[Subura] Anis & Aethra ( Hairan & Eireann)

  • Und wieder öffnete Hairan seiner Sklavin und sein kalter Blick wurde etwas milder, als er sah, dass sie ihm in allem gehorsam gewesen war. Mit einer Handbewegung ließ er Aethra auf den Boden sitzen:
    "Dein Seidentuch haben sie dir abgenommen.", sagte er wie nebenher:
    "Nun, Soldaten sind auch nur Menschen, nicht wahr."
    Das Tuch hatte einen gewissen Wert. Das irgendjemand in der Castra es "beschlagnahmen" würde, damit hatte der Parther gerechnet.


    Hairan holte ein anderes Tuch, was aber weder aus Seide noch von leuchtender Farbe war. Dünne Wolle war es, grau und verschlissen:
    "Hier, wenn du nach draußen gehst", sprach er und legte es sachte über Aethras Haar:" Iss deine Suppe, aber langsam. Dein Magen verträgt es nicht gut, wenn du nach einer so langen Hungerzeit zu schnell und zu viel in dich reinschlingst."


    Fast klang er freundlich; dann fuhr der Magus fort:
    "Du wirst gemerkt haben, dass ich dich nicht schützen kann, Aethra, wenn die Römer dich verhaften. Ich bin nur ein Peregrinus - das bedeutet im Klartext ein geduldeter Gast. Vielleicht könnte ein Senator die Hand über dich halten, ich kann es nicht - und ich will es auch nicht. Gib ihnen also nie wieder Anlass dich mitzunehmen!"

    Nun sah Hairan Aethra forschend an:
    "WAs hast du den Urbanern erzählt?! Berichte mir alles!", befahl er.

  • Wann würde sich die Türe öffnen? Würde er sie wieder so lange vor der verschlossenen Türe warten lassen? Diesmal dauerte es tatsächlich nicht ganz so lange und Eireann trat an ihrem Dominus vorüber. Die Suppenschüssel hielt sie gar krampfhaft in ihren Händen. Beinahe wirkte es so als hegte die Keltin den Verdacht das ihr Dominus nach der Suppenschüssel greifen würde, um diese für sich zu beanspruchen.


    Der kalte Blick ihres Dominus ließ Eireann sichtbar zusammen zucken. Und dennoch versuchte sie die Neutralität ihrer Gesichtszüge zu wahren. Ganz so wie es ihr der römische Miles regelrecht eingetrichtert hatte. Dann ließ sich die Dunkelhaarige zu Boden gleiten und kniete nun vor ihrem Dominus. Während sie ihren Blick gesenkt hielt und vorsichtig an der Suppe nippte.


    Als er sie auf das fehlende Seidentuch ansprach, senkte Eireann ihren Kopf tatsächlich noch etwas tiefer.
    “Es tut mir Leid Dominus.“
    Entschuldigte sich die junge Frau. Während ihre Finger leicht zu zittern begannen und sie die Schüssel vorsichtshalber vor sich auf den Boden stellte.


    Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie ihr Dominus ein anderes Tuch hervor holte. Jenes war zerschlissen und aus einem gräulichen Farbton. Und dennoch ließ sie sich jenes Tuch über ihren Kopf legen. Mit diesem Tuch wirkte die junge Frau mehr denn je wie eine Bettlerin. Und doch zupfte sie das Tuch enger um ihren Kopf. Als ob sie sich darunter verstecken wollte.


    “Danke Dominus.“
    Flüsterte sie mit angestrengt wirkender Stimme. Während sie die Schüssel erneut in ihre Hände nahm und vorsichtig daran nippte.
    “Ich werde dir nie wieder Anlaß geben das du dich um mich sorgen musst Dominus.“
    Während sie unter seinem forschenden Blick regelrecht zu schrumpfen schien.


    “Die römischen Milites haben die Wahrheit erfahren. Ich habe gesagt das mich eine körperlose Stimme in die Ruine geführt hat. Und das es sich um insgesamt drei Rabenschädeln handelt. Und.. und das die Milites im 'Blinden Esel' weiterforschen sollen.“
    Dann verstummte die Keltin augenblicklich und hustete einmal bellend.

  • "Auch die Dienerin eines Magus sollte keinen körperlosen Stimmen folgen, besonders nicht an Orten innerhalb der Stadtmauern, an denen Tote nicht ordentlich begraben sind.", knurrte Hairan:
    "Wie kamst du übrigens darauf, die milites in den Blinden Esel zu schicken, Aethra?" Das interessierte ihn wirklich.
    Auch er bezahlte Schutzgeld an die Krähe, alle Geschäftsleute in der Subura taten das. Aber er hatte nie nachgefragt, an wen genau die Sesterzen gingen, sein Mittelsmann war ein Gaius Vedius vom Aventin, ein windiger Händler.


    In diesem Moment wurde die Sklavin von einem Hustenanfall geschüttelt.
    "Thymian in Honig", empfahl Hairan kurz und fuhr fort:
    "Wenn wir Glück haben, ist dein Hinweis mit dem Blinden Esel richtig. Daraus könnte man dann etwas machen. Wenn du Pech hast, war er falsch, dann wirst du zum Gespött der Leute und ich gleich mit.
    Ich werde deine Ausbildung zu einem Orakel erst einmal suspendieren. Vielleicht werde ich dich zu einer venefica* ausbilden, da könnte ich Hilfe benötigen, ich bin gerade gut im Geschäft."


    Hairan lächelte, der Gedanke fing an, ihm Spaß zu machen:
    "Heute darfst du etwas anderes tun. Besorge Thymian auf dem Markt, zupfe und zermahle ihn und lege ihn in Honig ein. Das wird deine Medizin. Du musst ein Gespür für Pflanzen bekommen. Wenn du es hast, sprechen sie mit dir wie die Rabenschädel.
    Sieh zu, dass du behälst, was du bei mir lernst. Morgen fangen wir mit dem ernsthaften Unterricht an."


    Sim-Off:

    * Giftmischerin, Zauberin

  • Noch immer kauerte Eireann auf dem Boden und hielt ihren Blick gesenkt. Denn die Worte ihres Dominus klangen anklagend. So als würde er sie dafür verurteilen das sie der körperlosen Stimme gefolgt war.
    “Aber diese Stimme hatte so vertraut geklungen. So als würde sie mir ihre Hand entgegen strecken.“
    Verteidigte die Dunkelhaarige gerade ihr Vorgehen und widersprach damit ihrem Dominus? Nein. Blieb nur abzuwarten wie der Parther die Worte seiner Sklavin auffasste.


    “Der Blinde Esel ist keine feine Taverne. Als ich dort meine Strafarbeit leisten musste, habe ich etliche dubiose Gestalten die Taverne betreten sehen.“
    Antwortete Eireann wahrheitsgemäß und benetzte sich unwillkürlich ihre Unterlippe. Doch schließlich nahm sie die erkaltete Suppenschüssel in ihre Hände und setzte die Schale an ihre Lippen. Gierig trank sie davon. Obwohl ihr Dominus sie vor hastigen Schlucken gewarnt hatte.
    “Die Milites werden im Blinden Esel etwas finden Dominus. Und dann endlich von mir als Verdächtigte ablassen.“
    Sehnsüchtiges Wunschdenken der Keltin. Oder würden die römischen Soldaten im Blinden Esel in ein Wespennest stechen?


    Thymian in Honig? Was meinte ihr Dominus damit? War das etwa eine Medizin, die diesen Husten besiegen könnte? Jenen Husten den sich Eireann immer einfing, wenn sie in einer Zelle des Carcer kauerte. Als ihr Dominus erklärte das er ihre Ausbildung zum Orakel erst einmal aussetzte, spürte Eireann einen eisigen Schatten über ihre Wirbelsäule gleiten.
    “Ich bin das was du in mir siehst Dominus.“
    Antwortete die Dunkelhaarige neutral auf seine Worte. Während ihre Gedanken durch ihren Kopf rasten. Wie sollte sie diese Stimmen jemals kontrollieren, wenn er sie nicht unter ihre Fittiche nahm?


    Denn tatsächlich schien ihm dieser Gedanke tatsächlich Spaß zu machen. Denn seine weiteren Worte waren Aneeisungen, die Eireann umzusetzen hatte.
    “Wie du wünscht Dominus. Dann werde ich mich zu den Märkten begeben.“
    Und dennoch rührte sie sich noch nicht von der Stelle. Sie würde erst das Handzeichen oder seine Stimme abwarten.

  • "Falls Du mit dem Blinden Esel recht behälst, so wird es sich schnell herumsprechen, welches Orakel den milites den Tipp gegeben hat. Dann sehen wir weiter, was es mit den Stimmen auf sich hat. Aber wenn du den Urbanern Unsinn erzählt hast, bist du einfach nur verrückt. Hast du diese Möglichkeit schon einmal in Betracht gezogen, liebe Aethra?", spottete der Magus.


    Er legte einen Sesterz vor die junge Sklavin hin.:


    "Weshalb hast du im Blinden Esel gearbeitet? Verleihen die Römer ihre Haussklavinnen jetzt schon an Spelunken?"


    Er machte eine Handbewegung, als würde er eine Fliege verscheuchen:


    "Antworte mir und dann verschwinde! Du brauchst nicht bis zu den Märkten zu gehen! Thymian ist ein Küchenkraut, das bekommst du auch hier an jeder Ecke! Was weißt du eigentlich, Aethra?!
    - Und verhülle dein Haupt, wenn du nach draußen gehst!"

  • “Du glaubst mir nicht Dominus?“
    Flüsterte Eireann mit einem regelrecht entsetzten Klang in ihrer Stimme. Wenn noch nicht einmal ihr Dominus ihren Worten Glauben schenkte. Ob dieser Gedanken biss sich die Dunkelharige auf ihre Unterlippe und starrte die Suppenschüssel an, die sich direkt vor ihr befand.
    “Ich bin nicht verrückt Dominus. Die körperlose Stimme hat mich wirklich in die Ruine geführt.“
    Mit leiser Stimme widersprach die Dunkelhaarige dem Parther. Und verstummte auch schon. Denn mittlerweile wusste sie das es ihr Dominus nicht gut hieß, wenn sie Widerworte in seiner Gegenwart aussprach.


    Den Sesterz betrachtete die Keltin schweigend und streckte ihre schmale Hand aus, um die Münze sicher zu umfassen. Doch dann interessierte sich ihr Dominus allzu neugierig für ihre Strafarbeit im Blinden Esel und Eireann zuckte unwillkürlich zusammen.
    “Es war bei den Lupercalia-Feiern Dominus. Tiberios und ich mussten unser Essen abarbeiten. Denn Tiberios Geldbeutel wurde ihm gestohlen.“
    Als Eireann den Namen des furischen Sklaven aussprach, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.


    Zum Glück bohrte ihr Dominus nicht weiter nach. Im Gegenteil. Seine wedelnde Handbewegung sollte sie offensichtlich verscheuchen.
    “Ich bin doch nur eine unwissende Barbarin Dominus.“
    Gab Eireann zur Antwort. Dann erhob sie sich im nächsten Moment und zog sich den Schleier tiefer in ihr Gesicht. Rückwärts gehend näherte sich die Silurerin der Türe, drehte sich herum und verließ das Haus des Magus. Ihr Dominus hatte gesagt dieses Kraut würde es an jeder Straßeneck geben. Und so hielt Eireann auch schon Ausschau nach etwaigen Straßenverkäufern.


    Schließlich erspähte die Dunkelhaarige ein älteres Weiblein, welches einen Korb bei sich trug und an einer Straßenkreuzung der Subura kauerte. Mit vorsichtigen Schritten näherte sie sich dem Weiblein.
    “Kssst! Verschwinde bettelndes Pack!“
    Zischte das Weiblein und Eireann zuckte unwillkürlich zusammen.
    “Ich.. ich bin keine Bettlerin.“
    Wisperte die Dunkelhaarige mit leiser Stimme und streckte dem Weiblein den Sesterz entgegen.
    “Ich hätte gerne etwas Thymian. Bitte.“
    Bat Eireann und wurde von dem Weiblein argwöhnisch gemustert. Doch schließlich wechselten Münze und Kräuter den Besitzer.
    “Vielen Dank.“
    Den Kräuterbusch presste Eireann fest gegen ihre Brust und beeilte sich das Haus ihres Dominus wieder aufzusuchen.


    Ohne zu klopfen betrat die junge Frau das Innere des Hauses ihres Dominus und erinnerte sich seiner Worte.
    “Den Thymian soll ich zupfen, zermahlen und in Honig einlegen.“
    Murmelte Eireann und ließ ihren Blick suchend in sämtliche Ecken gleiten.
    “Dominus? Den Thymian habe ich gekauft. Wie soll ich fortfahren?“
    Ob er ihr helfen würde?

  • Als Aethra zurück kam, gab Hairan ihr ein Schälchen Honig. Er fragte nicht, ob sie mitbrachte, was er ihr aufgetragen hatte – er ging davon aus.
    Das die Keltin es trotzdem erwähnte - Dominus, den Thymian habe ich gekauft, ärgerte ihn. Die Sklavin plapperte über Dinge, die selbstverständlich waren, ohne es zu merken oder nachzufragen, ob ihr Dominus ihre Stimme hören wollte. Oder wollte sie ein Lob für Selbstverständlichkeiten?


    So ließ Hairan sich Zeit und tat so, als interessiere er sich ungemein für die Wandzeichnungen der aegyptischen Götter, bevor er sich bequemte, eine Antwort zu geben:


    „Wasche Thymian nicht, zerkleinere und zerreibe ihn mit den Fingern, damit du ein Gefühl dafür bekommst. Hier darfst du mit bloßen Händen arbeiten und normal einatmen, Thymian ist gut für Dich. Wenn Du es wünschst, sprich ein Gebet zu Aeskulapius oder Apollon oder ruf einen deiner Barbarengötter an, die für Heilung von Kelten zuständig sind“, sprach er:


    „Wenn Du fertig bist, zeig mir, wie du die Pflanze behandelt hast. Dann kommt der nächste Schritt."

    Als Aethra erzählte, wie sie dem furischen Sklaven im Blinden Esel beigestanden hatte, schüttelte der Magus leicht den Kopf:
    „Ihr musstet gar nichts. Der Wirt hatte kein Recht dazu, fremdes Eigentum zu benutzen. Er hätte sich mit seinen Forderungen an Tiberios‘ Dominus wenden müssen, und ihr beide wußtet das genau. Weshalb also hast du dich in die Sache hinein ziehen lassen, Aethra?“

  • Das Schälchen Honig betrachtete Eireann voller Interesse und vermeinte schon den süßen Geschmack des Honigs auf ihrer Zunge zu spüren. Das ihr Dominus auf ihre Worte keine Antwort gab, wusste Eireann mittlerweile. Und dennoch versuchte sie es immdr wieder. Bis es dem Parther zu bunt wurde und er sie davon jagte? Nein. Bevor dies geschah würde die Keltin damit aufhören. Aber vielleicht sollte sie ihre Stimme grundsätzlich nicht mehr in seiner Gegenwart erklingen lassen. Ihren Dominus würde es mit Sicherheit erfreuen. Und vielleicht hätte der Parther dann auch lobende Worte für sie übrig. Denn nach diesen sehnte sich die Dunkelharige sichtlich.


    Mittlerweile wirkte der Duft des Honigs regelrecht betörend und ließ Eireann tief einatmen. Was ihr Körper mit einem erneuten Hustenanfall bestrafte. Unwillkürlich beugte sie sich dabei nach vorne und krallte ihre Finger um den Thymianbusch, sowie um die Schale mit Honig. Erst als der Husten in ein dunkles rasseln übergig, wagte sie es, sich vorsichtig aufzurichten. Ihre Brust schmerzte und dennoch würde kein Klagelaut über Eireanns Lippen entweichen. Nicht vor ihrem Dominus. So senkte die junge Frau lediglich ihren Blick und verharrte vollkommen regungslos. Denn ihr Dominus schien sich nicht für sie zu interessieren. Was die Silurerin eigentlich schon gewöhnt sein müsste. Und dennoch schnitt es tief in ihre Brust.


    “Ja Dominus.“
    Murmelte die Dunkelhaarige mit leiser Stimme und wandte sich auch schon dem hölzernen Tisch zu. Auf diesen stellte Eireann das Schüsselchen mit Honig und legte den Thymianbusch daneben. Aus dem Augenwinkel linste sie in seine Richtung und begann die Blätter des Thymian vorsichtig abzuzupfen. Dann zerrieb sie die Blätter zwischen ihren Fingern und atmete unwillkürlich tiefer ein. Abermals war es ein bellen welches über ihre Lippen drang. Jedoch gedämpft, denn Eireann presste ihre Lippen fest aufeinander. Bevor sie den Thymian weiterhin zwischen ihren Fingern zerrieb und ein tonloses Gebet murmelte.


    Das Kopfschütteln ihres Dominus bemerkte die Keltin nicht. Denn ihren Blick hielt sie auf den Thymian gerichtet.
    “Ich liebe Tiberios Dominus.“
    Gab Eireann zur Antwort und schluckte hart.
    “So etwas macht man für die Person die man liebt.“

  • „Du hast denThymian gut zerkleinert“, sprach Hairan: „Leg ihn nun in einen Tonkrug und übergieß ihn mit Honig. Verschließe den Krug gut. Morgen schon kannst du den ersten Löffel davon kosten, mit jedem Tag wird seine Heilkraft größer werden. So ist es mit vielem Kraut, welches du zukünftig ansetzen wirst: Die Kraft konzentriert sich mit jedem Tag mehr.“


    Als Aethra nun sagte, dass sie Tiberios liebte, setzte der Magus eine äußerst bekümmerte Miene auf, obwohl er sich innerlich vor Abscheu schüttelte. Diese Sklaven mit ihren unwürdigen Liebschaften, es war ekelerrregend. Aber als Kunden waren sie das Kleinvieh, das auch Mist machte.


    Jedoch Aethra würde er eine weitere Lehre erteilen müssen:


    „Armes Kind“, sprach er und drehte den Kopf zur Seite, damit die Keltin nicht sah, dass er sich das Lachen verbiss:
    „Du bist wahrhaftig eine verlorene Seele. Denn was ich dir nun über diesen Jüngling erzähle, ist eine Wahrheit, die dir missfallen wird; trotzdem ist es die Wahrheit, denn ich kenne ihn bereits aus meiner Zeit in Alexandria.
    Tiberios ist der Sklavenbastard seines Dominus, wie es tausendfach wohl vorkommen mag, aber er glaubt, man hat ihm sein Geburtsrecht gestohlen und die Welt schulde ihm etwas.
    Den Floh ins Ohr gesetzt hat ihm seine krankhaft ehrgeizige Mutter, eine malefica* reinsten Wassers; mag sein, dass sie wirklich von Kleopatra abstammt, wie sie es überall erzählte, denn mit Hexenkunst umgarnt hat sie ihren Herren und seine rechtmäßige Gattin beinahe unfruchtbar gemacht, so dass der Herr diese edle Frau um ein Haar verstoßen hätte. Ich konnte der Dame Alexandra mit allerlei Tränken aber doch noch zu einem Sohn verhelfen, ein gutes Werk.


    Hat Tiberios dir jemals berichtet, warum er so schnell aus Alexandria wegverkauft wurde? Er wird herumdrucksen und keine klare Antwort geben, nicht wahr?
    Die Wahrheit ist, dass seine Mutter und er die Herrin und den jungen Erben verflucht haben, ihre Schliche wurde aber aufgedeckt. Nur die arme kyria Alexandra hat darüber den Verstand verloren, das ist zu traurig.


    Nach Kleinasien in die Todesminen, in denen man das Auripigment *gewinnt hätten die beiden mörderischen Sklaven gebracht werden sollen, aber weiß der Kuckuck, weshalb es zumindest Tiberios gelang, Roma zu erreichen?
    Wer weiß, was er dafür getan hat? Jedes Mittel ist ihm recht. Und wer weiß überhaupt, wie er in seinem jungen Alter Maiordomus werden konnte? Bestimmt hat er seinen Herren belogen, betrogen oder ihm allerlei besondere Dienste erwiesen.


    Nun fragst du dich bestimmt, was er denn dann von von dir wollte, Aethra? Liegt die Antwort nicht auf der Hand: Tiberios hatte mitbekommen, dass du der gens Iulia gehörst. Vermutlich hat er gehofft, dass du als Haussklavin das Vertrauen deines edlen Herren hättest, und dass er dich ausspionieren kann, um dieses Wissen dann gewinnbringend an den zu verkaufen, der ihm am besten bezahlt.


    Der Beweis? Meine liebe Aethra, wann hat der junge Mann dich fallen lassen? Als die Iulier dich verkauft haben, nicht wahr? Denn ab da warst du nicht mehr interessant für ihn.


    Habe ich recht? Denk genau nach?
    Du hast für Tiberios gelitten, was hat er für dich getan? Lass mich raten: Nichts. Er würde niemals seine kostbare Stellung in Gefahr bringen. Er kennt keine Treue, und Menschen sind ihm Mittel zum Zweck.
    Und nun da du den wahren Charakter des Tiberios kennst – liebst du ihn etwa immer noch? Oder sollte er nicht besser genauso leiden, wie Du um ihn gelitten hast?“


    Sim-Off:

    * latein. Hexe, üble Zauberin
    ** Arsengelb

  • Das tatsächlich einmal lobende Worte über die Lippen ihres Dominus entwichen freute die Keltin umso mehr. Denn die Worte des Parthers klangen ehrlich. Zumindest in Eireanns Ohren. Und so spürte sie wie sich ihre Wangen vor Freude röteten, während ihr Blick aus dem Augenwinkel in Richtung ihres Dominus glitt.


    “Ja Dominus.“
    Antwortete Eireann auf die weiteren Anweisungen ihres Dominus. Und schnupperte noch einmal an dem zerkleinerten Thymian. Mit bedächtigen Bewegungen legte die Dunkelhaarige den wahrlich geschrumpften Thymian in einen Tonkrug, so wie es ihr Dominus angewiesen hatte. Dann erst widmete sie sich dem zähflüssigen Honig und goss die zähe Masse über den Thymian. Fasziniert beobachtete Eireann wie der Honig den Thymian regelrecht unter sich begrub und die Keltin den Duft des Honigs besonders intensiv in der Nase hatte.
    “Das heißt mein Husten wird durch Thymian und Honig gelindert.“
    Murmelte die Keltin an sich selbst gewandt. Denn mittlerweile wusste sie das es ihr Dominus verabscheute wenn sie Worte wiederholte, die der Magus als Selbstverständlichkeit ansah.


    So bekam Eireann den bekümmerten Gesichtsausdruck ihres Dominus nicht mit. Denn in just diesen Augenblick verschloss die Dunkelhaarige den Tonkrug mit ihrer Medizin. Und blieb mit gesenkten Kopf und abgewandter Körperhaltung zu ihrem Dominus regungslos stehen. Und dann sprach ihr Dominus Worte, bei denen sich Eireann am liebsten die Ohren verschlossen hätte. Mit zusammen gepressten Lippen starrte die Dunkelhaarige auf die hölzerne Tischoberfläche und krallte ihre Finger nun doch am Tisch fest. Denn jedes Wort ihres Dominus war für Eireann, als würde man ihr Herz mit spitzen Klingen durchbohren. Immer und immer wieder. Und doch war die Keltin außer Stande ihre Stimme erklingen zu lassen. Wie betäubt starrte sie vor sich hin. Während ihre Augen tränenfeucht schimmerten.


    Schließlich schluckte die Silurerin hart und biss sich auf die Unterlippe.
    “Tiberios hat mir bei unserer ersten Begegnung in der Schneiderei gesagt das er mich liebt. Und auch in den Gärten, als ich mich ihm geschenkt habe, hat er mir gezeigt wie schön körperliche Liebe ist. War das alles nur gespielt? Hat er mich nie geliebt?“
    Konnte man schließlich Eireanns Stimme vernehmen.
    “Tiberios hat mir gesagt das seine Mutter gegenüber ihrer Herrin einen Fehler gemacht hat und er deswegen nach Roma verkauft wurde. Aber wenn das eine Lüge war. Worin hat er mich noch angelogen?“
    Energisch wischte sie sich über ihre tränenfeuchten Augen. Und spannte unwillkürlich ihren Körper an. Den drohenden Hustenreiz kämpfte sie in diesem Augenblick erfolgreich nieder.


    “Ich.. ich weiß nicht was ich denken soll. Ich bin verwirrt Dominus.“
    Stieß es sich auch schon verzweifelt über die Lippen der Silurerin. Als sie sich abrupt herumdrehte und ihrem Dominus direkt entgegen blickte.

  • „Natürlich hat er dir die Vorzüge körperlicher Liebe gezeigt!“, höhnte der Magus:
    „Dieser Jüngling geht mit jedem ins Bett, der ihm Nutzen bringt, ganz gleich ob Mann oder Frau oder alt und hässlich. In Alexandria hat er sich mir angeboten, aber die kultische Reinheit der Magoi ist etwas Heiliges. Auch deine Jungfräulichkeit war es, Aethra, und wenn Du sie diesem nichtsnutzigen Sklaven dargebracht hast, so war dieses höchste Opfer verschwendet.
    Sprechen wir nicht mehr davon. Aber behalte, was ich dir gesagt habe, und nun lass uns in den Garten gehen.“


    >>> Hortus Anis von Alexandria

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