Vorzimmer des Praefectus Urbi - Cornicularius T. Octavius Frugi

  • Lurco wusste nicht wie ihm geschah und folgte der Aufforderung baff. Er wurde zuerst gelobt, dann zu Recht gescholten, dann gerettet und befördert?!? Das Wechselbad der Gefühle sah man Lurco im Gesicht an. Er setzte sich etwas unbeholfen und hatte für einen Augenblick Angst sich versehentlich daneben zu setzen vor Aufregung. Die Stimme seines Praefectus hatte sich gewandelt und nahm ihm die Anspannung, die Verwirrung jedoch blieb noch eine Weile.


    Das Gesagte von Menecrates freute Lurco und machte ihn auch zeitgleich betroffen. Ja er hatte reiflich darüber nachgedacht, was er getan hatte und weshalb. Zudem hatte er die ständige Angst, Scato nie wieder zu sehen. Wie wäre sein Leben ohne Scato verlaufen und was hatte er ihm alles zu verdanken? All das wäre ausgelöscht worden, durch seine unbedachte Handlung.


    "Darauf möchte ich gerne antworten. Meine Beweggründe waren sicher nachvollziehbar, aber die Handlung war es nicht gewesen. Heute hätte ich anders reagiert, es ist einiges an Zeit ins Land gezogen und ich habe einen anderen Blick auf die damalige Situation. Nicht mindern betroffen, aber nicht mehr voller brennender Wut. Ernüchterung hat der Wut Platz gemacht und sie ist ein besserer Ratgeber als die Wut.


    Dass Du die Ehrlichkeit hervorhebst zeigt mir, dass Du leider selbst nicht die besten Erfahrungen gemacht hast. Mir war wichtig, dass Du die Wahrheit erfährst. Du hast Dich als Erster und vermutlich Einziger interessiert. Das Mindeste was Du verdient hast, war die Wahrheit", antwortete Lurco ruhig.


    Der Blick von Menecrates wurde einen Atemzug lang hart, Lurco hätte gesagt dunkele Wolken zogen über dessen Antlitz, ehe sein Praefectus sie wieder beiseite wischte.

    "Meine Handlungen galten Rom und seinen Bürgern, dass schwöre ich Dir. Sie waren unüberlegt, sie waren überhastet und sie hätten anders laufen können und müssen. Das ist mir rücklblickend bewusst geworden. Wie heißt es? Die oberste Pflicht in so einer Situtation ist die Ruhe zu bewahren. Das habe ich leider nicht, dennoch galten die Handlungen zu keiner Zeit mir persönlich. Nie Praefectus, um mich ging es nicht.


    Ich habe mit vielem gerechnet, mit dem Optio ab actis nicht. Ich Danke Dir für alles Praefectus - die zweite Chance, die Schelte, das Lob und die Möglichkeit Dich von meinem Wert überzeugen zu dürfen. Du hast aufgeführt, dass ich nicht ausbilden darf. Verständlich ich habe selbst noch genug zu lernen und das werde ich", gab Lurco freundlich zurück.

  • Er wirkte entspannt, als er Purgitius zuhörte. Zuweilen nickte er. Die Motivation stellte er bei Lurco nie in Frage, aber an der Beherrschung der jeweiligen Lage und einem korrekten Auftreten mussten sie noch arbeiten.


    "Passend zum Optio ab actis wirst du zukünftig deinen Dienst in meinen Vorzimmern leisten - sowohl hier als auch in der Praefectura Urbis. Das dient für mich der besseren Kontrolle. Cornicularius Octavius Frugi ist dir übergeordnet. Seinen Anweisungen ist Folge zu leisten." Zur Sicherheit betonte der Praefectus diese Tatsache, weil Purgitius am meisten bei der Befehlskette patzte. "Teil der Disziplinarmaßnahmen wird zum einen Streifendienst sein. Haupteinsatzort: Subura." Die Zurückbeorderung auf die Straße - zumal in verkommenen Vierteln - nach einer gehobenen Tätigkeit in der Verwaltung war äußerst unbeliebt. Es gab aber auch andere Gründe für diese Diensteinteilung.


    "Nach wie vor gilt es, die Aufträge zur Grundstückssuche und die Bestückung der Tische im Ermittlungszimmer abzuarbeiten. Tiro Annaeus Vindex ist ausgefallen. Du müsstest dich um Ersatz kümmern. Auch an anderen Ermittlungen wirst du teilhaben. Je höher der Posten umso höher die Verantwortung, aber gleichfalls auch das Arbeitsaufkommen." Er zuckte mit den Schultern.

    Nachdem der Arbeitsinhalt feststand, galt es noch zweierlei zu klären. "Ich erwarte einen wöchentlichen Rapport und die Erklärung gegenüber deinem Tribun erledigst du selbst." Menecrates erwähnte dies explizit, weil Purgitius vor Tagen ihm den Auftrag dafür zuteilen wollte.


    Die Rückgabe der Waffen hingegen, würde er selbst erledigen. Daher erhob er sich, ging in sein Officium und nahm sich ein wenig Zeit, um zu überprüfen, ob Purgitius wieder einmal ohne ausdrücklichen Befehl zum Wegtreten diensteifrig aufspringen und losstürzen würde, um seine Motivation zur Wiedergutmachung zu zeigen. Zutrauen würde er es ihm.

    Momente später kehrte Menecrates zurück. Er legte die Waffen auf den Tisch und schob sie Richtung Purgitius.

    "Halb bekleidet läuft mir hier niemand herum, wenn er nicht gerade im Carcer sitzt."


    Sein Blick richtete sich auf Frugi.

    "Cornicularius Octavius, dein Kommando! Ich halte es für angebracht, dass Purgitius als erste Disziplinarmaßnahme einmalig die Latrinen reinigt." Er hätte aus dem Raum gehen können, blieb aber stehen, um zu erkunden, ob sein Plan zur Übung bei der Befehlsannahme funktionierte.

  • "Verstanden, ich leiste meinen Dienst in Deinem Vorzimmer und Cornicularius Octavius Frugi ist mein Vorgesetzter. Streifendienst in der Subura als Teil der Disziplinarmaßnahmen. Ich werde beides verknüpfen, den Streifendienst und die Suche nach den passenden Grundstück für die Doppelstation Praefectus. Bezogen auf die Tische, Danke dass ich die Ermittlungen in der Sache weiterführen darf. Bleibt es dann bei Deiner Erlaubnis mit den beiden Gens vorab in Ruhe Kontakt aufnehmen zu dürfen, zwecks Aufklärung?


    Du sagst Tiro Annaeus Vindex ist ausgefallen und ich soll mich um Ersatz kümmern. Da muss ich nachfragen. Wie soll ich das bewerkstelligen? Also soll ich seinen Posten neu besetzen, so dass seine bisherigen Aufgaben weiterhin erledigt werden? Oder soll ich mich um einen Auszubildenen kümmern, also kompletten Nachersatz? Sprich benötige ich jemanden von uns, der seine Aufgabe ableistet oder soll ich wen anwerben?


    Einen wöchentlichen Bericht wirst Du erhalten Praefectus und ich werde wie von Dir befohlen meinen Tribun über das Geschehen informieren. Wie weiß ich noch nicht, aber dass ist mein Problem. Vermutlich ist es das Beste ich teile es ihm geradeheraus mit", antwortete Lurco und musste bewusst seine angespannte Oberschenkelmuskulatur lockern. Seine Beine wollten schon los, aber der Rest wusste dass er genau da sitzen bleiben musste wo er gerade saß. Beherrschung hatte er zu lernen. Wie sagte einst sein Liebster? Es gab nichts was man sofort entscheiden musste. Und hier hatte er gar nichts zu entscheiden, die Aufgabe erledigte sein Praefectus.


    Sein Praefectus verließ das Vorzimmer und kehrte mit seinen Waffen zurück. Da lag er Löwenzahn sein Schwert und sein Dolch. Lurco nahm beides geradezu andächtig wieder an sich. Es fühlte sich gut an, wieder Waffen zu tragen. Lurco war nicht aufgefallen wie sehr er sie vermisst hatte, dafür spukte ihm zu viel im Kopf herum. Noch während er die Waffen verstaute erteilte Menecrates den Befehl, dass Frugi ihm befehlen sollte die Latrinen zu reinigen. Eine sehr unbeliebte Aufgabe. Dabei übersahen die meisten Kameraden eines, saubere Latrinen waren das A und O des Wohlfühlens eines Urbaners. Denn wo fing Sauberkeit an, wenn nicht auf der Latrine? Und wo Sauberkeit war, war Gesundheit. Selbstverständlich hatte auch er kein besonderes Interesse daran im Dreck zu wühlen. Aber Dreck zu beseitigen war eine Aufgabe, die ihnen allen diente und saubere Latrinen waren eine Arbeit die der Gemeinschaft galt. Die Tätigkeit war nicht die Beste, was man damit erreichen konnte hingegen schon. Und einer musste den Job ja machen, heute war er es.


    Lurco schaute Frugi gespannt und freundlich an.

  • Bei den Göttern, was ist der Kerl schnell. Holt er bevor er loslegt Luft und lässt sich Zeit zum Nachdenken? Frugi hatte dem Praefectus antworten wollen doch Lurco war schneller gewesen und seine Worte sprudelten gleich hervor. Am Ende sah er dessen fragenden Blick.

    Der Octavier stand auf, wandte sich zu seinem Vorgesetzten und nahm Haltung an. „Verstanden Praefectus, die Anrede betonte er überdeutlich, da er der Meinung war, dies gehöre zu einer Befehlsbestätigung.

    Danach schaute er Lurco an. „Optio Purgitius, du hast den Praefectus Claudius gehört? Also wegtreten zum Latrinen putzen.“ Ich würde es später kontrollieren. „Anschließend erscheinst du hier, machst Meldung und erhälst den nächsten Befehl.“ Frugi schaute den Optio fragend an.

  • Vor Frugis Kommando tauchten noch Fragen auf, die Menecrates natürlich beantwortete. Er stand nicht regelmäßig für Rückfragen zur Verfügung, also nutzte Lurco verständlicherweise die Chance.

    "Es bleibt alles, wie vorher besprochen. Du hast bei den Ermittlungen generell den Helm auf und kannst auch deine Untergebenen nach bestem Gewissen einteilen. " Die Redewendung 'nach Gutdünken' vermied Menecrates. Sie hätte falsch verstanden werden können. "Sobald du bei deinen Entscheidungen eine Absicherung nach oben brauchst, hol sie dir! Ansonsten bekommst du alles auf den Deckel, was auf Missfallen stößt. Das heißt, du trägst ansonsten allein die Verantwortung." Es blieb abzuwarten, ob Purgitius ein gutes Mittelmaß zwischen Eigenverantwortung und Befehlstreue fand.


    Die Rückfrage nach Annaeus' Ersatz war berechtigt. Menecrates nickte. "An dieser Stelle bedarf es keiner Anordnung meinerseits. Wer dir für die Zuarbeit geeignet erscheint, den kannst du verpflichten. Sollte es ein Zivilist sein, dann müsstest du ihm allerdings vorher eine Schweigepflichtserklärung abnehmen, am besten schriftlich, denn du weißt ja, zuerst soll der Kaiser das komplett ausgearbeitete Konzept präsentiert bekommen, bevor es der Öffentlichkeit vorgestellt wird." Annaeus Vindex musste damals nichts schriftlich bestätigen, weil er als Menecrates' Klient zur Loyalität verpflichtet war. Ob Purgitius über Klienten verfügte, blieb nicht nur fraglich, sondern hielt der Claudier für eher unwahrscheinlich.


    "Und nur, dass wir uns nicht missverstehen...", sein Zeigefinger wies kurz in Richtung Purgitius, bevor er die Hand wieder senkte, "den Rapport erwarte ich von dir persönlich, nicht in Schriftform." Vorbeugen fand er an dieser Stelle besser als das Nachsehen haben.

    "Und noch was: Wenn du mit den Latrinen und allen anderen Aufträgen deines Vorgestetzten fertig bist", Menecrates blickte zu Frugi, dann wieder zurück, "komm zu mir ins Officium - direkt. Wir müssen uns noch um Cerretanus kümmern." Er verschränkte die Arme und beobachtete genau, in welcher Art und Weise sowie Haltung Purgitius Befehle annahm, wegtrat, späterhin auch grüßte.

  • "Verstanden alles bleibt wie es abgesprochen war und ich werde mit den beiden Familien sprechen. Ich werde schauen, dass ich eine geeignete Person finde die Vindex Aufgaben übernimmt. Ob Urbaner oder Zivilist, ich werde der Person eine schriftliche Verschwiegenheitserklärung abnehmen. Der Bericht ist mündlich und persönlich vorzutragen, ich habe verstanden Praefectus. Sobald ich die Latrinen geputzt und die weiteren Aufgaben von Cornicularius Titus Octavius Frugi erledigt habe, werde ich unverzüglich zu Dir zurückkehren", antwortete Lurco respektvoll.


    Da Frugi ihm bereits den Befehl zum Wegtreten erteilt hatte und dieser nun sein direkter Vorgesetzter war, verabschiedete sich Lurco. Purgitius legte die Faust auf sein Herz und riss den Arm nach rechts vorn weg, ehe er ihn runter an eine Hüfte fallen ließ. Damit drehte er sich um und verließ den Vorraum um die Latrine in Angriff zu nehmen. Während er lief bedauerte er, dass er dem Praefectus keinen Bericht schreiben durfte, aber der Mann hatte ja gesagt, es waren Disziplinarmaßnahmen. Also waren die schriftlichen Berichte gestrichen.

  • Als Lurco den Raum verließ, um seinen Aufgaben nachzugehen, lag Menecrates' Blick auf dessen Rücken. Erst als sich die Tür schloss, sah er zu Octavius.

    "Das war, und ich schwöre es bei allen mir heiligen Göttern, der erste vernünftige Gruß, den ich seit meinem Amtsantritt vor Jahren je von einem Soldaten oder Offizier dieser Einheit gesehen habe." Dass er damit auch ein wenig Frugi brüskierte, war ihm bei seiner Aussage nicht bewusst, fiel ihm aber sofort nach Ende des Satzes auf. Er trat auf das andere Bein und fügte an: "Wobei ich deine Haltung eben und dein 'verstanden' auch sehr ordentlich fand."

    Er legte drei Schritte in Richtung seines Officium zurück, dann drehte er sich noch einmal um.

    "Cornicularius Octavius, für den Feinschliff dieser Einheit teile ich dich jetzt ein. Ich möchte ein korrekteres Auftreten gegenüber Vorgesetzten. Dazu gehört Haltung, ein korrekter und möglichst zackiger Gruß, die korrekte Anrede des Vorgesetzten, also nicht nur der Name, sondern auch der Rang, Wegtreten und Rühren erst nach Aufforderung. Normalerweise lernt das ein Tiro in der Ausbildung und mir ist nicht klar, ob die Ausbildung bei uns seit Jahren dürftig ist oder sich in der gesamten Castra eine lasche Ausführung zur Gewohnheit gemacht hat. Fakt ist, bei der Garde geht das anders zu." Er erinnerte sich an den Gruß des Gardetribuns Serapio, der ja ihm gegenüber nicht nur Konkurrenzverhalten zeigen, sondern auch den hohen Rang hätte heraushängen lassen können, zumal Menecrates damals Zivilist und nicht Praefectus Urbi war. Stattdessen grüßte er akkurat und mit Respekt.


    "Wenn wir", sein Zeigefinger wies von sich auf Octavius und wieder auf sich selbst, "uns am Tag hier mehrmals sehen, müssen wir nicht jedes mal einen Gruß zelebrieren, und ist man sich vertraut, darf man unter sich natürlich auch die vertraute Anrede benutzen. Mir geht es um das Auftreten vor den Augen Dritter und beim ersten Gruß." Er wartete ab, ob Frugi eine Rückfrage haben würde.

  • Hätte jemand Frugi mit einen Eimer kaltem Wasser übergossen, wäre er nicht weniger geschockt gewesen wie bei dieser Aussage. In Gegenwart des Preafectus wollte er nicht nach Luft schnappen, deshalb bis er
    die Zähne fest zusammen und seine Haltung versteifte sich noch mehr.
    Bis dahin hatte er angenommen seine Umgangsweise im Dienst wäre ohne Tadel gewesen. Die anhängige Äußerung über seine eigene Haltung empfand er deshalb nur, wie das tröstende über dem Haar streicheln bei einem Kind.

    Noch steifer ging seine Haltung nicht, deshalb kam von ihm nur:„Verstanden Praefectus Claudius Menecrates“.

    Bei den weiteren Erklärungen kamen dem Octavier jetzt, da er doch ein wenig verunsichert war, ein paar Fragen auf. „Ja nun haben ich in der Tat Fragen. Wenn wir also unter uns sind reicht ein Praefectus?
    Sonst würdest du vorziehen, Praefectus Claudius Menecrates oder reicht Praefectus Claudius? Meiner bescheidenden Meinung nach, würde ich allen ein Praefectus Claudius Menecrates nahe legen.“


  • Die Nachfrage veranlasste Menecrates, sich noch einmal umzuwenden. Sein Eindruck hatte ihn demnach nicht getäuscht - in der Einheit herrschte zumindest Unsicherheit darüber, wie gegrüßt werden soll. Dabei störte sich Menecrates viel mehr an der Ausführung des militärischen Grußes als an den begleitenden Grußworten.

    "Also, mit Praefectus Claudius Menecrates macht man grundsätzlich nichts falsch. Von den Mannschaftsdienstgraden erwarte ich diesen Gruß - immer. Ein Optio zählt dazu, solange er nicht zu den Principales zählt. Ab Centurio reicht mir ein Praefectus Claudius. Vor allem die Stabsoffiziere treffe ich häufiger, man kennt sich besser und je näher man sich steht, wirkt sich das auch auf die Umgangsweise miteinander aus.

    Nun zu dir." Er bemühte sich, ernst zu bleiben, obwohl er innerlich schmunzeln musste. Er würde Frugi nicht bremsen, solange in der Einheit noch der Feinschliff fehlte. "Haltung gehört zu jedem Gruß. Haltung wird natürlich auch eingenommen, wenn direkt der Befehl dazu ergeht. Es gibt darüber hinaus aber auch die Situation wie eben, wo ein Befehlsempfänger bestätigt, dass er verstanden hat oder wenn er abtritt - natürlich nur nach Aufforderung. Auch dann ist Haltung und ein Gruß angebracht.

    Den ersten Gruß am Morgen erwarte ich von dir - wie von jedem anderen - vollständig, also Praefectus Claudius in deinem Fall. Während des Tages und wenn du mich ansprichst, reicht ein Praefectus, weil wir uns ständig begegnen. Es gibt also eine Richtschnur, aber zuweilen regelt man das Auftreten auch individuell. Es könnte sich ja ergeben, dass ich mit einem Centurio auf das Engste befreundet bin. Ist man in Fällen wie diesen unter sich, dann fallen Dienstrang und Haltung völlig weg."

    Menecrates dachte an Verus. Er glaubte zudem, alles gesagt zu haben, daher drehte er ab und ging in sein Officium. Er hoffte, demnächst halbwegs vernünftige militärische Grüße zu sehen zu bekommen.

  • Leicht angespannt schaute der Octavier zur Türe und klopfte rhythmisch mit dem Griffel auf den Schreibtisch. Wo blieb der nur? So lange konnte es doch nicht dauern, schließlich gab es täglich genügend, bei denen die Strafe lautete,
    Latrinen putzen und die waren schon vor Lurco dort tätig gewesen. So gesehen hatte dieser also bei allem noch ein Glückslos erwischt.

    Gerne wäre Frugi zu einem Kontrollgang aufgebrochen, doch würde noch warten müssen, denn es dauerte noch eine Weile bis seine Vertretung eintreffen würde. Vorher musste er dem Purgitius noch seine nächste Aufgabe übertragen.

  • ( Lurco kommt von der Latrine: RE: Die Latrinen der CU )


    Nachdem die Latrine von ihm gründlich geputzt worden war, eilte Lurco zurück zu Frugi. Er klopfte an und wartete darauf eintreten zu dürfen. Alles musste seine Ordnung haben, gleich wie eilig er es hatte. Frugi würde ihm mindestens einen weiteren Auftrag geben. Zwei Gens waren zu befragen, ein Mord war aufzuklären, ein Grundstück für eine Doppelstatio in der Subura musste gefunden werden, ein Nachfolger für seinen Kollegen in der Angelegenheit musste er auch finden, er musste Verschwiegenheiterklärungen unterschreiben und Informationen bezüglich des Flug- und Zuverlässigkeitsverhaltens von Brieftauben besorgen. Soweit so gut.... Lurco unterdrückte den Drang gegen die Tür zu hämmern oder erneut zu klopfen.

  • Lurco trat ein und schlug sich die Faust auf das Herz zum Gruß und ließ sie dann wie gefordert zur Seite wegfallen. Dabei bedauerte er Frugi, den er sonst ganz anders gegrüßt hätte und zwar bevorzugt als guten Kameraden. Aber hier und heute musste er die Form wahren, wegen dem Disziplinarverfahren.


    "Cornicularius Titus Octavius Frugi Optio Manius Purgitius Lurco meldet sich wie befohlen vom Latrinendienst zurück. Ich vermelde die Latrinen wurden vorschriftsmäßig gereinigt, ebenso die Latrinenutensilien", verkündete Lurco und schaute Frugi gespannt an, was er als nächsten Auftrag für ihn hätte. Vielleicht einen den er mit einer seiner weiteren Aufgabe verbinden konnte? Das wäre ideal, aber Frugi konnte so wenig zaubern wie er, also blieb ihm nur abzuwarten.

  • „Danke Optio Manius Purgitius Lurco, ich werde es mir nachher ansehen.“ War das hier eine blöde Situation, Frugi mochte Lurco und nun das. Er räusperte sich, fast schon verlegen. „Als nächstes steht ein Patrouillengang an, mit
    den Milites, Cersobleptes Bavius Persaeus, Diopeithes Pedius Theopompus und Nero Germanicus Ferox. Solltes du

    es für notwendig erachten, kannst du noch zwei weitere Milites dazu holen, mit der Ausnahme von Sisenna Iunius Scato.“

    Der Octavier wollte nicht, das Lurco ein Vorwurf gemacht würde von wegen mit dem Freund irgendetwas gemauschelt zu haben. Es sollte alles korrekt ablaufen. „Ihr geht vom Collis Quirinalis zu den Randausläufern der Subura, dort nehmt ihr besonders den Standort der Statio I Urbana und ihre Umgebung ins Visier. Du kennst dich dort besser aus als ich jetzt und kannst abschätzen ob du wie gesagt noch zwei Männer brauchst. Wie viel Zeit du dort investieren muss und ob es dort etwas besonderes zu ermitteln gibt kannst du dann vor Ort entscheiden. Das wäre es Optio Purgitius Lurco. Noch Fragen? Ansonsten nach beenden des Patrouillengang hier melden und nun abtreten.“

    Dieser Kelch möge schnell an mir vorübergehen, dachte der Octavier.

  • Lurco verstand die Zwickmühle, in der sich Frugi befand. Sie beide steckten darin fest und es tat Lurco von Herzen leid, ausgerechnet Frugi mit hinein gezogen zu haben. Sobald er die Disziplinarmaßennahmen hinter sich gebracht hatte, würde er Frugi in den lallenden Löwen einladen und das Beste auftischen, was sie zu bieten hatten. Das war das Mindeste was er tun konnte, um sich bei dem Kameraden für die Mehrarbeit zu entschuldigen.


    Als Frugi die nächste Aufgabe erklärte, nickte Lurco freundlich.


    "Schau es Dir in Ruhe an, falls dort nicht ein Schmutzfink alles versaut hat. Bezüglich der Schwämme, müsste ich einmal einen Aushang machen auf der Latrine. Einige scheinen die korrekte Anwendung der Utensilien nicht verinnerlicht zu haben. Ich kümmere mich umgehend um den Auftrag in der Subura und die Statio. Die abgestellten Milites sind ausreichend, aber Danke für das Angebot.


    Manchmal ist weniger mehr, zu viert werden wir schnell und gut unterwegs sein. Cersobleptes Bavius Persaeus, Diopeithes Pedius Theopompus und Nero Germanicus Ferox. Sobald ich zurück bin, melde ich mich bei Dir und erstatte Dir Bericht. Die Statio wiederzusehen wird sage ich es mal vorsichtig, spannend. Ich mache mich umgehend auf den Weg Cornicularius Titus Octavius Frugi", antwortete Lurco und verabschiedete sich entsprechendem Gruß, ehe er seiner neuen Aufgabe entgegen eilte.

  • Menecrates kam aus seinem Officium gestürmt und hoffte, er würde Frugi nicht erschrecken.

    "Octavius!", sie waren unter sich, also durfte er den Cornicularius etwas vertraulicher ansprechen, "Halte einen wichtigen Gedanken für mich fest." Eigentlich war es eine Gedankenkette. Er holte Luft und redete hastig weiter. "Ich hadere die ganze Zeit mit Flavius Gracchus Minors Aussage im Hinblick auf die niedergerannte Statio, dass die Götter nicht selten die Sinne einzelner Menschen verwirren und sie als ihr Werkzeug gebrauchen und jetzt weiß ich, warum mich dieser Satz in keinster Weise überzeugt hat." Er lief geradezu euphorisch im Vorzimmer auf und ab, was außer Frugi lieber niemand sehen sollte, denn es entsprach in keinster Weise seiner Vorstellung, wie ein Praefectus Urbi in Erscheinung treten sollte.

    "Gerade ist mir der Knackpunkt aufgefallen. Es liegt länger zurück. Damals in der Senatsdebatte, wo ich den Gesetzentwurf zur Stellung der Frau eingebracht habe, hat dieser Aurelius Lupus genau das Gegenteil behauptet. Es sagte in seiner Funktion als Haruspex, dass der Aufstand kein Merkmal eines göttlichen Zeichens aufweist, da er einzig und allein von Menschen hervorgerufen wurde, von Menschen begangen wurde und von Menschen zu einem Ende gebracht wurde und der Pontifex Flavius Gracchus hat ihm öffentlich zugestimmt, indem er sagte, dass eine von Menschen provozierte Katastrophe NICHT als Zeichen göttlichen Willens interpretiert werden kann!"

    Er hob beide Hände ratsuchend in die Luft, blieb vor Frugi stehen und ließ die Arme wieder fallen.


    "Da stellt sich doch die Frage, was stimmt denn nun? Gebrauchen die Götter den Menschen als ihr Werkzeug oder nicht?" Er resümierte: "Von allen vertraue ich am meisten Gracchus Minor, aber er wurde durch seinen Vater gelehrt und steht selbst nicht im Dienst von Göttern. Beide behaupten das Gegenteil! Andererseits traf der ältere Gracchus seine Aussage im Senat und jeder weiß, ihn verband eine Freundschaft zu diesem Lupus, womit sich mir die nächste Frage stellt: Kann es sein, dass Götteraussagen nach Belieben gedreht und benutzt werden? Und genauso frage ich mich, war es ein abgekartetes Spiel, als mein Gesetzentwurf einstimmig abgelehnt wurde? Ordnete sich die Politik diverser Senatoren und damit die Zukunft des Reiches der Selbstverwirklichung jener Personen unter?"


    Menecrates schnaufte, weil ihm die Entrüstung die Luft zum Atmen einschränkte. Irgendwo stank es in Rom und es kam dieses Mal nicht aus der Kanalisation.

    "Und weißt du, was der Pontifex Flavius noch sagte? Wenn Menschen selbst Schuld tragen, ist eine Entsühnung nicht notwendig. Dann brauchen wir auch nicht wegen der niedergerissenen Statio und der geplanten Doppelstation einen Bescheid vom Collegium anfordern. Er ist ja demnach nicht notwendig, und wenn doch, wie soll ich den jetzt noch ohne Vorbehalte annehmen?"


    Er überlegte kurz, dann entschied er: "Ich vertraue demnächst nur noch dem, was ich selbst sehe und bevorzuge außerdem die Aussagen von Tiere anstelle von Menschen."

  • Erschrocken zuckte der Octavier mit seinem Griffel quer durch das Geschriebene auf seiner Schreibtafel. Er hatte die Schritte des Praefectus durch die offene Zwischentür gehört, doch die laute offensichtlich erregte Stimme war es gewesen, die ihn so reagieren ließ. Schnell sprang er hoch und begann mit „Ja m...“ als dieser schon fortfuhr. Mit großen neugierigen Augen starrte er den Claudier an.
    Was diesen wohl so erregte? Allmählich baute sich Neugierde in Frugi auf.

    Doch die Zusammenhänge konnte er nicht nachvollziehen. Die Gedanken des Praefecten betrafen Gespräche und Debatten bei denen er nicht anwesend war. Der Ratsuchende Blick ließ fast so etwas wie Mitleide in ihm aufkommen.

    Die Frage die ihm nun gestellt wurde, wobei er sich gar nicht sicher war, ob die Frage wirklich an ihn gestellt wurde oder der Praefectus nicht eher mit sich selber sprach. Wie auch immer, die Frage *Gebrauchen die Götter den Menschen als ihr Werkzeug oder nicht?"*, fand er selber auch interessant.
    In Zukunft sollte man ein Augenmerk darauf haben. Konnte es dann nicht so sein das die Priester Geschehnisse so deuteten wie es ihnen gerade passte.

    Schon hörte er das sein Vorgesetzter eben über das Gleiche Ergebnis nachdachte.

    *"Und weißt du, was der Pontifex Flavius noch sagte?* unbewusst schüttelte der Octavier mit dem Kopf. *Wenn
    Menschen selbst Schuld tragen, ist eine Entsühnung nicht notwendig. Dann brauchen wir auch nicht wegen der niedergerissenen Statio und der geplanten Doppelstation einen Bescheid vom Collegium anfordern.
    Er ist ja demnach nicht notwendig, und wenn doch, wie soll ich den jetzt noch ohne Vorbehalte annehmen?"*

    Nein ohne Vorbehalte konnte das auf keinen Fall mehr angenommen werden. Die Schlussbemerkung des Praefecten klang für ihn ganz logisch. Unsicher schaute er diesen an. Erwartete er jetzt eine Antwort von ihm. Ob ihm

    dann eine schlichte Bestätigung reichte. Nachdenklich strich sich Frugi über sein Kinn.
    Wie viele Enttäuschungen mochte der Mann schon erfahren haben um zu einem solchen harten Ergebnis zu kommen.

    Zögernd begann er: „Ich kann durch aus nachvollziehen, dass du zu solch einem Ergebnis kommst. Bei mir hat sich der Satz, *Gebrauchen die Götter den Menschen als ihr Werkzeug oder nicht?"*, eingeprägt. Ich glaube in Zukunft werde ich mehr beobachten und nachdenken zu diesem Thema.“ Nach einer kurzen Pause sprach er vorsichtig weiter. „Ist dein Endergebnis nicht ein wenig hart? Im Leben trifft man doch immer wieder auf neue Menschen, Sollte diese nicht irgendwann die Chance bekommen, dass ihnen doch vertraut wird?“

  • Die letzte Frage seines Cornicularius besaß Berechtigung, allerdings sträubte sich Menecrates, die gerade geschlossene Tür wieder aufzumachen. Es gehörte Vertrauen dazu. "Hm." Das Wort beinhaltete Zustimmung und Skepsis zugleich.

    "Das schon", begann er zögerlich. "Vertrauen will aber zukünftig erarbeitet sein. Ich möchte es nicht mehr wahllos feilbieten. Es ist auch viel einfacher, als Miles Vertrauen zu schenken als in der Position eines Praefectus Urbi. Es hängt so viel davon ab, dass ich keine Fehleinschätzung treffe." Er wunderte sich Momente lang, wieso sie bei dieser Thematik verharrten, wo er doch den Durchbruch in der Vorgehensweise bei den Stationes geschafft hatte.

    "Jedenfalls wissen wir jetzt, was zu tun ist und auf welche Aussagen wir uns berufen können. Konntest du dir alles so schnell merken?" Er wartete auf Zustimmung oder Verneinung, dann sprach er weiter. "Halte alles fest und verwahre es gut. Ich habe den Eindruck, dass wir das noch brauchen."

    Er wollte bereits gehen, da verhielt er den Schritt und drehte sich noch einmal um. "Hast du dich gut eingearbeitet und kannst behaupten, dass dir der Posten Freude macht?"

  • Anderer Tag


    Die tägliche Post landete stets auf seinem Schreibtisch und zog oft genug Folgeaufträge nach sich. So auch heute. Menecrates fand, dass sein Cornicularius auch einmal wieder Straßenluft schnuppern sollte, um den Bezug zum Pflaster nicht zu verlieren. Nichts brachte größere und buntere Blumen hervor als reine Schreibtischtäter.

    Er trat aus seinem Officium und sprach Frugi an. Sie waren unter sich, also vereinfachte Menecrates die Anrede. Sie kannten sich lange genug. "Octavius, ich teile dich ANTE DIEM VI ID AUG DCCCLXXI A.U.C. (8.8.2021/118 n.Chr.) zum Außendienst ein. Du unterstehst dort - trotz höherem Dienstgrad - Optio Purgitius. Ich möchte, dass du in Zukunft regelmäßig, wenn auch in moderaten Abständen, Außendienst verrichtest. Zukünftig auch einmal selbst kommandoführend. An der Besprechung mit Optio Purgitius nimmst du daher teil. Sobald er eintrifft, meldest du es mir."

    Er wartete einen Moment, falls unerwartet Fragen auftauchten.

  • Die letzte Frage seines Cornicularius besaß Berechtigung, allerdings sträubte sich Menecrates, die gerade geschlossene Tür wieder aufzumachen. Es gehörte Vertrauen dazu. "Hm." Das Wort beinhaltete Zustimmung und Skepsis zugleich.

    "Das schon", begann er zögerlich. "Vertrauen will aber zukünftig erarbeitet sein. Ich möchte es nicht mehr wahllos feilbieten. Es ist auch viel einfacher, als Miles Vertrauen zu schenken als in der Position eines Praefectus Urbi. Es hängt so viel davon ab, dass ich keine Fehleinschätzung treffe." Er wunderte sich Momente lang, wieso sie bei dieser Thematik verharrten, wo er doch den Durchbruch in der Vorgehensweise bei den Stationes geschafft hatte.

    "Jedenfalls wissen wir jetzt, was zu tun ist und auf welche Aussagen wir uns berufen können. Konntest du dir alles so schnell merken?" Er wartete auf Zustimmung oder Verneinung, dann sprach er weiter. "Halte alles fest und verwahre es gut. Ich habe den Eindruck, dass wir das noch brauchen."

    Er wollte bereits gehen, da verhielt er den Schritt und drehte sich noch einmal um. "Hast du dich gut eingearbeitet und kannst behaupten, dass dir der Posten Freude macht?"

    Sim-Off:

    Sorry erst aufgeschoben, dann vergessen


    Vertrauen will erarbeitet sein, das war die Einstellung des Octaviers. Er konnte sich aber nicht vorstellen, dass der Claudier damit so wahllos umging. Aber so gut kannte er ihn auch nicht. „Ja konnte ich Praefectus.“ Für die Beantwortung der letzten Frage braucht Frugi aber einen Augenblick der Besinnung. „Nachdem ich mich so einigermaßen eingearbeitet habe und und mehr Einblick in die Materie bekommen habe, ist mein Interesse geweckt worden und es kommt langsam Freude auf“. Die Antwort kam verhalten, aber er war niemand der den
    Tag vor dem Abend lobte.

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