Grundausbildung - Lurco und Scato

  • Lurco ging etwas langsamer so dass Scato zu ihm aufschließen konnte. Er stellte sich zurück zu den anderen und schenkte Scato ein aufmunterndes Lächeln.


    "Haken wir das Thema einfach ab. Wir haben uns genug darüber geärgert. Quatschen wir nachher lieber über was Schönes. Über den Löwen zum Beispiel", schmunzelte Lurco und wartete ab, was sie als nächstes zu tun bekamen.


    Er war sich sicher, in der Latrine würde er noch oft genug an den Kackschwamm denken, den musste er schließlich auch reinigen.

  • "Aha. Da gesellen sich der Ohnmächtige und der Vollidiot wieder zu uns. Gerade rechtzeitig für den letzten Tagesordnungspunkt. Die Schleuder. Die werdet ihr in keinem Ausbildungsprogramm einer anderen Stammeinheit mit Milites finden. Die ist CU spezifisch. Eine Lehre aus dem Sklavenaufstand, bei dem damals wir wunderbaren Milites gegen die Schützen und Steinewerfer maximal böse aus der Wäsche schauen konnten. Deswege: Schleuder. Sogar ihr witzloser Haufen dürfte das Konzept kapieren. Da hinten liegen die Dinger und unser CU-eigener Steinhaufen. Da drüben stehen die Ziele. Los geht's"


    Vorsichtshalber nahm Maro sich einen Schild. Er würde besonders Scato im Auge behalten.

  • Lurco nickte knapp auf die freundliche Begrüßung hin. Der nächste Übungspunkt war die Schleuder, der Cohortes zu eigen, wegen der Sklavenaufstände! Na da waren sie schon wieder. Er wurde sie einfach nicht los. Wobei, doch! Maro hatte ihnen gerade das Allheilmittel gegen aufmüpfige Sklaven und anderes Gesindel geliefert - die Schleuder!


    Mit grimmig-glücklicher Miene stapfte Lurco zu den Schleudern und nahm sich eine.
    Funda nannte man sie auch und er hatte gehört, dass man sie mit Glandes verwendete. Dies waren dattelförmige Bleigeschosse. Ihre Wirkung war hervorragend und verheerend. Sie konnten Schilde und ungeschützte Schädel zerschlagen, einem Helmträger den Kopf durchschütteln. Sie konnten sogar in den Körper eindringen, schleuderte man die Geschosse hart genug.


    Aber die Schleuder war nicht leicht zu beherrschen, Geschick und Kraft gingen hier Hand in Hand. Um so länger die Schleuder, um so mehr Kraft konnte man in das Schleudern legen. je kürzer die Schleuder war, um so schneller kann man sie benutzen und sie wurde zielgenauer.


    Sie war eine gute Waffe für Häuserkampf und auf kurze Distanz, wobei einige Schleuderer auch gute Reichweiten erlangten.


    Die Schleuder wurde eigentich ursprünglich von Hirten benutzt, so hieß es. Diese vertrieben damit Raubtiere, die sich der Herde näherten. Ansonsten hatten die Hirten den ganzen Tag nichts zu tun, als sich die Langeweile mit Üben zu vertreiben.


    Auch hier hieß es Übung machte den Meister.


    Lurco nahm sich das erste Übungsgeschoss und hielt die Schleuder beim Schwung zuerst auf Hüfthöhe, sicher war sicher. Sein erster Versuch war kläglich, aber es galt erstmal ein Gefühl für diese ungewöhnliche Waffe zu bekommen.


    Aber sie war es wert, leicht und jederzeit konnte man sie mit sich führen. Sicherheitshalber schaute er wo Scato stand, nicht dass er sich dessen ersten Versuch durch den Kopf gehen lassen musste.

  • Auch Scato grüßte den Centurio mit einem Nicken. Er entnahm Maros Worten, dass dieser ihn wieder mochte, was ihn etwas beruhigte. Zumindest redete er sich ein, dass es so war, auch wenn Maro vorsichtshalber hinter seinem Schild in Deckung ging.


    Die Schleuder war eine oft unterschätzte Waffe. In Reichweite und Wirksamkeit waren ihre Einschläge einem Pfeiltreffer ebenbürtig. Schleuderer konnten Schilde zerschlagen, ein Treffer auf den Helm konnte zu Gehirnerschütterung oder Erblindung führen. Der größte Nachteil dieser Waffe lag darin, dass es sehr schwierig war, damit zu zielen, was allerdings genau so auf Pfeil und Bogen zutraf, weshalb Bogenschützen des Heeres täglich diese Waffe trainierten. Für effektive Schleuderer galt das Gleiche, weshalb sie oft als Söldner rekrutiert worden, anstatt die Ausbildungszeit der eigenen Truppen damit zu belasten. Doch die Cohortes Urbanae hatten sehr guten Grund dafür, dies anders zu handhaben und Scato war darüber nicht böse.


    Die Geschosse sahen aus wie Eier, was er lustig fand. Damit würde er Lurco gern ärgern, aber nicht auf dem Exerzierplatz und erst recht nicht, nachdem Maro sich gerade erst wieder beruhigt zu haben schien. So nahm Scato brav und ohne Seitenblick zu Lurco sein eiförmiges Geschoss, legte es in die Mulde der Schlinge und schleuderte. Der Stein flog schräg nach sonstwo. Mit einem dumpfen Geräusch und einer kleinen Staubwolke schlug er in den Sand ein. Scato presste die Lippen zu einem schmalen Strich und versuchte es nochmal.


    Nach einigen Übungsdurchgängen hatte er ein Gefühl dafür entwickelt. Je mehr der Steinhaufen schrumpfte, umso öfter näherten seine Geschosse sich der Zielscheibe, bis sie schließlich trafen. Scato machte bei seinem ersten Volltreffer einen kleinen Freudensprung und übte gemeinsam mit den anderen weiter, bis der Steinhaufen leer war und der Exerzierplatz vor ihnen aussah wie ein sehr unbequemer und steiniger Strand.

  • "Na schön, das reicht, bevor ihr noch jemanden aus versehen damit erlegt. Schluss für heute. Morgen gehts zum Schwimmen. Die die es können, freut euch drauf. Die, die es nicht können, werden es morgen sehr unsanft lernen. Wegtreten."


    AM NÄCHSTEN MORGEN.


    Wieder wohlausgeruht und in voller Montur stand Maro am nächsten Morgen vor der Mannschaft.


    "Also die Damen. Wer von euch Cretins kann nicht schwimmen? Hand hoch und bitte ehrlich sein. Sonst ersauft ihr."

  • Wie von Maro befohlen, hatte Scato sich nach dem gestrigen Dienstschluss das erste Mal zu seiner Strafarbeit gemeldet. Wenn der heutige Tag vorbei wäre, würde er mit Lurco beim Officium des Centurios vorsprechen, da sie sich über ihre Karrieremöglichkeiten erkundigen wollten.


    Vorerst aber ging es an einen weiteren spannenden Ausbildungsinhalt - das Schwimmen. Dazu waren sie zu Scatos Verwunderung alle in voller Montur angetreten. Maro hatte regelrecht gute Laune - das bedeutete vermutlich, dass das Schwimmen eine der Disziplinen war, bei der sich die Tirones auf besonders unterhaltsame Weise quälten. Scatos Hoffnung, dass sie die Rüstung noch ablegen durften, bevor sie ins Wasser gingen, war das nicht zuträglich. Glücklicherweise gab es in Mantua mehr als genügend Wasser, so dass Scato schon als Kind gelernt hatte, nicht unterzugehen. Die Stadt lag an den Fluten des Mincio. Mit seinem kleinen Bruder Lamia hatte er oft im Wasser getobt. Selbstverständlich war es allerdings nicht, dass jemand schwimmen konnte. So wartete Scato gespannt, wie viele sich noch als Nichtschwimmer offenbaren würden.


    Sim-Off:

    Wir waren so frei, schon mal an der Tür deines Officiums zu klopfen. :)

  • Lurco fragte sich was als Schwimmen zählte? Durch das Wasser zu pflügen wie ein Fisch oder sich treiben lassen wie in den Thermen? Dort konnte sicher jeder einige Züge machen und sich so über Wasser halten. Er jedenfalls konnte sich über Wasser halten und in den Thermen kam er auch blendend zu Recht.


    Nur fragte er sich, weshalb sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Ausrüstung baden gehen sollten. Bei den ratlosen Gesichtern war er nicht der Einzige mit der Frage. Maro würde schon wissen, was er tat. Vielleicht erfolgte der Befehl des Abrüstens ja noch.


    Lurco wartete gespannt, was als nächstes geschah.

  • "Keiner, was? Gut das werden wir sehen" Er machte auf dem Absatz kehrt, sodass er in Richtung des Tors der Castra blickte. "Ausrüstung aufnehmen. Wir marschieren runter zum Tiber."
    Die Schwimmstunde am Tiber war immer ein absolter Höhepunkt und würde gleichzeitig den Abschluss der Ausbildung markieren.

  • Zum Tiber?! Scato und auch einige andere warfen einen sehnsüchtigen Blick in Richtung ihrer heißgeliebten Lagerthermen, die annähernd jeden Abend nach Dienstschluss die Anstrengungen und den Dreck des Tages in pures Wohlgefallen auflösten. Stattdessen erwarteten sie nun die kalten, verdreckten und gottlosen Fluten des Tiber ...


    Kein Schmachten nützte etwas und Scato wandte den Blick wieder nach vorn. Der Befehl war erteilt worden. Scato machte sich wie die übrigen Kameraden marschfertig. Im Gleichschritt folgten sie in voller Montur ihrem Ausbilder.


    Trans Tiberim - Tirones beim Planschen >>

  • Maro gab den Befehl, dass sie runter zum Tiber marschierten. Lurco folgte wie alle anderen dem Befehl umgehend, auch wenn ihn bei dem Gedanken an die Brühe schon etwas mulmig wurde. Befehl war Befehl. Vielleicht war aber auch genau dass, was Maro testete neben den Schwimmkünsten. Lurco folgte seinem Kumpel Scato und versuchte dabei so gleichmütig wie möglich auszusehen.

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