Ausbildung des Caius Furius Merula

  • „Das Ding?“ Octavius starrte den Tiro an. „Du nennst unser Scutum wirklich das Ding, das hätte ich von einem Urbaner nie erwarte,t je zu hören zu bekommen, auch wenn er noch ein Tiro ist und von dir schon gar nicht. Deine Antworten waren nicht falsch aber es ist das Wissen eines Straßenjungen. Es zeigt mir, du hast dich nicht wie geraten bei deinen Kameraden informiert. Damit ihr in Zukunft, das macht was euch geraten wurde, aequatis passibus! Und laevum, laevum …drei Runden extra. Frugi war sichtlich enttäuscht, so etwas von seinen musterhaften Probanten zu hören zu bekommen.

    „State! in aciem venite! Dann fangen wir noch einmal von vorne an. Wenn ihr euch erinnert, nannte
    ich den Scutum eine Waffe. Er ist also nicht nur ein Ding,
    Das Wort Ding betonte er überlaut und schaute Furius funkelnd an. „Es ist das was man in der Hand hält, um gegnerische Hiebe abzuwehren. Patulcius was
    kannst zur Ergänzung beitragen?“
    „Er kann ein Rammbock sein“, kam von diesem. "So ist es! Euer Schild hat einen Buckel. Dieser schützt eure Hand. Ist aber auch eine wirksame Stoßwaffe! Ihr bildet eine geschlossene Reihe mit eurem Scutum. In der geschlossenen Formation deckt euch das Scutum etwa von der Nase
    bis zu den Unterschenkeln. In der Idealstellung überlappen sich eure Schilde leicht und werden auf der Innenseite jeweils von der linken Schulter und vom linken Knie mit gestützt. Genau das üben wir nun!
    *Scuta premite*!"

    Zur Kontrolle ging der Cornicularius die Reihe entlang und warf sich plötzlich mit aller Kraft gegen die Schilde, natürlich zufällig da wo Furius stand.


    Sim-Off:

    *Rotten schließen!

  • Merula, der Jüngste und Unsicherste von allen Tirones, kam weder mit der Mittelpunktstellung noch mit Rügen sonderlich gut zurecht, dabei dachte er, sein Selbstbewusstsein wäre im letzten Jahr spürbar gestiegen. Der Tadel des Corni sorgte für die von ihm verhasste Schamröte im Gesicht. Aufzublicken traute er sich nicht. Fast glaubte Merula, seine Sicherheit nahm während der Ausbildung beständig ab, anstelle sich aufzubauen. Vielleicht hätte er sich später beim Militär bewerben und stattdessen Lebenserfahrung sammeln sollen. Auf seinen wachen Geist konnte er sich offensichtlich auch nicht verlassen.

    Die Strafrunden zu laufen, machte ihm nichts aus, egal wie viele es werden würden, aber er fürchtete sich vor dem Zorn der anderen. Nicht alle konnten gut laufen. Nach dem Anhalten und Aufstellen gab es kein Kommando, wo die Augen hinzublicken hatten, also sah Merula am Corni vorbei, als der ihn anfunkelte. Zu seinem Glück kam bei der nächsten Frage jemand anderer dran.

    Den Ausführungen hörte er genau zu, denn wissbegierig war er, auch wenn es vorkam, dass er nicht alles verstand. Er positionierte das Scutum wie beschrieben und würde er nicht konsequent dem Blick des Corni ausweichen, wäre ihm mit Glück dessen Plan rechtzeitig aufgefallen. So aber kam der Rempler unerwartet und da Merula rein körperlich wenig entgegenzusetzen hatte, fiel er prompt rücklings um. Erinnerungen an den gestrigen Tag kamen auf und mit ihnen eine unterschwellige Wut. Er wollte nicht ständig fallen und nicht die Lachnummer der Tirones sein. Etwas musste er ändern, darüber würde er nach dem Ausbildungstag nachdenken.

  • „Wie ihr gesehen habt seid ihr noch lange nicht standfest genug.“ Octavius ging nicht weiter auf Furius ein, er wusste man brauchte wirklich Kraft und Entschlossenheit dazu, dem Gegner gegenüber standfest zu bleiben. „Ihr solltet immer auf alles gefasst sein. Dort drüben, seht ihr Holzpfähle, jeder wählt sich einen aus und übt den Bewegungsablauf. Deckung hinter dem Scutum nehmen, dann blitzschnell mit dem Gladius vorstoßen und wieder in die sichere Deckung zurück. Versucht dabei, immer bestimmte Punkte am Pfahl zu treffen. Haltet die Waffe gut fest, stecht ordentlich zu!"

    Zwischen durch gab es immer wieder Anweisungen wie: „Das Scutum höher" Aber auch Rüffel wie in etwa: „Du bist tot! Dein Gegner hat Deine offen präsentierten Gedärme aufgespießt!“ Diese Bewegungsabläufe würden in den nächsten Tagen immer wieder geübt werden, bis sie in Fleisch und Blut übergingen. Nach einer langer Zeit kam dann von dem Cornicularius: „gladios condite! in agmen venite! Morgen in gleicher Ausrüstung antreten. abite!“

  • Die nächste Aufgabe umfasste den Kampf mit einem Holzpfahl, was Merula entgegenkam, denn dort konnte er sich unauffällig und ungehindert seiner Wut entledigen. Natürlich hielt er ein Holzschwert in seinen Händen, denn eine Klinge aus Metall wäre schnell stumpf. Zum Schutz der ungeübten Tirones, aber auch aus wirtschaftlichen Aspekten heraus, wurden die echten Schwerter nicht zum Üben benutzt. Die Holzschwerter besaßen allerdings ein größeres Gewicht, weswegen der Umstieg später als angenehm empfunden wurde.

    Am liebsten hätte Merula beidhändig des Schwert gefasst und auf den Pfahl eingedroschen, aber die Aufgabe lautete, das Scutum mit zu benutzen. Obwohl Holzschwert und Schild im Normalfall die untrainierten Arme des Furiers schnell überforderten, hielt er wegen der angestauten Wut länger durch und zeigte, ohne dass er sich dessen bewusst war, eine recht passable Leistung. Merula nahm sich vor, irgendwann später und nicht im Zusammenhang mit Niederlagen den Corni zu fragen, ob eine wütende Grundstimmung im Dienst generell zu empfehlen wäre.

    Als das Kommando erging, die Schwerter in die Scheide zu stecken, atmete Merula auf, weil die Kraft geradeso bis hierher gereicht hatte. Sie traten noch einmal an und durften anschließend wegtreten.

    Am nächsten Morgen standen sie bei Sonnenaufgang mit gleicher Ausrüstung wieder da. Muskelkater plagte sie alle mehr oder weniger.

  • Der Cornicularius stand breitbeinig und hielt eine kleine Ansprache. „Triones ich weiß, zur Zeit jagt ein Schmerz den anderen. Eure Muskeln werden beansprucht wie noch nie in eurem Leben. Bestimmt merkt der ein oder andere von Euch wie er stärker wird. Was euch aber immer noch fehlt ist die Durchsetzungskraft oder sogar der Durchsetzungswille. Doch das bekommen wir auch noch hin.“ Octavius hatte in den letzten Tagen immer wieder die Niedergeschlagenheit von einigen Triones gesehen, jetzt wollte er ihnen Mut machen. „Legt Gladius und Scutum ab damit ihr euch besser bewegen könnt. ….ad dextram! Und drei Runden laufen nach jeder Runde zehn Liegestützen und zehn Kniebeugen. Cursim!“

    Kaum beendet ging es weiter. „Nun geht in die Hocke, so geht ihr weiter ohne Zuhilfenahme der Hände bis ich consistite sage.“ Octavius wusste wie sehr diese Übung in die Oberschenkel ging und der Befehl kam nach einer drittel Runde. "consistite! Mettius und Furius, Epidius und Cloelius, sowie Obsidius und Patulcius.

    Ihr kennt das Spiel, fünfmal. Der Verliere macht heute zehn Kniebeugen.“

    Frugi sah zu seiner Freude, trotz der vorherigen Anstrengung, heute zeigten einige mehr Wille zum Sieg. „Sehr gut und nun kommt ein Kinderrennen. Jeder wählt einen Partner. Einer legt sich auf den Bauch grätscht die Beine. Der Partner stellt sich dazwischen und ergreift die Kniegelenke, daraus machen wir ein kleines Rennen. Wenn ich wechseln rufe gibt es einen wechseln beide. Wir nennen das ein Schubkarrrennen.

    Und los.“ Manchesmal musste Frugi sich bei dem rennen ein Lachen verkneifen. Nachdem dieses rennen beendet war hieß es. "Gladius und Scutum anlegen und zu den Pfählen, genau wie gestern."

    Irgendwann kam die Erlösung: „gladios condite! in agmen venite! Morgen in voller Marschrüstung antreten. abite!“

  • Sie durften ohne Schild und Schwert die üblichen Runden laufen, was Merula als Einstieg in den Tag freute. Ob er bereits mehr Kraft entwickelt hatte, konnte er nicht beurteilen, weil ihm jeder Muskel schmerzte. Das Laufen gehörte noch zu den leichtesten Disziplinen, die Liegestütze fielen ihm bereits schwer und auch die Kniebeugen beanspruchten die vom Muskelkater gequälten Bereiche seines Körpers. Merula nahm sich vor, am Ende des Tages die Therme aufzusuchen und nicht erschöpft ins Bett zu fallen. Hauptsache, er schlief nicht beim Baden ein.

    Beim nächsten Befehl staunte Merula Momente, bevor er ihn ausführte. Innerlich fluchte er und dachte, bestimmt wohnte in dem Corni ein sadistischer Geist, der seine Tirones mit Vergnügen quälte. Er keuchte bereits nach einer knappen Runde und während er den Rest dieser furchtbaren Übungseinheit absolvierte, nahm er sich vor, genauso unerbittlich zu sein, sollte er jemals in den Genuss kommen, ebenfalls Tirones auszubilden. Er schreckte auf. Wurde man auf diese Weise Sadist?

    Am Ende der letzten Runde kam er fast nicht auf die Beine. Er musste sich mit den Händen abstützen und hochdrücken, während seine Beine zitterten, aber auch sein Trainingspartner schwächelte. Dieses Mal bekam er Mettius zugeteilt, was zu einem ausgeglichenerem Resümee der Paarübung führte als am Vortag.


    Die nachfolgende Übung führte Merula wie eine Marionette aus, denn er dachte über nichts mehr nach, sondern funktionierte nur. Der Tag endete mit dem Verprügeln des Holzpfahles, was leidlich gut funktionierte, denn obwohl seine Muskeln scheinbar aus Brei bestanden, bekam er den einen oder anderen Schlag gut hin, zumindest dann, wenn der Corni zu ihm schaute.

    Am Ende des Tages schlurfte er vom Platz, steuerte zur Therme, rutschte ins Waser und bewegte sich eine halbe Stunde lang nicht mehr.

  • Müde erschien dem Cornicularius sein Häuflein. Was auch kein Wunder war, so wie er sie gefordert hatte. „Tirones,“ begann er, „heute verlasst ihr zum ersten mal die Castra. Wir umrunden sie im Marschtritt. Ihr stellt euch paarweise auf. Wie lange wir sie um runden schauen wir dann.

    in duos ordines! ad sinistram! aequatis passibus! laevum, laevum ...

    Octavius marschierte neben ihnen her aus dem Tor um die Castra herum. Nach der zweiten Umrundung hieß es zurück zum Exerzierlatz. "Probati in aciem venite! Morgen ohne Ausrüstung antreten. Bevor ihr wegtrtet und ein warmes Bad genießt. Wer von euch kann noch nicht schwimmen?" Fragend schaute er zu ihnen.


  • Der Tag begann so gut wie lange keiner mehr, denn die Knochen und Muskeln schmerzten deutlich weniger als sonst. Die Therme wirkte Wunder und der anschließenden Schlaf tat sein übriges. Nicht einmal die Marschausrüstung konnte Merula die Stimmung verderben und als das Tagesprogramm verkündet wurde, stahl sich ein kleines Lächeln in sein Gesicht, denn Marschieren gehörte zu seinen Stärken. Bei dem Gedanken, einfach nur laufen zu müssen, wenn auch bepackt wie ein Esel, wuchs die Hoffnung, dass die lädierten Muskeln keinen Rückschlag erfuhren und sich im besten aller Fälle sogar weiter regenerierten, denn schwach wie zu Beginn der Ausbildung waren sie nicht mehr. Sie konnten deutlich mehr leisten. Einzig für die Regeneration blieb wenig Zeit und Gelegenheit.

    Merula richtete es so ein, mit Mettius ein Duo zu bilden, weil er ihn mochte und in ihm einen körperlich nahezu gleichwertigen Kameraden sah. Zweikämpfe waren daher stets offen und nicht wie bei Obsidius im Voraus entschieden. Es ertönte der Befehl links herum und sie marschierten los. Motiviert schritt Merula aus, diesen Tag feierte er.

    Als die Umrundungen endeten, kam es sogar noch besser: Sie wurden in die Thermen geschickt, ganz offiziell. Zuvor aber wurde geklärt, wer schwimmen konnte und wer nicht. Merula konnte gut schwimmen, daher sah er sich neugierig um, wer es von den anderen noch lernen musste. Fast hätte er unverschämt gegrinst, als sich Obsidius meldete. Endlich ein Metier, wo der Kräftige hinten anstand.

  • Octavius hob die Augenbraue, das hätte er nun nicht erwartet, Obsidius konnte also nicht schwimmen. Als alle den Platz verließen kam dann wohl zu dessen Leidwesen dann: “Obsidus hier bleiben. Das Schwimmen wirst du noch lernen müssen oder spricht etwas dagegen?” Als dieser verneinend den Kopf schüttelte, meinte Frugi: “Gut die Zeiten teile ich dir noch mit. abite!”

    ..................................


    Erfreut sah der Cornicularius, als seine Schützlinge antraten, der Vortag hatte den Probanten gut getan, sie wirkten wesentlich frischer. Die Begrüßung lief wie üblich formvollendet. “Tirones drei Runden laufen und heute gestaltet sich das als ein Wettlauf. Anschließend in Linie antreten. Uuund LOS” Jetzt kam es darauf an wie sie sich ihre Kräfte einteilten. Gespannt wartete er darauf wer Sieger würde.

  • Nachdem Merula bereits gestern weitgehend erfrischt in den Tag starten konnte, fühlte er sich heute noch besser. Für ihn stand fest, sobald die Muskeln oder Knochen schmerzten, würde er die Therme aufsuchen und danach ausreichend schlafen. Zum Glück merkte er nicht, ob jemand in seiner Stube schnarchte, weil er vor Müdiogkeit prompt einschlief und erst am Morgen erwachte.

    Das Ausbildungstraining begann mit den obligatorischen Runden, wenn auch in leicht abgeänderter Form. Die Anwesiung, um die Wette zu laufen, kam überraschend, daher blickte sich Merula verdutzt um, weil er sicher gehen wollte, richtig verstanden zu haben. Als aber die ersten lospreschten, lief er sofort hinterher. Auf der Anfangsstrecke stellte er Überlegungen an. Sie mussten drei Runden laufen, also eignete sich ein Sprint nicht, wenn er gut abschneiden wollte. Es gab zwar auch längere Sprints, aber jeder Lauf, der mehr als eine Runde umfasste, konnte von niemand per Sprint erfolgreich zurückgelegt werden. Es galt, die Kräfte einzuteilen. Zu diesem Schluss gekommen, bemühte er sich nicht mehr, zur Spitze aufzuschließen. Er achtete darauf, den Anschluss zu halten, was leichter wurde, je länger sie liefen. Bereits in der Mitte von Runde zwei brachen die beiden führenden Läufer ein und zum Ende dieser Runde führte Merula die Gruppe mit seinem neuen Lieblingskameraden Mettius an. Sie liefen Schulter an Schulter, zuweilen sahen sie sich an, lächelten und hielten den Gleichschritt, was bei annähernd gleicher Beinlänge und Tempo leicht fiel.

    Auf der Schlussgeraden in Runde zwei wechselten sie vom Freundschaft- in den Konkurenzmodus, zogen gleichzeitig das Tempo an und sprinteten die letzten Doppelschritte. Mit einer Schrittlänge Vorsprung gewann Mettius das Duell, aber gleich nach der Zielliene, die der Corni markierte, lächelten sie sich wieder an.

    Ihr Atem ging schnell und der Brustkorb hob sich im schnellem Takt, als sie in Linie antraten, aber ihnen blieb mehr Zeit zum Verschnaufen als den anderen, die nur nach und nach eintrudelten und sich neben sie stellten.

  • Zufrieden nickte Frugi, nicht nur, dass sich da zwei gefunden hatte, sondern allen schien die Abwechslung Freude zu machen. Anerkennend nickte er Mettius und Furius zu. Nachdem die Tirones schnaufend in der Reihe standen, erklärte Octavius , die nächste Aufgabe. „Vor einigen Tagen habt ihr gehört, die Waffen

    der Urbaner wären, Epidius?“ "Gladius, Scutum und Fäuste.“ „Genau! Da wir heute in so einer schönen Wettkampfstimmung sind, wollen wir das ausnutzen. Wir proben das Ringen, den Ringkampf. Mettius und Furius ihr habt beim Wettlauf gewonnen, also dürft ihr euch den Partner aussuchen.“ Octavius hob den Arm zum „Zeichen des Abwarten. „Bedenkt dabei, wir sind hier keine Gladiatoren. Es muss also nicht besonders gut aussehen, sondern ihr müsst den Gegner kampfunfähig machen. Und das geht am besten durch einen gezielten Schlag, nämlich entweder dahin, wo bei euch nichts ist.." Er deutete mit beiden Händen auf seinen Lendenbereich. "Oder aber hier auf die Brust, auf die Seiten des Halses, auf die Nase oder auf die Schläfe."
    Zur Unterstützung deutete Frugi auf seinen Solarplexus, dann die Stellen, hinter denen seine Halsschlagadern pochten, auf seine Nasenspitze und schließlich die Schläfen. "Das ist allerdings eher Faustkampf - den wir aber bei uns etwas vermischen. Wenn ihr unbewaffnet seid, ist es daher oft sicherer, dem Gegner möglichst nahe zu kommen und dann zu Fall zu bringen. Dafür bietet sich klassisch das Beinstellen oder sonstige aus-dem-Gleichgewicht- Bringen an. Ach ja, wenn ihr jemanden umklammert, sind auch die Nieren immer gute Trefferpunkte!" Er deutete auf die untere Rückenpartie. "Damit von euch aber niemand in Tränen ausbricht und nach Hause zu seiner Mami rennt, verzichten wir auf allzu große Verletzungen, indem ich Schläge auf die von mir genannten Punkte verbiete. So nun aber Mettius und Furius, danach die anderen. Auf geht es Mädels."


    Sim-Off:

    Einfach den Kampf beschreiben, der Gegner darf, so lange nicht übertrieben wird, mit beschrieben werden.

  • Um wenigstens etwas Gelegenheit zum Üben zu bekommen und nicht prompt sang und klanglos untergehen zu wollen, brauchte Merula einen halbwegs gleichwertigen Partner. Gleichwertig fand er Mettius, aber bei ihm wäre er gehemmt, das Äußerste zu geben, weil er ihn mochte. Trotzdem blickte er zu ihm nach der Aussage, sie beide könnten den Trainingspartner auswählen. Da Mettius mehrmals nickte, war klar, dass sie es miteinander probieren würden. Merula bereute allerdings seine Wahl, je mehr Trefferpunkte der Corni aufzählte. Jeder der genannten Punkte schmerzte nachhaltig, wenn er getroffen wurde. Das verdarb Freundschaften und verhinderte ein frisches Antreten am morgigen Tag. Umso erleichterter zeigte sich Merula, als der Corni am Ende alle aufgezählten Punkte verbot. Fast konnte er das 'Mädels' deswegen überhören, was er nicht mochte.

    Ringen gehörte nicht zu seinen Stärken, weil er zwar Kraft besaß und über Wendigkeit verfügte, aber als Leichtgewicht weder einen Gegner auf den Boden drücken noch durch Körpermasse aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Im schlimmsten aller Fälle wurde er Huckepack getragen. Um das zu verhindern, streckte Merula beide Arme nach vorn, um Mettius auf Abstand zu halten. Mettius tat es ihm gleich, fasste die Hände und so drehten sie sich als Paar mal nach rechts, dann wieder nach links, ohne das etwas anderes passierte. Merula suchte nach einem Schwachpunkt bei seinem Gegner und stellte fest, dass er gleichzeitig abwog, was er Mettius antun wollte. Obsidius gegenüber, der ihn platt gemacht hätte, könnte er hinterhältiger sein. In all seine Überlegungen grätschte Mettius, traf seinen rechten Fuß und nahm Merula den Halt. Im Fallen krallte der sich an Mettius und riss ihn mit. Der Aufprall war hart, gelangte aber nicht ins Bewusstsein, weil Merula darum rang, nicht gänzlich unten zu liegen. Er winkelte ein Bein an, stützte sich mit dem Fuß auf und presste so stark er konnte. Mettius konzentrierte sich auf Merulas Schultern, von denen eine bereits den Boden berührte. Die andere konnte durch das Beinstemmen ein gutes Stück oben gehalten werden. Merulas Bauchmuskeln arbeiteten auf Hochtouren. Lange würde er das nicht durchhalten, daher galt es alles oder nichts. Merula ging auf Risiko, gab blitzartig die Gegenwehr auf und ließ sich auf den Rücken fallen, um durch die Unterstützung des anderen Beines, was zeitgleich mit Abstemmen anfing, den Schwung auszunutzen und den überraschten Mettius über sich hinweg zu rollen und im besten aller Fälle unter sich zu bringen. Der Plan gelang nur im Ansatz, weil Mettius nach kurzer Verblüffung den Arm nutzte und damit sein eigenes Umrollen verhinderte. Merula kam nicht einmal seitlich zu liegen und landete mit dem nächsten Aufbäumen seines neuen Freundes auf dem Rücken. Er ließ ihn los und legte die Arme auf dem Boden ab. Der Kampf war entschieden.

  • Nachdem alle Paare ihre Kämpfe beendet hatten und sie in Linie angetreten waren, stand der Cornicularius mit Hasta und Pilum ausgerüstet vor ihnen. „Wie einige von euch vorhin vielleicht bemerkt haben ist es gar nicht so leicht gegen einen Freund an zutreten, deshalb werden morgen die Partner getauscht. Nun zu dem was ich in meinen Händen habe, und nämlich Obsidius?" „Pilum und Hasta Cornicularius“. "Richtig und morgen erzählt ihr etwas dazu. Und nun zum Abschluss noch fünf Runden marschieren, denn was ihr da so treibt gefällt mir noch nicht. Bald sind eure Übungsmärsche in und vor der Stadt fällig, da will ich ein besseres Bild sehen. Also in duos ordines! ad sinistram! aequatis passibus! laevum, laevum …state! Kam nach der fünften Runde und abite!.

    ………………….

    Am nächsten Morgen nach den üblichen Auflockerungsrunden, als sie in Linie dastanden, kam die zu erwartende Frage. "Nun noch zu unserer noch ungeübten Waffe der Hasta. Dazu erählt uns heute Furrius
    etwas."
    Alle wussten was auf sie zukommen würden und hatten Zeit genug sich vor zu bereiten.

  • So, wie der Corni es sagte, erging es Merula: Er kämpfte nur mit halber Kraft, weil er Mettius keine üblen Schmerzen zufügen wollte. Mettius hielt es ähnlich. Als die Ankündigung eines Wechsels des Übungspartners kam, sah Merula die Notwendigkeit ein, hoffte aber, er würde morgen keinen der haushoch überlegenen Tirones zugeteilt bekommen. Außerdem hörte er dieses Mal genau heraus, dass sie sich über Pilum und Hasta erkundigen sollten. Das sollte ihn vor einer erneuten Pleite bewahren.

    Es folgte eine der leichtesten Übungen: das Marschieren. Laufen, marschieren, sprinten konnte Merula in fast jedem Zustand und auch dieses Mal spielte er diese Stärke aus. Er wurde nicht langsamer und kürzte auch keinen Schwenk ab, daher kam er ohne Tadel nach der fünften Runde zum stehen. Trotz allem wuchs die Beliebtheit des Befehls abite. Die Kräfte waren nach einem Übungstag erschöpft und die Muskeln sehnten sich nach Regeneration. Natürlich vergaß er dieses Mal nicht, sich bei den älteren Kameraden über die Hasta zu erkundigen.


    Am nächsten Morgen zuckte er nicht zusammen, als sein Name fiel. Da gestern Hasta und Pilum erwähnt wurden, heute aber nur nach Hasta gefragt wurde, strauchelte Merula doch wieder, bevor er sich fing und beschloss, über beides etwas zu sagen.

    "Gestern haben wir Hasta und Pilum gezeigt bekommen. Die Hasta war kleiner, aber beides ist ein Speer. Der Unterschied liegt in der Verwendung, denn der längere Pilum wird geworfen und die kleinere Hasta benutzt man zum Stoßen, also im Nahkampf. Sie wird deswegen auch als Lanze bezeichnet. In unserer Einheit wird nur die kleinere Hasta benutzt, während in der Legion der größere Wurfspeer zum Einsatz kommt." Er holte Luft, um etwas anzufügen. "Allerdings habe ich gehört, dass manche Legionäre sowohl einen kleinen als auch einen größeren Speer bei sich führen."

  • „Sehr gut Furius, du hast uns gleich etwas zu beiden Waffen gesagt. Bei unserer Hasta handelt es sich um eine Stosslanze mit einem etwa 2 m langem Holzschaft und einer 10 - 20 cm langen, blattförmigen scharfen Spitze und Sie dient dazu, durch Zustoßen und Zurückziehen dem Gegner Schnittverletzungen zuzufügen und ihn auf Distanz zu halten. Sie soll den Gegner durch Zustoßen zu attackieren und gleichzeitig von sich fernzuhalten, oder aber feindlichen Reitern damit zuzusetzen. Die Hasta ist eine Stoßwaffe für den Einsatz in Nahkampf und Halbdistanz. Ein- oder beidhändig benutzbar wird sie nicht wie das Pilum geworfen, sondern dient sozusagen als Verlängerung des Gladius Deshalb wird sie entweder in Formationskämpfen oder im Kampf gegen Reiterei eingesetzt, um der Reichweite der gegnerischen Schwerter zu entgehen.“

    Von seinem eigenem Redeflussüberwältigt, hielt Frugi inne und kratzte sich am Hinterkopf. Hatte er jetzt einiges doppelt erklärt. Egal hauptsache es prägte sich für die Rekruten ein. Dann fur er fort:

    „Wie Furius erwähnte, tragen einige Legionäre beides bei sich, was sich aus ihren verschiedenen Einsatzmöglichkeiten erklärt. Im Feld beim Einsatz gegen Reitereinheiten ist es bestimmt besonders von nutzen. Jeder von euch nimmt nun ein Übungshasta und Scutum, von dem Haufen dort und dann ab an die Pfähle.“

    Wieder begann die tägliche Mühsal der Probanten, ab und an kam von Octavius: „Etwas kräftiger zustoßen! Es sei denn, Du möchtest den Gegner nur leicht anpieksen, um ihn zum Aufgeben zu bringen.

    Der erlösende Befehl, „Übungswaffen weg“ kam, als jeder sehen konnte, die Tirones waren kaum noch in der Lage ihre Arme anzuheben.

    „in aciem venite! Wie ihr seht, braucht es ganz viel Übung um den Umgang mit den Waffen, genauso wie das Marschieren zu beherrschen. Deshalb ist in der nächsten Zeit nach der üblichen Ausbildungszeit täglich noch eine Stunde üben mit Gladius und Scutum angesagt. abite!"

  • Das erste Lob seiner Tirozeit legte sich wie Balsam auf Merulas Gemüt. Endlich konnte er glänzen und endlich wurde er nicht mehr rot. Er fühlte sich um ein ganzes Lebensjahr reifer, was für einen Jungspund als Gewinn anzusehen war. Zufrieden mit sich und dem Tag sah er nach rechts und links zu den Kameraden, allerdings achtete keiner auf ihn, weil alle dem Corni zuhörten. Merula tat es ihnen gleich, damit nach dem Lob kein Tadel wegen Unaufmerksamkeit folgte.

    Wie zu erwarten, stand anschließend eine Übungseinheit mit der Hastra an. Den Scutum, noch immer wegen seinem Gewicht eine Herausforderung, griff er mit der Linken, die Hastra mit der Rechten. Das Zustoßen fiel ihm leichter als gedacht, allerdings erlahmte der Arm, der den Schild trug, beizeiten, sodass er beständig korrigieren musste, wenn er daran dachte. Oft genug merkte er es allerdings zu spät und öffnete ungewollt die Deckung, was ihm Ermahnungen einbrachte. Noch lief nichts automatisch ab und wenn sich Merula auf den Schild konzentrierte, stieß er fehlerhaft zu, während er bei der Konzentration auf die Stöße regelmäßig mit dem Scutum abrutschte. Irgendwann erlahmten die Kräfte derart, dass er beide Hände zum Anheben des Schildes brauchte, aber zum Glück läutete der Corni das Ende dieser Übungseinheit ein.

    Heute gab es erstmalig eine Barackenaufgabe. Nach dem Befehl des Wegtretens und auf dem Weg zur Baracke überlegte sich Merula, zunächst den Armen etwas Ruhe zu gönnen, weil das Üben gleich im Anschluss kaum Fortschritte gebracht hätte. Zu seinem Glück sank er auch nicht mehr todmüde auf die Bettstatt, wenn er vom Exerzierplatz kam. Merula merkte, dass er an Kondition gewann, was er für das Selbsttraining bis Sonnenuntergang ausnutzte.

  • Cornicularius Octavius hatte sich darüber Gedanken gemacht wie er wirklich alles was es zur Zeit noch an Selbstbewusstsein aus seinen Schützlingen herausholen konnte. Immer wieder hatte er verschiedene Paarungen gegeneinander antreten lassen. Mittlerweile blickte er bei fast allen beruhigt in die Zukunft, bis auf einen und dem, so war sein Vorsatz würde er heute auf die Sprünge helfen. „Heute“, begann er nach der morgendlichen Begrüßung, „gestalten wir die Auflockerungsrunden ein wenig anders. Ich wähle Paare aus und gebe ihnen entsprechende Anweisungen. Paar eins Patulcius und Cloelius, Paar zwei Epidius und Mettius, somit bleiben nur noch Paar drei Furius und Obsidius.

    Paar eins läuft eine Runde um den Platz! Paar zwei: Eine Runde um das Intervallum. Paar drei: Einmal bis zum Eingangstor und zurück! Und zwar mit Tempo! Die Paare die angekommen sind wechseln, also Paar eins um
    das Intervallum, Paar zwei zum Tor und Paar drei um den Platz. In der letzten Runde wird dorthin gelaufen, wohin noch nicht.

    Es gibt Paarsieger oder Einzelsieger. Gut wäre wenn nur Paare eintreffen würden, denn ein verlässlicher Paartner ist sehr wichtig. Manchmal hilft es den Partner auf Trapp zu bringen. Pergite!"

  • Die Ankündigung glich zwar keinem Schock, aber gute Erfahrungen verband Merula nicht mit Obsidius, der ihm zugeteilt wurde. Innerlich seufzte er, äußerlich bemühte er sich, davon nichts merken zu lassen. Die Situation verbesserte sich deutlich, nachdem die Disziplin bekanntgegeben wurde. Die Gesichtsfarbe kehrte zurück und Merula atmete auf. Laufen gehörte zu seinen Spezialdisziplinen und langsam sollte er auch lernen, mit weniger beliebten Kameraden umgehen zu können. Es gab sie überall.

    Das Ziel lautete, als Paar anzukommen, was bedeutete, dass Runde eins für Merula in gemäßigtem Tempo vonstattenging, da Obsidius zwar stark, dafür aber nicht schnell war. Alternativ konnte Merula rücksichtslos voranpreschen und einen Vorsprung herauslaufen, oder anstatt Obsidius Tempo widerspruchslos hinzunehmen, könnte Merula ihn auch triezen. Anspornen ginge natürlich auch. Merula war ratlos und hätte sich gerne beraten, aber schneller als gedacht erteilte der Corni das Kommando zum Marsch.


    "Los, Obsidius! Nicht marschieren, laufen!" Merula gehörte zu den Ehrgeizigen. Sie befanden sich noch auf dem Hinweg zum Eingangstor, da schnappte er sich Obsidius am Arm und zog ihn mit, was zwar nicht viel, aber immerhin etwas half. Bei ihrer Rückkehr kamen ihnen bereits Patulcius und Cloelius entgegen, deren Runde um den Platz sie jetzt antraten.

    Im Moment, als Obsidius kurz verschnaufen wollte, riss ihn Merula mit. "Ausruhen kannst du später, los jetzt!" Er merkte, wie unfreundlich er klang, aber die Erinnerung an das rücksichtslose Auftreten des Kraftprotzes beim Ringen wollte nicht verblassen.

    "Los, Intervallum als letztes. Beine unter die Arme, Obsidius. Hast doch sonst eine große Klappe." Obwohl Merula während dem Rennen redete und zusätzlich an Obsidius zerrte, sah sein Lauf frischer als der des Kameraden aus, und als sie beim Corni ankamen, keuchte Obsidius mehr als er. Sie stellten gemeinsam das zweite Paar und während sie auf Paar drei warteten, flüsterte Merula zu Obsidius: "Ab heute nenne ich dich Ente."

  • Der Cornicularius stand, als sie von ihrem Lauftraining zurückkamen, ausgerüstet mit Scutum und Gladius vor ihnen. „In Ordnung, Tirones. bevor ihr auf eure formschönen neuen Freunde, die Pfähle losgeht, wiederhole

    ich das wie. Zwei Grundstellungen!“ Octavius beugte sich in einer flüssigen Bewegung leicht nach vorn, verlagerte das Gewicht auf sein linkes Bein, drückte die linke Schulter in das Scutum und presste sich den abgewinkelten Schwertarm gegen den Rippenbogen. „Primum! Die tiefe Stellung. Zum Stoß gegen Bauch und Brust. Klinge an den rechten Schildrand. Handfläche nach innen. Ellbogen weit zurück.“ Er verharrte eine kurze Weile lang in der Haltung, ließ er Scutum und Schwert wieder sinken. „Die Körpermitte ist an sich das dankbarste Ziel. Allerdings nur, wenn der Gegner nicht durch Panzer oder Schild geschützt ist. Secundum.“
    Erneut nahm er die Angriffsstellung ein, riss diesmal jedoch den Ellbogen etwas zur Seite und brachte den Gladius über Schulterhöhe. „Die hohe Stellung. Zum Stoß gegen Gesicht und Hals. Klinge über die Schildkante. Handfläche nach unten. Ellbogen leicht nach außen.“ Dem konzentrierten Blicken der Tirones ließ sich entnehmen, dass sie wohl hoffentlich kapiert hatten, worauf er hinaus wollte. Allzu schwierig war das ja auch nicht. Nickend legte er die Übungswaffen wieder ab. „So nun zu den Übungswaffen und jeder sucht sich einen Pfahl aus.“

    „Tiro Obsidius, vor dir steht ein verdammter Daker mit Schuppenpanzer, Rundschild und Falx. Wie greifst du ihn an?“ Als dieser Frugi verwirrt anschaute, schnauzte der ihn an: "Ich sagte es doch, die hohe Stellung. Zum Stoß gegen Gesicht und Hals. Klinge über die Schildkante. Handfläche nach unten. Ellbogen leicht nach außen. Wenn ihr in Zukunft die Kampfstellung einnehmt, will ich das sehen. Die tiefe Stellung eignet sich zwar besser, um in lockerer Formation gegen aufständischen Pöbel vorzugehen, weil das Ziel leichter zu treffen und zudem der Schwertarm besser geschützt ist. Aber sie birgt die Gefahr, dass der Gladius zwischen den Scuta eingeklemmt wird und bei geschlossenem Schildwall ist sie ohnehin nicht anwendbar! Also: Hohe Stellung! Also Angriff! Stoß und Block! Stoß und Block, Stoß…..


    Nachdem Die Rekruten sich wie sie bestimmt glaubten, stundenlang an den Pfählen gequält hatten, ihre Übungswaffen abgelegt hatten, um gleich darauf in einer Linie angetreten da standen. Gab es noch einige Worte des Cornicularius. „Ihr denkt wie bestimmt, wie ich selber eins und Jahrzehnte von Probti vor mir, dieser verdammt Schinder. Doch glaubt mir, wie ich aus Erfahrung sagen kann, Schlachten dauern nie lange. Ihr spürt es zur Zeit täglich, ewig haltet ihr es nicht durch. Mit dem täglichen Training werdet ihr natürlich besser, ihr werdet eure Waffen länger halten, länger anwenden können. Aber die Kräfte sind niemals unendlich. Eure nicht und die des Gegners auch nicht! Und hier liegt das Geheimnis: Seid besser trainiert als euer Gegner! Dafür quäle ich euch hier: Damit ihr besser werdet als jeder Gegner, der euch je gegenüber stehen wird! Wegtreten!"

  • Alles, was Merula hörte, leuchtete ihm ein. Schildwall gleich hohe Stoßrichtung, offene Formation gleich tiefe Stellung mit Stoß in Richtung Bauch. Sicherlich wäre er durch Ausprobieren auch zu diesem Schluss gekommen, aber warum erst eigene schmerzhafte Erfahrungen sammeln, wenn Tirones von denen ihrer Ausbilder und ganzen Generationen vor ihnen profitieren konnten. Die Haltung einzunehmen, stellte ebensowenig ein Problem dar, weil sie es vorgemacht bekamen. Was sich allerdings als eine Herausforderung erwies, war das zielgenaue Zustoßen aus der Deckung heraus, das beim fünfzigsten Mal noch genauso korrekt aussehen sollte wie beim ersten Mal. Beim Üben stellte Merula fest, dass ihm die tiefe Stellung mehr lag, weil sie weniger Kraft in der Ausführung kostete und er mit mehr Wucht zustoßen konnte. Die Kräfte aus der Bauchgegend oder Hüfte heraus lagen bei ihm deutlich über denen mit erhobenem Arm, weswegen der Holzpfahl mehr im unteren Bereich einstecken musste als oben. Einen Hals zu treffen, hielt er außerdem für schwierig, weil die Trefferflächer klein ausfiel. Ein Unterkörper bot viel mehr Möglichkeiten, selbst dann, wenn er mit der Waffe abrutschte und der Stoß misslang.

    Aber noch etwas fiel Merula auf: Er vermutete seit heute nicht nur, dass er inzwischen Armkraft aufgebaut hatte, sondern wusste es sicher. Die ersten Versuche mit dem Schwert endeteten zeitiger in der körperlichen Ermattung, heute hingegen hielt er deutlich länger durch, was aber nicht bedeutete, dass die Kraft bis zum Ende reichte. Dankbar für die Erlösung senkte er das Schwert und stellte den Schild ab.


    Als sie kurz darauf antraten, hörte Merula noch einmal, was ihm selbst vor Momenten erst klar geworden war. Er machte Fortschritte auf der Grundlage, dass er immer etwas über seine Grenze hinaus trainierte. Schön fühlte sich das nicht an, aber es zeigte Wirkung. Einsichtig, aber wieder einmal kraftleer ging er zur Baracke zurück. Er schlufte auf den letzten Schritten, tröstete sich aber damit, dass jeder Urbaner dieses Traingssoll erfüllen musste.

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