Vorzimmer des Praefectus Urbi - Cornicularius T. Octavius Frugi

  • Ein Auftrag


    Nach Beendigung der Stabsbesprechung eilte der Scriba Geta ins Vorzimmer des Präfekten. Er hatte einige Tafeln beschrieben, die er sortieren wollte und um deren Umsetzung es ging. Die vollen Hände machten einen Gruß unmöglich. Stattdessen steuerte er auf Frugi zu und drückte ihm den Stapel gegen die Brust.

    "Hilf mal, die fallen sonst!" Er hätte besser zweimal laufen sollen, aber wenn Frugi schnell zufasste, würde es gutgehen.


    "Du bekommst Arbeit. Ich halte hier die Stellung und du läufst zur Castra Vigilum. Der Praefectus Vigilum Numerius Scaevius Camerinus wird in die Preafectura Urbis geladen an einem Nachmittag dieser Woche. Tag und Zeit stehen ihm frei." Geta wartete ab, weil er den neuen Cornicularius noch nicht einschätzen konnte. Manche brachten Vorwissen mit, andere weniger.

  • Ehe Frugi sich versah stand er er mit dem Stapel in den Händen da. Von diesem aufblickend funkelte er den Scriba an. „Kann es sein, dass du vergessen hast wo du dich befindest? Wo bleibt der Gruß und die Vorstellung? Außerdem erwarte ich, das mir mitgeteilt wird von wem der Auftrag kommt. Ich glaube kaum, dass Optio Rullus solch ein Verhalten geduldet hätte.“ Was hatte dieser ihn doch gesagt, 'kein
    herumkommandieren mehr'
    . „Schau dich um, es ist genügend Platz hier, also schnell nimm dein Zeugs ehe es mir zu spät wird und beginn nochmal so, wie es bei uns üblich ist, von vorne an. Nur weil ich neu bin fangen wir keine neuen Regeln an. VERSTANDEN? Letzteres blaffte er ziemlich laut.

    So kam es, das der Octavier zum ersten mal jemanden in dieser Art anmaulte. Zu frieden mit sich schaute Frugi den Scriba an und erwartete dessen Reaktion. . Er fand er hätte sich ziemlich gut in seiner neuen Position gehalten.

  • Zuerst blieb Geta der Mund offen stehen und die Augen gewannen an Größe, dann nahm er - so gut es ging - die Wachstafel wieder entgegen. Dabei musste er mehrfach zufassen, weil immer eine andere drohte abzurutschen. Schließlich lagen alle in seinen Armen und er balancierte sie zum abseits stehenden Schreibtisch. Den Tisch bei Frugi mied er. Möglichst schonend legte er den kompletten Schwung ab, bevor er sich umdrehte. Er nahm Haltung an und salutierte mit besonderem Zack. Dummerweise wusste er den vollen Namen des neuen Cornicularius' nicht und bevor er wieder Schelte kassierte, weil er die vertrauliche Anrede benutzte, ließ er sie gänzlich weg.


    "Salve! Scriba Rufus Geta zurück aus der Stabsbesprechung." Er blickte immer noch mit großen Augen, weil er nicht wusste, wie es jetzt weiterging. Optio Rullus wusste, dass er dort zum Mitschreiben bestellt war. Der neue Mann an Bord nicht, was sich Geta eigentlich hätte denken können. Er traute sich nicht, die Haltung zu lockern. Der Anraunzer hatte ihm das Hirn leer gefegt und er wusste nicht mehr, was er eigentlich weitergeben sollte. Mit stillstehen machte er zunächst nichts falsch, also blieb er wie und wo er war.

  • Ein Grinsen unterdrückend ließ Frugi den Scriba erst einmal in seiner Haltung stehen. Zu gut konnte er sich noch daran erinnern, wie man ihn oder andere, in dieser Haltung absichtlich oder gedankenlos verharren ließ. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wer gab mir den Auftrag zum Castra Vigilum zu gehen?“ Bewusst das Nächste hinaus zögernd sprach er weiter. „Ja und ich bin, Cornicularius Octavius Frugi". Nach einer weiteren Pause schob er noch hinterher: „Du kannst dich rühren“.

  • Die starre Haltung schien den Gedankenfluss zu behindern. Zum Glück wiederholte der Cornicularius seine Nachfrage und dann fiel es Geta wieder ein. "Der Preafectuis war es", erwiderte er erleichtert, während eine Schweißperle über seine Schläfe rann. Gebannt blickte er auf Frugi, dessen Gensnamen er sich unbedingt merken musste. Octavius war zum Glück auch kein schwer zu merkender Name.

    Gefühlt ewig dauerte es, bis er sich rühren durfte. Nach dem Schreck und der ohnehin lange Zeit während der Besprechung musste er nun zur Latrine. "Ich, äh... ich muss dann mal. Darf ich wegtreten?"

  • Der Gedanke war mir auch gekommen, denn dass der Scriba einfach so eine Anweisung aussprach traute Frugi ihm nun doch nicht zu.

    Jetzt würde der Bursche wissen wo seine Grenzen waren. Dass er es wusste merkte er an dessen Frage.

    "Schwirr schon ab", kam kurz vom Optio, ehe er sich schnell umdrehte und und in seine Backen biss damit er nicht losprustete. Er hatte die Not von Geta gesehen und wünschte ihm, dass er schnell genug war.

  • Zurück von den Vigiles nahm Frugi sich eine Tabula und notierte den vereinbarten Termin.



    ANTE DIEM XVI KAL MAI DCCCLXXI A.U.C.
    (16.4.2021/118 n.Chr.) hora decima

    Besprechung mit dem,

    Praefectus Vigilum Numerius Scaevius Camerinus.


    Erster Auftrag erledigt, dachte er. Die Frage ist nur wann ich die erste Begegnung mit dem Präfectus Urbi ClaudiusMenecrates habe?

  • Lurco hatte sich auf den Weg zum Officium seines Praefectus gemacht. Irgendwie hatte er die ganze Zeit das Gefühl rückwärts zu laufen und nicht anzukommen. Dann endlich war das Officium doch erreicht und Lurco klopfte laut und vernehmlich an die Tür. Nun hieß es abwarten, mit einer Mischung aus Hoffnung und Unbehagen wartete Lurco auf die Aufforderung eintreten zu dürfen.

  • Verblüfft starrte Frugi Lurco an und einen Strahlen breitete sich über sein Gesicht aus. Der Octavier öffnete just in dem Augenblick die Türe, als es klopfte, denn er wollte sich etwas kleines zum Essen besorgen.
    „Kommst du mich besuchen?“ Kurz stockte er, „du hast aber,keinen Termin beim Praefectus, zumindest habe ich keinen notiert.“ Dies klang nicht nach einer Frage eher nach einer Feststellung, dennoch kam es ein wenig verunsichert von ihm.

  • Nach Lurcos Eintreffen, das Menecrates durch die angelehnte Tür zum Vorzimmer hörte, legte er den Griffel zur Seite. Er ließ sich wenige Atemzüge Zeit, in denen er sich das Verhalten des Cornicularius noch einmal im Schnelldurchlauf vor Augen führte, dann schob er den Stuhl zurück und stand auf. Sein Entschluss stand fest und mit diesem schritt er zur Tür, öffnete sie und trat in den angrenzenden Raum.

    Er blickte zunächst zu seinem Cornicularius. Octavius und er hatten sich heute schon mehrfach gesehen und es bedurfte nicht jedes Mal eines erneuten Grußes, wenn sie sich begegneten. Anschließend blickte er zu Purgitius, der - das hoffte er zumindest - seit seinem Arrest die Baracke nicht verlassen hatte. Er musterte dessen Haltung und Gesichtsausdruck und zog Rückschlüsse daraus. Es entstand eine Pause, bewusst von ihm geschaffen. Sie diente der Einleitung dessen, was er beabsichtigte zu verkünden.

  • Lurco nickte grüßend Frugi zu.

    "Salve Frugi, doch ich komme Dich besuchen. Natürlich hätte ich Dich gerne auch mal so besucht. Allerdings bin ich heute dienstlich hier, da ich mich im Vorzimmer des Officiums unseres Praefectus Urbi umgehend melden sollte. Und hier bin ich. Folglich habe ich einen Termin, ob bei unserem Praefectus oder bei Dir, weiß ich nicht", antwortete Lurco .


    In jenem Moment trat Herius Clauius Menecrates in das Vorzimmer.


    "Salve Praefectus", grüßte Lurco respektvoll, "ehe ein falsches Bild entsteht, ich habe Deinem Befehl Folge geleistet und den Arrest vollzogen. Deinen Befehl mich unverzüglich im Vorzimmer zu melden, habe ich durch meinen Kollegen Tarpa erfahren. Ich habe also den Arrest und damit den Befehl nicht gebrochen", erklärte Lurco. Immerhin konnte dies auch ein Test bezüglich seines Gehorsams sein. Arrest hieß Arrest und nicht Erholungsurlaub in der Castra. Folglich hätte er unter Arrest den Aushang nicht lesen können, dass er hier stand wäre somit Beweis für seinen Ungehorsam, grübelte Lurco und wartete ab. Manchmal war er wirklich ein Umstandskrämer und dachte um zu viele Ecken. Ob Test oder nicht, sein Schicksal würde sich hier entscheiden.

  • Dass Lurco gerne redete, wusste Menecrates bereits. Das Gehörte kam aber gut an und er quittierte es mit einem Nicken.


    "Cornicularius Purgitius Lurco, state!" Der Preafectus Urbi nutzte die Länge eines Atemzuges dafür, eine weitgehend unberührte Mimik zu bewahren. Sympathie galt als schlechter Berater, wenn es um korrekte Entscheidungen ging, also unterdrückte er jedwede Emotion.

    "Du hast im Rahmen der Brandanschläge auf unsere Statio und diverse Geschäfte in der Subura ausgezeichnete Ermittlungsarbeit geleistet. Dafür bist du mit einer Phalera ausgezeichnet worden." Er legte eine kurze Pause ein, bevor er anfügte: "Diese Auszeichnung hast du zurecht erhalten", da er die Stimme nicht senkte, wurde klar, dass es für den Satz eine Fortsetzung
    gab, "sie wird dir auch nicht aberkannt." Wieder senkte sich die Stimme nicht vollständig, was es absehbar machte, dass es nach der Einleitung weniger positiv weiterging, denn für ausgezeichnete Leistungen wurde niemand in den Arrest geschickt.

  • Auf den Befehl hin Stillgestanden tat Lurco genau das und hörte seinem Praefectus aufmerksam zu. Was danach folgte war... ein Lob. Lurco hoffte, dass man ihm seine Verwirrung nicht ansah. Sein Praefectus führte auf, dass er ausgezeichnet ermittelt hatte und sich dafür die Phalera verdient hatte. Er durfte diese sogar behalten. Nun um die Phalera war es ihm nicht gegangen, mehr Auszeichnung als die Phalera war das Lob von Herius Claudius Menecrates.


    Doch so wie sein oberster Vorgesetzter sprach kam gleich das große ABER.

    Aber vermutlich wird Dir die Phalera bei den Löwen nichts nützen?...

    Weil... dass würde sicher folgen.


    Oder es ging beim Abgrund schon gar nicht mehr um die Ermittlungen und die Statio, sondern um den Schwamm? Lurco zermarterte sich den Kopf und überlegte fieberhaft, was er neben den 27 geschlachteten Krähen von denen 2 schon tot gewesen waren, noch angestellt hatte. Ihm fiel beim besten Willen nichts ein. Doch! Die Befehle! Er hatte sich ziemlich großzügig ausgelegt, jedenfalls jene von Cerretanus. Aber dieser Mann hatte manchmal einen derartigen Unfug befohlen, dass er nicht wusste ob das Hohn oder Befehl war. Wie damals als er Phyton aus den Flammen zog...


    Aber sein Praefectus hatte eindeutig gesagt, dass nur die Einhaltung der Befehlskette die Zuverlässigkeit der Truppe gewährte. Oder übersetzt, wo das Versagen des Einzelnen den Tod aller bedeuten konnte, durfte es keine Gnade geben. Das bedeutete, genauso gnadenlos wie er vorgegangen war, würde man auch ihn aburteilen. Gleich was er vorher getan hatte, denn man hatte ohne Ansehen der Person zu entscheiden. Hatte er das bei den Krähen getan? Nein. Er hatte sie gehasst und zwar stellvertretend für alle, die dazu nicht mehr in der Lage gewesen waren.


    Lurco schalt sich binnen eines Atemzug, er musste bewusst seine Gedankenflut unterbrechen ehe er sich völlig verzettelte und sein Praefectus aus den Sandalen sprang, weil er ihm scheinbar nicht zuhörte. Dabei hörte er zu und dachte in Dauerschleife was nun kommen würde. Nachfragen durfte, konnte und würde er nicht. Er hatte diesen Mann zu nichts aufzufordern. Im Gegenteil er hatte sich zu gedulden und zu warten. Nicht gerade eine seiner leichtesten Übungen, aber er gab sein Bestes. Denn auch das hatte Herius Claudius Menecrates verdient.


    Er war der Einzige gewesen, der ihm zugehört hatte. Da gebot es schon allein der Anstand, dass er den Mund hielt und sich auf gleiche Art bedankte.


    Lurco schaute seinen Praefectus abwartend an und entgegen seiner sonstigen Art schwieg er.

  • Purgitius schwieg. Ein seltener Umstand beim Cornicularius und während dieser Ansprache besonders wichtig. Es machte den Anschein, als nahm er auf, was die Chance auf eine korrekte Verarbeitung des Gehörten erhöhte. Hier ging es um viel, wenn nicht sogar um alles.


    "Du hast gleichzeitig im Rahmen der Ermittlungsarbeiten den Befehl verweigert, mehrfach eigenmächtig gehandelt und die Vorschriften nach Gutdünken ausgelegt. Auch wenn es für die eine oder andere Situation nachvollziehbare Gründe gab, lässt dein Verhalten ein erhebliches Maß an Disziplinlosigkeit erkennen, was ich nicht dulden kann und werde." Obwohl der Claudier beim Reden des Öfteren die Angewohnheit hatte, ab und zu den Blickkontakt zu unterbrechen, um die Gedanken zu sammeln, hielt er dieses Mal den Blick aufrecht.

    "Insbesondere die ...", er suchte nach Worten, um Octavius Frugi nicht die Last eines Mitwissers aufzubürden, "... Art und Weise der Behandlung aufgefundener Krähen erfolgte ohne entsprechenden Befehl oder anders ausgedrückt: ohne Rückversicherung deinerseits. Das Wort 'richten' leitet sich von 'Richter' ab. Die Verantwortung dafür muss ein Vorgesetzter tragen."

    Ob Purgitius verstand, indem er über die Wortableitung nachdachte, wollte Menecrates zu einem späteren Zeitpunkt erfragen. Er atmete einmal durch und straffte sich eine Nuance mehr als er ohnehin aufrecht dastand.

  • Lurco hörte weiterhin schweigend zu. Denn das größte Problem bestand meist darin, dass Leute nicht zuhörten um zu verstehen, sondern nur um zu antworten. Die Tatbestände die sein Praefectus aufführte entsprachen den Tatsachen. Er hatte Befehle verweigert, er hatte sich Ermessensspielraum gegönnt, er hatte zwischen den Zeilen gelesen und hatte so gehandelt, wie er es für richtig gehalten hatte. Ob dies richtig gewesen war, konnte er nur rückblickend beantworten. Nein, dass war es nicht.


    Zu dem Zeitpunkt hatte er mit dem Herzen gedacht, anstatt mit dem Kopf. Er hatte sich und andere in Gefahr gebracht, nur in dem Moment, in der Situation hatte er es selbst nicht bemerkt. Enttäuschung und Demut waren es gewesen. Demut hieß nicht, weniger von sich selbst zu halten, sondern weniger an sich selbst zu denken. Er hatte nicht an sich gedacht. Lurco war weder ins Feuer noch in das Nest der Krähen gegangen für Ruhm, Ehre oder gar eine Auszeichnung. Er ging für jene die nicht mehr gehen konnten. Für jene die für immer liegengeblieben waren. Und beinahe wäre es ihm ebenso ergangen. Wem hatte er damit letztendlich gedient?


    Scato? Seinen Barackenbrüdern? Seinen Urbanern?

    Tja hinterher wusste man immer mehr.


    Sie benötigten Vorgesetzte, die Befehle erteilten die ihnen allen dienten. Befehle die verlässlich waren und die der Aufgabe und den Urbanern gerecht wurden. Befehle die genau das bewirkten, was sein Praefectus angesprochen hatte. Aber damit dachte er wieder einen Schritt zu weit, ob ein Befehl dem entsprach hatte nicht er zu entscheiden. Er hatte ihn auszuführen und nichts weiter.


    Er sollte das Überlegen vor das Handeln setzen, falls es zukünftig noch etwas zu überlegen und zu handeln für ihn geben würde.

    Was auf Befehlsverweigerung stand, war Lurco bewusst.


    Lurco erwiderte den Blick von Herius Claudius Menecrates.


    Sollte er diesen Mann um sein Leben bitten? Nein, denn nicht Menecrates hatte es verspielt, sondern er selbst. Niemand sonst hatte ihn in die Situation gebracht, in der er sich nun befand. Und weshalb sollte jemand seine Bitte erhören? Welche hatte er erhört, als seine Ohren für jedes Argument taub waren, außer jenen die seiner selbst auferlegten Aufgabe dienten sein Schwert in das Blut der Krähen zu tauchen?


    Lurco wollte nicht sterben. Er hatte auch nicht derart unbedacht gekämpft, weil ihm sein Leben nichts wert war, sondern weil er das seiner Brüder beschützen wollte. Für einen Sekundenbruchteil dachte er an Scato und seinen Rat. So weit war der Ausgang nicht entfernt und er hätte die Überraschung auf seiner Seite. Er müsste sich nur umdrehen und rennen was seine Beine hergaben. Und dann? Lurco wischte den Hirnfurz mit einem Gedanken beiseite.


    Er war nicht hergekommen um davon zu laufen und er hatte seinem Praefectus nicht die Wahrheit gestanden, um ihn dann stehen zu lassen. Er hatte ihm alles anvertraut, also musste er erneut Vertrauen in diesen Mann haben. Hatte er es nicht, hätte er schweigen müssen. Lurco hatte nicht geschwiegen, drum schwieg er jetzt und wartete auf das Urteil seines obersten Vorgesetzten.

  • "Cornicularius Purgitius Lurco, auf der Grundlage des eben Aufgeführten degradiere ich dich hiermit zum Optio."

    Damit Purgitius die Tragweite verarbeiten konnte, legte Menecrates sicherheitshalber eine Pause ein. Fertig mit seiner Ansprache war er noch lange nicht. Er blickte ernst, fast streng und er hoffe inständig, dass Purgitius den Moment nutzte, um Lehren zu ziehen und sein Handeln zukünftig überlegter auszurichten.
    "Als hochrangiger Offizier, zu dem du vor nicht langer Zeit direkt vom Miles aus befördert worden bist, musst du Vorbild sein! Wenn sich unser Nachwuchs deine Handlungsweise und Disziplinlosigkeit abschaut, enden die Cohorten im Chaos! Das zieht ein Chaos in Rom nach sich - vielleicht verzögert, aber unausweichlich."


    Menecrates' Blick fixierte Lurco. Er schwieg mehrere Momente, um dem Gesagten möglichst viel Gelegenheit für eine Wirkung zu geben, dann fuhr er fort. "Ausbilden wirst du daher nicht!" Er bemühte sich um eine strenge und nicht lesbare Fassade, was ihm gut gelang, weil ihn die an den Tag gelegte Disziplinlosigkeit äußerst ärgerte.

  • Der Blick seines Praefectus Urbi war streng, Lurco wertete ihn als unnachgiebig, ehe die Worte von Herius Claudius Menecrates in seine Gedanken sickerten. Dort hallten die Worte in den Gedanken des Urbaners von Menecrates nach. Degration zum Optio.... Als Offizier hatte er Vorbildfunktion....


    Ausbilden wirst Du nicht....

    ... aber er würde leben!


    Lurco schluckte und schaute Menecrates in die Augen. Dieser Mann hätte ihn hinrichten können, der Praefectus wusste dies und Lurco wusste es ebenso. Aber nichts dergleichen geschah. Keine Drohung, kein böses Wort, keine Herablassungen. Menecrates bestrafte ihn und reichte ihm damit zeitgleich die Hand. Er verhielt sich wie man es sich von einem Vorgesetzten, ja wie man es sich sogar von einem Vater wünschte.


    `Anstatt ins Leben geprügelt, mit einer Handreichung geholt´, dachte Lurco erstaunt und gerührt zugleich.


    "Danke", antwortete Lurco schlicht und in diesem einen Wort lag all das was er gerade empfand. Das was er noch zu sagen hatte, fand hier keinen Platz. Menecrates hatte bewusst die gesamte Situation umschrieben. So war Frugi unwissend und Unwissenheit war manchmal ein Segen. Lurco räusperte sich.


    "Du wirst das in mich gesetzte Vertrauen nicht bereuen Praefectus", fügte Lurco glücklich an und hoffte niemand hatte das Rumpeln gehört, von dem Stein der ihm gerade vom Herzen gefallen war.

  • Frugi schluckte, er verstand nicht was gerade in seiner Gegenwart ablief und warum. Warum musste er es anhören? Er war Zeuge von der Enttäuschung des Praefectus. Dieser gab gleichzeitig Lurco die
    Gelegenheit Reue und Einsicht zu zeigen. Es war wohl gewollt, dass er Lurcos Schmach mit erlebte. Den Grund für die diese Angelegenheit kannte er nicht. Es handelte sich wohl um eine Begebenheit die während seiner Abwesenheit geschehen war.

    Mit starrer Miene stand der Octavier da und ließ das Ganze wie sein eigenes Strafgericht über sich ergehen, mit der geheimen Hoffnung, selber nie in Lurcos Lage zu geraten um solch eine Bestrafung zu erfahren.

    So wie er den Praefectus Urbi kennengelernt hatte, war die Situation nicht ohne Grund so herbeigeführt worden. Sie würde auch noch einen Teil für ihn beinhalten. Ob ihm das gefallen würde bezweifelte er.

  • Die Maßnahme basierte zwar auf einem vorgefassten Entschluss, aber in Stein gemeißelt war dieser nicht. Je nachdem, wie Purgitius reagierte, gab es Spielraum. Ein letzter Blick, dann gab Menecrates das Kommando: "Movemini!" Mit ihm veränderte er sich. Die Versteinerung seiner Gesichtszüge wich, sein Blick wurde weicher und fast konnte man meinen, ein winziges Schmunzeln im rechten Mundwinkel zu sehen, als er Octavius anblickte, der dastand, als wäre die Lektion an seine Adresse gegangen.

    "Setzt euch." Mehr Aufforderung als Befehl - zumindest der Stimmlage nach.


    Er nahm auf Frugis Bürostuhl Platz, sodass dieser sich eine andere Sitzgelegenheit suchen musste, wartete bis beide Offiziere saßen und warf auf beide einen musternden Blick, um zuletzt bei Purgitius zu verweilen.

    "Dein Arrest hatte zwei Gründe", begann er und seine Tonlage passte eher zu einem Gespräch als zu einer Vorgesetztenansage. "Zum einen wollte ich, dass du - vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben - dir Zeit zum Reflektieren nimmst und ich hoffe, diese Zeit hast du auch entsprechend genutzt. Es klingt zumindest danach." Nach einem Atemzug Stille sprach er weiter. "Zum anderen habe ich mir die Zeit genommen, eine Entscheidung aus reiflicher Überlegung heraus zu treffen und nicht spontan. Vor Tagen hätte ich anders entschieden." Wie, blieb offen.

    "Ich honoriere an erster Stelle deine Ehrlichkeit. Für mich die einzig mögliche Basis, mit der ich arbeiten möchte. An zweiter Stelle honoriere ich deine fleißige Ermittlungsarbeit. Desweiteren berücksichtige ich vergangene Entscheidungen, das Kriegsrecht betreffend." Hier wurden seine Zügen für den Moment wieder bitter und er wirkte abwesend. Im Gespräch mit Faustus reifte der Entschluss, ohne dass die Problematik mit Purgitius dabei zur Sprache kam.


    Er riss sich gewaltsam los und wirkte wieder konzentriert. "Aus diesen Gründen habe ich beschlossen, nach außen ein Zeichen zu setzen: Kein Soldat Roms wird bei mir in Ausübung seines Dienstes einen Einbruch in seiner Berufslaufbahn erfahren, sofern er zum Schutz Roms und seiner Bürger agiert. Das heißt, dein Dienstrang ist zwar ab sofort Optio, aber formell - für deine Vita - wirst du als Optio ab actis, also als einer meiner persönlichen Principales geführt, was einem höheren Dienstrang als deinem bisherigen entspricht."

    Er musterte Purgitius, dann fügte er an: "Aber freu dich nicht zu früh; die Stelle beinhaltet auch Disziplinarmaßnahmen."

  • Unsicher schaute der Octavier sich nach Schreibtafel und Griffel um. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt diese immer schnell zur Hand zu haben. Kam dann aber zu dem Entschluss sich schnell hin zu setzen. Vor lauter Anspannung bekam er nicht mit, ob das jetzt eine Aufforderung oder doch ein Befehl war. Hastig zog er ein wenig an dem nächst besten Stuhl und setzte sich. Mit mulmigem Gefühl hörte er zu.

    Bei den Erklärung des Praefectus löste sich Frugis Anspannung ein wenig und er hätte fast erleichtert auf geseufzt, denn er hatte Mitleid mit seinem Kameraden, auch wenn er hinter ihrem Kommandeur stand und wusste wie wichtig die Disziplin war.

    Schon hörte er es, 'Disziplinarmaßnahmen'.
    Sollte er jetzt nicht doch die Tabula nehmen? Es war bestimmt wichtig das folgende schriftlich fest zu halten. Wozu sollte er sonst anwesend sein? Er setzte seine Füße fest auf den Boden und stützte die Hände rechts und links neben sich auf die Sitzfläche des Stuhls, traute sich dann aber doch nicht auf zu stehen.

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