Taberna Palindromos

  • Ich benötige einen Moment, um zu realisieren, was Saturninus weswegen gesagt hatte. Aber angesichts der Tatsache, dass sich die taberna langsam zu leeren begann, war das wohl der richtige Gedanke.


    "Das lässt sich sicherlich einrichten, heute ist es wohl wahrlich schon zu spät. Meine Herren, auch ich werde mich für heute zurückziehen. Auf bald!"

    itcrom-aedituus.png annaea2.png

    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Wenn der Quintilier sonst schon Schwierigkeiten hatte, einen Raum zu lesen, machte es ihm seine schwankende Sicht und dicker Kopf schwer, den Abschied der Gesellschaft zu erfassen. Sein nach unten hängender Kopf ruhte mit der Stirn auf der rechten Handfläche. Irgendwie... schien er schwer, auch wenn er sich zugleich so leer und träge anfühlte.


    Die Anekdote zog in größten Teilen an Clemens vorbei, allerdings war mit dem Ende zumindest das Ergebnis klar. Das würde hoffentlich reichen.


    "In was unterscheiden sie sich dann von uns, die wir sie doch um Hilfe bitten? Wenn wir am Ende doch alle bei Fortuna landen..."


    Clemens hob seinen Kopf, blickte durch die Reihe und lachte kurz.


    "Ich glaube... Deine zweite Frage ist auch beantwortet."

  • "Ich würde nicht denken wie Xenophanes, der meinte, dass die Menschen die Götter nur nach ihrem Bild entworfen haben.",

    antwortete ich: " Denn ich selbst habe ihre Gegenwart schon gespürt, als ich an Opfern teilnahm. Wir bitten sie um Hilfe, wie wir jemanden Älteren, weitaus Mächtigeren um Hilfe bitten würden."


    Ich lächelte und dachte an die Mysterien zurück, bei denen ich die Götter erfahren hatte. Aber darüber musste beim Leben geschwiegen werden. Ich wusste aber, dass viele Menschen nicht mehr auf althergebrachte Weise glaubten.

    An die Christianer dachte ich jedoch nicht, sie wurden politisch verfolgt und nicht deswegen, weil sie vermutlich einen Gekreuzigten mit einem Eselskopf anbeteten, wie es mir in Alexandria berichtet worden war. *


    "Ich wünsche dir eine gute Nacht, Quintilius Clemens", sagte ich: "Vale bene!"


    Andreas nahm die Laterne, und wir begaben uns nach Hause.


    Sim-Off:

    * hier eine Darstellung aus Rom, Datierung aber ???

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Ein kurzer Blick durch die taberna zeigte Reihen leerer Stühle mit dem ein oder anderen vergessenen Becher, der wie ein einsamer Wächter eine längst verlorene Stellung zu halten schien.

    Clemens nickte bedächtig zu Saturninus Worten. Zumindest die Erfahrung, die er beschrieb, kannte er gut. Man spürt die Gegenwart von Fortuna im Kleinen wie im Großen. Ravilla erklärte er etwas Ähnliches.

    Vielleicht erschlossen sich die Grenzen von Schicksal und Glück im Vergleich zur Macht anderer Göttern auch nur mit einem Scharfsinn, den einem ein Leben im Abstrakten verleiht.

    Irgendetwas in der Richtung wollte er seinem Gesprächspartner noch mit auf den Weg geben. Doch jeder Gedanke, den er zu greifen versuchte, schien ihm zu entgleiten. Worte blieben dem Quintilier - mit ihnen auch der Dank - im Hals stecken.


    Doch selbst dieser Zustand erlaubte noch eines: Lächeln und Winken.


    Als sich die letzten Reste von Saturninus im Dunkel der Nacht verloren, dämmerte Clemens langsam seine bevorstehende Reise zu seinem Haus. Doch schon nach wenigen Schritten schienen die Straßen nicht mehr so dunkel, die Weggefährten mehr verloren als bedrohlich. Bacchus scheint seine schützende Hand über die zu halten, die es ihm gleich tun. Oder ist es nicht vielmehr die Göttin, die Clemens schon durch Leben führte?


    Doch auch wenn er auf diese Frage noch immer keine Antwort fand... Zumindest der Weg nach Hause gelang.

  • Wie schon immer wenn ich durch Rom ging, trabte, marschierte, je nachdem was von mir verlangt wurde, schmerzten meine Füße. Durch Zufall entdeckte ich die Taberna Palindromos. Vorsichtig trat ich ein. Die Taberna schien mir anders zu sein aber nicht uninteressant. Neugierig schaute ich mich um, leer war es, bestimmt würden gegen Abend mehr Gäste kommen überlegte ich. Mir war es im Augenblick egal, Hauptsache sitzen und Füße ausruhen. Jetzt eine Kleinigkeit essen, denn Hunger hatte ich, wie jeder der mich kannte wusste, ja immer.

    Während ich auf die Bedienung wartete, wanderten meine Gedanken zum Morgen im Hortus und meinen Erinnerungen zurück.

  • Diocles steckte den Kopf zur Porta hinein, da er auf der Suche nach seinem Herren war, der ihm befohlen hatte, ihn am Morgen nach Hause zu geleiten. Von wo das genau sein würde, hatte er ihm nicht verraten.

    Hoffentlich würden die exzessiven Kneipentouren endlich aufhören, wenn der Dominus verheiratet war. Diocles, der nichts lieber als häusliche Ruhe mochte, wünschte sich das sehr.

    Der Furiersklave hatte bereits einige einschlägige Tabernae abgeklappert, darunter den Lallenden Löwen. Dann war ihm noch die Palindromos eingefallen.

    Die Zahl der Gäste war überschaubar. Trotzdem trat Diocles ein und schaute genauer hin. Vielleicht war sein Dominus ja unter einen der Tische gerutscht.

    "Dominus Aulus?", fragte er. Da sich seine Augen noch nicht an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, fixierte er einen schwarzen Haarschopf. So ähnlich sah sein Dominus aus.

    Er ging hin und starrte den Gast an, dann sah er, dass er sich geirrt hatte. Dort saß ein Fremder, ein recht modischer Jüngling, welchen Standes er war, war nicht sofort ersichtlich.

    "Entschuldigung, ich wollte dich nicht stören.", sagte Diocles verlegen. Seine Bronzetafel um den Hals klapperte leise und er hielt sie mit einer Hand fest:

    "Ich habe dich gerade mit jemandem verwechselt." Er schaute sich um und sah gerade zu verzweifelt aus.

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Da sucht wohl einer wen, dachte ich, als für mich klar ersichtbar, ein Sklave eintrat und den Namen seines Herrn nannte. Aulus? Nein Aulus sagte mir nichts. Der sieht wohl schlecht oder warum fixiert er mich? Sehe ich denn aus wie jener Aulus?

    Auf seine Entschuldigung konnte ich mir ein Grinsen nicht unterdrücken. „Ach wirklich, da läuft doch tatsächlich einer durch die Gegend der mir gleicht. Dabei hatte ich gedacht ich wäre einzigartig.“ Erschrocken hielt ich inne, ich wollte den armen Kerl nicht verschrecken. „Entschuldige“, lächelte ich ihn freundlich an. „Manchmal geht es einfach mit mir durch. Wenn du es nicht zu eilig hast, dann setz dich doch zu mir.“

  • Diocles, der einfach immer tat, was man ihm sagte, um jeglichen Konflikt zu vermeiden, setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Jetzt, da er den jungen Mann von Nahem erblickte, schüttelte er entschieden den Kopf:

    "Oh nein, er gleicht dir nicht bis vielleicht auf das schwarze Haar.", sagte er und atmete schwer ein und aus: "Aber eine Pause mache ich gerne.

    Ich laufe bereits den ganzen Morgen herum, um meinen Herren zu suchen - ich habe eine Blase am Fuß. Mein Name ist Diocles, aus der furischen Familia."

    Beinahe hätte er seine Beine übereinander geschlagen und seine Sandale abgenestelt, um seine rechte Fußsohle mit der dicken Blase herzuzeigen, aber das ließ er dann doch, da seine Füße durch den allgegenwärtigen Straßenstaub nicht die saubersten waren.

    "Was geht mit dir durch?", fragte er dann und winkte einem der Schankjungen, der Tische gewischt hatte und nun an den Tisch kam.

  • Interessiert beugte ich mich vor um einen Blick auf die Blase zu werfen. „Du hast auch Probleme mit den Füßen? Ich seit ich in Rom bin. Mein Herr Claudius Menecrates, der Name sagt dir doch bestimmt etwas“, dabei fiel mir ein, ich wusste gar nicht welcher Bechäftigung er zur Zeit nachging, „nun er benutzte nie eine Sänfte, war ein
    leidenschaftlicher Fußgänger, würde fast sagen Läufer und ich armer Tropf musste Tag für Tag mit rennen. Ach so ja mein Name ist Linos, bin Grieche, eigentlich Kreter.“

    Hach was tat das gut endlich mal wieder reden, wie es mir gefehlt hatte. Einen interessierten Zuhörer schien ich auch zu haben, ein netter Kerl. Seine letzte Frage allerdings verstand ich nicht. Ich grübelte kurz, #Was geht mit dir durch?#, was bedeutete das? Eine neue Redewendung in der Umgangssprache, denn eins stand fest, ein Pferd was durchging war ich ja nun ganz bestimmt nicht. Fragend schaute ich Diocles an. „Wie bitte, ich verstehe nicht.“ Bestimmt dachte der jetzt ich wäre vom Mond gefallen, doch wenn war es sein Problem.

  • Diocles bestellte einen Becher lauwarme Posca, da er kalte Getränke nicht vertrug. Dann wartete er, ob der andere junge Mann auch bestellte.

    Linos hieß er übrigens und schien auch ein Sklave zu sein. Diocles lächelte freundlich, ihm waren Sklaven sympathisch, da er auch einer war. Außerdem interessierte sich dieser hier für seine Blasen.

    "Diocles heiße ich und stamme aus Byzantium. Ich bin Thraker oder Hellene, so genau weiß ich es nicht, und ich gehöre Dominus Furius Saturninus", sagte er:

    "Oh ja, Herren, die ständig zu Fuß durch Roma rennen, können einem ganz schön zu schaffen machen. Meiner tut das auch. Aber weißt du, es gibt sogar noch Schlimmeres. Einer unserer Sklaven musste einen Auftrag per Schiff erledigen und ist dabei elendig ertrunken."

    Ihn schauderte es ehrlich, als er sich das dunkle tiefe Meer vorstellte, und wie man keine Luft bekam und paddelte und paddelte...:

    "Hat dein Dominus dich jemals an Bord eines Schiffes geschickt? Ich hoffe, meinem fällt das nie ein."


    Als Linos jedoch sagte, dass er nicht verstand, sackte Diocles etwas in sich zusammen:

    "Es ist bestimmt meine Schuld, dass du mich nicht verstehst. Vermutlich habe ich mich missverständlich ausgedrückt oder ich verdiene auch keine Antwort, wer weiß. Ich bitte dich um Verzeihung.", sprach er:

    "Du hattest dich doch entschuldigt mit den Worten: Manchmal geht es einfach mit mir durch. Und ich wollte wissen, was da mit dir durchgeht. Es klang irgendwie...gefährlich."

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • „Ach blödssinn deine Schuld, meine Schuld unsere Schuld“, jetzt musste ich griemeln, denn mir wurde klar ich fing schon wieder an. „Du musst wissen ich bin einer der gerne lästert, stänkert oder die Ironie durchscheinen läst. Zeitweise führ ich mich auch selber vor. Nehme mich wie man so sagt selber auf die Schippe. Was ich mit dem Satz sagen wollte, ich versuchte dich lächerlich zu machen, zu provozieren oder zu verschrecken. Du siehst ich bin zeitweise ein übles Kerlchen, mich solltest du nicht zu ernst nehmen.“ Nun musste ich mich, vor lauter quaseln, auf das konzentrieren was Diocles gesagt hatte. Richtig, vom Ertrinken war die Rede.

    „Wo denkst du hin ein Kreter und nicht schwimmen können. Nein Angst vor Wasser habe ich bestimmt nicht. Ich könnte mir vorstellen in Neptunsreich zu leben. Schiffreisen machte ich schon öfter und ohne grün zu werden“, lachte ich und dachte dabei an Macro. Jetzt nahm ich einen goßen Schluck von dem verdünnten Wein.

  • Diocles sah sein Gegenüber voller Bewunderung an, wie er redete und redete. Dann meinte er:

    "Ein Kreter bist du? Heißt das Sprichwort nicht, dass alle Kreter lügen? Oh, damit möchte ich keinesfalls behaupten, dass du lügst. Ich bin mir sicher, ich habe das Falsche gesagt gerade, entschuldige bitte. Kreta ist bestimmt ein phantastischer Ort und ihr alle großartige Seefahrer. Byzanz ist auch eine Hafenstadt, aber das Wasser mag ich dennoch nicht."

    Sein Blick wurde düsterer:

    "Ich bin mir sicher, dass dein Herr kolossal beeindruckt ist von deiner Art. Bestimmt hat er dich sehr gerne. Mein Herr dagegen....", er seufzte:

    "...nimmt mich nicht wirklich wahr. Ein oder zweimal hat er mich sogar irgendwo vergessen, wie man einen schäbigen Umhang vergisst. Er hat gedacht, dass ich es nicht merke, aber doch, ich habe es gemerkt. Ich habe schließlich auch Gefühle. Ich bin mir sicher, dass er bereits zuhause ist und schläft oder in der Kanzlei, und es ihm entfallen ist, dass er mir befahl, dass ich ihn abholen soll.

    Du hast es gut, Linos, dich vergisst dein edler Dominus bestimmt nicht."

    Diocles rutschte auf seinem Stuhl herum. Außer dass die Blase am Fuß weh tat, schmerzte auch nach einer gewissen Zeit auf harten Stühlen sein Hintern, und er hatte sein Kissen zuhause vergessen.

    Doch nun fiel ihm etwas ein, und er nippte aufgeregt an seiner lauwarmen Posca, die mittlerweile abgekühlt war. Er hätte sie gerne noch einmal temperieren lassen, aber er traute sich nicht, nochmal nach dem Schankjungen zu rufen.

    Er sagte:

    "Meinst du, Linos, ich könnte es auch lernen, so wie du zu sein? Lästerlich und provozierend und ironisch? Meinst du, ich könnte das von dir abgucken oder du bringst es mir bei? Dann würde ich vielleicht auch ein bisschen energischer wirken."

    Ein Hoffnungsschimmer stahl sich in seine ansonsten eher trübe dreinblickenden Äuglein.

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Herrgott warum entschuldigt der sich ständig, dass ist echt nervig. „Warum soll mein Herr mich gerne haben, wir sind Sklaven und Sklaven sind nichts außer einer Sache, da ist ein Hund noch mehr. Und warum stört es dich wenn dein Herr dich vergisst? Freu dich doch und genieße die Zeit für dich. Was denkst du wieviele Sklaven über so eine
    Situatiom freuen würden.“
    Herr im Himmel ist das ein Jammerling, wenn er sich falsch bewegt bittet er bestimmt darum verprügelt zu werden.

    Ich konnte mich einfach nicht beherrschen und lachte schallend los.
    „Glaub mir du möchtest nicht so sein wie ich, da setzt es schnell mal eine Backpfeife. Nein es ist schon besser wenn du eher deine Zunge im Zaum hältst. Damit ich mich immer darin eri nnere schmückt ein Narbenfeld in der Form des Legionsadler meinen Rücken. Was du brauchst ist Mut. Steh zu dir, sei stolz auf
    deine Ahnen und auf dein eigenes Tun.

    Ich sehe du trinkst Poska schmeckt sie dir? Bestimmt nicht, sei ehrlich zu dir und sage was du möchtest. Warum trinkst du keinen Wein? Magst du nicht oder hast du Angst die Kontrolle zu verlieren? Ja und? Wen stört es gerade jetzt hier?“ Nein hör besser auf mahnte ich, mach ihn nicht noch unglücklicher.

  • Diocles schniefte etwas eingeschnappt mit der Nase: "Unsere Hunde wurden aber nicht unter den Schutz der Laren gestellt.", entgegnete er:

    "Und mehr gekostet habe ich wohl auch. Ja, wenn mein Herr mich in meinem Bett vergessen würde, könnte ich schön schlafen. Aber leider vergisst er mich während seiner Einladungen. Vor kurzem habe ich bis zum Morgengrauen vor der Domus Iulia gestanden...."


    Als Linos aber von den Strafen erzählte, die er bereits erlitten hatte, schlug er sich die Hand vor den Mund:

    "So viel Aufmerksamkeit von Seiten meines Dominus möchte ich doch nicht haben. Das klingt ja absolut grässlich.

    Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht an schreckliche Ereignisse aus deiner Vergangenheit erinnert, das war wirklich nicht meine Absicht. Es würde mir aufrichtig Leid tun.

    Nein, mein Herr hat mich noch nie geschlagen. Nur so ein wenig gepufft. Wenn er unzufrieden ist, würde er mich wohl abstoßen. Es gab einmal eine Furiersklavin, die weggelaufen ist, die wurde an einen Peregrinus in der Subura verschenkt und nie wieder unter den Lebenden gesehen. Fürchterlich, nicht?"

    Wieder seufzte er:

    "Auf meine Ahnen kann ich nicht stolz sein, denn von ihnen weiß ich nichts. Wenn ich es richtig im Kopf habe, haben mich meine eigenen Eltern ausgesetzt. Vermutlich hatten sie schon genug Kinder am Hals. Oder sie haben mich irgendwo einfach vergessen, wieder mit nach Hause zu nehmen."

    Beim nächsten Satz verzog er die Mundwinkel nach oben, was ein Lächeln sein sollte:

    "Ganz ehrlich, Linos, lauwarme Posca schmeckt wie Pferdepisse.

    Aber ich traue mich nicht, Wein zu trinken außer an den Saturnalien. Ich beneide dich darum, dass du so mutig bist und tust was du willst, obwohl du gesagt hast, dass ich das nicht soll, so sein zu wollen wie du, meine ich. Aber....",

    er setzte sich aufrecht hin:

    "Ich hätte Lust auf einen halben Becher Wein gemischt im Verhältnis eins zu fünf, oh ja. Das geht gerade richtig mit mir durch!"

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Ach herje was machten manche mit ihren Sklaven, sie behandelten sie wirklich wie ein Möbelstück. „Soetwas würde es bei meinem Herrn nie geben. So gedankenlos ist er nicht. Genausowenig prügelt er seine Sklaven. Er erwartet Respekt und Gehorsam, wenn da etwas nicht gut läuft dann reicht ein ernstes Wort. Kein schimpfen, nein er
    appeliert an die Vernunft und den Verstand.“

    Nachdenklich betrachtete ich Diocles. Ob er einsam war? „Sag mal habt ihr viele Sklaven und hast du einen Freund oder wenigstens einen mit dem du schon mal reden kannst?“

    Verblüfft dachte ich, der wechselte schneller das Thema als ich meine Tunika. „Poska mag ich nicht besonders gerne, dann lieber eifach frisches Wasser. Doch verdünnter Wein ist mir das liebste.“ Genau eins zu fünf und dann ging es mit ihm durch, der Ärmste. Ich zog die wein Karaffe näher, nahm mir einfach vom Nachbartisch einen Becher und füllte ihn mit Wein, so das er höchstens eins zu drei mischen konnte. „Mit Wasser kannst du dir den Wein selber auffüllen“, meinte ich während ich den Becher zu ihm schob. „Hast du eigentlich öfter frei und kannst dann hingehen wohin du möchtest?“ Vielleich konnten wir ja mal einen Spaziergang oder eine Besichtigungstour machen.

  • "Ach dann war das nicht dein jetziger Herr, der dich geohrfeigt und ausgepeitscht hat? Du hast einen neuen, einen besseren? Na so ein Glück."

    Diocles hatte sich den Becher mit Wasser aufgefüllt und einen großen Schluck genommen. Die Wirkung setzte schnell ein für jemanden, der sonst nur lauwarme Posca trank: Ein wohlig warmes Gefühl stieg seine Speiseröhre hinauf und dehnte sich langsam in seinem Leib aus:

    "Wenn ich so recht überlege, ist mein Herr nicht sehr schlimm. Ich hoffe, das kam nicht so rüber. Er vergisst mich manchmal, aber ich habe viel Freizeit, wenn er in der Kanzlei ist. Mein Bett ist schön kuschelig und....",

    Diocles nahm zwei weitere Schlucke. Die Welt versank in einer rosaroten Färbung:

    "Wir sind nur zu zehnt. Die anderen sind recht nett, doch einen wirklich engen Freund habe ich nicht. Außer Salve und Vale reden wir nicht viel.... der Wein ist wirklich lecker. Ich fühle mich so... gut. Natürlich habe ich Zeit, zumindest solange bis ich meinen Dominus abholen muss. Dann kauft er mir auf dem Markt Honigkuchen, zumindest ab und zu tut er das. Ja, einen Spaziergang oder eine Besichtigungstour, das könnte ich machen."

    Nicht nur die Welt wurde freundlich und rosa, nein, auch Diocles bleiche Wangen begannen sich leicht einzufärben. Er lächelte Linos an.:

    "Und du?", fragte er: "Hast du denn einen engen Freund in der claudischen Familia. Bestimmt gibt es viel Auswahl, nicht? Dein Dominus ist ja ein feiner, reicher Patrizier, soviel man hört."

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • "Nein wo denkst du hin? Geschlagen hatte mich meine Enkelein, es sind ja leider meistens die Frauen die gerne so handeln, sie haben wohl so etwas in ihrem Blut. Ja und geprügelt, wer könnte schon so etwas gerne und mit Genuss machen? Es war ein Centurio der Legio. Ja und bei den Sklaven sieht es bei mir jetzt leider auch nicht anders aus. Früher, da war ich schon mit einigen befreundet, mit einen ganz besonder". Letztere fügte ich ganz versonnen hinzu.

    "Ja das Leben hat sich schon verändert, aber lass uns einen Treffpunkt ausmachen. Vielleicht hier? Da schauen wir dann rein wenn wir Zeit haben und sehen uns wieder. Jetzt muss ich leider gehen. Es hat mich gefreut dich kennen zu lernen".

  • "Oh das ist eine verflixte Situation.", stimmte Diocles zu: "Verpetzt du die Enkelin bei deinem Herren, macht sie dir das Leben zur Hölle. Verpetzt du sie nicht, so hat sie ganz und gar freie Fahrt. Da kann unsereins nichts machen, außer die Augen schließen und durch."

    Als Linos sagte, er müsse gehen, wurde er etwas blass:

    "Und ich müsste sehen, wo mein Dominus abgeblieben ist.",gestand er:

    "Nicht das ich das vergessen hätte, denn natürlich vergesse ich meine Pflichten niemals, doch es tat mir so gut, meine Füße etwas auszuruhen. Und der Wein tut mir auch gut - ab und zu habe ich nämlich so Ohrensausen und dann werde ich ganz zittrig in den Knien, ich weiß nicht, ob du das kennst?

    Och, du willst schon gehen? Bestimmt langweile ich dich? Das kann ich dir nicht verdenken, da ich schrecklich langweilig bin.

    Vale bene also, bis zum nächsten Mal.

    Obwohl, eine abenteuerliche Sache habe ich mal erlebt, und nein, sie hat nichts mit körperlichen Beschwerden zu tun.

    Wenn ich davon ausnehme, dass ich mich übergeben habe und fürchterlich erschrocken bin."

    Er senkte die Stimme:
    "Ich war es, der am Tigillum Sororium eine Leiche gefunden hat, und deshalb sogar in die Castra zur Befragung durch die Urbaner musste. Kannst du dir das vorstellen? Erst die fürchterlich zugerichtete Leiche eines hohen Herren zu erblicken und dann die Konfrontation mit all den furchteinflößenden Soldaten!"


    Vielleicht war das ja mal etwas, mit was er Linos beeindrucken konnte? Normalerweise sprach Diocles nicht von der Angelegenheit, weil sie ihm wochenlange Albträume beschert hatte, aber der Wein versetzte ihn in eine geradezu waghalsige Stimmung.

    ir-servus.png

    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • „Du musst doch nicht aufspringen und gehen nur weil ich gehe. Ruh doch einfach deine Füße noch ein wenig aus. Ohren sausen und zittrigen Knie? Nein das kenne ich nicht, wenn der Herr doch oft nett zu dir ist, nutze doch die Gelegenheit dann und erzähle ihm das, vielleicht schickt er dich zu einem Medicus.“

    Nein und ich wollte jetzt nichts arges von dem armen Kerl denken, hatte ich es in Tolosa selber erlebt, wie wenig manchen Herren ihre Sklaven interessierten, da wurde man halt manchmal so.

    „Nein es liegt nicht an dir sondern an mir, du musst wissen, ich habe niemanden um Erlaubnis gefragt um die Villa zu verlassen. Zu lange wegbleiben ist dann nicht so gut."

    Um Gottes Willen der Arme war ja das reinste Nervenbündel und von was für einer Leiche redete er? Ich war doch nicht in Rom gewesen und konnte davon nichts wissen. Irgendwie wurde er mir unheimlich. Seine Gedanken wirbelten ja nur so durcheinander.

    „Weiß du was wir machen es so, dass nächste mal wenn wir uns hier treffen erzählst du mir alles und in aller Ruhe von vorne, klingt spannend und interessant. Also Vale bene bis bald dann und schon dich und deine Füße“.

    Beim Vale stand ich dann und schon bald atmete ich vor der Türe tief ein, obwohl es in Rom keine frische Luft gab.

  • Nachdem ich Charislaus besucht hatte beeilte ich mich Diocles in der Taberna Palindromos aufzusuchen. Das mindeste was ich für Diocles tun konnte, nachdem ich ihm versprochen hatte ihn in dieser Taberna wieder zu treffen, ihm eine Nachricht hinterlassen. Unterwegs hatte ich mir Tafel und Stift besorgt, setzte mich kurz hin und schrieb.



    Salve Diocles,


    ich muss dringend, im Auftrage meines Herrn, eine lange Reise

    unternehmen. Es ist eine Schiffsreise. Da dir vor einer solchen Reise

    schaudert, dachte ich mir, du würdest dann doch lieber bei deinem

    Herrn bleiben.

    Sobald ich zurück bin melde ich mich hier.

    Bleib gesund und stark.


    Linos




    Ihn mitzunehmen wäre für bestimmt eine einzige Strapaze, so sehr der sich vor allem fürchtete.

    Die Tafel gab ich dem Bediensteten und bat sie Diocles auszuhändigen wenn er vorbei käme und auf mich warten würde.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!