Die Societas Veneris beim täglichen Werk

  • Immer wieder traf man Iulia Stella als Magistra der Societas Veneris auch um die verschiedenen Tempel der Venus an. Dort half sie immer, wenn es ihr möglich war, beriet junge Frauen und half mit Arbeiten aus, welche gerade nötig waren.


    Auch heute war ich wieder da und ich hatte wieder eine ganze Gruppe junger Frauen um mich, welche entweder echtes Interesse an der Societas hatten, oder irgend etwas sonst wissen wollten und froh waren, nicht einen Mann fragen zu müssen.

  • Aglaja hatte sich vorgenommen Rom gut kennen zu lernen. Jeden Tag besuchte sie ein neues Gebiet und scheute sich auch nich die große Anzahl der Tempel auf zu suchen. Auch wenn der Glaube dort dem ihren widersprach. Sie gehörten nn einmal zu Rom wie das Wasser des Tibers. Nichts wünschte sie sich aber sehnlicher, dass Rom dereinst mit mit so vielen Gotteshäusern bereichert würde. Der Weg dorthin würde allerdings lang und schwer werden, dessen war sie sich bewusst.

    Jetzt stand sie da und beobachtete ein Frau, die sie schon einige Male gesehen hatte. Was diese da allerdingd machte und warum so viele Frauen mit ihr sprachen wusste sie nicht. Neugierig trat sie näher.
    Aglaja lächelte sie freundlich aber fragend an. Direkt zu fragen hielt sie nicht für ratsam. So wartete sie darauf mehr durch die Gespräche der Anwesenden zu erfahren.

  • Seit ihrer Hochzeit waren nun schon ein paar Wochen ins Land gezogen. Mittlerweile hatte Valentina sich auch unter den Bediensteten des neuen Hausstandes bewähren können. Sie hatte gelernt, mit strenger aber immer noch viel zu gütiger Hand, die Aufgaben der Sklaven zu überwachen. Unter ihrer Leitung gab es ein paar kleinere Änderungen über die nicht jeder sofort begeistert war, doch mittlerweile hatte auch der letzte Skeptiker begriffen, dass sie als Domina nicht ganz so konservativ war, dennoch dafür sorgte, dass alle immer versorgt waren.

    Ihren Mann versuchte sie auch zu unterstützen wo es nur ging und sie suchte ihn am Abend, so oft er es ihr gestattete, auf. Meistens jedoch redeten sie dann nur während sie beieinander lagen. Valentina wusste von dessen Geheimnis, schon bevor sie ihn heiratete. Dennoch hatte sie gehofft, dass sie einen Weg finden würden auf dem sie sich irgendwann treffen konnten.

    Deswegen hatte sie sich heute zu den Tempeln begeben. Ihre ägyptische Sklavin folgte ihr wie ein Schatten und diese trug auch den Korb mit den Opfergaben, die Valentina bereit war für ihren Wunsch zu leisten. Sie wünschte sich von der Göttin der Liebe, dass ihr Mann sie wenigstens hin und wieder so lieben konnte, wie es ein Ehemann für gewöhnlich tat. Den Wunsch eigene Kinder zu bekommen, hatte sie trotz allem noch nicht aufgegeben.

    Dort angekommen war, wie zu erwarten ein großer Andrang und da die junge Quintilia niemand war, die sich schnell in den Vordergrund drängte, wartete sie bis die Gruppe Frauen, die sich vor ihr zusammen geschart hatten, den Weg freigeben würden.

  • Die Gruppe Frauen um mich herum war etwas grösser heute als sonst. Ich hatte keine Ahnung warum, doch selbst wenn, dann würde es mich nicht stören. Rund um die Tempel war immer viel Platz, so dass jemand, der zu den Tempeln wollte dies auch konnte. Trotzdem kamen immer wieder neue Frauen dazu. Es wurde geredet und getrascht, gelacht und diskutiert. Das Hauptthema heute schienen Ehen zu sein, die aus welchen Gründen auch immer, nicht so vollzogen wurden, wie es oft gewünscht oder erwartet wurde. Dies konnte viele Gründe haben.


    Eine Ehe wurde meist nicht aus Liebe geschlossen, sondern weil sie beiden Familien Vorteile brachte. Entsprechend wurden viele Ehen nicht gelebt und sowohl Ehemann wie Ehefrau lebten ihre Liebe oder Sexualität anderweitig aus. Zum Schutze der Frauen hatte schon Kaiser Augustus ein Gesetz erlassen, welches es den Ehemännern verbot, ihre Frauen ohne deren Zustimmung vor der Mittagsstunde in deren Gemächern aufzusuchen. Schlief man also in getrennten Zimmern, so war es sowohl dem Mann, wie auch der Frau möglich, "Gäste" zu empfangen. Da der Mann üblicherweise vor der Mittagsstunde das Haus für die Arbeit verlassen musste, war es der Frau möglich, ihren "Gast" entlassen zu können, ohne erwischt zu werden. So konnte der pater familias sie nicht wegen Untreue bestrafen.1


    Es konnte auch sein, dass ein Mann gar kein Interesse an Frauen hatte, oder dass die Ehe bloss geschlossen wurde, um dem Gesetz Genüge zu tun, was am Ende dasselbe Resultat hervorbrachte. Oder, oder, oder.

    Am Ende stand immer eine Ehe, welche nicht gelebt wurde und sehr oft eine Frau, die gerne Kinder hätte, um ihren Mann glücklich zu machen und die Familie zu sichern.


    Ich sprach den betroffenen Frauen Mut zu und versuchte sie zu verstehen, auch wenn ich selbst in einer glücklicheren Ehe lebte.


    Sim-Off:

    1) Ein winziger und oft übersehener Teil der augusteischen Ehegesetze, welcher weniger die Frauen schützen sollte, als die Zahl der Verfahren wegen "Ehebruchs" niedrig halten sollte. Ehebruch meinte damals nicht Sex mit einem anderen Partner, sondern ganz konkret Sex mit einem anderen VERHEIRATETEN Mann. In einer Zeit, in welcher es weder effektive Verhütungsmethoden noch Vaterschaftstests gab, war die Treue der Frau die einzige "Garantie" für die legitime Abstammung eines Kindes, auch wenn diese Treue bloss Illusion war.

  • Noch immer hatte Aglaja nicht wirklich durchschaut was die Frau da machte. War sie eine Wohltäterin und bot den Frauen ihre Hilfe an oder gehörte sie zu einem Glauben den sie nicht kannte? Hier gab es so viele, für sie unbekannte Götter. Sie bezweifelte oft genug, dass die Römer sie selber alle kannten.

    Sie schaute die Frau an, welche in ihrer Nähe war. Sie war mit ihrem Gefolge gekommen und brachte bestimmt Opfergaben mit. „Entschuldige bitte, ich bin neu in der Stadt, wer ist sie? Was verbreite sie für eine Botschaft und von welcher Gottheit?“

    Erschrocken über ihrer Kühnheit hielt sie inne. War das jetzt zu aufdringlich oder neugierig? Aglaja war verunsichert. Manchmal wusste sie hier in Rom nicht weiter. Zu Hause hatte sie immer frei und offen Reden
    können, doch hier? Sie hatte gehört, überall wären verkleidete Soldaten, welche die Menschen beobachteten und belauschten. Hoffentlich war das jetzt kein Fehler gewesen.

  • Trotz des Kommens und Gehens um mich herum war ich dennoch ziemlich aufmerksam und konnte mir manchmal gut merken, wenn eine Person länger blieb. Das war auch hier so. Eine junge Frau fiel mir auf, welche schon länger in den hinteren Reihen stand und ab und zu scheinbar eine Frage an andere stellte.


    Entschuldigung, du! Ja, du da. Mein Name ist Iulia Stella, Magistra der Societas Veneris. Du stehst nun schon lange in den hinteren Reihen und siehst zu. Hast du eine Frage, mit welcher ich dir helfen könnte? fragte ich sie freundlich.

  • Ein wenig verlegen, obwohl kein Grund vorlag, strich Aglaja sich eine vorwitzige Locke aus ihrer Stirn. „Nun ich fragte gerade nach deiner Funktion und Aufgabe hier. Wie du dir sicher denken kannst bin ich neu hier in Rom. Entschuldige mein Name ist Aglaja. Was ist oder besser welche Aufgabe hat eine Magistra der Societas Veneris? Mit welcher Gottheit hängt das zusammen?“ Allmählich wurde siie unsicher, sie spürte, dass sich inzwischen viele Blicke auf sie gerichtete hatten. Nirgendwo auf ihrer reise hatte sie sich so unwohl bei einer Ansammlung von Menschen gefühlt. Sicher lag es an den Geschichten die man sich überall von der Christenverfolgung in Rom erzählte.Trotz der aufglimmenden Furcht hatte sie nicht vor ihren Glauben zu verleugnen.

  • Die junge Frau wirkte sehr unsicher. Ob dies von ihrer Fremdheit in Rom kam oder einen anderen Ursprung hatte, konnte ich nicht wissen. Hilfsbereit wie ich war, konnte ich bloss ehrliche Antworten geben und ich fühlte mich umgeben von derart vielen Menschen gleicher Gesinnung auch sehr wohl.


    Die Societas Veneris dient der Göttin Venus. Sie steht für die Liebe zwischen Menschen. Unsere Aufgabe als Societas ist es, die Menschenliebe zu fördern, Gutes zu tun und dazu natürlich auch die Tempel und Feste der Göttin unterhalten zu helfen.


    Die Antwort erschien mir logisch und klar. Doch ob jemand der nicht aus Rom kam dies ähnlich sah, konnte ich nicht wissen. Daher sah ich die junge Frau erwartungsvoll an.

  • Erstaunt hob Aglaja die Augenbraue, das hatte sie jetzt nicht gerade erwartet. Gab es so etwas in Rom wirklich. Da sprach eine Frau in Rom von der Liebe. Mehr noch der Menschenliebe. Über das was ihr, Aglaja am wichtigsten war. Das wichtigste was Jesus Christus ihnen mitgegeben hatte die Liebe zum Nächsten. Ganz im Gegensatz zu dem was sie bisher nicht nur in Rom gehört aber auch leider oft gesehen hatte.

    „Die Menschenliebe, die liebe zu anderen, allen Menschen halte ich auch für das allerwichtigste. Wenn alle Menschen sich lieben würde, gäbe es keine Gewalt. Nichts Böses würde mehr auf der Erde herrschen, wir brauchten kein Militär und es gäbe keine Kriege mehr. Was für ein wundervolles Leben würden wir Menschen haben.“

    Voller Enthusiasmus kamen ihr die Worte über die Lippen. Fast schon erschrocken über sich
    selber strich sie die vorwitzige Locke aus ihrer Stirn. Hoffentlich war ich nicht zu voreilig mit meinen Worten dachte sie. Obwohl wir doch den gleichen Grundgedanken haben.

  • Meine kurze Ausführung hatte die junge Frau offensichtlich bewegt, denn nun begann sie, zuvor noch so scheu und zurückhaltend, beinahe zu sprudeln.


    Nun ja, also so weit gehen wir hier nicht. Es geht um kleine Schritte, Dinge die jede von uns tun kann. Das Militär ist Sache der Männer. Da mischen wir uns nicht ein. Auch politisch vertreten wir keine Meinungen und begehen keinerlei politische Handlungen. Wir handeln nur dort wo und so wie es die Göttin von uns verlangt, jede für sich oder als Gemeinschaft, so gut es jeder von uns möglich ist.


    Irgendwie hatte ich das Gefühl, bei der jungen Frau schwinge noch eine andere Ebene mit, aber um dies zu beurteilen oder gar abschliessend festzustellen, musste ich natürlich mehr erfahren. Dies wiederum war nur in einem Gespräch möglich.

  • „Selbstverständlich“, ist es Sache der Männer, vollendete sie im Geiste, was auch nicht?
    Etwas eigensinnig und aufgebracht sprach Aglaja weiter. „Alles ist Sache der Männer, des Militärs des Kaisers! Wer nur hat aber bisher erlebt, dass sie sich zur Liebe zu ihrem nächsten bekannten. Die Welt wird ist erst besser, wenn gerade die es verstehen und und es zeigen.“
    Brüsk wandte sie sich ab und verschwand in der Menge. Verärgert über ihr überkochendes Temperament schalt sie sich selber zu gerne hätte sie noch mehr über die Arbeit dieser Frau erfahren, doch sie musste vorsichtig sein, denn wer wusste schon wer zu dieser Frau gehörte, wessen Eheweib sie war.

  • Leicht brüskiert von dem Anfall der jungen Dame, oder zumindest äusserst erstaunt, auf eine solche Art und Weise einfach stehen gelassen zu werden, brachte ich zuerst einige Sekunden gar nichts heraus.


    Dann jedoch zuckte ich mit den Achseln und drehte mich wieder denjenigen Frauen zu, welche ein Interesse hatten sich mit mir zu unterhalten und nicht gleich bei der ersten Meinungsverschiedenheit davonliefen.

  • Schweigend und mit verborgener Neugier hatte Valentina der Unterhaltung der beiden Frauen gelauscht. Ihre Sklavin stand hinter ihr, schweigend und so regungslos wie eine Statue. Überrascht über den plötzlichen Gefühlsausbruch der Einen, trat auch sie einen Schritt zurück, als diese sich einen Weg durch die Menge bahnte.
    Als die Erklärende nun wieder alleine war, wagte Valentina sich nun vor. "Entschuldige bitte, ich kam nicht umher der Unterhaltung von eben zu folgen. Kannst du mir auch helfen? Du hast erklärt, die Societas Veneris dient der Göttin Venus und steht für die Liebe zwischen Menschen. Kann man das auch auf die Liebe zwischen zwei Menschen beziehen? Denn ehrlich gesagt bin ich aus diesem Grund hier um Venus um ihren Beistand zu bitten." Sie deutete hinter sich auf ihre Sklavin dem dem Korb voller Opfergaben.

  • Eine nächste Frau, die ich ebenfalls bereits zuvor bemerkt hatte, die sich jedoch bis anhin im Hintergrund gehalten hatte, trat auf mich zu, als ein etwas ruhigerer Moment eintrat. Sie entschuldigte sich dafür, mitgehört zu haben, doch wir waren ja in der Öffentlichkeit und daher waren meine Gespräche offen für Zuhörerinnen. Ihre Kleidung, ihr Wunsch der Göttin zu opfern und die hinter ihr gehende Sklavin liessen eine Römerin vermuten. Dass ich die Dame von irgendwo kannte, merkte ich, doch ich wusste gerade nicht mehr woher.


    Salve! Bitte, entschuldige dich nicht. Unsere Gespräche hier sind öffentlich und daher kann jeder oder jede mithören, die das möchte. Die Liebe zwischen Menschen kann auch durchaus die Liebe zwischen zwei Menschen bedeuten, jawohl. Auch diese muss gepflegt werden, denn sonst verfliegt sie. Die Göttin gibt Liebe, aber sie nimmt sie auch wieder, wenn sie merkt, dass diese nicht gepflegt wird. Daran ist nichts Falsches, aber es ist schade und traurig, da wir es oft selbst in Händen haben, die Liebe am Leben zu halten.


    Ich würde niemals jemanden fragen, was denn genau das Problem sei. Der Mut, die Entscheidung, über ein genaues Problem zu sprechen, musste von den Betroffenen selbst ausgehen.

  • Aufmerksam hörte Valentina ihrer Gegenüber zu. Obwohl sie eine Bürgerin Roms war, hatte sie sich das Verhalten so manch anderer Römerin nicht aneignen können. Vor einiger Zeit wurde sie deswegen sogar mal verdächtigt diesem neuartigem Kult, diesem Christentum anzugehören. Eine sehr üble Nachrede, gegen die sie sich vehement wehrte, denn die Quintilia verehrte die römisch Götter. Aus keinem anderen Grund war sie heute hier. Als die Magistra ihr gegenüber allerdings erwähnte, dass man Liebe auch selbst am Leben halten musste, nickte die Blonde etwas nachdenklich. Es war ihr anzumerken, dass es ihr nicht leicht fiel darüber zu reden aber wenn sich ihr nun schon die Gelegenheit bot, wollte sie diese auch ergreifen. Also kam sie noch einen Schritt näher um ein gewisses vertrautes Umfeld zu schaffen und ihre Stimme, trotz des Lärms der sie umgab, nicht all zu viel erheben zu müssen.

    "Ist es vermessen die Göttin auch darum zu bitten eine Liebe, die es nicht gibt, in etwas zu verwandeln, dass diesem am nächsten kommt? Es wäre mein sehnlichster Wunsch, doch auf keinen Fall möchte ich sie zornig stimmen."

  • Das Gespräch wurde vertraulicher, der Abstand zwischen uns Frauen kleiner und die Lautstärke geringer, doch die Frage war deutlich und in ihrer Bedeutung zwar unklar, doch gleichzeitig auch eindeutig.


    Ich kann nicht behaupten genau zu wissen, was die Göttin verärgert und was nicht. Doch als vermessen würde ich einen solchen Wunsch nicht bezeichnen. Jeden Tag kommen hunderte junge Mädchen zu diesen Tempeln und bitten um die Liebe eines Mannes, den sie toll finden, der jedoch in keiner Art und Weise zu ihnen passt oder deren Familien einer solchen Verbindung niemals zustimmen würden. Auch diese Wünsche sind nicht vermessen und ich habe noch nie erlebt, dass die Göttin deswegen aktiv zürnt.


    Die Göttin hatte derart viele unterschiedliche Gestalten und Facetten, dass es vermutlich unmöglich war, sie mit einer simplen Bitte zu erzürnen, denn jede Form der Liebe hatte irgendwo die korrekte Ansprechstelle.


    Auch dort wo eine Liebe noch nicht gewachsen ist, oder nur als Samen vorhanden ist, wird die Göttin bestimmt dafür sorgen, dass sie wachsen und gedeihen kann. Die Sorge für genügend Nahrung und Wasser obliegt jedoch uns Menschen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Liebe nicht immer auch in körperlicher Art gezeigt werden muss. Es gibt viele Formen der Liebe und die körperliche ist bloss eine davon.


    Langsam kam in mir eine Erinnerung hoch, woher ich die Frau kannte, doch ich schwieg dazu, denn hier ging es nicht darum wer sie war, sondern was sie wissen wollte.

  • Aufmerksam hörte Valentina ihrer Gegenüber zu. Vor allem als diese davon sprach eine Liebe dort wachsen lassen zu können wo eigentlich keine vorhanden war. Nachdenklich sah sie zur Seite weg. Serapio würde sie nie lieben können wie einen anderen Mann. Er hatte sogar darum gebeten einen Jüngling hinzukommen zu lassen, als er einmal mit ihr bereits das Bett geteilt hatte.

    Die junge Quintilia stimmte all dem zu, denn sie liebte diesen Mann, dass hatte sie von Anfang an. Wohlwissend, dass sie das nie in dieser Form zurück bekommen würde. Er legte ihr die Welt zu Füßen und überhäufte sie mit Geschenken. Eines davon stand ein paar Schritte hinter ihr, denn auch die ägyptische Sklavin war von ihrem Mann für sie auserwählt worden. Und da die Sklavin ihrer Sprache größtenteils mächtig war, hatte sich zwischen den beiden Frauen ein gutes Verhältnis entwickelt.

    Er tat wirklich alles für sie, nur lieben, dass würde er sie nie können. War das, was die Magistra meinte? Liebe gab es in vielen Formen. Die Blonde lächelte kurz. "Das schon, allerdings ist es der einzige Weg um Nachwuchs zu bekommen." Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, weil ihr bewusst wurde wie unpassend diese Worte waren. "Verzeih bitte." Fügte sie dann an. Sie fürchtete jetzt nicht die Götter, sondern eher die Rednerin erzürnt zu haben, weil sie auf ihre erklärenden Worte so reagierte.

    Im Anschluss glitt ihr Blick zum Tempel empor. "Danke für deine Hilfe. Nun kann ich es wagen meine Bitte vorzutragen."

  • Stella war zwar überrascht über die Worte, welche ihrer Gesprächspartnerin in diesem Moment so unverblümt über die Lippen kamen, doch sie war es sich gewohnt genau dieses Thema in unterschiedlichster Form mit anderen Frauen zu besprechen. Da sie jedoch nicht wusste, weshalb die Dame sich ob ihrer eigenen Worte erschrak, hielt sie es für Scham.


    Schäm dich deiner Worte nicht. Ja, es ist richtig, dass es für Kinder einer körperlichen Gemeinschaft bedarf. Doch dies muss nicht zwingend eine Form der Liebe sein. Es gibt so viele Paare, die eine Ehe eingehen, weil es ihren Familien Nutzen bringt und nicht weil sie sich lieben. Auch diese Paare wollen Kinder haben, damit die Familie weiterlebt. Der Geschlechtsakt kann im besten Fall Freude bereiten und Liebe zeigen, doch die Realität lehrt mich, dass dies nur selten der Fall ist. Viel öfter ist es eine gemeinsame Entscheidung für die Erhaltung der Familie, ein Dienst, kein Geschenk. Doch diesen Dienst erweisen wir, und auch die Männer, der Göttin und ihr Geschenk ist im besten Fall ein männlicher Erbe.


    Stella war dieses Thema schon längst nicht mehr fremd. Auch wenn sie selbst das Glück hatte, einen Mann zu haben, der sie auch auf diese Art liebte, so wusste sie, dass dies ein ganz spezielles Geschenk war, das nicht alle Frauen kannten.

  • Irgendwie klangen die Worte ihrer Gegenüber ziemlich nüchtern. Dennoch hörte Valentina aufmerksam zu und nickte hier und da als Zeichen, dass sie verstand. Eine Verbindung mit Serapio war einzig und alleine ihre Rettung gewesen, denn von ihrer Familie war sonst so gut wie niemand mehr vorhanden. Sie wäre einsam und verarmt untergegangen, hätte er sich ihrer nicht erbarmt. Sie nahm ihn dafür so wie er war, mit all seinen Vorlieben.

    Es könnte Freude bereiten. Bei dieser Aussage, seufzte die junge Quintilia ohne es direkt zu bemerken. Ihrem Ehemann war es wohl eher eine lästige Pflicht als irgend eine Art von Freude, wenngleich er wusste, dass ein Nachkomme auch sein Ansehen stärken würde. Valentina war bereit ihm diese Pflicht zu erfüllen. Doch dazu musste er sie auch hin und wieder aufsuchen. Einmal hatten sie es bereits versucht, da lag ein weiterer Jüngling mit ihnen im Bett. Doch es sollte beim Versuch bleiben, denn sie hatte in dieser Nacht nicht empfangen.

    Gerne hätte sie ihre Gegenüber gefragt, wie man die Lust eines Mannes erwecken konnte, der eigentlich keine Frau neben sich liegen haben wollte. Doch sie durfte das Geheimnis ihres Gemahls nicht verraten und so blieb ihr nichts weiter übrig als noch einmal über die Worte nachzudenken. "Danke für deine Offenheit. Nun weiß ich ein klein bisschen besser damit umzugehen." Auch wenn das nur die halbe Wahrheit war. "Um der Göttin Opfer darzubringen, bin ich heute hier." Vielleicht konnte sie ja doch wenigstens so etwas wie vorübergehendes Interesse bei ihrem Ehemann entfachen. Vielleicht wenn er nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war? Plötzlich hatte sie eine Idee, doch es war verwegen. Valentina sah sich um, um keine ungeliebten Mithörer zu haben. "Darf eine Frau bei diesem Dienst auch ungewöhnliche Mittel anwenden um ihren Mann von sich zu überzeugen? Berauschende Mittel zum Beispiel?"

  • Die nun folgende Frage schockierte Stella innerlich, denn sie hatte noch nie darüber nachgedacht, Liebe gegen den Willen einer anderen Person aufzuzwingen und nur dazu konnte sie sich vorstellen, dass man berauschende Mittel nutzen müsste. Sie liess sich jedoch nichts anmerken und antwortete so offen und ohne zu werten wie möglich, jedoch ebenso leise wie ihre Gesprächspartnerin:


    Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Die Aufgabe der Societas Veneris ist es, Liebe zu verbreiten. Nur die Göttin selbst kann entscheiden, welche Mittel sie in einem speziellen Fall für angebracht und erlaubt anerkennen will und wo die Grenze zur aufgezwungenen Handlung liegt. Du möchtest der Göttin opfern, dann wird sie deine Frage sicherlich aufnehmen und dir hoffentlich eine Antwort geben, oder zumindest einen Weg aufzeigen.

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