Tablinum - Dem Kaiser ein Denkmal

  • Selbst ich, der ich sonst nicht allzu häufig an jenen Groll der Götter zu glauben pflegte, der sich in persönlichen Bestrafungen entlud, vermochte die Nachricht vom vermeintlichen Tod meiner Gattin nur als eine solche interpretieren. Axilla tot? Mir war, als wäre mir ein Teil meines pechschwarzen Herzens entrissen worden. Ausgerechnet an dem Tage, an dem ich die Kommission zum kaiserlichen Bauprojekt in die Domus Iunia geladen hatte, war mir diese schauerliche Botschaft überbracht worden. Noch mochte ich an ein Gerücht oder Missverständnis glauben, denn auch wenn wir uns zuletzt kaum mehr gesehen hatten, unsere Ehe mehr einem politischen Bündnis denn einer leidenschaftlichen Beziehung glich, erinnerte ich mich noch häufig und gerne an unsere gemeinsamen Stunden zurück. Obwohl ich - wie ich mir auch selbst eingestand - ein gewissenloser Opportunist war, war ich von ganz menschlichen Gefühlsregungen nicht gänzlich gefeit. Indes versuchte ich mir einzureden, dass dies alles nicht wahr sein konnte und verbarg mein Elend tief in meinem schwarzen Herzen, um nicht den Eindruck von Trauer oder gar Schwäche nach außen sichtbar zu machen.


    Die Diener der Domus hatten im Tablinum einige Häppchen und ausreichend Wein für die Runde vorbereitet. Neben Annaeus und Decimus hatte ich wie vereinbart auch den Architectus Helvetius laden lassen. Ich hoffte nur, dass sie die Nachricht des Todes meiner Gattin nicht zufällig auf den Straßen aufgeschnappt hatten. Nunmehr war ich nicht mehr der Fremde, der als Gatte übergangsweise in der Domus Iunia hauste, sondern - sollte sich der Tod Axillas als wahr herausstellen - nur noch ein Fremder, der in einer fremden Domus hauste. Ein Landstreicher gewissermaßen. Ein untragbarer Zustand, der das gemeine Volk zu allerlei Getuschel veranlassen konnte.


    Während ich innerlich aufgebracht und durcheinander war, mimte ich nach außen gewohnte Souveränität und wartete im Tablinum auf meine Gäste.



    Sim-Off:

    Die Beteiligten können natürlich gerne ohne Umwege hier posten.

  • Der Einladung zum Mahl folgend, führten mich meine Schritte zur Domus Iunia. Nach dem üblichen Ritual beim Eingang, wurde ich sofort und ohne weitere Umschweife ins Tablinum gebracht, wo der Gastgeber bereits auf uns wartete.


    Salve Cnaeus Fabius Torquatus. Danke für die Einladung. Ich bin hoffentlich nicht zu früh? fragte ich, mit einem Blick in die noch leere Runde.


    Warum das Gespräch in der Domus Iunia stattfand und nicht in der Casa Fabia, das wunderte mich nicht und störte mich nicht. Es gab immer Gründe für alles und viele Herren gaben Feiern nicht dort wo sie wohnten, sondern dort wo es am besten passte oder am besten repräsentierte.

  • Über Einladungen mit festlichem Anteil freute sich Varenus besonders. Musste er nicht dafür finanziell aufkommen, und doch konnte er sich den Bauch mit Wein und anderen Fressalien vollstopfen. Vorzüglich. Hungrig und durstig trat er kurz nach Annaeus ein. "Salvente, euch beiden. Und ein Dank an den Hausherrn für die Einladung." Zwar war die Casa von Fabius Frau gewesen, doch hatte der Mann stets das Sagen.

  • »Quaestor Annaeus, willkommen!«, tönte ich bei der Ankunft meines ersten Gastes in gewohnt überkandidelter Manier und setzte mein bestes Siegerlächeln auf, meine weibische Melancholie gänzlich beiseiteschiebend. Ich unterzog meinen Gegenüber eines prüfenden Blickes und konnte keine Regung erkennen, die auf eine Mitwisserschaft hinsichtlich des (vermeintlichen) Exitus meiner Angetrauten hindeutete. Ausgezeichnet.

    »Keinesfalls, Primicerius Decimus müsste...Ah, da ist er ja. Salve!«, grüßte ich auch den Nachzügler mit einem oberflächlichen Grinsen und deutete beiden Gästen mit einer Geste den Weg zum kreisrunden Tisch, der sich inmitten des Tablinums befand und einen Blick in den winterlichen Hortus gewährte. Sodann ließ ich mich auf einem der Stühle nieder und bot auch Decimus und Annaeus einen Sitzplatz an, während die Diener des Hauses bereits Wein, Wasser und Häppchen reichten.

    »Ich habe den Architekten Helvetius über unsere Zusammenkunft informiert, er hat jedoch nicht mehr reagiert. Ist er euch persönlich bekannt?«, erfragte ich zunächst und blickte zwischen meinen beiden Gästen hin und her, während ich mit meinen rechten Fingern einem lauernden Löwen gleich auf dem Tisch tippelte.

  • Nur ganz kurz nach mir trat in der Tat auch der Primicerius noch ein und schon ging es los. Wir nahmen an einem runden Tisch Platz und das erste Thema betraf sogleich den noch fehlenden Architectus. Einen solchen brauchten wir zwingend, denn sonst waren die Chance auf einen Erfolg doch merklich geringer. Auch wenn ich einen Cursus Architecturae absolviert hatte, war es nicht meine Absicht, diese Aufgabe zu übernehmen, ausser es musste am Ende unbedingt sein.


    Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich kann mich erinnern, dass der Kaiser ihn zum Architectus Italiae ernannt hat, als ich erst kurz in Rom war. Soweit meine Nachforschungen ergeben haben, hat er seither die Via Latina in Stand gestellt.

  • Varenus nahm das Angebot sich zu setzen dankend an. "Ich kenne ihn recht gut. Meine Frau gehört zu seiner Familie. Doch muss ich feststellen, dass ich ihn seit einer Weile nicht mehr begegnet bin. Ich denke, dass er nicht in Roma verweilt. Weil warum sollte er zu einem so wichtigen Vorhaben nicht erscheinen wollen?" Varenus war ein wenig enttäuscht, hätte es doch so gut funktionieren können mit Helvetius als Architekt. Sein Geschäftskamerad. "Wir sollten wohl ohne ihn beginnen." Um den Frust zu verdrängen, nahm er einen kräftigen Schluck Wein und zwei, drei Häppchen.

  • »Ein fähiger Architekt, der sich diesem verantwortungsvollen Projekt stellen will, wird sich sicher ohne weiteres finden lassen. Ich werde mich dahingehend etwas umhören.«

    Sicher gab es einige Architekten, die nach einer solch einmaligen Gelegenheit gierten und sich dementsprechend erkenntlich zeigen würden.

    »Die Einholung entsprechender Expertise sollte wohl eine unserer ersten Aufgaben sein, um einen groben Ablaufplan der weiteren Durchführung zu erstellen. Sicher wäre es auch von Vorteil, wenn wir unsere Aufgabenbereiche etwas genauer definieren. Varenus, du bist als erfahrener...« Beinahe wollte ich schon Erbsenzähler sagen. »...Kaufmann sicher am Besten geeignet, um die Finanzierung des Projekts voranzutreiben.«

    Ich blickte zum Quaestor.

    »Und du, Annaeus, könntest aufgrund deiner guten Kontakte in den Senat womöglich den Curator Aquarum in unser Vorhaben einbinden?«

  • Ich nickte. Ja, das sollte problemlos möglich sein.

    Ich war zu wenig erfahren, um hier grosse Worte zu machen. Es war gut, dass ich dabei sein konnte, da ich mich ja täglich mit dem Kaiser traf und seine Worte auch in den Senat tragen durfte, aber weder würde ich hier meinen Cursus Architecturae an die grosse Glocke hängen, noch würde ich mich sonst aufdrängen. Hier war ich der "Junge", der "Unerfahrene Schnösel".


    Der Kaiser wird nach den Wahlen eine Rede im Senat halten und ich denke, die Koordination seiner Informationen müsste daher über mich laufen, damit er in der Rede das sagen kann, was sinnvoll ist und weder zu viel noch zu wenig erzählt?

    Ich hatte das bewusst als Frage gestellt.

  • "Es würde mir zusagen, wenn ich die Finanzierung und die Auftragsgestaltung übernehmen könnte. Nicht nur als Kaufmann, sondern auch als ehemaliger Erbsenzähler der kaiserlichen Finanzabteilung kenne ich so einige Hindernisse, die es im Vorfeld ausmerzen gilt." Aber auch, weil Varenus so am besten für seine Vereinigung das beste herausholen konnte. Eines hatte er in der Vergangenheit gelernt, die anderen Procuratoren scherten sich wenige um die Finanzabteilung. Solange die Sesterze rollten, wollte niemand so wirklich hinter den Vorhang blicken. "Würde ich auch so tun, Annaeus. Was haltet ihr von einer öffentlichen Ausschreibung, um einen geeigneten Architekten zu finden. Das war bisher eigentlich fast immer von Erfolg gekrönt."

  • Es entstand eine kleine Pause bevor ich mich traute nochmals zusammen zu fassen. Das hatte sich mit dem Augustus bewährt und vielleicht war es auch das, was hier angebracht war?


    Dann kümmert sich Decimus Varenus um die Sicherstellung der Finanzierung. Ich selbst kenne den Curator Aquarum bereits, er wird sicherlich mit mir die Quellen und möglichen Fassungsorte, sowie gewisse Schwierigkeiten auf dem Weg in die Urbs anschauen. Dann wäre es wohl gut, wenn Fabius Torquatus die Suche nach einem Architectus übernehmen könnte?


    Ich freute mich schon auf die ausgiebigen Wanderungen mit dem Curator Aquarum. Er war ein Senator mittleren Alters und auf Grund seines Status als absoluter Homo Novus waren seine Chancen auf einen weiteren Aufstieg innerhalb der Reihen des Senates limitiert. Aber er hatte als junger Mann meinen Vater gekannt und ihn angehimmelt und hatte immer neue Geschichten über ihn zu erzählen, wenn wir uns begegneten. Das würde auf jeden Fall lustig werden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!