Und wieder öffnete Hairan seiner Sklavin und sein kalter Blick wurde etwas milder, als er sah, dass sie ihm in allem gehorsam gewesen war. Mit einer Handbewegung ließ er Aethra auf den Boden sitzen:
"Dein Seidentuch haben sie dir abgenommen.", sagte er wie nebenher:
"Nun, Soldaten sind auch nur Menschen, nicht wahr."
Das Tuch hatte einen gewissen Wert. Das irgendjemand in der Castra es "beschlagnahmen" würde, damit hatte der Parther gerechnet.
Hairan holte ein anderes Tuch, was aber weder aus Seide noch von leuchtender Farbe war. Dünne Wolle war es, grau und verschlissen:
"Hier, wenn du nach draußen gehst", sprach er und legte es sachte über Aethras Haar:" Iss deine Suppe, aber langsam. Dein Magen verträgt es nicht gut, wenn du nach einer so langen Hungerzeit zu schnell und zu viel in dich reinschlingst."
Fast klang er freundlich; dann fuhr der Magus fort:
"Du wirst gemerkt haben, dass ich dich nicht schützen kann, Aethra, wenn die Römer dich verhaften. Ich bin nur ein Peregrinus - das bedeutet im Klartext ein geduldeter Gast. Vielleicht könnte ein Senator die Hand über dich halten, ich kann es nicht - und ich will es auch nicht. Gib ihnen also nie wieder Anlass dich mitzunehmen!"
Nun sah Hairan Aethra forschend an:
"WAs hast du den Urbanern erzählt?! Berichte mir alles!", befahl er.