Lupanarbesuch-Versuch Nr. 2

  • Scato reichte Lurco den ersten Becher und nahm dann den zweiten für sich entgegen. Die Garküchen an den Hauseingängen der Subura waren preiswert und manchmal sogar gut. Er schloss die kalten Finger um den Becher mit heißem Gewürzwein. Obgleich es dem Kalender nach Frühling war, fuhr der Winter noch einmal ungebremst hinab auf die Urbs Aeterna. Flocken setzten sich auf ihren wollenen Überwürfen ab. Es war dunkel, von den Öllampen auf der Theke abgesehen.


    Scato hatte Lurco trotz des Wetters dazu überredet, mit ihm nach Dienstschluss in die Subura zu gehen. Seinem Freund fiel in der Castra Praetoria die Decke auf den Kopf und seine Laune wechselte zwischen mürrisch und verzweifelt. Andere freuten sich über die Ruhe in der Stadt, aber Lurco hätte lieber ein paar Verbrecher vermöbelt. Scato bereitete das große Sorgen und er hatte fieberhaft überlegt, wie er ihn aufmuntern konnte, bis ihm die Idee für den heutigen Ausflug gekommen war. So gedachte Scato, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Auch ihm lag etwas auf dem Herzen und das wollte er mit Lurco nur außerhalb der Mauern besprechen. Allerdings hatte er das noch nicht zur Sprache gebracht.


    Die Gehsteige waren um diese Uhrzeit voller Menschen. Auf den Straßen donnerten die schwer beladenen Fuhrwerke entlang, die erst nach Sonnenuntergang in die Stadt fahren durften. Die Wege waren schmutzig unter ihren Sandalen, doch der meiste Unrat war gefroren. Scato rückte dicht an Lurco heran. "Bereit für eine Schandtat?", raunte er mit einem aufmunternden Grinsen, wobei sich Dampf vor seinem Mund bildete.

  • Lurco nahm mit dankbarem Nicken einen Schluck des heißen Gewürzsweins, während sie die vereisten Straßen entlang schlenderten. Das Wetter hatte dem Kalender getrotzt, Frühling und dennoch Frost und Schnee. Aber was wollte man machen?


    Scato hatte ihn zu den Ausflug überredet, ehe ihm noch völlig die Decke auf den Kopf fiel. Lurco nahm noch einen Schluck und fragte sich, wann er das letzte mal durch die Straßen gezogen war. Der Lauf der Luperci schien ihm so weit entfernt, wie eine andere Dinge an die er sich sehr gerne erinnerte. Der Lauf hatte Spaß gemacht und wer war nicht gerne im Namen eines Gottes unterwegs?


    Der Spaziergang an der frischen Luft tat gut, er klärte Lurcos trübe Gedanken. Die Baracke VII war Ihr Zuhause, aber nur Zuhause konnte man auch nicht sitzen. Irgendwann war jeder Würfel gerollt, jede Geschichte erzählt und ausgeschlafen war man irgendwann auch dermaßen, dass man mit seiner Energie kaum wusste wohin und sich nur noch müde schlief. Und ständig in die Therme zu gehen oder auf die Latrine brachte auch keine Lösung.


    Umso mehr hatte ihn die Einladung von Scato gefreut.


    "Welche Schandtat hast Du denn vor?", hakte Lurco schmunzelnd nach und nahm noch einen Schluck Gewürzwein.

  • Der heiße Wein war wohltuend. Er nahm Scato die Angst, ohne ihn wirklich trunken zu machen. Nein, diesmal gab es keine feige Flucht in die Tiefen des Rauschs. Mehr als eine kleine Hilfe zum Auflockern würde der Alkohol heute nicht sein.


    "Erinnerst du dich an unser Gespräch in den Gärten von Maecenas, Lurco?" Scato beobachtete aufmerksam das Gesicht seines Kameraden hinter der Tasse. Die Themen, die sie dort besprochen hatten, waren sehr persönlicher Natur gewesen. "Ich möchte es gern noch einmal versuchen. Diesmal richtig. Und ich wollte dich fragen, ob du dabei sein wirst?" Scatos Hals fühlte sich trocken an, während seine Finger immer feuchter wurden. "Es ist eine Einladung."

  • Lurco schlürfte den Wein und schaute Scato von der Seite an.


    "Ich erinnere mich sehr gut an unsere Gespräche in dem Garten. Die Einladung nehme ich an, aber dazu möchte ich von Dir wissen, wozu genau ich eingeladen werde. Gehen wir gemeinsam ins Lupanar und jeder hat Spaß. Oder gehen wir gemeinsam hinein und haben gemeinsam plus einer Buchung zu dritt Spaß? Also was beinhaltet Deine Einladung Scato?


    Und wir sollten in ein Lupanar gehen, dass wir uns zur Zeit leisten können, die Luxusvariante wie letztens ist im Moment nicht mehr drin. Dafür haben wir zuviele andere Dinge anschaffen müssen. Aber die normale Version tut es schließlich auch. Auch auf einem Esel kann man heimreiten, muss kein Vollblut sein", grinste Lurco prustend.

  • "Wenn ich nicht wöllte, dass du dabei bist, würde ich dich nicht einladen, sondern allein gehen, oder?", gab Scato zurück. Aufgrund seiner Nervosität sprach er etwas schnell. "Ich habe uns schon ein Lupanar rausgesucht. Ganymed. Es ist jenes, von welchem sie an besagtem Tage deinen Germanen herbeigeholt haben, dort haben sie auch Griechen, vermutlich war dein Germane in Wahrheit einer. Die Preise sind nicht halb so astronomisch wie die im Magnum Momentum, den gleichen Mann hättest du vor Ort für einen Bruchteil des Preises bekommen. Die haben uns schön über den Tisch gezogen."

  • "Ist das Betrug einen Griechen als Germanen auszugeben? Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Jedenfalls hatte ich keinen Grund mich zu beschweren. Tja den Tag haben wir doch trotzdem genossen. Du vielleicht weniger, aber Du warst trotzdem eine Erfahrung reicher Scato. Diesmal wird es anders. Bleib ruhig und entspanne Dich, dafür gehen wir ja ins Lupanar.


    Verstehe, dann freut mich die Einladung doppelt und das in mich gesetzte Vertrauen ebenso. Ganymed. Klingt vielversprechend, ich war noch nicht dort. Falls mich mal die Lust gepackt hat, war ich ehr in einer Taberna mit weitreichendem Angebot.


    Wie bist Du auf das Lupanar gekommen? Keine Ahnung wieso ich jetzt drauf komme, aber irgendwer hat die Kackschwämme poliert", grinste Lurco und knuffte Scato gut gelaunt.

  • "Der Preis war Betrug", lachte Scato und knuffte ihn zurück. Mit einem Schluck leerte er seinen Wein und stellte die Schale wieder auf den Thresen.


    "Ich hatte mich im Magnum Momentum danach erkundigt, woher sie diesen ... jetzt habe ich seinen falschen Namen vergessen ... von wo sie ihn herbeordert hatten und so führte die Spur zum Ganymed. Komm, trink aus, ich bringe uns hin, bevor uns die Füße festfrieren. In welcher Taberna warst du denn ohne mich?" Eine kleine Ecke in Scatos Hirn fühlte sich verraten, obwohl er ja selber auch ab und zu allein unterwegs war. Nun, Gefühle waren bekanntlich nicht immer logisch. Er wartete, bis Lurco so weit war und gab den Weg vor.


    "Den vorbildlichen Zustand der Reinigungsutensilien verdankst du übrigens Tarpa und mir."

  • Lurco trank seinen restlichen Wein auf Ex aus und stellte den Becher ebenfalls zurück auf den Tresen.


    "Danke für den Wein. Ohne Dich? Nun Scato, als ich zuletzt in der besagten Taberna zum war, kannte ich Dich noch gar nicht. Zum flinken Fussel heißt die Taberna, sie ist ziemlich klein und bietet das was man braucht. Du verstehst schon. Große Auswahl an Getränken und Gesellschaft gibt es dort nicht, aber es ist sauber und günstig. Mehr kann man nicht verlangen. Fussel ist der Besitzer, der Name bezieht sich auf seine restliche Haarpracht. Ganz umgänglicher Kerl.


    Na dann gilt Dir und Tarpa mein besonderer Dank für die Hochglanzkackschwämme. Sie fühlten sich irgendwie besonders weich und anschmiegsam an", lachte Lurco und folgte seinem Kameraden durch das Straßengewirr.


    Bei dem Dreck der auf der Straße lag, war er froh darum, dass es doch noch einmal Frost gegeben hatte. So waren ihre Sandalen vor dem Dreck geschützt.

  • Seine Gedanken auf diese Erklärung hin, das Gefühl des Triumphes inbegriffen, behielt Scato für sich. Stattdessen tat er, als wäre das für ihn nur eine Information am Rande. Er führte Lurco die Hauptstraße entlang durch die nächtliche Subura in Richtung des Forum Romanum. Auf einem Pflasterstein mitten auf dem Weg war schließlich ein Penis eingemeißelt, der mit seinem Kopf um die Ecke zeigte. An dieser Stelle bogen sie, der unmissverständlich angezeigten Richtung folgend, in eine besonders schäbige Seitengasse ein. Allein wäre es ihm hier doch ein wenig unheimlich gewesen. Personen lungerten an den Wänden herum und raunten etwas, manche traten auch in paar Schritte hervor, doch Scato wollte hier niemanden von der Straße klauben, sondern es sich mit Lurco und irgendeiner Person von dessen Wahl in einem Zimmer gemütlich machen. Also ging er betont desinteressiert dreinblickend und bisweilen "Nein, danke" sagend an ihnen vorbei.


    "Da ist es." Er zeigte auf einen beleuchteten Hauseingang, vor dem einige Leute herumstanden, die so taten, als wären sie Griechen. Oder vielleicht waren es auch welche, Scato wusste es nicht. Man lotste sie hinein und ein schlanker Mann im Lendenschurz, der eine Haartracht aus künstlichen schwarzen Locken und einem Stirnreif trug, kam herbei, um sie zu begrüßen. Darüber war Scato froh. Er hatte es lieber, wenn es einen persönlichen Ansprechpartner gab, als dass er von allein Seiten belagert und bedrängt wurden, während gierige Finger an ihm herumnnestelten und wohl eher seinen Geldbeutel als seinen anderen Beutel suchten.


    "Na dann, gib mal deine Bestellung auf", sagte er nervös und ließ Lurco vorgehen.

  • Lurco folgte Scato durch die Straßen und Gassen, als sie auf ein sehr eindeutiges Symbol stießen ließ er kurz die Augenbrauen hüpfen. Sie liefen weiter, dabei schloss Lurco so zu Scato auf, dass klar war, dass sie beide zusammen gehörten. Scato war Meister darin sich in Schwierigkeiten zu bringen und ihn gleich mit hinein zu ziehen. Er erinnerte sich noch gut daran, wie ihn sein Freund die Luft genommen hatte.


    Nun vielleicht würde das heute erneut der Fall sein, aber diesmal bei einer wesentlich angenehmeren Aktion, die nicht vor der Tür des Medicus endete.


    Scato führte ihn zu einem kleinen Lupanar, dessen Hauseingang von Griechen oder solchen die es werden wollten regelrecht belagert wurde. Ohne zu zögern gingen sie hinein. Im Lupanar selbst überließ ihm Scato den Vortritt. Warum auch nicht?


    Er hatte sich schließlich gerne bereit erklärt, mit ihm erneut ein Haus der Lust aufzusuchen. Ein Mann mit Wuschelkopf und Stirnreif begrüßte sie persönlich. Fast erweckte es den Anschein, als wäre man in einem privaten Haus zu Gast.


    "Salve, mein Freund und ich wünschen uns ein Spiel zu dritt. Unsere gebuchte Begleitung sollte gebend und nehmen veranlagt sein. Von großer Statur, ruhig etwas kräftiger um den Bauch, von der gemütlichen Sorte. Und falls möglich kein Knabe, Mann. Was oder wen kannst Du uns empfehlen?", fragte Lurco.

  • Der Mann mit der künstlichen Lockenpracht lächelte. Scato fragte sich, ob das seine echten Haare waren oder eine Perücke. "Wie wäre es mit unserem Python?", schlug der Mann vor und wies auf einen Kollegen, der für einen Griechen recht blass, blauäugig und weißblond wirkte, aber gut, solche Griechen musste es ja auch geben. Vielleicht war er besonders teuer aufgrund seiner Seltenheit. Ein Blick auf Pythons Lendenschurz ließ erahnen, woher der Mann seinen Namen hatte. Scato musste schlucken. "Er ist ein ausrangierter Gladiator", fuhr der Lockige fort und in der Tat war das anhand seiner Statur nicht zu übersehen, besonders, was den Bauch anbelangte, denn zum Schutz ihrer Organe war es für Gladiatoren wichtig, nicht zu schlank zu sein.


    "Oder darf ich euch vielleicht unseren Satibarzanes emfpehlen?" Die Haare dieses Mannes waren so unordentlich wie sein Name. Er wies auf einen Burschen, der gerade aus einem Hinterzimmer kam und sich etwas zu trinken nahm. Auch er hatte sich in künstlichen Locken versucht, nur die lange Variante - und es war schrecklich schiefgelaufen. Abgesehen von seiner missratenen Frisur sah er jedoch ganz adrett aus. Auf Brust und Bauch wucherte Pelz, während Python glattrasiert war.


    "Gefällt dir einer von denen?", fragte Scato neugierig. Es fiel ihm schwer, Lurcos Geschmack einzuschätzen.

  • Lurco schaute sich beide von unten nach oben an. Zuerst blickte er ihnen in den Schritt, dann auf den Bauch und schließlich auf die ganze Statur. Er schaute von Scato zu den beiden Männern zurück und grinste seinen Kumpel an.


    "Wir nehmen Satibarzanes", entschied Lurco für sie beide.
    "Was hat der Gute zu bieten und womit weiß er zu erfreuen?", fragte er neugierig.

  • "Taten sagen mehr als Worte", sprach der Mann mit den falschen Locken und vermutlich sollte es geheimnisvoll klingen. In Wahrheit war er vermutlich einfach zu faul oder hatte keine Ahnung. Scato war schon zu lange bei den Urbanern, um Lügen ignorieren zu können. Er hielt sich dicht an Lurco, während der sich nach kurzer Analyse für das Haarmonster entschied. Wobei Monster keine faire Einschätzung war, der Mann hatte ein hübsches Gesicht mit dunklen Augen und langen schwarzen Wimpern, nur leider hatte er im Gegensatz zu seinem Kollegen den Kampf mit dem Calamistrum, dem Lockeneisen, gegen seine Zotteln verloren und rannte nun herum wie ein Wischmopp.


    Satzibarzanes freute sich, dass er erwählt wurde. Er lotste sie beide nach hinten zu den Zimmern. Während Python ihnen etwas missmutig nachsah, war Scato insgeheim froh, dass er von der Anwesenheit von dessen Würgeschlange verschont blieb. Die schmalen, gemauerten Betten in den winzigen Räumen der Lupanare waren berüchtigt, sogar die Kopfkissen waren gemauert in Form einer Erhebung am Kopfende. Die Räume in den Lupanaren glichen im Allgemeinen eher Gefängniszellen und hatten keine Fenster, damit man sich beeilte. Ein Akt dauerte in der Regel zehn Minuten, dann wurde dank der Öllampen die Luft knapp. Das war natürlich Absicht, denn Zeit war Geld. Doch hier erwartete sie überraschend eine Strohgefüllte Matratze auf einem gemauerten Doppelbett. Die Matratze sah aus wie ein breiter, viereckiger Sack, der das gesamte Bett einnahm. Ein Fenster gab es zwar auch nicht, aber eine Art Schießscharte, so dass die Luft eine Weile erträglich bleiben würde.


    "Kommt rein", bat Satzibarzanes, während er ihnen die Tür aufhielt. Nachdem sie eingetreten waren schloss er sie hinter ihnen und es wurde finster. Nur die Öllampe spendete ein wenig Licht, so dass man die Konturen der anderen erkennen konnte.Trotz seiner schweren Statur stieg Satibarzanes recht leichtfüßig auf das Bett, wo er sich hinplumpsen ließ. Dabei schwappten einige Wellen durch seinen Speck. Er war nicht älter als sie beide, nur etwas dicker und sehr viel haariger. "Womit mit darf ich euch heute erfreuen?", erkundigte er sich und schaffte es, dabei nicht wie ein Händler am Marktstand zu klingen, der seinen Kunden die Ware zurechtmachte. Eigentlich klang er sogar recht nett. Auf jeden Fall war er weniger respekteinflößend als Python sondern wirkte irgendwie kuschelig. Einladend klopfte er auf die Matratze.

  • Ihr Gastgeber war vermutlich neu in dem Beruf, so dass er gar nicht die Angebote des Hauses herunterrbeten konnte. Satzibarzanes würde sie schon passend aufklären. Sie folgten dem kuschligen Kerl in sein Arbeitszimmer, das erstaunlich geräumt eingerichtet war. Lurco freute sich darüber.


    Satzibarzanes schloss hinter ihnen die Tür, machte es sich auf dem einladenden Bett gemütlich und klopfte auf die Matratze. Lurco zog die Schuhe aus und folgte der Einladung. Er hockte sich Satzibarzanes genau gegenüber und grinste ihn gut gelaunt an.


    "Scato komm zu uns", bat Lurco und machte ihm Platz.


    "Salve Satzibarzanes, kennst Du die Bilder einiger Therme? Eines der Bilder zeigt drei Männer die hintereinander hocken und sich gegenseitig verwöhnen. Der erste in der Schlange wird nur verwöhnt, der in der Mitte gibt es seinem Vordermann und nimmt, der letzte im Bunde gibt nur. Sagt Dir dieses Bild etwas? Genau diese Szene möchten wir gerne nachempfinden", erklärte Lurco und streichelte Satzibarzanes über den Bauch.

  • Satibarzanes blinzelte zufrieden, als ihm die Wampe gestreichelt wurde. Das war er sicher nicht gewöhnt; Scato stellte es sich so vor, dass sonst eine schnelle Abfertigung erfolgte. Er schien jedoch über die Abwechslung nicht böse zu sein. Scato zog seine Caligae aus und rutschte zu ihnen. Er beobachtete, wie unbefangen Lurco den anderen berührte, der sich vorerst damit begnügte, Ruhe und Gemütlichkeit auszustrahlen und die Fragen zu beantworten.


    "Ah ja, das Bild kenne ich", antwortete Satibarzan. "Welche Reihenfolge schwebt euch vor?"


    Scato rutschte zu Lurco auf. Dessen Anwesenheit und Sicherheit bot ihm ein Gefühl des Schutzes, auch wenn Satibarzanes nun wirklich alles andere als furchteinflößend war, das musste sogar Scato zugeben. Was war es, wovor er Angst hatte? War es überhaupt Angst - oder einfach nur extreme Nervosität? Der Tag heute war ihm wichtig auf vielerlei Weisen.


    Dieses Wandbild hatte Scatos Fantasie über Jahre hinweg begleitet, auch wenn die vorderste Person da eine Frau gewesen war. Alles, was es ausstrahlte, war pures Einssein, das über die Körperlichkeit hinausging, die Beteiligten wirkten rundum ausgeglichen und glücklich. Und das wünschte Scato sich. Das Bild war für ihn der Inbegriff von gutem Beischlaf. Heute mochte sich erweisen, ob er recht gelegen hatte oder all die Jahre einem Traumgespinst hinterher gejagt war, das in Wirklichkeit an Scheußlichkeit nicht zu überbieten war.


    Was aber wünschte sich Lurco? Oder war er nur mitgekommen, um Scato einen Gefallen zu erweisen? Andererseits ... er war es, der den dritten Mann ihrer Runde ausgewählt hatte und dabei war er nach seinem eigenen Geschmack gegangen. Ganz so uneigennützig war die Idee, Scatos Lieblingsbild nachzustellen, also von ihm hoffentlich nicht. Das gab Scato ein Gefühl, dass es Lurco vielleicht gefallen würde. Er war schwer zu durchschauen und Scato gelang es nicht, die Antwort zu erraten. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es für die zwei routinierten Männer nervig sein musste, sich mit einer Fast-Jungfrau rumzuplagen. Würde Scato nicht stören, würden die beiden vermutlich schon auf der Matratze rumrollen. Mit zitternder Hand strich er über Lurcos Arm, um anzuzeigen, dass er es trotz seiner Zurückhaltung wirklich versuchen wollte. Dabei spürte er die Muskeln unter seiner gepflegten Haut. Lurco war wirklich ein schmucker Mann. Besser, er dachte nicht darüber nach, wie schmuck er wirklich war.


    Und plötzlich wusste Scato, wovor er sich fürchtete.

  • Lurco genoss die Streicheleinheiten von Scato und hielt einen Moment lang still, ehe er ihn so nah wie möglich zu sich heranzog. Das gleiche tat er mit Satibarzanes, so dass sie alle ganz nah beieinander saßen.


    "Die Reihenfolge der Nachstellung bestimmt Scato, es war sein Wunsch, drum darf er bestimmen wie wir es nachstellen. Das Wichtigste ist, dass es in Ruhe und Gemütlichkeit erfolgt. Keine Hektik, es geht nicht darum einen Rekord zu brechen, sondern darum Freude zu empfinden. Also Scato, lass hören", sagte Lurco und kraulte ihm zärtlich den Nacken.

  • Scato benötigte seine Zeit, um sich an die Enge zu gewöhnen, der er nun ausgesetzt war. Er roch Lurcos Haut und die geschmolzenen Flocken auf seiner Kleidung und er roch Satibarzanes, der sich großzügig mit Duftölen eingeschmiert hatte, aber trotzdem nach den vorherigen Kunden und nach körperlicher Anstrengung stank. Scato schob seinen Arm hinter Lurcos breitem Kreuz entlang und legte die Hand auf dessen Taille, wo er ihn noch immer übertrieben vorsichtig streichelte. Noch waren sie ja bekleidet, eigentlich war alles halb so wild. Sie waren sich schon näher gewesen und sahen sich jeden Tag nackt. Er grinste Lurco ein plötzlich an und packte dessen Gürtel fest. Mit einem kurzen Rück hatte er ihn ganz an sich herangezerrt, so dass sie sich seitlich berührten.


    "Salve, Lurcsi", gurrte er und verspürte den Drang, seinem Kameraden gut gelaunt ins Ohr zu beißen, was er aber nicht tat. Langsam begann er sich zu entspannen, wozu die Krauleinheit sicher beigetragen hatte.


    Scato wäre es allerdings lieber gewesen, sein erfahrener Kamerad oder der wohl noch viel erfahrenere Satibarzanes hätte die Entscheidung für die Reihenfolge getroffen. Andererseits war es eine gute Gelegenheit, jetzt endlich mal damit aufzuhören, sich wie ein Waschlappen zu verhalten und Nägel mit Köpfen zu machen. In Scatos Fantasien war Tiberios immer die Frau gewesen. Einen Moment noch schlich die miese kleine Ratte sich in seine Gedanken. Der Grieche räkelte sich ganz unten, in der Mitte steckte Lurco und ganz hinten er selbst, wo Scato mit Lurco kuscheln und ihm zusehen konnte, wie er es dem Burschen besorgte. Auch jetzt noch hatte das Bild seinen Reiz, wenn auch härter, um den Griechen in seine Schranken zu weisen und wieder zur Vernunft zu bringen. In diesem Gedankenbild winselte Tiberios, während sie ihm zeigten, wo sein Platz war - und wem er gehörte, ganz gleich, wessen Bronzetäfelchen er um den Hals trug. Scato erschrak einen Moment vor seinen Gedanken, aber sein Körper reagierte darauf erschreckend positiv. Aber was waren schon Gedanken ... jeder konnte schließlich denken, was er wollte, selbst wenn er sich eine Nummer mit dem Kaiser vorstellte und auch ein rechtschaffener Urbaner bildete da keine Ausnahme. Scato grinste selig, während eine verräterische Beule sich unter seiner Tunika abzeichnete. Die Entscheidung für die Reihenfolge war gar nicht so schwer.


    "Satibarzanes spielt die Frau", entschied Scato und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor dem Gesicht des haarigen Dickerchens herum, der von seinen langen Wimpern und fehlenden Muskeln einmal abgesehen so unweiblich aussah, wie man nur aussehen konnte. Er sah auch völlig anders aus als Tiberios und das war gut. "Du darfst Satibarzanes verwöhnen, Lurci." Er legte den Kopf ein wenig schräg. "Und ich verwöhne dich." Dabei gruben seine Finger sich mit unterdrückter Gier in Lurcos Flanke.

  • Lurco beobachtete Scato, der endlich etwas aufzutauen schien. Jedenfalls zeigte sich das deutlich unter seiner Tunika. Der erste Besuch eines Lupanars und Scatos erste Erfahrung hatten sie zurückgestellt. Hier sollten die neuen ersten Erfahrungen gemacht werden. Ab hier zählte Faunus Segen, denn alles andere war im Suff entstanden. So gut es die Frau mit Scato auch im Magnum Momentum gemeint hatte, Scato benötigte etwas anderes.


    "Die Würfel sind also gefallen. Satibarzanes wo stehen Deine Tiegelchen? Wir benötigen Öle für das Spielchen. Scato vor allen Dingen, wir ebenso", sagte Lurco.


    "Da Du keine Erfahrung hast, zeige ich Dir wie es geht, entspann Dich und mach einfach mit. Und ansonsten hör auf Deinen Freund, der sich gerade genüsslich zu räkeln beginnt", grinste Lurco und presste Scato die Lippen auf den Mund.

  • "In Ordnung, mach ich", konnte Scato noch sagen, ehe ihm das Wort abgeschnitten wurde.


    Überrascht glotzte er, wobei er leicht schielte, als Lurco ihn so unvermittelt auf den Mund küsste. Scato hielt ihn fest und machte mit. Das Erste, was er fühlte, waren die kratzenden Bartstoppeln, dann Lurcos Lippen, die sich ziemlich fest anfühlten und leicht rau. Lurco war durch und durch männlich. Das Weibische, was man seinesgleichen oft nachsagte, ließ er vollkommen vermissen, er war ein ganzer Mann und Scato gefiel das. Wobei ... seinesgleichen? Oder eher ihresgleichen? Völlig egal in diesem Augenblick, es war angenehm und das war, was zählte. Scato grinste kurz, schloss die Augen und schob seine Gedanken beiseite, um das Gefühl zu genießen.


    Satibarzanes wühlte derweil in einer Kiste oder einem Korb, so genau konnte Scato das nicht erkennen und es war ihm gerade auch herzlich egal, woher der Lupo seine Öle holte, nach denen er am ganzen Körper roch. Das Einölen und Striegeln war die schnelle Variante, sich zu waschen und Satibarzanes schien während der Arbeit Wert auf Reinlichkeit zu legen. Er nestelte danach an Scatos Tunika, zog sie nach oben aus seinem Gürtel heraus und zerrte sie ihm dann kurzerhand über den Kopf, wodurch der Kuss etwas unsanft unterbrochen wurde. Scato protestierte belustigt, ohne Widerstand zu leisten. Nun trug er nur noch sein Cingulum militare, denn wie jeder anständige Römer verzichtete er auf einen Lendenschurz als Unterbekleidung; das war eine Sache für Sklaven und Arbeiter, nicht für einen stolzen römischen Bürger oder gar einen Soldaten.


    "Warte", sagte Scato und nahm sich den Gürtel selbst ab. Er wollte nicht, dass der Lupo ihn anfasste, der Gürtel war ihm heilig und keine Hurenhand sollte ihn berühren. Sorgsam legte er ihn auf die am Boden liegende Tunika, wobei er die andere Hand vor seinen Schritt stellte. Dass Lurco seine Freude nun unverhüllt sehen sollte, war ihm doch ein wenig peinlich. Insbesondere, da sie sich nicht einfach so eingestellt hatte, sondern eigens für ihn.


    Derweil kroch Satibarzanes zu Lurco und zog nun auch an seiner Tunika, in dem Versuch, ihn zu entkleiden, wobei er trotz seines vermutlich unschönen Berufs einen interessierten Blick an den Tag legte oder vielleicht tat er auch einfach nur so, weil man das von ihm erwartete. Es war nicht zu sagen, er machte seine Sache gut. Der Lupo trug einen griechischen Lendenschurz, der wie ein Röckchen anmutete und darunter nichts - außer sehr vielen dunklen Haaren. Und Lurco? Neugierig äugte er.

  • Lurco ließ sich aus der Tunika helfen und zog den Rest genau wie Scato selbst aus. Der Gürtel hatte eine andere Bedeutung, als die Tunika. Was Scato zu sehen bekam, war das genaue Gegenteil des Lupo. So behaart wie Satibarzanes war, so unbehaart war Lurco.


    Satibarzanes schaute interessiert, was Lurco freute. Er betrachtete Scato und Satibarzanes ebenso mit eindeutigem Interesse. Einen Augenblick später wurde auch der Lupo von seinem Rock befreit, so dass alle beisammen saßen, wie die Götter sie geschaffen hatten.


    Lurco nahm dem Lupo den Tiegel ab und rieb zuerst Scato mit dem Inhalt großzügig und genussvoll ein, bevor er sich selbst damit für ihre Zusammenkunft vorbereitete. Auch Santibarzanes bekam seinen Anteil, denn keiner sollte leer ausgehen.


    "Schau hin", sagte Lurco und drückte Scato erneut die Lippen auf den Mund bevor Satibarzanes die Position einnahm, die ihm das Gemälde der Therme zugewiesen hatte.


    Lurco ließ es langsam angehen und Scato hatte ausreichend Gelegenheit zuzuschauen und zu lernen. Sein Kumpel ging gut mit dem Lupo um, er war sanft aber nicht zaghaft. Was die beiden taten wirkte ruhig und rund, keine Hektik, sondern langsamer, purer Genuss.


    "Gesell Dich dazu", forderte Lurco Scato mit einladendem Grinsen auf.

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