Auf der Suche nach ergiebigen Quellen

  • Nur 2 Tage nach der Besprechung in der Domus Iunia hatte der Curator Aquarum bereits Zeit für mich und wir waren gemeinsam, mit einem kleinen Trupp bewaffneter Custodes, unterwegs ausserhalb der Stadtmauern. Der Curator, Racilius Crassus, hatte sich gefreut, als ich ihm die Pläne erklärte und darum bat, ob er sich Zeit nehmen könnte mit mir die Quellen in der Umgebung zu besichtigen. Er war sich sicher, dass wir fündig werden würden und sagte mir auch, dass er im Osten der Urbs scheinbar schon einige Orte im Kopf habe, deren Fassung für die Stadt grosse Vorteile bringen könnte.


    So waren wir ausgeritten und folgten der Via Labicana, nachdem wir die Stadt an der Porta Praenestina verlassen hatten, im Südosten. Hier, so meinte Racilius, gäbe es nicht bloss den bekannten kleinen Fluss, sondern noch mehrere Quellen, welche seiner Meinung nach die nötige Wassermenge lieferten. Die Zeit verging schnell, mit fröhlichen Erzählungen des Racilius über meinen Vater, wie er ihn als kleiner Junge damals als Volkstribun zum ersten Mal gesehen habe und sofort wusste, dass er auch so werden wolle.

  • Die ersten beiden Quellen stellten sich als herbe Enttäuschungen heraus. Die erste führte zwar genügend Wasser, doch auf Grund des felsigen Bodens wäre es völlig unmöglich, eine Fassung der Quelle erstellen zu können, welche auch einen Aquädukt speisen würde. Ein Wasserbecken, ja, vielleicht, aber es war fast unmöglich das Wasser dann auch auf die nötige Höhe zu bringen, welche der Aquädukt haben müsste. Die zweite Quelle war fast versiegt und führte derart wenig Wasser, dass es nicht einmal einen Gedanken wert war, sie zu erschliessen.


    Wir beschlossen etwas weiter nördlich zu suchen. Ein Bauer, dem wir begegnet waren, hatte uns diesen Tipp gegeben. Seine Schafe seien oft dort oben irgendwo mit ihrem Hirten und da gäbe es genügend Wasser.

  • Wie beschrieben fanden wir weiter nördlich tatsächlich äusserst feuchten und fruchtbaren Boden. Er wurde intensiv von Schafen beweidet, welche von einem älteren Hirten gehütet wurden. Aber auch er konnte uns nicht sagen, woher die Nässe im Boden kam. Es sei schon immer so gewesen, seit er sich erinnern könne. Hier sei es immer nass, selbst im Sommer wenn die Hitze sonst überall die Quellen beinahe zum versiegen bringe.


    Racilius Crassus meinte, es wäre wohl am besten, wenn wir uns jeweils in Sichtweite von einander auf die Suche nach dem Ursprung der Nässe machen würden. So stellten wir uns in einer Linie auf, der Äusserste jeweils am Ende der nassen Fläche, die anderen dazwischen, das Geblöke der Schafe, den lauten Protest der in ihrer Essruhe gestörten Inhaber dieses Ortes ignorierend.


    Es war leicht zu sehen, in welche Richtung wir gehen mussten, immer schön von den tiefer liegenden Teilen auf die höheren zu, denn Wasser konnte bekanntlich nicht von unten nach oben fliessen. So hielten wir die Pferde schön in Linie und gingen Schritt für Schritt vorwärts.


    Plötzlich scheute mein Pferd und wollte nicht weiter. Ich gab ihm automatisch leicht Druck mit den Fersen und versuchte es so zum nächsten Schritt zu treiben, denn ich konnte nichts ungewöhnliches sehen. Als es einfach nicht weiter wollte, gab ich ihm gleichzeitig mit dem Fersendruck noch einen Klapps und fand mich urplötzlich im Wasser liegend wieder. Ja, richtig, im Wasser! Nicht auf einer nassen Wiese sondern tatsächlich mehrere Fingerbreit tief im Wasser. Das Pferd stand wiehernd und stampfend daneben.


    Nachdem ich mich zuerst wieder orientieren musste und meine Knochen zählte, dämmerte mich langsam, was geschehen war. Das Pferd hatte gespürt, dass der Boden hier nicht mehr sicher war und wollte mich warnen. Ich jedoch dachte, ich sei gescheiter und trieb es an, bis es mich loswurde und mir so zeigte, warum es nicht weitergehen wollte.


    Racilius, Leute, hierher! rief ich. Das musste etwas bedeuten.

  • Schnell waren die Männer beisammen. Einige lachten laut hinaus, als sie mich da im Wasser liegen sahen, andere stiegen sofort ab und versuchten mir zu helfen, oder sogar herauszufinden, was genau wir vor uns hatten.


    Racilius als Curator Aquarum wusste zuerst, was Sache war. Männer, ich glaube wir haben unsere Quelle gefunden! liess er verlauten. Findet heraus, wie die Abmessungen dieser Anomalie sind und ob man sehen kann, wo das Wasser herkommt!


    Während ich mich völlig durchnässt aus der seichten Grube schälte und wahrlich wie ein begossener Hund da stand, wurde schnell klar, was wir vor uns sahen: Aus dem Untergrund strömte Wasser in beachtlicher Menge. Eine Gesteinsschicht verhinderte, dass es abfloss und natürlich entstandene Ränder sorgten dafür, dass sich das Wasser hier eben einige Finger breit staute.


    Zeichnet das in der Karte ein! Das lässt sich wunderbar fassen und bietet auch mehr als ausreichend Wasser! befahl er. Dass der Bauer, der Hirte und auch die Schafe vermutlich keine Freude haben würden, wenn man ihnen dieses Wasser wegnahm, das war ihm im Moment völlig egal.


    Ich war derweil noch immer pitschnass. Wenigstens hatte ich mich in eine dicke wollene Paenula hüllen können, sonst wäre ich an diesem derart kalten Tag des Februarius vermutlich schneller verfroren als man denken konnte.

  • Wenig später waren wir wieder auf dem Weg in die Stadt. Die Wachen staunten nicht schlecht, als ich tropfnass zurückkehrte, machten aber sofort Platz als der Curator mit seinem Passierschein wedelte und wenig später lud man mich in der Domus Annaea ab, wo ein warmes Bad und trockene Kleider auf mich warteten.


    Eine ergiebige Quelle war gefunden und die zu überbrückende Entfernung war nicht zu gross. Vermutlich mussten nur 2 Pumpwerke gebaut werden. Die ganz genauen Berechnungen mussten noch gemacht werden, aber die Schätzung des Curator machte Mut.

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