Ganymed - Lupanar

  • Gerade eben wurde ein Tablett in das Zimmer gestellt, indem Eireann festgehalten wurde. Blitzschnell war sie auch schon aufgesprungen. Doch noch ehe sie die Türe in die rettende Freiheit erreicht hatte, wurde die Türe auch schon geschlossen und der Schlüssel hörbar herumgedreht. Am liebsten hätte die junge Frau gegen das Tablett getreten. Doch ohne Nahrung und Wasser würde sie nicht lange durchhalten. Und so zog sie das Tablett vorsichtig an sich heran. Skeptisch beugte sie sich über das Tablett und schnupperte an dem Brotkanten und an dem Becher mit Wasser. Aber wenn er sie vergiften wollen würde, hätte er sie doch nicht hier eingesperrt. Und dennoch wirkte die Silurerin noch immer nicht überzeugt. Vielleicht sollte sie einfach in den Hungerstreik treten. Dann müsste er sie freilassen. Eine tote Gefangene nützte ihm nichts, oder vielleicht doch?



    “Was ist das für ein Fraß?“
    Murrte die Keltin und starrte von dem Tablett zur Türe und wieder retour. Denn mittlerweile kündete das leise grummeln ihres Magens an, dass es gar nicht so falsch wäre das Essen zu sich zu nehmen. Doch noch widersagte Eireann dem drängenden Gefühl. Stattdessen fokussierte sie die hölzerne Türe, die in die Freiheit führte. Wo steckte ihr Entführer? Hatte er die Casa Furia gefunden und mit ihrem Dominus sprechen können? Für einen kurzen Augenblick pochte Eireanns Herz kraftvoller in ihrer Brust. Bestimmt würde ihr Dominus jeden Augenblick in dieses Zimmer treten und sie zurück in die Casa Furia bringen. Dann müsste sie ihm zwar beichten das sie sich unerlaubterweise aus der Casa geschlichen hatte. Bei diesem Gedanken spürte Eireann wie ein eisiger Schauer über ihren Rücken rieselte.


    Schließlich vernahm Eireann wie sich der Schlüssel im Schloss herumdrehte. Gleich würde ihr Dominus das Zimmer betreten. Doch es war nicht ihr Dominus. Es war ihr Entführer und bei dessen Anblick spürte Eireann wie ihr die Knie weich wurden. Trotzdem stemmte sie sich in die Höhe und blickte ihm herausfordernd entgegen.
    “Mein Dominus hat dir kein Wort geglaubt. Habe ich Recht?“
    Dabei kicherte die Keltin leise mit einem spöttischen Klang in ihrer Stimme. Frei nach dem Motto - Habe ich es dir nicht gesagt? Und obwohl ihre Tunika zerknittert war, so stand die Dunkelhaarige aufrecht und hatte ihr Kinn trotzig nach vorne geschoben.

  • "Oh doch, das hat er", sprach Kyriakos. "Furius Cerretanus sagte mir, dass er keine Verwendung für kleine Schlampen hat. Sein Haus wäre anständig. Er wird nicht einen Sesterz für dich bezahlen. Was nun?", fragte er, während er langsam näher kam, den Blick unablässig auf sie gerichtet. Wer ihn kannte, wusste, dass diese scheinbare Ruhe nur ein Vorspiel war, wie das leise Rumpeln eines schon zu lange ruhenden Vulkans, der ersten Rauch entließ. Seine Art von Vorspiel. Diesmal würde es keiner seiner Lupos sein, der den Ausbruch abbekam - sondern Eireann.

  • Bei den Worten des Älteren hatte Eireann auf einmal den Eindruck, als würde eine unsiichtbare Hand ihre Kehle zusammen drücken. So dass die Dunkelhaarige erschrocken zurück taumelte und Kyriakos mit großen Augen anstarrte.
    “Nein. Das.. das kann nicht wahr sein. Du lügst!“
    Zischte die Keltin mit unverhüllter Wut in ihrer Stimme. Während sie sich unwirsch eine ihrer Strähnen aus der Stirn strich. Ihre Finger hatte Eireann unbewusst zu Fäusten geballt. Während ihr Körper zum Zerreissen angespannt war.
    “Ich bin keine.. keine.. Schlampe.“
    Murmelte sie mit erstickter Stimme und presste ihre Lippen fest aufeinander. Das er sich Schritt für Schritt näherte, blieb Eireann nicht verborgen. Aber wenn sie schnell genug war und unter seinem Arm hindurch tauchte, könnte sie vielleicht zur Türe gelangen und in die ersehnte Freiheit.
    “Lass mich frei. Ich werde auch nichts verraten. Wer dich gekratzt hat.“
    Dabei deutete Eireann auf seinen Hals und schmunzelte ihm spöttisch entgegen.

  • "Wie auch, wenn ich dir die Zunge abbeiße?", fragte er. "Schließlich brauchst du sie nicht mehr. Würde ich lügen, wäre dein Herr nun hier. Es ist nicht mein privates Vergnügen, dass du in diesem Raum weilst, sondern eine rein geschäftliche Sache. Der Geizhals zahlt nicht. Du hast für mich soeben jedweden Wert verloren. Warum also nicht eine Runde spielen - auf meine Art?" Er kam so nahe, dass keine Hand mehr zwischen sie gepasst hätte.

  • Bei seinen bedrohlich klingen Worten weiteten sich Eireanns Seelenspiegel deutlich und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihr Dominus, der Furier hatte sie also im Stich gelassen? Wieso hatte er sie denn dann überhaupt gekauft? Diese Frage hatte sie ihm bereits am Sklavenmarkt gestellt. Aber dort keine zufriedenstellende Antwort erhalten.
    “Ich werde dir die Augen auskratzen wenn du mir zu nahe kommst.“
    Stellte Eireann mit einem wilden funkeln in ihren Augen klar. Denn das mit ihr nicht mehr gut Kirschen essen war, müsste der Ältere bereits bemerkt haben.
    “Vielleicht ist mein Dominus verhindert. Er wird mich hier heraus holen.
    Ob sich die Keltin mit diesen Worten selbst Mut zusprach? Könnte durchaus möglich sein, wenn man ihre Körpersprache zu deuten wusste. Denn so selbstsicher wie sie sich gab, war Eireann im Innersten rein gar nicht zu mute. Ihr Herz pochte wie verrückt in der Brust und ihre Kehle wurde trocken. Sodass die junge Keltin vernehmlich nach Luft schnappte und unwillkürlich zurück wich. Als sich der Ältere wie ein Raubtier auf sie zubewegte und sich schließlich äußerst nahe vor ihr platzierte. Instinktiv ballte Eireann ihre Finger fester zu Fäusten und drückte diese gegen seine Brust, um ihn auf Abstand zu halten.

  • Er ließ sich nicht zurückschieben, er stand da wie ein Fels. "Na los", säuselte er, "starke silurische Kriegerin. Wehr dich. Kratz mir die Augen aus. Wenn es das ist, was du möchtest. Greif an." Er neigte ein wenig das Haupt und blickte nun von oben auf sie herab. "Oder gefällt es dir, mich so nahe zu spüren?"

  • Seine Provokationen fielen auf fruchtbaren Boden. Und so stürzte sich die Dunkelhaarige mit einem wütenden, keltischen Kriegsschrei auf den Lupanarbesitzer.
    “Du wirst dir wünschen mir nie begegnet worden zu sein.“
    Knurrte Eireann mit hasserfüllter Stimme und versuchte ihrem Gegenüber tatsächlich die Augen auszukratzen. Ihre Finger hatte sie gekrümmt und hielt dann jedoch im nächsten Moment irritiert inne.
    “N... Nein.“
    Stammelte sie verwirrt. Denn die erste und einzige Person die sie bisher so nahe an sich heran gelassen hatte war Tiberios. Und bei dem Gedanken an den Alexandriner spürte sie wie ihre Kehle eng wurde. Nein. Unter keinen Umständen würde sie hier und jetzt vor dem Dunkelhaarigen in Tränen ausbrechen.
    So sammelte sich die junge Keltin und ging erneut zum Angriff über. Diesmal versuchte sie ihm das Knie in die Weichteile zu rammen.

  • Wäre Kyriakos nicht bereits auf Krawall gebürstet, hätte ihm die Rangelei sogar Spaß gemacht. Er hätte seine Freude daran gefunden, ihre Angriffe abzuwehren oder ins Leere laufen zu lassen, während sie immer wütender wurde. Daraus hätte ein nettes Spiel werden können. Doch zum Pech für Eireann war dies hier kein Spiel, auch wenn er es so genannt hatte, sondern der schiere Abbau von Wut auf Kosten eines Schwächeren. Als Eireann auf seine Augen losging, nutzte er seine größere Armreichweite. Seine Hand schnellte nach vorn. Während seine Finger sich um Eireanns Kehle schlossen, zischten ihre Fingernägel gut zehn Zentimeter vor seinen Augen wirkungslos durch die Luft.


    Dem folgenden Tritt in die Weichteile entging er nur knapp durch eine rasche Hüftdrehung, so dass Eireanns Knie ihm einen blauen Fleck auf der Hüfte verpasste. Diesen Angriff auf seine Männlichkeit nahm er persönlich. Kyriakos´ Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze der Wut, als er die Sklavin einarmig am Hals aushob. Für einen Augenblick baumelte sie mit den Füßen in der Luft, dann folgte ein Schwung und Eireann knallte rücklings auf das Bett. Zu ihrem großen Glück lag eine dicke Matratze darauf, so dass sie sich weder den Rücken brach noch den Schädel. Einen Augenblick später war Kyriakos über ihr.

  • Die Keltin wollte ihrem Gegenüber Schmerzen zufügen. Schmerzen an die er sich bestimmt auch noch in einigen Monsten erinnern würde. Und so stürzte sie sich auf den Älteren. Ihre Finger hatte sie jetzt zu Fäusten geballt. Ein gut platzierter Treffer auf die Nase würde sie innerlich um einige Zentimeter wachsen lassen und ihn winselnd den Schwanz einziehen lassen. Bei diesem Gedanken verzogen sich ihre Lippen zu einer gar mordlüsternen Fratze.


    Und so presste sie ihre Finger tatsächlich noch fester zusammen und wartete auf den richtigen Moment. Dieser Moment sollte jedoch nie erfolgen. Denn bei dem Versuch ihm die Augen auszukratzen, schnellte sein Arm ebenfalls nach vorne. Und Eireann spürte wie sich seine Finger um ihre Kehle schlossen. Verzweifelt schnappte sie nach Luft und krallte ihre Finger in sein Handgelenk, damit sich der Griff um ihre Kehle lockerte.


    Leider verfehlte ihr Knie seine Weichteile. Der Kerl hatte eine unglaubliche Körperbeherrschung. Stattdessen spürte sie wie ihr Knie gegen seine Hüfte prallte und Eireann für einige Augenblicke schmerzverzerrt das Gesicht verzog. Röchelnd spürte sie wie sich seine Finger fester um ihre Kehle schlossen. Als er sie anhob, hatte sie noch nicht einmal die Gelegenheit mit den Füßen zu treten. Da landete sie such schon auf dem Bett. Zum Glück auf der weichen Matratze. Kaum hatte sie ihren Körper wieder unter Kontrolle, bemetkte sie ihn über sich und bekam es zum ersten mal mit der Angst zu tun.

  • Es waren einige Tage vergangen, seit die Männer der Krähe das Lupanar Ganymed besucht hatten, um auf freundliche und höfliche Art und Weise den Besitzer zur Zahlung von Schutzgeld aufzufordern. Er hatte sich stur gestellt, daher wollte man heute der offenen Forderung ein wenig mehr Nachdruck verleihen.


    Babilus hatte seine Bande versammelt, alles war bereit loszuschlagen. Es war früher Abend und schon von weitem sahen sie die Stricherjungs draußen vor dem Eingang herumlungern. Jeder der zehn Räuber war mit Knüppeln und einem Dolch bewaffnet, die sie bislang unter ihrer Kleidung verborgen gehalten hatten. Jetzt kurz vorm Ganymed machte der Hauptmann ein Zeichen und jeder holte seine Waffen hervor. Einige unter ihnen trugen auch Fackeln bei sich, die sie jetzt entzündeten. Ganz auf seine Beute fokussiert blickte Babilus in Richtung Lupanar und gab dann das Zeichen.


    | Räuberhauptmann Babilus


    "Los!" Schnellen Schrittes eilten sie auf das Lupanar zu und kurz davor fingen sie auch zu rennen und zu brüllen an. Einige liefen auf die Lupos zu und begannen sie mit ihren Knüppeln zu verdreschen, während sechs andere ins Innere des Hauses vordrangen und dort ebenfalls begannen Chaos zu stiften. In der Eingangshalle und in einem Nebenraum wurden die Fackeln auf alles brennbare gehalten was zu erreichen war, außerdem wurde Öl verspritzt und entzündet, damit das Feuer noch schneller wuchs und sich durch alles in der Nähe fraß. Ohne Unterlass prügelten Babilus' Männer auf die Lupos vor und im Lupanar ein, der Hauptmann selbst hatte seinen Dolch gerade im Unterarm eines pummelig gebauten, dunkelhaarigen jungen Mannes mit äußerst langen Haaren versenkt, als Brutus zum Finale ansetzte in den immer dichter qualmenden Räumen voller höher und höher schlagender Flammen.


    | Schläger Brutus


    "Naaa ihr Tröten, habt ihr mich vermisst?" rief er laut und rammte seinen Dolch in die Brust eines jungen Lupo, der tot zusammenbrach. Schön langsam war es Zeit abzuhauen, nicht nur weil das Feuer langsam unangenehm wurde, sondern weil es wohl nur noch eine Frage der Zeit war, bis ihr kleiner Aufruhr die Urbaner auf den Plan rufen würde. Nur noch schnell eine Signatur gesetzt und dann ab durch die Mitte. Brutus schleifte den toten Lupo hin zu einer Wand und lehnte ihn in einer Sitzhaltung gegen sie. Dann tränkte er seine Finger im Blut seines Opfers und malte links und rechts von der Leiche zwei rote Schwingen an die Wand. Die Hände des Toten formte er zu einer aufgehaltenen Schale im Schoß und holte aus seiner Tasche einen blanken weißen Krähenschädel hervor. Durch seine blutigen Hände wurde dieser jedoch schnell von Blut besudelt. Brutus legte den Krähenschädel gut sichtbar in die aufgehaltenen Hände des Lupos. Damit war es getan.


    "Abzug! Zieht euch zurück! Weg hier!" rief Babilus und schon ließen die Räuber von ihren Opfern ab und ergriffen die Flucht, wie als wenn Nemesis persönlich hinter ihnen her wäre. Kurz nach dem Lupanar schon zerfiel die Räubergruppe in mehrere kleine Menschentrauben die in unterschiedliche Richtungen davonliefen und dann ihrerseits sich nochmal teilten bis sie weit genug vom Tatort weg waren und niemand mehr hinterher sagen hätte können wer wohin geflohen war.
    Der ganze Überfall hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Es gab mehrere leicht bis schwerer Verletzte, einen Toten, mehrere eingeschlagene Fenster und ein Feuer, das sich immer schneller durch die Eingangshalle und dem einen Nebenraum des Ganymed fraß.


    Sim-Off:

    Ist abgesprochen.

  • Mit den Knien rammte Kyriakos die Schenkel von Eireann auseinander. Dann senkte er seinen Unterleib auf sie hinab, um grausame Rache für die Kränkung seiner Männlichkeit zu üben. Plötzlich aber horchte er auf. Etwas stimmte nicht. Rauchgeruch, Schreie! War das Appius Furius Cerretanus, der gekommen war, um sein Eigentum zurückzufordern? Und diese verdammte Hure hatte ihn all die Zeit über abgelenkt!


    "Du Miststück, dafür wirst du bezahlen", brüllte er und schlug ihr mit der Faust von oben dermaßen in den Bauch, dass er ihr Rückgrat an den Knöcheln spürte. Dann sprang er auf und ging so schnell er konnte zur Tür - und das war überhaupt nicht schnell. Er konnte nicht rennen, er konnte nur gehen und das langsam, es schien eine Ewigkeit zu dauern. Als er die Tür aufriss, schlug ihm dicker Qualm entgegen. Im Lupanar war der Abgrund losgebrochen. Orangefarbener Feuerschein hüllte alles in tanzende Schatten und fast wäre er über Python gestolpert, der regungslos am Boden lag, den Kopf voller Blut. Er schien noch zu atmen.


    "Scheiße", keuchte Kyriakos und stieg über ihn hinweg. "Ich bring den um, der das hier getan hat! Nymphis! NYMPHIS!" Kyriakos stapfte mit eiligen kleinen Schrittchen in Richtung der lodernden Flammen, um in den hinteren Teil des Lupanars zu gelangen. Alles andere war ihm egal - auch die Tür, die er vergaß, hinter seinem Rücken wieder zu schließen.

  • Wie gelähmt starrte Eireann zu dem Älteren empor, als er ihre Schenkel gewaltsam aufdrückte.
    “Nein. Nein bitte.“
    Wimmerte die Silurerin und versuchte den Lupanarbesitzer von sich zu schieben. Doch der Ältere war zu stark für sie. Sodass ihre Bemühungen allmählich erlahmten. Und was war das für ein Geruch? Feuer? Brannte es hier irgendwo?


    “Ich.. ich kann nichts...“
    Augenblicklich wurde ihr Satz abgewürgt, als sich seine Faust wie ein Rammbock in ihren Bauch bohrte. Augenblicklich krümmte sich die junge Keltin zusammen und zog ihre Knie an den Körper. Tränen strömten aus ihren Wangen. Während sie ihr Gesicht gegen die Matratze presste und würgend nach Luft schnappte.
    “Mein Bauch.“
    Wimmerte Eireann mit erstickter Stimme und presste ihre Finger gegen ihren Bauch. Zugleich spürte sie wie sich ein stechender Schmerz in ihren Schläfen auszubreiten begann. Und so rollte sich die Dunkelhaarige zu einer Kugel zusammen und versuchte die Schmerzen ihres Bauches auszublenden.


    Von dem Tumult und der offenstehenden Tür bekam Eireann nichts mit. Zumindest noch nicht. Denn als sich dichte Rauchschwaden in das Innere des Zimmers ausbreiteten, hob sie automatisch ihren Kopf und blinzelte durch die Rauchschwaden. Vorsichtig rappelte sich die Keltin in die Höhe und rutschte auf den Boden. Während die Schmerzen in Wellen durch ihren Körper strahlten.


    “Hilfe...“
    Wimmerte die Keltin unter Schmerzen und schnappte abermals nach Luft. Schließlich kapitulierte ihr Körper und gnädige Ohnmacht umfing Eireanns Geist.

  • [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/k/abc5/18wz45/Pollux


    Irgendjemand musste sie alle hassen! Pollux und sein Bruder hatten sich mit den Eindringlingen geschlagen und wenngleich sie wehrhaft waren, hatten sie viel einstecken müssen. Sie gehörten hier zu den Ältesten, doch so unvorbereitet und unbewaffnet hatten sie einer Horde von Schlägern nichts entgegenzusetzen gehabt, so wenig wie die anderen Lupos, von denen die meisten Jünglinge und Knaben waren. Wie oft er die Knüppel abbekommen hatte, würde er morgen wissen, wenn er die Blutergüsse zählen konnte. Ihm war schwindelig, aber Castor war in Sicherheit, das war das Wichtigste. Pollux zählte die aufgebrachten Lupos durch, die zu dem brennenden Gebäude hinaufblickten, einige konnten sich nicht einmal auf den Beinen halten, die meisten waren verletzt. Das waren nicht alle!


    "Mindestens fünf Mann fehlen, einer davon ist Kyriakos", rief er aufgebracht zu Castor. "Sieh zu, dass du hier alles koordinierst, ich hole Hilfe!" Damit rannte Pollux, was seine Beine hergaben. Brandbekämpfung war Aufgabe der Vigiles, aber die Castra Praetoria lag näher an der Subura. Er würde es dort versuchen.


    [Porta Praetoria] Haupttor >>

  • Als Tribun war man ja eigentlich immer im Dienst. Andauernd wollte irgendwer irgendwas von einem, vor allem dann, wenn man selber eigentlich keine Ahnung hatte und schon fünf andere Dinge anstanden, die man eigentlich grade tun sollte. Nichts desto trotz hatte man manchmal auch frei. (Andere würden es als kurzzeitige Flucht vor den Pflichten beschreiben, da aber jeder Offizier irgendwann einmal dieses Privileg nutzte, war es wohl eher sowas wie ein genehmigter Arbeitsboykott. Wenn auch in Arbeitskleidung.)


    So oder so, Atticus hatte heute nichts weiter zu tun und war mit zwei seiner Centurionen, die ebenfalls auf Anordnung ihres Tribuns nichts zu tun hatten, und seinem Hund Pontus in der Subura unterwegs. Diese gehörte nicht zu ihrem eigentlichen Gebiet, so dass die Wahrscheinlichkeit, hier auf ihre arbeitenden Kameraden zu treffen, erheblich geringer war als in der Nähe ihrer Castra. Außerdem gab es hier wesentlich günstigere Tabernae. Sie liefen also gerade durch die Gassen auf der Suche nach dem nächsten Absacker, als Pontus mit einem Mal stehen blieb und zu bellen anfing. Es war erst ein einzelnes, lautes „Wuff“, was die Leute noch einen Schritt weiter als ohnehin schon von dem großen Molosser zurücktreten ließ. Doch direkt danach meldete er sich noch einmal. Und noch einmal.
    “He, Pontus, was ist los?“ Atticus drehte sich seinem Hund zu und ging ganz leicht in die Knie, um besser zu erkennen, was seinen treuesten Gefährten zu diesem für ihn nicht typischem Verhalten veranlasste. Er streichelte ihm leicht über Kopf und Rücken und blickte dann besorgt von dem weiter warnenden Wachhund in die Richtung, der der Apell galt.


    Und dann sah er die Rauchsäule.


    “Starax, zur nächsten Statio, die zuständigen informieren, Kleipios, mit mir.“ Sofort war er wieder der Tribun, der Befehle erteilte. Zusammen sprinteten die beiden Männer in die eine, der andere in die andere Richtung. Pontus wich ganz selbstverständlich keinen Schritt von seinem Herrn. Das war es wohl mit Freizeit heute.


    Es war nicht weit, nur zwei Straßenbiegungen, als Atticus das Desaster auch schon sah. Ein Haus brannte und das Feuer drohte, überzuschlagen. Aber noch konnte es nicht allzu alt sein, sonst sähe die dicht bebaute Straße ganz anders aus. Und noch waren keine Kameraden anwesend. “Scheiße!“ schimpfte Atticus kurz. Bei jedem Feuer in der Stadt galt der einfache Leitsatz: Wer zuerst da war, hatte das Kommando. Egal, ob er es vom Rang her haben sollte oder nicht. Bei Feuer konnte man nicht diskutieren und warten, bis ein Offizier anwesend war, oder streiten, wer nun welche Befehle geben durfte oder nicht. Und in diesem Fall hieß das wohl, dass Atticus das Kommando hatte. Scheiße



    “Kleipios, teil die Leute da ein, Wassereimerkette. Konzentriert euch auf die Nebengebäude, dass die nicht Feuer fangen, von außen nach innen!“ brüllte Atticus dem Centurio zu. Dann rannte er näher an das Feuer heran, wo ein Haufen Leute stand. Gestik und Habitus sagte ihm, dass das die Bewohner waren. Wenn man ein paar Feuer gesehen hatte, konnte man Bewohner und Schaulustige gut auseinanderhalten.
    “Ist noch wer im Gebäude?“ brüllte er über Straßenlärm und Feuer hinweg den erstbesten Mann an und betete zu Vulcanus, dass die Antwort 'nein' lauten würde.

  • [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/abez/w7v9gCastor


    "Ja", brüllte Castor, froh darüber, dass kompetente Hilfe angerückt war. Er war von oben bis unten mit Blut und Ruß verschmiert, da er zu denen gehörte, die versucht hatten, hier noch irgendetwas oder irgendwen zu retten. Allerdings war das Feuer inzwischen dermaßen angewachsen, dass es ihm zu großen Respekt abverlangte und er traute sich nicht mehr ins Innere des Gebäudes. "Mindestens vier Mann und ein Junge! Und die Kassentruhe!"


    Die entführte Sklavin vergaß er vollkommen zu erwähnen, da er zu ihr keinen Bezug hatte, genau wie zu den Kindern unterhalb von 13 Jahren, die ohnehin dauernd starben oder wegliefen. Wie viele von diesen Namenlosen gerade verbrannten oder erstickten war ihm egal. Am wichtigsten waren sein Zwillingsbruder, der gerade bei den Urbanern um Hilfe ersuchte und Kyriakos, der sie bezahlte - aber der fehlte samt der Kasse!

  • Das prasseln des Feuers weckte die Keltin aus ihrer Ohnmacht. Und mit einem leisen stöhnen öffnete Eireann flatternd ihre Augen.
    “Hilfe...“
    Wimmerte die junge Frau und versuchte sich auf die Füße zu rappeln. Alsbald setzten die Schmerzen ihres Bauches wieder ein und Eireann presste ihre Finger gegen ihren Bauch.
    “Hört mich denn niemand?“
    War es erneut Eireanns Stimme die man durch das prasseln des Feuers kaum vernahm. Die dichten Rauchschwaden vernebelten das Zimmer in dem Eireann gefangen gehalten wurde. Und so begann die Keltin erstickt zu husten. Während sie verzweifelt versuchte ihre Lippen geschlossen zu halten. Der Rauch reizte jedoch ihre Lungen und provozierte einen erneuten Hustenanfall der jungen Keltin.
    Vorsichtig versuchte Eireann einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und als sie funktionierte tastete sich die junge Frau durch den dichten Nebel zur Türe.
    “Ist da jemand? Hallo?“
    Flüsterte Eireann mit rußgeschwärzten Lippen und tastete sich langsam weiter voran. Hier musste doch irgendwo die Treppe sein. Oder irrte sie und Kyriakos hatte sie gar keine Treppe nach unten getragen?

  • Statt gegen eine Treppenstufe stieß sie gegen etwas Weiches, Heißes. Pyhton lag am Boden, die Blutlache um seinen Kopf war gewachsen. Der ehemalige Gladiator war nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Dadurch, dass er mit dem Kopf am Boden und somit unterhalb des Rauches lag, war er allerdings auch noch nicht erstickt. Um zur Treppe zu gelangen, die hinaufführte musste Eireann über ihn hinwegsteigen.

  • Leider kam nicht die erhoffte Antwort. Vier Mann und ein Junge. Scheiße...


    “Verstanden. Alle weg vom Gebäude. Du da“ Atticus deutete auf einen jungen Mann, der ihm der stabilste der Anwesenden schien. Irgendwie sah die Gruppe aus, als wäre sie in eine Schlägerei geraten und nicht in ein Feuer. “Renn die Straße entlang und alarmiere ALLE Nachbarn, mit ihren Feuerlöschutensilien zu kommen auf Anweisung der Vigiles!“ Nach dem großen Brand vor über fünfzig Jahren war per Dekret allen Hausbwohnern befohlen, mindestens Eimer und Decken oder Feuerpatschen griffbereit zu haben.
    “Und der Rest reiht sich in die Eimerkette zum Löschen ein. Los, los!“ Mit ausladenden Handbewegungen und einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ, scheuchte Atticus die versammelte Mannschaft und sämtliche hinzugekommenen Schaulustigen weiter vom Gebäude weg und in Richtung des nächstgelegenen Brunnen, wo Kleipios schon, ebenso brüllend, die Leute in Reihen einteilte und Wasser schöpfen und weitergeben ließ.
    Atticus fand sich neben ihm stehend beim Brunnen, in dessen Wasserbasin er seinen Umhang wie nebenbei warf und tränkte. “Es sind noch fünf Leute im Gebäude“ sagte er einfach nur.
    “Möge Hermes sie heimführen“, antwortete Kleipios nur und gab damit seine Einschätzung zu deren Chancen kund.
    Atticus sah zu dem brennenden Haus. Je länger es dauerte, umso unwahrscheinlicher war es, dass jemand es noch rausschaffte. “Einer ist ein Junge“, sagte er. Und schaute in den brüllenden Abyss. Er legte seinen Helm ab und neben den Brunnen.
    “Tribun, nein....“ hörte Atticus Kleipios nur sagen, als er sich seinen nassen Umhang schnappte, notdürftig um sich zog und ins Gebäude rannte.


    Hinter sich hörte er noch Pontus wie verrückt bellen, und dann nur noch die Geräusche des brennenden Hauses.

  • Taumelnd stolperte Eireann durch die Türe in die Freiheit. Prallte dann jedoch zurück, als sie gegen etwas weiches stieß. Was war das? Noch immer war der Rauch besonders dicht, während die Flammen das Gebäude mittlerweile vollständig eingehüllt hatten.
    “W... Was...“
    Murmelte die Dunkelhaarige und fokussierte den leblosen Körper vor ihren Füßen. Mit einem erstickten Schrei auf ihren Lippen wich Eireann an die Wand zurück, die sie durch den dichten Rauchnebel erkennen konnte.
    “Hilfe....“
    Schluchzte die Keltin und röchelte im nächsten Moment erneut. Ihre Augen kniff Eireann ob des dichter werdenden Rauches zusammen.
    “Bitte. Ist hier jemand? Hilfe.“
    Keuchte Eireann erstickt und taumelte zur Seite, als eine erneute Schmerzwehe ihren schlanken Körper gepackt hielt. Hechelnd schnappte Eireann nach Luft und setzte ihre Schritte vorsichtig voran. Die Treppe nach oben und taumelnd durch einen weiteren Raum. Wo war der Ausgang? Wie kam sie hier nur heraus? Erschrocken wich Eireann zurück, als ein brennender Balken von der Decke stürzte und die junge Keltin beinahe unter sich begrub.
    “Bitte...“
    Wimmerte die junge Keltin und vernahm plötzlich Stimmen. War da jemand?
    “Ich bin hier.“
    Röchelte Eireann und lehnte sich erschöpft gegen eine der erhitzten Mauern. Würde sie hier jemals lebend herauskommen oder würde das Ganymed ihr Grab werden?

  • In einem Raum brach ein Balken herunter, Funken stoben aus der Tür. Kyriakos meinte, jemanden schreien zu hören. Ah, die Sklavin, sie rief um Hilfe. Er selbst sagte keinen Mucks, um seinen Atem zu sparen und vergeudete keinen Gedanken daran, sie oder einen der Lupos zu retten. So flach wie möglich robbte er auf dem Bauch über den Boden. Dank seiner kaputten Füße, mit denen er sich nicht abschieben konnte, kam er kaum voran, er musste die Knie verwenden. Mit einer Hand zerrte er den sechsjährigen Nymphis hinter sich her, den er vollständig in eine nasse Decke gewickelt hatte. Für ihn selbst war kein Wasser geblieben. Jede seiner Bewegungen und Atemzüge war kontrolliert und auf maximale Effizienz ausgerichtet, als Kyriakos sich und den Jungen in Richtung Ausgang vorkämpfte. Ob es genügen würde, war ungewiss, aber er würde alles daran geben!

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