~ Hortus ~ | Der nervige kleine Bruder

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    Fango fand eine Sitzgelegenheit im Garten und ließ sich nieder. Dann musterte er Lurco intensiv, als wolle er durch die Haut bis auf die Knochen schauen. Lange und prüfend war der Blick. Lurco sah gepflegt und attraktiv aus, war freundlich und hoffentlich auch so anständig, wie er im ersten Moment wirkte.


    "Nun", sagte er schließlich, "es ist praktisch, mit seinem besten Freund in einem eigenen Haus zu wohnen. Man spart Kosten für die Miete, kann fette Cenas steigen lassen ohne nachts betrunken nach Hause wanken zu müssen. Ja, es hat viele Vorteile."

  • Lurco hockte sich neben Fango und nickte zustimmend. Die Blicke von Fango störten ihn nicht. Es wäre verwunderlich gewesen, hätte der Bruder von Scato nicht geschaut.


    "Zumal unsere Taberna direkt an unserem Haus liegt. Die Taberna zum lallenden Löwen. Ich führe Dich einmal hin, sie wird Dir gefallen. Schön dass Du Ravi bereits kennst, dass freut mich und ist ja auch angenehmer für Dich. Du hast Recht, lieber ein ehrliches Gebrüll, als falsche sanfte Zungen. Die Ersparnis wenn man gemeinsam wohnt, ist nicht zu leugnen. Hinzu kommt, wer wohnt schon gerne allein? Hat Dir Scato geschrieben wie wir uns kennengelernt haben? Das war mehr als Zufall, es war Schicksal. Erzähl ein bisschen über Dich, oder noch besser von Euch. Ich bin neugierig", gestand Lurco offen.

  • "Ja, Scato war schon immer ein glühender Faunus-Verehrer und meint, dass euer Kennenlernen vom gehörnten Gott arrangiert wurde. Niemand wohnt gern allein, Lurco." Fango sah den anderen dabei traurig an. "Absolut niemand, auch wenn manche das behaupten. Sie lügen sich selbst an, damit es nicht so weh tut, dass ihnen das verwehrt bleibt und die anderen, damit es nicht so traurig aussieht.


    Die Sache mit der eigenen Taberna ist ja genial. Daher habt ihr also das viele Geld, um euch diese fette Bude zu leisten, nicht wahr? Tja, wenn es läuft, dann läuft es.


    Feiert ihr hier auch manchmal? Das sieht so ordentlich aus. Der arme alte Terpander. Dieses riesige Haus allein in Ordnung zu halten, wenn ständig eine Horde betrunkener Urbaniciani durchfegt, das wird er nicht ewig stemmen können. Ihr müsst daran denken, zeitig genug einen jüngeren Sklaven zu kaufen, damit er ihn noch einarbeiten kann, bevor ihr ihn freilasst zum wohlverdienten Lebensabend.


    "Von uns soll ich was erzählen? Von Scato und mir? Vom Urschleim an, die ganzen peinlichen Jugendgeschichten?" Fango setzte sich bequemer hin. Er konnte wie sein Bruder ewig reden und ihm derart freie Hand zu lassen, war selten eine gute Idee. Lurco hatte jedoch Glück, denn Fangos Zeitkontingent war begrenzt.


    "Ich habe nicht viel Zeit, weil ich mit meiner Einheit nach Roma gekommen bin. Frag mal, was genau dich interessiert. Eine Rast über Nacht ist hier nicht geplant und meine Leute wollen zeitnah wieder nach Norden aufbrechen. Vorher muss ich mit Onkel Stilo noch die Adoption klargemacht haben. Ich hoffe, Stilo ist nicht genau heute irgendwo unterwegs?


    Was Scato und mich betrifft, waren wir eigentlich mal zu dritt. Die Brüder Caepio, der Erstgeborene, und Scato sowie ich, der kleine Bastard-Halbbruder. Caepio hat sich schon zeitig abgesetzt, ich habe kaum Erinnerungen an ihn. Wir vermuten, er hat sich irgendeiner Legio angeschlossen, die möglichst weit weg von zu Hause stationiert ist, in Africa vielleicht. Hispania und Cappadocia können wir ausschließen, das wüssten wir, da dort Leute von uns hocken."

  • Lurco nickte zustimmend und setzte sich etwas bequemer hin. Es war schön, dass Fango so gesprächsbereit war und er schien ein offenherziger, netter Bursche zu sein.


    "Da kann ich Scato nur zustimmen Fango. Unser Treffen war zu passend, als das es reiner Zufall hätte sein können. Dein Bruder und ich haben gemeinsam den Dienst bei den Urbanern angetreten und er hat mich auch davon überzeugt, ein Luperci zu werden. Und so kam es, dass wir nicht nur Kameraden wurden, sondern auch beste Freunde. Wahlbrüder wie ich immer zu sagen pflege.


    Unsere Taberna heißt der Lallende Löwe und war von uns als zweites Standbein gedacht. Noch sind wir jung Fango, aber die Jahre werden auch für uns ins Land ziehen und eines Tages sind auch wir alt und grau, so Mars es uns erlaubt. Dann haben wir eine alt eingesessene Taberna die uns ernährt und ein Dach über dem Kopf. Solange wir jung sind, müssen wir auch an so etwas denken. Später haben wir vielleicht nicht mehr die Möglichkeit dazu. Und das wir die Möglichkeit jetzt geboten bekommen haben, betrachte ich ebenfalls als glückliche Fügung der Götter. Nicht jedem ist so ein Glück beschieden als kleinen Urbanern.


    Was die Sklaven anbelangt Fango, da haben wir Terpander, Charislaus und noch einige Sklaven geerbt, die wir abholen müssen. Um wen es sich dabei genau handeln, müssen wir noch schauen. Ein Verwandter von mir ist verstorben und hat mir etwas Vermögen, 3 Sklaven und 5 Grundstücke vererbt, samt Haus das auf mindestens einem steht. Ich muss mich darum kümmern und genaues in Erfahrung bringen. Eines kann ich Dir verraten, zu erben ist ein komplizierter Verwaltungsakt, wo Du Dich direkt an den Fachmann wenden solltest.


    In dem Zusammenhang habe ich festgestellt, dass es von Vorteil wäre, jemanden an der Seite zu haben, der sich mit solchen Dingen auskennt. Ich habe mir überlegt, mir einen Patron zu suchen. Jemanden der jederzeit auf meine Unterstützung zählen kann und ich im Umkehrschluss ebenso auf seine Hilfe.


    Zurück zu Scato, Dir und Deiner Familie. Interessant und auch sehr traurig, was Du über Euren großen Bruder erzählst. Wer weiß, wohin es ihn verschlagen hat?

    Erzähl mir etwas über Euren Vater Fango. Und erzähle mir von Scatos Jugend, gerne die von Dir genannten peinlichen Geschichten. Keine Sorge, ich werde davon nichts gegen Scato verwenden. Ich möchte ihn einfach besser verstehen und Du hast Deine eigene Sicht auf Deinen Bruder. Wer war Scato als Junge? Wer war Euer Vater? Wie kommt es, dass Ihr beide eine ähnliche Karriere eingeschlagen habt? Euer Verwandter Stilo war ebenfalls hier zu Besuch und ist ebenfalls bei der Legion. Das ist kein Zufall Fango. Falls Du etwas wissen möchtest, kannst Du mich auch fragen. Schade dass Du nicht wenigstens für eine Nacht bleiben kannst. Das hätte mich gefreut", sagte Lurco und Fango sah ihm an, dass die Worte von Herzen kamen und aufrichtig waren.

  • "Da wäre an erster Stelle zu erwähnen, dass Scato mich mal dermaßen in den Hintern gebissen hat, dass ich noch heute die Narbe habe!"


    Diese Geschichte kannte jeder, der Fango kannte. Mit dem Finger zeigte er auf die malträtierte Hinterbacke, auf der er saß.


    "Scato konnte ein ziemlicher Arsch sein und ich auch. Ich glaube, wir haben uns wenig genommen.


    Unser Vater Titus Iunius Priscus war ein guter Vater und ein schlechter Ehemann. Er war Soldat bei der Legio, wie viele unserer Verwandten, die Militärtradition in unserer Familie ist alt. So ist es kein Wunder, dass Scato und ich diesen Weg auch einschlugen. Wenn Priscus zu Hause war, kümmerte er sich gut um uns, ansonsten führte er ein Leben, mit dem die meisten Ehefrauen wohl unglücklich gewesen wären. Er hurte herum, trank und setzte zum Entsetzen seiner Frau auch noch mit seiner Lieblingssklavin ein Kind in die Welt, das er als seines annahm. Mich.


    Er behandelte alle Söhne gleich, was man von seiner Frau nicht sagen kann, welche die eigenen zwei Kinder verhätschelte und mich im Hühnerstall schlafen ließ, als wäre ich ein besonders ungehorsamer Sklave. Ich war überhaupt nie Sklave, weil meine Mutter freigelassen wurde vor meiner Geburt, ich war von Anfang an römischer Bürger! Und so hat Seia Sanga meine liebe Mutter vergiftet! Es gibt dafür keine Beweise, aber ein offensichtlich gesunder Mensch liegt nicht einfach tot im Bett, besonders nicht nach einem Streit. Ich weiß, dass sie es war. Zum Glück ist sie tot."


    Das Lächeln des nervigen kleinen Bruders von Scato nahm einen süßlichen Ausdruck an, als Lurco die Sklaven der Casa Leonis aufzählte.


    "Sicher, dass du niemanden vergessen hast?"

  • Lurcos Augenbrauen schossen in die Höhe, als Fango erzählte er wäre von Scato gebissen worden und dann noch an einer derartigen Stelle. Das klang wirklich nach Scato.


    "Mich hat er im ersten Übungskampf mit seinem eigenen Hintern fast erstickt. Dann wollte er uns von unserer Garum Liebe heilen. Weißt Du wie er das versucht hat Fango? Er schleppte in unsere Baracke einen Wurm der in einem Glas eingelegt war. Du hast keine Ahnung davon wie riesig dieses Vieh war. Keine Ahnung woher er diesen Wurm hatte, aber da wurde mir anders. Er meinte diese Würmer entstehen im Garum, ihre Eier wären in der Würze. Also warum diese Würmer ausgerechnet ihre Eier in unser Garum legen sollten, ergibt keinen Sinn. Aber trotzdem hat er uns geheilt. Mich zumindest, immer wenn ich Garum sehe, muss ich an das Wurm-Glas denken und mir wird anders. Kurzum mir wird kotzschlecht.


    Dann liegt Euch die Legion im Blut. Nun so wie Scato von seiner Mutter gesprochen hat, könnte man vermuten dass Dein Vater nicht stromern, sondern flüchten ging. Bedenke wie Dich die Frau behandelt hat. Was kannst Du für Deine Geburt, für Deine Eltern oder wer Dich gezeugt hat? Nichts. Kein Kind kann etwas dafür, oder hat die Möglichkeit das auszusuchen. Diese Frau hat ihren Unmut an einem völlig unschuldigen Kind ausgelassen. Christen und ihre Nächstenliebe, so sieht die also aus ja? Man bestraft ein Kind für etwas, was nicht in seiner Macht lag. Wie erbärmlich und wie kleingeistig. Nächstenliebe oder überhaupt Liebe wäre es gewesen, Dich wie alle anderen Kinder zu behandeln. Unabhängig von Deiner Mutter, aber so viel Großmut besaß diese Frau nicht. Deine Mutter hatte etwas, dass sie nicht hatte und sie ihr neidete. Das zeigt das wahre Gesicht von Scatos Mutter und die wahre Fratze die hinter dem Christentum steckt. Heuchler allesamt.


    Die Götter haben dieser Unperson gegeben, was sie verdient hat. Es schmerzt mich allerdings, so von Scatos Mutter reden zu müssen. Mehr noch, dass sie Scatos Mutter gewesen ist und Ihr beiden so unter diesem Miststück zu leiden hattet.


    Doch ich habe jemanden bewusst vergessen. Aber hierzu möchte ich Dich gleich etwas fragen. Ich möchte Dir Cassivellaunus abkaufen, nun heißt er Unauris. Hintergrund ist folgender, ich möchte ihn freilassen und adoptieren. Es ist eine lange Geschichte, nur soviel er hat die Chance verdient. Deshalb bitte ich Dich um Cassivellaunus. Nenne mir einen Preis Fango", bat Lurco freundlich.

  • "Kann schon sein, dass Vater geflüchtet ist. Er wäre nicht der Einzige. Seia Sanga war zum Weglaufen, alle drei Söhne haben sich möglichst weit weg verkrümelt. Zum Glück ist sie nun selber tot, mögen die Jenseitigen sich mit ihr plagen. Ihr Geist müsste theoretisch an das Haus gebunden sein, in dem sie sich erhängt hat, sodass wir alle Ruhe vor ihr haben sollten. Die Frage ist nur, wer die Bude erbt ... vermutlich auch Scato. Der erbt scheinbar alles."


    Fango zog ein bitteres Gesicht.


    "Und dann willst du mir auch noch meinen einzigen Sklaven abkaufen. Wieso habt ihr ihn umbenannt, damit ich ihn nicht finde? Viel wichtiger ist für mich aber die Frage - warum? Warum willst du ihn mir wegnehmen, meinst du, er sei bei mir nicht in guten Händen? Scato hat Terpander. Wofür braucht ihr noch Cassi?"

  • "Mal langsam Fango. Zuerst möchte ich Dir gar nichts wegnehmen, sondern abkaufen. Das ist ein Unterschied. Zudem habe ich Cassi auf völlig andere Art kennengelernt und ich wusste bis dato nicht einmal, dass er zu Dir gehört. Es war in einem Einsatz, wo ich förmlich über ihn gestolpert bin. Er kann von Glück sagen, dass er noch am Leben ist, denn Cassis hat sich mit den falschen Leuten eingelassen und jene sind nun alle tot. Das war kein Zufall, ebensowenig das Cassi überlebte. Der Preis für sein Überleben war eines seiner Ohren. Aber er hielt Wort, stand uns in unserem Kampf bei und aus dem Grunde hatte ich beschlossen ihm eine Chance zu geben. Er war nicht das Schwein, für das ich ihn zuerst hielt, sondern eine arme Sau, wie mehrfach von mir an anderer Stelle erläutert. Deshalb dachte ich, sobald er eine richtige Chance bekäme, könnte auch etwas aus ihm werden. Erst als ich ihn mit nach Hause nahm, habe ich durch Scato erfahren wer Cassi ist.


    Wieso hätte ich Deinen Sklaven vor Dir verstecken sollen? Ich wusste bis dato nicht, dass es Dein Sklave war. Zudem habe ich Dir angeboten ihn abzukaufen. Würde ich dass, wenn ich ihn vor Dir verstecken wollte? Deine Argumente sind sehr dünn Fango, gerade zu fadenscheinig.


    Bezogen auf die Erbschaft von Seia Sanga, die Frau war nicht Deine Mutter Fango. Was solltest Du von ihr erben? Möchtest Du ein Haus haben, indem so eine Frau gebunden ist? Du hast selbst gesagt, dass sie eine Bürde gewesen ist und das Du froh bist sie los zu sein. Also kreide Scato nicht an, scheinbar alles zu erben. Oder meinst Du er hätte keinen Preis für so eine Mutter gezahlt? Ist er grundlos zu den Urbanern gegangen, weil es bei uns so schön ist? Weshalb bist Du bei der Legio?


    Missgunst und Neid steht Dir schlecht zu Gesicht Fango. Scato ist Dein Bruder und er hat stets gut über Dich gesprochen.

    Falls Du Geld benötigst, frage ihn einfach danach, aber sprich nicht so über Scato in diesem Haus, dass dulde ich nicht.


    Also was ist wirklich los mit Dir, dass Du dermaßen argumentierst? Keiner hier in diesem Haus wollte Dich berauben, Dir etwas wegnehmen oder Dich um eine Erbschaft prellen. Im Gegenteil Du wurdest mit offenen Armen empfangen. Überlege Dir warum und mit wem Du so sprichst. Scato ist alles was Du noch hast Fango. Ihr habt nur noch Euch", warnte Lurco und sah Fango ernst an.

  • "Ich bin nicht bei der Legio, ich bin bei der Ala und dort sehr glücklich.


    Seia Sanga war zwar nicht meine Mutter - aber ihr Mann war mein Vater! Genau so wie der von Scato und Caepio. Das Erbe hätte meines Erachtens durch drei geteilt werden müssen. Ich meine, was wollt ihr - ich geh mal davon aus, dass du und Scato zusammen wirtschaftet, wenn ich mir das hier so ansehe - mit sechs Häusern und einem Heer von Sklaven?"


    Fango schaute fassungslos.


    "Ihr wohnt bei den Cohortes Urbanae in der Castra Praetoria, ihr könnt das doch gar nicht alles verwalten. Könnt ihr mir nicht wenigstens ein einziges Haus gönnen? Schau, nach der Ala möchte ich vielleicht eine Familie gründen und muss dann irgendwo wohnen."


    Er versuchte, nicht wütend zu klingen, sondern an das Gefühl für das Miteinander einer Familie zu appellieren.


    "Und was meinen Sklaven betrifft ... ich benötige ihn nicht unbedingt. Aber wenn er das Einzige Hab und Gut ist, was mir noch bleibt, von den Kleidern abgesehen, die ich am Leib trage, kann ich ihn nicht verkaufen."

  • "Fango wir missgönnen Dir überhaupt nichts. Nicht mehr oder weniger habe ich von Dir als Bruder von Scato erwartet. Natürlich kann niemand zeitgleich in sechs Häusern wohnen. Selbstverständlich benötigt niemand ein Heer an Sklaven. Aber glaubst Du, durch Missgunst erreichst Du etwas? Schau, ob Scato kein Haus hat, eines oder einhundert Häuser besitzt, dadurch geht es Dir weder besser noch schlechter. Bis vor kurzem hast Du noch gar nichts von der Erbschaft gewusst. Du hast Dein Leben gelebt. Was macht es heute schlechter? Du weißt von dem Erbe und Du neidest es Scato. Was würde Dein Leben besser machen? Schlicht die Tatsache Scato sein Erbe zu gönnen. Es ist oft der Blick, den wir auf die Dinge werfen. Natürlich hast Du dann immer noch keinen Sklaven oder ein Haus mehr, aber Du hast keine Wut im Bauch. Das ist der Unterschied Fango.


    Ändern kannst Du an der ganzen Situation eh nichts. Der Einzige der daran etwas ändern könnte, wäre Scato oder sogar ich. Mal ehrlich, würdest Du jemanden etwas schenken oder einen derartigen Wert mit ihm teilen, wenn er Dich nicht den Dreck unter dem Fingernagel gönnt?


    Natürlich weiß ich, dass Du durch Deine Mutter ständig in dieser Familie auf alles verzichten musstest. Seia Sanga war Dein Joch Fango. Aber genau das ist der Knackpunkt, sie war das Joch und nicht Scato. So wie er Dir das Beste gönnt und wünscht, solltest Du ihm auch das Beste gönnen und wünschen.


    Sobald Du Deine trotzige Art abgelegt hast und bereit bist Dich für Deinen Bruder zu freuen und auch das Gute in ihm zu sehen, was er in Dir sieht, bin ich sehr gerne bereit Dir jede Unterstützung zu geben, die ich Dir geben kann Fango. Und das von Herzen gerne, da Du Scatos Bruder bist. Aber so lange, wie Du Dich nicht wie ein Bruder verhältst, werde ich Dir auch kein helfender Freund sein können. Da ziehe ich eindeutig eine Grenze, ich lasse Scato nicht als geizig oder missgünstig dastehen. Du hast ihn noch keinen Augenblick gesprochen, Du weißt nicht einmal, ob er Dir nicht von sich aus etwas angeboten hätte. Statt dessen sprichst Du so über Deinen Bruder.


    Du musst Deinen Sklaven nicht verkaufen Fango, ich habe gefragt und ich muss folglich auch mit einem Nein leben können. Allerdings gilt das Nein nicht mir. Was ich mit Cassi vorhatte habe ich Dir gesagt. Mir schadest Du nicht, Du schonst meinen Geldbeutel. Deinen Unmut lässt Du an einem Unschuldigen Dritten aus. Cassi wird nicht die Freiheit erlangen, er wird nicht von mir adoptiert, er wird keine weitere Chance im Leben bekommen. Es ist Deine Wahl Fango. Aber schau auf Deine Entscheidungen zurück und sage mir, warum Dir jemand eine Chance geben sollte, wo Du selbst niemandem eine gibst.


    Solltest Du Deine Haltung aufgeben, können wir gerne über alles reden Fango", antwortete Lurco ernst.

  • Terpander lächelte, als er den Bruder seines Herrn erkannte. Die kleine Giftspritze. Terpander mochte ihn und holte eine Stärkung aus der Küche. Da er sah, dass Fango schon mit Lurco im Gespräch war, wollte er nicht stören. Er stellte nur ein voll beladenes Tablett auf einen Stuhl, lud Gebäck, geschnittenes Obst, Brot und Käse auf den Tisch.


    "Wünsche guten Appetit, junger Herr", sagte er leise und zog sich zurück.

  • "Hey, Terps, dich gibt es ja auch noch."


    Fango freute sich, seinen und Scatos alten Lehrer wiederzusehen. Zwar wusste er, dass Seia Sanga den Hellenen nach Roma geschickt hatte, doch Terpander war nicht mehr der Jüngste und hatte die weite Strecke zu Fuß gehen müssen. Sein Taschengeld genügte gerade, um etwas zu Essen zu kaufen, doch nicht für eine Unterkunft und das während eines so zeitigen Frühjahrs, dass es auch noch als Winter hätte durchgehen können. Fast genau ein Jahr war es nun her, dass Terpander Abschied genommen hatte und allein aufgebrochen war. Wieder etwas besserer Stimmung ob des Anblicks von Terpander pickte Fango sich ein Stück Birne.


    "Ich möchte weder Cassi noch dir schaden, Lurco. Warum sollte ich das tun? Aber versuche, meine Warte zu verstehen. Scato erbt dermaßen viel, verdient als Urbaner auch deutlich besser als ich, besitzt deinen Worten nach etliche Sklaven und ist generell ein gemachter Mann. Ich besitze nicht mehr als die Kleider am Leib und einen einzigen Sklaven, den du mir nun auch noch abkaufen willst. So gesagt ist hoffentlich verständlich, warum ich wissen möchte, weshalb du Cassivellaunus, den ihr jetzt Unauris nennt, kaufen wollt. Weshalb möchtest du ihm eine Chance geben, wozu? Das würde ich gern genauer wissen."


    In Wahrheit glaubte Fango, dass Scato der Kopf hinter dieser Bitte war und Lurco nur vorgeschickt hatte, damit es nicht auffiel. Da hatte er sich geschnitten, Fango durchschaute das Täuschungsmanöver.


    "Cassi ist Sklave, Lurco, und er ist ein guter Sklave. Er hat nie darum gebeten, freigelassen zu werden und war es auch nie, weil er bereits als Sklave zur Welt kam. Die Freiheit würde ihn überfordern, er ist von schlichtem Gemüt."

  • Lurco nahm sich auch einen Bissen und lehnte sich zurück.


    "Dazu müsste ich Dir etwas Vertrauliches verraten. Es gab hier in Rom eine Gruppe Verbrecher die sich die Krähen genannt haben. Menschen wurden von ihnen erpresst und sogar ermordet. Schutzgelderpressung, Brandstiftung und Mord waren ihr Geschäft. Sie waren in der Subura tätig und genau an jenem Ort stand unsere Urbanerstation, die sich im Bau befand. Fast war die neue Station fertig, als es zu einem großen Unglück kam.


    Das Dach der Station stürzte ein, und überall brach Feuer aus. Zur gleichen Zeit tauchten in der Straße Mörder auf, meuchelten Passanten auf der Straße, sowie in den gegenüberliegenden Geschäften. Chaos brach aus und auch in der Station machten sie vor den Bauarbeitern und unseren Kollegen nicht halt. Scato und mir gelang es, einige dieser Mörder in einem Geschäft zu stellen. Nach einer ausführlichen Befragung die mit dem Tode der Mörder endeten, wussten wir zwar nicht mehr, aber wir entdeckten ihr "Zeichen". Einen Vogelschädel, den Schädel einer Krähe.


    Nach dieser Feststellung sind wir raus und haben versucht den Verletzten und Sterbenden in der Station beizustehen. Viel konnten wir nicht ausrichten, das Feuer war zu stark. Was ich jedoch vor Ort gefunden hatte, waren überall diese Krähenschädel. So wie sie im Geschäft den Schädel als Zeichen und Warnung zurückgelassen hatten, so hatten sie es auch in unserer Station getan. Eine eindeutige Warnung, Ihr gehört hier nicht her. Bleibt Ihr, bringen wir Euch um.


    Die Herausforderung nahm ich an. Klingt heroisch, war es aber nicht. Denn scheinbar war ich der Einzige, den der Umstand irgendwie überhaupt geschert hat. Ich mag mich irren und ich hoffe es für Roms Bürger, aber in diesem Moment handelte keiner im größeren Rahmen.


    Vorab kam es schon zu einem Zwischenfall und zwar brannte das Lupanar von Kyriakos bis auf die Grundmauern ab. Was das damit zu tun hat? Nun bedauerlicherweise kümmerten sich die Vigiles und die eigenen Kollegen nur um eine Sklavin, bei der nichts anderes versengt war als der Verstand. Dies aber bereits weit vor dem Brand. Bei ihr handelte es sich um eine schwachsinnige Person, die öfter negativ in Erscheinung getreten ist. Jene Lupa die sich noch im brennenden Lupanar befanden, konnten der Meinung meiner Kollegen und der Vigiles nach ruhig verbrennen. Es waren in ihren Augen Minderwertige, zudem nur Männer. Sie hechelten lieber der verschrobenen Sklavin hinterher. Die Männer die sich außer Haus in Sicherheit bringen konnten, mussten es sogar erdulden von dieser Person zu Körperkontakt missbraucht zu werden. Sie legte sich zu ihnen. Widerwärtiger geht es kaum. Man ging davon aus, dass sie den Brand aus purer Boshaftigkeit gelegt hatte.


    Der Kreis schließt sich gleich Fango.


    Ich selbst ging ins Haus und konnte einen Mann aus dem Flammenabgrund bergen. Leider war mir nicht vergönnt, alle zu retten. Ich gab mein Bestes, aber es war nicht genug Fango. Manchmal ist das Beste was man zu geben hat, eben doch nur Mittelmaß. In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an den dortigen Vogelschädel. Also bin ich mit Kollege Pullus zurück zu dem niedergebrannten Lupanar. Und was fanden wir dort? Besagte irre Sklavin, die dabei war Spuren zu verwischen. Selbstverständlich wurde sie sofort von uns verhaftet. Die Krähen hatten also auch das Lupanar niedergebrannt.


    Innerhalb der Haft wurde die Verrückte von mir befragt. Es dauerte lange. Unendlich lange bevor sie überhaupt begriff, was ich von ihr wollte. Das war ein Akt, als wollte ich einem Fisch das Reiten beibringen. Ich glaube mit dem Fisch hätte ich schneller Erfolg gehabt, vor allem nachhaltiger. Wie dem auch sei, ich erfuhr was ich über die Krähen wissen musste. Die Irre hatten Hintergrundwissen das nur ein Mitglied dieser Organisation haben konnte. Folglich blieb sie wo sie war.


    Niemand Fango interessierte sich dafür, dieses Drecksvolk zu stellen und unsere ermordeten Kameraden zu rächen. Irgendwer musste es tun, also tat ich es. Gemeinsam mit Kyriakos und Pullus machte ich mich auf den Weg die Krähen aufzuspüren und das Übel an der Wurzel auszureißen.


    Hier kam Cassi ins Spiel. Er hatte für die Krähen gearbeitet und ich habe ihn befragt. Ich musste wissen, wo sich ihr Hauptquartier befand. Cassi sprach nicht, aus Angst. Und so schnitt ich ihm ein Ohr ab, um meinen Fragen Nachdruck zu verleihen. Er war kein Mörder, er war kein Erpresser, er war schlichtweg nur ein dummer Junge. Er teilte mir mit, dass der Anführer der Krähen tot in der Gosse lag. Das wollten wir mit eigenen Augen sehen, also führte er uns zu dem Kadaver dieses Widerlings. Ich notierte was vorgefallen war. Pullus trennte sich von uns und ging einer weiteren Spur nach. Cassi führte uns zum Hauptquartier der Krähen. Dort hockten die letzten Vögel und ich beschloss, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte.


    Kyriakos und ich taten das, was die gesamten Cohortes hätten tun sollen. Aber was spielte das für eine Rolle? Wir beide hatten unsere Gründe und wir taten, was getan werden musste. Einer muss sich ja verantwortlich fühlen und einer muss den Job erledigen nicht wahr?


    Cassi verdankten wir es, dass wir das Hauptquartier der Krähen überhaupt gefunden haben.


    Kyriakos und ich gingen hinein. Jeder der Vögel fiel, keiner der Krähen überlebte. Was uns das gekostet hat, frage besser nicht. In meinem ganzen Leben habe ich mich nie elender gefühlt und zeitweise dachte ich sogar, es wäre vorbei. Ich kämpfte mich durch und kämpfte weiter, obwohl mein ganzer Körper gefühlt in Flammen stand und meine Arme schwer wie Säcke voller Steine waren. Ich kämpfte bis zum Schluss, so wie Kyriakos. Der einzige Mann an meiner Seite. Ein verkrüppelter Zivilist, der mehr Schneid hatte, als die ganzen Cohortes Fango. Zwei Männer gegen ein Haus voller zwielichtiger Vögel. Ich hätte nicht gedacht, dass wir ihr Nest wieder verlassen. Es waren viele, gefühlt unendlich viele aber mein Wille hielt, genauso wie mein Schwert. Der von Kyriakos war keinen Deut weniger eisern.


    Mars hat die Krähen geholt Fango. Wer immer die Krähen ermordet hat, führte die Rache des Kriegesgottes aus. Und so schrieb ich in meinen Bericht, dass wir nur Leichen gefunden haben. Sie alle waren schon tot, die Krähen hatten sich gegenseitig umgebracht. Das Böse vernichtet sich stets selbst. Keiner hat gefragt, weshalb ich aussehe, als wäre ich in der Waffenkammer in die Schwerter gefallen und das mehrfach. Genau wie die ermordeten Bürger und Kameraden hat das keinen geschert. In dem Falle, gut so.


    Scato kennt die Wahrheit und er hat mich verarztes, er war der Einzige der mir neben Kyriakos und Pullus beigestanden hat. Die einzigen Männer Fango und Cassi.


    Er mag ein Sklave sein, aber er hat eine Chance auf ein freies Leben verdient. Und ich hätte ihn nicht bei diesen Halunken gefunden, hätte er sich nicht heimlich davon gemacht. Er mag als Sklave geboren worden sein, aber was hatte er dort zu suchen? Die Frage ist für mich müßig, er war dort, weil er dort sein sollte. Geschickt von meinem Gott, zur passenden Zeit am passenden Ort, um mir die Informationen zu geben die ich benötigte.


    Deshalb hat Cassi die Freiheit und seine Chance verdient, er gab mir meine", antwortete Lurco und vertraute Fango damit die Wahrheit über den Tod der Krähen an.


    Lurco nahm sich noch ein Stück Obst und betrachtete Fango eingehend.


    "Deine Warte verstehe ich, mir geht es nur darum, dass Du nicht schlecht über Deinen Bruder sprichst. Schau Fango, ich selbst werde niemals Frau oder Kinder haben. Für mich spricht nichts dagegen Cassi anzunehmen und auch Dir zu helfen. Warum sollte ich Dir etwas Schlechtes wollen? Du wünscht mir nichts Böses und ich Dir nicht. Wir beide sitzen hier in meinen Haus, unterhalten uns und ich bin froh Dich kennengelernt zu haben. Mich freut es das Du hier bist. Was mich verärgert ist Deine Einstellung oder besser gesagt, wie Du sie rüberbringst. Natürlich darfst Du wütend sein, wenn man Scato gefühlt alles in den Arsch stopft und Du gehst leer aus. Aber ist Scato da die richtige Adresse für Deinen Unmut? Nein es wäre Seia, nicht Dein Bruder.


    Ob Dein Bruder mit Dir teilen möchte oder nicht, kann ich Dir ehrlich gesagt nicht sagen. Du kannst dies aber genauso wenig wissen wie ich Fango. Warte es doch einfach ab. Falls er Dir wirklich nichts geben möchte, dann kannst Du immer noch wütend auf ihn sein, oder nicht? Wie gesagt, mehr möchte ich gar nicht und falls alle Stricke reißen, stehe ich Dir bei.


    Jetzt sei ein lieber Gast und erzähle mir alles von der Ala. Das war einst auch mein Traum Fango, Pferde und Dienst, was kann es Schöneres geben? Es kam anders, aber nichts ist in Stein gemeißelt oder? Kann man zu Euch versetzt werden von der Cohortes aus?", fragte Lurco gut gelaunt.

  • Fango hatte Zeit alle Birnen zu vertilgen, denn Lurco berichtete sehr ausführlich von den Dingen, die ihn dazu bewegten, Cassivellaunus kaufen, freilassen und dann sogar adoptieren zu wollen. Warum Lurco keine Kinder haben würde und darum jemanden adoptieren wollte, musste Fango nicht fragen. Er war sicher, die Antwort zu kennen, denn er kannte Scato. Er beschloss, ebenfalls mit offenen Karten zu spielen.


    "Deine Beweggründe verstehe ich nun besser. Ich dachte zuvor, ihr wollt Cassi als lebendes Spielzeug behalten. Ich bin mit Cassi aufgewachsen, er hat mich durch die Kindheit und Jugend begleitet und war immer für mich da - außer am Schluss, als er weggelaufen war. Das tat er aus Schiss - Scato hatte ihm die Schuld in die Schuhe geschoben für das, was damals geschehen war und Cassi fürchtete um sein Leben. Die Details soll Scato dir selbst erzählen, sonst zerbeißt er mir auch noch die andere Arschbacke und dann wird der Heimritt unbequem."


    Er griff die letzte Birne und schaute sie an, drehte sie im Licht, als wäre sie ein Diamant, den er prüfen wollte.


    "Wenn ihr mir versprecht, Cassi nicht zu quälen, sollt ihr ihn bekommen und er seine Chance, ein freier Mann zu sein. Das hat er sich verdient. Ich selbst kann ihm das nicht bieten, ich würde ihn einfach behalten, ohne ihn gegenwärtig gebrauchen zu können. Ihr müsst mir weiterhin versprechen, euch nach seiner Freilassung angemessen um ihn zu kümmern, sodass er lernt, als Libertinus zu leben. Außerdem möchte ich, dass ihr mir zusichert, ihn niemals weiterzuverkaufen und ihn, falls ihr seiner überdrüssig seid, mir zurückzugeben. Töten dürft ihr ihn auch nicht oder ihm noch mehr Körperteile abschneiden! Ich würde mich gern noch von ihm verabschieden. Er ist nur ein Sklave und dumm wie Brot, aber irgendwie hängt man doch an ihm."

  • "Nein Cassi ist nicht als Spielzeug gedacht Fango. Das ist nicht meine Art. Ich verspreche Dir, dass mit Cassi genau das geschieht, was ich Dir beschrieben habe. Er erhält seine Freiheit und ich werde ihn adoptierten. Er wird mein Sohn sein Fango und genauso werde ich mich um ihn kümmern. Keiner wird je Hand an ihn legen, ihn schlagen oder auf andere Weise quälen. Das was ich ihm angetan habe, geschah unter anderen Voraussetzungen. Dennoch tut es mir von Herzen leid, was ich Cassi angetan habe. Ich denke wir beide haben an jenem Tag etwas verloren und dazu gewonnen Fango. So seltsam sich das für Dich anhören mag.


    Sobald er in meinem Besitz ist, wird er nicht verkauft, er wird freigelassen. Ab wann ein Sklave freigelassen werden darf, darüber muss ich mich erkundigen. Ebenso ab wann ich eine Person adoptieren darf.


    Ich werde Scato bitten mir zu erzählen was damals vorgefallen ist und er soll seine Zähne bei sich behalten. Gib mir trotzdem einen Tipp Fango. Na komm schon, ich war auch absolut offen zu Dir. Was möchtest Du für Cassi haben und welche Unterstützung wünscht Du Dir? Deine Vorgaben bezogen auf Cassi ehren Dich Fango. Du hast ein gutes Herz, dass zu oft in den Dreck getreten wurde. Was brauchst Du, oder was wünscht Du Dir?", hakte Lurco nach.

  • "Nö, das soll Scato selbst erzählen", bockte Fango. "Vermutlich hast du ihn noch nie mit schlechter Laune erlebt oder wünschst mir insgeheim sehr schlechte Dinge.


    Was Unauris betrifft", an den neuen Namen würde er sich noch gewöhnen müssen, "Libertini darf man nicht adoptieren, weil sie dadurch römische Bürger werden würden. Das Gesetz besagt aber, ein Libertus könne nicht römischer Bürger werden. Dieses Recht darf er später für seine Nachkommen beantragen, wenn diese nach seiner Freilassung geboren wurden.*


    Möchtest du ihn trotzdem haben? Sonst nehme ich ihn beim Heimritt mit nach Germania."


    Sim-Off:

    *III - Pars Quarta - Lex Germanica Servitium Danke für den Hinweis per PN! :)

  • Lurco knuffte Fango gespielt vor das Kinn und grinste.

    "Ich habe ihn schon trotzig und zickig, ja sogar schon biestig erlebt. Aber wirklich mit schlechter Laune? Nein, so habe ich Scato nie erlebt. Fango höre auf, ich wünsche Dir nichts Schlechtes. Du bist genau wie Dein Bruder und ich werde ihn selbst fragen. Auch was Dich angeht, jedes kleine Detail möchte ich wissen. Sei es noch so unwichtig", antwortete Lurco und wurde dann ernst.


    Er durfte Unauris nicht adoptieren. Das war eine herbe Enttäuschung, er hatte vor gehabt, dem jungen Mann ein gutes Leben zu ermöglichen. Unauris hatte ihnen eine Chance ermöglicht und er wollte sich erkenntlich zeigen. Zudem tat Lurco sein vorschnelles Handeln leid, als er dem jungen Mann das Ohr abgeschnitten hatte. Lurco dachte einen Moment darüber nach und ließ die Information sacken.


    "Danke für den Hinweis Fango, auch wenn ich die Information sehr bedauere. Unauris hätte in meinen Augen die Adoption verdient, aber scheinbar ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Als freier Mann hat er trotzdem bessere Chancen hoffe ich. Lass mich vorher mit ihm selbst sprechen, was er sich wünscht. Danach wird sich meine Entscheidung richten. Möchtest Du noch etwas Essen oder etwas Trinken?", fragte Lurco freundlich.

  • "Ich bin satt, Danke." Fango klopfte auf seinen dünnen Leib, der von der Schüssel Birnenstückchen deutlich verdickt war. "Aber Wein wäre gut. Scato kann ruhig meine ganzen düsteren Geheimnisse ausplaudern. In ein paar Wochen bin ich eh wieder in Germania und dann ist es mir schnurz, was du von mir denkst." Er zwinkerte freundlich. "Ich bleib hier noch sitzen, trinke etwas Wein und warte, bis du wieder da bist."


    Er freute sich, Unauris wiederzusehen und hoffte, das fehlende Ohr würde ihm keine allzu großen Probleme machen und ihn allzu schlimm entstellen. Es kam wohl darauf an, wie viel vom umliegenden Gewebe Lurco ebenfalls mit abgetrennt hatte. Wenn auch noch die halbe Wange fehlte, wäre das unschön. Etwas nervös blickte er sich um, ob er seinen Sklaven entdeckte. Und wo war eigentlich Scato?

  • "Wer weiß was Du von mir denken würdest, wüsstest Du alles über mich. Jeder hat seine Vergangenheit Fango, Du und ich ebenso. Weshalb sollte ich Dich weniger mögen, nur weil ich sie kenne? Sie hat Dich zum Teil zu dem geformt der Du heute bist. Du scheinst es drauf anzulegen, nicht gemocht zu werden. Oder Du bist es zu sehr gewöhnt, dass Du gleich auf Ablehnung stößt. Gleich was es ist, lebe damit dass ich Dich gerne habe. Und jetzt hole ich uns etwas Wein", sagte Lurco und machte sich umgehend auf den Weg.


    Damit stand die Aussage und Fango konnte nichts negatives mehr nachschieben. Nun jedenfalls nicht sofort, erst wenn er mit der Weinamphore zurückgekehrt war.

  • In der Küche presste Unauris ein Geschirrtuch zu fest um einen nassen Becher, den er hatte abtrocknen wollen. Im Garten, ein Stück abseits vom Küchenfenster, saß sein Herr mit dem Rücken zu ihm. Der schwarze Haarschopf war feucht und strähnig, lockte sich darob, der Helm lag auf dem Boden. Seit Jahren sah der Sklave seinen Herrn das erste Mal wieder, das erste Mal, seit er fortgelaufen war. Und doch war Fango nicht wütend auf ihn, den Ungehorsamen, wünschte ihm immer noch Gutes. Ja, Unauris hatte gelauscht, das tat er immer. Die Schergen der Krähe hatten es ihn gelehrt. Jedes Wort kannte er, dass die beiden Männer gewechselt hatten. Er wusste um Lurcos Pläne und er wusste um Fangos Sorge. Doch als die Tür sich öffnete und Lurcos breitschultrige Gestalt den Türrahmen ausfüllte, erschrak Unauris, starrte ihn an, den Mann, der ihn verstümmelt hatte und nun adoptieren wollte. Der Becher fiel zu Boden, zerbarst jedoch nicht, gepolstert im Aufprall durch das Geschirrtuch. Unauris senkte den Blick und hob den Becher auf, wollte ihn fertig abtrocknen, als wäre es ein Tag wie jeder andere.

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