Officium PU - Erste Unterredung mit Optio Furius Cerretanus

  • " Die Urkunde. Jawohl, Praefectus."

    Die durfte er auf keinen Fall vergessen und hoffte auch fündig zu werden. Allein dass er diese Urkunde vergessen hatte machte es nicht leicht diese zu finden.

    " Danke, Praefectus."

    Cerretanus erhob sich und salutierte.

    Wann genau ist vegun der Verhandlung?" wollte er nich wissen schließlich war es ungünstig sich zu verspätet oder gar nicht zu erscheinen aufgrund fehlender Informationen.

  • Ursprünglich plante Menecrates, eine Bekanntmachung aufzuhängen, aber ursprünglich rechnete er auch mit einem Militärprozess. Nach Prüfung der Sachlage schrumpfte der geplante Prozess auf die Größe einer Anhörung, die zudem im Großen und Ganzen heute stattgefunden hatte. Es blieb der Abschluss des Verfahrens. Ein öffentlicher Aushang konnte von Furius nicht gesehen werden, da er als Gast in der Castra weilte und privat nächtigte, statt hier stationiert zu sein.


    Menecrates rechnete die Nachtruhe zur Erholung von der Reise großzügig ein und setzte den termin zur letzten Stunde an, wo er in der Castra weilte. Mittags wechselte er auch morgen in die Praefectura Urbis.


    "Morgen zur Hora Quinta."

    Sim-Off:

    Irgendwann dieser Tage. Ich schreibe dafür einen Einstiegspost.


  • Das Entgegenkommen des obersten Gerichtsherrn und Befehlshaber der städtischen Truppen war ein Umstand den Cerretanus nur willkommen heißen konnte.

    Der Ternin war recht spät angesetzt was für den furier bedeutet genügend Zeit zur Erholung zu haben.

    " Praefectus. Danke für deine Einsicht. Ich werde pünktlich erscheinen."

    Was für ihn selbstverständlich war.

    Mit einem Salut verabschiedete sich Cerretanus uns verließ dann umgehend die Castra.

  • Hora Quinta - Der Abschluss des Verfahrens


    Zur angesetzten Stunde trafen am Folgetag der Praefectus Urbi in Begleitung seines dienstältesten Tribun Pinarius Pegasus in einem separaten Besprechungsraum ein. An der Tür wurde ein Schild befestigt, das den Eintritt nur noch für Optio Furius Cerretanus gestattete. Die Anordnung des Mobiliars erinnerte an ein Tribunal vor Zuschauerplätzen, die jedoch frei bleiben würden, und der dort befindliche mittige Stuhl an den Amtsstuhl eines Praetors, wobei ein weiterer Sitzplatz in Normalausfertigung - rechts angeordnet - ebenfalls vorn stand. Vor diesen stellte sich der Tribun. Der Hocker auf der linken Seite wurde von dem bereits anwesenden Sekretär verdeckt, der - wie der Tribun - darauf wartete, dass der Praefectus Urbi Platz nahm, bevor er sich ebenfalls setzen würde.

    Menecrates zögerte mit dem Hinsetzen, denn er erwartete jeden Moment Optio Furius Cerretanus.

  • Ein Bote hatte am frühen Tag die Nachricht überbrachte und Cerretanus stand pünktlich auf der Matte.

    Gekleidet in der Uniform, geputzt und sauber mit allen Auszeichnungen behangen betrat er den Raim und salutierte.

    " Salve, Praefectus Claudius. Optio Furius meldet sich wie geladen zur Anhörung."

    Dann Schritt er weiter in den Raum, stellte sich vor den freien Stuhl und wartete bis Menecrates Platz genommen hatte.

    Die Urkunde die der Claudier angesprochen hatte befand sich gefaltet in einer kleinen Ledertasche die üblicherweise für Dokumente gebräuchlich war und an der Seite am cingulum militare.

  • Wie erhofft, traf Optio Furius zeitnah ein. Menecrates registrierte dessen korrektes Auftreten und den akkuraten Zustand der Aufmachung, was ihn positiv überraschte, denn längst hatte er festgestellt, dass seine Erwartungen häufig höher geschraubt waren, als es die Realität bot. Ein Nicken drückte die Zufriedenheit des Praefectus Urbi aus, bevor er Platz nahm. Er wartete, bis alle Anwesenden ebenfalls saßen und die Geräusche verstummten, dann blickte er zu Optio Furius.


    "Salve, Optio!" Er legte eine Atempause ein, in der er die übrigen Anwesenden nicht begrüßte, weil das bereits im Vorfeld geschah. Seine nächsten Worte richtete er an alle: "Wir schließen mit der heutigen Sitzung den Fall Optio Furius ab. Es gilt, einige Formalitäten zu erledigen, restliche Beweise einzuholen und das Ergebnis der Untersuchung zu verkünden. Für das Protokoll", er blickte zu Cerretanus. "sind folgende Personalien richtig? Appius Furius Cerretanus, Dienstgrad Optio, Einheit Legio XV Apollinaris."

    Menecrates wartete auf die Bestätigung, bevor er fortfuhr. Ein durchaus wichtiges Stück im Mosaik fehlte noch und der Optio hatte zugesagt, es zu besorgen.

    "Optio Furius, kannst du den Schenkungsvertrag vorlegen?"

  • " Ja, Praefectus. Die Angaben sind korrekt" bestätigte Cerretanus die Angaben. Gleich darauf erhob er sich und zog die Urkubde aus der Ledertasche, ging nach vorne und reichte das Papier an den Claudier.

    " Die benötigte Urkunde, Praefectus." Am Stand machte der Furier kehrt und ging zurück um sich zu setzen.

  • Menecrates nahm die gereichte Urkunde im Original entgegen und studierte sie. Anschließend reichte er sie dem Tribun zur Ansicht. Er plante, eine Abschrift davon ins Archiv zu nehmen.

    Schenkungsvertrag


    zwischen Optio Appius Furius Cerretanus, im Folgenden Schenker

    genannt

    und

    Anis von Alexandria, im Folgenden Beschenkter genannt,

    beide wohnhaft in Roma



    1.Vertragszweck

    Der Schenker und der Beschenkte sind sich darüber einig, dass dem Beschenkten von dem Schenker unentgeltlich der in 2. bezeichnete Schenkungsgegenstand zugewendet werden soll.


    2.Schenkungsgegenstand

    Der Schenker wendet dem Beschenkten

    den Gegenstand Eireann Serva zu.

    Zwischen den Parteien besteht Einigkeit hinsichtlich der Unentgeltlichkeit der Zuwendung.


    3.Vollzug

    Die Schenkung vollzieht sich durch die vorstehende Einigung sowie die Übergabe des Schenkungsgegenstandes


    4.Transport

    Der Beschenkte ist für den Transport verantwortlich und übernimmt die hierfür anfallenden Kosten.



    Die Schenkung wird mit keinerei Auflagen verbunden.,


    ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXX A.U.C.


    Unterschriften Schenker und Beschenkter


    Er bedankte sich mit einem Nicken bei Optio Furius, wartete, bis dieser saß und fuhr fort.

    "Wir befinden heute darüber, inwiefern Voraussetzungen dafür vorliegen, ein Verfahren gegen Optio Furius Cerretanus einleiten zu müssen oder nicht.

    Ich verlese den Sachverhalt." Er blickte auf die Schriftrolle.

    "Im Rahmen der Ermittlungen um die Brandanschläge gegen das Lupanar Ganymed, das Geschäft gegenüber und die erste Station ist die Sklavin Eireann in den Verdacht geraten, entweder Mitglied der Krähenbande zu sein, oder von gegnerischer Seite in diese Bande eingeschleust worden zu sein, oder aber nur durch Zufall am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen zu sein. Es ist bisher nicht gelungen, diesen Sachverhalt zu klären." Er blickte auf, sah zu Optio Furius und erklärte den Anwesenden:

    "Wir befinden hier nicht über die Sklavin Eireann, weil sie keine Militärangehörige ist. Wir begutachten, in welchem Maß Optio Appius Furius Cerretanus als Eigentümer der Sklavin haftbar gemacht werden kann."


    Er griff zur inzwischen abgelegten Schenkungsurkunde, einem weiteren Dokument sowie einer Notizensammlung und begann mit der Beweisführung.

    "Der Erwerb der Sklavin Eireann durch Optio Furius erfolgte ANTE DIEM VII ID APR DCCCLXX A.U.C. (7.4.2020/117 n.Chr.)" Das erste Dokument wanderte zum Tribun Pegasus und anschließend zum Sekretär.

    "Die Sklavin wechselte ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXX A.U.C. (29.6.2020/117 n.Chr.) den Eigentümer durch Schenkung." Die Schenkungsurkunde übergab Menecrates sofort dem Sekretär, weil der Tribun sie bereits zur Ansicht hatte.

    "Der Brandanschlag auf die Statio Urbana erfolgte ANTE DIEM VIII ID AUG DCCCLXX A.U.C. (6.8.2020/117 n.Chr.)"


    Menecrates legte die Notizensammlung auf den Tisch und blickte zu Optio Furius.

    "Ich stelle fest: Der Anschlag auf unsere Station liegt außerhalb des Zeitraumes, in dem Optio Furius als Eigentümer der Sklavin Eireann gilt. Damit ist keine Grundlage für eine Haftung seitens des Optio im Hinblick auf diesen Brandanschlag gegeben."


    Der Präfektus legte eine Pause ein, damit der Sekretär diesen Teil der Verkündung festhalten konnte, bevor die Sitzung ihren Fortlauf nahm.

    "Der Anschlag auf das Lupanar Ganymed und das Geschäft gegenüber erfolgte ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (24.4.2020/117 n.Chr.). Damit fällt dieser Anschlag in den Zeitraum, in dem Optio Furius Cerretanus Eigentümer der Sklavin Eireann war."

    Es folgte der zweite Teil der Beweisführung.

  • Während Menecrates die Gedanken sammelte und die Fakten noch einmal durchging, blieb es still im Raum. Niemand sprach, keiner räusperte sich, kein Stuhl wurde gerückt, kein Papier knisterte und nichts fiel um oder rollte weg. Der Präfekt selbst durchschnitt die Stille.

    "Die Befragung des Optio Furius Cerretanus hat ergeben, dass sich die Sklavin Eireann nicht einmal einen vollen Tag in dessen Verfügungsgewalt befand. Die Sklavin lief am Tag der Ersteigerung fort und kehrte nicht zurück. Diese Angaben wurden überprüft und entsprechen der Wahrheit."

    Ein Faktum, das er wirken lassen wollte, bevor er fortfuhr.


    "In Ermangelung einer klaren Gesetzesvorgabe, die die Haftung eines Eigentümers* regelt, wenn sein Sklave in den Verdacht gerät oder bewiesenermaßen Delikte begangen hat, stütze ich mich in meiner Beurteilung auf die Überlieferungen unserer Väter und deren Väter. Demnach schloss das römische Recht seit jeher die Haftung eines Eigentümers für etwaige Delikte seines Sklaven, die auf der Flucht begangen wurden, aus. Auf der Grundlage dessen verkünde ich folgende Bewertung der Sachlage."

    Zitat

    * Benöhr, Haftung für Sklavendelikte

    Der Praefectus Urbi vergewisserte sich, dass der Sekretär schreibbereit verharrte, dann verkündete er:

    "Ein Sklave, der sich auf der Flucht befindet, befindet sich zwar im Besitz des Eigentümers, aber der Eigentümer haftet seinetwegen bei keinerlei Klage, weil er den Sklaven nicht in seiner Gewalt hat.*² Demnach ist Optio Furius Cerretanus nicht nur frei jeder Haftung, sondern auch frei jeder Schuld. Es erfolgt kein Eintrag in seine Akte, weil es nichts einzutragen gibt.

    Optio", Menecrates wartete, bis sich Cerretanus erhoben hatte, dann fuhr er fort, "ich möchte dennoch ein paar Worte an dich richten. Tribun, Scriba, dies wird eine private Unterredung. Ich bitte, den Raum zu verlassen."


    Zitat

    *² Klingenberg, Rechtsquellen zur antiken Sklaverei

  • Für kurze Zeit herrschte Stille. Das Gesicht des Praefectus Urbi ließ keinerlei Vermutungen zu was in ihm vorging und welche Schlüssel er zog.

    Cerretanus war sich bewusst dass er, laut Anklage, unschuldig war und er konnte nachvollziehen dass er als Schuldiger herhalten musste.

    Doch....ziemlich unsauber war das Urteil aufgrund fehlender Grundlagen. Einzig das Zwölftafelgesetzt, das seit Jahrhunderten als Vorlage für anschließende Gesetze und Beschlüsse galt, half ihm hier aus der Schuld.

    Wieder herrschte kurz Stille während sich Cerretanus erhoben hatte um den endgültigen Beschluss des Claudiers zu hören.

    Ein knappes Lächeln huschte über das Gesicht des Furiers. Erleichterung da er ohne Tadel hier entlassen wurde.

    Etwas verwundert über die letzten Worte des Praef. Urbi hob der Furier beide Brauen und wartete bis der Raum leer war.

    "Praefect?"

  • Die Tür schloss sich hinter dem Tribun und dem Sekretär, dann waren Menecrates und der Optio allein. Der Präfekt richtete sein Augenmerk auf Furius, sah dessen fragenden Blick und hörte die Anrede. Weil der Einstieg in das Gespräch nicht holpern sollte, er aber noch nach Worten suchte, legte Menecrates die Hände hinter dem Rücken zusammen und begann eine für ihn typische Wanderung, weil er beim gehen besser nachdenken konnte. Er schritt zum Fenster, blickte kurz hinaus und kehrte zu Furius zurück. In großzügigem Abstand blieb er stehen.

    "Optio Furius, ich möchte dir einen Rat mit auf den Weg geben. Ob du ihn annimmst, bleibt dir überlassen, aber berücksichtige bitte, dass der Rat gut gemeint ist. Durchdenke in der Zukunft deine Aktionen, bevor du sie umsetzt. Impulsives Handeln kann dich in große Schwierigkeiten bringen und zwar sowohl außerhalb des Dienstes als auch - und insbesondere - innerhalb. Sei dir deiner Außenwirkung stets bewusst und ebenso der Tatsache, dass im Rahmen der Ermittlungen unter deinem Namen Vorkommnisse festgehalten sind, die dir nicht zum Ruhm gereichen." Ein Nicken bekräftigte die Aussage und schloss die Unterredung ab.


    "Du kannst jetzt wegtreten, Optio Furius. Viel Erfolg auf deinem weiteren Werdegang!"

  • Der hiermit beendet war bzw nicht weitergeführt werden würde.

    Die freundliche Zurechtweisung verstand Cerretanus. Vllt richtig vllt auch falsch.

    Er jedenfalls fasste die letzten Worte des Praefectus Urbi so auf dass für ihn, Furius Cerretanus, kein Platz mehr bei den Cohorten war.

    Viel gab es dazu nicht zu antworten selbst wenn der Furier es schwer fand eben nichts dazu zu sagen.

    " Danke, Praefect. Ich werde deine Worte im Gedächtnis behalten und mich danach richten. Vale Praefect Claudius."

    Ein letztes Mal, nicht ganz sicher, salutierte der Furier vorbildlich und machte eine Kehrtwendung. Der Weg zur Türe war irgendwie als würde er einen Freund oder gar Familienmitglied stehen lassen was nun nicht auf den Claudier bezogen war sondern auf die Einheit. Kurz danach war Cerretanus verschwunden.

  • Menecrates schickte Furius einen wohlwollenden Blick hinterher, denn er freute sich über dessen Aussage, dass der Optio die Hinweise annahm. Selbstverständlich war das nicht, denn es gab genügend Männer, die auf Tipps dieser Art bockig reagieren würden. Zusammen mit dem korrekten Auftreten hinterließ Cerretanus einen guten Eindruck beim Präfekten, der den Optio natürlich weiterhin in Cappadocia sah, aber bei einer zukünftigen Versetzung in die alte Einheit - die Stadtkohorten - gewiss nicht ablehnend entscheiden würde.

    Der Präfekt benötigte einen freien Kopf, um an das weitere Tagewerk gehen zu können, daher trat er an das Fenster und blickte auf das Castragelände. Er entdeckte Soldaten im Gespräch; solche, die ihre Ausrüstung putzten; andere, die zur Wachablösung schritten und einzelne in der Ferne, die auf dem Exerzierplatz ihre Kondition trainierten. Er wurde sich wieder der großen Verantwortung bewusst, die er für Rom, aber auch für jeden einzelnen Soldaten und Offizier trug. Allen gerecht zu werden, schien unmöglich, aber bei allem, was er tat, musste er den eigenen Prinzipien treu bleiben, um am Ende des Tages mit erhobenem Haupt in den Spiegel sehen zu können. Er atmete einmal tief durch und verließ daraufhin ebenfalls den Raum.

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