Anis von Alexandria , Wahrsager und Astrologe

  • Hairan schielte nach dem Schleier, der in seinen Augen mehr wert war als die komplette Aethra, aber als Eingeweihter der Magie hatte er über profanen Dingen zu stehen.


    Ernst nickte er zu dem , was die beiden Urbaner sagten.


    „O Hüter der urbs aeterna, sprach er sie an:
    „Vergrabene Schädel können durchaus auf magische Praktiken hindeuten. Ich werde euch zu dem Ort begleiten, an dem ihr sie gefunden habt und sehen, ob ich dort mehr in Erfahrung bringe. Natürlich werde ich meine Dienste nicht berechnen; das gute Gewissen, dem Gesetz zum Sieg verhelfen zu können, ist meiner bescheidenen Natur Lohn genug. Also wenn ihr wollt, führt mich dort hin.“


    Hairan schaute sich im Raum um, als würde er etwas suchen:
    „Aber zuvor lasst mich noch ein paar Dinge einpacken, die nützlich sein werden, wenn auf diesem Ort tatsächlich ein Fluch liegen sollte; Amulette, einen Dolch, der den Göttern geweiht ist, Räucherwerk und Opfermehl.“


    Hairan wartete, Würden die Soldaten sein großzügiges Angebot annehmen?

  • "Wir können Dich zu einem der Orte führen. Die anderen sind Tatorte wo die Spurensicherung noch nicht abgeschlossen ist. Zudem ist einer der Orte einsturzgefährdet. Kurzum wir sind froh, dass es alle Personen aus der Ruine geschafft werden konnten. Deshalb können wir Dich nicht hineinführen.


    Der Ort, den wir besichtigen können, befindet sich ebenfalls in der Subura. Pack Deine Sachen zusammen und begleite uns. Vielleicht kannst Du Licht ins Dunkele bringen. Selbst wenn es keine Magie ist, möglicherweise hat jemand vor uns das glauben zu machen. Sprich er möchte damit einem Magus die Schuld für die Morde in die Schuhe schieben.


    Indem Du uns hilfst, entlastest Du Dich und jeden weiteren Magus. Das ist keine Anschuldigung, sondern ein Hinweis. Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass ein Magus wie Du mit derart plumpen Mitteln arbeiten würde. Denn entweder Du wirkst Magie oder Du verwendest möderische Gewalt. Weshalb beides? Und weshalb Hinweise auf sich selbst zurücklassen?


    Das ergäbe keinen Sinn. Sinn ergibt es nur, wenn jemand von sich selbst ablenken möchte, eine Botschaft oder eine Warnung hinterlässt. Aber bilde Dir selbst ein Bild Anis", antwortete Lurco.

  • Hairan log nicht, als er erwiderte:


    Für rohe Gewalt gibt es für meinesgleichen keinen Anlass, Sohn des Mars. Auch wir Magoi sind Geschäftsleute. Dass Ratsuchenden angstfrei und mit ihrem Obolus, den sie den Göttern entrichten, zu uns kommen können, das ist,es was wir uns wünschen.
    Ich begleite euch, aber um mir ein Bild zu machen, wäre es wichtig, jeden der betroffenen Orte zumindest abzugehen. Die eingestürzte Ruine muss ich nicht betreten, es reicht mir, sie von außen zu sehen.“


    Er packte rasch einige Gegenstände in einen Sack und warf sich einen Umhang von dunkelpurpurner Farbe über:
    „Ich bin bereit, mich mit dem Acheron * zu messen “, sagte er: „ Nach euch, damit ich meine Porta abschließen kann.“




    Sim-Off:

    * Acheron, einer der Flüsse der Unterwelt, auch gleich Hades

  • Lurco und Pullus warteten, bis Anis Abreise bereit war, dann machten sie sich auf den Weg, als der Magus die Tür verschlossen hatte. Die beiden Urbaner führten Anis zur Ruine des Ganymed.


    "Hier ist es", sagte Lurco und betrat die Ruine, während Pullus die Gegend sicherte.
    Lurco führte Anis zu der Zeichnung und deutete auf den Grabhügel.


    "In dieser Ruine war es eine Zeichnung, ob es echte Vogelschädel gegeben hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Und hier liegt die Leiche. Die anderen beiden Tatorte wiesen echte Vogelschädel auf. Ein Geschäft wo der Besitzer niedergestochen würde und die neue Urbanerstation. Damit verrate ich kein Geheimnis, die Kunde wird sich neben dem realen Brand wie ein Lauffeuer verbreitet haben.


    Und genau an jenem Tag, als das Geschäft und die Station überfallen wurde, beides Tatorte mit dem Vogelschädelhinweisen, greifen wir Deine Sklavin am ersten Tatort auf. Vermummt und über Steine wischend.


    In welcher Verbindung steht Deine Sklavin zu den Anschlägen? Du solltest messerscharfe nachdenken mit wem das Subjekt Kontakt hat. Nicht das meine Oberen Dich als ihren Besitzer noch in Mittäterschaft sehen.


    Ihre Aussage war ein Witz.
    Die Ruine hat sie gerufen!
    Die Steine sangen ein Klagelied!


    Ich gab dem Subjekt die Chance genau dass zu beweisen. Ich brachte ihr einen Stein mit. Sie sollte ihn nach seiner Herkunft befragen. Du kannst es Dir denken, der lügende Scharlatan der sie ist, könnte es nicht beantworten. Und dass obwohl ich so fair war, einen Stein zu besorgen, mit dem sie bereits gesprochen hatte. Genau hier von Grabhügel habe ich ihn aufgehoben.


    Halten wir fest, die Lüge bezüglich der Ruine ist aufgedeckt. Das Subjekt kann eindeutig nicht mit einem Stein sprechen. Nicht mal mit einem des Tatortes, mit dem es laut seiner Lüge schon gesprochen hast.


    Halten wir weiter fest, weshalb sollten die Steine ausgerechnet das Subjekt anlocken? Beziehungsweise weshalb sollte es einem Klagelied der Steine folgen, wo es doch vor Ort beim Brand über die sterbenden Menschen gelacht hat? Und dem Geschädigten sogar den Tod gewünscht hat? Die Letzte die sich für die Klagen der Toten interessiert, wäre das Subjekt.


    Es behauptet es wäre hier gewesen, um zu Dir eine Abkürzung zu finden. Danach war es der Ruf der Ruine. Es wird also etwas dauern, bis Du das verlogene Stück wiederbekommst.


    Zum Bild und den Schädeln. Worum handelt es sich hierbei?", hakte Lurco nach.

  • Weder konnte Terpander einen Gürtel öffnen - er hatte keinen - noch das Haar, denn das war zu kurz, um es als Zopf zu tragen. Er hoffte, das schmälerte nicht die den dunklen Göttern zur Schau getragene Dringlichkeit seines Ersuchens. Mit jedem Atemzug drangen die Wesenheiten in seinen Körper und griffen auf seinen Geist zu. Nebel umhüllte seine Sinne, jeder Herzschlag war wie der Hieb eines Schwertes auf einen Schild ... der Hieb eines Schwertes auf seine Brust. Er war enttarnt ... was hier im Raum kreuchte, das lebte und es wusste seinen wahren Namen.


    "Ich habe niemandem je etwas Unrechtes getan", erklärte er im Tonfall eines heiligen Eides.


    Lysander, Lysander, Lysander, wisperten sie in einem Fort.


    "Es war stets nur zu seinem Guten."


    Kyriakos, Spartas Sohn:
    Sieben Jahre zwischen Leben und Tod.
    Hüte dich, Lysander, Lysander, Lysander ...


    "Alles, was ich tat, war das Handeln eines liebenden Lehrers", beharrte er und der Rauch biss in seine Lunge und seinen Geist. Unter allen Spartiaten, die je über das Antlitz der Erde gewandelt waren, war Lysander der Schändlichste. Doch war die eigene Schande nicht ein geringer Preis? Der alte Krieger vergrub sein Gesicht in den Händen.


    "Mein Fehler war, dass ich zu spät ... ich ... habe die Füße von Kyriakos zu seinem Guten verändert. Achilleus starb durch seine verwundbare Ferse, Kyriakos lebt durch sie. Auch wenn mir von Anfang an klar war, dass er keinen Dank empfinden würde. Das tat er nie ..."

  • Als Terpander Kyriakos‘ Füße erwähnte, wusste Hairan sofort, von wem er sprach.


    Aber er hatte nicht vor, diese Information jetzt schon zu nutzen. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, Nymphis als Sohn anzunehmen; es war in seinem Interesse, dass der Knabe als ingenuus, freigeboren, galt, doch sobald die Papiere vorliegen würden, war Kyriakos überflüssig.


    Auch wenn der alte Grieche beteuerte, er hätte aus Liebe gehandelt – Kyriakos hatte da was anderes erzählt. Der Lupo würde seinen ehemaligen erastes töten, wenn er konnte; am besten war es, beide aufeinander zu hetzen, damit sie sich gegenseitig umbrächten.


    Nur einen Sieger würde es in der Tragödie geben: Hairan Karena, der den letzten Willen seines sterbenden Freundes erfüllen würde, dessen Sohn zu adoptieren – für was hatte man einen Notar bei der Hand?


    Das waren angenehme Gedanken für den Parther, denen er aber nicht zu lange nachhing, denn das Ritual brauchte seine Konzentration:


    „Sohn der Chaidó, die cthonischen Götter haben dich erhört: Sie öffnen das Tor und gestatten den Bewohnern der Abgründe an die Oberfläche zu steigen. O kommt herbei, ihr Schatten, vom Blut der Schlange zu trinken, um Ohren zu bekommen, die hören und Stimmen, die reden!“

    Hairan senkte seine Stimme nun:
    „Zuerst kommen die Unbegrabenen, die niemals Geborenen, die Neugeborenen, die den Styx nicht überqueren können, weil Charon sie zurück weist! Dann die Schar der gewöhnlichen umbrae. Erst ganz zum Schluss werden die Großen, die Helden aus dem Elysium, zum Altar gezwungen!“

    Plötzlich zischte der Parther selbst wie eine Schlange, sprang vor und bewegte die Fackel:
    „Zurück mit euch, Totenheer, wenn ich euch nicht züchtigen soll! Gebt Raum den umbrae des Mannes, der hier steht! Nur die imagines des Sohnes der Chaidó – trinkt!“


    Venite! - Advenerunt


    Seine Stimme schien wiederzuhallen, verzerrte sich, als stände er einmal ganz nahe oder in weiter Ferne.
    Ein Rascheln wie von fahlem Herbstlaub erhob sich, unendlich pfeffriger Geruch von Moder und dem Schwefel in der Räucherschale.
    Mittlerweile erfüllte die ekle Mischung, die der Magus auf dem Altar verkokelte, den Raum, und der Kadaver der Schlange verbrannte.
    Etwas flirrte und bewegte sich in den Ecken der Halle; weder Terpander noch Tiberios wussten, dass es eine Vorrichtung mit Spiegeln gab, die diese Effekte unterstrich.


    „Für die Tatsache, dass du nie unrecht getan hast, sind es viele imagines, die dich heimsuchen.“, sprach Hairan fast höhnisch, denn er glaubte, die Wahrheit zu kennen.


    Venite! - Advenerunt


    Doch dann stoppte das Flirren plötzlich.
    Buchstäbliche Totenstille herrschte,
    und die Fackel des Magus erlosch. ....


    Und dann ertönte Hairans Stimme aus der Dunkelheit, als wäre er selbst überrascht von dem, was er sah:


    Die Toten sind stehen geblieben.
    Hinter ihnen warten noch die, die verzweifelt vom Lebenssaft kosten wollen.
    So viele Schatten, dass das Blut der Schlange nicht reicht, Sohn der Chaidó.
    Dein Blut oder das des Weibes ist vonnöten, wenn der Zug weiter gehen soll.
    Gib ihnen zu trinken, rasch! Noch hälst du das Opfermesser in deiner Hand!“

  • Terpander, der keinen Lebenden je fürchtete, fürchtete die blutdürstigen Toten noch mehr als die allsehenden Götter. Doch seine Hand führte den Schnitt an seinem Unterarm gekonnt und sicher. Kurz und tief, mehr ein Stich, hatte er eine der Venen an seinem Unterarm durchtrennt, ohne die Muskeln und Sehnen zu verletzen. Das Blut schoss in pulsierendem Strahl hervor. Zischend traf es auf die Kohlen.


    "Von meinem Blut sollen sie trinken. Nährt euch."


    Ob die Entscheidung, das eigene Blut zu opfern, genau so ausgefallen wäre, trüge Tiberios nicht das Gewand der Briseis, war fraglich. Doch im Moment war er Frau in den Augen des alten Kriegers. Abartiger Gestank biss in Terpanders Nase und brannte in seinen Lungen. Gemäß der Aufzählung des Magus würde sein neugeborener Sohn der Erste sein, der ihn heimsuchte ... Achilléas, den er eigenhändig von der Klippe des Tagyetos geworfen hatte. Seine Hände zuckten, als er vom Rauch benebelt einen Moment glaubte, den weichen, federleichten Körper des Neugeborenen in seinen Händen zu spüren. Und dann rasten Lichter über die Wände. Terpander umgriff den Dolch fester, während er in die flimmernden Schatten starrte und der Dinge harrte, die da noch kommen mochten.

  • Tiberios saß wo er saß, wie erstarrt, der Alkohol, die Drogen des Magus und seine ureigensten Ängste hatten sich seiner bemächtigt.


    Er spürte ganz deutlich, dass sie nicht mehr zu dritt in der Halle waren, in den Ecken wisperte und raschelte es, der Kreis der imagines zog sich enger, und als Terpanders Blut auf den Altar spritzte, sah er einen kleinen Schatten dahinhuschen, sich beugen und trinken, dann manifestierte er sich und wurde fast sichtbar; ein Knabe war es, kein Neugeborenes, ein graziles Kind doch wohlgeformt an allen Gliedern, und als es den Kopf drehte, war sein Mund verschmiert vom roten Lebenssaft, aber der Knabe suchte nicht nach ihm sondern sah mit großen grauen Augen Terpander an, doch keine Anklage entwich aus seinem Mund, denn er hatte noch nicht sprechen gelernt, dennoch sprach er für Briseis, denn sie kannte die Geschichte, die Terpander Tiberios anvertraut hatte:


    Lysander, mein Vater, dreierlei hast du mir gegeben: Meinen Namen, meinen Tod und nun dein Blut;


    Briseis ohne es zu merken weinte und fühlte fremden Schmerz und ... und wusste nicht mehr, wo sie aufhörte und die anderen anfingen, und aus tiefster Qual heraus entfuhr ihr der Name: Achilléas!


    Dann sah sie ihn nicht mehr, verschwunden war er aus ihren Augen, zurück zum Ufer des Styx, von wo ihn Charon niemals übersetzen würde, weil er nicht begraben worden war, und Briseis weinte um ihn bitterliche Tränen.

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    3 Mal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • In Hairans Augen verstand das Bauernvolk vom Tiber, das sich nun Herr der Welt nannte, nichts von den tiefen Mysterien.
    Was sie anzog, war die damit verbundene Sinnlichkeit, und ein Jüngling in Mädchengewändern - denn das war das Weib zu Füßen des Sklaven, als es Achilléas! ausrief, erkannte Hairan seine Natur an seiner Stimme - wäre von einem durchschnittlichen Römer nur unter dem Aspekt des sexuell Pervertierten betrachtet worden.
    Vielleicht hätte er mit ihm das Lager geteilt, ganz sicher hätte er ihn aber gesellschaftlich geächtet; es sei denn, es handelte sich dabei um einen Unfreien, für den moralische Maßstäbe nicht galten, weil man mit seinem Eigentum machen konnte, was man wollte.


    Hairan jedoch wußte nun was Briseis war, und sprach es an: Adynatos“, sagte er und nickte:
    Der ältere Sklave hatte zwar keine Schandtat für die cthonischen Götter zu berichten, dafür hatte er ihnen mitgebracht, was weder das Eine noch das Andere war und in typisch griechischer Mehrdeutigkeit auch „schwach“*, so etwas schätzten sie.


    Überhaupt dieser ältere Sklave. An ihm war mehr dran als an anderen Sklaven, viel mehr, dies hatte Hairan bemerkt, als er ohne mit der Wimper zu zucken eine Vene geöffnet und sein Blut auf dem Altar gespendet hatte.
    Die meisten Menschen hatten Scheu vor ihrem eigenen Lebenssaft, es schwächte sie, davon herzugeben und zwar nicht unbedingt körperlich, sondern moralisch.
    Vielen wurde es dabei elend, und das spielte für gewöhnlich Hairan in die Hände, der sie umso mehr sehen lassen konnte, was er wollte.


    Der ältere Grieche jedoch handhabte den Dolch und erduldete den Anblick seines eigenen Blutes wie ein routinierter Krieger.


    Würde Kyriakos seinen alten Lehrer Lysander angreifen, würde der ihn vielleicht ungern, doch in Notwehr töten können. Lysander hatte entschieden mehr daimon.
    Kyriakos war bereits acherontis pabulum – Futter für den Hades.
    Hairan freute sich, auf das richtige Pferdchen zu setzen.


    Aber nun galt es erst einmal, seinen Kunden mit profunden Kenntnissen frisch aus der Unterwelt zu beeindrucken:


    „Die Toten wissen, was die anderen Toten wissen, Sohn der Chaidó.“, wiederholte der Magus:
    „Und nun höre, was sie mir gerade sagen.
    Kyriakos ist nicht unter ihnen. Noch wandelt er im Licht der Sonne.
    Ein Schatten namens Velia erzählte ihnen, dass er in Roma lebt.
    Velia war Kyriaklos‘ Gefährtin, und sie ist erst sehr kurze Zeit dort unten. Wie sie weint und klagt und die Hände ringt und sich danach sehnt, wieder ein Mensch zu sein.“


    Und der Magus sprach weiter:
    „Einer der umbrae hält sich fern, obwohl er nach dem Blut von Lebendigem dürstet wie die anderen auch. Mit ihm hast du eine Rechnung offen. Da er nicht deutlich wird, weiß ich nicht, ob Mann oder Frau, aber stark war er im Leben, so wie du. Er sagt, du wüsstest schon, wer er sei.
    Ist dem so, Sohn der Chaidó? Hast du ihm etwas zu sagen? Er nennt dich übrigens Lysander von Sparta.“


    Das erste Mal seit ihres Hierseins erwähnte Hairan den Namen des Spartiaten, den ihm Kyriakos ja genannt hatte, und er tat es so beiläufg, als hätten ihm die blutgenährten Schatten die Wahrheit verraten.


    Sim-Off:

    * das Wort ist mehrdeutig: unmöglich, verdreht, aber auch: schwach oder schmächtig

  • Terpander schloss die Augen. Dann stimmte es, Kyriakos war hier in Roma und zürnte seinen Taten. Er hatte die Erynien entfesselt. Doch Terpander spürte bei dieser Information nur Freude. "Wie gut ich ihn ausgebildet habe", raunte er. "Noch immer trotzt er allen Widrigkeiten. Und vermutlich sieht er noch immer nicht, welchen Dienst ich ihm erwies." Velia ... die Verborgene. "Kyriakos hat sich also eine Römerin zum Weibe erwählt, doch die Götter hatten ein Einsehen. Gut, dass die Frau nicht mehr unter den Lebenden weilt. Besänftige sie nicht. Auch mit blutgierigen Schatten muss Kyriakos lernen, umzugehen."


    Doch dann sprach Hairan ihn mit seinem wahren Namen an. Terpanders selbstzufriedene Miene verschwand. Er wollte schroff werden, ihn fragen, woher er das wisse, um ihn dann mit dem Gesicht ins Kohlebecken zu tauchen. Er hatte Viridomarus im Verdacht, diese Information teuer an den Magus verkauft zu haben. Terpander hielt sich für wichtig genug, als dass dieses Wissen etwas wert sei und jeder danach lechzte, es zu besitzen. Doch als Hairan darauf verwies, dass einer der Schatten mit ihm eine Rechnung offen habe, wusste er, dass er die Kunst des Magus noch brauchte, weil es kein Lebender gewesen sein konnte, der ihm dies mitgeteilt hatte. Ein starker Schatten, der mit ihm eine Rechnung offen hatte ...


    "Der Schatten ist ein Mann. Astèrios." Terpander stierte in die Dunkelheit, in der das Kohlebecken garstig zischte und knackte. Doch er wich nicht. "Ja, mein alter Freund", sagte er barsch und sprach nicht länger mit Hairan, sondern wandte sich an das, was da lauerte. "Du hast keinen Grund, nach meinem Blut zu dürsten. Du hast dir dein Ende selbst zuzuschreiben", sagte Terpander eine Spur zu laut. Doch dann fragte er sich, ob er sich nicht irrte ... ob es nicht ein anderer Schatten war. Und die offene Rechnung der Vorwurf, weil er zu spät eingeschritten war.


    "Cassander?", fragte er leiser. Und diese Aussicht rührte dermaßen an ihm, dass er die Finger ausstreckte, um den Rauch zu spüren.

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Hairan wußte nichts von den gewalttätigen Gedanken des Terpander, sonst hätte er sie entschieden missbilligt und daran gedacht, den Spartiaten und seinen adynatos zu töten oder zumindest erst einmal zu betäuben. Dann hätte man an beiden noch einige Gifte ausprobieren können, bevor man sie dem Hades überantwortete.
    Und es wäre reine Notwehr gewesen.


    Aber da der Magus nichts der dunklen Intentionen Terpanders ahnte, wiederholte er in fast mitleidigem Tonfall seine Worte von vorhin:
    "Selbst wenn die herbeigezwungenen Umbrae euch anflehen mit süßesten Stimmen, wenn die Imagines von Vater oder Mutter, der oder dem zärtlichen Geliebten, den liebsten Kindern auftauchen; ihr könnt sie nicht umarmen, wie Rauch sind sie zwischen euren Händen. Sie jedoch sind schädlich für euch.“
    ...denn dies war der Zeitpunkt, an dem fast jeder seiner Klienten versuchte, die Schatten zu umarmen.


    Soviel Sehnsucht, soviel Trauer, soviel Schmerz.


    Mochte Lysander sehen, welcher der beiden Verblichenen ihn mehr bedrückte – Astérios oder Cassander. Hier schwieg der Magus, denn er wusste es wirklich nicht. Sein Kunde musste es wissen. Aber vielleicht konnte er ihm auf die Sprünge helfen:
    Denn nun herrschte er den umbra an, um so recht zu demonstrieren, dass er über die monstra erebi gebot:
    „Ausgepeitscht werden wirst du mit lebenden Schlangen! Den Obolus, den sie dir als Bezahlung für Charon gaben, werde ich unter deiner Zunge herausrreißen! Gemeinsam mit den Gequälten des Tartaros sollst du um Gnade winseln! Das Schicksal des Tithyos erleiden, dem zwei Geier die Leber zerhacken! Das Schicksal des Tantalos mit ewigem Durst ! Das Schicksal des Ixion für alle Zeiten auf ein Rad geflochten zu werden!
    Wenn du nicht verrätst, wer du bist, elende Kreatur des Schattenreichs!“


    Hairan schwang die Fackel, nahm die ausgeblutete Schlange vom Altar und zog sie wirklich wie eine Peitsche durch die Luft, als wolle er den Toten foltern.
    Schwarze Blutstropfen lösten sich und besudelten das Kleid des Weibes, des Jünglings, der immer noch mit unterschlagenen Beinen auf dem Boden saß. Es rührte sich nicht, aber im Schein der Flamme sah Hairan , dass sein Gesicht tränenüberströmt war. Also erblickte er wohl das, was ihm Bilsenkraut und Schwefel, Coriander, schwarze Mohnsamen und Schierling eingaben.


    Aber dann schien der Magus sich zu besinnen und sprach sehr sanft:
    „Lysander hat eine Botschaft an euch, Imagines. Kommt sie zu hören!“


    Und er streckte seine knochige Hand aus und wies mit seinem Zeigefinger auf Terpander.

  • Wie Recht der Magus hatte. Cassander war bereits zu Lebzeiten ein wandelnder Schädling gewesen, was Terpander nicht davon abgehalten hatte, seine Nähe zu suchen. Cassander war ein Einzelgänger gewesen, doch das hatte Terpander nicht als Hindernis betrachtet, sondern als Herausforderung. Hartnäckig war er ihm gefolgt, stets auf seiner Spur, im richtigen Moment zurückweichend, dann heftiger nachsetzend, ihn ködernd und anfütternd mit seinem Lieblingsfleisch, bis er ihn gezähmt hatte. Ein Jagdspiel zweier Jäger, von denen einer sehr scheu gewesen war, denn über ihm gab es noch höhere Gewalten, der er sich bewusst war. Eine dieser Mächte hatte den Namen Astèrios getragen, bis Terpander sie beseitigte. Eine blutige Opfergabe an Cassander, ein Geschenk, dass dieser nie in seiner Gänze zu würdigen gewusst hatte.


    Nein, Terpander fürchtete die Schadwirkung von Cassander nicht, weder im Leben noch im Tod. So griff er auch weiterhin nach dem Schatten und glaubte, eine Antwort zu spüren. Während Anis die Umbra des rachdürstigen Astèrios zurückdrängte, blieb jene von Cassander bei ihm. Terpander, dem es sonst leicht fiel, sich zu beherrschen, war unter dem Einfluss der Drogen nicht mehr er selbst und die Tatsache, dass Cassander tatsächlich tot war, wie er es geahnt hatte, schien sein Inneres zu zerschmettern.


    Ein Spartiate flehte niemals um Gnade. Doch er konnte um Vergebung bitten, ohne eine Milderung der Strafe zu beabsichtigen. Das einzige, was dadurch leichter wurde, war sein Gewissen.


    "Achilleus und Cassander - vergebt mein Versagen. Zerreißt von mir das, was dereinst die Ufer des Styx aufsuchen wird, stillt daran euren ewigen Hunger und trinkt mein Blut und fresst meine Essenz, bis nichts mehr übrig ist, aber zürnt mir nicht länger."


    Astèrios schloss er von dieser Bitte aus. Ihr gegenseitiger Abscheu war unauslöschlich. Achilleus und Cassander aber hatte Terpander geliebt. Seine Art der Zuneigung unterschied sich von dem, was andere als Liebe bezeichneten. Und doch war es Liebe, was er zu fühlen glaubte, wenn er an diese Menschen dachte und ihr Verlust schlug eine unsichtbare Wunde.

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Als Hairan die Worte hörte, mit der sich Lysander den umbrae für alle Zeiten auslieferte, spürte er den Anflug von etwas Heiligem und Unmenschlichem zugleich, das seinen Spott verstummen ließ. Auch der Parther war benommen von den Drogen, die die Porta in die Unterwelt offen hielten und sah, was er zu sehen eingab.
    Das Flüstern wurde stärker, wie Rauch, wie Qualm drängten sich die Schatten zusammen und tranken immer noch von dem Blut des Spartiaten, denn sie gierten danach.
    „Achilleus und Cassander nehmen dich beim Wort, Sohn der Chaidó“, verkündete Hairan, und seine Stimme wurde durch die besondere Akkustik verzerrt und hallte wieder: ….nehmen dich beim Wort...Sie warten auf dich an den Ufern des Styx...den Ufern des Styx...“,
    kaum wollte Hairan weitersprechen, denn das war nicht das, was man zufriedenen Kunden erzählte. Aber Lysander wollte keine besänftigenden Worte; der Tartaros erhob sein grässliches Haupt, um seine Essenz zu verschlingen, und der Spartiate wußte es wohl.
    Es gab weder Trost noch Vergebung in dem unerbittliche Lauern der imagines, die sich nicht einmal mehr daran erinnern würden, was auf Erden geschehen war und doch ihr Opfer ewig foltern würden.
    Sieben Jahre Aufschub würden Lysander bleiben, denn die hatte er mit dem bißchen Blut eines Jünglings den Furien gestohlen. Sieben Jahre, in denen Lysander sein Haus ordnen und seinem jungen Herren beistehen konnte.


    Hairan spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinablief, er keuchte, als sei er vor unsichtbaren Feinden weggelaufen.
    Mit einer schnellen Bewegung entzündete er mit seiner Fackel die Fackeln in den Haltern und öffnete die Tür zum Garten. Doch die kühle Nachtluft, die hereinströmte, brachte kaum Linderung, sondern den Gestank der Subura nach Gerberei und Verwesung.


    „Ins Leben zurück...ins Leben...“, murmelte Hairan.
    Er senkte die Fackel, die er während der Beschwörung benutzt hatte – und sie erlosch von selbst.


    War es noch nicht vorbei? War es nie vorbei? Nun rasch die Fluchtafel, und dann wollte der Magus die späten Gäste, die den Erebos so anzuziehen schienen, so schnell wie möglich loswerden.

  • Das Sklavendasein war wirklich nichts für ein parthische Prinzessin. Dummerweise sahen das diese ignoranten Römer (und allen voran ihr Herrin) etwas anders. Allerdings kein Grund für Azita die Gegegebenheiten hinzunehmen wie sie waren, weshalb sie sich (wieder einmal) unbemerkt und ohne Erlaubnis aus dem Staub gemacht hatte. Über die möglichen Konsequenzen dachte Azita gar nicht erst nach, sonst hätte sie sich nur noch mehr über die Römer aufgeregt, die sich anmaßten alles und jeden auf dieser Welt unterwerfen zu wollen. An den Parthern bissen sich diese Ungläubigen jedenfalls die Zähne aus, was allerdings nur eine kleine Genugtuung war angesichts der Tatsache, dass letztendlich ihr eigener Vater - König Pakoros der II - es war, der sie den Römern als Sklavin überlassen hatte.


    Für diese Tat hasste Azita ihren Vater derart abgrundtief, dass kein Tag verging an dem sie ihn nicht tausendfach verfluchte und ihm den Tod wünschte. Und dieses Wunschdenken wurde fast schon zur Manie, indem sie (still und heimlich) ständig immer neue Szenarien und Methoden erdachte, auf die sie ihren Erzeuger - unter qualvollsten und grausamsten Umständen - umbringen könnte.


    Getrieben von diesen Gedanken war Azita also (zum wiederholten Male) ihrer Herrin enteilt, um auf den Märkten nach geeigneten Mitteln und Wegen für ihren Rachefeldzug zu suchen. Ungeachtet jeglicher Konsequenzen und regelrecht besessen von ihren Rachegelüsten streifte Azita also über einen der vielen Märkte, wobei ihre Augen vielleicht den Hauch einer Sekunde zu lange an einem Laden hängen blieben, als daran einfach nur vorbeizuschreiten. Anis von Alexandria … Wahrsager … Astrologe …. Und Magus …


    Getrieben von Neugier trat Azita näher an den Stand des Händlers heran um die Auslagen mit skeptischen Blicken zu würdigen. War dies nur ein Scharlatan, oder gar eine potenzielle Quelle, um ihren persönlichen Bedarf an allerlei Illegalem zu befriedigen? Hmm …. So viele Sesterzen, wie ich schon heimlich beiseite geschafft habe, sollten mir schin einige interessante Optionen eröffnen … oder täuschte sich Azita gar?

  • Anis und Aethra>>>


    Hairan führte seine Sklavin Aethra, die in einem anderen Leben Eireann oder Livia geheißen hatte, in den Garten hinter dem Haus. Er war nur vom Hausinneren aus zu erreichen und auf der Rückseite von einer großen Insula, einem Mietshaus be- und zur Straße hin durch eine Mauer abgegrenzt. Der Magus hatte lange nach einem Gebäude gesucht, das diese Möglichkeit zum Gärtnern bot.


    Der Hortus erschien auf den ersten Blick verwildert und voll wucherndem Unkraut, doch der Hairan wußte genau, wo welche Pflanze wuchs und kannte alle ihre Namen.
    Im Garten selbst gab Hairan Aethra genaue Anweisungen:
    „Berühre keine der Pflanzen mit der bloßen Hand. Höre zu und lerne. Du darfst nichts aufschreiben, ich werde dir vorsagen, was Du zu wissen hast und du musst es im Gedächtnis bewahren. Wenn es sein muss, werde ich dir das Wissen wiederholen. Wenn ich merke, dass du nicht zur venefica* taugst, wirst du bestraft. Hast du verstanden, Aethra?“


    Sim-Off:

    *Zauberin, Giftmischerin

  • Hairan hatte seine nichtswürdige Sklavin Aethra gerade mit dem Eimer zum Brunnen geschickt; die rituellen Waschungen, die er vorzunehmen hatte, verbrauchten Unmengen vom kühlen Nass, da sah er eine junge Frau vor der Porta stehen und sein Schild lesen:

    Anis von Alexandria
    Wahrsager
    Astrologe

    Magus
    Alle Geheimnisse werden offenbart, nichts bleibt meinem Auge verborgen

    Einfache Weissagung : 6 Sesterzen
    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft : 10 Sesterzen
    Beratung und Lösung von Problemen : Nach Vereinbarung
    Bitte dreimal klopfen .


    Da es schon vorgekommen war, dass die Halle des Magus ohne Anklopfen betreten wurde, existierte neuerdings ein gemaltes Schild für Leute, die des Lesens nicht mächtig waren:



    Die junge Frau schaute skeptisch drein, aber vielleicht war sie eine Kundin? Sie sah irgendwie wohlhabender aus als die Mädchen aus der Subura, die sonst hierher kamen.
    Obwohl der Teint ihres Gesichtes und das prachtvolle schwarze Haar Hairan verrieten, dass sie unter einer südlicheren Sonne als der Romas geboren war, sprach er sie auf Latein an:
    "Salve, Tochter, zu wem möchtest du?"


    Sim-Off:

    Da Azita hier postet, nehme ich einmal an, sie steht vor Hairans Haus :)

  • Die Worte ihres Dominus über Tiberios ließen die Keltin nicht so schnell los. Hatte sie sich tatsächlich in dem furischen Sklaven getäuscht? Waren seine Worte nur dazu gedacht gewesen um mit ihr dss Lager zu teilen? Aber warum? Hatte er vielleicht noch nie eine Keltin gehabt und wollte wissen wie es mit einer Keltin war? Bei diesem Gedanken spürte die Dunkelhaarige wie ihre Kehle eng wurde und sie nur mit Mühe und Not ihre Tränen zurück halten konnte. Aber was betrauerte sie eigentlich? Den Verlust ihrer Jungfräulichkeit oder die Tatsache das Tiberios sie niemals wirklich geliebt hatte? Womöglich beides zu gleichen Teilen. Und ausgerechnet ihr Dominus war es der ihre Augen geöffnet hatte. Denn womöglich wäre sie dann noch länger dem Phantom das man Liebe nennt nachgejagt.


    Sie durfte einfach nicht mehr an den furischen Lockenkopf denken und sich stattdessen ihrer Ausbildung widmen. So wie es ihr Dominus von ihr forderte. Schweigend folgte sie nun dem Magus in den äußerst verwilderten Garten und ließ ihren Blick sogleich höchst aufmerksam in jedes Eck gleiten. Dann jedoch war es die Stimme des Parthers, die Eireann in seine Richtung blicken ließ. Seine Anweisung ließ die junge Keltin zusammen zucken und ihre Finger hinter ihrem Rücken miteinander verschränken. So würde sie garantiert keine der Pflanzen unabsichtlich berühren.


    “Ja Dominus. Ich habe verstanden.“
    Gab Eireann knapp zur Antwort. Denn in den Worten ihres Dominus klang eine unverhüllte Drohung mit. Und diese Drohung verursachte eine Gänsehaut auf Eireanns Körper.

  • Fackellicht flammte auf, ein frischer Wind fuhr in das Kohlebecken und hüllte Terpander in schwarzen Qualm. Cassander suchte seine Nähe und umschloss ihn mit seiner Schattensubstanz. Wäre Terpander nicht entführt worden, wäre Cassander noch am Leben. Es war alles Viridomarus´ Schuld. Tief sog Terpander den scharfen Rauch ein, wobei er ein Husten unterdrückte. Doch als der Magus den Bannspruch rief, erlosch die Fackel und die schemenhafte Gestalt löste sich auf. Terpander ließ sich selbst keine Zeit, das zu bedauern. Bevor er in seinen eigenen Schatten versinken konnte, stand er auf, wobei er kurz unter dem Einfluss der Kräuter strauchelte, weil der Raum sich langsam um ihn drehte. Er griff Briseis unter dem Oberarm und zog sie auf die Füße. Ganz elend sah sie aus. Er zog sie an sich, strich ihr mit der anderen Hand das Haar aus dem Gesicht und sah ihr aufmerksam ins Gesicht.


    "Es ist Zeit, Liebes", sprach er mit nunmehr kratziger Stimme. Er blickte sich um, ob er etwas vergessen, hatte, ohne sie loszulassen. Sie mussten hier fort, sie hatten dringend etwas zu tun ... vor den Toren der Stadt warteten die Toten.

    ir-servus.png

    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    2 Mal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Hairan deutete auf eine Pflanze so groß wie er selbst, mit fedrigen Blättern und kleinen weißen Blütendolden.
    Der Stengel wies rote Flecken, als hätte man ihn mit Opferblut besprengelt auf, aber genau das war das Kennzeichen, mit der man dieses Gewächs von anderen, harmlosen, unterscheiden konnte:
    "Auf Griechisch heißt die Pflanze koneion, auf Latein cicuta., Schierling.", sprach er zu Aethra: "Von altersher ist der Schierlingsbecher eine Hinrichtungsmethode.
    Die frühen Anzeichen einer Vergiftung sind Übelkeit und das Sehen von Doppelbildern, als hätte man zu viel unverdünnten Wein genossen.
    Das spätere Stadium der Vergiftung äußert sich durch Brennen in Mund und Rachen und Kälte in den Füßen, die langsam zum Herzen hochsteigt, daher nennen wir die cicuta auch ein kaltes Gift. Der Tod tritt durch Ersticken bei völlig erhaltenem Bewusstsein ein.
    Soll der Tod schmerzlos erfolgen, gibt man dem Schierling papaver, Opium, hinzu oder schläfrig machendes Mohnextrakt.
    Um den Willen zuvor zu brechen, gibst du nephentes. Denn cicuta ist so bitter, dass kaum jemand aus Versehen einen Trank, der damit versetzt ist, trinkt.
    Der Saft jedoch verbrennt die Haut sofort mit Rötung und Blasen, sobald man in die Sonne kommt. Es gibt kein Gegengift außer dem Abziehen der selben.
    Daher darfst du Schierling nie mit bloßen Händen berühren."


    Dreimal wiederholte Hairan seine Worte.


    Dann sagte er : "Heute abend werde ich wissen, was du im Kopf behalten hast. Und nun mach dich nützlich."
    Er gab ihr zehn Tabulae mit seiner Anschrift mit zum Verteilen. Aethra kannte das schon, der Magus wollte neue Kunden gewinnen. Wenn es ihr nicht gelang, die Täfelchen an den Mann oder an die Frau zu bringen, würde sie bestraft.
    "Geh!", sagte Hairan:
    "Sei überzeugend, mitleiderregend und höflich!
    Und geh den Urbanern aus dem Weg, sonst nehmen sie dich wieder mit! Es ist nicht verboten, Tafeln zu verteilen, aber Iusticia ist weniger unbestechlich als launisch!"


    >>> Stille

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!