leider tat ihm niemand den Gefallen. Die meisten waren schon weit über die Hälfte, die ersten schon fertig. Scato krebste noch bei einundzwanzig rum. Bei zweiundzwanzig zitterten seine Arme und waren viel zu weit auseinander gerutscht. Der dreiundzwanzigste Liegestütz war eine einzige Blamage. Den vierundzwanzigsten schaffte er nicht mehr. Mit einer kleinen Staubwolke landete Scato auf dem Bauch im Dreck.

  • Maro wusste so langsam was die alten Optios damit meinten, wenn sie meinten, sie würden so langsam taub gegenüber der Schlappheit der Rekruten heutzutage.
    Er hatte Mühe, nicht einfach zu resignieren. Aber das wäre wohl kaum professionell gewesen. Oh nein, dieser Haufen würde die volle Packung schon abbekommen, daran bestand kein Zweifel.


    "Soso, Scato. Der Herr haben sich wohl schon zur Ruhe gebettet. Soll ich dem Herrn noch ein bisschen Wein und Käse zum wohlverdienten Feierabend servieren lassen?
    STEH. SOFORT. AUF. Und für jeden nicht odentlich ausgeführte Liegestütze rennst du noch eine Runde. Und ich würde sagen von den paar zwanzig Liegestütze, die du... angedeutet hast, waren zehn ordentlich... obwohl, du würdest uns wahrscheinlich draufgehen was? Und dann müssten deine Kameraden deine traurigen Überreste zum Müllhaufen schleppen. Mann, Mann, Mann. Renn einfach noch zwanzig und mach schnell. Der Rest macht nämlich so lange weiter Liegestütze, wie Scaco am Rennen ist. Auf geht's."

  • "Jawohl", kreischte Scato, machte, dass er auf die Beine kam und raste mit einer Staubwolke los.


    Seine Kameraden mussten für seine Schwabbelarme bitter bezahlen, was besonders ausgerechnet die betraf, die ihre fünfzig Liegestütze schon so schön abgearbeitet hatten. Er würde diese verdammten Liegestütze fortan jeden Tag trainieren, früh und abends, vor und nach der Ausbildung und während dessen sowieso auch noch! Sowohl er als auch seine Kameraden konnten von Glück reden, dass er in den Beinen hatte, was ihm in den Armen fehlte. Für einen Zivilisten mochte Scato ganz gut sein, für einen Soldaten aber war er ein Nichts. Das Laufen würde er auch noch außerhalb der Dienstzeit trainieren, damit er wenigstens etwas vorweisen konnte, worin er wirklich gut war. Und er würde seinen Kameraden heute abend einen ausgeben, um sich wieder einzukratzen.


    Scato wurde zum Ende hin langsamer, aber er versuchte, sein Bestes zu geben, damit die anderen sich nicht endlos quälen mussten. Die Wiederholung der zwanzig Runden waren auch für einen passablen Läufer wie ihn hart. Immerhin aber besser als die von Maro angedrohten vierzig. Zwischendurch musste er im langsamen Lauf erholen, es war unmöglich für ihn, diese Strecke durchzusprinten. Als es schlussendlich geschafft war, sah er aus, als wäre er samt Klamotten in einen heißen Kochtopf gefallen. Seine Haut war knallrot und klatschnass, seine Tunika vollkommen durchgeweicht. Zu allem Übel dampfte er in der Kälte, wie auch die Kameraden, die sich durch die endlose Menge an Liegestützen hatten quälen müssen.


    Er nahm an seiner Ausgangsposition wieder Haltung an und wartete keuchend, schwitzend und dampfend auf den nächsten Anschiss.

  • Maro hatte den Fortschritt von Scato und die zunehmend verzweifelten Übungen der anderen Rekruten stillschweigend beobachtet. Allein mit ihren Gedanken waren sie am besten aufgehoben, oh ja.


    "Aha. Nachdem Scato geruht hat, sich wieder zu uns zu gesellen. Aufstehen! In einer geraden Linie aufstellen! Und wenn ich sage gerade, dann meine ich gerade. Vorwärts."

  • Lurco beobachtete mit Argwohn wie Scato die Liegestützen zurechteierte. Das sah alles andere als gut aus. Bei Nummer Vierundzwanzig machte er schlapp. Zum Glück verdonnerte der Centurio Scato zum Laufen! Wenn der Bursche eines konnte, dann sprinten.


    Er selbst durfte die Kraft seiner Arme unter Beweis stellen, indem er so lange weiter Liegestütze machen musste, bis Scato seinen Rundlauf beendet hatte. Lurco hoffte das Scato flott rannte, denn auch wenn er ein Schlappschwanz war, waren seine Arme auch irgendwann am Ende.


    Scato rannte was das Zeug hielt, aber zwischendurch wurde er auch langsamer um sich zu erholen. Lurco versuchte es ihm gleichzutun, indem er die Liegestütze in die Länge zog. Am morgigen Tag würde er gewaltigen Muskelkater in den Oberarmen haben, aber was tat man nicht alles für einen Kameraden? Mit zusammengebissenen Zähnen und mittlerweile zittrigen Armen stemmte sich Lurco weiter hoch und runter. Wobei er einen Moment länger auf dem Boden blieb, bevor er sich wieder in die Höhe wuchtete.


    Endlich hatte Scato seinen Lauf beendet. Lurco stellte sich neben seinem Kameraden auf und sah nicht weniger geschafft aus als Scato. Oh ja, er würde mit ihm üben! Nicht nur für Scato, sondern für die ganze Einheit. Was Scato in den Armen hatte, würde ihnen erspart bleiben. Seine Kehle fühlte sich mittlerweile ausgetrocknet wie Wüstenboden in der prallen Sonne. Und sie hatten gerade erst einmal angefangen.


    Maro gab den nächsten Befehl. Sie hatten sich in einer Linie gerade aufzustellen und dem kamen sie auch nach. Jedenfalls sah es doch recht gerade aus, fand Lurco. Dabei hoffte er, Maro meinte die Linie und nicht die Rekruten selbst. Einen Augenblick später marschierten sie vorwärts und Lurco achtete darauf möglichst einen gleichmäßigen Abstand zum Vormann einzuhalten.

  • Die Tirones formten eine Reihe. Scato merkte, dass seine Schienbeinmuskulatur am rechten Bein rumkrampfte, aber es war noch nicht so schmerzhaft, dass er nicht mehr gehen könnte. Sie versuchten, eine schöne Reihe zu bilden, was an den beiden Enden am schwierigsten war, da die Tirones dazu neigten, einen Halbkreis um den Centurio formen zu wollen, letztlich sah es aber ganz in Ordnung aus, fand er. Bis ihm auffiel, dass einige offenbar eine zweite Reihe hinter ihnen bildeten. Au weia.


    Als Maro dann das Kommando "Vorwärts" gab, war Scato überfordert. Die Tirones gingen nun vorwärts, er aber hatte gedacht, dass sei nur das Kommando zum Ausführen des letzten Befehls gewesen - nämlich eine Linie zu bilden. Trotzdem folgte er der Linie nach vorn, damit es wenigstens ordentlich aussah, egal ob sie gerade verkackten oder nicht. So verkackten sie wenigstens kollektiv. Besser, als wenn er als einziger stehenblieb und derjenige war, der wieder Murks machte.

  • "Staaaate.", kommandierte Maro. "Erstens. Mit viel Fantasie konnte man vielleicht erkennen, dass das eine Linie werden sollte. Aber meine Fantasie ist leider nicht sehr ausgeprägt. Deswegen werden wir das morgen weiter üben. Und übermorgen und überüber... na ihr wisst ja schon. Es ist wichtig, dass ihr das ins Gefühl bekommt. Heute war ein kleines Antesten. Zweitens. So lange wie ihr gebraucht habt um euch in diese nennen wir es Linie zu stellen, wär ein normaler Miles fast bis zum Rhein und wieder zurück marschiert, ohne aus der Puste zu kommen, verlasst euch drauf. Aber ihr seid ja noch keine Milites nicht wahr?"
    Er ließ das kurz in der Luft hängen, dann war es Zeit für die nächste Lektion.
    "Damit ihr jetzt nicht aus den Latschen kippt, gibts jetzt eine kleine Verschnaufpause für die versammelte Damengesellschaft. Ich will sehen, ob ihr genau so wenig im Hirn habt, wie in den Muskeln. Lurco! Zähle mir alle Ränge der Cohortes Urbanae auf. In aufsteigender Reihenfolge."

  • Maro pflegte diese Frage jedes Mal zu stellen. Und er bekam immer eine andere Antwort. Meistens vergaßen die Tirones einen oder gar mehrere Ränge. Oder ließen sie einfach weg.


    "Jaja, auf Nummer sicher gehen wie? Immunes und Principales? Das geht präziser. Aber lassen wir das. Was ein Optio ist, wird dir sicher eindrücklich klar, wenn du einen triffst und du ihn verwechselst. Hehe.


    Und: Wenn ich sage "zähle die Ränge auf", meine ich "zähle die Ränge auf". Wenn ich nur die für dich erreichbaren hätte haben wollen, hätte ich das ja wohl gesagt, nicht? Erste Regel in des Kaisers glorreichem Heer: Tu genau das, was dir gesagt wird. So. Ich hoffe, jeder hat das Problem kapiert. Für euch bedeutet das: mehr Arbeit. Alle machen Liegestütze während Lurco fünf mal um den Platz rennt."

  • Lurco war guter Dinge, er hatte nur einen Rang und zwar den des Optio vergessen. Das war doch eine geniale Trefferquote. Aber Strafe musste sein, dass verstand er. Immerhin konnte eine einzige Information schon eine ganze Ermittlung oder Aufgabe zum Einstürzen bringen. Und Maro war da sie zu drillen, sie anzulernen und nicht zu schonen. Was er heute versäumte ihnen einzuprügeln, kostete morgen vielleicht einem Kameraden das Leben.


    Lurco nahm es sportlich, den Optio würde er garantiert nie wieder vergessen und rannte los, so schnell es seine Beine noch zuließen. Dass die Arme von Scato bereits jetzt die Konsistenz von Grütze hatten, war ihm klar. Den anderen erging es sicher nicht besser. Also sputete er sich mit seinem Lauf so gut es ging, auch wenn ihm selbst dabei die Beine ganz schön wabbelten.


    Nach der letzten der fünf Runden bezog er wieder bei den anderen Stellung und nahm so gut es ging, Haltung an.

  • Scato grinste schadenfroh, als sein Kamerad den Anschiss kassierte. Der perfekte Lurco hatte etwas verpatzt! Das zu sehen, tat einer niederträchtigen Ecke seines Geistes gut, auch wenn er Lurco ansonsten mochte. Das Grinsen verging Scato jäh, als Maro sie in der Konsequenz für Lurcos Fehler weitere Liegestütze machen ließ, und zwar samt und sonders. Keine Kniebeuge, keine Rumpfbeuge, nein, weitere Liegestütze. Nur Lurco durfte rennen. Während Lurco frohen Mutes und selbst nach dem Anschiss noch zufrieden dreinblickend seine Runden trabte, schwitzte Scato Blut und Wasser. Wie lang konnten eigentlich fünf Runden sein? Die Liegestütze waren kaum als solche zu identifizieren und Scato kam nicht ohne weitere Bauchlandungen aus. Wenigstens war der Kontrast zu den übrigen Kameraden nicht mehr so ausgeprägt, von denen inzwischen einige Mühe hatten, die Übungen noch sauber auszuführen. Wie sollte Scato diesen Tag nur überleben?! Er würde sterben, einfach tot umfallen!


    Als Lurco sich endlich wieder einfand, zwar etwas wackelig auf den Beinen, aber immer noch mit diesem unverschämt zufriedenen Gesicht, sah Scato aus, als hätte man versucht, ihn hinter einem Pferd zu Tode zu schleifen. Er war nicht mehr nur schweißnass und rot, sondern auch von oben bis unten mit Exerzierplatzdreck beschmutzt und blickte ausgesprochen biestig drein.

  • Als Lurco die Runden absolviert hatte, ließ er den Haufen wieder aufstehen.


    "So. Ich glaube ihr habt genug für heute. Waffen gibts morgen. Dafür braucht ihr das bisschen Grips, der vielleicht in eurem Hirnkasten begraben sein mag und eure Konzentration. Rüstung aufnehmen. Wegtreten"


    - AM NÄCHSTEN MORGEN -


    Am nächsten Morgen stand Maro frisch ausgeruht wieder auf dem Exerzierplatz, die Rüstung geputzt, den Weinstock im Anschlag.
    Etwas, das er nicht von allen Rekruten behaupten konnte. Nachdem er säumige und allzu verschlafene erst einmal eine gute Runde angeschrien hatte, kam er zügig zur Sache.


    "Heute schauen wir uns die Waffen an. Ein Wort zur Vorsicht. Ihr benutzt heute vielleicht Übungsschwerter. Aber für unsere Zwecke werden sie behandelt wie das reale, scharfe Ding. Wenn ich also jemanden erwische, der hier herum fuchtelt oder anderen Unfug treibt, oder das Pilum später ohne meinen Befehl wirft, schneide ich dem betreffenden die Innereien raus und stecke sie ihm in den Hals, das könnt ihr mir glauben.
    So. Jeder nimmt sich ein Schwert und einen Schild und wir gehen rüber zu den Übungspfählen. Unterwegs wird uns Scato erklären, was ein Gladius ist und was er glaubt, wie man ihn einsetzen soll."

  • Maro begrüßte die Rekruten am nächsten Morgen mit der ihm eigenen Art von Fürsorge. Sein Geschrei mochte für manch einen schwer zu ertragen sein, aber es sorgte auch dafür, dass sie alle nun munter und bei der Sache waren. Wer sich noch halb im Reich der Träume befunden hatte, hörte ihm nun aufmerksam zu. Wie befohlen buckelten sie Schild und Übungswaffe und gingen zu den Übungspfählen. Einige blickte dabei etwas nervös auf den drohenden Weinstock in Maros Hand, als er seine erste Frage stellte und waren dann erleichtert, dass es nicht sie erwischte.


    Scato aber freute sich über die an ihn gerichtete Frage. In der Praxis hatte er leider in vielen Disziplinen noch das Nachsehen gegenüber den besser trainierten Kameraden, doch da sein Vater bei der Legio I Trajana gedient hatte, war ihm über die Theorie einiges bekannt. Vielleicht hielt ihn Maro danach zumindest nicht mehr für einen völlig hoffnungslosen Fall.


    "Der Gladius ist ein kurzes Schwert und die Standardwaffe unserer Infanterie. Weil er so kurz ist, ist er ausgesprochen stabil und zudem bestens für den Kampf in engen Formationen geeignet. Weniger allerdings im Einzelkampf außerhalb geschlossener Formationen. Im Kampf wird der Gladius als Hieb- und Stichwaffe eingesetzt und zielt vor allem auf den Kopf und den Unterleib. Er schlägt schreckliche Wunden, er ist den Waffen der Barbaren weit überlegen." Er überlegte kurz. "Zu beachten ist, dass der Schutz am Griff des Gladius nicht als Parierstange gedacht ist, sondern nur verhindert, dass die Hand beim Stoß auf die Klinge rutscht. Für die Deckung dient der Schild. Getragen wird der Gladius an der rechten Seite, so dass das Ziehen nicht ganz einfach ist. Dafür kommt er sich aber nicht mit dem von der linken Hand gehaltenen Schild ins Gehege."

  • Lurco schleppte sich auf den Exerzierplatz und nahm seinen Platz in der Reihe ein. Auch von ihm forderten die ungewohnten Übungen ihren Tribut. Ihm schmerzten Muskeln, von denen er nicht einmal wusste, das er sie hatte. Maro sah aus wie aus dem Ei gepellt, für ihn waren die Übungen ein Klacks. Nun dass musste auch so sein, denn der gute Centurio war schließlich ihr Ausbilder. Vielleicht würde er selbst eines fernen Tages ebenso vor einem Haufen Rekruten stehen und konnte sein Wissen weitergeben. Aber vermutlich war eine lange Zeit noch die Rekrutenseite seine Seite. Die heutige Übung untermalte das Wissen, denn heute war ihr erster Tag an der Waffe. Einer Holzwaffe, damit sich keiner versehentlich mehr als ein S amputierte oder gleich enthauptete.


    Gerade als er sein Schwert und Schild aufgehoben hatte und den ersten Probeschlag führen wollte, verbot Maro genau das. Lurco hielt so schnell in der Bewegung inne, als wäre er zur Salzsäule erstatt und senkte beides gehorsam.


    Sie trabten zu den Übungspfählen und Scato hatte die Ehre das Gladius zu erläutern. Lurco hörte aufmerksam zu. Das Gladius wurde später also ihre Hauptwaffe. Vor den Übungspfählen wartete er ab und musterte Maro aufmerksam.

  • Scatos Antwort war für einen Rekruten hervorragend. Aber es war nicht Maros Art auf dem Exerzierplatz mit Lob um sich zu werfen.


    "Korrekt Scato. Ihr anderen habt hoffentlich zugehört. Denn ihr werdet es brauchen. Ihr werdet auch feststellen, das es beim Kampf mt dem Schwert um mehr geht, als das was Scato in der Theorie erläutert hat. Damit meine ich mystischen Schwachsinn, von wegen "bestes Schwert der Welt", den man von ignoranten Zivilisten zu hören bekommt. Es stimmt, dass der Gladius ein herausregendes Stück römischer Militärtechnik ist und das Rom diesem Schwert viel verdankt. Aber ein Schwert ist nur so gut, wie der, der es führt.
    In diesem Sinne werden wir uns jetzt um diese Grundtechniken kümmern. Jeder von euch wird sich jetzt zu einem der Übungspfähle begeben. Dort werdet ihr folgende Übung ausführen: Zustechen - hinter den Schild ducken und wieder zustechen. Körperspannung und Konzentration sind die Schlüssel. Am Anfang führt ihr jede Bewegung bewusst aus. Über die nächsten Wochen wird euch das in Fleisch und Blut übergehen. Schöne fließende Bewegungen müssen das sein. Jede einzelne so konzentriert und kraftvoll wie ihr könnt. Los jetzt. Zustechen - hinter den Schild ducken und wieder zustechen. Bis ich sage, das es genug ist."

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