CU - Stabsbesprechungen

  • "Das ist die richtige Einstellung", lobte Menecrates. "Der Mann ist schon lange inhaftiert. Aufgrund dessen, und weil er von uns noch nie befragt wurde, könnte er zugänglich sein, was abzuwarten bleibt. Erkundigungen von der Garde holst du, wenn überhaupt, erst nach der Befragung ein. Es soll niemand die Möglichkeit haben, den Gefangenen in irgendeiner Weise zu beeinflussen oder zu präparieren. Du zeigst der Carcerwache den Vernehmungsbefehl, die müssen dich durchlassen und du wickelst die Befragung unter Ausschluss von Gardesoldaten ab. Ich würde zunächst ebenfalls auf Offenheit seitens des Gefangenen setzen. Eine Verschärfung der Tonlage geht später immer noch, wenn er nicht kooperiert."

    Er schob eine vorbereitete Wachstafel in Richtung Purgitius.


    Vernehmungsbefehl


    Dem Cornicularius der Cohortes Urbanae Manius Purgitius Lurco ist Zutritt zum Carcer und die ungestörte Vernehmung des Inhaftierten


    Volusus Didius Molliculus


    zu gewähren.


    itcrom-praefectusurbi.png



    "Gut, kommen wir zum nächsten Punkt. Ist es dir in der Zwischenzeit gelungen, Kontakte zu neu berufenen Milites der Garde herzustellen, die ich für einen gemeinsamen Sondereinsatz anfordern kann? Namen vielleicht oder Einheiten?" Als Einheit verstand sich in dieser Hinsicht nicht die gesamte Prätorianergarde, sondern Contubernia oder Centurien.

  • "Richtig, ich gehe positiv an die Befragung heran. Zuerst unsere Informationen, alles weitere bespreche ich vorab mit Dir. Falls Du eine weitere Befragung bezüglich anderer Informationen anordnest. Ansonsten denke ich, fällt das in den Zuständigkeitsbereich der Prätorianer. Danke für den schriftlichen Befehl", antwortete Lurco und steckte den Vernehmungsbefehl umgehend ein.


    "Bei den Prätorianern habe ich einen Kameraden angesprochen, dieser schien interessiert. Ich warte noch auf mein Gespräch mit dem dortigen Offizier, zudem möchte ich einen Aushang am schwarzen Brett aushängen. Jeder Interessent könnte sich dann umgehend melden. So hätten wir alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Aktive und passive Werbung für uns zu machen", erklärte Lurco.

  • Menecrates hörte zu und nickte. Den Punkt mit der Vernehmung konnte er abhaken, denn er umfasste die Übertragung und Einführung in die Aufgabe, was erledigt war. Sie konnten nicht wissen, wie die Befragung verlief und was sie an Gehalt erbrachte, daher erübrigte es sich, hier über Eventualitäten zu sprechen, aber einen Hinweis gab er noch.

    "In Bezug auf diese Befragung fällt nichts in den Zuständigkeitsbereich der Prätorianer. Nicht dass wir uns missverstehen."


    Er stützte den Arm auf die Tischplatte und strich unbewusst mit dem Zeigefinger über die Nasenspitze, während Purgitius die bisherigen Erkenntnisse zum Auffinden neuer Prätorianer schilderte.

    "Augen und Ohren offenhalten, welche Männer neu in Rom sind, Namen erfragen und mehr sollte nicht passieren", erwiderte Menecrates, ohne sich Zeit zum Nachdenken zu lassen. "Meine spätere Anforderung basiert nicht auf der Meldung von Freiwilligen, daher hängst du auf keinen Fall einen Aushang auf. Wir rekrutieren nicht von Prätorianern, eher umgekehrt, daher machen wir dort auch keine Werbung für uns. Wir werben in den Legionen, um Soldaten und Offiziere zu bekommen, und wir werben in Städten für Tirones.

    Ich benötige nichts anderes von drüben als Namen derer, die im Rahmen der Aufstockung neu bei der Garde sind. Einzelne Namen reichen mir, ich fordere dann die jeweiligen Contubernia an."


    Menecrates hakte nach, um sich zu orientieren. "Verfügst du bereits über die Namen Einzelner und deren Contubernium, oder benötigst du noch Zeit für die Recherche?"

  • "Ja verstanden, diese Befragung obliegt alleine uns und die Prätorianer haben damit nichts zu tun und ich werde mich schnellstmöglich an die Befragung machen. Zur Meldung von Freiwilligen, direkte Meldungen habe ich leider noch nicht. Ebenso konnte ich noch nicht den zuständigen Offizier sprechen. Aber ich hatte einen Interessenten Praefectus. Einen sehr hilfsbereiten Kameraden der Prätorianer, Gaius Sempronius Sophus. Einen Erfolg kann ich also verbuchen. Ich hoffe nach dem Gespräch mit dem Offizier folgen noch weitere Meldungen von Interessierten. Dafür benötige ich noch etwas Zeit. Den Aushang unterlasse ich dann selbstverständlich", antwortete Lurco.

  • Menecrates wusste nicht einzuschätzen, ob er dasselbe unter dem Begriff 'Interessenten' verstand wie Lurco. Falls ja, musste er eine weitere Erklärung anbringen, sonst käme er später in Erklärungsnot gegenüber dem Praefectus Praetorio.


    "Wir suchen keine Freiwilligen und auch keine Interessenten, Cornicularius." Für Menecrates gab es kaum einen Unterschied zwischen den Begriffen. "Oder meinst du Soldaten, die für uns interessant sind? Das sind Soldaten, die im Zuge der Aufstockung in der Castra neu stationiert werden. Nur das, und nur das ist für uns interessant.

    Ob diese Soldaten sich dann für einen Sonderauftrag interessieren oder nicht, spielt keine Rolle. Sie werden zugeteilt, ob es ihnen passt oder nicht. Wo kämen wir hin, wenn wir erst fragen, wer Interesse an diesem und jenem Einsatz hat? Aaalso..."

    Der Präfekt holte für die Zusammenfassung Luft.

    "Augen offen halten, Ohren offen halten, in welchen Contubernia Neue sind. Entweder die Contubernia oder die Namen von Miles benennst du mir, damit ich weiß, wen ich anfordern kann."


    Er hielt kurz inne, um sich den genannten Namen ins Gedächtnis zu rufen.

    "Gaius Sempronius Sophus wäre demnach so ein Neuer?"

  • "Verstehe Praefectus. Ich hatte es folgendermaßen verstanden, dass ich die neuen Prätorianer fragen soll, ob sie Interesse an unserem Dienst hätten. Und genau jene Männer fordern wir dann für die Cohortes Urbanae an. Kurzum anwerben zum abwerben. Da habe ich einen Schritt zu weit überlegt. Ich werde Augen und Ohren offen halten, nach Neuankömmlingen. Gaius Sempronius Sophus ist beides Praefectus. Er ist neu, wie gewünscht, was für uns von Interesse ist. Interesse hatte er selbst ebenso bekundet. Dies ist nicht von Entscheidungsrelevanz, aber doch interessant zu wissen", antwortete Lurco.

  • Menecrates wiegte den Kopf. "Das war ein Missverständnis. Wie gut, dass wir noch einmal darüber gesprochen haben, denn eines muss klar sein: Wenn du in meinem Auftrag "anwirbst" oder "abwirbst", muss ich mich dafür rechtfertigen. Noch nie in der gesamten Vergangenheit haben wir aus der Garde rekrutiert. Der Praefectus Praetorio springt uns allen an den Hals, wenn ihm das zu Ohren kommt."

    Hinzu kam natürlich die Tatsache, dass Miles nicht nach ihrem Interesse eingesetzt wurden, sondern nach den Erfordernissen, aber Menecrates wollte sich nicht wiederholen.


    "Ich denke, wir haben dann alles. Ich fasse zusammen:
    Du wärst an einer Centurio-Laufbahn interessiert,

    du übernimmst die Befragung im Carcer,

    und du hörst dich weiter um, wo Neuzugänge bei der Garde untergebracht sind.


    Das wäre es dann, Cornicularius. Viel Erfolg!"

  • "Vielen Dank Praefectus, sobald ich Neuigkeiten für Dich habe, erstatte ich Dir umgehend Bericht", antwortete Lurco, grüßte entsprechend und machte sich umgehend auf den Weg zum Carcer mit dem Vernehmungsbefehl.




    ( hier geht es weiter: RE: Das Imperium schlägt zurück – V. Didius Molliculus und Flavia Philotima in der Hand der Prätorianer )

  • Um den Spezialeinsatz so zielgerichtet wie möglich planen und ausführen zu können, benötigte der Präfekt im Vorfeld die Ergebnisse aus der beauftragten Befragung.

    Cornicularius Purgitius sollte den inhaftierten Christ im Hinblick auf Beweise befragen, die den Fischanhänger der Vestalinnenmörderin entweder als sicheres Erkennungsmerkmal christlicher Gesinnung ausschloss, da er nur ein Schmuckstück darstellte, oder die gegenteilige Vermutung untermauerten.

    Ziel der Befragung war es herauszufinden, wie sich Christen untereinander erkennen und wie ein Fischsymbol der Christen im Einzelnen aussehen müsste, um es von einem Schmuckstück zu unterscheiden.


    Der Präfekt traf frühzeitig ein und nutzte die Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.

  • Lurco hatte den Aushang seines Praefectus gelesen und sich sofort daran gemacht, das Verhör von Didius Molliculus in einen Bericht zu verfassen. Mit dem Bericht in der Hand machte er sich umgehend auf den Weg zum Besprechnungsraum. Lurco klopfte an und grüßte vorschriftsgemäß.


    "Salve Praefectus, Cornicularius Purgitius Lurco auf Befehl zur Stelle. Ich habe den Bericht der Vernehmung von Didius Molliculus dabei", grüßte Lurco respektvoll und reichte den Bericht seinem Praefectus.




    Vernehmung des Gefangenen Didius Molliculus

    durch Cornicularius Manius Purgitius Lurco


    Bezogen auf die Frage, was es mit dem Fisch als Zeichen der Christen auf sich hat, äußerte sich der Gefangene Didius Molliculus wie folgt:


    Der Fisch, er steht für Gottes Sohn. Iesous. Er ist für uns alle gestorben. Es ist eine Abkürzung.

    Er führt die Kinder Gottes zueinander.


    Hierbei bezog sich der Gefangene ausschließlich auf das gezeichnete Symbol des Fisches. Er führte bei seiner Erläuterung vor, wie der Fisch gemeinsam von zwei Christen gezeichnet wird. Ein Christ zeichnet die erste Hälfte des Fisches und der zweite Christ ergänzt die Zeichnung, so dass am Ende ein ganzer Fisch entsteht. Anhand dessen, dass der anderen Person die Fertigstellung/Ergänzung der Zeichnung bekannt ist, können sie sich als Christen identifizieren.


    Der Gefangene ist nicht auf die Frage bezüglich des Fischanhängers eingegangen, sondern sprach von seinem Glauben an sich. Weitere sachdienliche Hinweise konnten von Didius Molliculus nicht gegeben werden, aufgrund seiner derzeitigen, geschwächten Verfassung.


    ANTE DIEM V NON MAR DCCCLXXII A.U.C. (3.3.2022/119 n.Chr.)

    Cornicularius Manius Purgitius Lurco

    Cohortes Urbanae

    Zwölfte Kohorte

    dritte Zenturie

    siebtes Contubernium


  • Der Cornicularius traf ein, grüßte und stand Menecrates gegenüber. Obwohl der Präfekt nicht wissen konnte, ob das Gespräch lang oder kurz ausfallen würde, zog er es vor stehenzubleiben, weil ihn das Thema nicht zur Gemütlichkeit inspirierte. Vielmehr wollte er die Möglichkeit wahren, eine Wanderung zu beginnen, falls die Unterredung mehr Komplikationen als Klärung aufwarf.

    "Salve Cornicularius", grüßte Menecrates zurück, nickte und fügte an: "Sehr schön", während er nach dem Bericht griff. Er las interessiert, stellte sein Erstaunen fest und blickte auf.

    "Zunächst einmal ein Lob. Der Bericht ist wesentlich knackiger und auf den Punkt gebracht als frühere."

    Es folgte die inhaltlich Beurteilung, der ein zweites Lesen vorausging.


    "Tja, ich halte es für durchaus interessant zu wissen, mit welchem Vorgehen es zu einer solchen Fischzeichnung kommt und dass sich aufgrund dessen zwei Christen erkennen können. Das lag für mich nicht auf der Hand, muss ich zugeben, aber es bringt in der Tat keinerlei Rückschluss auf den Fischanhänger zu Tage. Höchstens", er sah vom Bericht auf und Purgitius an, "du hast dir oder lässt dir noch vom Einsitzenden so einen Fisch aufzeichnen."

    Sein Blick lag fragend auf Purgitius, um dessen Antwort abzuwarten.

  • "Danke Praefectus. Wie dieser Fisch gezeichnet wird, wurde mir erläutert. Der erste Christ zeichnet einen Bogen und dann fügt der zweite Christ den zweiten Bogen hinzu, so dass es einen stilisierten Fisch ergibt Praefectus. In welchem Zusammenhang eine derartige Zeichnung entsteht, darauf ging der Gefangene nicht ein.


    Bezüglich der Kette kann ich leider keinen eindeutigen Rückschluss ziehen. Sie könnte ein persönliches Glaubensbekenntnis sein, das einer Gruppe oder der gesamten Christen. Wobei ich Letzteres weniger vermute. Sie würden keine Zeichnung zur gegenseitigen Identifikation verwenden, hätten sie ein direktes Erkennungszeichen bei sich", antwortete Lurco nachdenklich.

  • "Das Prinzip des Zeichnens habe ich beim Lesen des Berichtes verstanden", entgegnete Menecrates. "Es gibt keinerlei Aufschluss darüber, wie der Fisch aussieht und ob er dem Fischanhänger ähnelt. Fisch ist nicht gleich Fisch. Es gibt Kugelfische und Stichlinge, die einen sind überdurchschnittlich rund, die anderen schmal. Ein Bogen kann bauchig gezeichnet werden oder flach. Das ist es, was ich wissen muss."

    Menecrates wollte zweigleisig fahren, um die Ergebnisse einander gegenüberstellen zu können, deswegen benötigte er weitere Informationen.

    "Ich möchte wissen, ob dieser Didius einen solchen Fischanhänger besitzt, selbst wenn er ihn aktuell nicht trägt. Außerdem hätte ich gern eine von ihm erstellte Fischzeichnung zur Ansicht. Ich denke, das nimmt wenig Zeit in Anspruch, aber es ist mir wichtig, dass du die Ergebnisse zeitnah lieferst. Halte dich außerdem für einen Einsatz bereit. Der Einsatzbefehl wird ohne Vorankündigung kommen und muss aus dem Stand umgesetzt werden.

    Ach ja, die Fischzeichnung auf Papyrus bitte."

    Er überlegte kurz, hielt aber alles Wesentliche für gesagt und fügte an: "Du kannst wegtreten, wenn du keine Fragen mehr hast."

  • Von einem bestimmten Fisch hatte der Gefangene Didius nicht gesprochen, aber das musste ja nichts heißen. Es war durchaus möglich, dass nur ein bestimmter Fisch das wahre Erkennungszeichen der Christen war. Wer mit einem falschen Fisch daher kam, wurde als Spion entlarvt.


    "Ich werde zu dem Gefangenen zurückkehren und ihn den Fisch auf Papyrus zeichnen lassen. Ferner werde ich nachforschen, ob er eine derartige Kette mit Fischanhänger besitzt. Bei dem Gefangenen selbst werde ich nachfragen, wie auch bei den Prätorianern. Möglicherweise haben sie ein derartiges Schmuckstück bei dem Gefangenen sichergestellt und asserviert. Der Gefangene hätte sich ansonsten bei Besitz einer Kette das Leben nehmen können.


    Ich bin jederzeit einsatzbereit Praefectus. Keine weiteren Fragen", antwortete Lurco, grüßte nach Vorschrift und machte sich sofort auf den Weg zurück zum Carcer. Unterwegs ging er noch an seinem Officium vorbei und nahm einige Blätter Papyus, einen Stift und Tinte mit. Zudem holte er einen Schlauch Poska und etwas Brot und Käse aus ihrer Baracke. So ausgerüstet suchte Purgitius erneut den Carcer auf.



    hier geht es weiter:

    >>> RE: Das Imperium schlägt zurück – V. Didius Molliculus und Flavia Philotima in der Hand der Prätorianer

  • Menecrates sah ein wenig verblüfft dem Cornicularius hinterher. Der junge Unteroffizier, der früher zu ellenlangen Monologen neigte, schien verwandelt: Er fasste sich kürzer und beschränkte sich damit auf das Wesentliche. Damit konnte der Präfekt besser arbeiten. Purgitius Dienstbeflissenheit hatte sich nicht reduziert, und wo der Präfekt früher den purgitischen Gedankengängen kaum folgen konnte, blitzte heutzutage manch gute Idee auf. Bei den Prätorianern, die den Einsitzenden regelmäßig die persönlichen Sachen abnahmen und verwahrten, nachzufragen, stellte eine kluge Überlegung dar, denn Menecrates wollte sich nicht allein auf die Aussage des Christen verlassen. Der könnte behaupten, keinen solchen Anhänger zu haben, und zumindest in der Asservatenkammer konnten sie diese Aussage überprüfen. Die Durchsuchung des häuslichen Umfelds müsste folgen.


    Als Menecrates den Besprechungsraum verließ, drängte sich ihm eine Bezeichnung für den Cornicularius in die Gedanken. Er würde ihn fortan insgeheim Blitzchen nennen. Ob aus dem Blitzchen einmal ein beachtlicher Blitz werden würde, musste sich noch erweisen, aber der junge Mann stand noch weitgehend am Anfang seiner Karriere, sodass sich bestimmt noch viele Gelegenheiten dafür ergaben. Voraussichtlich ergab sich die erste schneller als gedacht.

  • In Vorbereitung auf das Gespräch mit Cornicularius Purgitius ließ sich Menecrates am Vortag die Einträge in den Ausbildungsbüchern zeigen, sowie die Aufzeichnungen der neu Inhaftierten; er ließ Tirones und Augenzeugen der Ausbildung befragen, sowie den Centurio der beiden Contubernia, die an der Razzia unter dem Kommando des Purgitier teilgenommen hatten. Derart gerüstet begab er sich zum Besprechungsraum und nahm bereits Platz.

    Er grüßte zurück, als Purgitius eintrat, wies auf den Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches und blickte den Cornicularius an.

    "Bevor ich auf die von dir zur Sprache gebrachten Themen eingehe, zwei Anmerkungen in eigener Sache. Zum einen sieht der übliche Ablauf bei Beförderungen die Empfehlung eines Vorgesetzten vor, oder alternativ die augenfällige Bewährung eines Kandidaten, auf die ich aufmerksam werde. Es kommt in der Regel der Vorgesetzte auf den Kandidaten zu und nicht umgekehrt. Zum anderen ist unter augenfälliger Bewährung im Fall von Ausbildung der Nachweis von EIGNUNG zur Ausbildung von Tirones zu verstehen, und keinesfalls die bloße Ableistung." Nach einer Atempause, fügte er an: "Du bist jung und unerfahren, daher nehme ich die teils falsche Herangehensweise nicht krumm, empfehle aber, sie zukünftig zu beachten."

    Er zog zwei Wachstafeln heran. "Beginnen wir mit der Ausbildung." Er suchte wieder den Blickkontakt und fuhr fort. "Nach Sichtung der Ausbildungsbücher liegt die Ausbildungszeit deiner Tirones weit unter dem Durchschnitt.

    Zum Vergleich: Eine der anderen Ausbildungen begann ANTE DIEM III NON FEB DCCCLXXII A.U.C. (3.2.2022/119 n.Chr.) und endete erst mit dem heutigen Antreten, während die von dir geleitete Gruppe den ersten Ausbildungsabschnitt erst ANTE DIEM VIII KAL APR DCCCLXXII A.U.C. (25.3.2022/119 n.Chr.) absolvierte, aber bereits ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXXII A.U.C. (24.4.2022/119 n.Chr.) als fertig ausgebildet gemeldet wurde - beide Ausbildungen selbstverständlich bei täglichem Training."

    Menecrates verschaffte durch eine Gesprächspause Purgitius die Möglichkeit, die Zeiträume zwischen den genannten Daten nachzurechnen.


    "Ich will nicht in Abrede stellen, dass du alles unterrichtet hast, aber um aus Tirones verlässliche Milites zu machen, bedarf es auch der Übung. Wir befinden uns nicht im Krieg, wir haben die Zeit dafür, und gerade die Razzien haben uns gezeigt, dass unsere Männer sämtliche Kampftechniken und Formationen bestens beherrschen müssen." Er warf einen Blick auf die oberste Wachstafel und gab in eigenen Worten wieder, was dort stand. "Sämtliche Übungsmärsche wurden korrekt abgeleistet. Zum Erreichen eines brauchbaren Ausbildungsstandes bedarf es aber noch einiger Trainingseinheiten bei allen Kampftechniken. Das Ausbildungssoll und somit auch dein Ausbildersoll sind noch nicht erfüllt. Das ist kein Beinbruch und lässt sich nachholen."

    Er legte die Tafel weg und griff zur zweiten.


    "Ein Hinweis noch. Die Mitteilung über ein Ausbildungsende ist in meinem Vorzimmer abzugeben. Der Vorschlag, einen Untergebenen zu befördern, ist ebenfalls in meinem Vorzimmer abzugeben. Mit anderen Worten: Es ist der Dienstweg einzuhalten.

    Durch deine Zuordnung 'Bekanntmachung' wurden die Tirones fälschlicherweise bereits in den Dienst übernommen. Das lässt sich kaum mehr rückgängig machen, deswegen müssen die noch abzuleistenden Trainingseinheiten unter der Bezeichnung Aufbautraining, Vertiefung oder ähnlichem laufen."

    Aus Menecrates' Sicht war alles geklärt. Er erwartete eine angemessene Nachbesserung der Tironesausbildung, legte die Tafel ab und kam zum nächsten Tagesordnungspunkt.


    "Auf das Thema Razzia konnte ich mich nicht vorbereiten, weil kein Bericht gefunden wurde, aber du sitzt ja hier und kannst mir Bericht erstatten."

    Er lehnte sich zurück, rutschte bequem zurecht und verschränkte die Arme. Erwartungsvoll blickte er Purgitius an.

  • "Sondereinsatz Tiberufer. Durchgeführte Personenkontrollen. Keine besonderen Vorkommnisse. Bitte darum wegtreten zu dürfen", antwortete Purgitius.

  • "Wobei ich möchte doch noch etwas anmerken. Wie Du erwähnst Praefectus, der übliche Weg. Ebenso kann man eine Beförderung beantragen oder darum bitten. Wer fragt muss allerdings mit einer Ablehnung rechnen. Du hast abgelehnt.


    Thema - Empfehlung des Vorgesetzten.
    Es ist kein weiterer Vorgesetzter im Dienst, der mich empfehlen könnte.


    Thema - Beförderung der Tirones zum Miles.
    Ich selbst wurde seinerzeit von Optio Appius Furius Cerretanus und Centurio Marcus Octavius Maro befördert.

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    Wenn Du meine Vorarbeit unterschreibst, ist der Beförderung nach Dienstvorschrift nachgekommen.

    Möchtest Du das nicht, widerrufe ich die ausgesprochene Beförderung und Du kannst mich gerne diesbezüglich in Regress nehmen.


    Thema - Ausbildung.
    Wurde von mir vorschriftsmäßig nach Lehrplan abgeleistet. Maßgeblich war der Lehrplan und nicht der Spaß der Tirones. Die Länge, sprich Quantität einer Ausbildung sagt nichts über deren Qualität aus.


    Thema - Sondereinsatz Tiberufer.
    Wurde von mir abgeleistet. Einsatz Tiberufer, genaueres war nicht spezifiziert. Durchgeführte Personenkontrolle. Kontrollierte Personengruppe verhielt sich unauffällig und friedlich. Kontrolle ergab das die Gruppe Handwerksmaterial bei sich führte. Da kein Straftatbestand vorlag, durfte die Gruppe weiterziehen. Nach der Kontrolle keine weiteren Vorkommnisse.


    Thema - Unerfahrenheit.

    Meine Leistung bis heute:
    - Ermittlung in der Brandsache Ganymed
    - Ermittlung in der Mordsache Eques Pontius Liber vom Tigillum Soroium
    - Ermittlung und Aufklärung der Mordsache Caesoninus und Iulia Phoebe
    - Ermittlung und Aufklärung des Brandanschlags Urbanerstatio, Anschlag der Krähen
    - Auszeichnung für hervorragende Ermittlungsarbeit durch Tribun Lucius Petronius Crispus
    - Gerichtsreise nach Tusculum Tribunis Cohortis Urbanae Lucius Petronius Crispus
    - Absicherung der Ludi Megalenses
    - Absicherung der Lustratio - Opfergang zur Entsühnung mit Frugi unter meinem Befehl
    - Lauf der Luperci
    - Rettungseinsatz beim Brand Ganymed, Python aus den Flammen gerettet
    - Auftrag Standortsuche für die neue Doppelstatio in der Subura
    - Auftrag Neuzugänge der Garde
    - Auftrag Vernehmung Didius Mollicus
    - Auftrag - Reise Linos, Unterstützung Deines Sklaven Linos durch meinen Sklaven Charislaus
    - Auftrag - Spezialeinsatz Tiberufer - Personenkontrolle
    - Ausbildung der Tirones vorschriftsmäßig nach Lehrplan.


    Von 24 Berichten in unserem Fallaktenarchiv sind

    1 von Ferox,
    2 von Frugi,
    3 von Scato,
    18 von mir.


    Der andere Ausbilder war Dein Cornicularius Titus Octavius Frugi. Jener Mann aus Deinem Vorzimmer. Nennen wir ihn doch beim Namen.

    Man redet in der Castra Praefectus, man hört den Flurfunk auf den Fluren, zwischen den Baracken, in den Thermen, auf der Latrine. Auch ein so kleiner Mann wie ich, ist informiert. Ein Ermittler hat seine Augen und Ohren überall in Rom.


    Thema - Ausbildung:
    Er stellte den Lehrplan auf den Kopf.
    Er nannte seine Tirones ehrverletzend Mädels, als Ansporn. Fragt sich wozu.


    Er hat Leib und Leben der Tirones beim Übungsschwimmen im Tiber gefährdet. Allein was dort alles drin schwimmt und entsorgt wird. Vermutlich hat er diesen lebensgefährlichen Unsinn von unserem einstigen Ausbilder übernommen.


    Er hat Falschinformationen an die Tirones weitergegeben. Wie unter anderem "Ein falscher Tritt und die Testudo bricht auseinander". Das ist Unsinn. Die Testudo ist felsenfest! Grund: Mit dem Schild drückt man gegen den Rücken des Vordermanns und man steht extrem dicht aneinander. Genau dafür ist die Formation da.


    Thema - Erfahrung und Zuverlässigkeit.
    Er begleitete Deine Verwandte vom Stadttor Roms zu Dir nach Hause und ließ es als Vorgesetzter unbesetzt zurück. Er benannte keine Vertretung im Amt, nur für die Kontrolle. Ob das so richtig ist, ist fraglich. Hat kein Vorgesetzter Optio vor Ort anwesend zu sein?


    Was genau davon soll ich nachholen Praefectus?",
    fragte Purgitius.

  • "Sondereinsatz Tiberufer. Durchgeführte Personenkontrollen. Keine besonderen Vorkommnisse. Bitte darum wegtreten zu dürfen", antwortete Purgitius.

    Im Moment, als Menecrates der Bitte eine Absage erteilen wollte, überlegte es sich Purgitius anders. Plötzlich sprudelte alles aus ihm heraus. Der Präfekt unterbrach aus Höflichkeit nicht, aber folgen konnte er dem Redeschwall auch nicht. Er löste sich bereits mittendrin aus seiner bequemen Haltung.


    "Eins nach dem anderen. Wir bleiben zunächst beim Thema und erörtern die Razzia, bevor wir über die Ausbildung sprechen. Dir ist aber hoffentlich klar, dass ich meine Entscheidung bezüglich der von dir angebotenen Ausbildung nicht begründen muss." Er hob die Brauen, senkte den Kopf und fixierte Purgitius nur durch einen Schlitz seiner Augen, um seiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen, dann sprach er weiter.

    "Es fällt im Übrigen nicht in deinen Aufgabenbereich, die Arbeit anderer Offiziere zu bewerten." Eine unerwünschte Eigenschaft, wie Menecrates fand.


    "Kommen wir zur Razzia. Mich interessiert, in welcher Situation die Gruppe vorgefunden wurde, aus wie vielen Personen sie bestand und wie viele von diesen Personen einen Fischanhänger trugen." Bezugnehmend auf die - wie er fand - nicht sonderlich kluge Aussage "Genaueres war nicht spezifiziert" fügte Menecrates an: "Es empfiehlt sich, bei der Schilderung vom Ablauf der Razzia ebenso detailliert zu erläutern wie bei der von mir NICHT angeforderten Bewertung deines Ausbildungskollegen Octavius. Ich erinnere zudem daran, dass du als einziger Offizier bei der Unterredung mit dem Kaiser dabei gewesen bist, wo es explizit um den Fischanhänger der Vestallinnenmörderin ging, und ich angekündigt hatte, zusammen mit den Prätorianern einen Einsatz zu planen. Du höchst persönlich hast den Christen im Carcer verhört und ich hoffe, du erinnerst dich noch, was du dort erfragen solltest. Ich habe dich sogar ein zweites Mal zum Verhör geschickt, um ganz genau in Erfahrung zu bringen, wie so ein Fischanhänger aussieht. Keiner der anderen Offiziere besaß so viel Wissen wie du, daher hoffe ich, dass ich mich verhört oder dich falsch verstanden habe, dass dir nicht spezifisch klar war, worum es bei den Razzien ging."

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