Cubiculum - Gaius Aemilius Lepidus

  • Lepidus schüttelte lächelnd den Kopf, inzwischen war Antigonos in den Raum gekommen um ihn in den Tag zu helfen.

    Nachdem er in eine neue Tunica geschlüpft war stieg er in seine Hausschuhe und meinte zu der kleinen Iulia,

    Quid quo pro, kleine Iulia,...das bedeutet, daß wenn jemand etwas leistet er das Recht auf eine gleichwertige Gegenleistung hat.

    Er warf seine Stirn in Falten und rieb sich das Kinn.

    Eine Geschichte deines Großvaters ist doch sicherlich mehr wert, als auf einem Bein zu hüpfen?!

    Lepidus tätschelte ihre volle Wange und meinte,

    ...ich denke du gehst jetzt einmal zu deiner Mutter und läßt dir erklären wie sich eine kleine Aemilia zu benehmen hat...wir sehen uns dann heute Nachmittag...Er nickte der Kleinen zu und machte sich auf um sich seinem Tagewerk zu widmen.

  • Nachdem Iulia herumgehüpft war und ganz angestrengt über die Bedeutung von quid pro quo nachgedacht hatte, nickte sie ihrem Großvater zu. "Ich geh jetzt zu Mama und erzähle ihr von quid pro wo. Und am Nachmittag gibts eine Opa-Geschichte!" Die gleichwertige Gegenleistung oder gutes Benehmen gingen zum einen Ohr rein und wieder raus - selektives Kleinkindgehör wohl...


    Vom Gang her konnte man bereits Irene, die Kinderfrau und Faustina, ihre Mama hören. Faustina war aufgeregt und bemühte sich nicht zuviel Zorn an der Kinderfrau auszulassen, die ebenfalls nicht mitbekommen hatte, wie die kleine Iulia ausgebüchst war. Antigonos hatte einen Sklaven zu Faustinas Cubiculum geschickt, damit sie das Kind holen konnten. Die Kinderfrau trottete hinter Faustina schweigend und mit gesenktem Kopf her, um nicht noch mehr den Zorn ihrer Herrin herauf zu beschwören.


    Faustina wartete kurz, bis Antigonos sie ebenfalls hereinwinkte, nachdem ihr Vater angezogen war. "Guten Morgen, Vater. Bitte verzeih die Störung. Ich komme um Iulia einzusammeln. Sie hat sich wohl noch vor dem ersten Hahnenschrei davon gestohlen." Sie wusste, dass ihr Vater generell früh aufstand, aber es war erst kurz nach Sonnenaufgang und sie hatten alle noch sehr verschlafene Gesichter. Lepidus sah allerdings so aus, als wäre er schon halb auf dem Weg zu seinem Tagewerk und so schnappte sie sich das Kind, damit sie nicht weiter im Weg standen.


    "Es ist Zeit für Iulias Griechischstunde mit der Kinderfrau. Möchtest du mit uns zu Mittag essen oder sehen wir dich zur Cena, Vater?" Bei der Erwähnung von Griechisch versuchte sich das Kind direkt aus Faustinas Griff zu winden, aber diese hielt stand. Faustina hatte extra eine griechische Kinderfrau besorgt, damit Iulia Griechisch schon früh lernte. Bisher hatte sie allerdings wenig Begabung oder Interesse daran gezeigt.

  • Lepidus blickte seine Tochter an und lächelte ihr warm zu. Er hatte ihr ihren Exkurs längst vergeben, so wie er ihr immer alles vergeben hatte. Er war Pragmatiker und Lösungsorientiert. Der kleine Faux pas an ihrer Hand musste nahlos in ihre Gens überführt werden.

    Wenngleich die Aemilier nicht mehr so glanzvoll und führend in der Gesellschaft Roma´s standen, so war es doch notwendig sich und die kleinen Iulia vor den Schandmäulern der Stadt und ihren effektheischerischen, sensationslüsternen erdachten Wahrheiten zu schützen.

    Er goutierte die Information, daß Iulia Griechisch lernte mit einem Nicken und entgegnete,

    Gut,gut,...äh, nein, ich muß noch zu Menec, und habe einen straffen Tagesplan...wir sehen uns zur Cena...und dann... er sah die kleinen Iulia an die sich unter seinem Blick eher wieder an die Hand ihrer Mutter kuschelte als ihr zu entrinnen ...erzählt mir die kleine Iulia auf Griechisch etwas über Himmel Mond und Sterne...und dann... nickte er ihr verschwörerisch lächelnd zu, ...erzähle ich dir etwas über unser Wappentier, ...dem Einhorn... quid quo pro...kleine Iulia.

    Mit einem kurzen Nicken entließ er die Schar aus seinem Cubiculum...inzwischen begann sich das erste Zeitfenster seiner Tages langsam zu schließen.

  • Das würde dann wohl eine doppelte Stunde Griechisch werden, wenn Iulia etwas derart lernen sollte aber wenn Lepidus eine Geschichte dafür erzählte, dann war es das wert. Er war ein guter Geschichtenerzähler und Faustina hatte ihm immer gerne gelauscht als Kind. Sie war auf jeden Fall schon gespannt, was die kleine Iulia für Unfug angestellt hatte, dass der Großvater ihr diese Geschichte versprach.


    "Dann wollen wir dich auch gar nicht weiter aufhalten, Vater. Richte bitte dem Senator Claudius Menecrates meine besten Grüße aus. Bei der Cena kannst du mir ja erzählen, wie es ihm so geht."


    Faustina wartete kurz, bis Lepidus sie alle entließ und bedeutete dann der Kinderfrau, dass sie nun frühstücken gehen würden, ehe es zum Unterricht ging für die kleine Iulia. Sie erinnerte sich an Menecrates, aber sie hatte ihn bestimmt schon gute fünf oder sechs Jahre nicht mehr gesehen. Sie war schon gespannt, was ihr Vater dann bei der Cena erzählen würde. Mit ihrer Tochter im Arm verließ sie dann auch zügig Lepidus' Cubiculum, ehe sie sich ihrem zweibeinigen Tagewerk widmete, das ihr so ähnlich sah.

  • Seit Bassus' Tod war nun schon einige Zeit vergangen und Lepidus hatte sich bereits seit Tagen kaum noch blicken lassen. War er in Melancholie verfallen oder wieder krank? Selbst Antigonos sah besorgt aus, sagte aber nichts zum Zustand des Hausherrn. Einerseits wollte sie nach ihrem Vater sehen, andererseits wollte sie mit ihm auch über eine kleine familiäre Cena sprechen, die sie noch vor Pius' Abreise nach Germania plante. So stand sie also vor Lepidus' Cubiculum und klopfte sachte an die Tür gefolgt von ihrer Ankündigung: "Vater, ich bin es Faustina. Darf ich eintreten?"

  • Lepidus lag auf einer Cline und starrte stumpf in den Hortus. Neben ihm unzählige Rollen längst vergangener Autoren. Er hatte versucht Trost in den Erfahrungen der Altvorderen zu suchen. Doch nichts linderte die Trauer, nichts füllte das tiefe Loch. Das Leben raubte ihm die Kraft, den Antrieb.

    Müde hob er den Kopf, sah vorbei an dem unberührten Teller, den Antigonos ihm seit Tagen brachte und unverrichteter Dinge wieder mitnahm.

    Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, die Haut blass und fahl, ein eisgrauer Bart rahmte das eingefallene Gesicht.

    Mit krächzender Stimme raunte er, ...besser nicht mein Kind,...ich bin nicht wohl. Mühsam erhob er sich, bemüht bei der Bewegung keinen Einschlag in sein Kreutz zu riskieren. Er ließ den Kopf hängen und saß auf der Cline. Sein Blick fiel auf seine nackten Füße. Ach was soll´s, dachte er bei sich.

    Na, komm rein,... mühsam stand er auf und ging an den Beistelltisch. Er hatte Durst und goß sich ein wenig Wasser in den Pokal. Geisterhaft lächelnd sah er seine Tochter an.

  • Faustina trat ein und hatte ein wenig Mühe ihre Sorge zu verbergen. Innerhalb von einigen Tagen schien ihr Vater nochmal ein gutes Stück gealtert zu sein. Abgesehen davon sah das Cubiculum aus, als wäre schon eine Weile hier nichts mehr aufgeräumt worden und überall lagen Schriften herum und unberührtes Essen stand herum. Auch das Krächzen hörte sich nicht allzu gut an. Sie setzte ein tapferes Lächeln auf und würde wohl versuchen ihn aufzuheitern. Vorsichtig räumte sie zwei, drei der Schriften weg auf einen nahen Tisch und setzte sich dann zu ihrem Vater auf die Kline.


    "Pius hat mir erzählt, dass du ihn nach Germania schickst. Bevor er abreist, wollten wir noch eine kleine familiäre Cena abhalten zum Abschied. Drusilla ist auch wieder in der Stadt und würde mit uns im familiären Kreis essen. Wir würden uns alle über deine Anwesenheit freuen. - auch Drusilla würde sich sehr freuen, dich wieder zu sehen." Sie würde ihm wohl nicht erklären müssen, wer Drusilla war. Auch wenn er körperlich angeschlagen war, hatte er bestimmt nicht Drusilla vergessen, die fast jeden Sommer hier war, bis sie alle plötzlich irgendwie erwachsen waren und eigene Wege gingen. Vielleicht würde ihn die quirlige Drusilla ja auch aufheitern?

  • Lepidus fuhr sich durch´s Haar. Müsste mal wieder geschert werden...dachte er bei sich. Wir holen Bassus heim, damit er hier seine Ruhe findet...Eine Träne fand ihren Weg. Selbst nach nun fast einer Woche ging ihm der Verlust sehr nahe. Bassus war der Sohn für ihn, der Nero hätte sein sollen. Neben Marcus war er ein Garant für den Erhalt dieser Familie.

    Traurig lächelnd sah er Faustina an. Sie war immer schon sehr eigenwillig und freidenkerisch gewesen. Wen wundert es da, daß sie nun in dieser "Situation" war. Doch Lepidus hatte seinen Frieden damit gefunden. Wem sollte er die Schuld geben? Faustina, die einen Moment schwach geworden war? Marcus wurde auf jeder Reise schwach...bei den Göttern. Der kleinen Iulia, die einem Wirbelwind gleich durchs Haus tobte und ein Abbild ihrer Mutter war?

    Lepidus erhob sich vorsichtig, ...ein wenig keuchend, ob des Ziehens in seinem Rücken. Er trat an da die Terrassentüre und sah hinaus in den Hortus.

    Eine Cena...er rang kurz mit seinem inneren Schweinehund, der ihm zuflüsterte sie solle ihn doch in Ruhe lassen.

    ...nun,...das ist eine gute Idee. Auf diese Weise können wir Marcus hoffentlich entspannt auf seine Missio schicken...was angesichts Drusilla´s Anwesenheit unwahrscheinlich erschien. Drusilla war schon als Kind eine Augenweide,...wenn sie auch nur einen kleinen Teil ihrer Mutter geerbt hatte, würde Marcus wahrscheinlich...ach was...Er wandte sich wieder Faustina zu.

    Drusilla,...? Nun, dann lass doch bitte Antigonos zu mir kommen,...ich denke so kann ich ihr wohl kaum unter die Augen treten.

    Seine Zeit der Trauer begab sich in einen neuen Abschnitt...genug ist besser als zuviel.

  • Faustina drückte kurz die Hand ihres Vaters als Zeichen ihrer Solidarität. Auch sie trauerte nach wie vor um Bassus, den sie aufrichtig wie einen Bruder geliebt hatte. Aber sie hatte aus Mutters Tod gelernt, dass es niemandem half sich einzuigeln und abzuschotten. Man musste soviel Zeit mit den wichtigen Menschen im Leben verbringen, wie nur möglich. Man wusste ja nie, wann einen der Tod ereilte. "Das ist gut. Bassus sollte nicht im Land der Barbaren sein." Sie wäre nur zu gern mitgekommen in dieses kalte und unwirtliche Land um Bassus heimzuholen, aber sie würde Pius nur aufhalten und seine Missio nur behindern.


    Als Lepidus die Terrassentür zum Hortus öffnete, drang mehr Sonnenschein, Wärme und das Lachen von Iulia ins Cubiculum. Sie musste mit Irene irgendwo im hinteren Teil des Gartens spielen, da man sie vergnügt quietschen und lachen hörte ohne dass man gleich davon taub wurde. Anscheinend schien ihn aber die Erwähnung Drusillas doch aufzuheitern und entgegen ihrer Annahme schien Lepidus durchaus interessiert zu sein. Sie schmunzelte und nickte ihm zu. "Ich schicke ihn dir gleich. Ich werde die Cena für morgen vorbereiten, damit Pius schnell abreisen kann." Mit diesen Worten erhob sich Faustina und drückte ihrem Vater noch einen Kuss auf die Wange, ehe sie davoneilte. Es gab viel zu tun! Sie würde schnell Antigonos aufsuchen, um ihn zu Vater zu schicken, ehe sie Pius Bescheid geben würde.

  • Lepidus atmete gehörig aus als Faustina mit Elan seine gute Stube verließ. Die Frage woher die kleine Iulia ihre offensichtlichen Wesenszüge hatte stellten sich ihm nicht. Faustina war in Iulias Alter ein ähnlicher Wirbelwind gewesen. Er berührte mit der Hand die Stelle an seiner Wange, welche mit einem Kuss beehrt worden war. Er musste zugeben, daß es schön war und ihm die körperliche Nähe seit dem Tod seiner Frau wenig bedeutet hatte. Doch Faustinas Kuß tat ihm wohl.

    Er versank in Gedanken und wurde irgendwann Antigonos gewahr, der ihn ansah als habe er ihn bereits mehrmals ohne Erfolg angesprochen. Lepidus hob die Augenbrauen und das Kinn.

    Na was...? Komm du alter Brummbär, ich denke der Trauer ist Genüge getan...machen wir den alten Lepidus wieder gesellschaftsfähig!

    Dann hakte er sich bei seinem milde lächelnden Freund ein und sie gingen langsam in Richtung Balneum um den Worten Taten folgen zu lassen.

  • Antigonos war in den letzten Tagen ständig in Sorge um Lepidus. Der Verlust des Bassus ging auch ihm sehr nah. So sah er regelmäßig nach seinem Herrn und Freund, räumte die oftmals unberührten Speisen wieder ab und brachte Tags darauf neue.

    Er reagierte fast schon erleichtert als Faustina ihn zu Lepidus rief und eilte, so schnell er konnte zu dessen Cubiculum und fragte mehrmals den scheinbar geistig Abwesenden nach dessen Wünschen.

    Wie aus einem Traum erwachend kam Lepidus zu ihm und sie machten sich langsam auf zum Balneum. Die letzten Tage hatten Lepidus sehr geschwächt...udn wieder machte er sich Sorgen, auch wenn Lepidus ihn gespenstisch anlächelte.

  • Das Balneum war eine Wohltat. Lepidus war fast gerührt wie er von den Mitgliedern seines Haushalts umsorgt wurde. Nachdem er also gebadet, enthaart und massiert war half man ihm in eine saubere Tunica und es bedurfte mehrerer Aufforderungen ihn selbstständig in den Hortus gehen zu lassen. Er bat Antigonos nach Pius zu rufen und ihn zu ihm zu schicken.

    Lepidus blieb auf dem Weg zum Hortus oft stehen, drückte sein Kreutz durch und fragte sich wie das alles weitergehen sollte. Natürlich bemerkte er auf seinem Weg, daß ihm zwei Schatten folgten. Er musste lächeln, sollte er fallen dann wäre Hilfe da.

  • Lepidus saß in seinem Sessel und betrachtete die Verfärbung der Blätter. Er hing seinen Gedanken nach als Antigonos ihm die tägliche Post brachte. Lepidus nickte ihm müde zu und wehrte alle Versuche Antigonos´ab ihn in irgendeiner Weise zu verwöhnen.

    Als dieser schließlich ging, hatte erLepidus´Kissen aufgeschlagen, ihm eine Decke über die schmerzenden Knie gelegt und neben ihm dampfte ein wohlriechender Kräutertee.

    Kopfschüttelnd lächelte Lepidus vor sich hin. Da sah er das kaiserliche Siegel und ein Ruck durchfuhr ihn. Er hatte lange nichts von Tibb gehört oder gelesen.

    Salve Lepidus,

    ich schreibe dir heute, um dir mein Mitgefühl zum Tod deines geliebten Neffen Marcus Aemilius Bassus auszudrücken.



    Ich weiß, wie es ist, ein Kind zu verlieren: Mein kleiner Iulianus erlag vor einiger Zeit einem Fieber und wir sind noch immer in Trauer. Wie viel schmerzlicher muss es sein, einen jungen Mann zu verlieren, den man hat heranwachsen sehen, mit dem man viele Gespräche geführt und den man gefördert hat!


    Ich hoffe, dass deine Philosophie dir ein wenig Trost bietet. Vielleicht kann ich hinzufügen, dass mein Sohn Bala berichtet hat, dass er als tapferer Soldat gestorben ist. Mit seinem Leben schützte er auch das Leben meines Sohnes, denn er fiel, während er den Caesar nach Germania eskortierte.


    Es tut mir leid. Auch ich hätte den jungen Aemilius Bassus gern seine Meriten verdienen gesehen, hätte ihn gerne gefördert und eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters oder seines Onkels steigen sehen.


    Die Götter sind manchmal grausam und unverständlich. Ich werde ihnen und den Manen deines Neffen opfern als Dank für seinen Einsatz und zu unser aller Wohl.


    Dein Tib. Sev.


    Nach der Lektüre nahm er einen Schluck des vorzüglichen Tees, er war sogar mit Honig gesüßt, und fragte sich ob er einfach einmal um eine Audienz ersuchen sollte. Sicherlich wußte er noch wie der Kaiser aussah, aber er hatte ihn gefühlt seit Jahren nicht mehr gesprochen.

    Er ließ noch eine Weile vergehen, trank in Ruhe bei der Betrachtung des Hortus von seiner Terrasse aus den Tee und erhob sich dann recht mühsam um sich an seinen Schreibtisch zu setzen. Frisches Pergament und Tinte hatte er stets bereit und so griff er nach seinem alten Calamus...


    Salve Tiberius Severus,


    alter Freund. Ich danke dir für deine Anteilnahme an unserem Verlust. Ich selbst erfahre erst jetzt offiziell vom Verlust deines Sohnes, der mich zutiefst schockiert hat.


    Ich mag mir kaum auszumalen wie du und mein Bruder sich nun fühlen müssen, weil ich selbst über den Verlust darbe. Ich hoffe du schaffst es deine Gemahlin zu trösten, trotz meiner Vorbehalte ihr gegenüber. Wie du weißt stehe ich ihr ob ihrer Obsessionen und den Auswirkungen auf dich kritisch gegenüber. Dies sind gewiss keine Vorurteile, doch ich mache mich angesichts ihres Verlustes davon los.


    Eine Mutter die ihr Kind verliert, verliert einen Teil ihrer Selbst. Nichts vermag sie zu trösten als die Liebe des Gatten, der ihr beisteht, so war es jedenfalls damals bei mir und Iulia nach dem Verlust unsres ersten Kindes im Kindbett.


    Die Jahre haben uns weiß und vielleicht auch ein wenig weiser gemacht, doch auf die Frage warum es den Göttern gefällt deinen Sohn und meinen Neffen zu sich zu holen und uns alte Knacker mit unseren Leiden weiter leben zu lassen ist mir ein Rätsel.


    Der Fluß, der aus dem Werdenden hervorgeht, ein reißender Strom ist die Zeit. Kaum war jegliches Ding zum Vorschein gekommen, so ist es auch schon wieder weggeführt, ein anderes herbeigetragen, aber auch das wird weggeschwemmt werden. Solange wir verharren und uns nicht entwickeln.


    Doch finden wir in diesen dunklen Tagen Trost und Ruhe bei unseren Angehörigen und Freunden. Es ist nicht immer leicht sich darauf ein- oder sie zuzulassen, doch es lindert den Schmerz und hilft uns schon bald die Dinge wieder klarer zu sehen. Denn es gibt einen Grund warum wir noch leben, lass ihn uns herausfinden.


    Mit deinem Sohn Bala stehe ich brieflich in Kontakt, er ist eine Zierde deines Geschlechts. Wenngleich die Beziehung zwischen einem Mann und seinem erwachsenen Sohn zuweilen von Spannungen geprägt ist, so kannst du zurecht stolz auf ihn sein.


    Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen und wenn es ein wenig Ablenkung ist, die ich dir bringen kann. Denn Ablenkung ist der Feind des Trübsals, glaub´mir ich weiß wovon ich spreche, fand ich mich doch schon oft wieder im tiefen Tal der Tränen und der Verzweiflung.




    Vale bene


    Lepidus




  • Es war ungewöhnlich warm für einen Winter. Die üblichen Besuche bei einem Arzt hatte er bereits hinter sich und fragte sich insgeheim wie lange er sich das alles noch antun wollte. Die Nacht war eher ereignis- und soweit er das sagen konnte, traumlos. Doch er schreckte mit einem mächtigen Herzrasen auf. Sein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub, die Glieder und Gelenke schmerzten und ihm war unendlich übel.

    Er wußte um sein Verhältnis zu den Göttern, daher ignorierte er den ersten Impuls einen von ihnen anzurufen oder seinen Zustand auf ihr Wirken zu begründen. Die Götter waren ihm egal und er ihnen sicher auch.

    Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis er seine schmerzenden Beine über die Bettkante gewuchtet hatte und die Füße auf den kalten Marmor spürte. Das brennende Kribbeln in Füßen und Unterschenkeln beruhigte sich und wich einer klammen Taubheit.

    So saß er da und starrte aus dem Fenster auf den winterlichen Garten der so gar nicht winterlich wirkte. Was war nur los,...mit den Garten..und mit ihm selbst?

    Die Türe zum Cubicullum wurde geöffnet und am Schritt erkannte er wer sich ihm näherte.

    Antigonos,...alter Freund!

    Lächelnd wandte er sich um und sah seinen alten Freund an. Heute würde ich dir gerne die Freiheit schenken...

    Dabei setzte er einen feierliche Miene auf.

  • Secundus klopfte höflich an.

    Eigentlich wollte er den Onkel nicht stören, denn er wusste um dessen schlechten Gesundheitszustand.

    Nun aber hatte er kurzfristig entschieden , es doch zu wagen, eventuell hatte jener ja doch Lust mitzuspeisen.

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    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Lucius Annaeus Florus Minor

  • Lepidus schreckte aus einem Schlummer hoch. Er orientierte sich kurz. Er lag auf einer Cline in der offenen Türe seines Cubicullum und hatte einen wunderbaren Blick auf den Garten. Der Frühling zog langsam ein. Lepidus zog die wärmende Decke von seinen Beinen und legte sie neben die Cline.

    Intrare...!

    Rief er in Richtung der Eingangstüre. Dabei betrachtete er lächelnd einige Vögel die sich um ein paar Körner stritten.

  • Secundus tritt ein.

    Verzeih die Störung, man sagte mir Dir ginge es nicht wohl. Soll ich einen Medici rufen lassen?
    Was mich zu Dir führt ich habe einige Herrschaften zum Abendessen geladen , der erste Gast scheint gerade eingetroffen. Es besteht nun die Frage ob du daran teilnehmen magst.

    Weshalb ich Dich nicht vorab informierte? Nun ,wie gesagt, Dein Unwohlsein!

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    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Lucius Annaeus Florus Minor

  • Lepidus hörte sich an was der Sohn seines Bruder ihm zu sagen hatte.

    Auf die Frage nach dem Medicus hob er ablehnend die Hand. Er hatte seine Betreuer stets um sich.

    Er runzelte die Stirn als er erfuhr, daß man ohne Rücksprache mit ihm zu einer Cena einlud.

    Nun, Secundus, wen hast du denn geladen, bei weitem nicht jeder Bürger dieser großartigen Stadt ist in meinem Hause willkommen!?

    Der junge Secundus war noch nicht allzu lange in der Villa, man sollte ihm die wesentlichen Punkte und Regeln näherbringen um eventuelle Skandale im Vorneherein zu vermeiden.

  • Also da wären Lucius Aenneaus Florus Minor, Iullus Curtilius Victor, den Hausherrn der Aeliana , Dich.

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    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Lucius Annaeus Florus Minor

  • Lepidus lauschte den Namen und nickte leicht. Ich kannte des Vater des Aennaeus, der Curtilius hingegen ist mir nicht bekannt.

    Langsam erhob er sich unter Schmerzen. Vorsorglich hob er den Zeigefinger um eventuelle Hilfsregungen seines Neffen zu unterbinden. Er atmete tief ein und wandte sich mit einem nonchalantem Lächeln an Secundus.

    Als Hausherr sollte ich in der Tat die Gäste begrüßen, allein schon Aennaeus Florus wegen. Jedoch...

    er wandte sich zum Gehen, ...in Zukunft werden Treffen oder Veranstaltungen mit mir abgesprochen,...du bist Gast in meinem Haus Secundus, respektiere das Haus und seine Regeln,...so haben wir jederzeit die Lage im Griff und geraten nicht in die Defensive. Er lächelte, doch sein Lächeln erstarb und er sah seinen Neffen kalt an.

    Solltest du tatsächlich eine Karriere in der Verwaltung anstreben solltest du lernen, daß es wichtiger ist zu agieren als zu reagieren...und daß Loyalität und Respekt das einzige ist was man nicht kaufen kann.

    Sollte Secundus nur halb so dumm sein wie sein eigener Sohn würde er ihn verstehen und beherzigen.

    Jovial klopfte er ihn gegen die Schulter,...Nun denn,...begrüßen wir deine Gäste.

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