Officium - Centurio Marcus Octavius Maro

  • Lurco nickte zustimmend.


    "Meine Sorge galt Euch beiden Maro, Dir und Cerretanus. Das Subjekt sollte bei niemanden ungesichert nachts im Haus herumschleichen. Sie muss weder Dich oder Cerretanus angehen. Aber sie könnte jemanden verletzten, der Euch lieb und teuer ist. Seid bitte vorsichtig.


    Richtig das Subjekt ist Cerretanus Eigentum, aber ist das nicht genau das Problem von unserem Optio? Bei Bedarf stelle ich einen Kontakt zu einem Bekannten her, er ist Sklavenhändler.


    Ich schaffe Dir Tiberios schnellstmöglich her Centurio", antwortete Lurco, salutierte und verließ unverzüglich das Officium, um den Befehl von Maro nachzukommen.

  • Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Maro legte den Kopf zurück in den Nacken und seufzte tief. "Ja gut Cerretanus. Ich bin deiner Meinung, dass es keinen Sinn ergibt, dass dieses dumme Mädel von dir in einen Puff gehen sollte, schon gar, wenn sie eigentlich was mit jemand anderem am Laufen hat. Bevor ich aber nicht weiß, was wirklich passiert ist, werde ich die Sache nicht abschließen. Trotzdem denke ich es ist unverhältnismäßg, dein Eigentum noch länger zu entziehen. Deshalb wirst du jetzt gehen und deine Sklavin zur Casa Furia schaffen und sie dort sicher verwahren. Und ich meine - sicher -. Wenn sie wieder abhaut, werde ich das als Schuldeingeständnis ansehen und das Problem persönlich... aus der Welt schaffen."


    Der Centurio dachte einen Moment nach. "Und sei so gut und schick mir diesen Kyriakos noch mal rein. Es gibt Fragen."


    Octavius' Anordnungen waren klar......Eireann könnte nun aus dem Kerker geholt werden und wurde nun unter Hausarrest gestellt.
    Was mit ihr geschehen würde wenn sie erneut widersprüchlich handeln würde war Appius klar. Er hätte wahrscheinlich die gleichen Gedanken was dies betraf.
    Bevor Lurco sich nun ausließ verließ der Furier das Officium.


    " Vale, Centurio. Sie wird keinen Schritt aus dem Haus machen." Ohne sich weiter darüber auszulassen.

  • Nachdem Appius aus dem Stabsgebäude trat fiel er fast über den Gesuchten und fluchte leise.


    " Centurio Octavius will dich sehen. Er wartet. Und er wartet ungern." Dabei deutete er knapp mit dem Kopf zurück ins Gebäude, murmelte etwas unverständliches und Schritt dann Richtung Carcer.

  • "Nicht so stürmisch", meinte Kyriakos in freundlichem Tonfall, als der Optio auf der Treppe fast über ihn stürzte. "Hast du mich so vermisst? Meine Tür steht dir offen. Im Gegensatz zu manch treulosem Weibe bin ich immer da und warte, bis man meiner Dienste bedarf."


    Und besser aussehen tat er auch noch, ganz zu schweigen davon, dass ein kraftvoller, leidenschaftlicher Körper zu ganz anderen Freuden fähig war als der eines dünnen Mädchens, das passiv dalag, bis man endlich fertig war oder einen mit hauchzarten Berührungen und keuschen Küsschen anödete. Ein Gang ins Ganymed wirkte bei manchen wahre Wunder, um wieder zu spüren, dass sie überhaupt noch Männer waren, auch bei jenen, die sonst Frauen bevorzugten. Vielleicht sogar gerade bei denen.


    Kyriakos erhob sich und schenkte dem Optio ein Lächeln, bis dieser brummelnd vorbei war und Kyriakos die Treppen hinaufstieg.


    Er stapfte mit der ihm eigenen plumpen Gangart zurück ins Officium, wo er auf dem Stuhl platznahm, der sich noch warm anfühlte. Er legte den Kopf leicht schräg und blickte den Centurio aufmerksam an. Leider war Lurco nicht mehr hier, der sich für ihn ausgesprochen hatte. Kyriakos war nun mit Octavius Maro allein, was doch etwas an seinen Nerven zehrte. Niemand wurde Centurio, weil er so freundlich war.

  • Sim-Off:

    Reihenfolge: 1. Kyriakos. Wenn fertig 2. Tiberios


    "Ah ja. Sehr gut." Er sah den Peregrinus durchdringend an und fuhr dann leise fort. "Weißt du, mein Problem ist, Kyriakos: Ich kaufe deine Geschichte nicht. Eine Sklavin reißt von ihrem Herrn aus. So weit so alltäglich. Weißt du, was aber nicht alltäglich ist? Dass besagte Sklavin dann in den nächstbesten Puff rennt. Normalerweise, Kyriakos, versuchen entlaufene Sklaven sich möglichst unauffällig zu verhalten. Tauchen irgendwo in der Subura ab, oder versuchen ganz aus der Stadt zu verschwinden. Was sie nicht tun, ist ein Bordell in Brand zu stecken. Das wäre in der Tat das Letzte was sie tun würden, mein lieber Kyriakos. Weißt du was das bedeutet? Es bedeutet, dass ich glaube, dass du Scheiße geschwätzt hast vorhin. Aber ich gebe dir noch eine letzte Chance, bevor ich in meinen Bericht schreibe, dass du das Eigentum eines Mitglieds der Cohortes Urbanae nicht nur unterschlagen, sondern den Herrn hinterher auch noch um Lösegeld angegangen hast.
    Erzähl mir doch nochmal von dem Zeitpunkt, als ihr euch, sagen wir... kennen gelernt habt. Wie waren die Umstände, in denen ihr aufeinander getroffen seid? Was hat sie gesagt, was hast du gesagt?"


    Es war absolut klar, dass Kyriakos auf dünnem Eis turnte.

  • Kyriakos verschränkte langsam die Arme vor der Brust. So lief das also hier. Man schüchterte die Leute ein, bis sie das bestätigten, was der Centurio in seinem Bericht stehen haben wollte. Je mehr Kyriakos sich ungerecht behandelt fühlte, umso größer wurde sein Hass auf die Kreatur, mit der alles angefangen hatte.


    "Glauben und wissen sind zweierlei, Centurio", sagte er genau so ruhig, wie Octavius Maro mit ihm sprach. "Du kannst nicht einen Vollbürger der Polis Sparta als Lügner behandeln, nur aufgrund von Mutmaßungen, ohne einen einzigen Gegenbeweis in der Hand zu halten. Alles, was du hast, sind Vermutungen.


    Was weißt du schon über den Kundenstamm eines Lupanars und die Abgründe hinter seinen Türen? Du scheinst da ein sehr naives Bild zu haben. Würdest du mir denn glauben, wenn ich dir sagte, dass einige deiner Soldaten sich regelmäßig von uns bedienen lassen würden? Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagte, dass dies mitunter auf Weisen gewünscht wird, die eines ehrbaren Römers und erst Recht eines Soldaten unwürdig sind?


    Natürlich nicht. Weil du es nicht glauben willst, das würde nur Ärger bringen.


    Du würdest mir stattdessen vorwerfen, dass ich Lügen über deine Soldaten verbreite, damit sie mir Schweigegeld zahlen, selbst wenn ihnen morgens beim Appell noch die Sahne aus allen Löchern tropft. Die Wahrheit ist manchmal unbequem. Da ist es doch einfacher, eine bequeme Lüge als Wahrheit auszugeben und die Wahrheit zur Lüge erlären, nicht wahr? Wurde die Sklavin von einem Medicus untersucht, um meine Worte zu überprüfen?


    Natürlich nicht. Denn auch das würde harte Fakten liefern, die dir nicht schmecken. Die Sklavin gehört deinem Optio. Sie darf keine Verfehlungen haben.


    Ist es das, was man hier Gerechtigkeit nennt? Arbeitest du so? Wenn ja, dann kannst du mich gleich in die Folterkammer verfrachten, denn ich werde meine Worte nicht revidieren. Sollte ich mich aber in dir und in deinen Methoden täuschen, wäre es an der Zeit, über die vorliegenden Beweise zu sprechen und nicht über Mutmaßungen."

  • Wenn dieser kleine Ausbruch den Centurio beeindrucken hätte solle, so hatte er seine Wirkung verfehlt. Warum versuchten Zeugen das eigentlich immer wieder? Für einen Zeugen, der nichts zu verbergen hatte, war es eigentlich immer die beste Strategie, einfach die Fragen zu beantworten. Tat jemand das nicht, war es oft angezeigt nocheinmal nachzuhaken.


    "Nun, wackerer Vollbürger der Polis Sparta, ich kann dir sagen, dass ich durchaus schon habe besichtigen dürfen, was in widerwärtigen Läden wie deinem so gespielt wird. Meistens um den Bau auszuräuchern, weil Leute wie du irgendwelche Senatoren erpresst haben. Ich kenne euer stinkendes Pflaster seit Jahren sehr genau. Dein aufgeblasenes Gequassel kannst du dir also sparen. Ich habe deine Aussage gegen die von der Sklavin. Euer beider Leumund ist erbärmlich schlecht. Eine Puffmutter, eine Sklavin und ein abgefackeltes Bordell. Als "Beweis". Ich sollte diese Geschichte als Satire verkaufen. Also erzähl mir nichts von Ehrbarkeit.


    Beantworte mir lieber die Fragen die ich gestellt habe. Erleuchte mich. Vielleicht glaube ich dir deine Geschichte ja."

  • "Offenbar sind nicht einmal Senatoren frei von geheimen Lastern. Soldaten noch weniger. Was macht dich so sicher, dass es ausgerechnet eine Sklavin über solchen Dingen stünde - davon abgesehen, dass sie deinem Optio gehört? Willst du sagen, ihre Willensstärke stünde über jener von ehrbaren Männern? Willst du sagen, sie sei jedem Senator und jedem Urbaner an Moral und Sittsamkeit überlegen?"


    Kyriakos neigte den Kopf nun etwas zur anderen Seite. Dass der Centurio ihm gar nicht glauben wollte, war offensichtlich. Maro war kein Dummkopf, er erkannte genau, dass die Argumente des Lupos schlüssig waren, da war Kyriakos sicher. Und darum versuchte er ihn nun einzuschüchtern. Octavius Maro hatte längst sein Urteil gefällt und versuchte nur noch, Kyriakos dazu zu bringen, sich zu verplappern. Doch der hatte nicht vor, es ihm leicht zu machen. Er kannte seine Rechte und er wusste, dass es keinen einzigen Beweis für die Geschichte der Sklavin gab.


    "Mein Leumund ist makellos", verkündete Kyriakos und legte eine Hand auf sein Herz. Mit der anderen wies er gen Himmel. "Die Götter sind meine Zeugen. Oder liegt bei dir irgendetwas gegen mich und meine Mitarbeiter vor? Meine Ehrbarkeit steht außer Frage. Ich verstehe nicht, warum ich auf einmal auf der Anklagebank sitze. Ich bin das Opfer dieses Brandes! Ich habe alles verloren! Wie tief willst du mich noch in den Dreck stampfen? Und vor allem - warum?"


    In seinem Blick lag eine Anklage und tiefe Verbitterung. Wenn in diesem Centurio ein Fünkchen Gewissen zu finden war, konnten ihn diese Worte nicht kalt lassen. Kyriakos senkte die Hände wieder in den Schoß, schloss die Augen, dann beantwortete er die Frage des Centurios.


    "Eireann sprach Nymphis in einer Kreuzung der Subura an. Was sie zu ihm sagte, habe ich nicht verstanden, da ich mich mit Python und Satibarzanes im Hintergrund hielt. An einer Hauswand warteten wir auf Kundschaft und behielten den Jungen im Auge, damit ihn niemand stielt.


    Ich ging zu ihr und sagte: 'Ganz allein hier, wie schade für dich. Komm mit und wir machen uns ein paar schöne Stunden.'


    Und sie sagte: 'Wohin soll es denn gehen?'


    'Ins Ganymed', war meine Antwort, 'den Ort, wo einsame Menschen in warmen Armen liegen und traurige Menschen glücklich werden. Du siehst traurig aus, meine Schöne.'


    'Traurig und einsam, Herr. Wie ist dein Name?'


    'Kyriakos', antwortete ich. 'Aus Sparta.'


    Vor Aufregung funkelten ihre Seelenspiegel. 'Dann bist du ein Krieger, Kyriakos? Ich bin Silurerin, wir sind ein kriegerisches Volk. Mein Herr ist ein Schlappschwanz und mein Liebster ein Schwächling. Ich respektiere nur Männer, die mich besiegen können. Ich werde es dir nicht leicht machen. Wenn du versagst, kratze ich dir die Augen aus.'


    'Ich bin der Herr der Schmerzen', sagte ich und griff nach ihr, um meine Kraft unter Beweis zu stellen, zog sie an mich und ließ sie meine Männlichkeit spüren. 'Und ich versage nie. Aber kannst du dir meine Dienste auch leisten? Sonst musst du dich mit einem Kollegen von weniger edlem Blut begnügen. Siebzig Sesterzen werden es sein, die ich für deine Bezwingung erwarte.'


    'Die anderen sehen nicht aus, als ob sie eine wilde Keltin zu zähmen vermochten. Dir allein traue ich zu, mich zu erobern. Was sind schon siebzig Sesterze im Tausch gegen eine Nacht voller Glück? Schone mich nicht, o Kyriakos aus Sparta!'


    'Es wird keine Schonung geben, Kriegerin.'


    Ich zog sie auf meine Arme und sie gab mir voll Verlangen einen innigen Zungenkuss. Dann trug ich sie zum Ganymed. Damit waren wir im Geschäft."


    Kyriakos grinste ein wenig. "Soll ich fortfahren?"

  • Eine Zeit lang sagte Maro nichts. Dann lächelte er.


    "Siehst du, das war doch gar nicht so schwer, mhm. Hier ist, was du jetzt tun wirst: Du kannst nach Hause gehen. Du wirst dich jeden Tag zur siebten Stunde bei der Torwache melden, bis du von uns hörst, dass du das nicht mehr zu tun brauchst. Falls du überlegen solltest abzuhauen. Wir werden die Wachen an den Stadttoren instruieren, nach einem wie dir Ausschau zu halten. Du kämest nicht weit. Falls du es trotzdem versuchen solltes: Naja, du weißt welchen Eindruck das machen würde."


    Mit einer lässigen Geste wieß er auf den Gladius, der wie immer sofort griffbereit hinter ihm auf dem Regal lag.


    Jetzt hatte er auch von Kyriakos eine detaillierte Aussage, die er überprüfen konnte.


    "Abmarsch. Wir werden dich finden, wenn wir kurzfristig noch etwas brauchen."

  • Leider wollte Octavius Maro nicht die Fortsetzung hören. Ein Jammer, Kyriakos hätte sie in blühenden Farben geschildert.


    "Mich täglich zu melden, sollte nicht das Problem sein. Ich werde die Urbs Aeterna nicht verlassen, Centurio."


    Das hatte er ohnehin nicht vor. Nicht, bevor entweder Lysander oder er selbst tot im Dreck lag, seinetwegen auch sie beide, das war irrelevant. Das Schwein, das sein Leben ruiniert hatte, würde er sich holen, danach war sein Lebenssinn erfüllt. Und wenn er zuvor das Aas von einer Sklavin mitnehmen konnte, wäre dies das Sahnehäubchen.


    Er erhob sich. "Gehab dich wohl, Centurio. Und viel Erfolg beim Lösen des Falls."


    Er drückte die Klinke und verließ mit einem zufriedenen Lächeln das Officium.

  • Tiberios Vorladung>>>


    Tiberios stellte sich so vor den Unbekannten, der aus der Tür herauskam, so dass dieser ihn bemerken musste.
    Er gebrauchte nicht direkt grobe Worte, aber er sprach klar und mit gewisser Herablassung.
    Und er redete Koiné - er war sich sicher, dass eine Ansprache in Kyriakos' heimatlichem Griechisch
    noch unvermittelter wirken würde:


    "Du bist es doch - der pornos Kyriakos, nicht? Hybrin chre sbennynai mallon e pyrakaien! - den Übermut muss man mehr auslöschen als die Feuerbrunst! Und dumm und übermütig warst du, kyrios Cerretanus erpressen! zu wollen! Hast du denn nicht gewusst, mit welch mächtiger Familie du dich anlegst?!
    Vermutlich hast du sogar dein verkommenes porneíon selbst angezündet! Die Römer haben hübsche Kreuze für solche Idioten wie dich !"

    Tiberios lächelte, obwohl sein Herz bis zum Halse schlug.

  • Ein junger Sklave der Gens Furia. Es fiel Kyriakos nicht schwer, zu erraten, warum der Wicht so erzürnt schimpfte - das musste der Stecher der abgewrackten Schabracke sein. Fast hätte Kyriakos gelacht, denn seine auf gut Glück behauptete Schwächlichkeit ihres Liebsten traf zu wie die Faust aufs Auge. Das Männlein war klein, es hatte schmale Schultern und weiche Arme, es glotzte aus grauen Fischaugen zu ihm hinauf, es trug wirres, ausgeblichenes Haar und wirkte kränklich und blass. Kein Vergleich zu dem durchtrainierten, braungebrannten und schwarzhaarigen Spartiaten, der vor ihm stand und sich gerade besonders gutaussehend fühlte. Der Knilch vor ihm machte sich vor Eifersucht schier in die Chlamys.


    "Was für ein hässlicher kleiner Helot du doch bist", urteilte Kyriakos ebenfalls auf Koiné und musterte sein Gegenüber höhnisch von Kopf bis Fuß. Sein Dialekt und seine Wortwahl verrieten einem Kenner der hellenistischen Stämme seine Herkunft so eindeutig wie seine zur Schau getragene Arroganz. Da er die Türklinke in der Hand hielt und die Tür noch offen stand, drehte er sich noch einmal zum Centurio hinein, ein siegesgewisses Grinsen im Gesicht.


    "Centurio, du hast dich gefragt, warum die Sklavin sich mit mir vergnügte. Hier hast du die Antwort."


    Er packte den Rohrspatz im Genick und schob ihn ins Officium. Der Gedanken, dass irgendeine Frau eine so unmännliche Gestalt anziehend finden könnte, erschien ihm dermaßen absurd, dass er wie ein Witz auf ihn wirkte. Gestalten wie dieser Sklave waren entweder der Notnagel für Frauen, die sonst keinen abbekamen oder sie wurden der alternde Ersatzlustknabe für Männer, die sich keinen schönen und jungen Lustknaben leisten konnten.


    Aber eines wurden sie nicht - geliebt. Ewiger Platzhalter unerfüllter Träume, das war ihr Schicksal. Die Träume aber erfüllten dann Kyriakos und seine Lupos.

  • „Wage es nicht, mich zu berühren!“, sagte Tiberios weiterhin auf Griechisch: und schlug Kyriakos ziemlich fest auf die Hand, während seine Stimme kalt und gelassen blieb:


    „Du weißt nicht, wen du vor dir hast, oder? Ich bin Tiberios von Alexandreia und glaube ja nicht, es gäbe keine wissenschaftlichen Methoden um fest zu stellen, wie ein Brand sich genau entwickelt hat! In meinem Beutel bringe ich die Beweise gegen dich, und dieser Soldat ...“
    Tiberios wies auf Lurco, dabei fuhr er auf Latein fort:
    ...wurde zu meinem persönlichen Schutz abgestellt! Du hast gelogen, Kyriakos von Sparta, sei froh, wenn du nur in deine polis verbannt wirst!“


    Tiberios wollte Kyriakos verunsichern, aber als er den Namen seines Gegenübers auf diese Weise aussprach, brachte das eine Saite in ihm zu klingen, als hätte er ihn kürzlich schon einmal gehört, doch im Moment hatte er keine Zeit, darüber nachzudenken.


    „Außerdem“, fügte er an:
    „Geht es nicht um mein Aussehen, nicht einmal um das deine, obwohl ich dazu bemerken würde, dass das keine Arroganz rechtfertigt! Deine Handhabung des Calamistrum ist allerhöchstens suboptimal! Ich kann mir offen gesagt nicht vorstellen, dass du irgendjemandem großes Vergnügen schenkst – sei es Frau oder Mann, wenn diejenige oder derjenige auch Wert auf ein Gespräch vor oder nach dem Akt legen sollte!“

  • Mochte der Knilch ihm auch auf die Hand schlagen - Kyriakos hielt Tiberios weiter fest im Genick gepackt wie ein dürres Äffchen.


    "Möchtest du meine Kunstfertigkeit testen?", fragte er, wobei er keineswegs freundlich klang. "Beweise gegen mich, da bin ich gespannt. Welche sollten das sein, wo ich doch unschuldig bin? Ich glaube vielmehr, das darin deine Medizin liegt, so verwirrt wie du dich anhörst."

  • Irgendwo zwischen hier und Griechenland hatten diese beiden da offesichtlich ihren Verstand verloren.


    Wo war sein Stock? Ah ja, da. "Das reicht jetzt endgültig. Du." Er schlug dem Spartaner mit dem Stock ins Gesicht. "Du hast deine Anweisungen. Abmarsch jetzt. Und wehe ich höre, dass du draußen irgenwelchen Ärger fabrizierst. Dann zieh ich dir die Haut ab und verkauf sie als Fließ an die scheiß Aggronauten." Er wandte sich zum Sklaven und verpasste ihm direkt auch eine. "Du! Setz dich jetzt da hin und halt dein verfluchtes Maul, bis man dich wieder anspricht. Wenn ich vor irgendeinem von euch noch ein Wort höre, ohne dass ich nicht danach gefragt habe, reiß ich eure Innereien raus und erwürge euch damit und glaubt mir besser, wenn ich sage, dass ich dabei nicht mal ins Schwitzen kommen werde."

  • "Deine Kunstfertigkeit testen? Ist das ein Angebot oder eine Drohung?"
    Tiberios wollte noch gerade ein seiner Ansicht nach gelungenes Wortspiel zwischen Kunstfertigkeit und künstlichen Locken nachschieben und ärgerte sich fürchterlich, dass er den Griff des anderen nicht lösen konnte, als Centurio Marcus Octavio Maro eingriff.


    Dass Kyriakos einen Schlag in sein arrogantes Gesicht bekam, fand der furische Sklave zunächst erfreulich, wenn auch nicht ganz gerecht, denn er selbst hatte den Streit ja absichtlich begonnen. Allerdings tat es ihm auch nicht sonderlich Leid.
    Aber der nächste Schlag mit dem Stock galt Tiberios.
    Der junge Grieche hielt sich sein Gesicht, wich zurück und Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wurde sonst nie geschlagen.
    Er setzte sich ziemlich niedergeschlagen hin und hielt sich die Wange, zumal seine Aktion umsonst gewesen war: Kyriakos war bei seiner Darstellung des Sachverhaltes geblieben.


    Der Centurio schien wirklich wütend zu sein, und Tiberios wagte es nicht, dem Lupanarbesitzer einen höhnischen Abschiedsgruß nachzurufen – so gerne er das getan hätte.


    Je ruhiger Tiberios wurde, desto mehr Schmerzen hatte er. Er hätte sich gerne einen kalten Lappen gesucht, aber auch das traute er sich nicht. Der Centurio war recht eindeutig in seinen Ankündigungen gewesen. So merkte er, wie die linke Seite seines Gesichtes anschwoll.


    Der junge Alexandriner sah zu Boden und bemühte sich, seine Tränen zurück zu halten..


    Einiges hatte er doch erfahren, wenn auch nicht das, was er hören wollte. Aber in seinen Augen gab es in Kyriakos mehr als das Offensichtliche.

  • "Ein Versprechen", konnte Kyriakos noch knurren, ehe er einen Stock ins Gesicht bekam.


    Er schnaubte vor Schmerzen und Überraschung, blieb aber stehen wie ein Fels - was daran lag, dass er sich an Tiberios abstützte, bis er sich wieder gefangen hatte. Unangenehme Erinnerungen an Schläge schossen durch sein Gedächtnis, als der Schmerz nachklang, gepaart mit verstörend heimeligen Gedanken, denn Schmerz war Heimat. Sparta, großes Sparta, dem er nicht mehr genügte. Seine gesamte Ausbildung war von Kindesbeinen an Schmerz, Hunger und Kälte gewesen, doch eines nie - Einsamkeit.


    Kyriakos gab den Sklaven frei und fuhr sich mit dem Handrücken über die schmerzende Stelle, während er sich abwandte und nach draußen hinkte.


    Er verließ die Castra praetoria und kehrte zurück zu den Ruinen des Ganymed.


    Was das Feuer übrig ließ >>

  • Maro atmete tief durch und sah den Sklaven an. Wutentbrannt eine Vernehmung durchzuführen war selten eine gute Idee. Obwohl, in diesem Fall...
    "Und jetzt zu dir, Großmaul. Falls du es noch nicht erkannt haben solltest: Ich bin Centurio Marcus Octavius Maro. Und bist der Geliebte von dieser Eireann, ja?" Er sah an dem Kerl hoch und wieder runter. Der Junge fing ja fast an zu flennen. Das war mithin also Lurcos Kronzeuge. Aha. Maro sah sich nach dem Miles um. "Das wäre dann alles, Lurco. Geh was essen."

  • "Jawohl Centurio. Ich werde sicherheitshalber Optio Cerretanus eine Nachricht hinterlassen, dass der Sklave Tiberios seiner Familie hier zur Vernehmung anwesend ist. Ehe es da zu Missverständnissen kommt. Vale", antwortete Lurco, salutierte und ließ Maro mit Tiberios allein.


    Die Götter allein wussten, was in die beiden Griechen gefahren war. Lurco zückte seine Wachstafel und schrieb Cerretanus eine kurze Mitteilung, damit Tiberios nicht vermisst wurde. Gleich darauf machte er sich auf den Weg in dessen Officium.

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