Herrenabend - Die drei Matinier-Brüder

  • Eigentlich hatte Ocella ja den Herrenabend organisieren wollen. Jedoch gab es viel zu tun bei der Ala, so lautete der offizielle Grund, warum Sabaco dann plötzlich doch an seiner Stelle die Organisation übernehmen sollte. In Wahrheit war Ocella noch nicht wieder gesundheitlich auf der Höhe, da war Sabaco sicher. Natürlich half er gern. Nicht ein Wort verlor er darüber, dass der Kleine noch schwächelte, reservierte den Tisch und gab seinen beiden Brüdern darüber Bescheid, an welchem Tag das Treffen anberaumt war und dass sie gefälligst auch beide kommen sollten.


    Damit gar nicht erst irgendjemand herumirren musste, traf Sabaco am besagten Abend zeitiger ein. Ordentlich zurechtgemacht, wie er neuerdings herumlief, nahm er Platz an dem Tisch in der Nähe des Feuers, den er für die Reservierung gewählt hatte. Er liebte den Geruch des Rauches, das Knistern und den Blick in die Flammen. Stundenlang konnte er in ein Feuer starren und auf das Prasseln lauschen, ohne sich zu langweilen oder in düstere Gedanken abzudriften. Doch heute vertrieb es ihm nur so lange die Zeit, bis seine Brüder eintreffen würden.

  • Ocella traf ein wenig später ein. Er trug seine beste Tunica, das Cingullum und sein Puggio. Er sah sich um , entdeckte Sabaco der seltsam in sich gekehrt in die Flammen des Kamins starrte.

    Bei dem Gedanken daran stellten sich Ocellas Nackenhaare auf. Sabacos Affinität zum Feuer war ihm wohl bekannt und in schlechter Erinnerung.

    Er trat zu ihm, nahm den Mantel ab und hängte ihn in der Nähe des Kamins auf, damit er trocknen konnte. Draußen herrschte unbeständiges Wetter, das Jahr neigte sich dem Ende zu und die Natur wandelte sich. Ein stetiger Nieselregen hatte ihn vom Castellum bis hierher begleitet.

    Sein Entschluß zu Fuß zu gehen, statt zu reiten lag daran, daß er in sich gehen musste. Mit Sabaco verband ihn die familiäre Bruderschaft und ein gänzlich schwarzes Kapitel in seinem Leben. Er wußte, daß Sabaco wesentlich mehr für ihn empfand als umgekehrt, jedoch war er froh, wenn er ihn möglichst wenig sah. Ständig nörgelte er an Varro herum, das stank ihm gewaltig. Immer wieder kehrte er den rohen Bandenführer raus. Doch das war Vergangenheit, zumindest für ihn.

    Ocella klopfte kurz auf die Tischplatte und nahm gegenüber von Sabaco platz.

    Salve Bruder,... sein Lächeln war ein wenig unsicher.

  • Ocella hatte Glück. Da Sabaco sich in den Flammen verloren hatte, war ihm die Ankunft seines jüngeren Bruders entgangen. So kam Ocella um die leidenschaftliche Umarmung herum, die ihm üblicherweise zuteilwurde. Wobei Sabaco das Gefühl hatte, dass der Kleine ihm neuerdings mit Absicht auswich und gar nicht mehr geknuddelt werden wollte. Er stutzte kurz. Wer sonst grüßte seinen Bruder bitte auf anderthalb Meter Entfernung?! Zumindest hätte Ocella ihm die Schulter tätscheln müssen. Sabacos Kiefermuskulatur arbeitete, doch ansonsten blickte er freundlich drein. Er freute sich trotz der kleinen Betrübnis sehr, Ocella wiederzusehen.


    "Salve, Kleiner. Schön, dass wenigstens einer von euch beiden pünktlich kommt, wenn eine Einladung steht. Vorbestellt habe ich nichts, nur den Tisch, damit ihr euch selbst aussuchen könnt, was ihr futtern wollt. Du siehst etwas besser aus als beim letzten Mal, nicht mehr so käsig. Aber die Beine. Junge! Es ist arschkalt. Zieh Beinlinge und Socken an!"


    Er schnippte nach der Bedienung.

  • Eila trat an den Tisch heran und nickte den beiden Männern zu. Offenbar waren es Legionäre. Da erkannte sie den jüngeren. Matinius Ocella,...es freut mich dich zu sehen. Sagte sie mit einem Lächeln. Es war einerseits schön einen ihrer Retter wieder zu sehen, andererseits wollte sie sofort Fakten schaffen, denn seine Begleitung, dieser fiese Brutalo mit den eisblauen Augen genoß hier in der Taberna einen zweifelhaften Ruf. Die alte Hilde hatte sie mit Worten der Vorsicht an den Tisch geschickt und gemeint sie solle immer eine Armlänge Abstand zu diesem Kerl halten. Doch sie stellte sich einfach neben Ocella der würde nicht zulassen, daß man sich ihr unsittlich näherte.

  • Ocella wunderte sich nicht über Sabo´s Bemerkung. Er hatte gerne alles unter Kontrolle und so wie es schien entzog sich Avianus dieser gerade.

    Er war angenehm überrascht als er in der Serviererin jene junge Frau erkannte die sie im Frühjahr aus den Fängen einer Räuberbande befreit hatten. Freundlich lächelte er sie an und es begann in seinen Ohren zu rauschen. Oh,...Eila nicht wahr? Natürlich hieß sie Eila, er hatte sich wochenlang mit der Möglichkeit beschäftigt sie zu rauben oder mit ihr eine Familie zu gründen. Doch sie war einfach zu schön,...zu elfengleich. Sie war ganz eindeutig nicht seine Liga. Umsomehr verwunderte ihn, daß sie hier servierte.

    Es,.. ähem, es freut mich auch dich zu sehen,...darf ich vorstellen dies ist mein Bruder Sabaco,...Sabaco,...dies ist Eila.

    Inzwischen dürften seine Ohren die Farbe des Blutes angenommen haben, doch er rief sich zur Ordnung. Ohne die Reaktion seines Bruders abzuwarten fragte er,

    Wolltest du nicht zum Lacus Brigantinus?

    Erstaunlich was er sich alles gemerkt hatte, dachte er während er verlegen lächelnd in ihren grünen Augen versank.

  • Ocella zuckte bei der Spitze Sabo´s , die wie üblich zum falschen Zeitpunkt kam, ein wenig zusammen. Nun dürfte es klar sein, daß Legionäre zuweilen ihren Dampf im Lupanar abließen. Allein deswegen war Eila für ihn weiter weg als die Sterne. Er musterte seinen Bruder kurz mit einem tödlichen Blick über die Schulter und schüttelte leicht den Kopf.

    Du musst meinen Bruder entschuldigen, er ist bei der Classis und die fallen immer mit der Türe ins Haus. Meinte er dann zu Eila und um das Ganze schnell zu entspannen schob er gleich noch die Bestellung nach.

    Wir warten noch auf unseren großen Bruder,...bring´uns doch zwei Humpen Met...


  • Bevor sie antworten konnte kam die eigentlich erwartete Reaktion des älteren Bruders. Es war ihr völlig gleichgültig ob und wo sich irgendwer die Hörner abstieß. Lieber so als daß sie irgendwo jemanden vergewaltigten. Sie überhörte also die unqualifizierte Feststellung und entgegnete, Zwei Humpen Met,...kommen sofort!

    Sie verschwand und war in Windeseile mit den Getränken zurück. Platzierte sie geschickt so auf dem Tisch, daß Ocella auf ihr Augenklimpern hin den Humpen an seinen Bruder weiterreichte.

    ...wohl bekommt´s! hauchte sie und huschte zum nächsten Tisch, wo eine Bestellung auf sie wartete.

  • Mit Raubtierblick beobachtete Sabaco, wie diese Eila mit sichtlicher Routine seinen kleinen Bruder für sich nutzbar machte und wie leicht dieser sich von ihr manipulieren ließ. In seinen Gedanken knirschte ihr Genick zwischen seinen Händen, als es brach. Dieses Exemplar war das Paradebeispiel einer germanischen Tavernenschlampe, wie Sabaco sie hunderte Male flachgelegt und in den Arsch gevögelt hatte. Wenn Ocella dieses Fickstück für die Liebe seines Lebens hielt, war ihm nicht mehr zu helfen.


    "Sag mal, wo hast du deine Eier verloren?", fragte Sabaco, kaum, dass die Bedienung weg war.

  • Ocella war derlei von seinem Bruder gewöhnt, es kratzte ihn nicht mehr. Kopfschüttelnd nahm er den Humpen, stieß ihn gegen Sabo´s und nahm einen tiefen Schluck. Süß explodierte der Met an seinem Gaumen und wandelte sich langsam in ein leicht herbes Ziehen bevor er Schluckte.

    Anerkennend nickte er und stellte den Humpen wieder auf den Tisch. Es sah wie Eila mit den Gästen sprach und bemerkte den Abstand den sie überall hielt.

    Er lächelte kurz. Dann meinte er, , während er den Humpen mit beiden Händen festhielt.

    Meine Eier meinst du? Er sah Sabo ernst an, gerade so als würde er den Wert eines Pferdes taxieren.

    Meine Eier sind da wo sie hingehören Sabo,...frag´dich ruhig um! Er machte eine Handbewegung und wies auf die anwesenden Gäste, die größtenteils Militärs waren.

    ...nur habe ich sie unter Kontrolle und rammele nicht alles was nicht bei drei auf dem Baum ist.

    Ursprünglich hatte er vor Sabo auf die Gerüchte anzusprechen. Angeblich ließ es der große Stecher sich es von einem Vorgesetzten besorgen...hier in der Taberna. Kaum zu glauben, daß Sabo jemand über sich und vor allem in sich duldete.

    Er nahm noch einen Schluck Met und sah sich weiter im Schankraum um. Eila war nicht zu sehen.

  • Sabaco griff nun auch nach seinem Humpen, um ihn gegen den seines Bruders zu stoßen und einen großen Schluck zu nehmen. Der heiße Alkohol zog scharf an seinen ramponierten Zähnen, doch damit musste Sabaco leben, so lange er noch Zähne besaß. Er würde zu denen gehören, die als vollkommen zahnloser Opa endeten, falls er dieses Alter erreichte, woran er seine Zweifel hatte. Den taxierenden Blick seines Bruders erwiderte er mild.


    "Brüderchen, ich muss niemanden nach einer Beurteilung fragen. Ich beobachte lieber selbst und wer könnte dich besser einschätzen als ich? Du bist zu lieb und zu gut für diese Welt und ich habe mein Mögliches versucht, dir alles beizubringen, damit du trotzdem überleben kannst.


    Wer dich für sich so benimmt, wie die gerade, taugt nichts, oder meinst du, die ist nur zu dir so freundlich? Solche Schankmädchen machen jedem Kunden schöne Augen. Wer sich nett präsentiert, bekommt mehr Trinkgeld und kann vielleicht noch im Hinterzimmer was dazu verdienen. Drum sehen die auch immer gleich aus. Die Zeiten, da ein gemütlicher dicker alter Germane die Kunden bedient und die neuesten Gerüchte herumplaudert, sind in den Städten längst vorbei, ein Schankraum ist nur noch das Vorzimmer zu einem nicht angemeldeten Lupanar.


    Such dir eine anständige Römerin aus gutem Hause, da fallen solche niederen Beweggründe weg, weil sie Geld, Bürgerrecht und Einfluss über ihren Vater schon hat. Begehe bei den Göttern nicht den gleichen Fehler wie ich damals."

  • Ocella setzte den Humpen etwas heftiger ab als nötig. Diese selbstherrliche Aufwertung seiner Person, diese bigotte Einstellung zu ihm zu allem. Welcher Gott sprach denn wenn Sabo furzte?Seine Belehrungen, sein ständiges beglucken. Ocella starrte auf den Schluck Met, der sich um seinen Humpen gebildet hatte.

    Er wandte sich sichtlich angespannt um und sah Sabo ernst an.

    Sabo ich bin 26, Vexillarius der ALA, ich stehe seit 8 Jahren unter den Adlern, habe viele Schlachten geschlagen, meine Männer vertrauen mir, glaubst du wirklich ich habe diese Ratschläge noch nötig? Glaubst du nicht auch ich bin Manns genug um in dieser Welt zu bestehen? Seine Blicke bohrten sich in Sabos blassblaue Augen.

    Ich werde den Teufel tun und mit Eila anbandeln, ich habe auch nicht vor sie oder eine reiche Römerin zu heiraten bevor ich meine Donation in Händen halte, also erspar dir deine Ratschläge und lass uns einfach einmal Brüder sein, nicht Vater und Sohn.

    Natürlich wollte er nichts von Eila. Die hatte damals nur Augen für Varro. Er war nur freundlich, mehr nicht. Welch eine Katastrophe wenn Sabo von Eilas Schwäche für Varro erfuhr, er würde sie nur um Varros wegen zu Tode vergewaltigen...und dann,...dann würde Ocella ihn töten. Ein flüchtiger Blick auf Sabo, dann nahm er den Humpen und einen tiefen Schluck.

    Ja, er würde ihn töten und sich selbst damit befreien.

  • Der Kleine. Hatte nicht mal gemerkt, dass ein Wimpernklimpern gereicht hatte, um ihn zum willigen Werkzeug einer Peregrina mutieren zu lassen. So wenig, wie ihm aufgefallen war, dass die Barbaren in der Turma Prima Kahlschlag betrieben hatten, während sein hochverehrter Decurio einen vor lauter Auszeichnungen blendete, wenn er im falschen Winkel zur Sonne stand. Dabei bekam Varro schon seit Jahren nicht einen Kratzer ab, badete in Ruhm, Ehre und Donativa auf dem Rücken guter Männer wie Ocella, die den alten Fisch anhimmelten.


    Warum sein jüngerer Bruder so anfällig für Marionettenspielern war, wusste er nicht. Von Sabaco hatte er das nicht gelernt, denn der biss sofort zu, wenn jemand versuchte, ihn zu lenken, der kein Vorgesetzter war, und manchmal sogar dann. Die Beobachtung gab ihm recht, seinen kleinen Ocella nicht aus den Augen lassen zu dürfen und ihn zu retten, sollten irgendein Offizier oder irgendein Weibsstück es damit übertreiben, dessen Gutgläubigkeit auszunutzen. Sollte Ocella dafür doch schmollen ... wenn es sein musste, tötete Sabaco für seine Sicherheit und leckte sich danach das Blut von den Fingern.


    Er wünschte, er hätte irgendeinen Beobachter bei der Ala, der ihn rechtzeitig informierte, wenn bei Ocella was im Busche war ...


    "Gut", sagte Sabaco also freundlich. "Keine Ratschläge mehr." Nur noch Taten. Er trank selbst noch einen großzügigen Schluck des heißen Getränks. Danach leckte er sich genüsslich die Lippen. "Wenn die Germanen etwas können, außer ihre Töchter an uns zu vermieten, dann ist es Met brauen. Da soll noch einer sagen, es hätte sich nicht gelohnt, diese Provinz zu sichern."


    Alles, was sich künftig ändern würde, war die Perspektive ... Sabaco würde nicht mehr vor Ocella stehen, um ihm den Weg freizubeißen, sondern in scheinbarer Einsicht beiseitetreten, um ihm fortan zu folgen wie ein Schatten und dann vorzuspringen und zuzupacken, wenn Ocella es am wenigsten erwartete. Sabaco blinzelte sanft. Ocella würde nicht merken, dass Sabaco weiterhin über ihn wachte.


    "Einverstanden. Lass uns Brüder sein."

  • Natürlich war es nur so dahin geredet. Sabo konnte nicht aus seiner Haut. Erw ürde jede sich bietende Gelegenheit nutzen um klarzustellen was und vor allem wer er war.

    Ocvella verdrehte leicht die Augen als er einen weiteren Schluck aus dem Humpen nahm.

    Der ältere Bruder tauchte nicht auf. Er blieb fern, so wie er bisher seinem ganzen gefühltem Leben fern geblieben war.

    Ein leichtes Grummeln meldete sich aus seinem Bauch. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.

    Sag'...wandte er sich an Sabo nachdem er einen Blick durch den sich langsam füllenden großen Schankraum geworfen hatte.

    Was sagst du zu den Gerüchten, daß sie in allen Einheiten erfahrene Offiziere zur XXII versetzen wollen?

    Die Aushebungen dauerten inzwischen schon fast ein Jahr und es war wenig dabei herausgekommen. Die II. hielt nur noch mit einer Vexillation das Castellum aufrecht. Von den geplanten 10 Cohorten waren vielleicht 4 maximal 5 angeworben. Ocella bezweifelte, daß dies auf der anderen Seite des Rhenus unbekannt war.

    ...sie soll aus mindestens einer Cohorte Veteranen und Evocatii bestehen, vom Statthalter selbst zurück gerufen.

    Auch der ältere Bruder hatte den Dienst unter dem Adler bereits abgeleistet und sich erneut gemeldet...

  • "Es ist kein Gerücht, Bruderherz, sondern Fakt. Woher ich das weiß ... Stilo ist in Cappadocia ... ich frage jeden aus, der was über die XV Apollinaris weiß. Und ich weiß deshalb, dass sie auch die XV ausschlachten. Ich hoffe", Sabaco musste wegsehen, weil allzu viel in ihm vorging, "dass sie ihn wieder hierherschicken. Nach Germania." Zu ihm. "Die XXII stocken sie jetzt vermutlich mit erfahrenen Soldaten in den Offiziersrängen und Mannschaften auf wegen der Sache mit dem Caesar. Der Überfall, das kam nicht gut. So was geht nicht, wenn wir im eigenen Land nicht mal den Caesar schützen können."


    Er schaute nun wehmütig.


    "Wäre ich dabei gewesen mit meinen Männern ... es ist ewig her, dass ich wem den Arsch aufgerissen habe. So richtig, meine ich, dass er nie wieder aufsteht. Ich sage schon lange, dass wir mit den Barbaren zu nachsichtig umgehen, es war klar, dass es so kommen musste. Ich bin froh, dass sie reagieren. Und da brauchen sie keine Frischlinge, sondern Altgediente, die wissen, wie man einen Barbarenpelz abzieht."

  • Ocella hörte interessiert zu. Wenngleich die Neuigkeiten Sabacos auch aus einem großen Teil Latrinenparolen bestehen könnten, so schien was dran zu sein. Dessen Schlussfolgerung, daß wegen des Caesar etwas geschehen musste lag auf der Hand, ebenso die Tatsache, daß die XXII neu und kampfunerprobt war und man deswegen erfahrene Männer brauchte.

    Er nickte und nahm noch einen Schluck Met.

    Die Erinnerung an dem Kampf, oder dem Gemetzel kamen ihm in den Sinn.

    Es war ein ungleicher Kampf,...die Kerle waren zwar zahlenmäßig überlegen, aber es waren hauptsächlich Raufbolde und Grünlinge denen gerade die Haare am Sack sprießten.

    In Gedanken an seine Wunde zog er ein Gesicht und meinte,

    Die wenigsten hatten schon einmal ausdauernd gekämpft,...es war gefährlich weil es so viele waren, da half denen schon mal der Zufall, die Enge, eine kleine Unachtsamkeit,...wie bei mir.

    Weiter hinten im Schankraum huschte Eila vorbei. Ocella sah ihr nach. So ein Weib ,...ja so ein Weib wollte er auch haben, irgendwann, wenn sein Dienst abgeschlossen war.

    Der Harte Kern um den Anführer,...das waren erprobte Krieger, sicherlich Söldner oder so was. Aber um die hat sich Varro gekümmert,...man konnte niemanden mehr befragen.

    Nachher im Valetudinarium hörte er die Geschichten welche die Legende um Varro nährten. Am Ende fragte er sich ob irgendjemand außer Varro an den Kämpfen teilgenommen hatte. Sicher war das was er selbst gesehen hatte. Daß Varro sich eine blutige Schneise zu den Anführern schlug. Doch er kam nicht dort an, weil der Anführer floh und es keine Möglichkeit gab ihm zu folgen.Varro war umzingelt und kämpfte sich einen Weg aus dieser Umkreisung. Er selbst wurde bei dem Versuch Varro beizustehen und zu ihm zu gelangen getroffen. Und während er begriff, daß er verletzt war sah er, daß Varro im Grunde keine Hilfe brauchte...er nahm einen kleinen Schluck Met und fragte sich ob es Götter auf dem Schlachtfeld gegeben hatte. Er vermied dabei Varro in deren Richtung einzuordnen, auch wenn es ihm nicht ganz gelang.

    Den Enthusiasmus seines Bruders teilte er nicht. Er kämpfte wenn es sein musste, aber nicht um des Kampfes, sondern um des Überlebens Willen.

    ...würdest du dich denn zur XXII versetzen lassen falls jemand auf die aberwitzige Idee kommt die Hunde des Krieges dort zu versammeln?

    Kein Offizier, der auch nur halbwegs sein Handwerk verstand würde einen Wüterich wie Sabo ernsthaft in seinen Reihen dulden. Sabo war kein Schaf, er war ein Wolf, ...besonders im Kampf, ...wild, leidenschaftslos und grausam. Ein leichtes Zittern durchfuhr ihn als er Sabo´s Augen sah. Glomm darin Mordlust?


  • Der heilige Varro. Sabaco ging diese Vergötterung so was von auf den Sack, obwohl er genau wusste, dass er kein Deut besser war. Scheinbar brauchten sie beide immer irgendjemanden, den sie gerade anhimmeln konnten. Es nagte sehr an ihm, dass nicht er mehr der Inhalt dieser Apotheose sein durfte.


    "Die Legio ... ich war damals gern in der Neunten. Nun bin ich gern in der Classis. Ich lehre das Germanenpack dort als Ausbilder Zivilisation, gebe ihnen die Gelegenheit, ihren Wert für das Imperium zu beweisen und von Barbaren zu Menschen aufzusteigen. Jedoch, die anderen ... jene, die sich gegen das Imperium stellen ..."


    Seine Nasenflügel weiteten sich, als sein eisiger Blick an Ocella hinabglitt und auf dessen Tunika hängen blieb, an der Stelle, wo sich die schreckliche Wunde befunden hatte.


    "Sie haben dein Blut vergossen. Es wird keine Gnade geben, wenn mir einer von denen vor die Klinge läuft. Meine Aufgaben bei der Classis sind zumeist friedlich, Präsenz zeigen, Transportfahrten, Depeschendienst. Wenn ich dann höre, was immer wieder passiert, fernab meiner Reichweite ... zuweilen nagt es an mir, nichts tun zu können, ich trage Hass in mir, Ocella, viel Hass. Da wäre es doch passend, wenn er die Richtigen trifft."

  • Ocella hatte zwar Probleme bei dem steten Lärm im vollen Schankraum seinen Bruder zu verstehen, doch bekam er genug mit um verstehen weshalb er seinen Bruder insgeheim fürchtete. Natürlich war ihm Varro ein Dorn im Auge, er betrachtete sich als Beschützer seines inzwischen gar nicht mehr so kleinen Bruders.

    Er schien nicht zu begreifen, daß Varro ihm diese selbsterwählte Aufgabe nicht streitig machen wollte Varro war für Ocella kommandierender Offizier und Fixstern zugleich. Jemand zu dem er aufsah, jemand der als Vorbild diente.

    Ob Sabo irgendwann erkannte, daß man Liebe nicht erzwingen konnte?

    Die Zufälle der Geburt hatten sie zu Brüdern gemacht und deshalb galt ihm sein Respekt und seine Loyalität. Doch Freundschaft und Zuneigung empfand er nicht für diesen potentiellen Galeerensträfling, geschweige denn Liebe.

    Er würde sich jederzeit für Sabo einsetzen, sich vor ihn stellen und ihn mit seinem Leben verteidigen, aber nicht weil er es wollte, sondern weil er es musste. ER sah seinen Bruder an und dachte bei sich; Nichts bist du, nichts ohne die andern. Der verbissenste Misanthrop braucht die Menschen doch, wenn auch nur, um sie zu verachten.

    Hass ist eine üble Sache Sabo,...er macht dich blind...darauf wartet das Germanenpack, wie du sie nennst nur,...da heißt es kühl und hellwach zu sein, sonst ergeht es dir übel...


  • "Wer sagt, das Hass blind macht? Ich sehe sehr klar, Ocella. Die Gesetze der Welt liegen offen vor mir. Ich weiß, wie das Leben funktioniert, denn ich bin noch hier, andere sind es nicht. Hass fokussiert meinen Geist wie einen scharfen Dolch, der beim ersten Stich direkt ins Herz geht. Ich habe schon Germanen verdroschen, da warst du noch klein und süß. Ich habe sie geschlachtet, als meine alte Legio noch in Niedergermanien stationiert war, während du dir in der Ala bei einer gemütlichen Reitausbildung einen Lenz gemacht hast. Ich weiß, worauf es ankommt.


    Ich bin derjenige, den sie vorschicken, wenn es schmutzig wird. Bei jeder einzelnen Strafexpedition war ich damals dabei und habe gehofft, dass Catualda mir vor die Klinge läuft. Ist er nicht, dafür habe ich seine Leute geschlachtet. Für solche Arbeiten braucht es keine Moralapostel, denen der Schwertarm versagt, sobald ein paar große Äuglein sie anschauen und ein paar Tränchen kullern, und die das Pack am Ende dann doch laufen lassen, nur weil es zufällig Frauen und Kinder oder ein paar Tattergreise sind. Da braucht es Männer, deren Herz schwer und schwarz wie Basalt ist. Die Strafexpeditionen, bei denen ich dabei war, haben ihren Namen verdient.


    Und die Kunst, Feuer zu legen, Ocella, die du verabscheust ... die hat Rom dort gute Dienste geleistet."

  • Ocella sah seinen Bruder fast schon mitleidig an. Es passte nicht und doch passte es wieder wie angegossen. Sabo war in der Tat eine zerrissene Persönlichkeit. Für ihn gab es nur Mord und Totschlag. Er sollte sich überlegen ob er nicht als Gladiator den Sinn seines Lebens finden würde?! Mit dem was er gerade gesagt hatte , distanzierte sich Ocella endgültig von seinem Bruder.

    Sein Blick fiel in seinen Krug. Verdammt er war leer...sein Blick suchte Eila.

    Er wandte sich um und sah seinen Bruder mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu an.

    Oh,...Mann, Sabo...du bist mir langsam etwas unheimlich.

    Eila wischte in der Nähe vorbei, Ocella hob die Hand und hob zwei Finger hoch. Kurz darauf wuchtete ein anderer Servierer zwei neue Krüge Met auf den Tisch. Hastig zog er den schaumgekrönten Krug an sich heran und nahm einen Scjluck.

    Verdammt,... er wischte sich dem Mund ab und schüttelte den Kopf. ...du wirst in den tiefsten Tiefen schmoren für deine Taten Sabo,...das...wieder schüttelte er den Kopf ...das hat weder mit Ehre noch mit Ruhm zu tun,...das ist einfach Mord...wie...er schüttelte den Kopf. ...wie kannst du nur so anders sein,...so absolut dunkel?

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