Das Palindromos war eine der eigenartigeren Tabernae in Rom. Sie hatte eigentlich nicht so richtig viel mit dem zu tun, was einem so einfiel, wenn man an "Taberna" dachte. Der Eigentümer, ein ägyptischer Grieche namens Alexandros, war gleichwohl auf eine Marktlücke gestoßen. In einem schicken Wohnviertel auf dem Aventin diskret in einer Seitenstraße gelegen und im hellenischen Stil eingerichtet, bot sie den Arbeitern des Geistes der Stadt heimelige Zuflucht. Man konnte sicher sein, hier jeden Abend auf interessante Gespärchspartner zu treffen, mit denen man sich ersprießlich über die Natur der Dinge, die Ethik oder solche Dinge unterhalten konnte.
Am der Tür gegenüber liegenden Ende des großen Raumes blieb ein halbrunder Platz frei, von dem Musiker dezent angenehme Musik verbreiteten. Gelegentlich organisierte man dort auch Diskussionen zu allen möglichen Themen. Nach dem Ende einer Diskussionen oder Debatten, pflegten die Anwesenden den Gewinner abzustimmen. Für den Glücklichen ging der Rest des Abends dann aufs Haus.
An lauen Sommerabenden fand man auf der großzügigen Dachterasse hervorragende Weine und Geselligkeit.
Für die Eingeweihten öffneten sich auch die Hintertüren zu den den diskreten Hinterzimmern, die diejenigen zur Verfügung standen, die gerne ein vertrauliches Gespräch führen wollten.
Heute Abend stand Tiberius allerdings nicht der Sinn nach konspirativen Gesprächen. Vielmehr hatte ihn mal wieder die Lust gepackt, vielleicht mal wieder ein paar neue Leute kennen zu lernen und neue Ideen zu hören. Er bestellte bei Alexandros das Übliche, setzte sich an einen Tisch und ließ die Stimmung auf sich einwirken.