• Die Manen der Nacht

    Intro


    Ein Sturm zog auf. Sabaco hatte am Nachmittag mit seinen Männern die Schiffe gesichert und den kurzen Feierabend drinnen verbracht. Der Wind rüttelte an den Fensterläden, fauchte von oben durch den Kamin, stürzte sich in den kleinen Ofen und die Glut flammte knisternd auf. Das Horn dröhnte in der Ferne zum Wachwechsel, jemand bellte ein Kommando. Die Kameraden, die nun ihren Wachdienst auf dem Wall antreten mussten, taten Sabaco nicht leid - er beneidete sie. Schritte nahten vor dem Fenster, die sich wieder entfernen. Während Sabaco mit offenen Augen im Bett lag und in die Nacht starrte, sah er sich selbst. Die Dunkelheit war Teil von ihm und keineswegs der Beste. Sabaco ließ den Kopf zur Seite sinken und blickt an die gegenüberliegende Wand, wo kein Etagenbett stand, wo niemand schlief.


    Im Grunde ist jeder Mensch ein Einzelgänger.


    War es Ocella, der ihm das gesagt hatte? Vermutlich. Sein Bruder war es auch gewesen, der ihm diese großzügige Offiziersunterkunft verschafft hatte. Seine Äußerung klang nach einer simplen Wahrheit, doch je länger Sabaco darüber nachdachte, desto komplizierter erschien sie ihm. Er konnte allein überleben, sicher. Und doch fühlte er sich gerade, als würde er langsam sterben. Sein Blick strich über die kahle Wand. Die meisten Kameraden hätten ihn beneidet für seine geräumige Unterkunft, doch er hätte sie sofort gegen die schäbigste Hundehütte getauscht, wenn er darin nur nicht hätte allein schlafen müssen.


    War er der Einzige, dem es so ging? War er weich? Oder war er nur der einzige, der zugab, jemanden zu brauchen?


    Regentropfen prasselten gegen die Fensterläden, doch sie störten ihn nicht. Seine Gedanken waren es, die verhinderten, dass er einschlief. In der Dunkelheit lauerten seine Manen. Sie trugen Sabacos vergangenen Tage auf schwarzen Schwingen zu ihm zurück, wiederholten längst verklungene Worte unablässig in seinem Hirn und erinnerten ihn an alles, was gewesen war und von dem er das meiste lieber vergessen hätte.


    Vielleicht war er geisteskrank.

  • Menschen


    Wie würde der Mensch sich wohl entwickeln, wenn er, wie viele anderen Raubtiere, in frühester Jugend auf sich selbst gestellt wäre? Verstoßen vom eigenen Vater? Vom eigenen Rudel? Sabaco kannte die Antwort.


    Zwar war er nicht verstoßen worden, dennoch hatte er aus verschiedenen Gründen oft nicht im Elternhaus bleiben können. Seine ungezählten Fluchten waren eine Notwendigkeit, er stellte diesen Entschluss nie infrage. Allein bei Wind und Wetter umherzustreifen, um nicht nach Hause zu müssen, war sein Alltag. Wo das Vorbild fehlte, besaß man nur den Maßstab des eigenen Erlebens. Was geschah, war richtig. Nicht immer schön, aber in Ordnung.


    Wonach hätte er sich auch sehnen sollen? Er kannte nichts anderes und erst recht nichts Besseres. Realität und Normalität waren eins.


    So arrangierte er sich ohne nachzudenken und ohne zu klagen mit seiner Situation. Er hing auf dem Forum von Tarraco herum und besuchte die Märkte, damit ihm nicht langweilig wurde, schaute all die Dinge an, die er nicht kaufen konnte und die ihm trotzdem gefielen. Auf dem Viehmarkt erfreute er sich an den zutraulichen Kälbern, die an seiner Hand und seinen Ellbogen saugten, und fing sich eine dicke braune Ratte zur Gesellschaft, die im Laufe der Zeit erstaunlich zahm wurde. Er lernte zu stehlen und zu lügen, eignete sich eine hervorragende Beobachtungsgabe an. Er lernte die Menschen zu lesen und sie in Opfer und Täter zu unterscheiden.


    Doch sie zu verstehen lernte Sabaco nicht.

  • Von Ratten und Hunden


    Der Satz war unvollständig gewesen, fiel Sabaco ein. Vollständig lautete er: Im Grunde sind wir alle Einzelgänger, die sich aus multiplen Beweggründen in Zweckgemeinschaften begeben. So hatte man ihm das gesagt. Oder waren die Worte einfach in seinem Hirn gewachsen wie weiteres Unkraut?


    Sabaco dachte darüber nach, während er die Bettecke zu einer Rolle formte, sie unten zwischen seine Knie klemmte, oben umarmte und den Kopf darauf ablegte. So schlief er immer. Von der Sache her benötigte er mindestens zwei Decken, sonst wurde sein Rücken kalt. Früher hatte zu beiden Seiten immer jemand gelegen, der ihn wärmte und auf dem er Arme, Beine und Kopf ablegen konnte. Bislang war es ihm nicht gelungen, sich schlafend an die neuen Umstände anzupassen. Und so lag er wach und grübelte noch länger.


    Es schien ihm ein Naturgesetz zu sein, dass Menschen sich in Gruppen zusammenrotteten. Zumindest in Sabacos Umfeld, wenn er an seine Zeit auf den Straßen von Tarraco zurückdachte.


    Auch Sabaco fand damals Anschluss an eine Gruppe Gleichaltriger, die, so wie er, aus verschiedenen Gründen nicht nach Hause konnten. Es war ein buntes Gemisch aus Römern, Peregrini, Libertini und entlaufenen Sklaven. Dass Sabaco römischer Bürger war, spielte dort keine Rolle. Weder machte ihn das besser noch schlechter, er war einer von vielen, der Umstand war bestenfalls Grundlage diverser Witze. Seine neuen Freunde brachten ihm das Trinken bei, worin er sie bald übertraf, und wie lustig es sein konnte, ein Arschloch zu sein. Besonders in der Gruppe machte es Spaß. Da die Menschheit zwiegespalten war, wollte Sabaco nicht auf der falschen Seite stehen. Er ahnte, wozu seine Eltern ihn machten, allein durch ihre Autorität. Doch das spielte keine Rolle, wenn er sie mied. Sabaco fühlte sich stark.


    Nachts kehrte Sabaco in diesem Alter trotz allem meistens noch nach Hause zurück. Auch ging er tagsüber weiterhin zur Schule. Im Gegensatz zu seinen Freunden konnte er gute und sogar sehr gute Noten vorweisen und das Lernen bereitete ihm Spaß. Trotz seines zweifelhaften Umgangs und dem vielen Wein brachen weder seine Leistung noch seine Disziplin beim Lernen ein, auch wenn er oft müde war. Seine Fähigkeiten wurden lediglich um einige Qualitäten erweitert, die über das Schulwissen hinausgingen und bis auf die Straße reichten.


    So lernte er zum Beispiel, dass man bei Ärger nicht wegzulaufen und sich zu verstecken brauchte, sondern dass man das Ruder des Schicksals herumreißen konnte. Man musste nur rabiat genug dabei sein. Je älter er wurde, umso wehrhafter, umso besser fühlt er sich.


    Aus Jungs wurden Jugendliche.


    Aus den Ratten wurden große Hunde, die sie absicherten und vor den Vigiles warnten.

  • Männer des Feuers


    Die Vigiles waren so eine Sache. Tarraco verfügte über eine eigene Feuerwehr, doch ihre Aufgabe ging über das Vorbeugen und Bekämpfen von Bränden hinaus. In Rom wurden sie mitunter sogar als Kampftruppe eingesetzt. Ihre Befugnisse als Sklavenjäger machten die Vigiles gefährlich für einige der Freunde, wie für Ferghus, einen ehemaligen Gladiator, der seit einer fast tödlich verlaufenen Verletzung nicht mehr in die Arena wollte, oder Armándos, der wenig Gefallen daran gefunden hatte, den Lustknaben für seine runzlige Herrin zu mimen.


    Doch Sabaco konnte die Vigiles nicht hassen. Ihm gefielen ihre Uniformen und ihre Feueräxte, die sie effektiv als Waffen einzusetzen vermochten. Er stellte sich selbst in ihrer Kluft vor und hätte gern so eine Axt in der Hand. Mehr noch aber war es ihr Kampf mit den vielen Feuern von Tarraco, der ihn reizte. Sabaco wäre sehr gern Vigil geworden, doch sein Vater verbot ihm, einer Truppe beizutreten, die hauptsächlich aus Libertini bestand.


    Seiner Affinität zum Feuer tat das keinen Abbruch. Sabaco erfand die Strategie, Brände zu legen, wann immer die Freunde eine größere Sache planten. Wenn die Flammen bis in den Himmel schlugen, waren die Vigiles abgelenkt und es ließ sich gut plündern. Je größer der Brand, umso besser, denn umso mehr Kräfte waren gebündelt. Sabaco stellte sich als der effektivste Brandstifter ihrer Gruppe heraus, was vielleicht an der Freude lag, die ihm diese Aufgabe bereitete.


    In den heißen und trockenen Sommern seiner Jugend brannte Tarraco lichterloh.


    Zum Verhängnis wurde ihnen, dass Sabaco sich stets so nah wie möglich an den Bränden aufhielt, um ihnen beim Wachsen zuzusehen, die Hitze im Gesicht zu spüren und den würzigen Rauchgeruch in der Kleidung mitnehmen zu können. So führte er eines Tages versehentlich einen Vigil, dem aufgefallen war, dass Sabaco ziemlich oft unter den Gaffern stand, zum Versteck seiner Freunde.


    Und der kam mit Verstärkung zurück.


    Sie wurden zu einem blutigen Haufen zusammengeprügelt, ihre Hunde erschlagen. Glimpflich kamen nur jene davon, die sich auf ihr Bürgerrecht berufen konnten, da ein Vigil einen römischen Bürger nicht so behandeln konnte, wie er es manchmal gern würde. Bei Sabaco fand man obendrein die Materialien, mit denen er das Feuer gelegt hatte. Er wurde zu seinen Eltern geschleift, wo ihn ein Donnerwetter erwartete, gegen das sich die Vigiles wie sanfte Lämmchen ausgemacht hatten. Eine großzügige Summe, die sein Vater den richtigen Stellen spendete, verhinderte, dass das Ganze vor Gericht ging und Sabaco der Prozess wegen Brandstiftung gemacht wurde.


    Zwei Tage später tauchte Sabaco leichenblass an ihrem alten Versteck an der Via Augusta auf. Dort war niemand mehr, nur die Reste ihrer Habseligkeiten und Blutflecken. Allein bestattete er die Hunde. Besonders um seinen eigenen schwarzen Molosser mit dem Gemüt eines Welpen tat es ihm leid. Danach zog Sabaco allein durch die Stadt, die noch immer nach Rauch duftete, besichtigte die noch qualmenden Ruinen und befühlte die heißen Steine. Am Abend fand er das, was von seinen Freunden übrig war, vor der Stadtmauer in Hafennähe. Dort hatten sie ihr neues Lager auf einer bewaldeten Landzunge eingerichtet. Timocleia erlag wenig später ihren Verletzungen. Ferghus und Demarete waren als entlaufene Sklaven abgeführt und ohne Prozess verurteilt worden. Man hörte nie wieder von ihnen.


    Und so trank man tränenreich auf die Verlorenen, brüllte die Verzweiflung hinauf zu den Sternen, verfluchte die Vigiles, den Kaiser und die Götter. Aber Armándos kannte jemanden, der ihnen neue Hunde organisieren würde, größere und schärfere Hunde. Messer brauchten sie auch und würden damit einen Tross Soldaten überfallen, um ihnen die Rüstungen und Waffen abzunehmen. Sie würden die Geschichte von Tarraco in Blut schreiben!


    Am nächsten Tag wachte Sabaco in einer Pfütze von Erbrochenem auf. Sein Kopf wog eine Tonne und war kaum anzuheben. Schwer verkatert taumelte er die paar Schritte zum Meer, um sich zu reinigen. Armándos rappelte sich erst gegen Nachmittag auf Hände und Knie, er hatte sich nicht nur vollgekotzt, sondern auch vollgeschissen. Weder Sabaco noch Armándos wussten noch viel von dem, worüber sie gesprochen hatten.


    Der Wein hatte ihre großen Pläne hinfort gespült.

  • Brüder


    Freunde kamen und gingen. Brüder waren unzertrennlich. Das war ein Naturgesetz, eines von jenen, die Sabaco ermittelt hatte, um die Welt und die Menschen berechenbar zu machen. Dass Brüder niemals auseinandergingen, stand wie ein Monolith als unumstößliche Wahrheit in seinem Bewusstsein. Zwei Brüder besaß er sogar, beide liebte er, doch besonders eng war das Band zu seinem kleinen Bruder Ocella.


    Sie waren vom Wesen her so ähnlich, dass Sabaco ihn als kleines Ebenbild von sich begriff. Äußerlich gab es freilich Unterschiede. Nicht nur, dass Ocella braune Augen besaß und Sabaco blaue. Sabaco wirkte auch grobschlächtiger, war optisch früh ein Raubein. Ocella hingegen hatte ihr hartes Leben noch nicht das Gesicht zerfressen, er war ein hübscher Junge. Ein Grund mehr, gut auf ihn achtzugeben. All die Zuneigung, zu der Sabaco fähig war, fokussierte sich wie im Brennglas gebündeltes Licht auf das Brüderchen. Sie beide gegen den Rest der Welt und die Welt gegen sie.


    Sabaco lehrte Ocella alles, was er ihm beibringen konnte und begann damit, wie man Feuer legte und stahl. Er zeigte ihm die Körperstellen, bei denen Angriffe auch ohne viel Kraft effektiv waren, wie man Finger in die Augen rammte, die Faust gegen den Kehlkopf schlug, was ein Schlag mit den flachen Händen auf die Ohren bewirkte. Es gab genug Straßenjungs, so dass dem kleinen Bruder immer Übungsmaterial zur Verfügung stand. Wenn Ocella die Attacken mit seinen schmutzigen Kinderhändchen nachmachte, wenn seine Angriffe Wirkung zeigten, erblühte Sabaco vor Stolz. Ocella sollte sich durchsetzen können. Ihm durfte nie etwas geschehen. Und im Zweifelsfall war Sabaco sofort zur Stelle, um zusammen mit seinen Freunden jede Rechnung zu begleichen, so dass Ocella sich auch gegenüber Älteren ein vorlautes Mundwerk angewöhnte. Er entwickelte sich zu einem regelrechten kleinen Tyrann und Sabaco schäumte über vor Entzücken.


    Sabaco brachte Ocella natürlich auch das Trinken bei. Wein wärmte den Körper und öffnete viele Türen. Die Türen von Mut und Wut, beides sehr nützlich. Zudem sollte Ocella sich nicht unter den Tisch trinken lassen können. Auch Trinkfestigkeit konnte trainiert werden und das taten sie. Die Texte der wichtigsten Trinklieder durften nicht fehlen, damit konnte man für gute Stimmung sorgen und man machte sich beliebt. Zudem brachte Sabaco dem kleinen Bruder ein Arsenal schmuddeliger Witze bei, die in diesem Alter noch keiner von ihnen verstand, von denen er aber der Meinung war, dass Ocella sie kennen musste, genau wie einen Haufen dreckiger Wörter. Er fragte ihn danach ab wie eine Vokabelübung. Ocella sollte für alles gewappnet sein und sich nie wie ein kleiner dummer Junge fühlen müssen.


    In den kalten Nächten, wenn sie im Freien schliefen, war die Welt manchmal wie verwandelt. Dann erschien Sabaco sein kleiner Bruder aus irgendeinem Grund viel jünger und verletzlicher. Vielleicht war es das Mondlicht, das sein Kindergesicht wie das einer Puppe wirken ließ? Doch Sabaco passte ja auf. Es war alles gut, so lange sie zusammenhielten. Ocella erhielt alles, was an warmer Kleidung und Decken zu finden war. Dick eingewickelt durfte er in der Mitte liegen, erhielt ein Bündel als Kopfkissen, schlief gut behütet, gewärmt und geschützt.


    Wenn es Ocella mal nicht gut ging, zeigte er das nie. Doch Sabaco sah es an seinem angespannten Mund und der sorgenvoll verzogenen Stirn. Es war richtig, dass Ocella keine Schwäche zeigte, und dennoch verspürte Sabaco den Wunsch, dann besonders für ihn da zu sein. In diesen Nächten streichelte er ihm zum Einschlafen das nach Rauch riechende Haar, zog ihm den Daumen aus dem Mund und versuchte, ihm ein Schlaflied zu singen. Kein Kinderlied - er kannte keins - sondern eine Landstreicherballade, die ihm wegen ihrer Melodie gut zum Einschlafen geeignet schien*. Vom Rauch und der Kälte war seine Stimme heiser und es kratzte ihm beim Singen schmerzhaft im Hals, doch er gab sein Bestes.


    Mochte die Welt ihr Feind sein und die Menschen und die Götter auf sie herab spucken - für Ocella gab es immer noch Sabaco, der seinen Schirm über ihn hielt.


    Sim-Off:

    *Ich habe so was wie "Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht" im Kopf, von dem es neben marschmusikartiger Versionen auch ruhige, balladenartige Interpretationen gibt (hab allerdings keine passende bei YT gefunden).

  • Freunde


    Als Sabaco versuchte, seine ehemaligen Freunde zu zählen, gab er es bei hundertfünfzig auf. Von den meisten verblassten bald nach dem Kennenlernen die Namen und Gesichter, sie schwanden wie Nebel. Zunächst blieb zunächst ein Hauch in seinen Gedanken, bald nichts mehr. Ihr Kommen und Gehen war vollständig und nicht einmal eine Erinnerung blieb. Meist hatte er ihre Namen bereits beim nächsten Sonnenaufgang vergessen. Einige verließen irgendwann die Stadt, um anderswo ihr Glück zu versuchen, andere wechselten nur den Freundeskreis und bezogen andere Reviere, die meisten aber verschwanden spurlos aus seinem Leben. Was aus ihnen geworden war, wusste der Geier.


    Nur wenige Freunde begleiteten ihn längere Zeit und noch weniger Namen und Gesichter blieben auf Dauer in seinem Gedächtnis haften. Nicht einmal zwei handvoll hätte er heutzutage wiedererkannt und beim Namen nennen können.


    Es war eine durchmischte Truppe, aus fast jeder Kategorie war irgendjemand dabei, selbst abgestürzte Leute aus den oberen Schichten, munkelte man und an Sabaco und Ocella sah man, dass das stimmte. Sie lebten nach dem Gesetz der Straße und der Rest spielte ansonsten keine Rolle. Sie lebten in Freiheit und Gleichheit, ohne das Eine oder das Andere wirklich zu sein. Es war der Traum, den sie lebten, und sie kosteten von einem Elysium, das niemals Realität werden würde und doch bittersüß auf ihren Zungen schmeckte.

  • Feinde


    Catualda gab sich als germanischer Häuptlingssohn vom Stamm der Harier aus. Er hasste die Römer, was Armándos trotz seiner immer wieder mal aufflammenden Träume vom Rachefeldzug nicht tat - er hasste nur den Umstand, dass er als Sklave geboren war und nicht als Herr. Dieser Catualda faselte unentwegt von einem Germanensturm und geriet mit Armándos dermaßen aneinander, dass Sabaco sich Sorgen zu machen begann. Der Germane prahlte mit seinen blutigen Taten und es war nicht zu sagen, ob alles davon nur Spinnerei war, oder ob er tatsächlich schon Ohren abgeschnitten und Kehlen aufgeschlitzt hatte. Sabaco schlug ihn schließlich bei einer passenden Gelegenheit zusammen, um ihn zu lehren, Abstand zu wahren. Doch der Kerl wehrte sich derart, dass Sabaco am Ende trotz seines Sieges in kaum einem besseren Zustand war als er.


    Immer wieder fuhr er nachts hoch und schlief mit einem Messer in der Hand. Hinter jedem Geräusch schien Catualda zu stecken. Noch mehr Sorgen als um sich und Armándos machte er sich um Ocella. Catualda tauchte einige Male mitten in der Nacht auf, das Gesicht mit Ruß geschwärzt, damit man ihn nicht sah. So zogen sie freiwillig in relative Nähe zu den Vigiles. Es war ein Balanceakt, denn zwar hielten die Vigiles Catualda fern, doch sie waren auch für einige der Freunde lebensgefährlich. Sabaco verlernte, durchzuschlafen, schließlich blieb er die ganze Nacht wach, das Messer griffbereit, und schlief erst, wenn die ersten Freunde sich zu regen begannen.


    Das war kein Dauerzustand, auch wenn er ganz gut allein auf einer Treppe am Forum schlief, während die Freunde ihrem Tagewerk nachgingen. Ihm drohte vor den Vigiles keine Gefahr, erst Recht nicht am helllichten Tage. Doch ihm wurde bewusst, dass er seinen kleinen Bruder auf diese Weise nicht Schutz, sondern Ballast war, weil Ocella, so jung er noch war, ihn nie allein ließ und seinerseits mit ihrem gemeinsamen Messer über den Schlaf des großen Bruders wachte. So ging das nicht, eine Lösung musste her!


    Nicht Fäuste, sondern Grips waren gefragt.


    Sabaco schickte also in einem lange ausgeheckten Plan - in weiser Voraussicht ohne Beteiligung vom planungsunfähigen Armándos entworfen - den harmlos aussehenden Spinner Helga vor, den die Vigiles noch nicht kannten, weil er nie kriminell aufgefallen war. Der stellte Catualda als entlaufenen Sklaven dar. Helga schilderte dessen Untaten, die in Wahrheit auf das Konto von Armándos, Sabaco und ihren Leuten gingen, flehte die Vigiles an, nie ans Licht kommen zu lassen, von wem sie all das wüssten, und tat das so überzeugend, dass man der Sache beherzt nachging.


    Als es ernst wurde und die Vigiles ihn systematisch zu jagen begannen, sah Catualda sich endlich gezwungen, Tarraco zu verlassen. Man erzählte, er treibe seither in Carthago Nova sein Unwesen, doch Genaues wusste niemand.


    Er hinterließ Sabaco eine Zahnlücke als ewiges Andenken und einen sehr unruhigen Schlaf. Noch Jahre später schlich Catualda sich in seine Wahrnehmung, wenn er in die Nacht hinaus spähte, oder suchte seine Träume heim.

  • Gute Zeiten


    Es gab herrliche Sommer, in denen die Freunde sich auf öffentlichen Spiele herumtrieben und die zahllosen Feste des römischen Lebens besuchten. An heißen Tagen schwammen sie im türkisblauen Meer, in kalten Nächten schliefen sie um Lagerfeuer, die sie am Strand aus geklauten Holzscheiten errichteten. Wurde der Strand zu unsicher, wechselten sie in die Nekropole, die allerdings beim Straßenvolk so beliebt war, dass es sich nur in einer großen Gruppe lohnte, dort aufzutauchen und auf einen Platz zu beharren. Gelang das nicht, zogen sie auf das Forum, saßen auf den Treppen und bettelten, stahlen oder spielten mit einem Lumpenball. Sie lauschten Straßenmusikanten, die mit ihrem Krach darauf hofften, einen Förderer zu finden und lachten sich über das Getröte kaputt. Sie tanzten betrunken und trafen eine Menge interessanter Menschen, mit denen sie viel Spaß hatten.


    Natürlich zündelten sie immer noch, auch nachdem die Vigiles tiefe Löcher in ihre kleine Gemeinschaft geschlagen hatten. Das Feuer war ihr wertvollster Verbündeter, um an die Dinge zu gelangen, für die man sonst Geld benötigte oder Waffen. Die Vigiles blieben der dunkelste Teil ihres Lebens, manch einer wurde von ihnen mitgenommen und auch Sabaco und Ocella einige Male nach Hause gebracht, wo es ein Donnerwetter gab. Für jene, die kein Bürgerrecht besaßen, endete es fataler. Einige der Freunde traf man später verändert wieder, andere verschwanden für immer. Freunde kamen und gingen, so war der Lauf der Zeit. Sabaco lernte, dass man Menschen, die einem ans Herz gewachsen waren, jederzeit ohne Vorwarnung für immer verlieren konnte. Umso fester klammerte er sich an seinen kleinen Bruder und bewachte ihn mit Argusaugen.


    Bei Nacht beobachteten sie manchmal übende Feuerakrobaten, die leuchtende Schleifen und Kreise in die Dunkelheit malten. Sabaco durfte mit ihren brennenden Fackeln herumprobieren, doch ans Feuerspucken wagte er sich nicht. Sie hatten ihm erklärt, dass er sich die Lunge verbrennen würde, wenn er es falsch machte. Als er nicht aufpasste, hatte auf einmal Ocella den Mund voller Öl und hielt sich die Fackel vor das Gesicht. Plötzlich war da ein Feuerball, der seinen kleinen Bruder verschlang und Sabaco erstarrte. Licht und Hitze fraßen Ocella, man sah nur noch die dünnen Kinderbeine in ihren Sandalen. Als der Feuerball sich verflüchtigte, grinste Ocella. Seine Stirn war schwarz vom Ruß, die Haare versengt, doch er war wohlauf. Erwartungsvoll schaute er seinen großen Bruder an, damit der ihn lobte. Sabaco wollte Ocella am liebsten übers Knie legen, ihm die Dummheit ausprügeln, damit er so etwas nie wieder tat und vielleicht wäre es das Richtige gewesen, doch er konnte nicht. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte, er hätte es gut gemacht. Sabaco wäre stolz auf ihn. Und Ocella strahlte.


    Alles in allem war es keine schlechte Zeit.


    Noch hatte Sabaco das Band zum Elternhaus nicht ganz gelöst, obwohl seine Schulzeit nun vorbei war. Sein Abschluss war hervorragend, die Noten bestens. Was das nützen sollte, fragte er sich, froh über die freie Zeit, die er nutzte, Armándos und die anderen zu besuchen, damit sie gemeinsam herumhängen konnten. Dauerhaft blieb er bislang nicht bei ihnen. Immer wieder kehrte er mit Ocella nach Hause zurück, um zu essen, um bei besonders schlechtem Wetter dort zu übernachten oder um sich zu baden, zu rasieren und die Kleidung zu wechseln. Doch er ahnte, dass der Tag kommen würde, da er sich entscheiden musste. Er konnte nicht dauerhaft zwei so unterschiedliche Leben führen. Eines davon verlor er mit jedem Tag ein Stückchen mehr. Er dachte anders, fühlte anders ... die Straße hatte ihn verändert. Sie war dreckig, sie war grausam, doch sie sang und rief ihn jeden Tag lauter.


    Irgendwann würde er die Wahl nicht mehr haben.

  • Armándos


    Ausgerechnet dem unfähigen Armándos gelang es am besten, sich all die Jahre durchzumogeln, ohne sichtbaren Schaden zu nehmen. Ohne Rücksicht, aber auch ohne Grausamkeit wand er sich durch sein perspektivloses Leben. Wenn jemandem etwas passierte, dann den anderen. Schlägereien wich er genau so aus wie Konfrontationen mit den Vigiles. Armándos, der als Sklave stets für seine Herrin hatte da sein müssen, machte nun andere für sich dienstbar, ohne dabei irgendwelche Raffinesse an den Tag zu legen. Er war nicht klug, war kein geschickter Marionettenspieler. Er nahm nur, was man ihm anbot, griff dann aber mit beiden Händen zu. Es schien, als würden die Leute sich willig unter seine Füße schieben, damit er über sie hinweg trampeln konnte, aus dem einzigen Grund, weil er gut aussah. Und er trampelte ohne jedes Schuldgefühl über sie hinweg. Nie hatte er ihnen etwas anderes versprochen.


    Wer Armándos das erste Mal traf, mochte ihn meist so lange, bis er ihn näher kennenlernte und feststellte, dass hinter der Fassade, für die Armándos sich nicht einmal Mühe gab, schlichtweg gar nichts war. Er hatte kein Herz aus Gold, keinen scharfen Verstand, nicht mal eine interessante Vergangenheit, nur die langweilige Geschichte eines entlaufenen Sklaven, der keine Lust auf seine Arbeit verspürte. Da war nichts als die gähnende Leere in der Seele eines Hoffnungslosen, der zufällig eine ansprechende Erscheinung besaß, ein Mensch ohne Aussicht auf eine andere Zukunft als die Straße oder das Kreuz.


    Und gerade das, was andere immer wieder von Armándos forttrieb - sein aufrichtig kommunizierter Egoismus, der ohne jede Falschheit auskam - machte Armándos für Sabaco vertrauenswürdig. Auch wenn der Sklave während der Trunkenheit Dinge verzerrt betrachtete oder danach vergaß, so log er nicht absichtlich. Man wusste, woran man bei Armándos war. Das machte ihn auf seine Weise zuverlässig. Sabaco hatte ihn eigentlich sogar recht gern. Den haltlosen Ideen des Sklaven zuzuhören, wenn sein Pegel stieg, empfanden die meisten irgendwann als enervierend, da er immer wieder die selben idiotischen Pläne vortrug, wie er mit den Leuten von der Straße die Soldaten des Castellums überfallen wollte, um an ihre Waffen zu gelangen und damit dies und das zu bewirken oder irgendwen zu rächen. Sabaco grinste in sich hinein. Eher würde die Welt entzweibrechen, als dass Armándos eigenhändig zur Waffe griff.


    Für Sabaco waren das die Geräusche, zu denen er am besten schlief.

  • Liberalia


    Ähnlich wie Bacchus war auch Liber ein Gott der Fruchtbarkeit und des Weines. Seine Priesterinnen, ältere Frauen, trugen Efeukränze im Haar und buken Opferkuchen mit viel Honig und Öl. Im Frühling feierte man während seines Festes, dass aus Jungen Männer geworden waren.


    Für Sabaco war es in diesem Jahr ebenfalls so weit - er hatte das 14. Lebensjahr vollendet. An dem Tag, an dem er in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen wurde, veranstaltete die Gens Matinia eine große Feier. In einer feierlichen Zeremonie legte er seine Kindertoga ab. Zwei Sklaven wickelten ihm die neue, blütenweiße Toga virilis um den Körper. Jede Falte saß. Das erste Mal durfte Sabaco sich nun in seiner Männertoga zeigen. Frisch eingekleidet führte ihn sein erster Weg zum Larenschrein der Casa Matinia. Sabaco legte seine Bulla, die ihn während der Kindheit als Glücksbringer um den Hals begleitet hatte, zusammen mit einer seiner schwarzen Haarlocken auf den Hausaltar für die Laren nieder. Später war beides verschwunden, doch er nahm an, dass es nicht die Laren gewesen waren, sondern seine Mutter, die beides für sich verwahren wollte.


    Auf der folgenden Prozession wurden derbe Lieder gesunden, in den Baumkronen hingen Masken. Die Luft roch nach den Honigkuchen. Die Prozession beinhaltete einen großen Phallus, den man durch die Landschaft trug, um den Segen der Fruchtbarkeit für das Land und die Menschen zu bringen. Es sollte zudem die Feldfrüchte vor dem Bösen schützen. Am Ende der Prozession legte eine tugendhafte und angesehene Matrone einen Kranz auf den Phallus. Alle Verwandten waren eingeladen. Es gab Musik und Tänzerinnen, possenreißende Akrobaten und köstliches Essen im Übermaß. Die Casa Matinia war voller Leben und alle Öllampen und Feuer brannten. Man spielte heile Familie, zeigte, dass Sabaco ihr ganzer Stolz wäre. Nachdem er jeden begrüßt und jedem die gleichen Höflichkeitsfragen beantwortet hatte, vergaß man ihn und wandte sich den Darbietungen und den üblichen Gesprächsthemen zu.


    Sabaco lag mit Ocella, der seine kleine Kindertoga trug, auf einer Kline und beide langweilten sich. Ocella fragte, ob sie eine Runde Ball spielen gehen wollten, aber Sabaco musste liegen bleiben. Immerhin war es seine Feier. Eine Weile blieb Ocella noch bei ihm, bis Sabaco ihn wegschickte. Es genügte, wenn einer von ihnen sich langweilte. Ocella schnappte sich eines der Gästekinder und sie verschwanden in den Weiten des Hauses. Sabaco blieb mit gähnender Langeweile zurück.


    Ab diesem Moment mochte er die Feier nicht mehr.


    Die Gäste versuchten scheinbar, sich gegenseitig damit zu übertrumpfen, wer das perfektere Leben führte. Er fragte sich, weshalb man sich traf, um über die spektakulärsten Einkäufe und Reisen zu sprechen oder darüber, wer geheiratet oder eine neue Stelle innehatte. Dann ging es weiter damit, wer auf welche Weise erkrankt oder gestorben war. Sabaco wurde zwischendurch immer mal wieder nach der Schule gefragt und oder welchen Beruf er einmal ergreifen wollte. Beides schien ihm bedeutungslos. An seinem Platz könnte bei diesen Themen genau so gut jemand anderes liegen, die Unterhaltung hätte keinen anderen Verlauf genommen. Die Gespräche wirkten auf ihn so künstlich wie die geschminkten, maskengleichen Gesichter. Ihm war, als würde sich niemand für ihn als Mensch interessieren, nur für seine Leistung. Ganz so, als wäre er eine Marionette, die möglichst genau den angedachten Schritten folgen sollte. Ocella hatte es richtig gemacht, spielen zu gehen.


    Sabaco wünschte sich Armándos ins Triclinium, der einen seiner Rachepläne vor den Gästen ausbreitete oder über seine alte Herrin herzog und von ihren lüsternen Fantasien erzählte. Bei dem Gedanken musste er grinsen. Oh ja, Armándos wäre ein unterhaltsamer Gast. Oder Ferghus, würde er noch leben ... Demarete und Timocleia. Sie hätten gemeinsam viel Spaß an diesem Tag gehabt. Und seinem schwarzen Molosser hätten sicher die Reste vom Braten gut geschmeckt. Sabaco griff zum Wein.


    Als er später angetrunken mit einer Amphore in der Hand durch den nächtlichen Garten schlenderte, weil er Ocella suchte, blieb er auf dem Kiesweg stehen und blickte zum Haus zurück. Obwohl er dort wohnte, fühlte es sich an, als würde er auf eine Theaterkulisse blicken. Als wären diese Leute Darsteller in einem öden Possenspiel, an dem er nur als Statist teilnahm. Oder vielleicht war es auch umgedreht ... war er hinabgestiegen aus einem Bühnenstück, das von der Straße handelte und von Abenteuer sang. Einem Drama, in dem er der Hauptdarsteller war und nicht nur Randfigur, weil er selbst das Drehbuch schrieb.


    Das da draußen, das war hart, aber es war seins.

  • Fugitivus


    Jetzt war er also erwachsen. Sollte bei fast jeder Cena anwesend sein und kluge Dinge sagen, um die Gäste der Eltern zu beeindrucken. Tatsächlich fiel es Sabaco nicht schwer, sich so zu geben, wie man es von ihm erwartete, doch mangelte es ihm an der Lust dazu. So blieb er den meisten Cenae fern und verbrachte die Zeit im Kreise der Menschen, in deren Gegenwart er sich wohlfühlte.


    Ungewöhnlich war an seinen Streifzügen insofern nichts, als die meisten Römer seines Standes in diesem Alter es ähnlich hielten. Formell waren sie erwachsen, die Schule war vorüber, doch für die Karriere der hohen Stände waren sie zu jung. So waren die Nächte von Tarraco voll von nutzlosen jungen Männern, die herumstreiften und sich die Zeit auf nicht standesgemäße Weise totschlugen. Sie zogen durch Tabernae und durch Lupanare, lümmelten herum und stießen sich die Hörner an jenen ab, die ihnen weder gesellschaftlich noch körperlich etwas entgegenzusetzen hatten. Die Vigiles konnten gegen diese Krawallbrüder nichts tun, es waren freie Männer aus den besten Familien.


    Mit einem Mal war Sabaco nicht mehr nur mit dem Volk von der Straße, sondern mit Seinesgleichen zugange, hatte Spaß mit ihnen und war ihnen obendrein an Erfahrung und Weisheit voraus. Er kannte alle Regeln der Straßen, alle guten Stellen, alle Tricks und alle Leute, die zu kennen sich lohnte. Seine neuen Freunde respektierten ihn dafür, manche bewunderten ihn sogar und das fühlte sich verdammt gut an. Sabaco war nicht mehr irgendjemand, er hatte jetzt einen Namen. Er wurde nicht müde, zu erzählen, wie er Catualda damals aus der Stadt vertrieben hatte, wenngleich das nur zur Hälfte stimmte, denn Catualda war in erster Linie vor den Vigiles geflohen. Sabaco schmückte die Geschichte genussvoll zu seinen Gunsten aus und zum Beweis präsentierte er seine Zahnlücke.


    Armándos aber verkam zu Beiwerk, das sich im Schlepptau der römischen Bürger schüchtern und unscheinbar bewegte und oft eigener Wege ging. Davon, dass er Sklave war, verriet Sabaco seinen neuen Freunden nichts, doch Armándos verfiel dennoch in deren Gegenwart in alte Verhaltensweisen. Der Dreck an seinem Körper und seine verschlissene Kleidung trugen dazu bei, sich wie ein Außenseiter unter den Römern zu fühlen. Er mied die Thermen aus Angst, dass jemand dort die Spuren einer Auspeitschungen auf seinem Rücken zu deuten wusste und für neue Kleidung fehlte ihm das Geld. Seinem Selbstbewusstsein unter diesen Leuten tat das nicht gut.


    Also mogelte Sabaco den Fugitivus zu passender Gelegenheit in die Therme seiner Familie, wo er Armándos von den Familiensklaven nach aller Kunst pflegen, herrichten und mit einer neuen Tunika ausstatten ließ und auch mit neuen Schuhen. Zufrieden besah Sabaco sich hernach das Werk. Armándos, von Natur aus gut aussehend, war wieder vorzeigbar, so konnte er sich auch unter Römern bewegen. Sabaco nahm ihn wieder mit. Doch Armándos konnte einfach nicht anders, als den Blick zu senken, wenn einer von Sabacos neuen Freunden ihm in die Augen sah, und bei jedem Thema Zustimmung zu heucheln, anstatt seine Meinung zu vertreten. Wie sicher er sonst auftrat, wie groß seine Pläne sein mochte - unter Römern war es ihm unmöglich, aus seiner Sklavenhaut zu schlüpfen, zu tief saßen die Erfahrungen seines Lebens. Nur bei Sabaco, den er schon lange kannte und der mit ihm die Kämpfe der Straße ausgefochten und sein Brot geteilt hatte, gelang es ihm, zu vergessen, dass er ein Sklave war und Sabaco ein Herr. Die einzige zweite Ausnahme war Ocella.


    Und dann stellte Sabaco eine, wie er rückblickend feststellte, unangemessene Frage.


    "Du könntest mein Sklave werden", schlug er eines Tages wohlmeinend vor. "Dann könntest du bei uns wohnen und hättest jeden Tag was zu essen. Wir verstehen uns gut, wir hätten beide was davon."


    Die Antwort war ein zu Tode beleidigter Blick. "Ich dachte, wir wären Freunde."


    Und damit hatte sich das Thema erledigt. Zu Sabacos Erleichterung war Armándos nicht nachtragend.

  • Die letzte Asche


    Noch fünf Tage später dampfte die Asche. Der Geruch verbrannten Holzes umschmeichelte Sabacos Nase, während er die Stelle des Brandes durchstreifte wie ein Raubtier, das noch einmal über die abgenagten Gebeine leckte, um den Nachhall der Jagd zu spüren. Die Vigiles rissen mit schwerem Gerät die letzten Mauern um, damit die Trümmer niemanden erschlugen. Hier war nichts mehr zu reparieren und zu retten. Diese Insula war Geschichte. Der Centurio der Vigiles, der den klangvollen Namen Wolf trug, ein germanischstämmiger Haudegen, sah Sabaco finster nach. Doch was sollte er tun? Es gab keine Beweise, nur einen jungen Mann, der seine Freude an der Inspektion von Tatorten fand. An einer ruhigen Stelle, an der niemand arbeitete, ließ Sabaco sich nieder. Warme Kohlestückchen knisterten unter seinen Beinen. Seine Finger gruben sich genussvoll in das brüchige Schwarz, bargen eine Handvoll Asche. Sabaco zerrieb die Krümel zwischen den Fingern. Dann rieb er seine Hände langsam damit ein, als handele es sich um eine wohltuende Salbe.


    Vertraute Schritte nahten und Ocella hockte sich zu ihm, die Brauen in Sorge verzogen. Gegensätzlicher hätte der Ausdruck in ihren Gesichtern nicht sein können. Sabaco hob den Blick und sah den Bruder vollkommen entspannt und sehr glücklich an. Ocella war inzwischen kein Kind mehr, doch das änderte nichts daran, dass Sabaco ihn hütete wie seinen Augapfel.


    Es gab keinen anderen Menschen, für denen er auch nur annähernd so tief empfand. So gehörte er auch zu den wenigen, die in diesem Alter noch nie eine feste Liebschaft eingegangen waren. Was sein Körper trieb, war von seinen Gefühlen vollständig entkoppelt, bisweilen empfand er beim Akt sogar Ekel und Wut, als würden diese dreckigen Huren (die keineswegs immer Huren waren) es darauf abgesehen haben, Ocella ein Stück von der ihm zustehenden Liebe zu rauben. So kam es vor, dass Sabaco die Frauen, die sich ihm hingaben, würgte oder, wenn sie den Fehler machten, beim Akt zu sprechen, schlug, damit sie schwiegen. Sie waren Fleisch. Und Sabaco interagierte nicht mit Fleisch, er benutzte es. So hatte er sich auch angewöhnt, sie umzudrehen, um ihre Gesichter nicht sehen zu müssen.


    Mit seinem Zeigefinger malte er Ocella zärtlich einen schwarzen Strich von der Stirn bis zur Nasenspitze. Der ließ die Neckerei über sich ergehen, blieb aber ernst.


    "Das war ein bisschen viel diesmal, Sabo. Meinst du nicht?"


    "Oh ja. So gut ist es mir noch nie gelungen. Die Nacht loderte so hell, man konnte normal sehen, als wäre es Tag gewesen. Es hatte etwas von einem besonders intensiven Sonnenaufgang. Die Funken fielen auf die Straßen wie brennender Regen. Wunderschön. Ich werde ein Gedicht darüber schreiben, ich spüre es schon in mir reifen. Wusstest du, dass man Tinte aus Asche macht? Die Geschichte dieser Welt wurde seit jeher in Asche geschrieben."


    Ocella sah ihn eindringlich an, was putzig aussah mit dem Strich auf der Nase. "Es sind Menschen gestorben, Sabo. Eine römische Familie mit drei Kindern."


    Sabaco zuckte mit den muskulösen Schultern. Da er sie nicht kannte, waren sie ihm gleichgültig. "Es sterben jeden Tag Menschen, Kleiner. Seit wann muss ich dir das erklären? Hätten die Götter gewollt, dass sie leben, hätten sie ihnen geholfen." Doch seine Stimme klang nicht so sicher wie sonst. Ihm gefiel Ocellas Tonfall nicht und sein Blick wirkte befremdlich. "Sag mal, was willst du eigentlich gerade von mir?", grollte Sabaco misstrauisch.


    "Ich will, dass du aufhörst, bevor es zu spät ist! Sei einmal in deinem Leben vernünftig. Wenn dir die Menschen schon gleichgültig sind, die du umgebracht hast, solltest du zumindest dir selbst gegenüber nicht gleichgültig nicht sein. Eines Tages wird man dich erwischen."


    Nun voll tiefstem Argwohn kniff Sabaco die Augen zusammen. "Ich habe niemanden umgebracht, sie sind gestorben. Du setzt mir gerade den Dolch auf die Brust. Du willst mich an den Wolf verpfeifen, wenn ich nicht deinem Willen nachkomme. Ist es das? Du willst mich an die Vigiles verraten!"


    Sie erhoben sich gleichzeitig, unter ihren Sandalen knisterte die Asche. In der Ferne rumpelten die Steine einer abgerissenen Mauer, die Vigiles riefen sich irgendwas zu - weit genug entfernt, und doch bedrohlich nahe. Die Brüder starrten sich gegenseitig in die Augen, beide entschlossen, sich zu verteidigen, doch zögernd, in dem Streit fortzufahren. Keiner von beiden fühlte sich wohl mit dieser Konfrontation. Zwar war es nicht das erste Mal, dass Ocella sein Missfallen an den Brandstiftungen äußerte, aber noch nie hatte er sich so gegen seinen großen Bruder gestellt.


    "Ich will dich nicht verraten, sondern uns retten", sprach Ocella betont ruhig. "Dich und mich. Das Feuer ist für dich längst kein Werkzeug mehr, sondern zu reinem Selbstzweck mutiert. Du liebst das Feuer, weil es dir irgendetwas gibt, das ich nicht verstehe. Was haben Flammen und Tod uns mit diesem Brand eingebracht? Oder das das letzte Mal? Überhaupt nichts, Sabo. Keinerlei praktischen Nutzen. Dafür aber viel Leid über anständige Römer. Dich bringt das Feuer in Lebensgefahr und mich auch, denn ich war dein Komplize. Das ist nun vorbei. Wir enden beide auf dem Scheiterhaufen, wenn wir so weitermachen. Lass es enden, Sabo!"


    Die Stimme des kleinen Bruders war ruhig, aber eindringlich. Ocella wirkte ... fremd. Völlig fremd! So als würde ein anderer durch ihn sprechen. Plötzlich begriff Sabaco. In seinem Hirn gellten alle Alarmglocken gleichzeitig. Gefahr. Höchste Gefahr!


    "Es ist dieser Germanicus Varro, den ich aus dir sprechen höre", keuchte er, blickte sich gehetzt um, sah aber nichts Verdächtiges. "Dieser missgünstige alte Sack, mit dem du die letzten Tage ausreiten warst. Vaters Bekannter. Nicht wahr? Da haben die Hoppapferdchen scheinbar ausgereicht. Sprich, Ocella: Seit wann bist du käuflich?"


    "Und seit wann hast du vor, mich mit dir in den Tod zu reißen?!", schnauzte Ocella zurück. "Varro wollte dich auch mit auf den Ausritt nehmen, er hatte das für uns beide geplant, weil er es gut mit uns meint! Du warst es, der nicht mitkommen wollte, weil du ihn aus irgendeinem Grund nicht leiden kannst. Jetzt hörst du mir zu. Was du mit deinem Leben anstellst, ist deine Sache. Aber ich unterstütze dich nicht länger darin, uns beide zugrunde zu richten! Hör - damit - auf!"


    Sabacos Blick war lauernd. Ocella hatte nicht bestritten, dass Varro es gewesen war, der ihn bezirzt hatte. Der Mann rutschte schlagartig in die Kategorie 'Feind' und bestand nur noch aus schlechten Eigenschaften. Vor Eifersucht drehte sich Sabaco schier der Magen um, seine Hände schnappten zu Fäusten zusammen.


    "Du scheinst dir ja neuerdings seeehr viel selbst zu bedeuten, Brüderchen. Ich wusste gar nicht, dass ich dich zu so einem Egoisten erzogen habe. Wobei ... das habe ich auch nicht. Das sind die giftigen Einflüsterungen von deinem neuen Freund. Was, wenn ich Nein sage zu deiner Forderung? Marschierst du dann zum Wolf, und lieferst mich ihm aus, um deine eigene Haut vor der Justiz zu retten? Ein Geständnis kann da viel bewirken. Sei Zeuge, damit man mich dran kriegt. Deine Drohungen bewirken bei mir nichts. Du brauchst auch nicht zu versuchen, mich ein zweites Mal zu einem Gespräch mit Varro zu zwingen. Mit dem bin ich durch. Meine Antwort lautet Nein, Nein und nochmals Nein!"


    Die letzten Worte hatte Sabaco gebrüllt. Ocella wurde es zu viel. Er drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging. Wie konnte Sabaco es auch wagen, so vom heiligen Varro zu sprechen! Irgendwann würde der Kleine sich schon wieder beruhigen - Varro würde am nächsten Tag ohnehin abreisen und sein Gift wieder mit in den heimischen Pferdestall nehmen. Sabaco stand in seinem Aschehaufen, sah seinem kleinen Bruder nach und ließ ihn ziehen. Ocella würde die Nacht irgendwo anders verbringen und bei Sonnenaufgang wieder zu ihm zurückkehren, in der Hand etwas zu Essen, um es mit ihm zu teilen. Sabaco würde annehmen und sie würden gemeinsam frühstücken. Danach wäre alles wie früher.


    Doch Ocella kam am nächsten Morgen nicht.


    Mit der Hilflosigkeit eines verirrten Welpen stand Sabaco völlig allein an ihrem Grillplatz am Strand, wo er geschlafen hatte und wo sein Bruder ihn normalerweise nun mit dem Frühstück aufgesucht hätte. Dass Ocella nicht erschienen war, warf ihn völlig aus der Bahn. Stundenlang wartete er am selben Platz, unfähig, eine Entscheidung zu treffen. Gegen Vormittag irrte er dann durch die Straßen, schaute in jede Taberna, rannte schließlich der Länge nach von Osten nach Westen über den gesamten Strand von Tarraco. Fragte Passanten, suchte überall, rief, schrie den Namen seines kleinen Bruders, drehte fast durch und riss sich die Haare aus. Für ihn kam nur eine schreckliche Gewalttat infrage. Als seine Suche erfolglos blieb, sprintete er nach Hause, um die Familie zu informieren, dass ihr jüngster Sohn verschwunden war, damit sie die Vigiles informieren und eine breitgefächerte Suche einleiten konnten.


    Doch zu Hause erwartete ihn etwas völlig anderes als besorgte Eltern und viele Dinge schienen im Haus zu fehlen. Als er das leere, aufgeräumte Bett sah, zersplitterte seine Welt in tausend Scherben, der Sinn seines Lebens verflüchtigte sich wie Rauch, der vom Wind erfasst und davongetragen wurde. Der kleine Bruder hatte Varro samt sehr viel Gepäck in die Fremde begleitet. So, wie es aussah, war keine zeitnahe Rückkehr geplant. Wo das Gestüt lag, verriet Sabaco niemand.


    Die folgende Gedächtnislücke musste einige Stunden betragen, denn die Dunkelheit kroch von Osten her über Tarraco. Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet und es schüttete warmen Sommerregen. Vollkommen hilflos fand Sabaco sich allein am menschenleeren Strand wieder vor der kalten Feuerstelle, wo er mit Ocella und den Freunden regelmäßig gegrillt und getrunken hatte. Ocella war alles gewesen. Ohne Ocella war alles nichts. Sabacos Tunika klebte nass an seinem Körper. Bei dem Wetter war niemand hier und es würde auch niemand kommen. Der Regen spülte die Asche aus der Feuerstelle fort und sie lief als kleiner schwarzer Bach hinunter zum Meer. Sabaco brach in sich zusammen und stürzte in den Sand, wo er sich in inneren Qualen zusammenkrümmte. Eingerollt wie ein Embryo lag er an dem verlassenen Platz und rührte sich lange Zeit nicht mehr.

  • Halbiert


    So fanden ihn seine Freunde. Sie hatten keinen Trost für ihn, aber Alkohol. Armàndos versuchte gegen Mitternacht, ihn nach Hause zu bringen, weil Sabaco sich dermaßen betrunken hatte, dass ihm der Kopf auf der Brust hing und er nicht einmal mehr lallen konnte. An den langen, von Pausen unterbrochenen Weg vermochte er sich nicht zu erinnern, als er auf einmal die beleuchtete Doppeltür der Casa Matinia erkannte. Groß und bedrohlich ragte sie über ihm empor, mit Eisennieten besetzt. Misstrauisch betrachtete er die schwankende Doppeltür, den Arm über Armàndos gelegt, bis sich die Porta endlich öffnete.


    Als Sabaco seinen Freund mit ins Haus nehmen wollte, flutschte der flugs davon, vielleicht, weil ihnen Schritte entgegenkamen. Mit blutunterlaufenen Augen starrte Sabaco in den Flur, ohne viel zu erkennen. Erst an der Ohrfeige registrierte er, dass sein Gegenüber sein Vater war, der im Nachthemd vor ihm stand, den Zorn ihm ins Gesicht geschrieben. Der Ärger, der seinen Sohn in den folgenden Minuten erwartete, weil er in diesem unwürdigen Zustand zu Hause aufgekreuzt war, ließ Sabaco Armàndos für seine Hilfsbereitschaft verfluchen. Der Alkohol dämpfte den Schmerz, aber nicht die Demütigung.


    Nachdem der Vater mit ihm fertig war, wehrte Sabaco sich gegen die Haussklaven, als wären sie es, die ihn gezüchtigt hätten, drohte ihnen die schlimmsten Dinge an. So ließen sie ihn schließlich auf dem Boden der hauseigenen Thermen liegen. Weiter schafften sie es nicht, den Wüterich zu bringen. Sabaco rollte sich ungebadet in sein Handtuch, zitternd erst vor Zorn, dann vor Trauer, beide Gefühle wurden eins. Sein Kopf sank auf seinen Unterarm. Der Stein war gut beheizt und dass der Boden hart war, störte ihn nicht. Schließlich übermannte ihn der Schlaf.


    Als er erwachte, schien die Sonne durchs Fenster und er lag er in seinem Bett. Vögel sangen, eine Parodie auf seinen Gemütszustand. Sein Kopf wog eine Tonne und sein Herzschlag ging träge. Kaum vermochte er, sich aufzusetzen, jede Bewegung kostete ihn unnatürlich viel Willenskraft. Vielleicht war er krank oder besonders heftig verkatert. Sabaco merkte er an seinem Duft, dass er gewaschen und umgezogen worden war, auch wenn ihm jede Erinnerung fehlte. Er ließ sich ein üppiges Frühstück bringen und brach beim Essen in Tränen aus, weil Ocella dieses Brot mit Schafskäse geliebt hatte, doch niemand wagte, ihn zu trösten. Er blieb allein und stand nach dem Essen auf, um hinunter zum Strand zu gehen, noch nicht einmal nüchtern vom Vorabend. Armàndos winkte ihm zu. Sabaco hob zum Gruß den Beutel mit dem Weinvorrat für den heutigen Tag.


    So setzte der Kreislauf sich Tag für Tag fort, der Herbstwind riss die Blätter von den Zweigen, der Winter bedeckte Hispania mit einem Schleier kalten Regens und nichts änderte sich, außer, dass sie nun häufiger irgendwo in den Innenräumen tranken statt unter freiem Himmel.


    War Sabaco zuvor nur anstrengend gewesen, war er nun unausstehlich. Anstatt sich an den Verlust zu gewöhnen, fraß das Gefühl sich fest und er begann es, auch auf andere zu übertragen. Ließ Armàndos ihn warten, streifte Sabaco hin und her, den Kopf voll finsterer Gedanken, verraten und verlassen worden zu sein. Kehrte Armàndos zurück, wurde er freudig begrüßt und beschlagnahmt. Wehe dem, der sich in ihre Freundschaft drängte. Doch dieser Sklave ließ sich nicht binden und verschwand, wann es ihm beliebte. Er war ein hübscher Bursche und hatte seine Liebschaften überall, was Sabaco nicht gut tat. Er sehnte sich nach der harmonischen Zweisamkeit mit seinem kleinen Bruder. Schmerz machte auf Dauer reizbar. Jeden Traum hindurch schlug Sabaco einen aussichtslosen Kampf, die Nächte mutierten zur Tortur.


    Indem man ihm Ocella geraubt hatte, hatte man Sabaco halbiert. Die empfundene Wunde schmerzte unentwegt, sie blutete, eiterte und wollte nicht heilen.

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