Ein Auftrag für den neuen Sklaven

  • Ich hatte mir die ganze Situation am Sklavenmarkt nochmals durch den Kopf gehen lassen und war zum Verständnis gelangt, dass ich vielleicht meinem Klienten Saturninus keinen Gefallen getan hatte, als ich versuchte den Octavier auszustechen. Daher entschied ich mich, ihm zu schreiben.


    ANCILLUS! rief ich nach getaner Arbeit und wartete darauf, dass sich der Neue melden würde.

  • Ancillus hielt sich im Vorraum des Arbeitszimmer seines Dominus auf. Er trug seine neue Tunika , die Schuhe. Noch nie in seinem Leben war er so gut gekleidet. Schuhe hatte er noch nie getragen. Ein ungewohntes Gefühl. Die Tunika endete zwei Hand breit unter dem Knie. Sie war von einfachem Leinenstoff grob und strapazierfähig. Die Tunika war in dunkelgrüner Farbe gehalten.

    Nachdem er auf dem Podest des Sklavenhändlers gestanden hatte war er sehr staubig geworden, generell war die Hygiene beim Sklavenhändler eher dürftig gewesen. Oder um es deutlich zu sagen, er hatte gestunken. Schweiss und Staub bildeten einen Belag den seine Haut eher grau erscheinen liess. Bevor er sich daher umkleidete hatte er sich auf dem Hof bei den Sklavenunterkünften an einem Waschzuber gewaschen. Als er angekleidet war wurde ihm aufgetragen sich in den Vorraum des Arbeitszimmers seines neuen Herrn zu begeben. " Und was habe ich dort zu tun " war seine unbedarfte Frage . " Warten bis Du einen Befehl erhältst" war die wenig erhellende Antwort. Und nun stand er hier. Sein Dominus arbeitete. Er wurde nicht gebraucht und stand sozusagen zur Zierde in dem Raum. Ancillus schreckte auf als sein Name gerufen wurde.

    Rasch begab er sich in das Arbeitszimmer seines Dominus und verneigte sich." Dominus du hast mich gerufen"

    Mit gesenktem Blick stand er in gebührendem Abstand vor seinem Dominus. Er war sehr aufgeregt , was der Herr wohl für einen Wunsch hatte?

  • Ich musterte den Sklaven von oben bis unten. Er war frisch gemacht und die Tunika stand ihm besser als die alten Lumpen, welche ihm der Sklavenhändler gegeben hatte. Das gefiel mir und so konnte man ihn auch brauchen.


    Hast du heute schon das Schreiben geübt? fragte ich ihn zum Start. Ich wollte wissen, ob er sich anstrengte, oder ob er es eher locker angehen liess.


    Ich wartete jedoch nicht auf eine Antwort und fuhr gleich fort. Wenn wir hier fertig sind, dann möchte ich, dass du diesen Brief zur Casa Furia bringst. Dort lebt ein Klient von mir. Furius Saturninus. Das ist einer der Männer, der bei mir auf dem Sklavenmarkt war. Nicht der, der dich auspeitschen lassen wollte, sondern der andere. Ich möchte, dass er deine Dienste ebenfalls in Anspruch nehmen kann. Das wird nicht einfach, du kannst ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, aber ich bin mir sicher, dass mein Klient und ich eine Lösung finden werden, welche beiden zu Gute kommt.


    Dann übergab ich ihm den Brief, gefaltet und gesiegelt, so dass er ihn nicht lesen konnte:


    An Furius Saturninus

    Von Lucius Annaeus Florus Minor


    Mögen meine Worte dich bei guter Gesundheit und mit viel Freude im Herzen finden, sei gegrüsst.

    Der Überbringer dieses Briefes ist der Sklave Ancillus, den ich vor einigen Tagen auf dem Forum vor deiner Nase weggekauft habe.


    Ich hatte den Eindruck, dass auch du auf der Suche nach einem Sklaven warst. Ich biete dir daher an, diesen Mann auch in deinen Dienst zu stellen. Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden, wie er uns beiden nützlich sein kann. Ich verbringe ja die Morgenstunden nach der Salutatio jeweils im Senat. In dieser Zeit kann er durchaus in deinem Dienst stehen. Nach der Arbeit im Senat, in den späteren Abendstunden wäre er für mich wieder nützlich bis zum nächsten Morgen nach der Salutatio.


    Wenn du dieses Angebot annehmen möchtest, dann kommt der Sklave nicht umgehend zurück zur Domus Annaea sondern steht dir heute zur Verfügung, damit du ihn kennenlernen kannst. Ansonsten schickst du ihn mit deiner Antwort wieder zurück.


    Mit den besten Wünschen für dich, Lucius Annaeus Florus Minor


    Du kennst den Weg zur Casa Furia? Dort meldest du dich und teilst dem Furius Saturninus mit, dass dieser Brief von mir nur persönlich an ihn abgegeben werden darf. Dann wartest du, welche Anweisungen du von ihm erhältst. Fragen?

  • Ancillus trat ehrfürchtig auf den Schreibtisch seines Dominus zu, um den Brief entgegenzunehmen. Ja Herr ich kenne den Weg zur Casa Furia , ich kam in der Vergangenheit dort schon vorbei. Herr , verzeiht die Frage, muss ich auf der Straße nicht einen Titulus tragen?

    Ancillus nahm den Brief an sich und verstaute ihn sorgfältig in einer Tasche seiner neuen Tunika. Scheu und unsicher schaute er auf seinen Dominus .

  • Etwas ärgerlich darüber, dass unser Maiordomus vergessen hatte den neuen Sklaven mit dem für die Gens Annaea typischen Armreif zu "markieren", erhob ich mich und ging zu einem Schrank. Daraus holte ich einen offenen Armreif mit einem kleinen Schloss an den Enden. Wenn man ihn um den Arm legte und das Schloss einschnappen liess, dann war es unmöglich, ihn über die Handgelenke abzuziehen und loszuwerden.


    Der Armreif war wesentlich schlichter und unauffälliger als die altmodischen Halseisen oder die einfach auszuziehenden Umhängetafeln. Gleichzeitig zeigte der Armreif aber auch die Macht der Annaei, dass sie nämlich ihre Sklaven mit "Schmuck" versehen konnten.


    Ich liess mir seinen linken Arm reichen und kontrollierte die Grösse. Da sie passte klickte ich den Reif um seinen Arm.


    Gut, dass du weisst, wohin du musst. Das hier ist viel besser als ein Titulus und zeichnet dich als Sklaven der Annaei aus. Solltest du versuchen den Reif loszuwerden, so wirst du dir deine Hand schwer verletzen, also lass es lieber. Sonst noch eine Frage?


    Mein Tonfall war trotz der durchaus ernst gemeinten Warnung nicht gefährlich oder drohend, sondern beinahe väterlich freundlich.


    Sim-Off:

    Armreifen mit einem "Scharnier", die man öffnen und schliessen konnte, sind überliefert.

  • Ancillus schaute erstaunt auf den Armreifen, in dem Haus in dem er bisher diente war es üblich dass er ein Tontäfelchen an einer Schnur um den Hals trug. Man hatte ihm damals eingebläut dass er neimals ohne dieses Täfelchen auf die Strasse gehen dürfe, werde er ohne erwischt geräte er rasch in den Verdacht dass er fliehen wolle. Mit allen Konsequenzen, und die waren alles andere als harmlos.


    In diesem haus trug man also einen Armreif der die Zugehörigkeit zum Haus anzeigte. Der Herr hatte Recht, natürlich, der Reif war tatsächlich eine gewisse Zierde, wenngleich durch das Schloss auch dieser Reif überdeutlich zeigte wes Standes der Träger war. Gleichwohl markierte er die Unfreiheit seines Träger s dezenter und auf nettere Art und Weise als es dies die alten aber nach wie vor gebräuchlichen Halseisen taten. Auch diese hatte er noch erlebt. Sie rieben und scheuerten an der Haut , verursachten Wunden und Schrunden und verunstalteten den Sklaven. Sein ehemaliger Herr hatte daher auch ihm dieses Martergerät abgenommen um den Sklaven nicht zu verunstalten.


    Einigermaßen froh dass er kein Halseisentragen muss liess sich Ancillus daher die Fessel, nichts anderes war es trotz des netten Aussehens, anlegen. Ancillus empfand es als Akt letztlicher Inbesitznahme durch seines Dominus.


    Nun aber konnte er zur Tat schreiten und den Auftrag seines Herrn ausführen. Eine Tatsache die ihn zu größtem Ehrgeiz beflügelte. Er wollte dem Dominus beweisen dass er ein guter und verlässlicher Sklave war. Die ruhige und bestimmte Art mit der sein Gebieter mit ihm sprach beruhigte seine Nerven.


    Mit unterwürfig gesenktem Blick stand Ancillus vor seinem Dominus: "Herr ich werde es nicht versuchen diesen Reif abzustreifen. Ich bin glücklich und dankbar von Euch erworben worden zu sein. "


    Ancillus war glücklich dass ihm diese Antwort ohne Fehler und stottern gelungen war, er wurde etwas ruhiger und die große Aufregung fiel von ihm ab.


    Sim-Off:

    Das Schreiben konnte der Sklave noch nicht üben da er vom Perystilium in die Unterkünfte ging und von dort , frisch gewaschen und eingekleidet vor dem Arbeitszimmer des Dominus wartete


    "Dein Sklave bittet um die Erlaubnis gehen zu dürfen und deinen Befehl gehorsam ausführen zu dürfen"


    Ancillus wartete gehorsam bis er durch eine Geste oder entlassen werde.







  • Ich freute mich darüber, wie Ancillus reagierte und vergass dabei, dass ich noch eine Frage gestellt hatte, die er nicht beantwortet hatte.

    Eine letzte Sache noch, Ancillus. Du machst manchmal einen sehr unsicheren Eindruck und scheinst mit grosser Sorgfalt Fehler vermeiden zu wollen. Das ist gut, das mag ich, denn Fehler machen Dinge kompliziert. Aber wenn es trotzdem einmal geschieht, dann erwarten wir hier in der Domus Annaea, dass man sich hinstellt und zugibt etwas falsch gemacht zu haben. Danach werden wir sehen, wie sich der Fehler beheben lässt. Wer sich jedoch versteckt oder gar versucht einem Anderen die Schuld zu geben, der macht mich wütend und wird dann meine Wut auch spüren.

    Auch diese Worten waren mit Nachdruck, aber ohne eine Spur von Härte gesprochen. Streng aber gerecht, hatte mein Vater immer gesagt, soll man die Menschen führen, sowohl im Haus, als auch im Staat und im Militär.


    Ich schaute Ancillus an um zu sehen, wie er diese Information aufnahm. Nachdem er seine Antwort gegeben hatte entliess ich ihn.

    Du darfst jetzt gehen und den Brief überbringen. Wir sehen uns heute Abend.

  • Ancillus verneigte sich tief und deutete den Knicks an. Er hatte den Eindruck als ob diese in diesem Haus nicht gefordert sein. Aber da er ihn ein leben lang machen musste war diese Bewegung verinnerlicht. Sein verblichener Herr, ein strenger und gerechter Dominus, verlangte von seinen Dienern dass sie gegenüber allen Freien im allgemeinen, gegenüber ihren Herrschaften im besonderen aber ihre Unterwerfung durch diese Geste stets und immer wieder bekundeten.

    Und so verliess Ancillus das Arbeitszimmer seines Herren, verlies das Haus und begab sich auf die Straßen Roms, um den Auftrag seines Dominus, die Übrbringung des Briefes auszuführen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!