Zwei Soldaten am Rhenusstrand

  • "Verurteilen? Was denn?" Die Frage war nicht rhetorisch. Er wusste tatsächlich nicht, was Nero meinen könnte. "Dass du mich besoffen in Mogontiacum aufgesammelt und mir zu einer Heimkehr ohne Disziplinarverfahren ermöglicht hast? Dass ich in deinem Bett pennen durfte, damit niemand meinen Zustand bemerkt? Dass du der Erste von der Classis bist, der mit mir seine Freizeit verbringen will? Ich weiß nicht, an was für Leute du früher geraten bist, dass sie nicht bemerken, was für ein feiner Kerl du bist. Es gibt nichts zu verurteilen, Nero."


    Sabaco rutschte mit dem Hintern auf seiner Decke herum, machte sich flach und kratzte die verdammten juckenden Stellen, wo man ihn enthaart hatte und die von dem Gekratze inzwischen ziemlich rot waren.


    "Wenn ich getrunken habe, rede ich meistens zu viel. Ich tue auch zu viel ... Dinge, die ich sonst unterdrücke. Ich bin nicht sicher, ob ... was ich wirklich will, Nero. Außer, dass ich dich gern mal so richtig besoffen sehen möchte."

  • Nero grinste Sabaco gut gelaunt an.


    "Das werde ich Dir nicht beantworten, denn Deine Fragen gefallen mir besser als meine Antworten die mir im Kopf herumgeistern Sabaco. Manchmal ist es gar nicht so leicht herauszufinden was man tatsächlich möchte. Aber dass auf Deiner Wunschliste steht mich besoffen zu sehen, damit hätte ich nicht gerechnet. Wieso Sabaco? Möchtest Du wissen was ich tue? Ob ich aggressiv werde, oder ein weinerlicher Jammerlappen? Weißt Du was? Auch das werde ich Dir nicht beantworten. Finde es doch einfach heraus und lade mich auf die eine oder andere Amphore ein.


    Aber vorsichtig, diesmal bist Du dann dran mich sicher nach Hause zu schleppen, in die Castra zu schmuggeln und ins Bett zu wuchten. Sieh bitte zu, dass mir auf dem Heimweg keiner auf die Hände tritt oder sowas. Du hast echt Ideen, Du bist der Knaller", lachte Nero seine kratzige Lache.

  • Sabaco grinste, weil Nero so rau lachte. Mit Kollegen arbeitete man, Kameraden half man und mit Freunden lachte man.


    "Weil man besoffen so gut Spaß haben kann", antwortete Sabaco auch entprechend. "Es tut einfach gut, gemeinsam einen über den Durst zu trinken und vielleicht noch einen wegzustecken. Für ein paar Stunden ist die Welt in Ordnung und der Kater ist es allemal wert. Niemand wird uns am Tor aufhalten oder uns verpfeifen - weil wir gar nicht besoffen an den Torwachen vorbeiwanken werden. Zu dir oder zu mir?"

  • Nero nickte zustimmend zu Sabacos Beschreibung. Ja mit Freunden konnte man Lachen und noch vieles mehr. Man konnte sich die Wahrheit sagen, ohne dafür im Boden versinken oder sich rechtfertigen zu müssen. Er war schon lange nicht mehr so gut gelaunt gwesen, wie in diesem Moment. Nero fühlte sich befreit und beschwingt und die Aussicht auf einen Umtrunk, bei dem es kein Limit gab, erschien ihm mit einem Mal durchaus verlockend.


    "Wieso sieht uns keiner? Du hast doch nicht vor mich in Einzelteilen zu tragen oder? Zu Dir oder zu mir? Zu Dir diesmal, ich möchte Deine Bude sehen und wie Du lebst. Also wohin gehen wir?", fragte Nero gut gelaunt, schnappte sich seine Kleidung und zog sich langsam wieder an.

  • "Ich lebe wie du - meine Wohnung ist natürlich bei der Classis! Da müssen wir nach dem Umtrunk naturgemäß nicht mehr an der Torwache vorbei."


    Amüsiert beobachtete Sabaco, wie Nero sich schon wieder anzog. So schnell konnte es gehen. Sie waren nicht ein einziges Mal im Wasser gewesen, aber immerhin hatten sie sich die Sonne auf den nicht vorhandenen Pelz brennen lassen. Als auch Sabaco seine Tunika übergezogen hatte und seine Füße wieder in Caligae steckten, faltete er die Doppeldecke, um sie fest und platzsparend einzurollen. Die herumliegenden Habseligkeiten verstaute er wieder im Beutel.


    "So, wir können! Was zu trinken haben wir noch ... haben wir überhaupt nur einen Schluck getrunken? Na ja, so bleibt mehr für später."

  • Nero streckte sich gut gelaunt und schüttelte den Kopf.

    "Ich glaube wir haben keinen einzigen Tropfen zu uns genommen. Aber das werden wir gleich ändern. In aller Ruhe und Abgeschiedenheit. Ach und ehe ich es vergesse Sabaco... Danke", sagte Nero freundlich und knuffte seinen Kumpel.


    "Wir kaufen uns unterwegs noch ein bisschen was zu Essen und noch einige gute Amphoren. Damit lassen wir den Tag ausklingen. Zwar waren wir nicht baden, aber Wein ist ja auch kühles Nass", grinste Nero und gab beschwingt den Weg vor.

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