Zwei Urbaner in Urlaubsstimmung

  • Ihre Zeit war davon bestimmt, einander so nah wie möglich zu sein und die Nähe des anderen in sich aufzunehmen, als könnten sie sich auf Vorrat lieben. Niemand wusste, was sie wirklich verband und bislang wies nichts darauf hin, dass jemand die Wahrheit ahnte. Scato hoffte, dass es wirklich so war, zumindest gab er sein Bestes, jeden Tag normal zu wirken. Der Gedanke, absonderlich zu sein, so abnormal, dass er sich verstellen musste, obgleich er selbst sich völlig gewöhnlich fühlte, schmerzte manchmal. In Hellas war es anders, Terpander hatte davon erzählt ... als Scato mit Lurco eng umschlungen beieinander lag, grübelte er über diese Dinge nach.


    "Was meinst du, was passiert, wenn das hier irgendwann mal rauskommen sollte? In manchen Einheiten wird man dafür vom eigenen Contubernium zu Tode gesteinigt. In anderen unehrenhaft entlassen. Selbst wenn wir davon ausgehen, nicht verpfiffen zu werden, bleibt die Frage, was die Kameraden davon halten würden? Ob sie uns plötzlich hassen, uns beschimpfen oder mehr, damit niemand auf den Gedanken kommt, sie könnten das gutheißen? Tarpa wäre das vielleicht noch egal, Ramnus vermutlich auch, aber Asper die Lästerzunge würde keine Gelegenheit auslassen, uns zu verspotten und es der ganzen Kohorte mitzuteilen, während er auf der Latrine hockt. Vielleicht sollten wir uns nach Ende der Dienstzeit in Griechenland einen Altersruhesitz suchen, eine Insel ohne Hafen. Terpander meinte, dort ist alles viel einfacher und das Wetter wäre auch besser. Was meinst du?"


    Scato streichelte dabei nachdenklich Lurcos glattrasierte Brust. Dieser Moment könnte nach seinem Dafürhalten ewig währen, wenn nur nicht die alltäglichen Sorgen in seinem Nacken hängen würden. Scato setzte sich ruckartig auf und schüttelte den Kopf.


    "Es ist nicht gut, zu viel nachzudenken. Es wird dunkel, lass uns aufbrechen. Ich möchte dir etwas zeigen. Nichts Besonderes, wenn man es so sieht ... nur einen Ort zum Träumen. Ich habe lange Zeit dort gesessen und nachgedacht." Er grinste schief. "Das sollten wir vielleicht nicht nachmachen."

  • Lurco lag neben Scato und lauschte dessen Worten. Er war müde und ausgeruht zugleich, ein sehr seltsamer Gemütszustand. Das Wichtigste jedoch war, dass er sich rundum wohl und glücklich fühlte. Lurco schmiegte sich an Scato und dachte über dessen Gesagtes nach.


    "Unsere Väter würden sich gegenseitig die Fehde aussprechen. Wir haben einander entehrt, Du mich wie ich Dich Scato. Vermutlich würden sie uns danach die Haut abziehen und uns damit aus der Stadt peitschen.


    Jeder Zusammenhalt hat Grenzen, auch jener der Barackenbrüder. Bedenke jede Person hat ein Bild von Dir, Deine Eltern, Deine Geschwister, Deine Freunde einfach jeder. Deshalb ist es auch manchmal leichter mit völlig Fremden über ein Problem zu sprechen. Weshalb? Weil sie überhaupt keine Erwartungshaltung an Dich haben.


    Würde das nun herauskommen, dann wärst Du nicht mehr Scato der Medicus der einen Kameraden untersucht. Sondern der Schwanzlutscher der versucht einen Kameraden zu befummeln. Ob uns die Barackenbrüder wie immer sehen würden? Nein. Ab dato sind wir anders, es ist eine Information die dann immer im Raum steht. Sie können uns genauso mögen wie vorher, sie können uns ebenso schätzen wie stets, aber dennoch sehen sie uns ab dem Tag mit anderen Augen.


    Wir sind zwei erwachsene Männer Scato, da liegt das Problem. Hätten wir eine andere Position, also vom Machtgefüge her, würde das keine Rolle spielen. Je höher man gestiegen ist, je mehr kann man sich erlauben. Macht schafft Macht und Freiheiten.


    Aber wir? Wir enden dafür vielleicht gesteinigt oder am Kreuz.


    Zudem warum müssen es die anderen wissen? Geht es andere etwas an, was Du im Bett bevorzugst? Hat es andere zu interessieren, was Du gerne isst oder nicht? Verbuche es unter Privatangelegenheiten. Manche Dinge behält man besser für sich Scato. Du kannst den Leuten immer nur vor den Kopf schauen, dass ist eine Erfahrung die ich früh gemacht habe.


    Je mehr andere über Dich wissen, je mehr können sie gegen Dich verwenden. Du magst jetzt darüber müde lächeln Stöckchen, aber eines Tages wirst Du Dir wünschen, so manches nicht gesagt zu haben.


    Drum rede viel, aber sage nicht. Am besten versteckst Du Schweigen, indem Du es mit viel Gesabbel tarnst. Denn so fällt kaum einem auf, dass Du eben nichts gesagt hast. Verstehst Du?


    Aber eines sei Dir gesagt Scato, Du hast eine völlig falsche Meinung von Asper. Glaub es mir einfach.
    Griechenland? Nun wieso nicht, ich habe bis dato in meinem ganzen Leben Rom noch niemals verlassen. Unser Urlaub ist Premiere. Also wieso nicht? Was sollte uns hier halten, wenn wir in Griechenland einander haben?", antwortete Lurco Scato liebevoll.


    "Was möchtest Du mir zeigen?", grinste Lurco und rollte sich auf die Füße.

  • "Nun, mein Vater kann niemandem mehr eine Fehde erklären, der ist tot. Ich hatte nicht vor, es irgendjemandem aufs Brot zu schmieren. Wie du richtig sagst, geht das niemanden etwas an. Nur leider bin ich im Gegensatz zu dir ein verdammt schlechter Lügner und im Lupanar mache ich mich jedes Mal zum Affen, wenn ich das Gegenteil beweisen will. Und dann der Tarpa mit seinen Sprüchen, als er verletzt war, weißt du noch? Ich glaube, der ahnt es! Hoffentlich hält er die Klappe, sonst ist unsere Karriere im Arsch, selbst wenn sie uns nicht steinigen." Er lachte. "Im ARSCH!"


    Er stand auf, klopfte sich den Sand ab und schlüpfte in seine Tunika, das Cingulum und die Caligae. Als Angehöriger des Militärs war es ihm gestattet, stets den Dolch am Waffengurt zu tragen, was er auch in Anspruch nahm, selbst wenn sie die Gladii nicht hatten in den Urlaub mitnehmen dürfen.


    "Du müsstest echt mal mit Terpander reden. Wenn der so erzählt, meint man, Hellas sei das Elysium auf Erden. Los komm, lass uns die Zeit genießen, die wir haben."


    Lächelnd reichte er Lurco die Hand.

  • Lurco zog sich an Scatos Hand hoch, umarmte ihn um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Er schaute ihn noch einen Moment an, dann gab er ihn frei. Während sich Lurco anzog, antwortete er seinem Schatz.


    "Scato sollte Stilo uns beschuldigen, lache und wink ab. Was ein Witz. Sehe ich aus wie ein Weichling und Schwanzlutscher? Behauptet er es erneut, leugnest Du es und meldest ihn wegen unkameradschaftlichem Verhalten. Zuerst antwortest Du gar nicht. Auf sowas antwortet man nicht. Du musst niemanden die Wahrheit sagen. Schweif einfach oder wechsele das Thema. Fällt es auf, antworte über so einen Schwachsinn rede ich nicht. Der spinnt doch.


    Im Lupanar wird es eng, da Du Dich nicht überwinden kannst, willst und sollst. Beste Strategie bleib fern. Funktioniert das nicht, ist die Lösung nicht saufen, den Alkohol lockert die Zunge. Die Lösung ist entweder Augen zu und durch, Loch ist Loch und die hat auch einen Arsch. Oder Du lässt Dir eine Ausrede einfallen. Am besten bevor Du im Lupanar stehst Stöckchen.


    Vielleicht spricht Terpander die Wahrheit. Man sagt den Griechen jedenfalls nach, in ihrer Einstellung sehr großzügig zu sein. Wegen Deinem Vater, ich wollte Dir nicht auf die Füße treten. Du wirst immer wen belügen müssen, wenn Du anders bist Scato. Eine Gruppe funktioniert am besten durch Gleichschaltung. Gleiche Ziele, gleiche Träume, gleiches Vorgehen. Für Individualisten ist beim Militär kein Platz.


    Aber bist Du einer? Oder reduzierst Du Dich gerade selbst auf Deinen Geschmack in der Partnerschaft? Fängst Du damit an, ziehen die anderen nach. Zeig ihnen das Bild des Scatos der Urbaner ist und Medicus werden will. Der private Scato geht nur Dich und mich was an. Und nach Griechenland können wir jederzeit ziehen.


    Gut ich bin bereit zu neuen Taten, wohin geht es Stöckchen?", fragte Lurco gut gelaunt.

  • "Ich rede doch gar nicht von Stilo, den interessiert nur sein Wein und wo es die billigsten Huren gibt. Sogar wie die Huren aussehen ist ihm egal. Ich sprach von Tarpa, der mir ein wenig zu zielgerichtet scherzt. Wie kommst du darauf, dass ich noch in Lupanare gehe? Aus dem Alter bin ich raus und früher habe ich mich jedes Mal betrunken. Nicht, um mir die Damen dort schönzusaufen, sondern im Gegenteil, damit nichts mehr geht und ich umfalle! Außer Velia habe ich keine einzige Hure je benutzt. Und selbst bei der war es umgedreht, sie hat vielmehr mich benutzt!"


    Scato schaute prüfend nach den Pferden.


    "Terpander spricht immer die Wahrheit, Lurco. Er war immerhin mein Lehrer. Wenn er sagt, in Griechenland sei es wunderbar, dann ist das so."


    Zudem machte ein grauer oder weißer Bart einen Mann in Scatos Augen automatisch eine Spur sympathischer und vertrauenserweckender als wenn jemand in dem Alter glatt rasiert war. Vielleicht, weil das Väterliche auf diese Weise betont wurde, genau wie wenn jemand Bauch hatte. Scato griff nach Lurcos Hand, zog ihn an sich und küsste ihn noch einmal voller Liebe, denn nun würden sie eine Weile einfach nebeneinander her gehen.


    "Können wir die Pferde hierlassen oder nehmen wir sie mit und stellen sie bei einer Poststation unter?"

  • "Die Pferde kommen mit und werden bei der Post untergestellt, damit sie nicht gestohlen werden", antwortete Lurco freundlich.


    Er wandte sich Scato zu.
    "Du fühlst Dich angesprochen, deshalb passen seine Witze. Ignoriere den Unsinn Scato. Falls er Dich persönlich angeht, gehe ich ihn an und frage ob da ein versteckter Wunsch Vater des Gedanken ist und er sich Medicusspiele mit Dir erhofft. Also ganz ruhig.


    Ich hoffe nicht, dass Du noch in Lupanare gehst. Das Du es nicht mehr tust, freut mich. Ansonsten hätte ich wissen wollen was Dir fehlt oder was ich Dir nicht geben kann. Terpander müssen wir mal genau ausquetschen", grinste Lurco und küsste Scato liebevoll mit.


    "Brechen wir auf, ich bin neugierig", freute er sich und knuddelte Scato durch.

  • "Tja wenn Terpander immer die Wahrheit sagt, warum sollte er sie uns dann bezüglich Griechenland verschweigen? Ich bin noch nie aus Rom selbst heraus gekommen Scato, vielleicht können wir eines Tages Griechenland sehen oder ein anderes Land. Wer weiß? Aber jetzt genießen wir erstmal unseren Urlaub hier. Ich freue mich, dass Du an meine Liebe zu Pferde gedacht hast. Wie gesagt, ich bin neugierig darauf, was Du Dir ausgedacht hast. Und mal nebenbei, ich liebe Dich so wie Du bist. Das Du ein schlechter Lügner bist Scato, dass ist kein Mackel mein Stöckchen. Lass uns aufbrechen und spanne mich nicht länger auf die Folter", bat Lurco.

  • Lurco wartete einen Moment ab, aber Scato schien immer noch in Gedanken zu sein. Also kümmerte sich Purgitius um die Pferde. Er sattelte sie, legte ihnen das Zaumzeug an und überprüfte alles noch einmal auf seinen richtigen Sitz. Das sich Scato Gedanken um Tarpa oder andere Kameraden machte, war verständlich. Aber eines stand fest, je mehr man sagte, je mehr Angriffsfläche bot man. Kurzum wenn einer zuviel über einen wusste, konnte man sich damit gewaltig in die Scheiße reiten. Es gab Dinge, die konnte man rundheraus erzählen. Ebenso gab es allerdings Dinge, die gingen andere nichts an. Und mit wem Scato seine Zeit und sein Leben verbrachte, war eines davon.


    Niemand würde Scato mehr mit neutralen Augen sehen, sobald sie davon wussten wie er fühlte. Er wäre nicht mehr der angehende Medicus, er wäre ein Kerl der es auf andere Kerle abgesehen hatte. Ein Fummler, der sich bewusst einen Beruf ausgesucht hatte, um seine Kollegen begrabschen zu können. Dabei war der Gedanke genauso abwegig wie lächerlich. Weshalb sollte Scato nur weil er Männer liebte, jeden Mann lieben? Die meisten Männer die auf Männer standen hatten eher zu hohe als zu niedrige Ansprüche. Das hieß so eine Gurke wie Stilo hatte überhaupt keine Chance. Welcher Mann stand schon auf einen unzuverlässigen Säufer und wollte so einen als Kerl?


    Da konnte man sich gleich einen rostigen Nagel ins Knie zimmern und seine Sezterzen zum Fenster raus werfen. Das ging vermutlich schneller, als wenn Stilo sie erst in Wein umwandeln musste, um sie dann die Kehle runter zu spülen.


    Scato war in der Sache noch unbedarft, er musste lernen dass es manchmal besser war einfach nichts zu sagen. Und falls er die Stille dabei nicht ertrug, konnte er einfach reden. Denn mit Reden verbarg man am besten, dass man dabei überhaupt nichts sagte.


    Als Lurco mit den Pferden fertig war schaute er sich nach seinem Kerl um.

    "Stöckchen was ist nun? Immer noch in Gedanken? Komm wir wollten aufbrechen", bat Lurco liebevoll.

  • Scato wurde von Lurco aus seinen Gedanken gerissen. Er drehte den Kopf und lächelte ihn an. In seinem Blick lag das übliche Gemisch von zum Teil widersprüchlichen Emotionen, die in seinem Geist ein bisweilen unangenehmes Gemisch bildeten und ihn zu einem anstrengenden Zeitgenossen machten. Doch Lurco kannte ihn. Er konnte ihn lesen.


    "Ich denke zu viel Unsinn." Nachdem Lurco mit den Pferden fertig war, umarmte Scato ihn von hinten. Scato genoss Lurcos Körperwärme und seine Nähe, beides beruhigte ihn. Die Anspannung, jetzt wieder unter Leute zu müssen und ihre Zweisamkeit zu beenden, verringerte sich zugunsten der Freude darauf, Lurco ein weiteres "Versteck" zu zeigen. Scato liebte Höhlen und Grotten. Er küsste ihn auf den Hals, ehe er ihn freigab. "Ich kann die Zeit leider nicht anhalten. Du hast Recht, brechen wir auf."


    Scato schwang sich in den Sattel, prüfte von oben mit einem Rundumblick, ob sie nichts vergessen hatten, dann ging es los. Wo möglich, ritten sie nebeneinander, ansonsten gab er den Weg vor. Nach etwa einer Stunde war das Ziel in der Ferne zu sehen. Er nickte in Richtung eines Gebäudes, das genau an einer felsigen Steilklippe errichtet worden war.


    "Dort oben liegt unser Ziel. Das Ding ist noch nicht so alt, steht aber zur Zeit leer. Zumindest der untere Teil, keine Ahnung, ob oben jemand wohnt, aber das ist auch schnurz. Wir gehen nicht oben rein. Ich zeige dir den Teil, den man begehen kann. Den Sockel sozusagen."


    Die Pferde brachten sie bei einer Poststation unter, dann ging es zu Fuß weiter. Die Wanderung bei dem herrlichen Wetter war eine Wohltat für Scatos nervöse Seele. Mit Lurco gemeinsam durch die Landschaft zu streifen, ohne Verpflichtungen, ohne Sorgen, das war nicht nur Urlaub für den Körper. Da sie beide gut trainiert waren, stellte der Aufstieg kein Problem dar. Der Pfad verlief so, dass sie die Wasserfälle im Blick hatten, in deren Gischt sich das Licht als Regenbogen brach. Auch die Aussicht hinab ins Tal war atemberaubend, doch dann bog Scato in einen gemauerten Bogen unterhalb der Villa ein.


    Grotte unter der Villa


    Ihre schritte hallten von den Wänden wieder. Hier drin war es schattig und merklich kühler. Man sah nun, dass der Fluss genau unter der Villa entlang verlief, die Villa war darüber errichtet worden. Das Rauschen hallte in dem gemauerten Gewölbe. Scato drückte Lurcos Hand, als Ergriffenheit ihn übermannte, und ließ sie dann wieder los. Er stapfte runter zum Wasser, setzte sich ans Ufer und zog die Sandalen aus, um die Füße ins kalte Wasser zu hängen. Aufgrund der Feuchtigkeit wuchsen hier zahlreiche Farne, Moose und anderes Grün. Ein paar kleine Vögel schwirrten durch die Halle.


    "Hier habe ich schon einige Male gesessen und nachgedacht. Im Hochsommer ist diese Grotte ein schöner Rückzugsort. Falls es mit unserem Altersruhesitz in Achaia nicht klappt, könnten wir ja nach Tibur ziehen. Ist zwar eine Nobelecke, etliche Schnösel aus Rom verbringen hier ihren Sommer, aber vielleicht reicht die Kohle ja auch für uns. Ansonsten machen wir es uns in der Casa Leonis bequem, bis uns die Götter zu sich rufen."


    Er klopfte neben sich.


    "Ich finde, das ist ein guter Ort zum Denken. Vielleicht sollte ich ihn in Zukunft meiden. Aber vorher wollte ich ihn dir gezeigt haben."

  • Scato trat an ihn heran und umarmte ihn von hinten. Lurco schmunzelte gut gelaunt bei dieser liebevollen Geste, sanft streichelte er über Scatos Hände. Viel zu schnell war die innige Umarmung vorbei, dafür wurde er mit einem Kuss auf den Hals entschädigt.


    "Du denkst nicht zu viel, nur manchmal ist zu viel Negatives dabei. Du hast zuviel graue und schwarze Gedanken Scato. Auf der anderen Seite, wem würde das Weiß auffallen, gäbe es kein Grau oder Schwarz? Dein Problem ist auch nicht, dass Du in solchen Bahnen denkst Stöckchen, sondern dass Du Dich davon beeinflussen lässt. Du lässt Dich von Deinen eigenen Gedanken runterziehen, in Gefilde, in die Du ganz sicher nicht abtauchen möchtest. Du schaffst Dir so Deinen eigenen Sumpf. Aber Du hast mich, solange es mir möglich ist, werde ich Dir immer eine Hand reichen und Dich aus Deinem Scato Moor ziehen.


    Scato Du musst die Zeit nicht anhalten, lass uns versuchen stets neue schöne Momente zu schaffen. Stell Dir vor wir würden für immer hier in der Höhle bleiben. Einige Zeit wäre das sicher schön, aber ich würde schon gerne irgendwann wieder mit Dir in der Casa Leonis vor der Feuerschale sitzen, Bratwürste grillen und Dich dabei im Arm halten. Oder mit Dir in unserem Bett liegen und Dir beweisen, wie sehr ich Dich liebe.


    Gerne Aufbruch, ich bin gespannt was Du Schönes für uns herausgesucht hast", antwortete Lurco und lächelte zu seinem Schatz hoch, ehe er sich selbst in den Sattel schwang.


    Scato war ganz schön flott, dass musste Lurco ihm lassen. Der Ritt war angenehm und wo sie konnten ritten sie Seite an Seite. Ab und an warf er seinem Stöckchen einen vielsagenden Blick zu, der das aussagte was sie in der Öffentlichkeit nicht aussprechen konnten. Das war die einzige Möglichkeit, um Scato zu übermitteln was er empfand. Ansonsten wählte er das Tippen gegen die Glücksanhänger, aber bei einem Ritt war das nicht möglich, es wäre zudem bei einem Versuch sogar gefährlich geworden.


    Scato hatte sie zu einer großen Villa geführt, die über einem Wasserfall erbaut worden war. Atemberaubend war das einzige Wort das Lurco dazu einfiel. Ein Anblick wie er ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Fast unwirklich wirkte dieses Gebäude und Scato teilte ihm mit, dass es leerstand. Wie war das nur möglich? Wie konnte etwas derart Schönes verlassen sein? Als Scato ihm erklärte, dass sie in den Sockel der Villa steigen würden, nickte Lurco nur zustimmend. Er musste sich regelrecht von dem Anblick losreißen. Scato hatte etwas ganz besonderes ausgesucht.


    Sie gaben die Pferde an einer Poststation ab und machten sich zu Fuß auf, den Sockel der Villa zu erreichen. Die Wanderung war herrlich, Scato entspannte sich zusehends und Lurco genoss es mit seinem Schatz die herrliche Aussicht in sich aufzusaugen.


    "Was für ein grandioser Ausblick, ich habe noch nie etwas Vergleichbares mit dieser Villa gesehen Scato. Du hat etwas Geniales ausgesucht. Wie kann so ein Gebäude leer stehen? Möglicherweise hat es Probleme durch das ganze Wasser? Ich muss sagen es sieht regelrecht unwirklich aus, wie aus einer Erzählung über fremdartige Orte. Die Wasserfälle sind wunderschön", flüsterte Lurco und wusste gar nicht warum er auf einmal flüsterte.


    Und dann standen sie in der Grotte. Der Nachhall ihrer Schritte klang noch in Lurcos Ohren, als er auf die Wassermassen starrte, die hier durch den Sockel der Villa rauschten. Ein Farbenspiel sonder gleichen bot sich ihnen.


    "Ein Ort mit ganz eigenem Zauber, das ist fantastisch. Ich hätte nicht gedacht, dass etwas noch den Anblick der Villa und Wasserfälle toppen kann. Aber das hier, dass ist unbeschreiblich", staunte Lurco und folgte Scato hinab zum Wasser.


    Er entledigte sich ebenso seiner Sandalen und lauschte den Worten von Scato. Ernst schaute Lurco Scato an und legte den Kopf schief.

    "Vielleicht reicht unser Geld eines Tages Scato, dann werden auch wir hier wohnen. Und bitte rede keinen Unsinn, Du solltest diesen Ort ganz sicher nicht meiden, nur Deine trüben Gedanken. Lass Dich von dem Wasser und dem Anblick tragen. Lenke Deine Gedanken wie hier das Wasser gelenkt wird, in neue Bahnen Scato. Du hast mir eine derartige Freude mit dem Ort gemacht, ich weiß gar nicht was ich sagen soll", erklärte Lurco ergriffen.


    Lurco nahm Scatos Gesicht in beide Hände und küsste ihn fest und mit aller Liebe die er für ihn empfand.


    "Danke Stöckchen", raunte er ihm zu.

  • Lurco saß neben Scato und sie beide schwiegen in Eintracht. Alles was zu hören war, war das Rauschen des Wassers, fast hatte es den Anschein als wären sie auf den Grund des Meeres gesunken. Die Grotte verlieh dem Rauschen des Wassers einen ganz besonderen Klang. Alles hallte nach, so als ob nah und fern jede Bedeutung verloren hatten. Frisch war es und das kühle Wasser an den Füßen war nicht nur erfrischend, sondern auch wunderbar entspannend.


    Lurco lehnte sich zurück und stützte sich mit den Händen hinter dem Rücken ab, so dass er die Decke der Grotte in angenehmer Haltung bewundern konnte. Ein seltsamer, wunderschöner Ort und so ganz anders als Rom. Die Geräusche, die Gerüche, die Ruhe, Lurco genoss ihren Ausflug mit allen Sinnen.

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