Peristyl | Unerhoffter Besuch

  • In letzter Zeit war es in der Villa Claudia recht ruhig geworden. Sicherlich wuselte immer noch die gewohnte Zahl an Sklaven durch die Gegend und sorgte für den notwendigen Komfort, aber an Gesprächspartnern auf Augenhöhe mangelte es ziemlich stark. Livineia, die insgesamt keine sonderlich extrovertierte Persönlichkeit war, vermochte es auch nicht durch irgendwelche Freundinnen aufzufangen, dass ein Großteil der Familie einfach einmal ausgeflogen war - oder das Zeitliche gesegnet hatte.


    Insbesondere ihre Brüder Marcellus und auch Felix fehlten ihr besonders. Felix war nun schon eine ganze Weile in Gesellschaft der erlauchten Ahnen der Gens Claudia, ein Umstand, der Livineia damals sehr zugesetzt hatte. Nicht nur, weil sie ihn grundsätzlich verloren hatte, sondern weil es ihr auch die eigene Sterblichkeit brutal vor Augen geführt hatte. Ihren Bruder so dahinsiechen zu sehen hatte ihr wehgetan. Obschon sie sich normalerweise niemals die Finger schmutzig machen würde und sich vor jedwedem Kontakt zu Kranken, Armen oder Schmutz scheute, hatte sie damals viele Stunden bei ihm verbracht und mit ihm gesprochen. Anfänglich hatte sie noch damit gerechnet, dass er seine Erkältung schnell überwinden würde, aber nach ein paar Tagen der massiven Verschlechterung seines Zustandes war ihr klar geworden, dass sie sich täuschte. Ständig hatte sie bei ihm gesessen und Angst davor gehabt, ebenfalls zu erkranken. Sie hatte es gehasst, dass er krank war; auch, dass sie selbst davor Angst gehabt hatte, zu erkranken. Heute hasste sie sich dafür, dass sie damals so viel Zeit darin investiert hatte, sich vor seinem Husten zu ekeln. Vor seiner verschwitzten Stirn. Immerhin hatte der Ekel sie nicht abgehalten, aber trotzdem... Er war ihr Bruder gewesen, einer ihrer beiden Lieblingsbrüder. Und er hatte es nicht geschafft.


    Und Marcellus? Ob er es geschafft hatte, wusste sie nicht. Er war schon ziemlich lange fort, ohne dass sie ein Lebenszeichen von ihm gehört hatte. Er war nach Germanien gegangen, ein finsterer, unsympathischer Ort, der in ihm schon immer eine morbide Faszination ausgelöst hatte. Livineia hatte das niemals verstanden. Sie konnte sich kaum eine ungastlichere und schrecklichere Umgebung ausmalen als Germanien - bestenfalls noch Britannien. Von wegen 'wilde Schönheit' und all dieser Mist. Vielleicht hoffte er auf schöne, germanische Frauen. Auch das war für Livineia, die selbst nun so gut wie gar nicht von irgendwelchen fleischlichen Gelüsten getrieben wurde, nur schwer nachvollziehbar. Der ganze Rest war allerdings noch skurriler. Was trieb einen in Sümpfe mit diesen abermillionen Mücken, Krankheiten und brutalen Einheimischen? Das war kein Ort für einen Römer, schon gar nicht für einen Patrizier. Für sie selbst noch sehr viel weniger.
    Jetzt schien dieser finstere Ort ihren Bruder verschlungen zu haben. Sie war sich da ziemlich sicher und auch innerhalb der Gesellschaft war das Thema im Grunde schon abgehakt. Er würde sich kaum in ein freiwilliges Exil begeben haben, nicht dort. Und er würde seine Schwester auch nicht einfach in dieser quälenden Ungewissheit zurücklassen. Es musste etwas passiert sein. Sie wartete eigentlich nur noch auf die Nachricht, dass irgendwelche Habseligkeiten von ihm gefunden wurden; seinen Leib hatten die Germanen vermutlich schon gegessen. Was gab es nicht für Gerüchte, je nachdem, wen man fragte?! Sie wagte kaum daran zu denken und immer wenn sie es doch tat - mehrere Male am Tag wohl - stürzte sie sich selbst in bescheuerte Hoffnungen, von denen sie wusste, wie bescheuert sie waren. Sie war eigentlich eine Realistin und lachte manchmal über sich selbst, über die eigene Naivität und ihre Verleugnung der Realität. Solange nichts von ihm gefunden wurde, war es eben leicht, die höchste Wahrscheinlichkeit abzuwerten. Anders als bei Felix gab es keine eindeutigen Beweise für einen Tod. Lediglich eindeutige Indizien. Nur blieb die Frage, wie lange sie sich belügen wollte? Sie mochte falsche Hoffnungen nicht. Hatte sie nie gemocht.


    Mit halb geöffneten Augen blinzelte sie träge gegen den klaren, blauen Himmel. Sie quälte sich regelrecht damit, hier draußen zu sein, auch wenn sie im Schatten war. Nur diffuses Licht fiel auf sie und ihre Umgebung herab und der süßliche Geruch des Jasmins berauschte ihre Sinne. Sie mochte den Geruch - das war letztlich auch der Grund, nicht im Inneren des Hauses zu sein. Würde es erst noch wärmer werden, würde sie sich allerdings zurückziehen.
    Jetzt, wo sie sich auch noch so allein fühlte, steigerte sich ihre Lustlosigkeit auf alles nur noch mehr. Sie hatte sowieso schon keine Lust, das Haus zu verlassen, sich mit Menschen abzugeben die unterhalb ihrer Würde waren (was die meisten Menschen des Reiches betraf...) oder sich unnötig anzustrengen. Für am Ende gar nichts. Ihr war schlichtweg langweilig. Nicht nur für den Moment, sondern generell; das ganze Leben war ihr schrecklich langweilig geworden, aber allein zu verreisen erschien ihr auch nicht sonderlich verlockend. Abgesehen davon dass sie keine Lust hatte, würde es wohl auch nicht gerade das Wohlwollen ihres Vaters oder Großvaters erwecken.


    "Domina?" Als die Stimme an Livineias Ohr drang, verdrehte diese nur kurz die Augen und sah dann in das Gesicht von Piston. Nur, um ihm zu zeigen, dass er ihre Aufmerksamkeit besaß, sie verschwendete in diesem Augenblick noch keinen Atem an ihn. "Domina, Aurelius Laevinus wünscht Deinem Bruder einen Besuch abzustatten, was soll ich ihm sagen?" erkundigte er sich. Livineia bemerkte, wie unbehaglich der Sklave sich fühlte. Sie galt allgemein als launisch und herrisch, insbesondere, wenn sie gestört wurde - und das war nun gerade ziemlich eindeutig der Fall. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch, sich durch diese Konfrontation deutlich gestresst fühlend. Was jetzt? Offenbar wusste Laevinus nichts von den Geschehnissen - von welchen denn auch? Was sollte sie ihm ausrichten lassen?


    "Sag ihm, er ist nicht hier." meinte sie schwerfällig und hielt sich ein wenig leidend die Rückseite ihrer Hand vor die Stirn. Piston, wohl recht froh über sein Entrinnen, nickte rasch und meinte: "Sehr wohl, Domina." Er hatte sicherlich nicht im Sinn, weitere Rückfragen zu stellen und machte sich wieder auf den Rückweg, als dann plötzlich doch wieder die Stimme der Herrin zu hören war. "Ach, nein, lass ihn ruhig rein, ich werde mit ihm sprechen. Schick ihn hierher." Auch das sollte dem Sklaven recht sein, der erneut nickte, seinen Auftrag noch einmal bestätigte und dann verschwand.
    Seufzend starrte sie in die Richtung, aus der Laevinus dann demnächst zu erwarten sein würde. Sie hatte eigentlich nicht die geringste Lust, ihn zu sehen. Es war ja nicht nur das unangenehme Gespräch über Marcellus, das sie nun erwartete. Da waren einfach noch ganz viele unangenehme Erinnerungen. Demütigende Erinnerungen an früher. So etwas konnte sie nicht gut leiden. Trotzdem schuldete sie es irgendwie ihrem Bruder. Sie empfand für ihre Familie immer schon tiefe Loyalität und Marcellus würde das wohl von ihr erwarten. Abgesehen von der Loyalität empfand sie zusätzlich eben diese zehrende Langeweile und immerhin würde sie das hier für ein paar Minuten unmittelbar beschäftigen und ihr für die nächsten Stunden auch noch ein bisschen was zu denken geben. Sie war schon ziemlich verzweifelt... Livineia, zwar zuweilen phlegmatisch, verwöhnt und arrogant war bei aller Dekadenz trotzdem nicht doof. Sie schob sich auf ihrer Cline ein wenig zurecht. Wäre es nicht Laevinus, würde sie ihn wohl insgesamt anders empfangen, aber von früher her kannte sie ihn recht gut und konnte ihm auf recht freundschaftlicher Ebene begegnen. Außerdem hatte sie keine Lust, sich für ihn irgendwie... anzustrengen.


    Sie drapierte ihre Kissen so, dass sie ein wenig aufrechter auf der Cline liegen konnte, beinahe schon sitzend. Anschließend zupfte sie ihre Kleidung etwas ordentlicher zurecht, kniff sich einmal in die Wangen und angelte sich noch einmal ein paar Trauben, um den Geist ein wenig zu wecken. Da sah sie ihn in der Ferne auch schon näher kommen. Gut sah er aus.


    "Salve, Aurelius." grüßte sie ihn mit höflicher Distanz und lud ihn mit einer Geste ein, sich doch ebenfalls niederzulassen.

  • Nach einiger Zeit des Wartens, in welcher Laevinus sich schon ernsthaft fragte warum man ihn so lange warten ließ (wenn Marcellus nicht anwesend war, so sollten sie ihm das sagen bei Pluto...), wurde er doch herein gebeten. Er setzte ein Lächeln auf und ging in der Erwartung hinein gleich seinen alten Freund zu treffen, mit dem er schon so manchen geselligen Abend verbracht und so manchen Kelch geleert hatte.


    Dann betrat er das Peristyl, sah sich um und sah... Livineia. Sein Lächeln gefror etwas, blieb aber da. "Salve Aurelius..." sagte sie... und wirkte dabei so distanziert wie es eine Patrizierin aus der höchsten Schicht Roms nur sein konnte. Beinahe als wäre er selber irgend ein Plebejer. Gewiss, seine Familie war nicht so nobel wie ihre, aber... Nunja er wusste schon woher der Wind wehte.


    Sie kannten sich schon lange, vor einigen Jahren waren sie in Griechenland alle noch halbe Kinder gewesen und hatten bei großen und angesehenen Lehrern Philosophie, Rhetorik und Naturwissenschaften studiert. Livineia war dabei natürlich etwas mehr im Hintergrund gewesen, wie es sich ziemte, aber ja sie hatten sich dennoch gut gekannt. Gerade weil er und Marcellus, ihr Bruder, so gute Freunde waren. Damals war sie noch nicht so giftig gewesen wie heute...


    "Salve, Livineia. Welche Freude dich einmal wieder zu sehen, es ist wirklich lange her." antwortete er also, sich nicht auf diese gespielte Distanz einlassend. Aurelius... was fiel ihr ein, wann war er jemals Aurelius für sie gewesen?


    Er setzte sich und ließ sich einen Kelch mit Wein füllen. "Verzeih mir meine Unfreundlichkeit, ich hatte damit gerechnet Marcellus hier anzutreffen und es war nicht meine Absicht mich dir so aufzudrängen. Ist dein Bruder nicht zuhause?" fragte er dann und hielt seinen Kelch erst einmal nur in der linken Hand. Sie sah wirklich gut aus. Haut wie Alabaster, das Haar wie Elfenbein, gesunde rote Wangen und lebendige Lippen... Sie hatte sich wirklich kaum verändert.

  • So reglos wie ihr Gesicht sich häufig darstellte, war ihr Herz eigentlich niemals - obschon sie durchaus nicht zu unrecht als recht frostig bezeichnet wurde, vor allem in der Sklavenschaft. Mit ihrer Leibsklavin Corona kam sie seit jeher gut aus, aber diese befand sich auch schon eine gefühlte Ewigkeit in ihren Diensten, war ausgesprochen anständig und darüber hinaus devot. Sicherlich mochte sie den einen oder anderen Makel haben, aber das waren in der Regel keine Probleme, mit denen sich Livineia befassen musste. Der einzige Makel, der sie manchmal wirklich nervte, war ihre Schönheit. Leider konnte ihr Bruder damals die Finger nicht so richtig von ihr lassen. Sicher, im Grunde konnte es ihr egal sein, ob er sie ab und an in sein Bett zog und das Vergnügen hatte sie ihm auch gegönnt, wenigstens offiziell. Trotzdem hatte es sie einfach gestört. Corona war ihre Sklavin und von diesem triebgesteuertem Verhalten ihres Bruders hatte sie generell nicht viel gehalten; sie selbst war ganz und gar nicht so und konnte sich an Körperlichkeit keinesfalls ergötzen. Abgesehen davon war es durchaus schon vorgekommen, dass sie in diesen Momenten nicht zu ihrer Verfügung gestanden hatte und Livineia die beiden unterbrechen musste, um daran zu erinnern, wo die eigentlichen Pflichten ihrer Leibsklavin lagen. Nun - offiziell hatte sie die zwei natürlich nur versehentlich unterbrochen. Tatsächlich hegte sie keinerlei Interesse daran, ihren Bruder bei seinen schweißtreibenden Aktivitäten zu bespitzeln und sie hatte auch niemals hingesehen - einen Spaß hatte sie sich daraus trotzdem gemacht, ungelegen dazwischen zu platzen. Nicht ständig, aber eben dennoch dann und wann. Ganz versehentlich. Besonderes Vergnügen hatte sie empfunden, wenn sie seine Verstimmung noch Stunden später beobachten konnte. War sie missgünstig? Vielleicht.


    "Nicht wahr?" meinte sie mit einem sauertöpfischem Gesichtsausdruck, das recht deutlich zeigte, dass sie ihm daran die alleinige 'Schuld' gab. Schließlich hatte er zu jeder Zeit gewusst, wo sie sich aufhielt und wäre ihm irgendwie daran gelegen gewesen, sie einmal wiederzusehen, wäre es ihm ein Leichtes gewesen, das auch zu tun. Eine so große Freude konnte es also nicht sein, sonst wäre nicht so viel Zeit ins Land gezogen, aber er hatte ja auch seine kleine Plebejerin gehabt, mit der er sich die freie Zeit vertreiben konnte, die er zur Verfügung gehabt hatte. Heuchler.


    "Mir wurde schon zugetragen, dass dein Besuch auch dieses Mal nicht der Freude diente, mich wiederzusehen." meinte sie mit einem oberflächlichem Lächeln, das Laevinus wohl darüber im Unklaren machte, ob sie scherzte oder ihm einen bitteren Vorwurf machte. Sicherlich würde er wohl recht deutlich von dem Gefühl beschlichen werden, dass es ein Vorwurf war, das zeigte ja die ganze Situation schon an. Nur, diesen Missstand anzusprechen - das war ihm trotzdem unmöglich, sofern er sich nicht von jedweder Höflichkeit distanzieren wollte. "Ich dachte mir, nach all den Jahren intensiver Freundschaft sollte ich dir persönlich mitteilen, dass... er nicht hier ist." Nun veränderte sich ihre Mimik doch auf eine überraschende Weise. Sich nun wieder diesen möglichen, aber eben auch unbestätigten Fakten auszusetzen, die sie normalerweise immer so erfolgreich verdrängte, unterdrückte ihre Streitlust und förderte eher den Wunsch, sich baldigst wieder zurückzuziehen und in der Einsamkeit den trüben Gedanken nachzuhängen. "Ich weiß nicht, warum er es ausgerechnet dir nicht mitgeteilt hat..." kam sie trotzdem nicht umhin, noch eine kleine Spitze einzubauen. "Aber es zog ihn vor geraumer Zeit nach Norden. Du weißt schon, Abenteuer, finstere Wälder und was er sich davon sonst noch erhoffte. Einmal schrieb er mir auf seiner Reise noch, seither habe ich kein einziges Wort mehr gehört. Da Marcus nicht unbedingt für den besten Geschmack bekannt ist, auch was seinen Humor anbelangt..." - und noch viel mehr seinen Geschmack bei Frauen, was aber wohl bei vielen Männern der Fall war... - "... habe ich es erst für einen schlechten Scherz gehalten. Wir haben auch sonst kein Lebenszeichen von ihm gefunden oder etwas in Erfahrung bringen können und im Moment bleibt uns nicht mehr, als vom Schlimmsten auszugehen." Wie immer war sie sehr darum bemüht, ihre Gefühle zu verbergen. Marcellus war wohl der wichtigste Mensch in ihrem Leben; viele bedeutende Menschen hatte es ohnehin nicht gegeben. Vermutlich litt sie noch mehr als ihr Vater unter seinem Verschwinden. Mehr, als man ihr zutraute und weit mehr, als man ihr ansah. Ihr Gesicht war ihr Schild und dieser funktionierte. Mehr als oberflächliches Bedauern war ihr nicht anzusehen, kaum mehr, als ein entfernter Bekannter zeigen würde. "Es tut mir leid, dir das zu sagen."

  • Zunächst war Laevinus noch ein wenig angefressen davon, dass sie ihn so eiskalt vorführte. Ja er war nicht ihretwegen hier gewesen, aber warum hätte er das auch sein sollen? Warum hätte er sie besuchen sollen? Seit ihrer gemeinsamen Zeit in Griechenland, seitdem sie zusammen mit Marcellus Philosophie, Rhetorik und Ethik studiert hatten und währenddessen Freunde gewesen waren, war sie ihm gegenüber wie ausgewechselt. Diese Kälte, diese Spitzen, diese... ja fast schon Bösartigkeit. Woher kam das? Sie war früher viel netter zu ihm gewesen.


    Doch ehe er sich noch weiter über das Thema aufregen konnte, sprach sie weiter und seine Augenbrauen hoben sich. Marcellus war... in den Norden gegangen?


    "Er ist... Was wollte er im Norden? Entschuldige, was will er..." begann er, ziemlich aus der Fassung gebracht. Marcellus war Richtung Norden aufgebrochen? In die germanische Provinz? Natürlich er hatte ständig davon gesprochen dass er Roms Grenze sehen wollte, dass er nach Germanien wollte, dass er Rom als Offizier und General dienen wollte... blabla, wie oft hatte ich Laevinus das anhören müssen. Aber nun war er einfach gegangen? Ohne ihm, seinem besten Freund etwas zu sagen? Gut sie hatten sich seit Wochen nicht gesehen, Laevinus hatte viel zu tun gehabt, war mit sich beschäftigt gewesen, aber...


    "Das kann doch nicht sein... wie lange ist er weg? Du weißt doch wie das ist, die Alpen, das Wetter... die Provinzen im Norden sind eine ewig weit fort und Nachrichten von dort brauchen manchmal lange. Vielleicht hat er geschrieben und der Bote mit dem Brief hat sich verlaufen oder wurde umgebracht oder sonst etwas. Marcellus ist doch sicherlich nicht alleine aufgebrochen, was soll ihm schon passieren?" Laevinus fand ein wenig zu sich und seiner üblichen Redegewandtheit zurück. Marcellus war nicht tot, so ein Unsinn. Nur weil er einige Wochen lang nichts von sich hatte hören lassen. Vielleicht hatte er auch eine hübsche germanische Hure gefunden und hatte seine Familie schlicht für eine Weile vergessen. Oder der Schnee in den Bergen behinderte seine Nachricht, es gab wirklich tausende Gründe. Normalerweise scherte es Laevinus nicht wenn man aus Germanien oder Britannien nichts neues hörte, was gäbe es da auch schon zu berichten, aber jetzt gerade machte er sich doch Gedanken.


    Himmel Marcellus... es würde doch wohl wirklich alles in Ordnung sein? Er sah zu Livineia hin. Es musste ihr furchtbar gehen wenn sie wirklich schon so weit war ihren Bruder als tot zu erklären.

  • Menschen verschwanden. So war es doch immer schon gewesen, oder nicht? Warum sollte ausgerechnet Marcus Claudius Marcellus von so einem Schicksal verschont bleiben? Es gab Wegelagerer, es gab Unfälle - es gab vor allem auch Krankheiten! So viele Dinge konnten passieren. Es war überhaupt nicht unwahrscheinlich, dass es ihren tapferen Bruder getroffen haben könnte. Ohnehin war Livineia es beinahe schon auf eine morbide Weise gewöhnt, Verluste ertragen zu müssen. Nicht unbedingt immer nur durch den Tod - es gab viele Möglichkeiten, einen Menschen zu verlieren. Solche Erlebnisse machten nun einmal bitter und humorlos. Ja, sie sah sich selbst mittlerweile als ziemlich spaßbefreit an, aber Humor hatte auch nicht unbedingt zu den Grundtugenden einer Frau zu gehören. Würde und Standesbewusstsein, ein gesunder Überblick und ein gewisses Maß an Bildung waren da wesentlich wichtiger, wie sie selbst fand. Albern herumgackern konnten die Huren - oder irgendwelche plebejischen Weiber... (Es war nicht so, dass Livineia nicht auch durchaus einmal gackerte, früher wenigstens; lediglich das Selbstbildnis war weitaus idealisierter als die Realität!)
    Die Fassungslosigkeit in Laevinus Mimik stellte sie jedenfalls ein wenig zufrieden, wenn ihr das auch keinesfalls den Frieden zurückgab. Dass Marcellus irgendeiner Hure verfallen war, tauchte in ihrem Kopf nicht auf. Natürlich wusste sie, dass ihr Bruder nicht der strahlende Held war, als den sie ihn selbst heute noch gerne darstellte und selbst auch sah. Das hatte er im Alltag mit ihrer Leibsklavin schon immer recht eindrucksvoll bewiesen, dieser Schwerenöter. Dass er allerdings sie, seine Schwester, vergessen könnte, nur um einer Liebschaft zu frönen - nein, diese Möglichkeit gab es in ihrem Kopf nicht. So etwas sah Aurelius ähnlich, aber sicherlich nicht ihrem geliebten Bruder.


    "Natürlich ist er nicht allein aufgebrochen." meinte sie trocken und sah ihn fast schon so an, als würde sie ihn gleich auffressen. "Auch Quinctilius Varus ist, meines Wissens nach, nicht allein aufgebrochen." Nicht allein aufgebrochen war für Varus wohl ebenso eine maßlose Übertreibung wie überhaupt der Vergleich mit ihrem Bruder, der lediglich mit einer Handvoll Leibwächtern aufgebrochen war. Marcellus war nicht in eine Schlacht geritten. Trotzdem nervte der Unglaube von Aurelius sie ungemein. Ob er es nun leugnete, weil er es nicht wahrhaben wollte oder weil er es sich wirklich nicht vorstellen konnte: er hatte gefälligst ihrer Einschätzung zu folgen. Als würde sie ihren Bruder leichtfertig aufgeben. Sie hatte ihn ja nicht einmal wirklich aufgegeben, bislang. Trotzdem musste man den Tatsachen ins Auge sehen.
    Ungehalten griff sie nach ihrem Wein und trank, ein bisschen weniger damenhaft als man es von ihr gewohnt war, einige Züge davon. Währenddessen fixierte sie mit ihrem Blick den unliebsamer werdenden Gesprächspartner und besann sich innerlich der Tugenden einer Frau. Ja, er hatte sie ziemlich gekränkt und das mehr als einmal und ja, er hatte es verdient, von ihr abgewiesen zu werden. Auch wenn er möglicherweise nichts wusste, wenn sie sich dessen auch nicht ganz so sicher war. Aber musste sie sich deshalb auch so runterziehen lassen? Sie war eine Claudia, verdammt.


    "Er ist schon lange fort. Lange genug." meinte sie kühl und abschließend. "Oder glaubst du wirklich, ich stelle solche Mutmaßungen leichtfertig und ohne triftigen Grund an?" Sie schloss kurz die Augen, um sich ein wenig zu besinnen. Als könnte er auch nur einen Teil des Schmerzes empfinden, den sie über den Verlust ihres Bruders empfand. Marcellus war einzigartig. Sie hoffte inständig, dass es ihm gut ging. Wenn es ihm aber gut ging und er es versäumte, sich bei ihr zu melden - ja, dann konnte er sowieso gleich bleiben wo der Pfeffer wuchs.

  • Langsam näherte sich der Sklave den Stimmen im Peristyl und hörte die Worte seiner Domina. Er konnte sich nicht verkneifen mit den Augen zu rollen. Sie und ihr Bruder. Ständig machte sie ein Gewese um ihn. So etwas besonderes war er ja nun auch nicht. Er war ja schließlich nicht ihr einzigster Bruder. So etwas besonderes war er ja nun auch nicht. Wirklich auf die Reihe gebracht hatte er bisher auch nichts, außer das er ein Claudier war und dies war nun wirklich nícht sein Verdienst.
    Zögernd trat Kaschta an Claudia Livineia heran und hüstelte. Sie ausgerechnet jetzt bei ihrem Lieblingsthema zu stören konnte für ihn zu einem Problem werden. [SIZE=7]„Domina“[/SIZE], flüsterte er.

  • Laevinus schüttelte den Kopf, als sie weiter sprach. Varus war inmitten der germanischen Wildnis verschwunden, während Laevinus, nun... was auch immer mit ihm geschehen war, er hatte wohl das römische Gebiet nicht verlassen. Oder? Oder war er von der Wildnis im Norden so fasziniert gewesen, dass er einfach so durch die Wälder davon gekrochen war? Zuzutrauen war es ihm fast...


    "Livineia... ich bin sicher Marcellus geht es gut." antwortete er dann aber dieser fiese Gedanke blieb ihm trotzdem im Hinterkopf. Menschen starben, natürlich, das war normal. Aber ausgerechnet sein guter und treuer Freund Marcellus?


    "Ich verstehe dass du dir Sorgen machst. Doch solltest du nicht zulassen dass diese Sorgen dich lähmen. Du solltest dich ein wenig ablenken. Dir die Zeit vertreiben. Und ehe du dich versiehst wird Marcellus wieder zurück sein oder es wird doch ein Brief von ihm hier ankommen." Laevinus trank wieder einen kleinen Schluck Wein. Er bemerkte durchaus wie angespannt sie war und wie schlecht es ihr gehen musste.


    "Begleite mich doch zu einem Wagenrennen. Oder zu etwas anderem? Ich kann unmöglich zulassen, dass du den ganzen Tag deinen trüben Gedanken nachhängst." ein charmantes und etwas freches Lächeln lag auf seinen Zügen. Den schwarzen Sklaven hatte er unterdessen zwar bemerkt, ignorierte ihn aber. Der unverschämte Kerl wollte doch wohl nicht etwa stören?

  • Es waren ja nett gemeinte Versuche, ihre Stimmung ein wenig zu heben, aber so hundertprozentig erfolgreich verliefen sie eben nicht. Was Laevinus wohl wirklich durch den Kopf ging? Sie wusste ja, dass die beiden Männer wirklich sehr ernsthaft miteinander befreundet gewesen waren. Wie schwer mochte der Verlust von Marcellus wirklich für Aurelius sein? Er sprach von Zeit vertreiben, sich ablenken - so, als würde er ihren Worten keinen Glauben schenken und das nervte sie gehörig. Er hatte wohl keine Ahnung, wie eng die Verbindung zwischen zwei Geschwistern sein konnte, obschon er auch Geschwister hatte. Sie rümpfte sichtlich die Nase und hatte offenkundig kein Interesse, auf seine Vorschläge einzugehen. Ihr war nicht danach, sich abzulenken, was sollte das denn schon auch bringen? Sie hatte einen der wichtigsten Menschen ihres Lebens verloren. Sicherlich gab es keine Bestätigung darüber, aber es gab auch keinen Hinweis, der das Gegenteil behaupten würde. Und dann kam auch noch ein Zischen an ihr Ohr.


    "Jetzt nicht." sagte sie mit schneidend kalter Stimme und sah den Sklaven nicht einmal an. Genervt fuchtelte sie mit der Hand, gerade so, als ob sie eine lästige Fliege verscheuchen wollte. Gleichwohl war ihr eine Störung eigentlich ganz Recht, dann könnte sie Aurelius noch einmal vor Augen halten, wie unwichtig und nichtig sein Besuch war. Auf der anderen Seite hielt sie ihm aber auch mit zu großen Freuden vor, wie schlecht es ihr aktuell erging. Und, ehrlich gesagt, war es irgendwie auch ganz nett, noch einmal eine volle Breitseite Aufmerksamkeit und Mitleid zu erhaschen, auch wenn seine Meinung nur von sekundärer Wichtigkeit war. Ihren Großvater wollte Livineia eher nicht mit ihren Gefühlen behelligen und ihre Eltern waren da so ein zweischneidiges Schwert. Laevinus, der ihr selbst schon einmal mit größter Ignoranz weh getan hatte... Nein. Nein, so weit würde sie nicht gehen. Er hatte sie bestenfalls gezwickt und genervt. Aber dennoch: er konnte sich ruhig ein bisschen Mühe darin geben, sie aufzumuntern.


    "Ich denke nicht, dass das angemessen wäre." erwiderte sie erst einmal recht schnippisch, um sich anschließend überzeugen zu lassen. Ob sie sich wirklich überzeugen ließ, wusste sie noch nicht mit Sicherheit, vermutlich eher nicht. Sich mit ihm im Privaten zu treffen war tatsächlich unangemessen, auch wenn es ihr aufgrund ihrer langen Bekanntschaft wohl keiner nachreden würde. Er war schließlich ein bekannter Freund ihres verschollenen Bruders Marcellus. "Von Wagenrennen bekomme ich ohnehin immer Kopfschmerzen, das weißt du sicherlich noch, oder? Die Leute sind immer so furchtbar laut." Livineia seufzte einmal auf und schaute leidend und vorwurfsvoll in sein Gesicht. Für seinen Charme zeigte sie sich vorerst einmal unzugänglich.

  • Nachdem der Ianitor mich vom Seiteneingang hierin gesetzt hatte, saß ich nun hier und erwartete mein weiteres Chiksal. Natürlich war meine Stelle als Sriba längst wieder besetzt aber ein winziger Posten würde sich doch bestimmt finden und wenn es nur putzen und scheuern war. Hauptsache zu Hause.

  • Menecrates glaubte, sich verhört zu haben, als ihm die Ankunft seines einstigen Sklaven gemeldet wurde. Er fragte skeptisch und bohrte nach Einzelheiten, aber der Überbringer der Nachricht kannte weder den alten Linos noch schien er Worte mit dem Eingetroffenen gewechselt zu haben. Mit der Erwartung, eine Verwechslung vorzufinden, machte sich der Hausherr auf den Weg zum Peristyl. Vielleicht wartete auch ein Hochstapler auf ihn, denn das letzte Mal hatte er den echten Linos in Germanien gesehen.

    Den Kopf vorgereckt lugte er um den Türpfosten und riskierte zunächst einen Blick, bevor er eintrat. Er erkannte eindeutige Anzeichen für eine glaubhafte Identität, Ähnlichkeiten im Aussehen, wobei natürlich die Jahre auch an Linos nicht spurlos vorübergegangen waren.

    "Bei den Göttern, bist du das wirklich? Ich habe vor Monaten an dich gedacht, an die Mission mit Macro zu meinem Enkel Felix." Er stockte, weil sein Hirn erst verarbeiten musste. "Was ist denn damals bloß passiert?" Er dachte es, sprach es aber noch nicht aus, wie sehr ihn die Treue seines Sklaven berührte. Stattdessen trat er näher, zog einen der Stühle heran und setzte sich zu Linos. Aufmerksam musterte er ihn.

  • Wieder einmal stellte ich fest was für ein seltsames Wesen der Mensch doch ist. Wie oft hatte ich mir diese Situation vorgestellt, besonders in den letzten Tagen. Wie ich, der zum Sklaven gewordene, einst so stolze, freie Grieche nach Hause kam. Nach Hause in die Villa Claudia. Ich hatte mich auf den Knien vor dem Claudier liegend gesehen, seine Beine umschlingend, seinen Senatoren Ring küssend, ihm flehend die Arme entgegenstreckend, doch nun war ich der ewig quaselnde Linos einfach nur sprachlos.

    Sprachlos starrte ich meinen Dominus, der langsam in die Jahre kam, nur an.
    Spürte wie sich meine Kehle zuschnürte und Tränen in mir aufstiegen. Mein Ziel hatte ich erreicht und war ersteinmal sprachlos vor Freude.

    Krampfhaft unterdrückte ich den aufatmenden Schluchzer und presste hervor: „Ja ich bin es wirklich Dominus“. Dann geschah es doch, die Tränen der Freude und Erleichterung brachen sich ihre Bahn.

    Ich wusste der Gefühlausbruch würde meinen Dominus verwirren. Die Tränen zurückkämpfend stotterte ich. „Verzeih mein Dominus, mein Weg war weit, deshalb dieses Aussehen und mein Zustand. Darf ich bei dir bleiben?“

    Nun verlangte langsam die Erschöpfung ihre Preis, ich sackte zusammen wie ein elender Haufen. Der Wille und die Kraft waren aufgebraucht. „Verzeih, der Weg von Tolosa nach Hause war sehr weit“, hauchte ich noch.

  • Die Jahre hatten Linos mehr verändert als das Aussehen verriet. Menecrates kannte seinen Leibsklaven vor allem vorlaut und eigensinnig. Es dauerte Jahre, bis Linos zuverlässig wirkte und er ihm - auch weil er keine Alternative gab - eine wichtige Mission anvertraute. Da Linos nicht zurückkehrte, ging Menecrates davon aus, dass er die Chance zur Flucht genutzt hatte. Die Zeit ließ die Erinnerung an Linos verblassen, aber auf dem Weg von seinem Zimmer zum Peristyl flammte sie wieder auf. Sein Leibsklave schätzte stets die Freiheit und Eigenständigkeit. Vor ihm saß ein vor Rührung aufgelöstes Häufchen Linos, der darum bat, bleiben zu dürfen. Dieser Wunsch stellte eine Neuerung dar.

    Perplex wegen der Wandlung und hilflos wegen des Gefühlsausbruches suchte Menecrates krampfhaft nach Worten, während er Linos unverwandt anstarrte. Sein Kopf ragte vor, wie der eines Geiers - der Neugier und des Unverständnisses wegen. "Natürlich darfst du bleiben!", krächzte er, bevor er sich räusperte. Zu allem Überfluss klappte Linos in diesem Moment zusammen. Im Feld würde dies kein Problem für Menecrates darstellen, weil er zu kaum einem der Soldaten je eine persönliche Beziehung pflegte, aber hier verhielt es sich anders.

    "Äh, kommt mal jemand? Wasser!"

    Zwei Sklaven eilten herbei. Ein Becher mit Wasser wurde gereicht, aber es stand nicht fest, ob Linos trinken konnte. "Macht doch was!", feuerte Menecrates an. Daraufhin stob einer der Sklaven fort und eilte mit Styrax zurück. Schnell war ein Feuer entfacht und eine Schale bereit, in die Harzkugeln kullerten. Der aufsteigende Geruch würde vielleicht helfen. Ein zweiter Sklave tränkte einen Leinenlappen in Wasser und legte ihn über Linos' Stirn.

  • Bei meinem Gott, ich bin daheim bei meinem Dominus. Ich rieche es, sie opfern den Hausgöttern. Oder? Unruhig flatterten menei Augenlider, aber warum lag ich hier? Wasser! Ich spürte es auf meinem Lippen, beleckte sie mit meiner Zunge. Mein Gott was bin ich müde, der Duft schläfert mich ein. Nein das geht noch nicht, ich habe noch so viel zu sagen. Auch säubern, ein Bad brauche ich, Hunger und Durst habe ich auch.

    Krampfhaft bemühte ich mich aufzurichten. Nach einiger Anstrengung und Hilfestellung gelang es mir. Gierig schob ich die Hand mit dem Wasserbecher zu meinem Mund. Schlürfte einen erfrichenden Schluck von dem köstlichen Wasser der Villa Claudia. Danach ging es schon besser und ich nahm noch einen langen tiefen Schluck. „Danke“,

    flüsterte ich.

    Der Geruch des Styrax tat seine Wirkung, ich spürte die nervliche Anspannung glättete sich. Sorgsam strich ich eine Haarsträhne aus meiner Stirn und schaute den Claudier an. „Dominus, wenn du erlaubst würde ich gerne ein Bad

    zur Reinigung nehmen, Hunger und Durst quälen mich auch, genauso wie Müdigkeit ja und wie immer, meine Füße." Bestimmt erinnerte Menecrates sich, das ich stets bei den Märschen durch Rom wegen schmerzenden Füßen gejammert hatte. Krampfhaft bemüht meine Augen aufzuhalten, schaute ich meinen herren dabei flehend an.

  • Der Schwächeanfall währte nur kurz. Linos bewegte sich, nahm Wasser und konnte sprechen. Noch immer starrte Menecrates ihn an, weil er kaum glauben konnte, dass sein vor unzähligen Jahren verschwundener Sklave vor ihm saß. Seine vielen Fragen mussten allerdings warten. Linos schien am Ende seiner Kräfte und auf einen Tag Ungewissheit mehr oder weniger kam es nicht an.

    "Natürlich erlaube ich das", erwiderte Menecrates, setzte sich aufrecht hin und erteilte Anweisungen an die Sklaven.

    "Er badet nicht allein. Nur unter Aufsicht!" Damit wollte der Hausherr einem Tiefschlaf in der Wanne vorbeugen. "Er bekommt ein separates Zimmer, das heißt: Er schläft nicht in den Sklavenunterkünften. Das heutige Essen wird ausnahmsweise auf diesem Zimmer serviert. Ab morgen, oder wenn Linios genesen ist, kümmert er sich selbst um die Verpflegung. Ach ja", er hob den Zeigefinger, "bis auf Weiteres wird er nicht für Arbeiten eingeteilt." Diese Ansage richtete sich an den Maiordomus.


    Menecrates überlegte, was noch fehlte. Schließlich zuckte er mit der Schulter und wandte sich an Linos: "Wir setzen unser Gespräch fort, wenn es dir besser geht." Natürlich hoffte er, dass dieser Zustand irgendwann eintreten würde. Sicher konnte er nicht sein, denn Linos galt schon immer als Schlitzohr.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!