• Die dritte Centurie der Cohors II befand sich gerade auf dem Trainingsplatz außerhalb der Castra bei der Exerzierübung, mit der Hadamar mit seiner Einheit momentan jeden Morgen begann. Vor allem ging es darum, dass die neuen Rekruten das so schnell wie möglich drin hatten, dass sie nicht mehr nachdenken mussten – und da half nur endloser Drill. Es ging aber auch darum, aus den Männern eine Einheit zu formen. Normalerweise bestand eine Centurie ja immer aus einem Gutteil Milites, die sich schon seit Jahren kannten, miteinander trainierten, kämpften. Selbst mit der üblichen Fluktuation hatte man immer einen festen Kern, auf den man bauen konnte. Aber hier bei der XXII gab es den natürlich noch nicht, in keiner Centurie, mal abgesehen von den paar Veteranen, die sich noch von früher kannten. Und auch, wenn man sich gerade die Tirones genauso auch allein vornehmen musste, fand Hadamar es in der aktuellen Lage fast noch wichtiger dafür zu sorgen, dass die Centurie zusammenwuchs. Weshalb auch die Veteranen, die das eigentlich nicht mehr nötig hatten, bei der täglichen Exerzierübung dabei waren.


    Dort traf einer der Läufer auf sie und informierte Hadamar. „MILITEEES, IN AGMEN VENITE!“ brüllte der, noch bevor der Läufer weg war. Die Milites, gerade am anderen Ende des Platzes, machten unter Kommando des Optios kehrt und marschierten zurück.
    „STATE“, brüllte der Optio, als sie bei Hadamar angekommen waren, der die Reihe durch ging und die ein oder andere Haltung mit Hilfe der Vitis korrigierte, bevor er wieder nach vorne kam und das Kommando gab: „AEQUATIS PASSIBUS – PERGITE!“
    So marschierten sie im Gleichschritt zu dem Platz, wo der Appell stattfinden würde, und nahmen dort Aufstellung. Nicht alles lief reibungslos – während der Optio vorneweg ging und den Schritt vorgab, nutzte Hadamar die Gelegenheit auch hier korrigierend einzugreifen, wo es nötig war. Auf dem Platz angekommen übernahm Hadamar wieder die Spitze und führte seine Centurie in einem Bogen an ihren Platz nach der ersten und zweiten Centurie. „MILITES! VENITE, ACIEM DIRIGITE!“ Diesmal war es der Optio, der dafür sorgte, dass alle korrekt ausgerichtet waren. „STATE!“
    Ein letzter Blick auf die Centurie, dann marschierte Hadamar zum Pilus Posterior, salutierte und machte Meldung: „Cohors II, Centuria III, angetreten wie befohlen“, bevor er wieder Aufstellung vor seiner Centurie bezog.

  • Was für ein Geschrei. Das war etwas was Spurius Aponius Albus, Legionär der III. Centurie am meisten nervte. Immer dieses Geschrei. Ständig hatte man Angst etwas falsch zu machen und dann von diesen verdammten Offizieren noch mehr angebrüllt zu werden,...bestenfalls. Die Grundausbildung hatte er bei der Leg.II gemacht. Die schlimmsten drei Monate seines Lebens.

    Er hatte das Gefühl danach hatte er sein Altes Ich, wie eine Schlange durch Häutung abgelegt.

    Sein gemütliches Leben endete schlagartig. Oh, sein Vater hatte ihn noch gewarnt, ihn aber dann voller Stolz ziehen lassen, denn ihm war der Dienst unter den Adlern versagt geblieben. Ein Unfall hatte sein Bein halb lahm gemacht.

    Dies und sein Idealismus hatte Albus dazu gebracht nun als einziger Sohn dem Imperium zurückzugeben was sich die Familie dank seines Schutzes in der Provinz nahe Borbetomagus hatte aufbauen können.

    Als es dann hieß die II. würde nach Britannia verlegt werden, an suche aber Freiwillige für neu aufzustellende XXII überwog sein Heimweh seine Abenteuerlust.

    Uns jetzt? Stand er hier, zwei Jahre im Dienst und ließ sich anbrüllen. Vorn, im ersten Glied, links außen...war sein Platz, direkt neben diesem rothaarigen Duccierschreihals. Er mochte den Typen nicht. Provinzadel,...unglaublich von sich eingenommen und immer fleissig mit seinem verdammten Stab. Was dachte er was wir sind? Maultiere?

    Albus starrte einfach geradeaus. Sicherlich würde er bald wieder angebrüllt werden und wissen was zu tun war.

  • Festus hatte einige Mühe seine I. Centurie antreten zu lassen. Die meisten seiner Männer waren Evocatii viele Immunes, die ihre Aufgaben in den unterschiedlichsten Bereichen des Castellums versahen.

    In der Fabrica, der Principia, dem Valetudinarium, dem Magazin...

    Wenngleich sie von Wachdiensten befreit waren, so bedeutete ein Appell auch für sie anzutreten.

    Das Gute daran war, daß man Veteranen nicht mehr allzuviel Disziplin beibringen musste. Sie hatten sich für einen weiteren Dienst unter dem Adler gemeldet und wußten worauf es ankommt.

    Als die letzten, aber noch im Zeitrahmen kamen sie an, richteten sich ohne viel Getöse perfekt aus und standen bereit, die Augen geradeaus gerichtet.

  • Sextus Cossutius Bellutus, Primus Pilus der XXII. stand auf einer kleinen Anhöhe , von welchem die Offiziere üblicherweise den Truppen bei ihren Übungen zusahen.

    Bellutus stand ruhig und betrachtete das organisierte Getümmel vor ihm.

    Neben ihm stand mit undurchsichtlicher Miene Pilus Posterior Servius Terentius Gratus. Er war der Kommandeur dieser II. Cohorte und ihm gefiel kaum was er sah.

    Bellutus war etwas nachsichtiger. Die II. Cohorte war nicht die I. Cohorte. Noch befanden sie sich im Zeitfenster.

    Gratus knurrte unwillig. Am liebsten hätte er losgebrüllt, doch das wäre ihm kaum bekommen. In Anwesenheit des Primus Pilus wurde nicht gebrüllt, da wurde die Wut heruntergewürgt und nachher Vergeltung für die Schmach geübt. Oja...Gratus verfügte über ein ganzes Arsenal von Vergeltungsmethoden. Den Luschen würde das Wasser im Arsch kochen.

    Endlich meldete auch der letzte Ceturio vollzählige Anwesenheit. Eisige Blitze trafen ihn aus Gratus´Augen. Er wußte wohl was die Zeichen bedeuteten.

    Bellutus nickte ihm zu und seine Stimme klirrte über den Campus, zerschnitt die Luft wie ein Peitschenhieb und drang ins Mark eines jeden Einzelnen Mannes vor ihm.

    II. Cohorte,...der Primus Pilus!

    Bellutus trat ein wenig vor und betrachtete die vier Centurien. Mit einem Nicken erlöste er sie aus der Starre.

    II. Cohorte...movemini!

    Es erklang jenes typische Geräusch wenn hunderte Männer in Rüstung sich plötzlich und kurz bewegten.

    Legionäre! In einigen Tagen wird in einer feierlichen Zeremonie der Adler der XXII und das Imago durch unseren Caesar überreicht. Die II. Cohorte wird für die Dauer des Aufenthalts des Caesar die Wache übernehmen.

    Was eine gewaltige Herausforderung darstellte, denn neben dem Castellum und dessen Aussenanlagen musste auch das Castrorum Mattiacum auf der anderen Rhenusseite bemannt sein, Tag und Nacht.

  • Die Meldung machte Hadamar nicht nur beim Terentius, sondern auch beim Cossutius, den Primus Pilus der XXII – den er von der XV und ihrer Reise hierher bereits kannte. Ähnlich wie den Terentius schätzte er ihn als harten Hund ein, dem man so schnell nichts vormachen konnte. Erfahrung mit einer quasi Doppelcenturie hatte er zudem in der letzten Zeit in Satala auch schon sammeln können, wo er eine ganze Zeitlang für zwei Centurien verantwortlich gewesen war.


    Bei dem flüchtigen Moment der Meldung wirkte der Terentius... unzufrieden. Seine Miene verriet nichts, dafür schienen seine Augen zu lodern. Aber wenn ein Gewitter kam für die Einheiten, ließ sich das jetzt sowieso nicht mehr verhindern, also half es auch nichts, sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen. Hadamar begab sich als zu seinem Platz zurück und wartete ab, was der Anlass des Appells war, und nur ein paar Momente später, als die letzte Centurie Position bezogen und ihr Centurio Meldung gemacht hatte, trat erst der Pilus Posterior vor, kündigte den Primus Pilus an und entließ die Cohors aus ihrer Starre, bevor Cossutius begann zu sprechen. Und was er sagte, sorgte bei dem ein oder anderen Tiro für glänzende Augen. Es war zwar mitnichten ein Geheimnis, dass der Caesar in Mogontiacum weilte, auch dass er den Adler der XXII im Gepäck hatte und überreichen würde nicht, aber die Nachricht, dass es jetzt bald so weit war, machte ein paar der Jungspunde aufgeregt. Bei den meisten waren es nur eben jene glänzenden Augen, die plötzlich leuchteten – ganz anders als die der Veteranen, denen bewusst war, was die Ankündigung eigentlich bedeutete: verdammt viel Arbeit und Zusatzschichten für die II. Cohorte. Bei ein oder zwei der Tirones drohte aber tatsächlich ein wenig Unruhe aufzukommen, und bevor sich das ausweiten konnte, sorgte Hadamar mit einem Schnalzen der Vitis dafür, dass sie sich daran erinnerten, wo sie hier waren – was trotz des Auflösens der strammen Haltung von ihnen erwartet wurde.

  • Festus nickte leicht. Die meisten seiner Männer waren Immunes und ohnehin vom Wachdienst befreit

    Daß der Caesar hier auftauchte schmeckte ihm weniger. Das bedeutete Mehrarbeit, zumindest solange der Gute sich hier nicht häuslich niederlies. Doch erst einmal kommen lassen. Es wurde nichts so heiß gegessen wie es gekocht wurde.

    Er würde sich nachher noch mit dem Primus Pilus zur Besprechung treffen.

    Alles gut. Entspannt wartete er auf weitere Ankündigungen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!