ich kam gerade von der Salutatio meines Patrons, noch war es früh am Morgen, doch jetzt versprach der tiefblaue Himmel einen dieser schönen goldenen Herbsttage, an denen es noch einmal richtig warm werden konnte.
Ich hatte den Sklaven Tiberios als Scriba* dabei, der aber gerade nichts zu schreiben hatte, sondern eine Amphore besten Falerner Weines hinter mir her trug. (Ich machte eine Notiz an mich, mir bald einmal einen eigenen Schreiberling zu kaufen) Den Wein hatte ich soeben auf dem Weg erstanden.
Ich hatte vor, etwas später, wenn die anständige Zeit für Privatbesuche gekommen war, bei der Casa Valeria vorbei zu gehen, um zu schauen, ob vielleicht Valerius Flaccus zu Hause war und – noch viel wichtiger – ob er ein wenig Muse hätte.
Ob der frühen Stunde fröstelte ich und hielt die Toga an meine Brust gepresst. Und nun war ich auf das Forum Romanum gekommen ** und stand an der kleinen goldenen Pyramide, die der Ausgangspunkt aller Reichsstraßen und damit der Mittelpunkt der bekannten Welt war.
Mir gegenüber lag die Curia mit ihrem Marmorsockel, dem Giebelfries und den Dachfiguren, und wenn ich den Hals drehte, sah ich an der Kopfseite des Forums die Rostra, die erhöhte lange Terasse mit Ziersäulen, Statuen und Büsten.
Hier hatte Cicero seine Triumpfe als Redner gefeiert, hier war einem Caesar die Königskrone angeboten hatte, die er abgelehnt hatte, hier hatte Octavianus Augustus zum Volk gesprochen. Berühmte Namen kamen mir in den Sinn, denn dieser Ort triefte sozusagen vor Geschichte. Und immerzu hatte es Kriege gegeben. Nun lagen die Staatsgeschicke in der Hand des gerechten TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS, und Roma erlebte geradezu eine Periode von Frieden und Wohlstand.
Mir schlug mein Herz schneller; eines gewissen Hochgefühls konnte ich mich nicht erwehren. Es machte mich stolz, hier auf dem Forum zu stehen.
*weiß er
** Offen für alle