Ausbildung des Caius Furius Merula

  • Ungeduldig kam vom Cornicularius: „Nein ihr eben nicht ihr beliebt noch. Ich habe mich doch nicht so undeutlich ausgedrückt.“ Zufrieden grinsend kam von ihm: "Nun klopft euer Herz ganz schön? Dann legt eure Hand auf dieses klopfen und dann *oculos vostros ad sinistram!“
    Mit dem Blick zur linken Seite und der Hand auf der linken Brustseite ließ er sie erst einmal stehen. „Das ist eure Herzseite, die linke Hälfte eures Körpers. Wir alle wissen es gibt Menschen die Schwierigkeiten haben, links und rechts zu unterscheiden. Für einen Soldaten Roms ist das aber kein Zustand. Dadurch können verhängnisvolle Fehler auftreten, die anderen oder euch sogar das Leben kosten können. Ich vermute eure Haupthand, Schreibhand oder wie immer ihr es nennt ist die rechte Hand.

    Nun: oculos ad prosam! Linke Hand runter rechten Arm vorstrecken und oculos ad dextram! Wenn es euch hilft prägt euch ein links -Herz, rechts schreiben. Ob dies eine Hilfe für euch ist müsst ihr selber feststellen, vielleicht habt ihr noch eine bessere Hilfestellung für euch, doch bekommt es in den Griff. Wo immer ich euch in Zukunft begegne kommt der Befehl, oculos vostros ad sinistram! Oder oculos ad dextram! Ihr könnt auch eure Kameraden bitten euch zu helfen. Jetzt aber ab zu den Lagerthermen"


    Sim-Off:

    *Die Augen links! **Augen rechts!

  • Hören war die eine Sache, das Gehörte glauben eine andere. Allerdings gingen sie nicht in eine Therme, sondern Merula und sein Kamerad bekamen eine Extralektion. Merula legte entsprechend der Anweisung seine Hand auf die Brust und verschob sie aus der Mitte ein wenig nach links, wo er den Herzschlag am heftigsten spürte. Es ertönte das Kommando, den Blick nach links zu richten. Er hörte die Erklärung, Herzseite, linke Seite, fühlte in sich hinein und prägte sich den Zusammenhang ein. Da er sich Hilfe versprach, hörte er genau zu, nachdem er die linke Hand gesenkt und die rechte vorgestreckt hatte. Die meisten Handgriffe erledigte Merula mit rechts. Er merkte sich diese Hand im Zusammenhang mit dem Schreiben und der Bezeichnung rechts. Ein schüchternes Lächeln umspielte seinen Mund.

    Sie würden also zukünftig auf die Probe gestellt werden, aber besser während der Ausbildung als im Einsatz.

    "Vale Cornicularius Octavius." Sie sagten es im Chor und gingen anschließend zu den Lagerthermen. Merula wusste nicht, ob der Corni mitkam, daher hatten sie sich sicherheitshalber schon verabschiedet. Vieles war noch nicht durchsichtig genug und die Routine fehlte.

  • RE: Die Lagerthermen


    Wie befohlen hatten die vier Probanten mit ihren Strafrunden begonnen als Octavius eintraf. Diesmal lief er selber nicht mit sondern beobachtete sie nur. Mit der Anwendung des Optiostabes verschonte er sie heute noch, in Zukunft würde dies nicht mehr geschehen. Mit allerletzter Kraft und mehr schlecht als recht schafften sie die letzten Liegestützen. Sie krochen nach dieser Aktion förmlich zu ihren Unterkünften.

    …………………………………


    Am nächsten Morgen stand der Cornicularius schon früh auf dem Exerzierplatz, weil er keineswegs den Einzug der Helden verpassen wollte. Bei ihrem heran schlurfen, schmunzelte er bei der Frage, die
    er sich selber stellte. Ob die je wieder einen Befehl missachten werden?

    Nach der üblichen Begrüßung und den Standard Auflockerungen gab es neue Befehle: "Probati State!" * „Pergite aequatis passibus! Ja in der Marschordnung laufen immer sechs Mann nebeneinander“, fügte er nach kurzem zögern hinzu, bei der er ihre Unsicherheit der beobachtete. „state!“, hallte es laut und gleich danach: * „aequatis passibus! **laevum, laevum, laevum, laevum……“

    Tja und da war es wieder, das Problem rechts links. „state!“ brüllte Frugi. „Nacheinander jeder alleine einmal laevum Jeder der es nicht richtig machte bekam den Optiostab auf dem Oberschenkel zu
    spüren.
    „Und noch einmal „Pergite aequatis passibus! laevum, laevum, laevum, laevum……“ Es war noch immer nicht pervekt und so kam von Octavius: „Reißt euch zusammen sonst gibt es zwei Schläge auf den Oberschenkel. "Und noch einemal „Pergite aequatis passibus! laevum, laevum, laevum, laevum……“

    Am Ende des Platzes kam ****“ad dextram!“





    Sim-Off:

    *In Kolonne antreten! **Links, Links, Links....***Im Gleichschritt! **** Rechts schwenkt!

  • Die Nacht verlief ohne Unterbrechung, daher stand Merula am Morgen erfrischt auf. Es blieb sogar Zeit für ein Frühstück, bevor er in die Kleidung schlüpfte und mit den anderen zum Exerzierplatz schritt. Sie stellten sich vorschriftsmäßig auf, grüßten und absolvierten anschließend das Übliche an Auflockerung.

    Die neue Lektion bestand aus Marschübungen, aber dieses Mal nicht in Reihe, sondern in Kolonne. Durch das Erlebnis in der Therme fühlte er sich mehr denn je durcheinander, wenn es um rechts oder links ging, daher patzute er auch beim ersten Versuch. Er glaubte, nur wegen ihm mussten alle anhalten und sich einzeln beweisen. Er merkte sich *Schreibhand links* und patzte erneut. Der Optiostab landete auf seinem Oberschenkel und da Merula dünne Beine besaß, spürte er den Schlag bis zum Knochen.

    Also doch *Schreibhand rechts*? Er versuchte es beim nächsten Mal auf diese Weise und wie ein Wunder, es stimmte, aber er humpelte. Er trat immer beim Kommando Links auf das linke Bein und wurde immer sicherer. Nur beim Rechtsschwenk stutze er kurz, holte aber mit einem schnellen Schritt wieder auf, bis er mit allen gleich lief.

  • Das mit dem Schlag auf den linken Oberschenkel hat wohl für heute funktioniert dachte Frugi. Mal schauen wie es morgen aussieht. Und weiter erscholl das „ laevum, laevum, laevum….“ sowie das „ad dextram“ an jeder Ecke, Runde um Runde. Der Cornicularius immer hinter ihnen her, bis er irgendwann merkte, dass ihr Kräfte nachließen. *„consistite!“ erklang das erlösende Wort. Probati, morgen in Marschausrüstung antreten, jetzt * „Abite“


    Sim-Off:

    *Halt! ** Wegtreten!

  • Die Umsettzung der Kommandos klappte besser, aber die Ausführung des Marschierens ließ nach, weil Merula verstärkt humpelte. Er schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, als nach unzähligen Runden das Kommando Halt und anschließend Wegtreten erscholl. Marschausrüstung hörte er noch, als der morgige Tag besprochen wurde, dann wandte er sich Richtung Baracken. Er schlich mehr als dass er ging. Als er in der Unterkumft ankam, steuerte er auf seine Pritsche zu, ließ sich hineinfallen und rührte sich nicht mehr. Irgendwann rückte das Murmeln der Kameraden in den Hintergrund und Merula fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem er am nächsten Morgen erst aufwachte. Wenn er weitere Mahlzeiten ausließ und die körperlichen Anforderungen blieben oder sogar stiegen, würde er sicherlich dünner werden, aber noch besaß er genügend Kraft, auch wenn das Bein schmerzte.

  • Nach der üblichen morgendlichen Begrüßung, die eigentlich schon recht gut klappte, betrachtete Octavius seine Triones. „Ich weiß, gestern das war hart, das härteste was ihr bisher kennen lerntet, doch glaub mir das
    Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Als ihr vorhin hier hin geschlurft seit, sah ich, wie sehr es euch gestern geschafft hat, darum gebe ich jedem jetzt die letzte Gelegenheit wem das zu zuviel ist, zu anstrengend, zu hart wird, der kann jetzt gehen.“

    Nach dieser kleinen Ansprache, sah er jeden einzelnen fest an. Ihnen die Möglichkeit zu der Entscheidung offen haltend rief er: „Nun denn eine Runde cursim!“ consistite!“, war die Erlösung doch dann „„Pergite aequatis passibus! laevum, laevum, laevum…..,“

    Drei Runden und das mit Marschausrüstung, war für heute genug. Zwei hinkten mittlerweile schon ganz schön.
    „consistite!“

    „Für heute fast genug. Ihr geht in eure Unterkunft legt die Marschausrüstung ab, begebt euch zu den Lagerthermen und nehmt ein warmes Bad, am besten lockert ihr euch gegenseitig zwischendurch die Muskeln auf. Untersteht euch dort nicht auf zu kreuzen, der dies wagt lernt schlimmeres als fünf Runden laufen kennen. „Abite!“

  • An diesem Morgen spürte Merula alle Knochen, nicht nur den, der ein dickes Veilchen trug. Der Muskelkater hatte ihn im Griff, aber es nützte nichts, wenn er bummelte, erwartete ihn Ärger auf dem Exerzierplatz. Also raffte er sich auf und schlurfte zum heutigen Stubenkoch, von dem er eine Schale Puls in die Hand gedrückt bekam, die er restlos auslöffelte. Auf dem Weg zum Exerzierplatz funktionierten die Beine bereits flüssiger. Er trat an, grüßte mit: "Salve, Cornicularius Octavius!" und lauschte der Ansprache ihres Ausbilders. Dabei vergrößerten sich seine Augen, dermaßen staunte er. Auf keinen Fall würde er es sich anders überlegen, denn schließlich hatte er einen Eid geschworen. Unwillkürlich straffte er sich noch mehr, bevor er sich in Bewegung setzte. Er spürte während dem Laufen, wie sich die geplagten Muskeln erwärmten und es dauerte nicht lange, da konzentrierte er sich auf die Befehle und vergaß den Muskelkater. Am nächsten Morgen würde er ihn wieder plagen, aber für solche Gedanken blieb später noch Zeit. Einzig das Hinken verriet, dass nicht alles bei Merula in Ordnung war. Das abschließende Kommando zum Halten entlockte ihm ein erleichtertes Seufzen. Er fühlte sich wie ausgelaugt. In seiner Vorstellung gehörten die Thermen nicht zum Ausbildungsprogramm, aber so langsam keimte der Verdacht auf, dass sie dazu dienten, die Blessuren zu mildern und geschundenen Muskeln brauchbar zu halten.

    "Jawohl Cornicularius Octavius!" Die Bestätigung kam voller Inbrunst, weil sich merula auf warmes Wasser und ohne von einer Rüstung behangen zu sein sehr freute.

  • Zur Abwechslung war der Cornicularius am nächsten Tag später als seine Probanten erschienen. Alle waren vorbildlich schon in Linie angetreten und die morgendliche Begrüßung lief wie immer ab. „Tiro Patulcius *nuntio!“

    Erschrocken fuhr der angesprochene zusammen, ehe er begriff. Haltung annehmend stotterte er zu Anfang: „Cornicularius Octavius Frugi ….wie befohlen ..ohne Marschausrüstung angetreten.“ „Gut das nächste mal bei der Meldung einen Schritt vortreten. Tiro Furius was kannst du uns über die Corhorte Urbanae erzählen?


    Sim-Off:

    * Meldung


  • Nachdem Merula gestern lange abgewartet hatte, traute er sich endlich doch in eine Wanne, weil er annahm, er befand sich in der Freizeit und nicht mehr im Training. Er behielt Recht, denn der Corni traf viel später ein und machte keinerlei Anstalten, etwas von seinen Tirones fordern zu wollen. Zufrieden ließ sich Merula tiefer in die Wanne gleiten, schloss die Augen und döste vor sich hin. Am Abend folgte ein erholsamer Schlaf, sodass er am Morgen frisch, erholt und motiviert auf dem Exerzierplatz erschien.

    "Das ist bestimmt ein Test", mutmaßte er, als zwar alle Tirones, aber kein Ausbilder zu sehen war. "Lasst uns schon mal aufstellen." Lieber einsatzbereit abwarten als herumgammeln, dachte er bei sich und behielt Recht.

    Nach der Begrüßung und der Meldung, die korrigiert wurde, kam aus heiterem Himmel eine Wissensfrage auf Merula zu, die ihn gänzlich unvorbereitet traf. Er rührte sich nicht, oder dachte dies zumindest, aber er irrte. Der Schreck ließ ihn erzittern und die Augäpfel hervortreten. Er schluckte, dann bemühte er sich, das Hirn in den Arbeitsmodus zu versetzen.


    "Das, die." Er räusperte sich und wurde rot. "Wir sind eine der drei Stadteinheiten?" Keine Frage, er wusste das, endete aber trotzdem mit einer angehobenen Stimme, weil er nicht einschätzen konnte, was genau der Corni wissen wollte. "Vier Kohorten? Kommandant ist der Praefectus Urbi?" Er geriet ins Stocken. Nach einer Pause fuhr er fort. "Wir patroillieren in Rom, aber auch im Umland von einhundert Meilen. Haben Waffen dabei, obwohl in Rom normal niemand Waffen tragen darf. Dienstzeit beträgt zwanzig Jahre." Er grinste verlegen, weil er das wusste. Natürlich hatte er sich nicht beworben, ohne die Eckdaten seiner Verpflichtung zu kennen.

  • Frugi musste sich ein Schmunzeln unterdrücken, als er die Röte im Gesicht des Furius aufsteigen sah. Zu gut erinnerte er sich an sein erstes herumgestottere und sein rot aufleuchtendes Problem. Heute noch sprürte er manchmal das Drohen eines aufleuchtendes rot.

    „Genau, nur nicht so zögerlich, einfach drauf los reden, wenn es falsch ist, na und? Selbst aus Fehlern lernt man. So Mädels und mal wieder ein wenig Bewegung.“ Jetzt griemelte er in sich hinein, er wusste wie empört sie jetzt waren, diese Anrede mochte keiner. „ad sinistram! Probati in agmen venite! Pergite cursim! Erst einmal drei Runden.“ Der Cornicularius lief mit ihnen und begann wie schon einmal. „Wenn ihr euch erinnert, in der Formation Marschkolonne laufen nebeneinander Mettius? Richtig sechs. Vielleicht ist es dem ein oder anderen schon bekannt, dass eine Cohors 500 Mann stark ist und aus sechs centurien besteht.Eine Centurie gliedert sich in zehn Contubernia, davon ist jedes jeweils acht Mann stark. Wer hat das sagen in einem Contubernia Epidius? Genau der Ranghöchste oder Dienstälteste. Welche Aufgabe ihr dabei habt, erwähnte ich schon. Kochen, putzen usw. Über der Centuria kommt das Manipel und über dem Manipel, die Cohors. Bei den Legionen ist der Aufbau ganz genauso. Allerdings besteht eine Legion aus zehn Kohorten und jede Kohorte gliedert sich in sechs Centuriae mit Ausnahme der ersten! Die besteht aus fünf Doppelcenturien, macht also neunundfünfzig. Genug für heute denkt dran irgendwann fragt wer euch danach. So noch eine Runde Wettlauf und dann geht es ans marschieren.“

    Bald ertönte wieder das gleichmäßige laevum, laevum….zum Marschtritt.

    Nach der dritten Runde kam: „State! in aciem venite! Jetzt noch etwas für eure Arme ab Morgen werdet ihr mir dankbar dafür sein. Und alle mitzählen dreizig Liegestützen. I II III IV V VI …..

    *surgite! und abite!"


    [simoff ]*Aufstehen [/simoff]

  • Es erleichterte Merula zu hören, dass es nicht schlimm war, wenn er etwas Falsches sagte. Nur das Schämen konnte ihm niemand abnehmen, daher eignete sich Merula nicht als Vorturner. Er gehörte zu den Stillen. Allerdings sollte aus dem Jüngling irgendwann ein Mann mit Selbstbewusstsein werden, so dachte er, und bis dahin musste er abwarten.

    Motiviert ging es links herum. Während Merula losmarschierte und kurz darauf in den Laufschritt fiel, hörte er zu, was der Corni zu berichten hatte. So herum gefiel ihm die Ausbildung: zuhören und jemand anderer erklärte. Laufen fiel ihm schon immer leicht, selbst das schmerzende Bein fand er erträglich.

    Der Ranghöchste hatte das Sagen, eigentlich ganz logisch und leicht zu merken. Weiter ging es Schritt für Schritt. Der Muskelkater ließ nach, nur das Bein wurde nicht besser. Es benötigte wohl noch ein paar Tage. Anschließend merkte sich Merula die genannten Zahlen. Weil es so viele waren, ließ er die Legion einfach weg. Das fiel sicher nicht auf.

    Die letzte Runde Laufen lag hinter ihm, als er wieder in das Marschtempo fiel. Sein Atem ging schnell, aber nicht lange. Merulas Kondition sorgte stets für ein baldiges Abflachen der Atmung. Nach dem Kommando state stellten sie sich in einer Linie auf. Etwas seltsam fand Merula die Aussage, dass er für dreißig Liegestütze dankbar sein sollte, denn Dankbarkeit erwies er gegenüber anderen Dingen, aber wie das Laufen bereiteten Liegestütze kaum Probleme, wenn er einmal davon absah, dass sie ausgeruht leichter fielen als nach vielen Exerzierplatzrunden.

    Am Ende fiel das Aufstehen nicht mehr ganz so leicht, aber das Wegtreten umso mehr. Wieder ein Tag geschafft und Merula fand, es lief gut.

  • Eigentlich hatte Octavius eine andere Übung vorgesehen, doch dafür schienen ihm die jungen Männer noch nicht bereit, deshalb hatte er sich kurzfristig um entschieden. Er stand am Eingang des Exerzierplatzes und
    empfing den ersten Tiro, Patulcius mit dem Befehl alle in ihre Unterkünfte zurückschicken und mit angelegtem Gladius zurückzukehren.

    Nach dem antreten wie befohlen und der Begrüßung hörten die Tirones zur Wiederholung jetzt die Befehle

    „oculos ad dextram! - oculos vostros ad sinistram! - oculos ad prosam! Zufrieden nickte der Cornicularius. „Zum aufwärmen drei Runden laufen. Cursim! Und fangt mir ja nicht an die Ecken rund zu machen, wie ich das gestern bei einem sah, das gibt extra Runden“, rief er ihnen hinter her.

    Schon kam das „in aciem venite!“ Aufmerksam schritt Octavius die Reihe ab und kontrollierte ob das Gladius richtig angelegt worden war. „Heute beginnt die eigentliche Ausbildung. Sie wird hart sein, doch dies dient nur eurem Wohl. Ihr sollt für den Kampf in den Straßen aber auch für das Feld gerüstet sein. Vielleicht denkt ja der eine oder andere, was weiß denn DER. Der sitzt doch nur hinter seinem Schreibtisch, doch Irrtum Mädels. Der hat hier seine Ausbildung gemacht, war einige Zeit in Germanien in der Legio, wo er mit einen Aufstand der Germanen niederschlug. Zurück in Rom kehrte er nochmal nach Germanien zurück und verbrachte Wochen verwundet bei den Barbaren, die ihn gesund pflegten und zur Ala zurück brachten. Ihr seht also, DER weiß was Kampf bedeutet.
    Wie ihr bestimmt schon wisst unterscheidet sich der Dienst in der Stadt erheblich von dem bei der Legio Eure
    Hauptwaffen werden Gladius, Scutum und eure Fäuste sein. Wir fangen heute mit dem Gladius an, für das Ringen seit ihm mir noch nicht bissig genug
    So aber genug geredet, jetzt erzählt Cloelius etwas über die Handhabung des Gladius."

    „Der Gladius ist eine Schlag und Stichwaffe und wird an der rechten Hüfte getragen. Grund dafür ist, dass sich in einer engen Kampfformation das Schwert nicht sehr gut von der linken Seite ziehen lässt. In einer geschlossenen Formation sind zudem praktisch keine ausholenden Hieb- und Schlagbewegungen möglich, so dass der Gladius vornehmlich dazu eingesetzt wird, den Gegner mit gezielten Stichen ins Gesicht oder auf den Oberkörper zu töten. Offiziere, die nicht in der geschlossenen Formation stehen, tragen den Gladius links." Frugi hob erstaunt die Augenbrauen, der hatte das wohl schon auswendig gelernt.

    „Eigentlich ist das Gladius eine Stichwaffe. Ihr öffnet eure Deckung so wenig wie möglich und stecht blitzschnell zu. Sonst war die Antwort völlig in Ordnung. Ihr tragt das Gladius an eurer rechten Seite, das ist
    richtig. Nun führt mir vor, wie ihr es zieht!
    Gladios stringite*!"


    Sim-Off:

    *Zieht blank!

  • Der Ausbildungstag begann mit eienr Überrschung, denn sie sollten ihre Schwerter holen. Hätte Merula das am Vorabend schon gewusst, läge eine weitgehend schlaflose Nach hinter ihm, aber die unnötige Aufregung blieb ihm erspart und er konnte erholsam schlafen. Als er seinen Gladius holen ging, hüpfte sein Herz schneller, aber zum Glück blieb wenig Zeit, sich Szenarien auszumalen. Er eilte mit den anderen zum Exerzierplatz zurück, stellte sich auf und grüßte.

    Alles begann mit eienr Augenübung und dem obligatorischen Runden zum Aufwärmen. Merula nutzte das Laufen zum Aufwärmen, denn konditionell fand er sich fit. Der Gladius schlenker an seiner Seite, daher legte er die rechte Hand darauf, was das Laufen ein wenig erschwerte.

    Erneut angetreten lauschte Merula dem Corni, der aus seiner Vergangenheit erzählte. Es erstaunte ihn, was ihr Ausbilder alles erlebt hatte und sein Respekt, den er auch vorher schon besaß, stieg. Merula hörte zudem heraus, dass Urbaner auch in fremde Regionen entsandt wurden. Das motivierte ihn ein Stück mehr, das Kämpfen mit dem Gladius bestmöglich zu erlenen, weil er gerüstet sein wollte. Den Hinweis auf ein späteres Ringen überhörte Merula geflissentlich, weil er, wenn es um Kraft ging, meistens unterlag.

    Zu Merulas Glück musste dieses Mal jemand anderer Auskunft über sein Wissen geben. Cloelius erschien sicher und offensichtlich stimmte bis auf eine Winzigkeit alles, weswegen sich Merula im Notfall an ihn wenden könnte, falls er Antworten suchte.

    Schließlich folgte der Befehl, den Gladius zu ziehen.

    Zum Glück stand niemand vor und hinter ihm, denn beim ersten Zug nach oben ging das Schwert nicht vollständig aus der hölzernen Lederscheide, aber der Arm konnte auch nicht höher, sodass Merula schräg nach hinten zog. Beim zweiten Ruck hielt er es in Bauchhöhe nach vorn gestreckt.

  • *„gladios condite! Wie einige, nein eher ihr alle bemerkt habt, ist es gar nicht so einfach das Gladius mit einer einzigen flüssigen Bewegung schnell aus seiner Scheide zu ziehen und ihr werdet es noch sehr oft ben müssen. Nicht nur hier, sondern auch in euren Unterkünften. Achtet aber darauf, dass ihr nicht zu

    schwungvoll herangeht sonst haut ihr noch euren Nachbarn. Schaut her ich versuche es euch langsam zu zeigen. Nur ein Stück weit anheben, damit ihr es dann richtig fassen und ziehen könnt. Das Ganze muss
    schnell gehen. Deshalb solltet ihr es bei jeder Gelegenheit üben.“

    Zuerst zeigte der Cornicularius es langsam, um das ganze dann blitzschnell vorzuführen. „Ihr müsst eure Waffe imer gut festhalten damit ihr sie nicht verliert. Stellt euch vor das würde euch im Kampf passiere, wie sehr wäre es zu eurem Nachteil. Beides Waffe und Scheide sollte immer sehr gepflegt sein, das verringert
    auch die Gefahr, dass sie hängen bleibt. Ihr übt das jetzt fünfmal.“

    Aufmerksam beobachtet Octavius seine Schützlinge, die sich redlich Mühe gaben. Er hatte das Gefühl einen Mustergültigen Wurf mit ihnen erhalten zu haben. Es gab keinen Wirr- oder Tollkopf unter ihnen, von
    Aufmüpfigkeit war auch nichts zu spüren. Für ihn waren sie einfach zu brav. Er befürchtet sie würden im Ernstfall versagen und damit habe ich ein Problem, dachte er. Ich muss mir unbedingt etwas überlegen.

    „Für den Anfang recht ordentlich, aber wie gesagt üben, üben. Jetz legt ihr euren Gladius vor euch ab und dann in aciem venite! *Retro!

    Patulcius und Epidius jeweils fünf Schritte nach rechts. Furius und Obsidius jeweils fünf Schritte nach links.
    Jetzt haben wir drei Paare, die sich nun so hinstellen, dass sie ihrem Partner gegenüber stehen und nun trainieren ihr eure Standfestigkeit. Überkreuzt eure Arme wählt ein Standbein und hebt das andere an und
    nun hüpft ihr auf euer Gegenüber zu mit dem Versuch ihn zu Fall zu bringen. Die Sieger bleiben stehen und die verlieren machen zehn Liegestützen. Dann das ganze wiederholen fünfmal und los!."


    Sim-Off:

    *Schwerter in die Scheide! **Kehrt!

  • Merula sah genau hin, als der Corni das Schwertziehen vormachte. Dabei stellte er fest, dass er den Arm unnötig verrenkt und sich selbst behindert hatte. Er nahm sich vor, in seiner Freizeit zu üben, denn er wollte keinesfalls der Letzte sein, der diese elementare Handhabung beherrschte. Zunächst übten sie aber hier und Merula konzentrierte sich auf sich, bevor er rechts und links die Fortschritte der anderen begutachtete. Er schnitt im Vergleich nicht schlecht ab, war aber weit entfernt davon, Bester zu sein. Es klappe mal aus Zufall, dann wieder nicht. Zum Glück musste er bei fünf Versuchen kein Meister darin sein, und halbwegs zufrieden folgte er dem Befehl, den Gladius abzulegen.

    Obwohl Merula ein klugfes Köpfchen war, verstand er die nächste Aufgabe nicht auf Anhieb. Er beobachtete die anderen Paare, bevor er sich Obsidius zuwandte. Sein Trainingspartner wog mehr als er, was allerdings nichts Außergewöhnliches bedeutete, denn kaum jemand konnte schmaler als Merula sein. Das Gleichgewicht zu halten, stellte noch kein Problem dar, aber er traute sich kaum, auf Obsidius zuzuhüpfen, weil er die Niederlage kommen sah. In wenigen Sätzen sprang ihn der andere an und Merula kippte um. Er löste die gekreuzten Arme und fing sich mit ihnen ab.

    Während Merula als Strafe für die Niederlage zehn Liegestütze machte, rechnete er aus, dass bei fünf Rundgängen er insgesamt fünfzig Liegenstütze machen musste. Das überstieg seine bisherige Höchstleistung, aber er rechnete nicht damit, eine Runde zu gewinnen. Immerhin trainierte er die Armmuskeln, was nicht schaden konnte. Der Gladius wog auf Dauer schwer.

    Nach Runde vier schwächelte Merula, denn die Liegestütze nahmen ihm noch mehr der ohnehin nicht reichlich vorhandenen Kraft. Seine Arme zitterten beim letzten Liegestütz, dann kam er mühsam auf die Beine.

    "Warte ab, man!" Er wollte erst einmal durchatmen, bevor er erneut zu Boden ging. Da Obsidius kurzen Prozess machen wollte, wurde Merula sauer. Sie befanden sich hier nicht im Krieg, also konnte der andere Erbarmen zeigen, aber der tat es nicht. Siegessicher hüpfte er auf Merula zu, der vor lauter Wut letzte Kräfte mobilisierte und den anderen mit der Schulter rammte. Das entsprach nicht der Regel, aber vielleicht sah es keiner. Die Vorfreude auf den vollständigen Übungssieg ließen Obsidius nachlässig werden, er strauchelte, Merula schubste ihn nochmal an und der Kamerad fiel.

  • Interessant, dachte der Cornicularius, genauso wie ich es erwartet hatte. Die Jungs haben noch keine Durchsetzungskraft. Es mag daran liegen das sie zu vorbildlichen Römern erzogen wurden, die stets bemüht sind dem Vater, der Familie zu gefallen oder aber sie hatten nie nötig sich um irgend etwas in ihrem Leben je bemühen zu müssen, alles viel ihnen in den Schoß. Doch damit ist hier Schluss! Das werden sie gleich auch zu hören bekommen. Doch dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht. Sie einer an, da packte doch einen die Wut und er hat es wirklich geschafft. „Consistite!“ Bellte er los. „Probati in aciem venite!“

    In einigen Augen sah er etwas wie Ärger oder Triumph aufleuchten, andere senkten, verlegen, beschämt den Blick. „Triones ich denke, ihr alle habt heute eine Erfahrung gemacht, eine der Erfahrungen mit der Jungen auf der Straße groß werden schon früh machen. Um zu überleben muss man darum kämpfen und sich durchsetzen, denen ist es egal zu welchen Mitteln sie dabei greifen. Wenn ihr im Kampf auf der Straße und im Feld überleben wollt dann, könnt ihr nicht lange überlegen ob das, was ihr vorhabt regelkonform abgeht. Ihr müsst jede winzige Möglichkeit die ihr seht ergreifen. Der Feind der euch gerade gegenüber steht, der scheut das nicht, der ergreift jede Chance. Bei einem von euch habe ich wirklich gesehen, wie bei seinem Letzten Versuch, endlich der Wille durchbrach, wie etwa der Gedanke, mit mir nicht mehr. Gut gemacht Furius. Ihr habt jeder fünf Gegner, in der nächsten Zeit will ich, dass ihr noch gegen die restlichen vier antretet. Damit komme ich zu dem morgigen Tag und erwarte, das ihr euch vorbereitet, ihr habt alle ältere Kameraden in euren Baracken. Ihr erscheint mit Gladius und Scutum. Und nun abite!“

    Er beobachte noch wie seinen Schützlinge die Schwerter aufhoben anlegten und den Platz verließen.

  • Während Obsidius die geforderten Liegestütze absolvierte und sich anschließend aufrappelte, konnte sich Merula erholen. Sein Atem ging wieder ruhig, er spürte, wie sich seine schlappen Muskeln lockerten, und er konnte sich ohne Groll in Linie aufstellen. Er vermerkte bei sich, dass Kameradschaft im Zweikampf nicht zählte. Er betrachtete diese Erfahrung als Lehre und wollte nicht nachtragend sein, denn sein Übungspartner wäre im Ernstfall der Feind, der auch keine Rücksicht nehmen würde.

    Mit anderen Worten hörte er die eigene Erkenntnis auch vom Corni, was ihm bestätigte, dass er in seinem Resümee richtig lag. Als er sogar gelobt wurde, schlich sich in das ansonsten durchweg ernste Gesicht ein zaghaftes Lächeln. Er rüstete sich innerlich, um in den nachfolgenden Zweikämpfen von Beginn an ohne Skrupel vorzugehen. Er wollte keinen verletzen, aber Schubsen war nicht schlimm.

    Beim Abtreten fragte er sich, wofür der Hinweis auf die älteren Kameraden diente. Sollte er heute mit denen üben als Vorbereitung? Und was, wenn die nicht wollten?


    Am nächsten Tag

    Nachdem sie gestern die Schwerter nur zum Exerzierplatz und wieder zurückgetragen hatten, hoffte Merula heute auf deren Einsatz. Beim Handtieren vor Tagen fiel ihm allerdings auf, dass das Holzding stündlich schwerer wurde. Das Schild flößte ihm ebenfalls Respekt ein, weil es erhebliches Gewicht besaß. Beim Marsch zum Exerzierplatz trugen sich beide weitgehend leicht, aber ob er das Schild korrekt hielt, musste sich noch erweisen. Er traf ein, stellte sich mit den anderen auf und grüßte.

    "Salve, Cornicularius Octavius!"

  • Schon bei der Ankunft auf dem Exerzierplatz, sah Octavius, die Tirones trugen ihr Scutum vorschriftsmäßig mit dem Trageriemen auf der Schulter. Nach der Begrüßung fing er gleich an: „So schön mit Gladius und Scutum ausgerüstet proben wir doch gleich wieder, aequatis passibus! Und laevum, laevum …“ Der Cornicularius sah genau das heimliche Augenrollen von zwei Triones. „Epidius und Mettius, irgendwelche Einwände?“ „Nein Cornicularius“, kam es erschrocken von den beiden. Nach drei Runden kam bestimmt die Erlösung, wie sie dachten. „State! in aciem venite!“ Nach dem die Linie ordentlich ausgerichtet war fing Octavius an: „Ich hatte euch eine Aufgabe aufgegeben nun denn, Furius was kannst du mir zum Thema Scutum erzählen?“

  • Der Tag fing an wie jeder andere: antreten, grüßen, die üblichen Runden marschieren, dann anhalten. Dann jedoch nahm er eine unerwartete Wendung und wieder schreckte Merula zusammen und stand im Mittelpunkt, was er nie wollte. Ausgerechnet er, der gestern den Hinweis auf die älteren Kameraden nicht verstanden hatte. Für Momente stand sein Mund offen, danach kniff er die Lippen zusammen, sodass sie nahezu blutleer wurden. "Sc, Scutum", stotterte er. "Unser Schild, mein Schutz." Er überlegte angestrengt, was es noch zu sagen gab, denn wieder war er nicht vorbereitet. "Der Buckel ist dort, wo ich auf der anderen Seite meine Hand habe. Das Ding ist insgesamt schwer. Der Riemen drückt auf die Schulter." Kein Wunder, bei Merula polsterten weder Muskeln noch Speckschichten ab. Mehr fiel ihm nicht ein, daher blickte er beschämt zu Boden.

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