Scato reichte Lurco den ersten Becher und nahm dann den zweiten für sich entgegen. Die Garküchen an den Hauseingängen der Subura waren preiswert und manchmal sogar gut. Er schloss die kalten Finger um den Becher mit heißem Gewürzwein. Obgleich es dem Kalender nach Frühling war, fuhr der Winter noch einmal ungebremst hinab auf die Urbs Aeterna. Flocken setzten sich auf ihren wollenen Überwürfen ab. Es war dunkel, von den Öllampen auf der Theke abgesehen.
Scato hatte Lurco trotz des Wetters dazu überredet, mit ihm nach Dienstschluss in die Subura zu gehen. Seinem Freund fiel in der Castra Praetoria die Decke auf den Kopf und seine Laune wechselte zwischen mürrisch und verzweifelt. Andere freuten sich über die Ruhe in der Stadt, aber Lurco hätte lieber ein paar Verbrecher vermöbelt. Scato bereitete das große Sorgen und er hatte fieberhaft überlegt, wie er ihn aufmuntern konnte, bis ihm die Idee für den heutigen Ausflug gekommen war. So gedachte Scato, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Auch ihm lag etwas auf dem Herzen und das wollte er mit Lurco nur außerhalb der Mauern besprechen. Allerdings hatte er das noch nicht zur Sprache gebracht.
Die Gehsteige waren um diese Uhrzeit voller Menschen. Auf den Straßen donnerten die schwer beladenen Fuhrwerke entlang, die erst nach Sonnenuntergang in die Stadt fahren durften. Die Wege waren schmutzig unter ihren Sandalen, doch der meiste Unrat war gefroren. Scato rückte dicht an Lurco heran. "Bereit für eine Schandtat?", raunte er mit einem aufmunternden Grinsen, wobei sich Dampf vor seinem Mund bildete.