"Zum duften Viri"

  • Charilaus lächelte glücklich, was Tiberios allerdings nicht sehen konnte.


    "Ist der Kunde glücklich, sind wir es auch. Zufriedenheit ist das wichtigste Gut, was wir hier im Angebot haben, pflegt mein Herr zu sagen. Und mit zerrissener Kleidung Heim zu kommen, könnte für Ärger sorgen. Deshalb war ich so frei, Deine Kleidung weiterzureichen. Du bekommst sie gleich zurück. Schön wäre es, wenn man alle Probleme wirklich wegmassieren könnte. Leider ist das nicht so, aber Verspannungen und so manche körperliche Beschwerden sind kein Problem.


    Die Massagetechniken lernte ich bei Crixus, dem alten ehemaligen Masseur von meinem Herrn. Er hat es uns allen hier beigebracht. Ein guter Mann, der sehr viel Erfahrung gehabt hatte. Er hatte vorher glaube ich in den Thermen gearbeitet? Ich meine so etwas in der Art war es gewesen", erzählte Chari fröhlich vor sich hin, während er Tiberios mit einem weichen Laken zudeckte um die Massage wirken und ausklingen zu lassen.


    Über das Trinkgeld freute er sich sehr.


    "Hab Dank für das Trinkgeld Tiberios von den Furiern. Meinen Namen kennst Du bereits und meinen Herrn ebenso. Ich stamme aus Rom Tiberios, also ich wurde in Rom geboren. Meine Mutter war Sklavin, genau wie ihre Mutter davor. Und eines Tages als ich hier eine Besorgung für meine Domina abzuholen hatte, fragte Viridomarus mich nach meinen Herrn. Stets habe ich meinen Dienst zügig und treu geleistet, dass ist ihm aufgefallen und so hat er mich kaufen wollen. Und wie Du siehst, hat er es auch getan.


    Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint Tiberios, ich bin den ganzen Tag von freundlichen Gesichtern umgeben. Die meisten Kunden kommen schon gut gelaunt hierher und verlassen uns mit noch besserer Laune und oft sind sie dabei völlig entspannt. Unser Herr weiß gute Arbeit zu würdigen, dass ist etwas was mich freut. Ich glaube den jungen Mann der Dich hergebracht hat, wird hier auch bald einziehen.


    Woher stammst Du und was ist Dein Beruf? Die Furier? Ich glaube das ist eine bekannte Familie, aber sowas weiß mein Herr. Ich muss mir mehr die Wünsche meiner Kunden merken. Viele haben Sonderwünsche, falls Du einen hast, nur herausdamit. Ich dachte mir, dass Du eine Hand-Finger-Massage benötigst, Deine Hände wirken so", gab Charislaus freundlich zurück.

  • „Hyazinthus ist freundlich und hilfsbereit, auch wenn er griechische Mytholgie durcheinander wirft.“, bestätigteTiberios:
    „ Er hat mir quasi das Leben gerettet. Ich glaube, in der Putzkolonne geht er unter. Wie großherzig von deinem dominus, ihn zu erwerben! Auch ich werde mich nochmal bei ihm bedanken, wenn ich ihn sehe."


    Tiberios räkelte sich, und übeließ sich dem kundigen Charilaus:


    „Ja, das Schicksal hat es auch gut mit mir gemeint, und in Roma kann man sein Glück machen.
    Meine Mutter war eine Sklavin wie deine, ich stamme aus Alexandria und habe die Ausbildung eines scriba,
    Meine domini, die Furier, haben mich immer gefördert, und nun bin ich der Bibliothekar* unserer Casa. Schreibkram gehört da auch sehr viel dazu, daher tut die Handmassage sehr gut. Wegen deines Namens dachte ich, dass du vielleicht auch ein Grieche bist".


    Tiberios lächelte den jungen Mann an: „Was an Behandlung würdest du mir noch empfehlen? Ich denke immer, als Bibliothekar müsste ich etwas würdevoller aussehen, vielleicht eine andere Haartracht tragen?“



    Sim-Off:

    *Tiberios ist da noch Bibliothekar, noch nicht Maiordomus

  • Charilaus strich das weiche Laken auf Tiberios glatt und stellte das Öl und die anderen Utensilien beiseite. In Unordnung konnte sich niemand entspannen.


    "Dann kannst Du schreiben, lesen und vermutlich auch rechnen? Das Wissen zu hüten ist eine ehrenvolle Aufgabe. Eine Handmassage ist dann besonders wichtig für Dich, wo Du jeden Tag mit Deinen Händen arbeitest und dem Verstand. Ich kann Dir auch eine Kopfmassage bieten. Auch sehr entspannend, da auch die Schläfen mit einbezogen werden.


    Nun soweit ich weiß tragen doch Wissensträger und Philosophen meist lange Haare und Bärte. Vielleicht solltest Du Dir die Haare lang wachsen lassen. Ein Bart würde Dir nicht stehen, dafür hast Du zu weiche Züge und ein Bart würde Dich nicht markanter machen, sondern einfach nur älter.


    Du findest mein Name klingt griechisch? Wer weiß, vielleicht habe ich griechisches Blut in mir oder mein Herr fand den Namen einfach nur schön. Ich kann es Dir nicht sagen.


    Mein Herr ist ein guter Geschäftsmann. Großherzig ist das falsche Wort, er ist ein guter Herr, solange man ein guter Sklave ist. Aber das muss selbstverständlich sein. Hier habe ich ein gutes Leben. Genau wie Du bei Deinem Herrn und Du würdest es auch nicht gefährden. Ist der Herr glücklich mit Deiner Arbeit, bleibst Du auch glücklich.


    Wie ist es in Alexandria? Erzähle mir davon", bat Charilaus.

  • „ Kopfmassage wäre wundervoll, doch nur wenn du keine anderen Kunden hast, die warten.“, sagte Tiberios:
    „Ich will keinesfalls der Grund dafür sein, dass du mit deinem Dominus Ärger bekommst.“
    Auch er war ja mit dem hohen Anspruch an seine Dienstbereitschaft aufgewachsen:


    „Lange Haare...hmmm. Meinst du nicht, ich würde dann zu sehr wie ein Mädchen aussehen?“, Tiberios zog seine Locken etwas über sein Kinn.


    „Charilaus war ein berühmter spartanischer König.“, fuhr er fort, und er nickte bei Charilaus‘ Worten über seinen Herren.
    Er hatte einen ähnlichen Eindruck von dominus Viridomarus gewonnen: leutselig, sogar großmütig, aber bestimmt konnte er hart sein, was Geschäfte anging. Sonst wäre er in der urbs aeterna nicht zu solchem Reichtum gekommen.


    Dann fragte Charilaus, wie es in Alexandria so wäre, und gerne sprach Tiberios über seine Heimatstadt:


    Alexandria ist die Residenzstadt des römischen Präfekten der Provinz Aegyptus,es liegt an der Küste und hat sogar zwei Häfen, den Portus Magnus und den Portus Eustonus.
    Nach Roma ist Alexandria die zweitgrößte Stadt des Imperiums und das Zentrum von Wissenschaft und Gelehrsamkeit für die ganze Welt.
    Alexander der Große hat die es gegründet.
    Menschen von überall her ist Alexandria zur Heimat geworden, besonders Griechen und Makedonen, Juden und Aegyptern, aber auch Syrer und andere Ausländer leben in ihren verschiedenen Vierteln.
    Das Haus meines früheren Herren stand in Delta, das ist eigentlich das jüdische Viertel.
    Oh, es gäbe so viel zu erzählen über das Museion, die große Bibliothek, den Pharos, der Leuchtturm, der einer der sieben Weltwunder ist, die Märkte, die Straßen und die Menschen .“
    , sagte der furische Sklave voller Begeisterung:


    „Aber ich würde solange reden...“, er lachte:
    „...dass meine Haare Zeit hätten, zu wachsen, und du hättest dann zwischenzeitlich den Bart!“
    Tiberios lächelte sehr freundlich; der tüchtige, angenehme Charilaus gefiel ihm ausnehmend:
    „Wenn dein Dominus dir einmal frei gibt, würde ich dich gerne hier in den Traiansmärkten zu einer Posca einladen.“, sagte er:
    „Natürlich nur, wenn du auch Lust hättest."

  • "Keine Sorge, im Moment ist kein anderer Kunde im Geschäft. Und heute habe ich auch keinen Terminkunden mehr. Falls noch jemand kommt, ist das spontane Laufkundschaft die ganz dringend aufgehübscht werden muss. Meist handelt es sich dabei um Leute die einen Termin vor Gericht haben und möglichst gut oder mitleiderregend aussehen wollen. Auch das bekommen wir hin", erklärte Charislaus und begann damit Tiberios mit starken Fingern den Kopf in kreisenden Bewegungen zu massieren.
    "Du musst Die Haare zusammenbinden, damit sie lang, gepflegt und würdevoll aussehen. Die Locken sollen nicht Dein Gesicht umspielen, dann wirkst Du zu jung. Du erreichst also das Gegenteil von dem was Du möchtest. Du möchtest Reife ausstrahlen, Erfahrung, aber nicht zuviel um altbacken zu wirken.


    Den spartanischen König kenne ich nicht. Aber das macht nichts, die Herkunft meines Namens ist höher als meine. Sogar königlich, schau einer an. Vielleicht werde ich eines Tages Alexandria sehen. Die Weltwunder würde ich gerne besichtigen. Die zweitgrößte Stadt es Imperiums, mein Herr könnte sie anreisen. Er ist sehr reiselustig und neugierig. Was für uns alle gut ist.


    Nach Ladenschluss haben wir alle eine Stunde Zeit für uns, für die Therme und falls wir etwas erledigen wollen. Da können wir gerne eine Posca trinken gehen", freute sich Charilaus. Während er massierte, stellte er sich vor mit Viridomarus, Tiberios und allen anderen Sklaven im Schlepptau durch Alexandria zu laufen und die Wunder zu bestaunen.

  • „Nubius sollte mich heute sicher heimgeleiten, daher werde ich deinen dominus nachher, wenn ich die Düfte begleiche, fragen, ob eine Stunde Verzögerung überhaupt für ihn in Frage kommt. Wenn dominus Viridomarus die Dienste seines custos gleich benötigt, gehen wir ein anderes Mal“, erwiderte Tiberios, der keinesfalls auf Nubius‘ Begleitschutz verzichten wollte. Er war sich fast sicher, dass die Zwillinge nachtragend waren. Vielleicht lauerten sie ihn schon vor den Traiansmärkten auf?


    Er lächelte zufrieden, während er Charilaus‘ kräftige Finger an seinemn Kopf fühlte, er war nun durch all die Massagen glücklich und in solch gelöster Stimmung, dass er mit seiner Hand nach oben fasste und Charilaus‘ Hand vorsichtig mit einem Finger streichelte.


    Es war ein sanftes Begehren, mehr nicht. Es enthielt keinerlei Druck, und Tiberios würde nicht im mindestens beleidigt sein, wenn Charilaus ablehnte, und ihn weiterhin gerne einfach zu einer Posca einladen.
    „Wir haben ja jetzt Sommer; eine Stunde ist von längerer Dauer* und das bedeutet, wir können mehr zusammen trinken.“, sagte er:
    „Die Idee, die Haare zurück zu binden, gefällt mir. Besser als die Haare kurz schneiden. Ich möchte meine Locken behalten, das ist das einzige, was mir meine Mutter vererbt hat.“, er lachte:
    „Wenn dein dominus dich auf Reisen mitnimmt, hast du großes Glück. Ich bin bisher nicht aus Roma rausgekommen, Italia kenne ich nicht und werde es vermutlich nicht kennen lernen, außer Portus Ostienses, aber da fahre ich zum Arbeiten hin.
    „Wie findest du die Taverna Apicia für nachher?"


  • Charislaus verzog das Gesicht und grinste.


    "Warum sollte mir mein Herr ausgerechnet heute meinen Ausgang streichen? Dafür gibt es keinen Grund. Ich habe wie üblich ordentlich gearbeitet. Du machst Dir zu viele trübe Gedanken Tiberios. Nubius wird Dich sicher nach Hause begleiten, unser Herr Viridomarus hat es angeordnet, also macht Nubius das auch. Niemand wird Dir etwas zuleide tun, solange Nubius über Dich wacht", erklärte Chari.


    "Ich kann gerne nachkommen, sobald ich Hyazinthus in die Therme geführt habe. Oder wir treffen uns danach in der Taverna Apicia. Wie gesagt, ich muss mich vorher allerdings um Hyazinthus kümmern und ihn natürlich zum Hause meines Herrn begleiten. Er muss schließlich auch sicher in seinem neuen Zuhause ankommen", antwortete Chari und wuschelte Tiberios durch die lockigen Haare.
    "Warum solltest Du Deine Haare kurzschneiden? Du bist nicht bei der Legion und kannst Deine Haare so lang tragen wie Du möchtest. Weise Männer und Philosophen tragen lange Haare und lange Bärte. Das heißt natürlich nicht, dass Du genauso herumlaufen musst. Sie wollen alt und weise aussehen. Du bist jung, also lass die Haare lang wachsen, aber lass den Bart weg. Und Deine Locken lockern die Frisur etwas auf, damit siehst Du nicht so streng aus. Drum trage die Haare ruhig lang, aber zusammengebunden. So sieht alles ordentlich aus.


    Wenn unser Herr auf Reisen geht, benötigt er uns auch unterwegs, deshalb kommen wir mit. Oft sollen wir auch etwas auf der Reise lernen. Düfte werden vorgestellt, neue Inhaltsstoffe und vieles mehr. Es ist immer interessant, aber es ist auch auf den Beruf ausgerichtet. Was verständlich ist", sagte Charislaus und lüftete das Laken.


    "So Du bist fertig Tiberios. Vorne warten Deine Düfte auf Dich und wir treffen uns nach dem Feierabend in der Taverna, es müsste die 16 Stunde sein. Bitte frage meinen Herrn nochmal", bat Chari.

  • Cubiculum Valeria Maximilla >>>


    Am nächsten Tag bringt ein wieder fitter und erholter Remigius einen Brief von Maximilla:




    Salve lieber Freund Viri,


    Freunde sollten immer aufrichtig und ehrlich zueinander sein, sagt zumindest Adalheidis. Und da du ehrlich zu mir warst, will ich auch ehrlich sein:
    Ich war furchtbar enttäuscht, dass du schon verheiratet bist.
    Aber schon auf dem Heimweg dachte ich, dass das fuch furchtbar dumm von mir ist. Du hast nie was andres behauptet.
    Ich hoffe, du findest mich jetzt nicht wirklich dumm.
    Meine Einladung an Lala und dich ist ernst gemeint. Vielleicht wird sie auch meine Freundin.
    Und ansonsten – weiterhin Freunde?


    Liebe Grüße Maxi

  • „Sechzehnte Stunde, das wären fast noch zwei Stunden bis zur prima vigilia, der ersten Nachtwache, bis dahin darf ich der Casa Furia fern bleiben.“, sagte Tiberios:
    “Ich vertraue Nubius; er hat mich heute schon einmal gerettet. Nachher erzähle ich dir die ganze Geschichte.“


    Als Charilaus ihm durch die Haare fuhr, lächelte er erfreut und streichelte Charilaus‘ Unterarm, um zu sehen, ob der das mochte:
    „Und ich würde gerne erfahren, wo du schon überall gewesen bist mit deinem dominus. Treffen wir uns nacher also vor der Taverna Apicia, dann verfehlen wir uns nicht.“


    Jetzt grinste der Alexandriner:
    „Ich habe allerdings körperlich auf deine göttliche Massage reagiert, ich fürchte, ich muss noch etwas liegen bleiben.“
    Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Aber die Aufregung der letzten Stunden und dann die Muskelentspannung durch die Charilaus‘ kundigen Hände und der reizende Charilaus selbst hatten zweifelsohne zu dieser Reaktion beigetragen.




    Hyazinthus stand inzwischen, beide Hände mit den Sesterzen darin an die Brust gepresst, vor den Kabinen und staunte den Laden an.
    So etwas Schönes wie die Geschäftsräume des Duften Viri hatte er noch nie gesehen. Es gab Glasphiolen zart wie Erotenflügel, Vitrinen mit Schmuck und kostbaren Stoffen, Farbpulver und geheimnisvolle Gerätschaften, die der junge Sklave noch nie zuvor gesehen hatte.
    Überall roch es nach orientalischen Essenzen und frischen Blüten.
    Und die Sklaven des Viridomarus schienen Hyazinthus und seine Geschichte bereits zu kennen, denn anstatt den jungen Mann, der nur mit einem subligaculum bekleidet war, zu verscheuchen, lächelten sie ihm freundlich zu.
    Ein Mädchen, Göttin an Schönheit, sagte sogar: „Chari kommt gleich.“


    „Oh bist du eine der Unsterblichen, sprich“, sagte Hyazinthus:
    „Denn das ist das Elysium, oder ?Oder zumindest ein Ort, der ihm sehr ähnlich sieht.“


    Dann erblickte Hyazinthus Tiberios, der bester Laune und mit frisch geflickten Gewändern, den Vorhang beiseite schob.


    „Leonis!“, rief der ehemalige Sklave der Reinigungskolonne, denn immer noch dachte er, dass der Name der Casa Leonis der Name des furischen Sklaven sei.
    „Hyazinthus!“, freute sich Tiberios:
    „Ich will mich bei dir noch bedanken.“ Er fasste zu seinem Geldbeutel, aber da schüttelte Hyazinthus den Kopf:
    „Kommt nicht in Frage!“, sagte er entschieden:
    „Du hast mir Glück gebracht, Leonis. Ich hoffe, ich bringe dir auch Glück.“


    Tiberios warf einen liebevollen Blick in Charilaus' Richrung: „Ich denke, du hast mir schon Glück gebracht.“, sagte er.


    Hyazinthus lächelte nun treuherzig Charilaus, der sich um ihn kümmern sollte, an:
    „Salve!“, sagte er:
    „Bitte nimmst du mir das Geld ab. Ich traue mich kaum zu atmen, wenn ich so viel in der Hand halte, so dass ich noch ersticke wie Odysseus im Bauch des Trojanischen Pferdes.“*




    Tiberios jedoch begab sich zu dem Eigentümer der Taberna "Zum duften Viri".
    „Salve dominus Viridomarus“, grüßte er und verbeugte sich:
    „Ich danke dir für die vielen Wohltaten, die du mir erwiesen hast. Ich möchte fragen, ob die Düfte für die Casa Furia schon fertig gemischt wurden und was ich dir dafür schuldig bin.“

    Der junge Grieche hoffte auf einen besonderen Preis, wie ihm der Thraker das in der Casa Leonis versprochen hatte:


    „Des weiteren möchte ich fragen, ob es möglich und kein Umstand ist, dass Nubius mich in der hora duodecima, der Stunde vor Sonnenuntergang, von der Taberna Apicia abholen und mich nach Hause bringen kann. Ich wollte Charilaus noch so gerne auf eine Posca einladen."


    Die letzte Frage stellte Tiberios sehr scheu, denn eigentlich hatte ein Sklave fremde domini um nichts zu bitten, das wußte er selbstverständlich.



    Sim-Off:

    * Hyazinthus meint Antiklos

  • Viridomarus hatte gerade sein Geschäft eröffnet, als der Sklave Remigius einen Brief bei ihm abgab. Viri hatte sich den Namen des Burschen gemerkt, eine seine Angewohnheiten. Auch die Namen der Kunden merkte er sich. Nichts war persönlicher, als wenn ein Kunde mit seinem Namen empfangen wurde. Es galt aber sich mehr zu merken, als rein den Namen. Viri fiel dies nicht schwer, denn er hatte Freude daran, sich alles rund um seine Kunden zu merken. Sich weitere Namen einzuprägen war eine gute Übung und zudem konnte Zusatzwissen nie schaden. Man wusste nie, wann man es gebrauchen konnte.


    Viridomarus entrollte den Brief und las ihn in Ruhe durch.



    Salve lieber Freund Viri,


    Freunde sollten immer aufrichtig und ehrlich zueinander sein, sagt zumindest Adalheidis. Und da du ehrlich zu mir warst, will ich auch ehrlich sein:
    Ich war furchtbar enttäuscht, dass du schon verheiratet bist.
    Aber schon auf dem Heimweg dachte ich, dass das fuch furchtbar dumm von mir ist. Du hast nie was andres behauptet.
    Ich hoffe, du findest mich jetzt nicht wirklich dumm.
    Meine Einladung an Lala und dich ist ernst gemeint. Vielleicht wird sie auch meine Freundin.
    Und ansonsten – weiterhin Freunde?


    Liebe Grüße Maxi


    Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht während des Lesens, so dass Charislaus und auch Nubius kurz einen Blick tauschten. Maximilla war enttäuscht, dass er schon verheiratet war? Gab es größeres Kompliment an einen Mann? Wohl kaum.


    Das Maxi die Einladung ernst gemeint hatte, freute Viridomarus. Was Maximilla schrieb und selbst erkannt war absolut wahr. Er hatte die junge Frau zu keiner Zeit belogen.


    Viridomarus schnappte sich ein Stück Papyrus und seine Schreibutensilien und antwortete Maximilla umgehend.




    Salve Maximilla,


    absolut meine Liebe, Freunde sollten ehrlich zueinander sein. Du hast mich offen gefragt und genauso habe ich Dir geantwortet. Allerdings muss ich Dir auch gestehen, dass Deine Enttäuschung darüber, dass ich bereits verheiratet bin, ein sehr großes Kompliment ist. Es schmeichelt mir, vielen Dank.


    Gerne nehme ich Deine Einladung an. Meine Frau ist etwas speziell, aber dazu vielleicht einmal in einem persönlichen Gespräch mehr. Und meine Liebe, nur weil ich verheiratet bin, heißt das doch nicht, dass ich auch verheiratet bleibe nicht wahr?


    Zudem steht auch noch unsere Kunstaustellung aus, die wir besuchen wollten. Zwischen uns ist alles beim alten Maximilla, es ist alles gut zwischen uns, mach Dir keine Sorgen.


    Vale bene und auf bald


    Dein Viri




    Viridomarus rollte seinen Brief zusammen und reichte ihn Nubius.


    "Zur jungen Maximilla damit, Du kennst den Weg ja bereits", grinste Viri pausbäckig. Und ob Nubius den Weg kannte. Er schnappte sich den Brief und eilte los.

  • Charislaus lachte über Tiberios Mitteilung dass er körperlich auf die Massage reagiert hatte. Er täschelte ihm den Rücken.


    "Das passiert mehr Männern, als zugegeben wird. Durch die völlige Entspannung hebt sich die Laune auch da unten. Kurzum die Spannung fällt, das andere steigt. Mach Dir nichts draus, dass zeigt Dir nur wie gut die Massage war und wie entspannt Du bist.


    Wo ich bereits überall gewesen bin, davon erzähle ich Dir nachher. Sonst haben wir ja nichts mehr zu bereden. Zwei ganze Stunden, da haben wir doch richtig was von unserem Ausflug. Aber ich muss jetzt auch gleich mit Hyazinthos los, er ist neu und er muss noch alles lernen. Morgen kann er abends schon allein in die Therme, er weiß wohin er gehen muss. Oder er folgt mir einfach. Das muss er selbst entscheiden.


    Hauptsache ist, er ist pünktlich daheim. Wer nach Verschluss des Hauses kommt, hat am Morgen nichts zu lachen. Aber das wird er, ich achte schon darauf. Warte mal", bat Charislaus und füllte vom Massageöl eine kleine tönerne Phiole ab und reichte sie Tiberios.


    "Vielleicht bist Du ja nachher nochmal verspannt und wir benötigen etwas Öl. Steck sie ein", flüsterte Chari und steckte die Phiole Tiberios zu.


    Hyazinthos trat zu ihnen hinzu und schaute sich staunend um. Er wollte sich bei Tiberios bedanken, aber dieser machte eine wegwerfende Handbewegung und schaute Chari an. Hyazinthos hatte ihnen allen, einschließlich sich selbst Glück gebracht.


    Dann verschwand Tiberios zu ihrem Herrn um seine Bestellung abzuholen und Chari räumte so schnell er konnte alles auf, um mit Hyazinthos in die Therme zu gehen. Als sein Arbeitsplatz wieder ordentlich hergerichtet war, nahm er das Geld von Hyazinthos an sich, da ihn der junge Bursche darum bat.


    "Der Herr hat es Dir anvertraut, Du musst bald lernen ebenso Geld zu hüten. Aber eines nach dem anderen. Heute gehen wir erstmal gemeinsam in die Therme. Du wirst jeden Abend nach Feierabend in die Therme gehen. Danach hast Du etwas Zeit für Dich. Du hast eine Stunde für Dich, wo Du etwas privates erledigen kannst, gleich was es ist.


    Ganz wichtig ist aber, dass Du vor Verschluss des Hauses zurück bist. Falls nicht, sie öffnen die Tür nicht für Dich, dann musst Du vor dem Haus schlafen. Und ist das nötig, dann... nun dann hast Du wirklich ein Problem, weil Du unzuverlässig warst. Nichts was unser Herr mehr hasst, als Unzuverlässigkeit. Lass es einfach nicht dazu kommen, dann siehst Du auch nie die Peitsche.


    Arbeitest Du gut und bist gehorsam und zuverlässig, dann hast Du ein hervorragendes Leben als Verkäufer. Also nutze die Chance die die Götter Dir heute geschenkt haben Hyazinthos. Komm auf geht es, ab in die Therme. Dort zeige ich Dir auch, wie Du Dich richtig reinigst. Das ist sehr wichtig. Merke Dir, die Kunden müssen einen guten und sauberen Eindruck von Dir haben. Du fasst sie an, Du behandelst sie, säuberst sie, pflegst und massierst sie, da darfst Du niemals schmutzig sein!


    Das klingt jetzt viel, aber das alles lernst Du schon. Du wirst auch lernen all das selbst zu sehen und falls nicht, bin ich da um Dir zu helfen. Also falls Du etwas nicht weißt, bitte nicht auf eigene Faust handeln, sondern fragen Hyazynthos", erklärte Charislaus freundlich ordnete seine Tunika, verstaute das Geld in seinem Geldbeutel und machte sich mit seinem Lehrling auf den Weg zu den Thermen.

  • Viridomarus schaute auf und lächelte Tiberios freundlich an. Er sah erfrischt und vor allem erholt aus. Charislaus und Hyazynthos machten sich gerade auf den Weg, was Viri erfreut zur Kenntnis nahm.


    "Selbstverständlich wurden die Düfte von mir schon erschaffen. Die Bestellung lautete ein Duftöl aus Wachholderbeere, Nussgraswurzel, Koniferenharz und Schminkwurz für die Bibliothek - erfrischend und belebend. Zudem ein Parfüm auf Ölbasis basierend auf Zimt, Bittermandel und Kalmus. Beides erst einmal in einer kleinen Ausführung, wie besprochen. Ein warmer Duft verlangt nach einer gleichen Verwahrung.


    Parfümflakon Link:
    https://i.pinimg.com/236x/29/0…glass-perfume-bottles.jpg


    Duftölfläschchen Link:
    https://i.pinimg.com/564x/df/d…4efcab90a8444ad7067bf.jpg


    Alles in allem macht dies dann genau 40 Sesterzen Tiberios.
    Hier nimm Dir eines der Ölschälchen dazu, passend zum Fläschchen und zu Deinem Einkauf.


    Duftölschälchen Link:
    https://i.otto.de/i/otto/32035963?h=520&w=551&sm=clamp


    Nubius soll Dich in der hora duodecima, der Stunde vor Sonnenuntergang, von der Taberna Apicia abholen und Dich nach Hause bringen? Nun eigentlich soll Nubius vor Verschluss des Hauses Zuhause sein, wie jeder andere Mitbewohner auch.


    Im Grunde gerade Nubius, da er meine Sicherheit an erster Stelle garantiert. Aber da Dir meine Zwillinge so einen üblen Streich gespielt haben, werde ich heute eine Ausnahme machen Tiberios. Triff Dich mit Charilaus auf eine Posca, Nubius holt Dich ab und bringt Dich sicher heim. Aber das bleibt eine einmalige Ausnahme. Andernfalls geht bitte an Eurem freien Tag früher etwas trinken", erklärte Viri und hielt die Hand auf.

  • Casa Valeria >>>


    Remigius war seine Freude anzumerken, als er wieder einen Brief von Maximilla an Viridomarus abgab. Er lachte aber niemanden aus. Er war einfach glücklich, wenn er Botengänge machen durfte.
    "Salve, Dominus Viridomarus, ein Brief von der jungen Domina!", meldete er.
    Dann ging er wieder nach Hause, denn ihm war nicht aufgetragen worden, eine Antwort abzuwarten.



    Ad Viridomarus
    "Zum Duften Viri"
    Traiansmärkte



    Lieber Viri,
    ich bin so froh, dass wir wieder noch gute Freunde sind. Das das ein Kombli Kompliment ist, wusste ich nicht.
    Ich freue mich schon auf Kunst mit Dolios.
    Ich habe mich übrigens bei Gaius Iulius Caesoninus über Iduna beschwert.
    Er hat mich zum Gespräch in die Domus Iulia eingeladen.
    Die Iulier sind eine vornehme gens. Ich möchte sie gerne beeindrucken.
    Kannst du mir nicht einige von deinen schönen Sklaven und Sklavinnen ausborgen?
    Ich will Caesoninus nicht dumm erscheinen. Was soll ich denn tun und sagen? Kannst du mir bitte helfen?


    Vale
    Deine Freundin Maxi

  • Tiberios nahm die kleine Phiole an sich und verstaute sie im Beutel; dann schwang er sich von der Liege.
    „Den Götter sei Dank, bist du verständnisvoll.“, lächelte er:
    „Bis nachher, ich freue mich schon.“


    Er mochte den anderen Jüngling, der so anmutig, pflichtbewusst und nett war, aufrichtig, und als er nun aufstand, konnte er sich vorstellen, ihn liebzugewinnen.




    Später nickte Hyazinthus bei allem, was Charilaus ihm sagte, o ja, er wollte gerne lernen und alles richtig machen, sich sauber halten, immer pünktlich sein und mit Kunden richtig sprechen. Jetzt würde er erstmal in der Therme Charilaus alles nachmachen.
    Er hatte sich zuvor gerne schon sauber gehalten, aber als Reinigungssklave war das schwierig, denn wenn die Kunden trödelten und am abend die Traiansmärkte nicht schnell genug verließen, war die Kolonne manchmal schon eingeschlossen worden, bevor er fürs Waschen Zeit gefunden hatte.


    Dafür hatten sie sich aber bis zum Einschlafen wilde Liebes- und Gespenstergeschichten und auch Geschichten aus der Mythologie erzählt. Daher hatte Hyazinthus seine Phantasien, und gerade dachte er, dass vielleicht heute abend eine neue Geschichte die Sklaven erfreuen würde „Hyazinthus der Tapfere und wie er Leonis rettet und dafür ins Elysium kommt und eine neue Tunika erhält“ oder so ähnlich. Dieser Gedanke gefiel dem verträumten jungen Mann außerordentlich.


    Er war froh, dass er die hohe Summe Sesterze Charilaus anvertrauen konnte und eilte hinter ihm her.



    Tiberios sah den Beiden nach und freute sich für Hyazinthus. Er wünschte ihm, dass er seinen dominus immer zufrieden stellen und die Peitsche wirklich niemals zu spüren bekommen würde.

  • Tiberios betrachtete die so geschmackvoll ausgesuchten kleinen Phiolen und wurde rot vor Freude.


    „Sie sind so schön, ich danke dir vielmals, dominus Viridomarus, für deine Freundlichkeit!“, rief er aus, wickelte sein Schreibzeug, das er immer bei sich hatte, aus seiner Hülle, um die Flacons darin einzuschlagen, damit sie keinesfalls beschädigt werden oder zu Bruch gehen konnten, bevor er alles sorgfältig in dem Beutel, den er am Gürtel trug, verstaute.


    Der junge Sklave wusste auch, dass vierzig Sesterzen für diese kostbaren Essenzen ein niedriger Preis war, er hatte mit zwei kleinen Duftproben gerechnet, nicht mit solch einer Pracht.
    „Wenn ich einmal etwas für dich tun kann, so bitte sag es mir, dominus Viridomarus“, sagte er, während er bezahlte:
    „Ich bin ein gelernter Scriba, aber auch ein ganz guter Rezitator, Vorleser und magister.


    Natürlich würde der reiche Viridomarus seine eigenen Scribae und erlesenes Unterhaltungspersonal besitzen, aber Tiberios machte sich gerne nützlich, wenn man gut zu ihm war, und es war auch nicht unerlaubt, das anzubieten, handelte er doch in Interesse der Casa Furia.


    Mit Nubius tat der Thraker dem jungen Alexandriner einen weiteren Gefallen.
    „Und auch hierfür vielen Dank!“, rief Tiberios begeistert aus:
    „Ich werde mit Nubius rennen, was das Zeug hält, auf dass er in deinem Haus ankommt, noch bevor Helios sein Gesicht endgültig abwendet.
    Vale Bene, dominus Viridomarus, der Segen des Mercurius auf deinen Geschäften!“

    Der furische Sklave verbeugte sich.


    Er mochte dominus Viridomarus sehr; für die Zwillinge konnte er wohl nichts , und außerdem hatte er ja alles wieder gut gemacht.



    Dann schlenderte Tiberios langsam, er hatte noch Zeit, in Richtung der Taverna Apicia.


    >>> Taverna Apicia

  • Charislaus grinste Tiberios an und zuckte die Schultern.


    "Warum sollte ich dass auch nicht sein? Dein Körper sagt, die Massage von Chari war genial, da werde ich ihm doch nicht widersprechen. Dann bis später, pass gut auf Dich auf und schaue lieber zweimal über den Rücken. Du weißt schon warum. Bis nachher in der Taverna Apicia", verabschiedete sich Chari noch von Tiberios.


    Dann war er mit Hyazinthos verschwunden. Der Neue machte einen guten Eindruck, aufgeweckt und etwas verträumt zugleich. Der Herr hatte ihn sicher nicht umsonst ausgesucht.


    Die Therme warteten schon auf sie beide und Chari freute sich auf den Abend in der Taverna bei einem Becher Posca und vielleicht etwas zu essen. Er würde Hyanzinthos nach dem Kauf der Tunika direkt nach Hause bringen und dort sein eigenes Geld einstecken. Er konnte ja nicht verlangen, das Tiberios alles bezahlte. Sie beide waren Sklaven, da war es nur gerecht wenn sie die Rechnung teilten.

  • "Auf den Gefallen komme ich gerne zurück Tiberios. Möge Bacchus Dich segnen, besonders heute. Du musst mit Nubius nicht rennen, wie mein Vater stets sagte, wer es eilig hat, sollte langsam gehen. Kurzum Du möchtest im Übereifer ja nicht auf die Nase fallen. Viel Freude mit dem Parfüm und dem Duftöl, ich hoffe es findet Anklag. Vale bene", verabschiedete Viridomarus Tiberios.


    Es war ihm stets ein Vergnügen, wenn sich die Kunden über seine Waren freuten und Tiberios hatte bei dem Anblick der Flacons regelrecht gestrahlt.

  • Viridomarus nahm den Brief an sich, entrollte ihn und las. Maximilla hatte sich bei Gaius Iulius Caesoninus über Iduna beschwert und dies zu Recht. Die Sklavin hatte die junge Frau beleidigt. Weshalb sollte Maximilla einfach darüber hinweggehen? Ohne Tadel gab es keine Chance auf Besserung. Es sei denn man wollte sich mit Sklaven im Haus abfinden, die die Gäste vergraulten und einem bis dato wohlgesonnene Familien in das Gegenteil verwandelten.


    Viri nahm sich seine Schreibutensilien und antwortete Maximilla.



    Salve Maximilla,


    nun Du hast mir mit Deiner Verärgerung zu verstehen gegeben, dass Du an mir Interesse hast. Andernfalls wärst Du nicht darüber enttäuscht gewesen, dass ich schon in festen Händen bin. Welcher Mann siehst dies nicht als Kompliment?


    Du hast richtig gehandelt, Dich über das Verhalten dieser Sklavin zu beschweren. Es steht der Sklavin nicht zu, fremde Personen überhaupt ungefragt anzusprechen. Eine Römerin zu bleidigen erst Recht nicht. Ich glaube da hat jemand in seinem winzigen Kopf vergessen, welchen Stand er bekleidet. Sie ist ein Nichts, ein Ge- und Verbrauchsgegenstand. Und scheinbar ist sie zu nichts nützlich.


    Leider musste ich mit eigenen Augen im Garten sehen, wie unfähig diese Sklavin sogar als Mutter ist. Ihr Herr sollte gut darüber nachdenken, ob er dieser Sklavin das Kind überlässt. Ist es Dir nicht auch aufgefallen, dass die Sklavin ihr Kind auf die Steinbank abgelegt hat? Ein Kind legt man selbst bei heißen Tagen nicht auf Stein. Daran siehst Du doch schon, wie beschränkt diese Sklavin ist. Eine gute Mutter hätte stets eine Decke dabei, auf welche sie ihr Kind bettet. Und auch schon um seinen Mund abzutupfen.


    Ebenso kann man sein Kind in einem Tuch tragen. Bedauerlich, dass dies einem Mann auffallen muss und nicht der Kindsmutter selbst. Ich halte diese Sklavin nicht für geeignet Kinder groß zu ziehen.


    Ihr Dominus sollte sich überlegen, ob er bereit ist den Verlust dieses jungen Sklaven in Kauf zu nehmen. Es wäre schade um den Geldwert des Kindes. Zudem hat eine solch vornehme Familie sicher Sklaven mit Befähigung im Hause, auch jene die dazu in der Lage sind ein Kind großzuziehen.


    Aber nun meine Liebe zu Deinem Anliegen. Gerne leihe ich Dir einige meiner Nubier. Sie sind gehorsame, treue und stets loyale Sklaven. Sie haben nicht nur das gewisse etwas, sondern zeichnen sich auch durch Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit aus.


    Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn Du dem Hause einmal Sklaven vorführst, die sich entsprechend zu verhalten wissen. Komme einfach rechtzeitig vorbei, dann leihe ich Dir von meinen Sänftenträgern einige Sklaven, sowie auch Nubius, der Dich an diesem Tag begleiten und beschützen wird. Nubius ist absolut vertrauenswürdig, Du hast den Guten ja bereits in meinem Laden kennengelernt.


    An die Hand geben kann ich Dir als weibliche Begleitung meine beiden Kosmetikerinnen Corinna und Lanassa. Sie stehen meinen anderen Sklaven in nichts nach, sind geschickt mit Wort und Witz und wissen sich ebenfalls gebührlich zu verhalten.


    Beschwerden über einen meiner Sklaven sind mir noch nie zu Ohren gekommen. Das hätte ich mir mit aller Strenge und Konsequenz auch verboten. Ihr Fehlverhalten fällt auf mich als Besitzer zurück und zeugt von Schwäche. Ein Umstand, den sich ein Geschäftsmann nicht leisten kann meine Liebe.


    Zur Beschwerde, ich würde der Gens Iulier vortragen, wie es zu dem Treffen und auch der Beleidigung gekommen ist. Ferner würde ich auf eine direkte Entschuldigung sowie Bestrafung der Sklavin bestehen. Sie soll sich vor Deiner Person entschuldigen und ebenso soll sie die Peitsche schmecken.


    Denn meine Liebe, was nicht mit guten Worten in den Verstand einer Sklavin dringt, muss mit der Peitsche eingeflößt werden. Wehret den Anfängen. Lasst Du einmal so ein Verhalten durchgehen, wird sich das einschleifen und jeder Sklave hegt den üblen Gedanken, dass er so mit Dir umgehen könnte. Lasse dies nicht zu.


    Ebenso würde ich anregen, dass der Sklavin das Kind entzogen wird. Rein zu dessem Schutz, denn Du selbst musstest sie auffordern, dass Kind in den Schatten zu legen. Und Du hast auch mit eigenen Augen gesehen, dass diese Sklavin das Kind auf die Steinbank bettete. Mag es auch nur ein Sklavenkind sein, dennoch sollte es nicht in einer derartigen unfähigen Obhut sein. Es gilt hier im Namen des Kindes und auch des Dominus und dessen Eigentum Schlimmeres zu verhindern.


    Halte Dich bei Deiner Erläuterung an die Tatsachen. Sprich sachlich und neutral. Beschönige nichts, lasse aber auch keine Schandtat weg. Hast Du Deine Beschwerde vorgetragen, äußere Deine Forderung nach Entschuldigung, Bestrafung und weise vorsorglich darauf hin, dass das Kind vor dieser Sklavin zu schützen ist.


    Ich hoffe ich habe Dir mit meinem Rat helfen können. Halte mich auf dem Laufenden, was die Beschwerde bezüglich der Sklavin ergeben hat.


    Auf die Kunstausstellung freue ich mich.
    Auf bald Maximilla.



    Vale bene


    Viri





    Viridomarus rollte den Brief zusammen und reichte ihm Nubius.
    "Du kannst Dir sicher denken an wen die Post geht", sagte er mit einem freundlichen Lächeln.


    Der große Nubier nickte geflissentlich, nahm den Brief an sich und eilte los.

  • Cubiculum Valeria Maximilla >>>

    Der blonde Jugendliche Remigius kam sehr fröhlich in den Duften Viri und gab einen Brief der jungen Domina ab.



    Salve Viri Amicus


    wie immer hast du Recht. Ich bin so froh, dass ich dich solche Sachen fragen kann. Mein Cousin hat nicht den rechten Sinn dafür, und Adalheidis ist so weit weg.
    Danke, dass du mir deine Sklaven borgst. Bitte schick sie morgen in der sechsten Stunde*zur Casa Valeria. Während mich Lanassa herrichtet, sollen sie gut versorgt werden.
    In der achten Stunde** möchte ich dann in der Domus Iulia eintreffen.
    (Nach wie vor bedaure ich es, dass du mich nicht begleiten kannst, weil du weder Vormund, noch Vater oder ein männlicher Verwandter noch Ehemann bist. Eine Jungfrau hat einen zerbrechlichen Ruf. Eine Matrona darf fast alles! Wie sehr ich diesen Stand herbeisehne.) Dir schreib ich sowas, du verstehst es richtig.
    Wenn diese unangenehme Geschichte mit der Sklavin vorbei ist, freue ich mich auch auf die Kunstausstellung.


    Vale bene
    Maximilla


    PS: Ich tu mich schwer mit dem Briefeschreiben. Ich hätte gerne eine Scriba Personalis, eine Privatsekretärin. Vielleicht können wir einmal zusammen eine kaufen, wenn ich Tiberius lieb um das Geld bitte.



    Sim-Off:

    * 11 Uhr bzw ** 14 Uhr römische Sommerzeit

  • Casa Furia >>>



    Obwohl Tiberios den folgenden Brief in Ich- Form schrieb, war es natürlich so, dass er hier ganz als Vertreter der Furier sprach.
    Er hoffte sehr, dass Viridomarus in der Aufnahme von Geschäftsbeziehungen zu einer der vornehmen römischen Familien Vorteile für sich sehen und daher entweder einen guten Preis**** machen oder herausschlagen würde.


    Andreas, einer der furischen Sklaven, brachte den versiegelten Brief in die Traiansmärkte zum Duften Viri:




    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXX A.U.C.


    Salve Viridomarus excellentissime* ,
    Zuvor der Segen des Mercurius auf Deinem Haus;
    si vales, bene est**


    ich habe eine geschäftliche Anfrage an Dich, bei der du mir hoffentlich weiter helfen kannst:
    Domina Furia Stella benötigt eine Miet - Carruca mit dazugehörigem Kutscher für die einfache Strecke Roma - Brundisium, das sind etwa 368 milia passuum. *** Ich habe mich erkundigt, dass die Reise mit guten Pferden etwa in einer Woche zu bewältigen ist. Es sollte ein bequemer, sehr gut gefederter Reisewagen sein, in dem auch einiges Gepäck und Sklaven ihren Platz finden.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir solch ein Gefährt selbst vermieten oder vermitteln könntest.
    Ich freue mich über die Aufnahme fruchtbarer Geschäftsbeziehungen und erbitte freundliche Angebote an obengenannte Adresse.


    Vale Tiberios
    Maiordomus Casa Furia


    Sim-Off:

    * edler, hochgeborener (Spätlatein)
    **Wenn es dir gut geht, ist es gut
    ***ca. 545 km
    **** Die Preise lagen zwischen 400 - 700 Denaren laut Orbis ;)

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