Lurco beobachtete jede noch so kleine Bewegung von Unauris. Er bückte sich nicht nach dem Becher, den der junge Mann fallengelassen hatte, denn bei seinem Glück wären sie noch mit den Schädeln gegeneinander gestoßen. So wartete Lurco ab, bis Unauris den Becher aufgehoben hatte. Noch war er Sklave, aber er sah mehr in ihm. Er sah jemanden, der eine zweite Chance verdient hatte und er war der Mann, der sie ihm geben konnte und sollte. Unauris war ihm nicht zufällig über den Weg gelaufen, ebensowenig glaubte Lurco daran, dass dieser all jene Informationen grundlos gehabt hatte. Es war Fügung und so wie sich durch Unauris alles für die Krähen gefügt hatte, so musste sich für den jungen Mann nun durch Lurco ebenfalls alles fügen. Manches musste einem nicht gesagt werden, manches spürte man im Herzen und Mars hatte sie beide zueinander geführt. Ihr Schicksal war selbstverständlich anders miteinander verwoben, als das von Scato und ihm.
Und dennoch waren sie verbunden und würden es hoffentlich trotz aller Widrigkeiten des Lebens bald sein. Unauris würde sein Sohn werden, gleich wie schlecht die Gesetze dafür standen. Denn wie hatten die Chancen gestanden, die Krähen aufzuspüren? Jene Vögel die scheinbar unsichtbar Rom terrorisieren konnten? Ganz so unsichtbar waren sie dann doch nicht, vor allem wenn göttliche Fügung Licht ins Dunkel brachte. Und durch dieses Licht wurden die Vögel in ihre eigene Dunkelheit getrieben.
Alles geschah wie es geschehen musste und das galt auch für Unauris und ihn. Lurco knuffte das Einohr kurz und deutete nach draußen.
"Sag Fango kurz Salve, er freut sich. Aber Vorsicht, er versteckt seine Freundlichkeit hinter Stichelleien oder hat schlicht Lust zu stänkern. Das gönnen wir ihm nicht", grinste Lurco verschwörerisch.