Schmiede des Curtunus Laris - Dolches Schneide

  • - Irgendwann vor einigen Monaten -


    Eine der ersten Adressen der Stadt, wenn man sich eine hochwertige und dazu noch wirklich schöne Klinge gönnen wollte, das war der etruskische Schmied Curtunus Laris. Am Fuße des Quirinal unterhielt er ein elegantes Geschäft, direkt neben seiner Schmiede. Er präsentierte dort Messer und Dolche, Klingen größeren Formates gab es nur unter dem Ladentisch.

    Auf samtigem Leder gebettet lagen die schimmernden Schätze. Ich schlenderte durch den Laden und musterte sie, halb suchend, halb müßig. Es waren herrliche Stücke darunter. (Natürlich hätte ich auch in der Schmiede der Castra praetoria etwas in Auftrag geben können, doch ich suchte etwas besonderes, und herumsprechen sollte es sich auch nicht.)
    Curtunus hatte mir bereits die ein oder andere hervorragende Klinge angefertigt, unter anderem mein Prunk-Gladius, das ich nur bei Paraden trug. Er war sündhaft teuer, aber als Soldat sollte man doch wirklich nicht an der Qualität der Waffe sparen.


    Mein Blick blieb an einem raffinierten Konstrukt hängen: ein Messer zum Aufklappen, das zudem noch einen Zahnstocher und einen Ohrreiniger integriert hatte, und der Griff ließ sich zum Löffel verlängern. Faszinierend, doch nicht das was ich suchte.

    Ein aufmerksamer Sklave fragte nach meinen Wünschen, und ich ließ mir die Jagdmesser zeigen, nahm das ein oder andere in die Hand, zögerte bei einem gut ausgewogenen Dolch mit kunstvoll als Pantherkopf gestaltetem Knauf. Aber nein, doch noch immer zu gewöhnlich... Er hingegen war alles andere als gewöhnlich, und die Gabe sollte seiner würdig sein!


    Ich verlangte den Schmiedemeister Curtunus selbst zu sprechen. Er kam, von einem starken Geruch nach Rauch begleitet, ein knorriger Mann, stets mit Filzkappe.
    Nach kurzem Austausch von Höflichkeiten erklärte ich ihm was mir vorschwebte:
    "Ein Jagddolch, etwa eine Elle lang, gerade, beidseitig geschliffen, hochwertigster Stahl. Der Griff..."
    Ich ließ mir von meinem Custos Pelias einen Kasten reichen und öffnete ihn, zeigte Curtunus das imposante Hirschgeweih, das darin lag.
    "Für den Griff, nimm Material von diesem Geweih."
    Er besah es sich, nahm es und prüfte es kundig.
    "Ja, das ist machbar."
    "Der Knauf als Pantherkopf. Und eine Einlegearbeit im Griff, und zwar ...-"
    "Dafür ist das Horn zu spröde." unterbrach er mich bedauernd. "Die Klinge hingegen kann ich mit einem geätzten Motiv gestalten."
    "Gut... als Motiv zwei Satyren auf Hirschjagd. Wohlgestalte Satyren, keine plattnasigen Silenen... einer soeben den Speer schleudernd, einer den Pfeil abschießend, der Hirsch sich aufbäumend.."

    Curtunus nahm eine Tabula und begann zu skizzieren.
    "Ja, so etwa. Der Speerwerfer ruhig noch etwas athletischer... Und auf der Rückseite das Motiv eines Labyrinthes..."


    Es war Hybris, den Augenblick unseres Frevels festzuhalten, ihn zur Schau zu stellen... doch Kyriakos - nicht allein seine Anwesenheit, auch der Gedanke an ihn, ja, allein das Wissen um seine Existenz - erfüllte mich mit leichtsinniger Kühnheit. Jedwede Reue war vertane Zeit in einer Welt, in der der exquisite Spartaner mir zugetan war.


    Curtunus strichelte und zeichnete, so lange bis ich zufrieden war und ich gab vertrauensvoll den Dolch in Auftrag, machte eine beträchtliche Anzahlung. Die Anfertigung würde eine ganze Weile dauern, doch da mein Satyr auf Reisen war... wohin und wie lange, das wusste ich nicht... musste ich mich wohl oder übel sowieso in Geduld üben.
    Wenn der Dolch fertig ist, dann wird er bestimmt zurück sein... dachte ich bei mir, als könne ich es Kraft meiner Gedanken erzwingen.

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